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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030526012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903052601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903052601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-26
- Monat1903-05
- Jahr1903
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.-L.PU!»r »o. ».o. t.1). i.0. l.0 ät«> s.ll. i. 0 ».0. M.OP.U«! w.6j>.L> t.0 l.0. l.0. 1.0 l.0. l. o »o. l.0. N»I> »nv». V«!- e«II ÄL^l Bezug-»Preis in d«r Haaptexpeditton oder deren Ausgabe» stelle« abgekolt: »terteljihrltch 8.—, bei zweimaltaer täglicher Zustellung in» Hau» 3.78. Durch di« Post vrrvgen für Deut ch. land u. Oesterreich vierteljährlich ^ll 4.80, ür dt« übrigen Länder laut ZiitungSpreiSüst«, Nrdaktion und Lrpe-itio«: Johanni-gaffe 8. Fernsprecher 18» und SSL FUialevpedittone«, Alfred Hahn, Puchhaudlg., Uuiversitätsstr.8, 8. Lösche, Katharinenstr. 14, «. «üutgSpl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 84. Fernsprecher Amt I Nr. 1718. Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Herzgl. Bayr. Hvsbuchhandlg. Lützowstraße 10. Fernsprecher Vl Nr. 4603. Morgen-Ausgabe. Mipriger Tagcdlalt Anzeiger. Ämtsölatt des Kömgkichen Land- und des Liönigtichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Ratizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeige«-Prei- dte 6 gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RedaktioaSstrich sägespaUrn) 78 vor deu Familtennach- richten (6 gespalten) 80 Tabellarischer und Zifferusatz entsprechend Häher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme 85 H (ercl. Porto). Srtra» Beilagen (gesalzt^ und mit oer Morgen-Au-gab«, ohne Postbesdrdenm, ^l SO.—, mit Postbefärderuug ^l 7V-—» Auuahmeschluß siir Auzrize«: Abeud-AuSgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4 Uhr- Anzeigen sind stets an die Arpeditiou zu richt«. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von S, Pol, in Leipzig. Nr. 263. Dienstag den 26. Mai 1903, 87. Jahrgang. Für Aloirat Juni nimmt jede Postanstalt ein Abonnement auf das „Leipziger Tageblatt" ZUM Preise von Mk. ISO entgegen, auch kann durch den Briefträger die Bestellung er folgen. Vir bitten diese im Interesse pünktlicher Lieferung bereits jetzt zu veranlassen. Die Reorganisation des Obersten Kriegsrates in Frankreich. V. Vf. Die Organisation des Obersten KriegsrateS in Frankreich beruhte aus dem Dekret vom Jahre 1888, zu dem aber im Laufe der Zeit mehrfach Ergänzungen und Abänderungen verfligt worden waren. Es hatte sich hier bei, wie wir schon vor einigen Monaten ausführlicher dai» legten, hauptsächlich um die Frage gehandelt, ob die dem Obersten Kriegsrate angchörenden Mitglieder außerdem noch die Stellung eines kommandierenden Generals oder eines Gouverneurs von Paris und Lyon bekleiden, oder ob sie lediglich zur Verfügung des Kriegsministers in Paris verbleiben sollten. Der ersteren Ansicht war der Kricgsminister Gallifet gewesen, der die Mitglieder des Obersten KricgSratcS, vor allem die als Armecflthrer im Kriegsfälle vorgesehenen Generale, in dauernder Be rührung mit den Truppen erhalten wollte und sie daher zu kommandierenden Generalen eines derjenigen Armee korps befördern ließ, die im Kriegsfälle zu den ihnen unterstellten Armeen gehörten. In Paris seien die Generale ohne genügende Beschäftigung. Der jetzige Kriegsminister General AnbrS war anderer Ansicht und hob die Bestimmung seines Amtsvor- gängerS wieder auf, indem er die Tätigkeit der Armee führer in Paris, insbesondere die Vorbereitung für ihre zukünftige Stellung im Kriege, für so wichtig hielt, daß die Aufgaben eines kommandierenden Generals sich nicht damit verbinden ließen. Andere Abänderungen bezogen sich auf die Zahl der Mitglieder, insofern man teils der Ansicht war, daß nur die vorgesehenen Armccführer dem Obersten Kriegsrate angchören dlirften, teils auch die Zulassung anderer Generale für wünschenswert hielt. Mit Rücksicht auf diese verschiedenen, inzwischen einge tretenen Modifikationen des Organisationsdekretes vom Jahre 1888 sind nunmehr kürzlich auf Antrag des Kriegs ministers die Bestimmungen des Obersten Kriegsrates von neuem geregelt worden. Da diese Behörde sowohl nach ihrer Organisation, wie besonders auch nach ihrer Zu sammensetzung unsere größte Aufmerksamkeit verdient, so erscheint ein näheres Eingehen auf den neuesten Erlaß wohl am Platze. Als die Aufgabe des Kricgsrates wird die Prüfung aller aus die Verbreitung sür den Krieg bezüglicher Kragen bezeichnet. Der Kriegsminister ist verpflichtet, ihy zu Rate zu ziehen, wenn es sich um wichtige Mobil machungsbestimmungen, um den Aufmarsch des Heeres, um den Bau strategischer Bahnlinien, um die allgemeine Organisation und Ausbildung der Armee, um die Ein führung neuer Kriegsmittel, um den Bau oder um die Aufhebung von Festungen und um die Kttstenverteidigung handelt. Die Versammlung des Obersten Kriegsrates er folgt nach Bedarf, mindestens aber am ersten Montag in jedem Monat. Will man den Wert und die Bedeutung des Obersten KriegSrates richtig einschätzen, so muß man sich die inner politischen Verhältnisse Frankreichs vor Augen halten. Das parlamentarische Regierungssystem der Republik bringt es mit sich, daß der Kriegsminister in erster Linie eine politische Persönlichkeit, in zweiter Linie erst Chef der Armee ist. Er steht und fällt mit dem augenblicklichen Ministerium, das von -er parlamentarischen Mehrheit ab hängig ist. Jedermann weiß, wie sehr die Entwickelung des französischen Heerwesens in der Republik unter diesen unsteten Verhältnissen gelitten hat. Aus diesem Grunde wurde seinerzeit unter dem Kriegsminister Kreycinet wenigstens die Persönlichkeit des Chefs deS Generalstabes der Armee von der Politik losgelöst. Während es bis dahin gebräuchlich war, baß jeder neue Kriegsminister auch einen neuen Chef des Generalstabes ernannte, kann dieser seitdem den Sturz des Kriegsministers über dauern. Je unsicherer die Stellung des Kriegsministers ist, umso mehr fühlte man das Bedürfnis, ihm eine konser vative Behörde, allerdings nur mit beratender Stimme, zur Seite zu stellen, die, aus den erfahrensten und be deutendsten Generalen zusammengesetzt, die Tradiiton und die gleichmäßige Entwickelung des Heerwesens gegenüber dem steten Wechsel in der Person des Chefs der Armee sichern sollte. Die Zusammensetzung dieser Behörde sollte dafür bürgen, daß die mahnende Stimme im gegebenen Kalle nicht ungehört verhallen könnte. Trotzdem wird der Ein fluß dieser Behörde von der mehr ober weniger energischen Persönlichkeit des Kriegsnrinisters abhängcn. Energie ist nun aber eine unbestreitbare Eigenschaft des jetzigen Kriegsministers Andrö, der zudem insofern eine sichere Stellung bekleidet und voraussichtlich eine recht lange Amtsdauer erreichen wird, als er zur Zeit kaum zu ersetzen ist. Wie groß sein Uebcrgewtcht infolgedessen gegenüber dem Obersten Kricgsrate geworden ist, zeigte sich kürzlich bei der Beratung der zweijährigen Dienstzeit in der zweiten Kammer. Die Gegner des Gesetzes forderten Andrs auf, -er Armee-Kvmmission das Gutachten deS Obersten Kriegsrates über die Zweckmäßigkeit der zwei ¬ jährigen Dienstzeit vorzulegen. Der Kriegsminister, der bereits früher zugegeben hatte, daß er diese Behörde zwar nicht im ganzen, aber doch durch Befragen der einzelnen Mitglieder hierüber zu Rate gezogen, weigerte sich aber ganz entschieden, dem Anträge stattzugcben. Dieser, so meinte Herr Andrö, bedeute eine Unterdrückung des Kriegsministers, an dessen Stelle der Oberste Kriegsrat gesetzt werde. Natürlich zog die Opposition aus dieser Weigerung -en Schluß, daß die Meinung des Obersten Kriegsrates der zweijährigen Dienstzeit entschieden un günstig gegenüberstehe, was auch in der Tat -er Fall zu sein scheint. Trotzdem wurde der Antrag der Opposition »bgclehnt, sodaß die Stellung des Kriegsministers fester und unabhängiger denn je erscheint. Wenn somit, wenigstens zur Zett, eine überragende Be deutung des (üonssil supöriour äs la guerrs keineswegs vorhanden ist, so hat doch seine Organisation insofern wesentliche Vorzüge, als die Armccführer bereits im Frieden ernannt, mit ihrem Wirkungskreise vertraut ge macht und auf ihre Aufgabe im Kriege vorbereitet werden. Für uns hat der Kricgsrat eine große Bedeutung, da wir aus seiner Zusammensetzung die zukünftigen, an ent scheidender Stelle stehenden Führer kennen lernen. Außer dem Kriegsnrinistcr und dem Chef des General stabes der Armee gehören ihm zur Zeit die Generale Brugöre, Lucas, Metzinger, Langlois, Duchesne, -e Negrier, Voyron, Hagron und Donop an. Von diesen bekleidet Brugsre die Stelle eines Vizepräsidenten und ist damit zugleich als Oberbefehlshaber des gegen Deutschland bestimmten Heeres vorgesehen, während General Metzinger als Führer der aus dem 14. und dem 15. Armeekorps ge bildeten Alp.'narmce bezeichnet wird. Voyron vertritt die Kolonialtruppen und aus den übrigen Mitgliedern werden die unter Brugöre in Tätigkeit tretenden Armee führer entnommen. Bon diesen wird Lucas noch in diesem Jahre nach erreichter Altersgrenze ausscheiden. Deutsches Reich. /V Leipzig, 25. Mai. (Zusammenschluß der evangelischen Landeskirchen.) Aus dem König reich Sachsen geht dem Berliner „Reichsbvte n" aus evangelisch-lutherischen Kreisen eine Zuschrift zu, in welcher des starken Mißtrauens gedacht wird, dem der geplante Zusammenschluß der evangelischen Landeskirche bekanntlich deshalb begegnet, weil der Sitz in Berlin sein und weil der Präsident des preu ßischen Oberkirchenrats den Vorsitz führen soll. ,Menn doch", heißt es dann weiter, „durch einen vollgültigen Be weis -er ehrlichen Absichten Preußens das Mißtrauen be hoben werden könnte! Das könnte geschehen, wenn end lich die Stellung Preußens inder-Änerkennungder lutherischen Kirche lalso wieder die Angst vor der kirchlichen Union in Preußen! D. Red.) eine klare würde! Man appelliere an die Großherzigkeit und Hochherzigkeit des Kaisers! Man unterbreite ihm in einer Immediateingabe die Sache. Er tue einen entgegenkommenden Schritt!" Hierzu bemerkt der „Reichsbote" — und diese Stimme dürfte im luthe rischen Sachsen nicht ungehört verhallen — sehr zutreffend: Preußen hat in Hannover und Schleswig - Hol stein die lutherische Kirche anerkannt: an Unieren denkt man hier nicht. Wie wir hören, wird man in Preußen keine Bedenken dagegen haben, daß der Ausschuß nicht in Berlin, sondern in einer andern Stadt seinen Sitz erhält. Schon die Tatsache, daß die Eisenacher Konferenz, aus der ja der Zusammenschluß liervorwächst, stets in Eisenach getagt hat, legt es so nahe, die Lu t h e rst a d t, in -er die deutsche Bibel entstanden ist, als den gemeinsamen Sitz dieses Einigungsausschusses anzusehen. Eisenach liegt in der Mitte Deutschlands. Wir sind über zeugt, daß das allseitige Zustimmung finden würde." Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Auslassung des Deichs boten" auf direkte Information durch den evangelischen Oberkirchenrat in Berlin zurückführt. Ein ähnlicher Ge danke ist übrigens, wie erinnerlich sein dürfte, unlängst auch im „Leipziger Tageblatte" angeregt worden. /S. Vertin, 25. Mai. (Zentrums-Rechnung.) Der Zentrumsführer vr. Spahn hat am 21. d. M. in Bonn eine sehr bemerkenswerte Wahlrede gehalten. Herr Spahn bat darin gesagt, daß die deutschen Katholiken dem Kaiser die Betätigung freundschaftlicher Gesinnungen gegenüber dem Papst niemals vergessen würden. Angesicht» diese» Ver sprechen« war eS ein richtiger „Dank vom Hause Habsburg," wenn Herr Spahn laut der „Köln. Volk-- ;tg." fortfuhr: „Wir hoffen, daß die leitenden Staatsmänner im Reiche und den Einzelstaaten die Folgerungen, die sich aus diesen Begehungen zwischen dem Kaiser und dem Papst ergeben, im Interesse nicht nur der Katholiken, sondern des ganzen Volkes riehen werden. Das deutsche Volk leidet darunter, daß ein Drittel unter Gesetzen siebt, die ihm nicht gerecht werden, und der Papstgreis spricht unmittelbar nach dem Besuche des Kaisers gegenüber deutschen Abgeordneten aus, . . . welches Vertrauen er zu dem deutschen Zentrum habe, und wie er hofft, daß es verstärkt aus dem Wahlkampfe hervorgehe." — Zum Danke also für die freund schaftliche Gesinnung, die der Kaiser dem Papste bewiesen, fordert das Zentrum die Beteiligung oes letzten Restes von Gesetzen, welche dem Staate gegenüber der streitenden Kirche geblieben sind! -4- Berlin, 25. Mai. (Zentrum und Sozial- demokratie in den RrichSlanden.) Die klerikale Presse Elsaß-LothringenS hat gelegentlich der jüngsten Anwesenheit deS Kaisers in den Reichslanden, entzückt durch verschiedent- liche Huldbeweise deS Monarchen, ihrer Begeisterung und Ergebenheit für den Kaiser nicht lebhaft genug Ausdruck ver leihen können. Man sollte nun meinen, daß der reichS- ländische KlerikaliSmus bei den bevorstehenden Wahlen dieser Ergebenheit praktisch Ausdruck verleihen müßte, wenn eS sich um die Bekämpfung der entschiedensten Feinde des Kaisers, der Sozialdemokraten, handelt. Dem ist aber nicht so: gerade in den beiden Wahl kreisen, die bereits im Besitze der Sozialdemokratie gewesen, ihr aber durch die Einigkeit des Bürgertums entrissen sind, streikt der Kierikalismuö oder wenigstens ein Teil derselben. Der Wahlkreis Straßburg-Stadt war im Jahre 1893 von den Sozialdemokraten erobert worden, weil das Bürger tum sich gespaltet hatte. Bei den Wahlen von 1898 gingen die bürgerlichen Parteien zusammen und die Folge davon war, daß der liberale bürgerliche Kandidat im ersten Wahl ganze gewählt wurde. Dasselbe Ergebnis würde zweifellos auch diesmal eintreten, aber siebe da, der ZentrumSverein erklärt, die Kandidatur Riff nicht unterstützen zu können, die Kandidatur desselben ManneS, den doch 1898 auch die Klerikalen unterstützt Haden. Damit ist ein abermaliger Sieg der Sozialdemokratie leider bedenklich nahe gerückt, da die Sozialdemokraten von Wahl zu Wahl an Stimmen gewonnen haben; 1890 erhielten sie 4700 Stimmen, 1893 schon 6200 und bei den letzten allge meinen Wahlen sogar 8800. Im Wahlkreise Mühlhausen liegen die Verhältnisse ähnlich. Dieser Wahlkreis ist bei den Wahlen von 1890, 1893 und 1898 von den Sozialdemokraten erobert, bettv. behauptet worden, ging aber bei einer im Laufe der letzten Legislaturperiode staltgehabten Reichstags- ersatzwabl an die bürgerlichen Parteien, die sich auf die Kan didatur des gemäßigt-liberalen Schlummberger geeinigt hatten. «.o. «.» »o. «.v. i U»rll «.D. s.1). »0. -.0. «0. e.0. I. 0 »0. »Uo-r-0. e.v. s.0. bONosr-v. g0«ssOv. S.V- S.V. ^o. Feuttlstsn. Julius Lohmeyer f. * Nerlitt, 25. Mat. (Telegramm.) Der Schrift steller Julius Lohmeyer ist am 24. Mai, 2 Uhr »»rgen» gestorben. Sin trefflicher Berater der deutschen Jugend, ein Er zähler und Lyriker von hervorragender Begabung, ein nationaler Publizist erste« Ranges, ein guter Deutscher und ein frommer Christ, ist mit vr. Julius Loh meyer dahingeschieben. Geboren am 0. Oktober 1835 in Neisse, al« Sohn eines Apotheker», der den ersten elektro- magnetischen Telegraphen in Preußen erbaute, bekundete er schon frühe Neigung zu Dichtung und Literatur. Er studierte Naturwissenschaften, übernahm die Hofapotheke in Elbing und versuchte sich zunächst mit Festspielen und politischen Dichtungen. Ende der 60er Jahre fiedelte Loh- meyer nach Berlin Nber, trat in die Redaktion des „Kladde- rabatsch" ei« und wurde in den KriegSjahren 187lV7l durch seine vaterländischen Gedichte rasch bekannt, die er mit seinem Freunde Trojan unter dem Titel „Krtegsgedrnk- buch des Kladderadatsch" gesammelt herausgegeben hat. Im Iabre 1872 begründete er unter Mitwirkung nam hafter Dichter und Künstler di« „Deutsche Jugend » ein« Zeitschrift, di« während ihres fast 25jährigen Bestehen» einen wohltuenden Einfluß auf die Jugendliteratur übte und auch die Anerkennung der pädaaogisckien Welt er langt«. Mit seiner „Deutschen Jimend » die bas preußische Unterrichtsministerium als ein Muster ber Jugendlite ratur empfahl, Veseitiat« Lohmeyer den trockenen Dilettan tismus, in den damal» di« Jugendliteratur verfallen war, und stattet« st« wieder mit Humor und poettsch-künstl«» rischem Geschmack aus. Felix Dahn äußerte einmal, -aß kein anderes Bildungsvolk eine ähnliche Jugendzeitschrift besitzt und l)r. Werner Hahn maß ihr in seiner „Geschichte der poetischen Literatur" bleibenden Wert bei. In der Tat wird schon demnächst eine Auswahl der „Deutschen Jugend" in neuer prächtiger Ausgabe bei Löwe in Stutt gart erscheinen, der deutschen Kaiserin Augusta Viktoria gewidmet, die durch Annahme der Widmung ein unver gängliches Verdienst Lohmeyers gekrönt hat. Außerdem hat Lohmeyer mehr als 20 Kinderbücher in Verbindung mit FedorFlinzer, OskarPlctsch u.a. herausge geben, die Nock lange ihren hervorragenden Platz in der künstlerischen Kinderliteratur behaupten werden. In vielen Auflagen erschienen: „Unser Hausglück", „Frage mäulchen", ,„Komische Tiere", „Kater Murr", „Die Reise in« Meer", „Sonnenscheincheu" u. a. Sodann begründete Lohmeyer die „Vaterländische Jugendbücherei" »München bei Lehmann) mit Meistererzählungen der besten Jugend schriftsteller, eine Sammlung von vorerst 14 Bänden, die hoffentlich in seinem Sinne fortgesetzt werben wirb. Eine ersprießliche Wirksamkeit entwickelte Lohmeyer in seinen Bestrebungen zur Popularisierung der Kunst, namentlich durch Herausgabe der „Dtudienmappen deutscher Künstler' und große Erfolge erzielte er mit seinen „Künstlerfest spielen", die demnächst in nruer Sluflage erscheinen werde«. In d«n neunziger Jahren veröffentlichte er -ie reizenden „Gedichte eines Optimisten", ferner „Auf Pfaden des Glücks", eine Reihe eindrucksvoller Lebens, sprüche, mehrer« Bände Erzählungen, darunter besonders dir „Humoresken". Ein Prachtwerk von bleibendem Gert ist „Das golden« Buch de» Deutschen Volkes an der Jahrhundertwende" aus dem Verlage der „Leipziger Illustrierten Zeitung" mit mehr als 1000 Bildern, Bei trägen und Lebensbeschreibungen der namhaftesten Fach- männer Deutschlands. Als auf Anregung Kaiser Wilhilm» kl. die Schaffung einer starken deutschen Seemacht in die Wege geleitet umrb«, b*grüüb«t« Sohm«yer di« bamal» vielgenannt« „Freie Bereinigung für eine starke deutsche Flotte" und veranlaßte, daß die erleuchtetsten Männer in Wissenschaft, Literatur, Kunst und Technik als Kronzeugen für diese wichtige nationale Sache eintraten. Gleichzeitig ver öffentlichte er eine Anzahl von Werken nach dieser Rich tung hin, eine Sammlung von See- und Klottcnlicdcrn unter dem Titel: „Zur See, mein Volk!", ferner die Jahrbücher „Unter dem Dreizack" und „Auf weiter Fahrt", trefflich geeignet für die Popularisierung der deutschen Flottenbestrebungen. In den letzten Jahren feines Lebens gelang ihm noch ein großer Wurf, die Begründung der „Deutschen Monatsschrift für» das gesamte Leben der Gegenwart" «Berlin bei Alexander Duncker). Auf Grund seiner zahl reichen Beziehungen zu allen Kreisen wußte er die ersten Männer der Literatur und Wissenschaft als Mitarbeiter zu gewinnen und schuf ein nationales Organ großen Stils, das der deutschen Kulturweit noch fehlte. Ucberraschend schnell hat es sich Bahn gebrochen und in den gebildeten Kreisen erfreulichen Anklang gefunden. Hier betätigte er sich als nationaler Publizist ersten Ranges. Und nicht nur als solcher wirb er im Gedächtnis seines Volkes weiterleben, sondern auch als einer der besten Kinder liederdichter, wie ber ausgezeichnetsten Ingendschrift- steiler, und nicht zuletzt als liebenswürdiger, gcmütS« und humorvoller Erzähler. Noch viel hatte er zu erzählen, seine reichen Levens- erinnerunge« wollte er nicdcrschrcibcn — leiber wurde er daran durch lange und schwere Krankheit verhindert. Einen Optimisten und Idealisten von reinem Herzen und unvergleichlicher Güte hat ber Tob genommen: aber das Erbe seines arbeitövollen Lebens bleibt und wird dem deutschen Volke nicht verloren gehen, so lange eS sich die Empfänglichkeit für ideale und nationale Bc- str«bung«n bewahrt. Die vulkanische Tätigkeit auf Hawai. Die Hawat-Jnfeln bieten dem Naturforscher für die Untersuchung vulkanischer Erscheinungen ein Feld von unvergleichlicher Großartigkeit. Auf den einzelnen Inseln der Gruppe sind fast alle Entwtckelungsformen der Vul kane zu finden, von dem gleichmäßig gebauten, noch gar nicht modellierten Kegel des berühmten Mauna Loa bis zu winzigen Eilanden, die eigentlich nur ein Riff dar stellen und als Ruinen eines früheren Vulkans aufzu fassen sind. Ferner ist der Vulkanismus auf den Hawai-Jn- sein dadurch ausgezeichnet, daß er 'sich eigentlich nie eine Ruhepause gönnt, obgleich der Grad der Tätigkeit be- deutenden Schwankungen unterworfen ist. Der Geologe Groß hat im vorigen Jahr die Inseln besucht und die Aeußkrungen der vulkanischen Kraft beohachtct. Die Ausbrüche des Kilauea-Kraters waren schwach, aber häufig. Sie sind daher für den Geologen besonders be merkenswert, weil sie seit unmeßbar langen Zeiten fort gesetzt in ähnlicher Art vor sich gegangen zu sein scheinen. Die Vulkane der Hawat-Jnseln haben seit -er crdgeschicht» lichen Epoche des Tertiär fast ausschließlich basaltische Lava geliefert, was als eine einzigartige Erscheinung dasteht. Andere Vulkane haben innerhalb dieser Zeiträume mit Bezug auf die Zusammensetzung des von ihnen anSge- worfenen glutflüfsigen Gesteins gewechselt, so namentlich, um nur die bekanntesten Beispiele auzuführen, der Vesuv und der Aetna. Auf den Hawat-Jnseln befindet sich nur ganz ausnahmsweise neben basaltischer auch trachyttsch« Lava, wie sie in der geologischen Neuzeit vom Vesuv viel, fach geliefert worden ist. Die letzte ErupttonSperiode be» Kilauea begann im Juli tt>02 und war auf den Gipfel krater von Halemaumau beschränkt, der etwa 400 Meter im Durchmesser besitzt und vor dem Erscheinen der Lava in seinem Kessel etwa 300 Meter tief war. Dies«» Becke» wurde durch zahlreiche kleine Lavaergüfse ViS zum Tn,« des vorigen Jahres in einen Keuersee verwandelt, der de« Krater bi» aus «in viertel feiner Tiefe vollständig erfüllte
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