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Dresdner Nachrichten : 05.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187310051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-05
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.10.1873
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Mekaru»>n»»»m« onl- »litt! »»1 In se«d«». v«e- lvrelltu, hrnnktikt ». »l. — L»L »o«, In Berit», Lei»»!», Vien, Hamdnr», A^iL.Ä^!'n Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. , Druck und Si-rnthum der Herausgeber: Ltepsch Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: Ivliu« Nrkchardt. 8nlek»»e««rden ««N» ÜeM»t!»r»1» M«tzj »affe 5 ri» llüd a UI. Der Raum einer e«, irnkvnen Pekiljeil« k»PA »L PI», »itnnelLUdt d» ^.Zeile 0 N». Line LnranUe inr da» nLchiltnnine Srlchcl- »en der Iusrralc wird nicht gegeben. «uiwärtlge Annoncen- Auslrage vo» UN» unbe kannten Nlruicn u. Per- jonen tnlerire» wir nur gegen Pränumerando» Höhlung dnrch Bibel» marken oder Poslei«»al,. lung. l» Lilien koste» l>, Nar. iluan-ärtix können dl« Aahiun, an n »ul eine DrctdnerNtrma »»»eilen. Die Sr». K«S78. AchtzehnterZahrgang. MItredacteur: Vr. Lv»N Für daS Feuilleton: «»»-toi»»». Dresden» Sonntag, S. Octover 1878. VoliNs«,». j,Nun, Graf, wie geht es Ihnen?" wurde ein Vertrauter Heinrich'» von Froschdorf, derGraf vonHoussonville, jüngst gefragt. „Wie einem Menschen", antwortete der Graf, „der in einem Ballon sich befindet, in dem Augenblick, da man ruft: Laßt Alles los!" Dieses Bild malt treffend die Situation des thronlüsterncn Heinrich selbst. Seine Anhänger, zusammengesetzt aus den Ultrainontanen, Reactionären und den Nevanchelustigen um jeden Preis, füllen das Glücksluftschiff, in dessen Gondel er sitzt, mit dem Gase ihrer Pro gramme, Artikel, Phrasen. Noch halten die Taue, während der Ballon unruhig hin und her schwankt; die Gefühle der iir der Gon del Sitzenden denkt sich ein Jeder — bald werden die Taue gekappt und hinauf rauscht das Luftgefährt. Ob es glücklich landen wird? Die Anhänger des Luftschiffers hoffen es bestimmt. Aber welche Kritik muß dieser sich jetzt gefallen lassen! Die Republikaner höhnen ihn ungefähr also: Früher ehrte man den Grafen Heinrich von Chambord als den Vertreter eines verkannten Prinzips, der Frank- reich nicht zum Bürgerkrieg treiben wolle. Man fand, daß er ein Träumer, ein Fürst des Mittelalters, halb Mönch, halb Ritter, aber ein ehrlicher Mann sei, der sich durch Uneigennützigkeit, Offenheit und Würde von seinen Vettern Orleans unterscheide. Jetzt wird er der Gegenstand des allgemeinen Abscheus; er will sich durch Betrug und Gewaltthätigkeit zumThron schleichen, er lügt, er ist ein unehr licher Mann. Was frommen seine Versicherungen, daß er weder den Zehnten, noch die Feudalrechte, noch die Inquisition, noch die Dragonaden Herstellen will? Man glaubt es ihm doch nicht, seit dem er einmal gelogen hat, seitdem er das weiße Lilienbanner, auf das er bisher geschworen, jetzt in's Futteral cinsargt und sich in die von ihm bisher verabscheute Tricolore einhüllt. Dieser funtelnagel neue Graf Chambord wird in der Geschichte Heinrich der Doppel gänger genannt werden. Ist es nicht pure Heuchelei, wenn er die Protestanten und Juden „unsere von uns getrennten Brüder" nennt? Das ist nicht die Sprache eines Königs, noch das Wort eines Bürgers, sondern der Stylfehler eines Mönchs. Diese von den Katholiken „gctrenntenBrüder" wären auf'öTiefste zu beklagen, wenn die Jesuiten dein König ihrer Träume die Krone auf's Haupt setzen würden. So und ähnlich gepfeffert lauten die Hauptstcllen mehrerer Leitartikel von republikanischen Blättern. Daß sich die ÄönigSmachcr weder um diese, noch um eitre Mßvollere Sprache scheeren, sondern unverrückt ihr Ziel verfolgen und es voraussichmch erreichen werden, das haben wir wiedcrbolt schon ausgeführt. In Rom wurde der Jahrestag der Volksabstimmung, mittelst deren die Römer sich für König Victor Einanuel und gegen die welt liche Herrschaft des Papstes erklärten, vom Volke festlich begangen. Bei der Feier nahm das V>Rk mehrfach Anlaß zu sympathischen Kundgebungen für Dcutschl.mo und Oesterreich. Die katholischen Gesellschaften benutzten dies».!'. Tag natürlich zu einer Gegendemon stration. Sie sandten 300' der Ihrigen zum Papst, um ihm ihren Abscheu gegen die Annexion Roms auSzusprcchcn und ihn ihrer Treue zu versichern. Ter Papst ermuthigte sie in seiner Antworts rede, auf bessere Zeiten zu hoffen. Gesprächsweise äußerte der Papst, man wolle ihn verleiten, Rom zu verlassen, er aber werde sich niemals hierzu entschließen. Um die Veröffentlichung des zweitenBandes vonLamarmora's Enthüllungen, welche allgemein unstatthaft gefunden wurden, über flüssig zu machen, ist im italienischen Kriegsministerium beschlossen worden, den offiziellen Bericht über den italienischen Feldzug iin Jahre 1866, welcher schon lange sehnsüchtig erwartet wird, bald möglichst der Oeffentlichkcit zu übergeben. Die „Voce della Vcrita", allerdings ein klerikales Blatt, das sein Interesse daran hat, dicVer Hetzungen fortdauern zu sehen, behauptet dagegen,Lamarmora werde sich in seinen Veröffentlichungen nicht irre machen lassen, und eher seinen Generalsrang nicderlcgen. In der spanischen Stadt Cartagena herrscht große Entmuti gung. Der Neigung der Sozialisten, zu lapituliren, wäre längst nachgegeben worden, wenn die Galeerensträflinge, die von Jenen aus den Gefängnissen herausgcholt worden sind, Lust hätten, das muntere SoldaL'Mspielen aufzugcben. Diese Burschen würden ja jeden Tag, den sie eher in die Gewalt der Partei des Gesetzes sielen, an ihrer Freiheit einbüßen. Sie haben also kein Verlangen, die Waffen zu strecken. Auch ein Bataillon Freiwilliger hält noch zu ihnen. — Voin Carlistcnschauplatze nach der geflügelt gewordenen Meldung Podbielsti's: Nichts Neues. Emiositätentiebhaber wird es interessiren zu vernehmen, daß Don Carlos jetzt Briefmarken mit seinem Bildniß prägen läßt. Aus Oesterreich liegt auch nicht viel Erbauliches vor. Eine Baronin v. Pino-Friedmthal in Wien hat zum Giftbecher gegriffen, den sie zuvor mit dem rasch zur Mode für Lcbeiismüdc gewordenen Cyankalitranke gefüllt hatte. Da aber eine ganz simple Geistes störung vorliegt und die höhere Würze etwa einer unglücklichen Liebe, einer Familicnschande oder einer Ve> mögcnszerrüttung in Folge verfehlter Börsenspekulationen mangelt, so wird der Fall rasch vergessen werden. — Eine Deputation der bei dcr Prämiirung übergangenen oder vergessenen Weltaussteller hat sich zum Präsiden ten de« Weltnerbrüderungsfestes in der Pratcwu, dem Erzherzoge Rainer, begeben, um ihm ihreNoth zu klagen, das Herz auszuschüttcn und um Nektificirung der Entscheidungen der Jury, d. h. um Ver leihung von Fortschritts-, Geschmacks- und Verdienstmedaillen auch an ihre Firmen zu bitten. Der große Ordcnsgust für die an der Weltausstellung als Direktoren, Beamte, Juroren oder sonst an hervorragender Stelle Bctheiligten war auf den 4. October verscho ben worden. Aber jetzt heißt es wieder, auch an diesem Tage solle der OrdenSguß nicht niedergehen, im besten Falle solle es nur ein Tröpfeln werden. Die Toiletten vieler Ehrgeiziger werden soinit noch lange auf ihre Vervollständigung warten müssen. Gott verzeih' rS den bösen Menschen, die so amt den heiligsten Gefühlen ihrer Brüder spielen! Wenn man weiß, man bekommt keinen Orden, so ist das schlimm genug; wenn man sich aber in der herzensbangsten Ungewißheit wochenlang martern soll, so mag das der Kukuk aus- halten! Seitdem in Berlin die große Flagge vom Königsschlosse ent fernt ist, seitdem die Fenster verhängt sind und das Arbeitszimmer des Kaisers Wilhelm von früh bis Abends zur Besichtigung für jeden Fremden benutzbar bleibt, herrscht eine wahrhaft bleierne poli tische Langeweile in Berlin. Nur die Nachricht ist interessant, wenn auch für Viele nicht erfreulich, daß jetzt eine kaiserliche Ordre er gangen ist, den Seekapitän Werner vor ein Kriegsgericht zu stellen. Locales und Sächsisches. — Der Ober-Zoll-Jnspector Schultz in Leipzig hat daS Ritter kreuz des Franz Joseph-Ordens erhalten. — Der neuernannte großbritanische Geschäftsträger am kön. sächs. Hofe, Air. Strackey, ist hier eingctroffen und hat Wohnung im Hotel de Taxe genommen, woselbst er auch den künftigen Winter über wohnen bleiben wird. — Abermals eine Zahlungseinstellung! Das hiesige Bankhaus Grengel und Findciscn hat sich für bankerott erklären müssen. Bei dein Kassenstürze wurde nur eine ganz geringe Summe vorgefunden. Das Börsen-Gcschäft dieser Firma war im Ganzen ein nicht zu sehr großes. Ucber bedeutende Mittel verfügte das betr. Wechselcomptoir gleichfalls nicht. Welche äußeren Umstände die Insolvenz herbeige führt haben, stand bis jetzt nicht fest. Spareinlagen scheinen bei dieser Zahlungseinstellung nicht verloren gegangen zu sein; doch dürften mehrere hochgestellte Herren, die dem Chef des Hauses Summen zur Tpctuiation übergeben hatten, beträchtliche Verluste erleiden. Als Verlustträgcrin nennt man auch die Geraer Bank. Der jetzt insol vente Chef genoß den Ruf eines sehr soliden Mannes und wird all gemein bedauert. — Gewiß ist die augenblickliche Lage des Geldmarktes eine bedrängte und es gilt „die Ohren steif zu halten". Aber es gicbt ge wisse Leute, die ein förmliches Geschäft daraus machen, die Lage durch Erfindung übler Nachrichten, durch Weiterverbreitung toller Lügen, durch Vergrößerung erlittener Verluste zu verschlimmern Die Capitalisten, ohnehin genug geschädigt, sind an und für sich ängstlicher und damit geneigter geworden, das Unwahrscheinlichste zu glauben. Damit erweist man aber sich und der Gesammtheit einen üblen Dienst. Pflicht der Presse ist es sicher, die tiefen Schä den de» Börscnwesens, der Gründungen unerschrocken bloszulegen; aber es ist auch ihre Pflicht, Schwarzmalereien entgegenzutreten, um größere Verluste zu verhüten und doppelte Pflicht ist es, gewisse unwürdige Manöver zu brandmarken. Alle Minuten heißt es: Das Bankhaus vo» ck., A. oder Z. wird nächstens bankerott werden „Haben Sie schon gehört: die —bank ist pleite?" fragt man sich ge- heiinnißvoll. Und so wenig es zu verschweigen ist, daß abermals ein hiesiges Bankhaus zahlungsunfähig geworden, so ist cs zu ver werfen, wenn solide Banlhäuser, die nicht bankerott sind, förmlich bankerott geredet werden. Das mag mitunter aus schlecht ange brachter Angstmeierei geschehen; aber was soll man zu den Elenden sagen, die das Leben und Familienglück eines allgeniein geachteten hiesigen Bürgers egoistisch, perfid und rücksichtslos zum Spekulationsobjekt sich auSersehen? Vorgestern durchlief unsere Stadt vielfach das Gerücht, dieser allgemein geschätzte Ehrenmann sei plötzlich vom Schlage gerührt worden. Bei seiner Familie trafen besorgte Freunde ein, um sich zu erkundigen, was daran Wahres sei? Der Zufall wollte, daß jener Herr etwas später als gewöhnlich nach Hause kam. Man stelle sich die Herzens angst der Familie vor. Was war aber die Ursache dieses gänzlich erfundenen Gerüchts? Jener Herr hat von der Vaubank ein großes Areal, allerdings nicht billig, abgenommen und die ratenmäßigen Zahlungen, wie sich das bei ihm von selbst versteht, geleistet. Die Baissepartci aber will die Baubankaktien werfen, um sie daun billig an sich zu bringen. Deshalb mordeten die sauberen Spekulanten ganz kaltblütig jenen Herrn, um damit das Gerücht zu kolportiren: nun behielte die Vaubank jenes Areal auf dem Halse. S o wird heute gearbeitet! Kein Mittel ist für diese Eotcrie von Börsenjobbern zu schlecht! — In Betreff des Processes Bazaine theilt man der Wests. Z. mit, daß der Marschall das Zeugniß hoher deutscher Offiziere, dar unter des Prinzen Friedrich Karl und des Kronprinzen von Sachsen, angerufen habe. Die beiden Genannten würden selbstverständlich nur ein schriftliches Zeugniß abgebcn können, dagegen wäre für die mündliche Aussage anderer Offiziere nur die Erlaubniß der Militär behörde erforderlich. — Der Fall des Thüringer Bankvereins hat auch in der Um gegend unseres freundlichen Tharandt traurigen Nnchllang. Unter Anderen hatte ein Beamter eines Nachbarortes von Tharandt 12,000 Thaler und eine Wittwe 7000 Thaler bei der Bank ein gelegt. — Das benachbarte Tharandt, an sich ein schönes Stück von Gottes Erde, ist jetzt mit seinen herbstlich buntbclaubten Bergen ein wahres Paradies. Ich stand in den letzten Tagen dort auf jener Höhe, >vo man von den Burg-Ruinen eine herrliche Rundsicht hat. Ein Gewitter mit Sturm und Regenguß war am Morgen über das Thal gezogen; desto ruhiger und sonniger war der Nachmittag und Abend. In allen Nüancen, vom hellsten Gelb bis zum dunklen Grün, strahlte vor mir der Wald. Wer hatte ahnen mögen, daß früh noch ein solch Wetter über diese Fluren gegangen war! Doch auch manches Menschen-Antlitz, dessen Stirn und Wangen vom Friedenshauch umschwebt sind, verräth nicht die Stürme, die cs viel leicht schon bewegten. — Still und ruhig wurde es nnt dem Abende unter mir im Thals. Auch meine Seele ivar still, gleich einem ruhigen, heiteren See, über dessen friedlichen Spiegel Erinnerungen meiner Jugend, wie Schwäne dahinzogen. Schon umspielte die Pmpurgluth des Abendroths die alten Schloßtrünnner, auf deren Altan ich weilte, und die mir wie eine Leiche erschienen, deren Sarg mit bunten Blumen umwunden ist. Einen Gruß noch winkte ich all den schönen Bergen zu, dann schritt ich im Spätroth mit vollem Herzen zum Thale nieder. — Wer meinen Genuß und meine Em pfindungen theilen will, der statte dem lieben Tharandt einen Besuch ab, aber bald, ehe die vielleicht nahen Herbststürme aller Pracht und Herrlichkeit ein Ende machen. — Meteorologische Notizen und Andeutung des Witterungsganges. Im Monat October verringert sich die mittlere Wärme in den ersten Wochen langsam, in dm letzten schneller; in den ersten Wochen findet nicht selten der sogenannte Nachsommer statt und in den letzten fällt bisweilen schon Wasser schnee. Die mittlere Temperatnr ist im October um 4—5 Grad niedriger, als im September. Die Verdunstung an der Erdober fläche ist schwächer, die Regenmenge ist geringer, die Nebel find häu figer, als in den vorhergehenden Monaten. Im Allgemeinen ist die südwestliche Windrichtung vorherrschend, und diese nähert sich, je nach der Lage des Ortes, mehr der südlichen oder mehr der westlichen Richtung. Gewitter finden sehr selten statt; nach drei, vier und bisweilen nach noch mehr Jahren entladet sich die Wolken-Electrici- tät in Blitz und Donner, da die Nebel allmälige Ableitung be wirken.— In dieser Woche wird zunächst eine starke westliche Luftströmung entstehen und den Himmel zeitweilig dicht bewölken, dann wird die Temperatur sich etwas erniedrigen und die Bewöl kung sich allmälig verringern. Lsromctrtus. — Anläßlich des jüngst bekannt gewordenen gänzlichen Ab bruches des Doublettensaales drängt sich jedem sich für unsere Ter rasse Jnteressirenden die Frage auf, obwohl diese Gelegenheit benutzt werden wird, die Terrasse an der betreffenden Stelle zu verbreitern und in geeigneter Weise zu verschönern. Die Anlagen und Passagen der Terrasse entsprechen zum Theil wohl schon jetzt weder der Be- oeutung dieses Punktes für Dresden noch überhaupt den Ansprüchen der Neuzeit. Es wäre daher sehr wünschenswerth, daß der durch den Abbruch des Doublettensaales zu gewinnende Raum, sowie der in nicht allzulanger Zeit durch Abbruch der Hinteren Zeughofgebäude weiter freiwerdende Platz zu einer einheitlichen Erweiterung der Terrasse verwendet würde. — Vorigen Donnerstag veranstaltete das hiesige Schützcn- Musikchor M. 108 zur Erinnerung an ihre Eoneertruse durch Amerika, in den Näumm des Schillerschlößchens einen Ball mit Souper, zu dem ein reicher Damenflor und einige Gäste geladen waren. Manch heitere Geschichtchen, welche den Musikern auf ihren Reisen begegnet, kamen zumVorschein und trugen zurErheiterung des Ganzen viel bei. Dieses mehr familiäre Fest verlief in der heitersten und ungetrübtesten Stimmung bis zum Schluß und ward dabei mit frohem Mnthe auf eine etwaige zweite große Concertrcisc — vielleicht nach Egypten — angestoßen. — An der Ecke der Ostra-Allee und Herzogin-Garten ist vor gestern Nachmittag durch eine herrschaftliche Equipage ein 23 Jahr altes Dienstmädchen überfahren und dadurch ganz erheblich veAetzt worden. Dieselbe soll nicht allein starke Contusionen und Quetsch ungen an dem einen Arm und am Kopfe erlitten haben, sondern cs ist ihr auch das eine Ohr fast völlig vom Kopfe abgetrennt und das eine Schlüsselbein zerbrochen worden. — In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist in das Gc- schäftSlocal eines Tabak- und Cigarrenhändlers in der großenSchieß- gasse eingebrochen und aus der unverschlossen gewesenen Ladenkasse ein Geldbetrag von etwas über 7 Thlr. gestohlen worden. Der Dieb hat die von der Hausflur in das Geschäftslocal führende Thür, welche mit einer eisernen Querstange und einem großen Vorlege schloß verwahrt gewesen ist, nach Aufsprengen dcS Vorlegeschlosses und Beseitigung der Qucrstangc, verinuthlich mittelst eines Nach schlüssels geöffnet. In ganz gleicher Weise ist derselbe Geschäftsin haber schon einmal und zwar Anfang August d. I. um eine Summe von ca. 20 Thlrn. bestohlen worden. — Man hört von gewisser Seite Heuer übertriebene üble Ernteberichte. Es ist wahr, wir haben eine Mittelernte, aber wir wollen Gott dafür danken. Die Ernte Amerikas, das uns verpro- viantiren Hilst, ist bekanntlich eine gute Mittelemte, 81:85 gegen voriges Jahr gehalten. Unsere Kartoffelernte in den Gegenden Stolpen, Meißen-Lommatzsch, Wilsdrufi-Oberwarthe rc. ist sogar sehr gut, Frucht gesund und reichlich. Auch an dem Kirschen- und Pflaumenpacht in der Gegend Meißen - Dresden hat nach vielfachen Versicherungen Heuer Niemand cingebüßt, im Gegentheile. Aber das Publikum thut wohl daran, sich gegen jeneKartoffelhändler aus- zusprechen, die angefahren kommen und ganze Fluren auf dem Stocke kaufen. Man muß sich überhaupt mehr selbst behüten lernen, und so hat man entdeckt, daß es sogar in Belgien 2 Mühlen giebt, welche weiße» Sand äußerst fein (wie Weizenmehl Nr. Oi mahlen. Für 1 Fr. Kubikmeter Sandstein erlangt der Müller 700 Kiloave.n m Mehl, die das Publikum als schweres Brod bezahlen und cjstu mR Hier lernt man manchem Getreide-und Kartoffel-Handel ffhoF Nachsehen, und das ist jedenfalls nicht von Schaden. — Vorgestern Nachmittag spielte sich im Durchgänge durch den Zwinger-Pavillon eine Scene eigenthümlicher Art ab. Cin Mann hatte auf der dortigen Treppe mit einem FrauenzimmerPosto gefaßt und um ihm herum lag ein ganzes Hausgeräthc, bestehend aus Töpfen, Flaschen, Kleidern und sonstigen Utensilien dcrmanmg- saltigsten Art. Als ein Gcnsdarm dazu kam und den Mann, den er beiläufig gut zu kennen schien, zum Verlassen dieses Platzes verair- laßte und aufforderte, ihm zu folgen, erging sich derselbe in den rohesten Schimpfrcdvn. Er zog dadurch ein zahlreiches Publikum herbei, endlich mußte er aber doch dem Gcnsdarmen folgen. Seine Begleiterin hatte inzwischen nichts Eiligeres zu thun, als ihre sieben Sachen zusammen zu packen und sich mit denselben auf und davon zu machen. — Ein Mühlbauer aus der Radeberger Gegend, der in diesen Tagen "n Begriffe stand, mit dem früh Morgens auf der-schlefischcn
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