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Deutsche allgemeine Zeitung : 09.04.1843
- Erscheinungsdatum
- 1843-04-09
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184304097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18430409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18430409
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1843
- Monat1843-04
- Tag1843-04-09
- Monat1843-04
- Jahr1843
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 09.04.1843
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Sonntag Nr. 9. S. April 1843. WM Deutsche Allgemeine Zeitung. rtzM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» U-bervtitk. rveutschland. Z-Aus Norddeutschland. Frankreichs Besitznahme in der Südsee. » Dresden. Verhandlungen über den die Censurbefreiung betreffenden Gesetzentwurf. Araunschweig. Schuldentilgung. * Frank furt a. M. Landwehr. Westfälische Zwangsanleihe. Rothschilds Reise nach dem Haag. Preußen. "Vertin. Grundsteinlegung des neuen Museums, tvefterretch. "Wien. Serbische Frage. chWien. Carrousel. Spanten. * Paris. Prinz von Montfort abgereist. Zollstreitigkeiten in Malaga mit einem nordamerikanischcn Schiffe. Räuberbanden. Großbritannien. Unterhaus. Verhandlungen über ein Erfindungs patent. Bewilligung der geheimen Fonds. Verhandlungen des Ober hauses über die presbyterianische Kirche. * London. Otaheiti. Frankreich. Vorbereitungen zur Vermählung der Prinzessin Clemen tine. Sendung von Geschützen nach den Marquesasinseln. Wiederer bauung des erzbischöflichen Palastes. »Paris. Die Fourieristen. Italien. »Nom. Depeschen von Petersburg. Baldige Hinrichtung des NeffenmLrdcrS Abbo. vr. Tischendorf in Kollision mit dem Cardinal Mai. Unsicherheit. Schwebe« und Norwegen. »Christiani«. Gesctzreform. Türkei. »Konstantinopel. Naher Sturz Sarim-Bey's. st Äonstan- tinopel. Russische Drohungen. Aufstand bosnischer Lürken. Vereinigte Staate« von Nordamerika. Vertagung des Con- greffeS. Kandel «nd Industrie. »Hamburg. Eisenbahnverbindung mit Berlin. »Aus dem Hannoverschen. Hamburgs Eiscnbahnprojecte. Ankündigungen. Deutschland. sÄUS llorddeutschland, 4. April. Schon mehrfach ist da von die Rede gewesen, daß das katholische Deutschland, besonders das südöstliche Und nordwestliche, indem cs die französische Misstonsgesell schaft so eifrig mit Geldbeiträgen unterstützt, der französischen Po litik trefflich in die Hände arbeitet. Jüngst richtete sich die Auf merksamkeit der Staatsmänner auf die französischen Plane in Syrien, wo die weiland „große Nation" unter dem Deckmantel deS sonst eben nicht sehr von ihr verehrten KatholiciSmus das verlorene Protektorat über den Libanon wiedererwerben will. Jetzt müssen wir, um die Fä den der französischen Eroberungspolitik, die sich unter dem Scheine der Beschützung des katholischen Mifsionswcrks, wie die Schlange unter den Rosen verbirgt, zu entdecken, unsere Blicke weiter sen den; wir müssen Oceanien betrachten. Kaum hat sich die Verwun derung Europas einigermaßen darüber vermindert, daß Frankreich un ter dem Vorwando-^friedlicher, durch die Missionen vorbereiteter Ab tretung (welche friedliche Abtretung indessen durch die Pfcilschüsse der dortigen Eingeborenen auf die Franzosen sehr verdächtig wurde) die Marquesaöinsrln besetzte, und schon folgen sich von dort her Nachrich ten in beunruhigender Eile, welche die französische Erobcrungslust als in ganz Australien thätig vorstellen. Fragt man nach den Ursachen dieser Eroberungen mitten im Frieden, so vernimmt man mit großer Verwunderung, daß es die katholischen Missionen sind, welche den Vorwand zur Besetzung Otahcitis und zur Bedrohung der Sand- wichsinscln abgeben müssen. Wir sagen, den Vorwand. Denn eine Ration, welche vor nicht eben sehr langer Zeit, auf dem Höhepunkt ihrer Macht, den Papst von Kerker zu Kerker geschleppt und ihm sein ganzes Land genommen hat, die ihm bis auf diesen Augen blick noch, ungeachtet seiner Reklamationen, sein Besitzthum Avignon vorenthält, eine Ration, die Voltaire apotheosirt und erst vor weni gen Jahren die katholischen Heiligenbilder entweihte und katholische Kirchen und erzbischöfliche Paläste niederriß, verdient doch den Na men einer für den KatholicismuS und dessen Institutionen sich intcr- essirenden nicht. Dennoch muß der Okkupation Otaheitiö und den Planen auf die Sandwichinseln die Beleidigung französischer Missio nare zur Grundlage dienen. Nie ist wol ein politischer Gedanke schlech ter verschleiert worden. Wer steht an der Spitze der beregten Acho lischen Missionen? Ist es d>e königliche Regierung von Frankreich? Diese ist so weit entfernt, irgend ei» Direktorat über die Mifsions- angelegenhciten auszuüben, daß sic als Gouvernement nicht einen Franc dazu beiträgt. Es ist vielmehr eine eigne Gesellschaft, die «ls I» ^>ro- pLAutlon 6e 1« fol in Lyon und Paris, welche die diesfallsigen Ge schäfte ohne Theilnahme der französischen Regierung leitet. Auch ist es nicht französisches Geld nur, welches die Association verwaltet, sondern Baiern, Irland und Piemont geben allein jedes über 200,00V Fr., also zusammen 600,000 Fr. dazu, ohne die freilich geringern, aber in der Summe immer beträchtlichen Beiträge der Belgier, Preu ßen, Oesterrcicher rc. zu rechnen, sodaß die französischen Missionen, bezüglich die französische Eroberungspolitik, fast zur Hälfte von aus ländischem Geld unterhalten wird. Was also im Bereiche dieser lyo- ner Missionsangelegenheit sich zuträgt, das geht die französische Re gierung gar nichts, es geht vielmehr nur theils die lyoner Gesellschaft, theils die mit ihr durch ihre bedeutenden Beiträge verbundenen Aus länder an. Wäre das dicsfallsige Verhältniß nicht ein privates, son dern ein gouverncmentales: dann könnte das durch feine so ausgebrci- teten großartigen Missionen so berühmte England unter diesem Titel die halbe Welt occupiren, denn fast in allen heidnischen Ländern sind englische Missionare thätig. Auch deutsche Glaubensbotcn sind überall auf dem Erdkreise zerstreut. Hat Deutschland und noch viel mehr England deshalb Ansprüche auf jene Länder zu machen, wo sich deutsche oder englische Missionare niedergelassen haben? Doch die Franzosen sprechen von Beleidigungen, welche ihren Missionen auf Ota heiti und den Sandwichinseln widerfahren sind und welche die fran zösische Ehre zu rächen gebietet. Eitler Vorwand! Hat sich denn die französische Regierung solidarisch für die Missionen der lyoner Glau- bensvcrbrcitungsgesellschaft verpflichtet? Führt diese nicht ihre Geschäfte auf eigne Gefahr? Mit der Verbreitung der christlichen Religion un ter den Heiden sind nothwendig große Gefahren verbunden. Das Blut der Märtyrer hat zu allen Zeiten diesen Boden befruchten müssen. Al lein nur selten, etwa in den Zeiten des religiösen Fanatismus, hat man deshalb zu den Waffen gegriffen, weil ein Missionar von einem heid nischen Volke beleidigt oder getödtet wurde. Hat Frankreich im vori gen Jahre Cochinchina mit Krieg überzogen und sich einvcrleibt, weil dort die drei Franzosen Bcrneux, Galy und Charrier zum Tode verur- thcilt wurden? Man hat von keiner Expedition gelesen, die aus fran zösischen Häfen dahin abgegangcn wäre; cs hat sich sogar keine öffent liche Stimme in Frankreich für diese Unglücklichen erhoben. Wenn cs sich nun auch leicht erklärt, warum Frankreich Missionare seines Volks in Cochinchina, ohne ein Wort darüber zu verlieren, zum Tode ver dammen läßt, während es die Beleidigungen derselben in Otaheiti mit der Besitznahme des ganzen Ländchens bestraft: so ist eS doch leicht einzuschen, daß es der französischen Kraft und Politik nicht eben zu großem Ruhme gereicht, wenn sie aus denselben Gründen ohnmächtige Gegner bestraft und von mächtiaern die größten Beleidigungen schwei gend hinnimmt. Doch eben der Ehrcnpunkt ist cs nicht, was hier in Betracht kommt, sondern das politische Interesse. Indessen ist cs ein gefährlicher Vorgang, diese neue französische Lehre, daß die Beleidi gung der Missionare eines Volks eine Verletzung des Völkerrechts und ein VS8U8 delll vt paci8 wäre, in den Codex des Völkerrechts aufzunehmen. Von nun an würden die Engländer sich jener Metho disten, welche bisweilen als Missionare Frankreich durchziehen und da bei nicht selten im Süden dieses Landes von dem katholischen Pöbel beleidigt werden, annehmcn und auf den Grund solcher Beleidigungen Entschädigungen fodern, ja mit Krieg drohen können. Zu solchen ab surden Consequenzen führt das Verfahren der Franzosen in Oceanien, und solche Machinationen unterstützt ein Theil unscrs Vaterlandes mit dem Schweiß seiner Armen, indem der deutsche Ultramontanismus der französischen Eroberungspolitik unter dem Name» von Mifsionsbciträ- gen Subsidien zahlt. Diese Partei entzückt schon die Aussicht, daß durch die französische Occupation von Otaheiti und den Sandwich- inscln protestantische Missionen bedrängt werden, sie sieht aber in po litischer Kurzsichtigkeit nicht, welchem gefährlichen Feinde sie die Waf fen reicht. Daß die Engländer und Nordamerikaner sich übrigens nun auf jenen Punkten ihrer Missionare auch annehmcn können und wer den, sobald sie dort bedrängt werden sollten, liegt am Tage, eben
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