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Dresdner Nachrichten : 29.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189705290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-05
- Tag1897-05-29
- Monat1897-05
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.05.1897
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I-«d««vlL «L S« II»N,«kor»»t«ll 8r. U-UEt jo, »»ul«, vo» SI»«v«I»av,», < »«»«», Vv»»«rr». L'iorslvvrkLiis /«Itmantit s. Dresden. 1897 »llgv »osLek z ii^tcs ckyr 8sv8tr»8k« 1). ZsvALltvttvi»: I>um«rr - Odertivontvo D »nm«n - 6r«v»tts» H I>nmen - vnterrvvlre. üstüwpts >wä lilüvrrsllßv. lwitlrtv »«dveiUrvil« V/k/k6/k-«5s//>E in lsrü«»tv^ >VU»<tI^»lk, r»lr. »7, ^n»»n»tr. 1» <8t«cktd»u,> Uvuvsts Mockollv. Vro»8v, XitKsvvmmirt» tzu«I1tLt«n -u 6»» dtUtU»^Ev Preller», in »ct»»7»r»bli»u oöor rort» Nummi, »uct» mit vr»t»r- »et»ut»-8piri»lo »u»,en. »uot» ln rot» k!iu»f- ixter tt»r»5 xummlrt LokILuvkv kreinkaräi I^eupolt, Vresäen-^. klltr- un.i Vosv^ssreudsu» b'oraszir. 1, MO- K. lieinM Ssttiisl Rr.L48. 5»M: WAL^-M^ 8troLdllUsIirik. VsisenüLllSsIrLO t'srospr. l, 3390. VttpStS«. 6»8t«r Ilitü8kli»lil, IH»ritWtrWtz 14. vleuTLlv NloüvIIe. Srnnuibeud, 28. Mai. Mnthmaßliche Witterung: I Aufdessernd. PoMNckt». In den, gegenwärtigen Augenblicke, wo im preußischen Ab geordnetenhaus« die zweite Berathuna der Vereinsgrsetznodclle de» gönnen hat. vermag Niemand vorauSzuiagen. ob der Versuch einer antlsozialdeowkrotischen Aktion zu einem positiven Ergebnisse führen wird. Die Kommission zur Vorberathung deS Entwurfs hat der Regierung insofern einen Strich durch die Rechnung ge macht. als sie diejenigen Bestimmungen, die auf eine Be kämpfung der umstürzlerifchen Bewegung abzielen und die den großen EntrüstungSrummel bet der Demokratie hervor- gerufen haben« vollständig auSgemerzt hat. Für das, was übrig geblieben ist, die Aufhebung de» Verbindungsverbots und das Verbot der Thellnahme miudmähriger Perionen o» politischen Versammlungen, wird sich im Plenum eine Mehrheit nicht finden. Zwar ist dieser Torso in der Kommission mit 18 gegen 9 Stimmen angenommen worden, aber diese Abstimmung ist für daS Plenum nicht maßgebend. Das Centrum und der Pole haben nur aus taktischen Gründen, damit nicht die Regierungsvorlage als Grund lage der zweiten Berathung dienen solle, für den KornmissionS- entwurs gestimmt: sie werden nunmehr ihre Stimmen gegen den selben abgeben. Etwas absolut Unannehmbares zu bieten war von vornherein die Absicht der unter ultramontan-fretsinniger Führung stehenden Kommission. Auch die Freisinnigen haben die Parole auLgegeben, den Entwurf .mit Stumps und Stil" auSzurotten. Do die Konservativen für den Torso ebenfalls nicht zu haben sind, so ist dessen Schicksal besiegelt. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß die zweite Berathung mit einem negativen Resultat schließen wird. Don konservativer Seite liegen zwei Anträge vor, die darauf auSgehen, da» Zu standekommen einer Vorlage ,« ermöglichen, die gegen den Miß brauch deS Verein»« und VersammlungSrechtS durch die Umsturz- Parteien gerichtet ist. Die deutichkonservattve Fraktion beantragt die Wiederherstellung der Regierungsvorlage mit einer Verschärf- ung. nach der der LandeSpolizeibehörde die Vollmacht ertheilt wer den soll, Versammlungen im Voraus zu verbieten, von denen auf Grund von Thatsachrn anzunrhmen ist, daß sie die öffentliche Sicherheit, insbesondere die Sicherheit des Staates und die öffent liche Ordnung gefährden können. Die freikonservattve Partei bietet dagegen mit ihrem Antrag« eine vollständig neue Grundlage, die von der gegnerischen Presse mit den Namen das „kleine Sozia, listen- und Polengesetz" charakterisirt wird. Dieser Antrag bat nämlich vie im Sozialistengesetz von 1878 enthaltenen Begriffs bestimmungen übernommen. DaS Bismarck'sche Ausnahmegesetz ging über den Bereich der in Vereinen und Versammlungen be triebenen Agitationen hinaus, indem eS auch die Presse und die gewerbliche Tbütigkeit der sozialdemokratischen Wähler elnbezog. Gleichzeitig gab die Verhängung de» sogenannten „kleinen Be lagerungszustände-'' den Behörden noch besondere Vollmachten nicht nur zur Verhinderung aller Versammlungen, sowie jedweder Verbreitung von Druckschriften und deS WaffenverkaufS. sondern auch zur Ausweisung von Personen au» den betroffenen Gebieten. Rechte, die durch ReichSgesetze gewährleistet sind, können im Wege der partikularen Gesetzgebung nicht eingeschränkt werden. Ebenso wenig wie an eine Einschränkung der Agitation durch die Presse mittels eine» preußischen Sondergesetzes gedacht werden kann, ist die Herübernahme der grwerberechtlichen Verbote deS früheren Sozialistengesetzes ln eine preußische Vorlage möglich. Der frei- konservative Antrag mußte sich daher auf die Bekämpfung staats- gefährlicher sozialrevolutionärer Bestrebungen, soweit sie ans dem Gebiete deS Vereins- und Versammlung-Wesens zu Tage treten, beschränken. Der Anschluß an die Wortsassung deS Sozialisten gesetzes soll bezwecken, völlig klar zu stellen, daß allein die sozial- revolutionären Bestrebungen getroffen werden; sie würde zugleich den Vorzug bieten, daß die Begriffsbestimmung sich durch eine zwölfjährige Hebung in die Praxis der Executivbehörden fest ein gebürgert hat. DaS Sozialistengesetz vom 21. Oktober 1878 ordnete die Auflösung von Versammlungen und das Verbot von Vereinen an, dt« sozialdemokratischen, sozialistischen oder kommunisti schen Bestrebungen dienen, weiche den Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung bezwecken. In dem frrt- konservativen Anträge sind die anarchistischen Bestrebungen aus drücklich hinzugefügt. und zur näheren Bezeichnung der Umsturz- bestrebungen ist der Zusatz gemocht: in einer die öffentlich« Sicherheit, insbesondere die Sicherheit des Staates gefährdenden Weise. Eine Erweiterung hat der freikonservattve Entwurf gegen über dem BiSmarck'schen Ausnahmegesetz dadurch erfahren, daß die LandeSpolizeibehörde auch solche Vereine schließen kann, welche „die LoSrrißung eines Theils des Staatsgebiets vom Ganzen erstreben oder vorbereiten." Diese Ausdehnung auf „nationalrevolutionäre" Bestrebungen richtet sich insbesondere gegen die großpolnischen und dänischen Agitationen. Ob der eine oder der andere der konservativen Vorschläge eine Mehrheit finden wird, hängt von verschiedenen Umständen ab, von der Haltung, welche die preußische Regierung einnehmen wird, von der Stärke, i« der die einzelnen Fraktionen bei den entscheidenden Abstimmungen zur Stelle sein werden, und vor Allem von der Stellungnahme der Nattonakliberalen. die da» Zünglein an der Waage bilden. Würden die Nattonalllberalen ihrer Vergangenheit treu geblieben sein, so würden sie für den freikonservativrn Antrag stimm« «Üff«. LM der ReichStagSsessio« 188SÄ0 ist die national- liberale Fraktion einstimmig für ein dauerndes Sozialistengesetz kingetreten : sie müßte sich daher jetzt folgerichtig auch für daS kleine preußische Sozialistengesetz wie es der Abg. Jrhr. v. Zedlltz-Neukirch und seine Parteigenossen Vorschlägen, entscheiden. Die preußischen Nalionalltberalen scheinen unter ihrer gegen wärtigen Leitung wieder einmal eine starke Neigung zu besitzen, eine Linksschwenkung sn das Fahrwasser des manchesterlichen Liberalismus zu machen, Fürst Bismarck hat mit dieser Neigung wiederholt schwer zu kämpfen gehabt. Als im Jahre 1878 nach dem Scheitern deS ersten Sozialistengesetzes und nach den Atten taten auf Kaiser Wilhelm I. die Auflösung des ReichSiogS noth- wcndig wurde, schrieb Fürst Bismarck: „Mit der nationalltberalen Partei sollte eine zuverlässige Gemeinschaft zur Sicherung der Interessen deS Staates und der Gesellschaft nach den grundsätz- lichen Gesichtspunkten, welche bei dem Heranstreten derselben aus der alten Fortschrittspartei maßgebend waren, möglich sein, aber das Zusammengehen mit derselben wird der Regierung erschwert durch die Thatjache, daß die Partei in ihrer Gesammtheit sich zumeist der Leitung ihres linken Flügel- untcrvrdnet, entsprechend der alten Erfahrung, daß in jeder liberalen Partei die extremen Elemente die Herrschaft an sich reißen. In diesem Theil der nationallibkmlrn Partei ist der geistige Zusammenhang mit dem Wesen und grundsätzlichen Streben der alten Fortschrittspartei niemals unterbrochen worden." Es hat den Anschein, als ob die ser Zusammenhang gegenwärtig im stärkeren Maße als jemals früher wicderhergestellt ist. Nach einzelnen Aeußrrungen rechts stehender nationalllberaler Blätter ist indeß die Hoffnung noch nicht ganz aufzugeben, daß sich wenigstens ein kleiner Theil der nattonolliberalen Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus« — und eS bedarf nur eines solchen, um im Verein init den Konser vativen ein positives Ergebniß der schwebenden Berathungen herbeizuführen — im entscheidenden Augenblicke von der Diktatur der nach links strebenden Elemente, denen wahrscheinlich zur Zeit wieder der Mischmasch einer großen liberalen Partei von Bennigsen bis Richter als höchstes Ideal vorlchwebt, lossagen und für die Anbahnung einer energischen anttsozialdemokratischen Aktion stimmen wird, weil sie ein Gebot der streng nationalen, staats- echaltenden Politik ist. Meritschrelb- nnv Fernivrech-Äertckite vom 2». Mai. Berlin. Abgeordnetenhaus. Auf der Tagesord nung steht die Spezialderathuna über das Vcreinsgesetz. Der vom Minister v. d. Recke befürwortete konservative Antrag aus Einführung eines Präventiv-Verbots für Versammlungen wird gegen die Stimmen der Konservativen abgelehnt. Die Kommission hat die Artikel 1 und 3 abgelehnt, die Konservativen beantragen die Wiederherstellung der Artikel, die Frcikonservativen dagegen die Wiederherstellung in der Fassung, weiche nur anarchistiiche, ten Artikel die Verhandlung besprochen habe. Die Betrachtungen, die der „Lokalanzeiaer" an die letzte Sitzung knüpfte, seien in eurer solchen Weise zugelpitzt. daß es der Würde des Gerichts und dem sozialistische und kommunistische Bestrebungen, insoweit sie in Ernste der Verhandlungen nicht mehr entspreche. Namentlich " tadelt er, daß in dem Artikel geschrieben werde, dr einer die öffentliche Sicherheit gefährdenden Weise zu Tage treten, treffen will. Abg. Schmieding (nat.-lib.) erklärt, die National- liberalen hätten kein Vertrauen zur Polizei, auch nicht Vertrauen genug zur Regierung, um ihr so große Vollmachten zu geben. (Beifall.) Der Antrag der Jrcikonseroativen wäre ei» als kleines nur sür Preußen bestimmtes Sozialislengeletz eine halbe Maßregel, von der man sich keinen Erfolg versprechen dürfe. Graf Limburg (kons): Solche Griebe müßten eine gewisse Elasticität besitzen: gegen Mißbrauch haben wir Kantelen. Es wird die Zeit kommen, wo Sie bereit fein werden, der Negierung viel stärkere Befugnisse zu geben, und ich bin überzeugt, daß diese Vorlage der Anfang einer wetteren Aktion sein wird (Beifall rechts, Zischen links und im Centrum). Abg. Porsch (Centr.): Daß die bestehenden Gesetze auSreichen. haben wir im Kulturkamps am eignen Körper gespürt. Es wäre vielleicht gut. wenn die Rechte die Ruthe nicht nur auf den Körpern Anderer hätte tanzen gesehen. DaS Sozialistengesetz habe die Ausbreitung der Sozialdemokratie keineswegs verhindert. (Beilall im Centrum »nd links.) Minister v. d. Necke: Die Re gierung hat sich bei Ausarbeitung dieses Gesetzes die größte Zurück haltung auferlcgt (Heiterkeit), gleichwohl hat »ns die Kommission die Rosinen auS dem Kuchen genommen. (Heiterkeit.) Der Minister verliest einzelne in Versammlungen gefallene Aeußerungrn, durch welche die gegen die bestehende Staatsordnung richtenden sozialistischen, polnischen und welfischen Bestrebungen dargethan werden. Die Sozialdemokratie bleibe eine Revolutionspartei, die nicht nur mit RepressionSmakregeln, sondern auch durch Sozial reformen bekämpft werden müsse. Die Presse habe die öffentliche Meinung Über die Einführung des VercinsgesetzeS nicht richtig wieokrargeben. sondern gefälscht (Gelächter). Ein event. Vor- kommen von Mißgriffen seitens der Polizei sei erklärlich, aber im Allgemeinen müsse man Vertrauen zu den Beamten hüben. Die Regierung sei etnmüthig der Ansicht, daß verstärkte Machtmittel nöthta seien- lehne dos HauS diese ab, so treffe die Verantwort ung die ablehnenden Parteien. Die Bevölkerung werde die Ab lehnung nicht verstehen und dafür Abrechnung halten. (Gelächter.) Abg. v. Kardvrff bestreitet, daß daS Sozialisten gesetz nichts genützt habe. Sollte man die Vorlage ablehnen, w werde die Sozialdemokratie bet den nächsten Wahlen 2'/r Mill. Stimmen aufbnngen. Er frage, ob es mit Hinsicht darauf richtig sei, dieses Gesetz abzulehnen, daö die Krone verlangt. Abg. Sattler: Habe v. Kardorff denn im Interesse deS monarchi. schen GesühlS gehandelt, als er in daS Land Iffnairöries: „DaS monarchische Gefühl hat obgenommen". Herr v. Kardorff sagt mit dürren Worten, daß der Minister einem Drucke der Krone gefolgt sei. Ist daS konstitutionell? Um die welfische Gefahr m Hannover zu bekämpfen, sollte der Minister lieber vorsichtiger bei der Auswahl seiner Äeaniten sein und nicht Beamte von bureau» kratiicher ostelbiichcr Schneidigkcit tn die westlichen Provinzen schicken. (Zustimmung links und im Crntrnm.) Abg. Dr. Lieber schließt sich dem Vorredner vollständig an. Es sei für einen Pol«,eibeamten unmöglich, die Worte sozialdemokratisch, anarchistisch, sozialistisch -c. in dein srelkonservativrn Antrag richtig ,u deflnkren. Wenn Herr v. Köllec sich schon mit der Um sturzvorlage nicht den Beifall eines Mannes erwerben konnte, der ebt vor dem Strafrichter steht, so werde sich Herr v. d. Recke mit seiner Vorlage erst recht nicht eine Tauich'sche Anerkennung ver dienen. (Heiterkeit und lebhafter Beifall im Centrum und links. Zischen rechts). Artikel l wird tn der Fassung des Grafen Lim- burgabaeiehnl; dafür stimmten nur die Konservativen. Artikel l der Regierungsvorlage wird ebenfalls gegen die Konservativen ab gelehnt. Artikel 1 in der Fassung der Freikonservattven wird mit 206 gegen 193 Stimmen abgelehnt. Dafür sind nur Konservative und Freikonservative, sowie Abg. Bueck (nat.-lib.), dagegen auch Abg. Stöcker (Centr.). Der Antrag Limburg z» Artikel 3 wird mit 246 gegen 140 Sttmmen abgelehnt: für denselben stimmten zum Theil auch di« Freikonservativen. Auch in der Fassung der Regierungsvorlage und des srelkoillervativen Antrags wird Artikel 3 verworfen. Es folgt Artikel 2 betr. den Ausschluß der Minderjährigen von Versammlungen, ln denen politische An gelegenheiten berathen werden sollen. (Das Wort „sollen" ist von der Kommission hinzugefügt). Abg. Porsch (Centr.) hält gerade die Theilnahme Minder,ähriger an politischen Versammlungen für unter Umständen dienlich, indem er sich namentlich auf christliche Arbeitervereine bezieht. Abg. Hanien (freikons.) tritt sür den Artikel 1 ein. Abg. Rickert (freu. Ver.) lehnt denselben ab als unvereinbar mit der Ncichsgewerbeordnung, die auch den jugend-j lichen Arbeitern die Befugniß gäbe, sich zu versammeln und zu- vereinigen behuss Erlangung besserer Lahnbedingunacn. Ab Krause (nat.-lib.) hält Ntckert ein, dessen Bedenken richteten sn. doch eigentlich schon gegen das bestehende Gesetz. Diese Rosinen im Kuchen wurden seine Freunde dem Minister bewilligen. Abg. Munckel (stets. Volksp.): Angesichts einer Majorität von nur 13 Stimmen wäre es doch auch für die Nationailiberaien rich tiger, gleich reinen Tisch zu machen. Gesetz werde diese Sache >a doch nicht. (Rufe rechts: Doch! Stürmische Heiterkeit.) Abg. Inner (kons.) erklärt, gegenwärtig stimme ferne Partei für Artikel l in der Fassung der Vorlage, ihre Entschließung bei der Schluß- ubsassung behalte sie sich vor. ec selbst sage darüber keine Prophe zeiung. Artikel 2 wird dann in Centrum nnd Freisinnige angenommen, von den Nattonakliberalen beantragten Fassung angenommen, welche die Theilnahnre von minderjährigen und weiblichen Per sonen in allen n,«politischen Zusammenkünften politischer Vereine niäßt. Artikel 5 wird In einer von, Abg. v. Zedlitz beantragten Fassung angenommen, wonach der Vorsitzende einer Versammlung n die Verhandlungen nicht eintreten soll, bevor die Minderjäbri- zweitc Theil des Damit ist die orlügen. Berlin. Prozeß Tausch. (4. Tag.) Der Vorsitzende, LcindgerichlSdirektor Röster eröffnet die Sitzung mit einigen all gemeinen Bemerkungen zur Geschäftslage. Er hofft, daß beute Nachmittag mit der Zeugenvernehmung begonnen werden kann. Weiter regt er an. ob nicht die Vernehmung verschiedener Zeugenj weggelassen werden kann. Die Vertheidigung ist damit elnver--, standen. Es Wird verzichtet auf das Zeugniß v. Massvw, General v. Goßler, Jrhr. V- Seckendorfs, Rechtsanwalt Lobe-Unrrch. Vor Fortsetzung der Verhandlung tadelt Rechtsanwalt Dr. Holz das Verhalten des „Lokalanzeigers", der in einem tendenziös zugrstutz» bst jage duruver kerne Propye- der KominissionSskssuna gegen men. Artikel 4 wird kn einer «> , schrieben werde, der Angeklagte v. Lützow sei vom Rechtsanwalt Lubscvnski, seinem Vertheidiger. gestreichelt worden. Overstnntsanwalt Drescher stellt sich voll auf den Standpunkt des Verlheidrgcrs. Rechtsanwalt Dr. Lubscgnski sagt: Wenn der betr. Arlrkelschreiber behauptet, ich hätte den An geklagten v. Lützow gestreichelt, so ist das weniger lächerlich, als es Zeugniß von der geringen NrtheilSfähIgkett des Schreibers ab- legt. Oberstaatsanwalt Drescher bedauert femer das Erscheinen eines Artikel im „Vorwärts", in welchem dem Vertheidiger Dr. Sello Deminciotlonssiicht nnd geflissentliches Verbeugen nach Oben vorgeworsen werde. Präsident: Ich bearrügemich damit, dieHoff- nung auszusvrechen, daß der Takt der Journalisten sie davor be wahren wird, Anstoß zu erregen. Die Vernehmung des Angekl. v. Tausch wendet sich sodann wieder dem von Leckert und Lützow in die „Welt am Montag" lancirten Artikel zu über den russischen Kaisrrtoast. Der Angeklagte behauptet, daß er dem Botschafter Grafen Philipp zu Eulenourg zu Dank verpflichtet war. und dr-shalb glaubte, ihm einen Dienst zu erweisen, wenn er ihm den ersten " " Grafen Eulenbmg! ... wenn etwas Interessantes vorkonrme. Dieses Versprechen habe er v glaubte, ihm einen Dienst zu erweisen, wenn er ihm Artikel zur Kenntniknahme übersandte. Er habe dem lenburg früher einmal versprochen, ihm sofort mitzutheUen. S Interessantes vorkonrme. Dieses Versprechen habe er lediglich erfüllt, ohne seinerzeit die Absicht gehabt zu haben, den Freiherr» v. Marschall anzuschwärzen. Präsident: Sie sagen, daß bnS Gefühl der Dankbarkeit gegen den Botschafter von Eulenliirrä Sie beseelte; der erste Arttwl der „Welt am Montag" enthlest hestige Vorwürfe gegen den Vetter vcs Botschafters, den Hos- marschall Grasen Culenburg. v. Tausch: Ich hielt es nur für «ine Lüge, daß Herr v. Marschall hinter den Artikeln stände. Im Ucbrigen war und bin ich auch beute noch der festen Ueberzeug- una, baß Leckert Hintermänner hatte: aber freilich nicht Herrn v. Marskdall. Der Zusammenhang war folgender: Als der erste Artikel erschien, dachte ich gleich, daß Ermittelungen nach dem Verfasser angestellt werden würden. Ich fragte Lützow. ob er den Verfasser kenne, worauf er erwiderte : „Der bin sch selbst." Ich entgeanete: „Aber daS ist ja doch ein haarsträubender Unsinn: Wie können Sie so Etwas tn die Presse bringen ?" Darans erllürir v. Lützow, daß er den Inhalt des Artikels von Herrn v. Marschnll selber habe. — ES folgen bann noch weitere Auseinandersetzungen über diesen ersten Artikel. In Betreff des zweiten Artikels fragte der Präsident: Bestreiten Sie, Tausch, daß Sie dem zweiten Ar tikel der „Welt am Montag" nahestehen? v. Tausch: Mit aller Entschiedenheit. Ich wäre ja wahnsinnig, wenn ich so Etwas thun wollte. Aus Einwendung des Oberstaatsanwalts erklärt v. Tausch, er habe seinerzeit noch nicht gewußt, daß Leckert der Verfasser gewesen ist: er habe nur das Verfahren gegen Unbekannt im Äuge gehabt. ES wäre ihm mehr darum zu thun gewesen die Hintermänner zu ermitteln, als die Verleumder. Präsident: AIS der zweite Artikel in der „Welt am Montag" erschienen war. sollen Sie eine große Angst verlachen und gesagt haben: In, Auswärtigen Amte ist der Teufel loS, und auch der Polizeipräsi dent ist unachalten. v. Tausch weiß nicht genau, ob er diesen Ausdruck gebraucht bat. Weiter wich gefragt, ob er zwei Tage vor brr Hauvtverbandlung bei Dr. Lima« gewesen sei. .Gewiß''«
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