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Dresdner Journal : 03.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-04
- Tag1874-04-03
- Monat1874-04
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 03.04.1874
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^Lkrliok: l Idir. lb Ujsr. Ill»«rl»t«»prel««r Kklr lleo k»üw «wer ^v»p«tt«o»o ?elltL»lI«: 2 dl^. OvVer „Liuzemuuit" äis 2«llv: b K^r. Lr>ol»»l»«or 1'R^Uok mit 4ar 8ono- m»ä ttlr äs» tol^euäsi» Im ä«ut»«d«» Lstek«: ^Lllrllek:. . . . 6 1Ulr. I Io rr««««» tritt iLtirliok / 2 Tülr. 8tsmp«Is«I»Lbr, v Lv»»«rlmldäo>t äoot^o^vo _ _ l Kewllv^ ko«t uo«i LiorsIuvKuwmsro: 1 f 8tewpvIru«<:dl«L dmru, Freitag, den 3. April. 1874. I-»Ip»lU: H üronttstrtter, Oowluü«wllLr cis, ttrvvclaer ^uurottlsj t-t>«ua»8.: ^«»7 u L Trever, >»»diuH-Lerll»- Vts».L»1»»1,->^«I-Ir..I«a-rr>mk^rt. » : //a<urn«trin <k ko-krr, N-rlio VI«» Luudi»rx-rr»,.l.«tp,t, lort » ». - Iküocli«»: LtvE, IsrUo - ^1 Aeteme»er, /nra?,<ientia«t, // ^/LrecZt, Lr«m«o: L L'e/i/otte, Sr«, I»a: /. .ÄanArn's Lüreeu vdsouilt,: k'r ko,At, kr»o'-- tort» N i ^ ^/urArr^L^e u ^<7.//err7»a»in ^ti^Lucdll, t?o., ÜSrllt»: /nvD, 8»oo»v»r: <7 k»rj,: Lottier ik t7o., Ilatt^»rt: Ka„ür 4 Lö., Lü<i<i. - Lureau, Vtso: ^1/ O/Peli/t. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Oresclen, IckLrburvRenx»»,« I^o. 1. m« ' " ^M»S—i >'«..., Ml., ,»!' < „II i . ... , , — I Amtlicher Theil. Dresden, 26. März. Se. Diajestät der König haben dem ordentlichen Professor des römischen Rechts an der Universität Leipzig, Königlich Preußischen Geheimen Zustizratb und Großherzoguch Badischen Geheimen Hof- rathe Or. jur. Adolf Schmidt, der Zeit Kector »n»^- uiücus der Universität, das Ritterkreuz vom Verdienst orden zu verleihen allergnädigst geruht. Bekanntmachung, den Commissar für den Bau der StaatSeisenbahn- strecken Sohland-Neustadt und Neustadt-Dürr- Röhrsdorf betr. Das Finanz-Ministerium hat beschlossen, die Ge schäfte des Commissars für den Bau der Strecke Sohland- Neustadt der Südlausitzer Staatseisenbahn einschließlich des Bahnhofes Neustadt dem , Directionsrath Theodor Albrecht Schreiner zu Löbau . und die Geschäfte des Commissars für den Bau der Staatseisenbahnstrecke Neustadt-Dürr-Röhrsdorf dem Mitgliede der Generaldirectton der Staatseisenbahnen Finanzrath Robert Theodor Opelt in Dresden vom l. Mai dieses Jahres an zu übertragen, was hier durch zur Nachachtung für Alle, die es angeht, bekannt gemacht wird. Dresden, am 23. März 1874. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Heydenreich. Nichtamtlicher Theil. Ueb-rsicht. Telegraphische Nachrichten. TaOMGächicht«. < Berlin. Köln. Rendsburg. Straß burg. München. Wien. Prag. Paris. Rom. Madrid. Stockholm. Konstantinopel. New-?)ork.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Olbernhau. Oels- nitz i. V.) Lermischtet. Statistik und Lolktwirthschaft. EioaesandteS. Feunleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Dresdner Nachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Telegraphische WitterungSberichtr. Börseunachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Madrid, Mittwoch, 1. April, Abend«. (W. T. B.) Aus Somorrostro wird unterm gest rigen Tage aemeldet, daß die Arbeiten zur Sicher ung der eroberten Positionen fortgesetzt und neue Batterien errichtet werden, um demnächst die Ope rationen gegen den Feind wieder aufzunehmen. (Vgl. unter „Tagesgeschichte.") Tagesgcschichte. * Berlin, 1. April. Die halbofficielle „Prov.-Corr." feiert den heutigen Geburtstag des Reichskanzlers (der heute sein 60. Lebensjahr antritt) durch einen Artikel mit der Ueberschrist: „Fürst Bismarck und der Reichstag", in welchem sie unter Hinweisung aus das Krankenlager des Fürsten-Reichskanzlers sagt: „Wie die ursprüngliche Gestattung und die allmähliche Fortent wickelung der Verfassung des Norddeutschen Bundes und des deutschen Reichs fast ausschließlich aus dem schöpferischen Genie des.Kanzlers hervorgingen, so ist sein Geist zum Streben fort und fort leitend für das gesammte nationale Leben geblieben. Wie entschieden und wie freudig das deutsche Volk in allen patriotischen Kreisen dies anerkennt, davon Haden die letzten Wahlen lautes Zeugniß gegeben. Statt >rller eigentlichen Partei programme gatt fast überall das Bekenntniß zu der von dem Reichskanzler geleiteten Politik als das Erkennungs zeichen national-gesinnter Candidaten' : das Vertrauen zu jener Politik und die offene Hingabe an die geistige Führung des Kanzlers bildete die Grnndstimmung in den betreffenden Kreisen und die Voraussetzung der großen Mehrzahl der Wahlen. Je mehr hiernach der Reichskanzler hoffen durste, auch in dem jetzigen Reichs tage eine bereitwillige und kräftige Stütze für die Durch führung der klar vorliegenden Aufgaben der Reichs- Politik zu finden, desto empfindlicher muß es ihn be rühren, daß während seiner augenblicklichen nothgedrun genen Unthätitzkeit parlamentarische Verwickttmgen ein treten, welche die obersten Ziele seines politischen strebens zu durchkreuzen drohen, — daß die nationale Mehrheit des Reichstages angesichts der wichtigsten Fragen für die Gegenwart und Zukunft des Reichs einem bedenk lichen Schwanken verfällt, und daß, gegenüber der festen Einigung und sicheren Leitung aller reichsfeindlichen Kräfte, die nationalen Parteien einer klar bewußten und thatkräftigen Führung zu entbehren scheinen. Wenn der Kanzler auf seinem Schmerzenslager von den Gefahren hört, welchen die weiter? gedeihliche Entwickelung der Reichspolitik durch den drohenden Zerfall der Mehrheit ausgesetzt ist, und wenn «er in solchem Augenblicke die Krankheit und Schwäche, die ihn hindert, das Gewicht seiner Ueberzeugung und feines schwer errungenen An sehens in die Wagschale zu werfen, zehnfach schmerzlich empfindet, — wer wollte es nicht natürlich finden, daß er jede sich ihm darbiete ade Gelegenheit benutzt, um sich in bewegten Worten mahnend und warnend an Die jenigen zu wenden, bei denen er eine Uebereinstimmung mit den Zielen seiner Politik und eine volle Bereitwil ligkeit zur Unterstützung derselben voraussetzt oder nach den Umständen, unter welchen sie gewählt worden sind, vorauszusetzen berechtigt wäre. Fürst Bismarck hat durch die offenkundigen Stimmungen bei den letzten Wahlen ein volles Anrecht erhalten, sich auf die Zu stimmung der großen Mehrheit des deutschen Volkes zu berufen, und bei der Verantwortung, welche die deutsche Reichsverfassung ihm allein für den Gang der Politik zuweist, steht es ihm wohl an, die Ntitglieder der Reichs- Vertretung an jenen deutlich kundgegebeuen Volkswillcn angesichts der jetzigen wichtigen Entscheidungen zu er innern. Niemand vennag überdies so wie er die un mittelbare Bedeutung und Wirkung dieser Entscheidun gen in Bezug auf die allgemeine politische Lage zu be- urtheilen, — und auch aus diesem Grunde mußte er wünschen, die schweren politischen Sorgen, welche seinen rastlos thätigen Geist inmitten seiner schmerzhaften Krankheit erfüllen, allen Denen im Reichstage nnd im deutschen Volke ans Herz zu legen, welche mit ihm das weitere kräftige Gedeihen des Reiches erstreben. Die Mahnungen, welche der Fürst auf seinem Krankenbette ausgesprochen hat, gelten zunächst, wie die neulichen Worte Er. Majestät des Kaisers, der bevorstehenden Entscheidung über die Militärfrage, und sie werden ge wiß dazu beitragen, in dieser Beziehung die unerläßliche Verständigung zu sichern; aber sie berühren zugleich die Gesammthaltung der liberalen Parteien gegenüber den große» Aufgaben der Reichspolitik und damit die Aus- sichteit und Hoffnungen in Bezug auf die ganze nationale Entwickelung. Mögen die Worte des Kanzlers alsbald volle Beherzigung finden und hierdurch neue Schwierig keiten und Verwickelungen der Reichspolitik vermieden werd-». Möge dem Fürsten selbst aber bald die volle Kraft und Frische wiedergegeben sein, damit er den Ein- fluß seiner staatsmännischen Einsicht und Erfahrung in mitten des deutschen Volks und feiner Vertreter wieder vollauf zur Geltung bringen könne." —7 Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck schreibt die „Pr.-C.": Der Reichskanzler liegt noch immet an seinem rheumatischen Leiden danieder; die Zunahme der Kräfte schreitet sehr langsam vor. Un geachtjt seiner großen Schwäche hat der Fürst in den letzten Tagen einige ihm näher stehende Reichstags- adgeordnete empfangen, um ihnen seine Sorge über den Gang der parlamentarischen Arbeiten auszufprechen. Wir die „N. A. Z." meldet, hat Fürst Bismarck zu seinen» heutigen Geburtstage Glückwünsche in unge wöhnlich großer Zahl von allen Seiten und aus den entfenttcsten Theilen des Reiches erhalten, darunter ein Glückwunschtelegramm Sr. Majestät des Königs von Bayerns ' — Die „Pr.-C." bestätigt, daß Se. Majestät der Kaiser am Sonnabend eine längere Unterredung mit dem Präsidenten des Reichstages v. Forckenbeck über den Stand der Militärfrage gehabt hat und schreibt so dann über den Stand der Arbeiten des Reichstages: Nach Wiederaufnahme der Sitzungen wird voraussichtlich das Reichs-Militärgesetz unverweilt zur zweiten Lesung gelangen. Nach vielfachen Anzeichen kann man sich immer entschiedener der Hoffnung hingeben, daß die Schwierigkeiten, welche einer befriedigenden Lösung dieser Frage entgegenzustehen schienen, durch die patriotischen Erwägungeil auf Seiten der gejammten nativnalliberalen Part« überwunden werden dürsten. Der Präsident des Reichstages, v. Forckenbeck, ist auch an seinem Theile eifrig bemüht, eine befriedigende Lösung der Frage her beizuführen. Nächst dem Militärgesetz wird die Vorlage wegen weiterer Maßnahmen gegen verurthcilte Bischöfe und Geistliche u. s. w^ auf deren befriedigende Erledig ung im Zusammenhänge der kirchlichen Politik ein großer Werth zu legen ist, in zweiter Lesung zu be- rathen sein. Auch der Gesetzentwurf wegen Abänderung einiger Bestimmungen der Gewerbeordnung (in Bezug auf Bestrafung des Contractbruchs u. s. w.) wird in Kurzem zur Berathung kommen; eine freie Commission aus verschiedenen Parteien hat sich die Aufgabe gestellt, eine Verständigung mit den Bundesregierungen über diesen wichtigen Entwurf anzubahnen. Das Preßgesetz wird, nachdem die Bundesregierungen sich über ihre Stellung zu den bisherigen Beschlüssen entschieden haben, zur dritten Lesung gelangen. Die Neichstagssession wird sich unter allen Umständen noch auf mehrere Wochen erstrecken. — Der „Wes.-Ztg." wird telegraphirt: In parla mentarischen Kreiseil gilt cs als wahrscheinlich, daß im Falle der Ablehnung des K l des Militärgesetzes mit einer Präsenzzifscr voll 384,000 Mann, der Bundesrath die Auflösung des Reichstags braut.agen werde. — Die „Sp. Z." schreibt: Heute Mittag um 1 Uhr hat der Justizminisler deu Act der Vereiniguug des königl. Obcrappellatiousgerichts mit dem köuigl. Ober tribunal, wie solche durch das Gesetz vom 6. Februar 1874 vorgeschriebcn ist, vollzöge», und zwar in feierlicher Sitzung des vereinigten Gerichtshofes, in welcher der Ehefpräsident des Obertribunals, Herr v. Uhden, den Vorsitz führte und in welcher 1) sämmtliche Präsidenten des königl. Obertribunals und des königl. Obcrappel- lationsgerichts, 2) sämmtliche Räthc beider Gerichtshöfe, 3) der Generalstaatsanwalt und die Oberstaatsanwälte und 4) sämmtliche Rechtsanwälte erschienen waren.'^2 Köln, I. April. Zur Ergänzung unserer gestrigen Mittheilungen über die Verhaftung des Erz bischofs Or. Melchers entnehmen wir der „Köln. Ztg." noch Folgendes: Der Erzbischof hatte sich geweigert, die Geldbußen zu erlegen, in welche er wegen vielfacher Ge setzesübertretung verurtheilt worden war, und die Mobi lien, die er sein eigen nannte, waren zur Bezahlung der verwirkten Strafen nicht ausreichend. Es mußte deshalb an Stelle der Geldbuße die Gefänguißstrafe treten. Bereits vor einiger Zett war Herr Melchers mit gerät! miger Krist, aber vergebens, aufgeforderi worden, sich zur Verbüßung des rechtskräftigen Strafe im hiesigen Arresthause cinzufinden. Se. Hochwürden erklärten, nur der Gewalt weichen zu wollen. Es mußte sonach der Haftbefehl vom königl. Oberprocurator ausgestellt und der hiesigen Polizeibehörde zur Vollstreckung ausgehän digt werden. Noch einmal sollte versucht werden, ob gütliche Ueberredung nicht das gewünschte Resultat haben würde. Der Herr Polizeipräsident Devens begab sich zu dem Ende heute Morgen um 7 Uhr in Civilkleidung ins erzbischöfliche Palais; aber der Erzbischof wiederholte hartnäckig, trotz aller gütlichen Vorstellungen, seine Wei gerung und blieb dabei, nur der Gewalt weichen zu wollen. Herr Devens berief deshalb einen Polizeicom- missar herbei. Beide begaben sich, ohne weitere Beglei tung, gegen K8 Uhr wiederum zum Erzbischof, ließen ihm auf feinen Wunsch noch eine genügende Frist, lei nen Koffer zu packen, und wiederholten nach Ablauf der Frist ihre Aufforderung, nunmehr zu folgen. Es er folgte diefelbe Weigerung. Der Polizeicommissar ward somit genöthigt, den Erzbischof am Arme zu nehmen und ihn durch die Schaaren der inzwischen herbeigeeitten, die Vorräume des Palais füllenden Geistlichen zu dem am Portal haltenden Wagen des Herrn Polizeipräsidenten zu führen. Auch beim Besteigen des Wagens, wie spä ter beim Verlassen desselben leistete der Herr Erzbischof passiven, wenn auch geringen Widerstand. Die kurze Strecke von dem Palais bis zum Arresthaus am Klin gelpütz war mit Menschen besetzt. Militär war nicht zur Stelle, nur wenige Schutzleute zur Aufrechthaltung der Ordnung befanden sich in den Straßen. Im Arrest hause wurde der Herr Erzbischof von dem stellvertreten den Director empfangen und in die ihm vorläufig an gewiesenen drei Zimmer des Mittelgebäudes geführt, welche, in der zweiten Etage über dem Directorialbureau gelegen, bisher die Verhörzimmer des Jnstructionsrich- ters waren und jetzt aus einem geräumigen WbhnzkM-^ mer, einem kleineren Cabinet und einem hellen Schlaf zimmer bestehen. Die für den Herrn Erzbischof definitiv bestimmten Zimmer hatten noch nicht fertiggestellt wer den können, doch werden dieselben zum Bezüge baldigst bereit sein. ES waren, um die Verbindung unter ein ander herzustellen, einige Wände zu durchbrechen; zugleich mußten alle drei Zimmer neu tapeziert und zum größten Theile neu möblirt werden. — In Bezug auf den Erz bischof vernimmt die „Köln. Vlksztg.", daß derselbe heute Morgen die h. Messe in der Kapelle des Arresthauses gelesen hat, wobei einer der ebenfalls dort detinirten drei Geistlichen ihn» assistirte. Einstweilen ist dem Weih- bischose und dem erzbischöflichen Secretär der Besuch in Gegenwart des Inspektors gestattet worden. Die Köst empfängt der Erzbischof aus der Küche des Unternehmers, aus welcher alle Gefangenen, denen Selbstbeköstigung ge stattet ist, dieselbe beziehen. Die Angabe der „Köln. Ztg.", daß bereits vor einiger Zeit Herr Melchers mit geräumiger Krist, aber vergebens, aufgeforderi worden sei, sich zur Verbüßung der rechtskräftigen Strafe im hiesigen Arresthause cinzufinden, widerspricht vollständig allen Jnsormationen des ultramontanen Blattes. Ein Erlaß des erzbischöflichen Generalvicariats verordnet, daß bis auf Weiteres vor den bereits vorgeschriebenen Ge beten für die Kirche und den Papst jedes Mal nach der h. Messe ein „Vater unser' und „Gegrüßet seist du Maria" für den Erzbischof gebetet werde. Die Verwaltung der Geschäfte führt in der herkömmlichen Weise Or. Baudri. Feuilletom (Rkdiglrt von Otto vanck.) Ellen. (Schluß aus Nr. 76.) Ellen hatte die Gondeln am User erreicht. Ohne Be sinnen und Zögen» sprang sie in ein kleines Ruder boot, das die Flagge mit den Streifen und Sternen der Union trug. Mit gitternden Händen löste sie es von der Kette, welche am Ufer festhielt, ergriff rasch den Hebel, der beide Ruder in Bewegung setzte. Wer das Gesichv des Mädchens nicht sah, nicht die halbverloschenen Au gen, die fahlen Lippen, mochte wähnen, sie denke an eine ruhige Fahrt in den See! Linden, der ihr nach stürmte, jetzt achtlos, ob sie ihn wahrnehme oder nicht — wußte es anders! Das Boot war nur wenige Schritte vom Ufer hinweg, als er mit wilder Eile den kleinen Hafen am Fuß der Terrasse erreichte. Taumelnd von dem letzten Sprung, der ihn herabgesührt, mit keuchender Brust, aber mit der ganzen Gewalt des Schmerzes und der Angst rief er der im Boot Schaukelnden zu: „Ellen — Ellen! um Gotteswillen! Ihr Haupt, das sie wie suchend nach dem schim mernden Wasser geneigt hatte, richtete sich blitzschnell empor. Sie erkannte ihn, es durchzuckte wie ein elek trischer Schlag ihre Gestalt, beide Hände erhoben sich, wie zur Abwehr. Im nächsten Augenblicke stürzte sie über den Rand des schwankenden Boots in dir Fluth — die hoch um sie aufspritzte. Linden, der eben die Ent fernung zwischen Ufer und Boot gemessen, sprang weit in die Wellen hinaus und war mit wenigen kräftigen Stößen dicht neben der Versinkenden. Er ergriff sie am Kleid, er versuchte sich an das Boot zu klammern — und riß, als das federleichte Fahrzeug unter seinen Hän den umschlug, die Leblose mit sich ans User. Hier brach er, wie von Sinnen und zum Tode erschöpft, neben der Geretteten zusammen, aber binnen einer Minute gewann er die Kraft des Besinnens und Handelns zurück. Unter seinm Bemühungen schlug Ellen alsbald die Augen auf — schwerathmend versuchte sie sich zu erheben, ein Blick voll hilfloser flehender Angst fiel auf ihn, ihre bleichen Lipven rangen nach dunklen verzweifelten Worten: „Warum lassen Sie mich nicht meinen Weg gehlen?!" „Ist dies Ihr Weg Ellen?!" — „Ja!" sagte sie emporfahrend und plötzlich aufsprin gend, so daß er kaum Zeit behielt, ihren Arm, ihr C^e- wccnd festzuhaltcn. „Ich habe um mein Leben gespielt — ich trage es so nicht! —" „Aber mit mir Ellen — für mich!" rief er aufflam mend und hielt die schlanke zitternde Gestalt in ihren nassen Gewänden fester und fester. „Ich lasse Dich nicht — ich halte Dich — ich weiche nicht von Dir!" Er versuchte sie nach den ersten Stufen zur Gatten terrasse zurück, zu geleiten. Sie suchte sich »loch einmal ihm zu entwinden. „Ich will leben, ich gelobe es Ihnen! — Aber — lassen Sie mich! Ich weiß erst seit dieser Nacht, wie unwürdig ich mit dem Leben gespielt — ich habe Rö ding ein Recht aus mich gegeben, er war nicht edel, aber er hatte ein Recht! Und selbst gestern Abend wußte ich noch nicht, was ich that!" „Habt Ihr denn nur Muth zu Schmach und Tode und nie zum Leben!" rief Linden, und durch seine Stimme klangen der Ton tiefen Mitleids und voller Liebe zu gleich. Er sah, indem er dir Emporsteigende stützte, sie mit einem Blick an, der einen Strom bittrer Thränen aus ihren Augen stürzen ließ. Weinend legte sie end lich ihr Haupt auf seine Schütter. — Er fühlte, daß er. sie überwunden und gewonnen habe, und rasch geleitete er sie nach den obern Gängen des Gattens, wo er laut nach helfenden Händen rief. Am Nachmittag und bis zum Abend dieses Tages herrschte viel Bewegung und Verwirrung in der präch tigen Villa Giulia. Dem bestürzten Empfang EUen's folgten Stunden voll wirren Hin- und Hergehens, voll bedeutsamen Redens und Flüsterns. Lange geheime Unterredungen fanden zwischen Mister Codrington und seiner Tochter, zwischen Röding und Codrington — zu letzt auch zwischen Ellen und Röding statt. — Der junge Künstler kedtte von dieser letzten Unterredung, ohne seine Munterkeit, ja mit gerötheten Augen, sonst aber gefaßt und voll Haltung zurück nnd fuhr mit seinem Freunde, dem Baron Herbert, am Spätnachmittag nach Como weg. Auch Professor Linden verließ noch vor Abend Villa Giulia, nachdem er von Zimmer zu Zimmer mit Ellen Codrington einige Briese gewechselt. Er wußte, daß er die Gerettete, Genesene in der ewigen Stadt Wiedersehen und für lebenslang Wiedersehen werde! Adolph Stern. * Eine anscheinend officiöse Correspondenz der „Schles. Ztg." bringt interessante 'Nachrichten über die letzte AkademiejitzunH in Berlin: Zu neuen Mitgliedern derselben wurden die bekannten Künstler Passim, Gentz und A. v. Werner erwählt. Sehr beachtenswerth sind aber ferner die negativen Resultate, die jene Sitzung der Akademie ergeben hat und die bisher sich der öffentlichen Kenntniß entzogen haben. Es waren nämlich außer den genannten Künstlern noch folgende zu Mitgliedern der Akademie proponitt worden: Professor Lucae, Director der königl. Bauakademie, Professor Gropius, Kapellmeister Eckert und der Bildhauer Sußmann-Hellborn. Die Wahl derselben konnte aber nicht durchgesetzt wer den. Dieser Vorgang hat natürlich in künstlerischen Kreiseil ein sehr erklärliches peinliches Aufsehen erregt. Die genannten Künstler werden von Sachverständigen und Laien in ihrem Fache als anerkannte Capacitäten geschätzt, und die unverdiente Ablehnung derselben scheint in sehr bedauerlicher Weise geeignet, das öffentliche Uttheil über ihre künstlerischen Leistungen zu verwirren. Als Grund dieses unliebsamen Ereignisses bezeichnet man in erster Linie das in den künstlerischen Kreisen herr schende Cliquenwesen, das die fachmännische Würdigung durch Herbeiziehung persönlicher Momente stört oder geradezu aushebt. Sodann aber hat sich bei dieser Ge legenheit in sehr drastischer Weise heransgestellt, daß das statutenmäßige gemeinsame Stimmen der Maler und Musiker über Candidaten aus dem Gebiete der einen oder der anderen Kunst zu unvermeidlichen großen Unzuträglichkeiten sühtt. Es hat sich gezeigt, daß die Maler und Musiker im Allgemeinen keineswegs in der Lage sind, über einen Meister der anderen, ihnen fern stehenden Kunst ein competentes Uttheil abzuarben. Im Uebrigen befindet sich leider die Reorganisation der Akademie noch in weitem Felde. Von der bereits in Aussicht genommenen Berufung des Professors Wislicenus in Düsseldorf hat man wieder Abstand genommen. Ebenso entbehren alle Gerüchte, welche dm kürzlich hier her übergesiedelten Professor Ludwig Knaus als künf tigen Dircctor der Akademie bezeichnen, jedes thatsäch- lichen Anhaltes. Auch mit Herrn v. Werner hat man officirll noch keine Verhandlungen betreffs der Ueber- nahmc dieses Amtes eingeleitet.
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