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Deutsche allgemeine Zeitung : 10.10.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-10-10
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185710102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18571010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18571010
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-10
- Tag1857-10-10
- Monat1857-10
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 10.10.1857
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Iv. Oktober 1837. Nr 237 Sonnabend Wahrheit und Recht, Freiheit «d Tesch!» Preis für das Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzeln« Nummer 2 Ngr. JnftrtionSgebühr für den Naum einer Zeile 2 Ngr. Diofieltüna ' > -v - ' Z« beziehen durch alle Deutsche Allgtmint Zeitung. WM Das Ministerium Rarvaez und die II. Kammer, in. s Madrid, 28. Mai. Nirgends in dem christlichen Europa ward es der Monarchie so leicht gemacht wie in Spanien, nicht etwa blos sich zu erhalten, sondern sich zu, verjüngen, alle die Scharten auszuwetzen, welche ihr durch Ferdinand's VII. unpatriotischcs Betragen, durch die Zeitverhält niffe und den Umschwung der Ideen geschlagen wurden. Isabella II. war wirklich das Schooskind der Nation, deren Anhänglichkeit mit den uner meßlichen Opfern gleichen Schritt gehalten, die sie der unmündigen Tochter des Königs gebracht. Die spanische Nation liebte den Thron, dessen Er richtung ihr das kostbarste Blut und andere unschätzbare Güter gekostet, und sie sah in der jungen Monarchin ihren Willen, ihre Grundsätze sieg reich verkörpert. Wollte die Königin Isabella dem Lande an Segen und Wohlergehen hcimzahlen, was es für sie gcthan und hcrgcgebrn, mußte sie vor allem bedacht sein, dem Waffengctümmel ein Ende zu machen, das Anbau und Ernt« hindert, das jede geistige wie materielle Entwickelung stört und jede Verbesserung, im Keime vernichtet. Sie hatte ihren Weg bestimmt vorge zeichnet, den sie einschlagen mußte, um dieses ruhmwürdige und heilsame Ziebzp erreichen. Sie mußte der Bedeutung, welche ihr die Ereignisse ge geben, treublriben und im umfassendsten Sinne des Worts eine konstitutio nelle Königin sein. Vor allem mußte sie di« Gleichberechtigung der Par teien innerhalb der Verfassung zur Grundlage ihrer Regierung machen, sie mußte ihnen das Parlament als Wahlplatz einräumen, die Wahlzettel als Waffen in die Hand geben, um den Kampf auf den Straßen mit Kano nen und Bayonneten zu verhüten. Diese Verwandlung des Schlachtfeldes und der Kriegführung mußte ihre Hauptaufgabe, mußte Gegenstand ihrer ersten und angelegentlichsten Sorge sein. Dadurch hätte sie ihren großen Anhang im Lande zu «iner so überwiegenden Macht concentrirt, daß vor derselben ihr« Gegner rechts und links zu unscheinbaren Fraktionen zusam- mengeschrumpft wären, die mit ihrer Ohnmacht zu nichts weiter gedient hätten als die Größe des Triumphs sehen zu lassen. In dem Falle gäbe cs in Spanien nicht mehr, und es hinge von der Königin ab, daß cs nicht mehr gäbe >alS eine Verfassung für Moderados wie für Progrcssistcn, und es stellte sich nicht daS trostlose Schauspiel dar, daß jede Fraktion, die ans Ruder kommt, ein« andere, eine n«ue gesetzliche Ordnung hcrbcischleppt, die vorhergehende mit Füßen tretend, obgleich sie von derselben Krone sanctio- nirt war, die sie alle hoch und in Ehren gehalten wissen wollen, wodurch in der Nation alle Ehrfurcht vor Gesetz und Staatseinrichtungcn verloren geht. Wie ließ eS sich nur denken, daß in England die Tories mit einer andern, und die Whigs wieder mit einer andern Verfassung regierten! Auf Frankreich darf bei dieser Gelegenheit nicht vergleichend hingewiesen werden, denn dort gehen die Verfassungswechsel mit Dynastienwechsel, mit gänzli cher Veränderung der Regierungsform, mit der radikalen Umgestaltung des Landes und seiner Verhältnisse Hand in Hand. Dort ist er gewiß auch ein Uebelstand; aber er ist logisch, er hat seine Berechtigung; in Spanien ist er eine Abnormität, eine Verkehrtheit, ein Unsinn, dazu gemacht, Al les zu verwirren, alle Interessen der Gesellschaft in Frage zu stellen. Hätte sich Ludwig Philipp an die Spitze irgendeiner orlöanistischen Fraktion ge stellt und eine andere derart von der Theilnahme an der Regierung ausge schlossen, daß sie nur durch Gewalt der Waffen empor gelangen konnte und dadurch den Revolutionen und Contrerevolutionen in steter Aufeinan derfolge den Weg freigemacht, dann hätte man in Frankreich spanische Zu stände sehen können; denn das hat die.Königin Isabella gcthan. Was kümmert sich die Königin Victoria darum und was hat sie sich darum zu kümmern, ob Whigs oder Tvries, Liberale oder Conservative ans Ruder gelangen. Weiter nicht als bis zur ersten Stufe ihre- Throns dringt die politische Strömung und nicht ein Hauch der heftigsten Stürme berührt den Glanz ihrer Krone, ihr Ansehen bleibt unverrückt, wenn rings die Parteien steigen und fallen. Wir haben bereit- in einem unserer ftühern Artikel aus den großen politischen Fehler der Königin von Spanien hingewiesen, sich den Progressisten feindlich gegenübergestcllt und ihnen kein anderes Mittel gelassen zu haben, um zur Macht zu gelangen, als den Aufstand; dadurch ward der Anhang der Königin getheilt und geschwächt und andererseits den wi derstrebenden Elementen Vorschub geleistet und die unheilvollen Bewegun gen wurden dadurch vervielfältigt, erleichtert und denselben ein ernsterer Charakter verliehen. Solange jedoch die Progresflsten unter einem angese henen Führer-alS eine fest geeinigte compacte Partei dastanden, beschränkte sich die Gefahr auf die Unbeständigkeit und Unsicherheit der Zustände; aber die Prlncipien dieser Partei ließen die Tragweite der Revolutionen voraussehen, bezeichneten die Grenze« jeder Bewegung. Man konnte versichert sein, daß über ihren monarchischen Liberalismus keine Revolution hinauszuschrciten ver mögen würde. Espartero mit den Seinen stand zur Linken der Königin j Isabella als treuer Wächter und die Königin konnte auf ihn zählen. Die i Ereignisse des vorigen Jahres haben die progressistische Partei versprengt ! und in dem Maße entkräftet, daß sic vorerst nicht als Partei aufzutreten vermag. Clamor publico und Iberia mögen dagegen sagen was ffe wol len, um der niedcrgeschmetterlen Macht einen Rest von Ansehen zu retten. ! Die Thatsachen sprechen deutlich genug, und trotzen den scharfsinnigsten Ar gumenten. Man blicke auf das Ergcbniß der Wahlen, sechs Progressisten und nicht mehr sitzen auf den Bänken der Abgeordneten; man blicke auf die Haltung der einflußreicher« Männer, welche sich die Nachfolge Espar- tero's streitig machen und auf ihr Vcrhältniß zur Partei. Ucberall Spal tung, Zerrüttung, Mangel an Gemeinsamkeit des Wollens und Strebens, Mangel an Disciplin. Und darüber freut man sich am Hofe und jubelt, als wäre diese schwere Niederlage der Progressisten ein Sieg im gleichen Verhältnisse des Throns. Man scheint im Palaste gar nicht an schlimmere Wendungen der Zeiten zu denken, und doch rufen die nächste und entfern tere Vergangenheit der Gegenwart ernste Warnungen zu, die gehört zu wer den verdienen, und doch verbergen die entschiedensten Moderados kaum ihre Furcht vor einer Umwälzung, die sich sichtlich vorbereitet, und doch haben die Generale Concha, Serrano und früher schon der General O'Donnell sich der Monarchin gegenüber offen über die ungünstige Lage der Dinge ausgesprochen und kein Scharfblickender kann sich verhehlen, daß die Auf lösung der Progressisten die Gefahr einer Erhebung drohender, unfehlba rer macht. Denn man weiß nun keine Gewalt zu bezeichnen, die wie Es partero die brandenden Wogen des Aufruhrs von dem Throne Jsabella's II. zurückzuschleudern vermögen wird. Und Freunde wie Feinde des mit Un dank bezahlten „Pacificators" von Spanien, wie man den Herzog von Vic- toria nennt, erinnern sich, wie im Jahre 1854 in Madrid auf sein Wort die Barrikaden gesunken und sich der Sturm gelegt, und daß immer tau sendstimmig der Widerhall gewesen, wenn er Vivu lu rmrm! der empör ten Menge zugernfen, während über O'Donnell, der mit Waffen in der Hand dagestanden, der Aufruhr ungestüm, rücksichtlos hinweggeschritten. Von dem versprengten Heere der Progressisten hat sich ein Theil an O'Donnell geschlossen, um, verzichtend auf ihr angenommenes und lange verfochtenes Programm, gegen die Moderados unter dem neuen Führer und der neuen Fahne Krieg zu führen und einige liberale Formen ohne alle Bedeutung gewinnen zu helft«; ein anderer Theil der aufgelösten Partei ist mit Waffen und Gepäck in das Lager der Demokraten, besser gesagt, Republikaner übergegangen und hat dem Königthum abgeschworcn, „das ihnen, wie sie sagen, Dienste und Aufopferungen mit Undank belohnt". 'Und endlich eine l ritte Fraktion, bei weitem die größte, hält un«rschüttert an ihren constitutionellen Grundsätzen, sieht in O'Donnell nichts weiter als einen Condottiere, der für seinen eigenen Vortheil ficht und morgen anfti»- det, den er gestern zum Bundesgenossen gehabt, und in dem Königthum eine unerläßliche Nothwcndigkeit für das zerrüttete, in seinen Tiefen aufge wühlte Land; allein ihr Streben ist auf die Entthronung der Königin Isa bella und der Bourbons und auf die Vereinigung Spaniens mit Portugal unter Dom Pedro gerichtet. Sic find monarchisch, aber antidynastisch, und es ist nicht zu leugnen, daß sic wenigstens nach dieser Richtung hin einen beträchtlichen Anhang im Lande haben; denn die Spanier haben ihre ehe malige Größe weder vergessen noch verschmerzt, und die Vereinigung der beiden Länder der Halbinsel gehört zu ihren Licblingsgcdanken; denn sie hoffen durch diese Erweiterung einen Theil jenes Einflusses auf die Welt- crcigniffe wiederzugewinnen, den sie verloren haben. Wenn also im Falle einer Bewegung im Lande der Königin Isabella Verlegenheiten entstehen, die ihr bisher erspart geblieben, so hat fit dieses einer Politik zuzuschrciben, die sich mehr von Antipathien und Leidenschaftlichkeiten als von reifer Prü fung und klarem Urtheil leiten ließ. Die Karlisten, die natürlichen Tod feinde der Königin Isabella, die sich der Hof geneigt zu machen sucht und weder im Stande noch geneigt sind, zu ersetzen, wa§ man an dt« Pro gressisten verloren, arbeiten unermüdlich an dem Sturze der jüngern Linie und sind bereit, jeder Partei ihre Unterstützung zu leihen, die «ach dieser Richtung hinwirkt. Deutschland. Aus Rorddeutschland, 8. Oct. ES hat mich nicht überrascht, am Schluß meines ersten Briefes (Nr. 231) eine RedactionSbemerkung zu finden, die gegen die Wahrheit seines Inhalt« patriotische Zweifel au«- fprach. Meine Mittheilung über den Charakter der Zusammenkunft von Weimar war zu abweichend von den Auffassungen fast der gesammten Presse, als daß sie nicht hätte befremden sollen. Mittlerweile hat dieselbe durch eine ganz erkleckliche Anzahl von einzelnen mehr oder weniger direc- ten Mittheilungen vieler Blätter an Glaubwürdigkeit viel gewonnen, und die ministerielle «Zeit» hat ihr endlich in allen Hauptpunkten die vollste Bestätigung erthcilt. Die «Zeit» constatirt di« Wahrheit meiner Angabe
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