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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-09-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185309045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-09
- Tag1853-09-04
- Monat1853-09
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1853
- Autor
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. -I- 247 Sonntag dm 4. September. I8SS. Bekanntmachung. 3«m Besten der Theater - Pmsions - Anstalt wird als diesjährige zweite Benefizvorstettung Montag de« S. September d. I. zum ersten Male: Der alte Fritz und die Jesuiten Lustspiel in fünf Acten von Eduard Boas, aufgeführt werden. Geleitet von der Hoffnung, daß diese- noch nirgends aufgeführte Stück des leider zu früh verstorbenen talent vollen Verfassers in Verbindung mit dem oben angeführten Zwecke sich der zahlreichen Theilnahme des geehrten Publikums zu erfreuen haben werde, bemerken wir, daß Herr Gustav Hentschel sich der Beaufsichtigung der Cassengeschäfte gütigst unterzogen hat. Leipzig, den 1. September 1853. Der AnSschusi zur Verwaltung de- Theater-Pension--Fond-. Das moderne Haus- als Sxmbol der modernen Familie. Das zweite Heft der „Deutschen Vierteljahrschrift" von 1853 bringt einen Aufsatz über „die Sitte de- Hauses" von W. H. Riehl. Der Verfasser sucht in demselben die Wechselwirkung zwischen den UamlUenfitteu und den socialen Zuständen in vergangener und gegen wärtige, Zeit darzustellen. Die Thatsache, daß der Begriff der Gamm« iu »euerer Zeit immer euger gefaßt wird und daß die natürlich« sociale Körperschaft des „ganzen Hauses" immer mehr sich auflöst, leitet den Verfasser zu einem Capitel über die moderne Wohnung. Er sagt darin unter Anderm: Die Architektur des modernen Wohnhauses ist das steinerne Sinnbild der erlöschenden Idee vom „ganzen Haufe." Unsere städtischen Privathäuser all dem 16. und 17. Jahrhundert offnen dem Eintretenden sogleich große Hausfluren, Vorplätze und Höfe. Häufig ist das ganze Erdgeschoß lediglich Vorhalle; die Wohnungsräume beginnen erst im ersten Stock. Diese großen Vorplätze waren aber allen Haus genossen zur gemeinsamen Benützung; sie sind gleichsam die Almende des „ganzen Hauses." Dasselbe gilt von den Gallerien und be deckten Gängen, welche gegen den inneren Hofraum oft durch alle Stockwerke gingen. Hier soll man sich versammeln und ergehen können, hier sollen die Kinder sich tummeln und spielen. In der warmen Jahreszeit tafelte das ganze Haus häufig in der Flur de- ersteu Stockes. Dieser besonders wichtige Raum war in den Bürger häusern katholischer Gegenden häufig sogar mit einer Art Haus capelle geziert, indem an der Hauptwand ein große- Crucisix auf gestellt war mit eine« Betstuhl. In den modern großstädtischen Privathäusern sind dagegen alle diese dem „ganzen Hause" die nenden Räume auf da- dürftigste Maaß beschränkt; die breiten Vorplätze sind zu einem armseligen schmalen Hausgang zusammen geschrumpft, namentlich aber die Höfe in dicht bevölkerten Quar tieren zu engen, feuchten, stinkenden Winkeln geworden, wohin keine Sonne und kein Mond dringt ; die heimlichen inneren Gallerien sind durchaus verschwunden, und wo sonst da- ganze Haus auf der Hausflur getäfelt, da verzehren jetzt höchsten- de- Hause- Bettelleute dorr ihr Gnadenbrod. Schauen wir in das Innere der Wohnungen, so findet sich'-, daß da- „Familienzimmer," der gemeinsam« Aufenthalt für Mann und Weid und Kinder und Ge sinde, immer kleiner geworden oder ganz verschwunden ist. Da gegen werden die besonderen Zimmer für einzelne Familienglieder immer zahlreicher und eigenthümlicher auSgestattet. Der bedeut- s-Mste Raum im vornehmeren bürgerlichen Hause wird dagegen einem ganz neuen Gemache zugeiheilt: dem Salon. Aller archk- Stonilche Schmuck, der sonst auf Hof, Vorhalle, Hausflur und «amMen-lmmer verwendet wurde, kommt jetzt dem Salon zu gut. Der Salon dient aber nicht mehr, wie jene Räume, dem „Hause," sondern der „Gesellschaft." Diese nichtsnutzige, sociale Fiction der sogenannten Gesellschaft, als des Inbegriffs einer Gruppe von interessanten, eleganten, feine« Leuten, bei denen man von den bürgerlichen, häuslichen und sittlichen Qualitäten absieht, die douve 8ociets, bezeichnet aber gerade die Auflösung des Familienleben-. So ist in dem Salon der Schwerpunkt des architektonischen Hause- außerhalb de- socialen HauseS gerückt und damit das „ganze HauS" windschief geworden. Für den Einzelnen ist das modern« Haus wohnlicher, geräu miger geworden, für die Familie enger und ärmer. Das archi tektonische Symbol für die Stellung des Einzelnen zur Familie war im alten Hause der Erker. Im Erker, der vorzugsweise zum Familienzimmer gehört, findet der Einzelne seinen Arbeit--, Spiel- und Schmollwinkel; er kann sich dorthin zurückziehen, aber er kann sich nicht abschließen, denn der Erker ist gegen da- Zimmer offen. So soll auch der Einzelne zur Familie stehen, und nach diesem Princip de- Erker- müßte eigentlich da- ganze Haus con- struirt werden. Der Eifer, mit welchem die modeme Baupolizei ihr Interdikt gegen die Erker gehandhabt hat und noch handhabt, ist sehr charakteristisch. Damit die Häuserfronten glatt nach dem Lineal abgeschnitten seien und dem Nachbar die Aussicht nicht ver dorben werde, rasirt man die Erker, die ein organisches, not wendiges Product des deutschen Familienleben- gewesen sind! Als ob die Häuser da seien um der Aussicht willen, als ob das Hau- von außen nach innen gebaut werde und nicht vielmehr von innen nach außen! Mit diesem Satze bin ich in das Eentrum de- vor liegenden Capitel- gekommen. Die kunstgeschichtliche Thatsache, daß daS Mittelalter Häuser und Burgen und Kirchen von innen heraus gebaut hat, die äußeren Proportionen und Formen nach dem Bedürfnisse de- Innern, nach dem praktischen Zwecke de- Hause- frei gestaltend, während wir als echte Doktrinäre schablonen haft von außen nach innen bauen; diese kunstgeschichtliche That sache müssen wir al- in der entsprechenden socialen wurzelnd aner kennen. Wir bauen auch in der Gesellschaft, in der Familie symmetrisch, mechanisch von außen nach innen, statt organisch von innen nach außen. Darum helfen alle Experimente nichts, einen modernen, wirklich lebensfähigen Styl für unsere Häuserbauten zu finden. Der eine Baumeister probirts mit der Gothik, der andere mit der Renaissance, ein dritter mit dem griechisch-römischen, ein vierter mit dem byzantinischen Styl, ein fünfter gar mit dem Zopf. Es giebt aber immer nur neu combinirte Häuserdecorationen, keine wirklich neuen Häuser. DaS architektonische Hau- der Zukunft muß von innen heraus gebaut werden, wie da- sociale. Wenn wir also einmal den Salon wieder abschaffen, dagegen aber ein allgemeines Bedürfnis nach einem wirklichen Familienzimmer, nach
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