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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 08.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-08
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187412087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18741208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18741208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-08
- Monat1874-12
- Jahr1874
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Großenhainer Erscheinen: DienStag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Unterhaltung-- und Anzeigebtatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Onseratenannahme: Bis Tags vorher spätesten« früh S Uhr. Insertionsketräge von auswärts find in Post- marten beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann btarte in Großenhain. -N 1« Dienstag, den 8. December 18S4 Erstatteter Gensdarmerieanzeige zufolge sind bei Gelegenheit des am 8. dies. Monats im Dorfe Leckwitz stattgefundenen Schadenfeuers und vermuthlich während des Räumens oder nachher den beiden Calamitosen Erdmann und Bennewitz, und zwar dem Ersteren aus dem im Keller befindlich gewesenen Pökelfasse ungefähr 20 bis 25 Pfund Rindfleisch, aus einer Bodenkammer drei Cervelatwürste, aus einem Kleiderschranke vier schwarze Tuchröcke, ein brauner Stoffrock, ein grauer Ueberzieher mit Sammetkragen, zwei Paar schwarze Tuchhosen, eine schwarz- und weißgemusterte seidene Weste, eine halbseidene Weste mit blauen Streifen, zwei braun- und schwarzgestreifte Stoffwesten, zwei braun- und graucarrirte Stoffwesten, sowie aus einer Lade zwei Ballen Leinwand und neun Stück Garn und dem Letzteren ein schwarzseidneS Kleid, ein graues Lüsterkleid mit Falbeln, ein Deckbett mit blau - und weißgestreiftem Jnlet, ein Paar Stulpenstiefeln, zwei Paar Frauen pantoffeln, ein Paar Mannspantoffeln und ein Paar Filzschuhe entwendet worden. Dies wird zur Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung der Schuldigen andurch bekannt gemacht. Großenhain, am 21. November 1874. Das Königliche GerichLsamt. - Schröder. Bockwitz. Die Firma M. O. Wolf in Großenhain ist nach der Anzeige vom 30. vor. Mts. erloschen und ist solches am heutigen Tage aus Fol. 167 des hiesigen Handelsregisters verlautbart worden. Großenhain, am 3. December 1874. Das Königliche Gerichtsamt. —— Schröder. S. Am heutigen Tage ist aus Grund der Registratur vom 30. vorigen Monats die neuerrichtete Firma Therese verw. Papst, vormals Eduard Beilich's Wittwe, in Großenhain und als deren Inhaberin Frau Auguste Therese verw. Papst, verw. gewesene Beil ich daselbst auf Fol. 174 des hiesigen Handelsregisters eingetragen worden. Großenhain, am 3. December 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. S. Auf Grund der Registratur vom 30. vorigen Monats ist heute die neueröffnete Firma JuliusRassowin Großenhain und als deren Inhaber Herr JuliusRassow daselbst auf Fol. 175 des hiesigen Handelsregisters eingetragen worden. Großenhain, am 3. December 1874. Das Königliche Gerichtsamt. Schröder. S. Bekanntmachung. Nachdem Seiten des Königlichen Cultusministerii die von den städtischen Collegien für künftige Ostern beschlossene Weiterentwickelung der Knabenabtheilung der ersten Bürger schule in eine Realschule zweiter Ordnung genehmigt worden, ergeht hiermit an die Eltern aller der Schüler der ersten Bürgerschule, welche ihre Söhne dem nach Weihnachten zu veranstaltenden Aufnahme-Examen für die Realschule unterstellen wollen, die Aufforderung, die bezügliche Anmeldung bis zum 20. December schriftlich an den unterzeichneten Rath gelangen zu lassen. Großenhain, den 4. December 1874. Der Rath. Ludwig-Wolf. ) Bekanntmachung. Das unter Nr. 328. des Flurbuchs und Fol. 67 des Grund- und Hypothekenbuchs für Mülbitz eingetragene vormalige fiscalische Chausseegeld - Einnahmegebäude zu Mülbitz soll — nach erfolgter Aufhebung des früher dazu angesetzt gewesenen Termins — nunmehr den 22. dieses Monats Bormittags 11 Uhr im Wege des öffentlichen AuSgebots an UntersteueramtSfielle zn Großen hain unter den daselbst einzusehenden Bedingungen verkauft werden. Ober - Steuer - Jnspectorat Meißen, den 3. December 1874. In Interims - Verwaltung: Schmieder, Zoll - Jnspector. Politische Wettschau. Ein parlamentarisches Sturmwetter, wie es der deutsche Reichstag noch nie erlebte, tobte vorigen Freitag in den Räumen seines Sitzungssaales. Niemand anders, als der bei all' seiner Gelehrsamkeit und trotz seiner pfiffigen Ra bulisterei dennoch täppisch dreinfahrende bairische Ultramon tane Jörg entfesselte dasselbe. An den Etatstitel für den Bundesrath knüpfte er seine Betrachtungen über den diplo matischen Ausschuß, von dem während dieses ereignißreichen Jahres gar nichts verlautete und den er daher als that- sächlich nicht vorhanden ansehen müsse. Herr Jörg schloß hieraus auf die Existenz eines rein persönlichen Regiments durch den Reichskanzler und nunmehr unterwarf er die aus wärtige Politik des Fürsten Bismarck einer Kritik, die an Haß und Bosheit selbst noch die schlimmsten Tiraden phan tastischer Socialisten übertraf. Um einen Zielpunkt zu fixiren, verwies er auf das Kissinger Attentat, welches vom Reichs kanzler nur benutzt sei, um gegen Ultramontane zu Hetzen. — Soweit Fürst Bismarck dem Redner gegenüber seine auswärtige Politik zu vertheidigen hatte, geschah dies mit der ihm eigenen Offenheit, und ohne irgendwie die Gefühle eines auswärtigen Staates zu verletzen. Aber die Attentats geschichte versetzte den gekränkten Fürsten in eine Stimmung, bei der ruhig zu bleiben menschliche Kräfte übersteigt. Fürst Bismarck blieb nicht ruhig, sondern fegte wie ein Wirbel wind durch die Reihen seiner Gegner. „Mögen Sie sich lossagen von dem Mörder", rief er dem Centrum zu, „er hängt doch an Ihren Rockschößen fest! Er nennt Sie seine Fraction!" — Nach diesen Worten erhob sich ein Sturm des Beifalls, untermischt mit dem Rufe „Pfui!" aus dem Centrum, wie er in diesen Räumen noch nicht erlebt worden war und der immer wieder von Neuem losbrach, wenn er sich erschöpft zu haben schien. Nachdem Präsident, von Forckenbeck die Rufe „Pfui!" als unparlamentarisch gerügt, erhebt sich Fürst Bismarck noch einmal und erklärt gegen das Centrum gewendet: „Pfui" ist ein Ausdruck des Ekels und der Verachtung. Glauben Sie nicht, meine Herren, daß mir diese Gefühle fern liegen, ich bin nur zu höflich, sie hier auszusprechen." (Erneuter Beifallssturm und Lärm im Centrum.) Obgleich es dem Präsidenten mit Noth und Mühe gelingt, die Ruhe nach langem Läuten mit der Prä sidenten - Glocke herzustellen, geht trotzdem die Debatte in hohen Wogen weiter. Abg. Windthorst erhebt gegen den Reichskanzler den Vorwurf: er habe in Kissingen vom Al tane aus eine Parole für die officiöse Presse ausgegeben, worauf der Fürst erwidert: „ Wenn der Vorredner abwarten will, bis auch er einige Male angeschossen wird, wie das mir passirt ist, so wird er vielleicht in dem Augenblicke auch nicht daran denken, eine Parole für officiöse Zeitungen auszugeben, so nahe ihm die Beschäftigung auch sonst liegen mag." Daß späterhin Lasker sich noch einen Ordnungszuruf zuzog, weil er die Hetzereien des Centrums als eines deutschen Volksvertreters unwürdig, als ein Ver brechen gegen die Nation brandmarkte, giebt einen ungefähren Maßstab für die Seelenstimmung, welche im Reichstage herrschen mußte. Zwischen Bismarck und dem Centrum ist nunmehr das Tischtuch endgiltig zerschnitten und daß die Reichsregierung jede directe Beziehung mit dem Vatican aufzuheben entschlossen ist, beweiset sie dadurch, indem sie den Ausgabeposten für den deutschen Botschafter am päpst lichen Stuhl einfach zurückgezogen hat. Der Kampf wird offenbar immer heftiger und noch ist kein Ende desselben ab zusehen. Wehe Deutschland, wenn die schwarze Schaar siegreich aus ihm hervorgehen sollte! Und sie wird siegen, wenn wir ermatten; wenn nicht Jeder von uns nach Kräften die Politik des Mannes unterstützt, der diesen Riesenkampf auf sich genommen hat. Der Reichstag gedenkt immer noch, seine Arbeiten bis zum Weihnachtsfeste erledigen zu können; nur die Justiz gesetze und das Bankgesetz sollen einer künftigen Session Vorbehalten bleiben. In voriger Woche erledigte er den Berner Postvertrag, der in allen drei Lesungen einstimmig acceptirt wurde. Außerdem verwies man den Gesetzentwurf, betreffend die Ausnahme einer Anleihe von ungefähr 16 Mil lionen Mark für Zwecke der Marine- und Telegraphen- Verwaltung, nach erster Lesung an die Budgetcommission und den Landeshaushaltsetat für Elsaß-Lothringen in Ver bindung mit einem Gesetzentwürfe wegen Aufnahme einer Anleihe für das Reichsland an eine Commission von 21 Mit gliedern. Schließlich erledigte der Reichstag auch die zweite. Berathung des Reichshaushaltsetats für 1875, bei welcher Gelegenheit es zu den oben erwähnten stürmischen De batten kam. In Oesterreich ist es besonders die Finanzlage des Reiches, welche diesseits und jenseits der Leitha die Ge- müther beschäftigt. Im Wiener Abgeordnetenhause circulirte jüngst eine Adresse mit der Bitte, eine gemeinsame Be rathung angesichts der Erklärungen des Finanzministers zu pflegen, um Mittel zur Hebung der finanziellen Lage zu finden. Eine Anzahl von Deputirten trat auch zusammen und beschloß, die Nothlage anzuerkenuen und den Wunsch auszusprechen, daß ein Subcomite für concrete Vorschläge ernannt werde. Im ungarischen Abgeordnetenhause brachte der Finanzminister eine Anzahl von Luxussteuer-Vorlagen ein. Die sich dagegen geltend machende Bewegung im Lande selbst läßt bereits den Muth der Abgeordneten sinken. Die Aufregung über jene Vorlagen ist so groß, daß man lieber jedes politische System acceptiren will, um nur den Steuererhöhungen zu entgehen. Man spricht, wie immer in solchen Fällen, von Ersparungen, ohne dazu die nöthige Selbstbeherrschung zu zeigen. Das italienische Parlament ist noch zu sehr mit sich selbst, d. h. mit den Wahlen seiner Commissionen rc., be schäftigt, um nach Außen hin Aufmerksamkeit zu erregen. Die Thronrede erfährt im Allgemeinen eine günstige Kritik. Man lobt an ihr, daß sie unter den gegebenen Verhältnissen mit einer gewissen Bescheidenheit sich auf eine Darlegung der nothwendigen Reformen im Innern beschränkt. Auffallend erschien dagegen Manchem das Nichtvorhandensein jeder Erwähnung der kirchenpolitischen Verhältnisse. Auch die französische Nationalversammlung macht noch wenig von sich reden und wird wohl auch, um den Parisern das Weihnachtsgeschäft nicht zu verderben, mit I stürmischen Sitzungen bis nach Schluß dieses Jahres war ten. Die von Mac Mahon an die Kammer gerichtete Botschaft ist in gemäßigtem Tone gehalten, um eS wo möglich mit keiner Partei zu verderben. Was aber schließ lich trotzdem aus dem französischen Parteiwirrwarr heraus kommen soll, haben wir erst jüngst in einem besonderen Artikel besprochen, so daß wir auf dies Thema hier nicht weiter eingehen. Der Präsident von Spanien, Marschall Serrano, findet es endlich wieder einmal für gut, den General herauszukehren, denn er will persönlich auf dem nördlichen Kriegsschauplätze erscheinen. Da er 10,000 Mann Ver stärkungen mitnimmt und eine gleiche Zahl noch bald nach sich ziehen will, so muß man wohl von ihm einen entscheiden den Schlag gegen den zähen Feind erwarten. Ein neueres Telegramm aus Bayonne meldet: Dem Uebertritt Don Carlos auf französisches Gebiet lag seiner Zeit kein aben teuerliches Motiv zu Grunde, sondern, wieg jetzt außer Zweifel steht, eine Zusammenkunft mit Freunden der car- listischen Sache, die dem Prätendenten 1'/, Mill. Francs einhändigten, welche sie seinen Bevollmächtigten nicht über geben wollten. Der Maire von Abbeduc und der Polizei- Jnspector von Romagnieu wußten davon und haben ihm zur ungefährdeten Rückkehr hervorragende Hülfe geleistet. Der in England so eifrig geführte Streit über die Grenzen der geistlichen und weltlichen Macht hat einen Hirtenbrief Manning's als ersten amtlichen Schritt der Kirche zur Folge gehabt, in welchem Alle, die an das Dogma der Unfehlbarkeit nicht glauben, für excommunicirt erklärt werden. Man wird nun abzuwarten haben, welche Wirkung dieser Hirtenbrief auf die praktischen Engländer übt. Der Kaiser von Rußland ist aus der Krim nach Petersburg zurückgekehrt. In der Türkei werden neuerdings Krupp'sche Kanonen und Remington'sche Gewehre angeschafft und in großen Massen aufgespeichert. Der Sultan mag denken: Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. Vermischtes. Zum Belege dafür, wie vorsichtig man beim Gebrauche von Phosphorzündhölzchen, namentlich dann sein muß, wenn man irgend eine, auch noch so kleine Verletzung an den Händen hat, wird dem „Chemn. Tgbl." der nachstehende höchst bedauerliche Fall berichtet. Vor einigen Tagen hatte ein sehr achtbarer hiesiger Bürger, ein Bauunternehmer einen Sperling gefangen und war von demselben in den Finger gebissen worden; ohne sich weiter darum zu kümmern, streicht er bald nachher ein Zündhölzchen an der Wand an und, das Unglück will es, der Kopf desselben springt ab und ihm in die kleine Wunde an der Hand; leider hat der Beklagenswerthe diesem Umstande nicht genug Werth bei- gemeffen, denn heute liegt er so schwer erkrankt danieder, daß man zweifelt, ihn am Leben erhalten zu können; selbst von einer Amputation des bis oben hinauf geschwollenen Armes glaubt man sich keinen günstigen Erfolg versprechen zu können.
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