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Dresdner Journal : 15.10.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-10-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186810155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1868
- Monat1868-10
- Tag1868-10-15
- Monat1868-10
- Jahr1868
- Titel
- Dresdner Journal : 15.10.1868
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M 240. Donnerstag, den 15. Oetober. 1868. r» »ortL. AlkrlivI»: 6 "rdlr. — Xzr ^jtkrUel»: 1 ,. 1» „ Sloostliod:— „ Ib „ Liiir-Io-Xoiiuoern^ 1 „ I-kr«»»—» tritt jSkrlled , 1-dIr. 8t—p«Ie«bükr. Luoäs» kalt ooä St»wp«l«»t»cl>l»x kiorru rnseratenpretst: k>Iir a«o n»um eiasr ^«»p»It«oeo 2«n«! i ^»r- viltsr „Xiaxes-llät" «U« 2-U-: S X«r- «rlchtiut«: ^R^wd, wit ^uso-»im- ä«r 8ovv i^rlrrtLE^ ^b«ock» Nir ä«Q kolxenäsa DresdnerHMmal. Vcrantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann.' rnstraienannahmt auswiiNs: Si«L»v,r»rv»», 6oiuiLl«»loll>r — äs» vre»ckii«r ^our»»I», »deo«»».: H. k-oi.»», Lvoi- ko»r; S»wdm, Z«rU»- Vi»»->»»«» -rr-ollNitt ». N.: t Vooi.»«, r«rUo: 6«orrv»'»cd« Noedk., ti-vi-r»,»', 8ur«»n, ktvvor.1-« >ko»»L; Nr-wsa- L kcoi-orr»; »r«,»»»^ I, kr^na»« « ^ooonoenbur«»», Nur. L t'-nv-o; krLnkfiu-t ».N.: ^--o»:»'»«»,« 8uri,k.; Löl»: Ntv-xikii, k»rii: r.xi'i'iri, Vvr i.iüir L6o., (8, 8I-c« <i« I» Nour»«); kr»^: tUncdti.t Vi»o: >r.. Oi»r»l.i». Herausgeber: Läoigl. Lipsäitioa ö«s Vreiävsr Fouro»!«, vrsaäeo, blarismtri»»»» Xo. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 11. October. Seine Majestät der König haben dem Legattonsrath Wolf Hugo vonLindenan die Stelle eines Legations-Secrctairs bei Allerhöchst- Jhrcr Gesandtschaft am königlich preußischen Hofe zu übertragen geruht. Dretde», 13. October. Se. Königliche Majestät haben geruht, den Leutnant Freihcrrn von Hammer stein des 6. Infanterie-Regiments Nr. 1^ aus der Armee zu entlassen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten, Wien, Dienstag,. 13. Oktober, Abend». (Corr.- Bür.) Die „Orfierr. Korrespondenz" meldet: Ee. Maj. der Kaiser sanrtionirlr da» im böhmischen Land tage am W. August beschlossene Gesetz betreff» der Aufhebung der Grsktzr»bestimmungen vom 18. Januar 1^66 über die Erlernung der zweiten Laude»sprache an de» Volk«- und Mittelschulen Böhmens. Die „Wiener Abrndpoft" meldet: Aus die von der Vertretung Oesterreich» in Bukarest anläßlich der Galaezer Hndrnrxrrsse behuf» Wahrung der In teressen der öflerrrichischtn Unterthanea geschehenen Schritte hat sich der rumänische Minister de» Inner» persö»lich nach Galaez begeben und den dortige« Po- lizripräfertr«, sowie den Ehrs der Nationalgarde ihrer Armier enthoben. Auch wurden sofortige Abschätzung und Vergütung de», österreichischen Unterthanen zugr« fügten Schadens zugesichrrt. Prag, Dienstag, 13. Oktober, Abend». (Tel. d. Dresd. Journ.) In der hkutigen geheimen Sitzung de» Stadtverordnetenrollegium» wurde der Antrag de» Stadtratht: der allerhöchsten Entschließung, der in folge die Agenden der Localpolizei unverweilt an die Staatspolizei zu übergrbln find, ohne Widerrede sich zu fügen, nach kurzer Debatte fast einstimmig ange nommen. Alrich^kitig beschloß da» Kollegium, fich da gegen zu verwahren, daß von feiten der Gemeinde rin Britrag zur Erhaltung der Polizei geleistet werde. Ebenso wurde nahezu einstimmig ei« An trag de» StadtratHS angenommen, die kommunal wache nicht, wie e« der Wuusw der k. k. Polizeidtrer- tio« ist, an diese Behörde zu übergeben, sondern sie auszulisrn. (Vgl. unter „Tagesgeschichte") Joseph Kout, einige Wochen sür die Redaktion und Herausgabe der „Narodni»Roviny" verantwortlich und zur Zeit in der Untersuchungshaft befindlich, ist heute wegen des Verbrechens der Störung der öffent lichen Ruhe zu 7 Monaten schwerem Kerker nebst 1090 Fl. kautionSverlust vrrurthrilt worden. Lemberg, Mittwoch, 14. Oktober. (W. T. B.) Zufolge einer kaiserlichen Entschließung sind Vorträge in polnischer Sprache bei den Juristensarultäten in Krakau und Lemberg gestattet. Paris, Dienstag, 13. Oetober, Abend». (W.T.B.) Wie der „Gauloi»" berichtet, hat der spanische KriegS- minister General Prim an den Prinzen Napoleon einen vlüs gerichtet, in welchem er dem Wunsche der pro- visorischrn Regierung Ausdruck verlieh, die freund- schostlichstrn Beziehungen mit Frankreich herzustellen. Die provisorische Regierung, heißt e» i« de« vriese Prim'», habe fich »och keine bestimmte Meinung über dir Wirderbesetzung de» spanischcn Throne» gebildet, doch werde die Regierung ihre Wahl auf einen Prinzen lenken, der die Bristimmung de» grsammtev Europa», namentlich Frankreich», findet. Madrid, Dienstag, 13. Oktober, Abend». (W. T. B ) De« verbannten Militär» ist dir Rückkehr in de« Dienst und der Anspruch aus Pension nach der Aneiennetät zugrstande« worden. Die Zeitungen veröffentlichen ei«en Vries ESpar- tero'» an Serrano, worin derselbe in seinem und sei ner Freunde Namen erklärt, mit allen Kräften die da» Prinrip Per Bolktsouveränetit vertretende Regie rung unterstütze« zu wolle«. Die Junta hat bei der Regieruasi beantragt, die seit 1835 gegründete« religiöse« Körperschaften auf« zuheben, die Privilegier» derselbe« abzuschaffen und den Mitgliedern aller geistlichen Körperschaften den Wiedereintritt in da» bürgerliche Leden zu gestatten. Durch rin Derret de» Zustizmiuister» wird der Jesui tenorden i« Spanien aufgehoben; die Anstalten des selben werden geschloffen und da« bewegliche und un bewegliche vermögen zu Gunsten de» Volke» eonstSeirt. Dir Douane der Stadt Madrid ist durch Dekret de» Finanzminister» aufgehoben, die Douanrn an der Grenze werden reorganistrt werden. Belgrad, Dienstag, 13. Oktober, Abend». (W. T B.) Der Fürst Alexander Karageorgiewitsch ist nach erfolgter Konfrontation mit seinen Mitschuldigen von der ungarischen GerichtSrommisflon von Srmliu nach Pesth zurückgrsührt worden. (Bgl. die „Tagesgeschichte" unter Semlin.) New-York, Dienstag, 13. Oktober. (T.B. f.N., Kabeltelcgrauzm.) Der Generaleapitan von Cuba, Ler- suadi, hat eine Proklamation erlassen, worin rr die provisorische Regierung von Spanien anerkennt. Washington, Dienstag, 13. Oktober. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Die UnionSregierung hat die An erkennung der provisorischen spanischen Regierung von Seiten de» Gesandten der vereinigte« Staate« in Madrid bestätigt. Die Republikaner haben bei den Wahlen in Ohio, Indiana »nd Pe«nstzlva»ien gesiegt. Tagesgeschichte. Berlin, 13. Octobrr. Wie die „N. A. Z." hört, ist jetzt von der Regierung der 4. November als Ter min für die Einberufung des Landtags in Aussicht genommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden bis dahin die versammelten Provinzial- und Communal- landtage ihre Beratungen beendigt haben. — Bei dem jetzt auf dem Artillerieschießplätze bei Tegel statthaben- den Dauerschießen ist das englische Woolwichgeschütz seinem deutschen Rivalen vollständig unterlegen. Das Rohr desselben hat mit dem 264. Schuß einen tiefen Sprung erhalten, während sich das Krupp'sche Geschütz nach 400 Schuß noch gänzlich unverändert ausweist.— Bei dem Schießen auf Panzerplatten am 6. d. M. ist von den hierzu verwendeten Hinterladungs-72- und 96-Pfündern nur mit halber Ladung geschossen worden. Der Zweck dieses Schießens war, das Verhalten der Geschosse gegenüber den verschiedenen Panzerplatten zu erproben, und lag ein Durchschlagen der Platten gar nicht in der Aufgabe, wie in der Absicht. Nichtsdesto weniger ist bei 20 statt 34 Pfund Pulverladung eine achtzöllige Eisenplatte österreichischen Fabrikats von den Geschossen dcs 72-Pfünders durchschlagen und bei dem dritten Schuß in Stücken gesprengt worden, während bei einer ähnlich verringerten Pulverladung die eng lische siebenzölligc Eisenplatte (3 Zoll Stahl, 4 Zoll Eisen) aus den Cyklops-Steel-and-Jron-Works zu Sheffield von dem Geschosse des W-Pfündcrs ebenfalls durchbohrt worden ist. Bei voller Pulverladung würde das Durchschlagen auch hier ganz außer Zweifel ge wesen sein. — Zu den seit Mitte Sommer d. I. hier in Ausführung befindlichen Fortificationsvcrsuchen mit Hartgußblöcken hat am 9. d. M. der Guß des letz ten und größten Werkstücks stattgefunden. Derselbe erfolgte in Gegenwart des Kriegs- und Marinemini sters wie der Spitze sämmtlicher bei diesen Versuchen betheiligten Militär- und Marinebrhörden in der für die Grünson'sche Hartgußfabrik auf dem hiesigen Ar tillerieschießplätze errichteten Gicßhütte. Das zu diesem Gusse verwendete Material belief sich auf 1800 Ctr., und dürfte überhaupt ein gleicher Guß auf dem Con- tinente noch kaum stattgefunden haben. Merkwürdig jedoch erscheint noch die Kürze der Zeit, in welcher dieser Vorgang bewirkt worden ist. Das Schmelzen des Metalls erfolgte in drei mächtigen Kupolöfen und beanspruchte im Ganzen bis zur Fertigstellung nur drei Stunden. Jeder dieser Oefen lieferte dazu in der Stunde 250 Ctr. flüssiges Metall, der eigentliche Guß des Stückes aber ist in dem Zeiträume von nur 45 Se- cnnden bewirkt worden. — Auch der Ausführung von Drehthürmen auS diesem Material soll nicht die ge ringste Schwierigkeit entgegen stehen und wird nament lich die Bewegung dieser Thürme vermittelst einer Kur- belbewegung als durch einen einzelnen Mann ausführ bar bezeichnet. Ganz besonders wird noch bei dieser neuen Eisenbefestigung die glückliche Verbindung von Eisen, Mauerwerk und Erde hervorgehoben. Zunächst in erster Reihe sind diese Eisenbauten zu dem Zweck der Küstenbefestigung bestimmt, selbstverständlich wür den sie aber, wofern sic sich bewähren, zu den verschie densten Fortificationszwccken eine Anwendung zu finden vermögen. — Die im Bunzlauer Kreise belegene Herrschaft Siegersdorf mit Neugersdorf und Tschirne hat Se. Majestät der König von dem bisherigen Besitzer, Gra fen zu Stolberg-Stolberg, für die Summe von 314,000 Thlr. käuflich erworben. Wie der „Niederschl. Cour." erfährt, ist der Kanf bereits am 10. September ge richtlich abgeschlossen worden. — Den Univcrsitätscuratoricn der alten Provinzen hat der Kultusminister mitgctheilt, daß sich von ver schiedenen Seiten die Klagen über die zunehmende Un wissenheit der Kandidaten der Medicin in den sogenannten beschreibenden Naturwissenschaften mehren. Es komme vor, daß bei der Staatsprüfung einem promovirten Doctor z. B. „jede Spur von spe- ciellrr Pflanzenkunde abgeht und ihm selbst so gewöhn liche Pflanzenkunde abgeht, wie Kamillen, Schierling, Bilsenkraut, Fingerhut und dergleichen mehr". Es soll also bei Abhaltung des »vntsmen pkxsicum Fällen sol cher Art die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet und den Studirenden nöthigenfalls aufgegeben werden, ihre Kenntnisse in den erwähnten Fächern wenigstens so weit zu vervollständigen, als sie in der That den künftigen Aerzten unentbehrlich sind, und davon in einer nach träglichen Prüfung den Beweis zu liefen». Rendsburg, 13. October. (Tel.) In der gestrigen Sitzung des Provinziallandtags wurden Graba (Glückstadt) und Niemand (Heide) zu Schriftführern gewählt. Ferner wurden gewählt in den Comite für das Berggesetz: Graf Rantzan (Rastorfs), Brix(Brons- holm) und Niemand (Heide), und in den Gcschäfts- ordnungscomit^: Wiggers (Rendsburg), Bockelmann (Rethwischhöhe) und Ahlefeldt (Uetersen). Von Wig gers wurde ein Antrag auf Ocffentlichkeit der Ver handlungen eingcbracht. — Der Provinziallandtag wählte in seiner heutigen Sitzung Comites für die Diätenfrage und Prüfung der Petitionen. Propst Ahlefeldt beantragte die Bewilligung eines Provinzial fonds für die Elbherzogthümer. Frankfurt a. M., 13. Oetober. (Tel.) Die Liquida tionscommission zur Regelung der Ansprüche an das bewegliche Eigenthum der vormaligen Bundesfcstungcn, welche im vorigen Jahre nach Erledigung der Ansprüche von Oesterreich, Luxemburg und Limburg ihre Geschäfte geschlossen hatte, wird zur Regelung der Verhältnisse des in Gemeinschaft verbliebenen und von den Inhabern verwalteten beweglichen Vermögens der vormaligen Bun- dcsfcstungen demnächst wieder zusammentretcn. Die drei süddeutschen Regierungen haben sich über ein ge meinsames Vorgehen in dieser Angelegenheit geeinigt. München, 11. Oetober. (Fr. I.) DaS gestrige „Cen- tralpolizciblatt" fordert alle Gerichtsbehörden auf, den zurFestungSstrafevcrurthcilten flüchtigen („Volksbolen"-) Redacteur Zander im Bctretungsfalle nach der Festung Passau abzuliefcrn. — Heute endete das vierzehn Tage dauernde Münchner Octoberfest mit der Preisver- theilung an Schütze»» und mit dem zweiten Pferderen nen. Der Schwerpunkt des Festes wird allmählich in die Stadt und eventuell in die Ausstellung im Glas palaste verlegt. — Durch allerhöchste Entschließung vom 10. d. ist die Eröffnung der Landrathsvcrsammlungen auf Mittwoch den 4. November l. I. festgesetzt. * Darmstadt, 13. October. (Tel.) Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Preußen sind heute Vormittag, von Dresden kommend, hier eingetrvffen und im Palais des Prinzen Ludwig abgestiegen. Wien, 13. Oktober. (W. Bl.) Wie verlautet, begiebt sich Ihre k. k. Hoheit die Erzherzogin Sophie von Karlsbad, wo dieselbe jetzt verweilt, direct nach Salz burg und wird daselbst während des ganzen Winters verbleiben. — Die Nachricht, daß die Unterhandlun gen mit dem Fürsten Adolph Auersperg wegen Ueber- nahme derMinisterpräsidcntschaft gescheitert seien, wird der „Deb." von glaubwürdiger Seite als grund los bezeichnet. Die Unterhandlungen sind noch fort während im Zuge. — Der Abgang der ost asiati sche»» Expedition hat sich, wie inan aus Triest mit- thcilt, uin einige Tage wesentlich deshalb verzögert, weil sich die Nothwendigkeit herausgestcllt hat, noch einige Verproviantirungsmaßregeln zu treffen, nament lich eine aus England bezogene Quantität Büchsen fleisch zu erneuern. — Bekanntlich wurde der Fürst- Erzbischof von Olmütz wegen verweigerter Aus- folgung der Acten des geistlichen Ehcgerichts zu einem Pönale von 2000 Fl. verurtheilt, dieser Betrag aber noch nicht erlegt. Wie die „N. Z." nun vernimmt, ist das Olmützer Kreisgcricht bei dem k. k. Bezirksge richte in Kremsier eingeschritten, damit dieses die er wähnte Summe eintreibe. — Die „Pr." schreibt: Der Bruch zwischen Feu dalen und Clericalen ist nach den beutigcn Aeuße- rungen dcs „Vkfd." eine vollzogene Thatsache; das clericale Organ fertigt die gestrigen sehr anmaßenden Angriffe des „Vaterland" in sehr entschiedener Weise ab, indem es sagt: „Die ganz unchristliche und revo lutionäre Nationalitätenhetzc im Bunde mit den centrt- fuzalen Strömungen treibt sichtbar auf eine Katastrophe hin; es liegt Alles daran, die kirchliche Sache »»nd deren Vertreter davon fern zu halten." Diese ernsten Worte sagen so deutlich, wie es wohl seltei» vorgekom- mcn sein mag, den Fendalcn, daß ihre Bestrebungen nur auf den Sturz des Reiches hinzielen; andererseits aber zeigen sie auch, daß bei den Clericalen das öster reichische Gefühl und die Besorgniß wieder die Ober hand gewinnt, daß ein fortgesetztes Unterwühlen der Grundfesten des Reiches dei» Bestand der ganzen Mo narchie in Frage stellen könnte. Bestärkt muß man in dieser Ansicht werden, wenn mai» mit diesem Passus aus der Replik dcs „Vkfd." die zugebende Aeußerung zusammenhält, daß er kein Freund des Föderalismus ist. — Wie die „Pr." hört, ist der Entwurf der neuen Notariatsordnung im Justizministerium bereits voll endet, und wird derselbe in den nächste»» Tage»» den Notarenvereinen und Notariatskammern zur Begutach tung vorgelegt werden. Wir begrüßen mit Befriedi gung die Reorganistrunz eines Instituts, waches in allen, den Fortschritt huldigenden Staaten mit der größ ten Sorgfalt gepflegt und auch bei uns trotz der un gegründeten Anfeindungen sich als vollkommen lebens fähig bewährt hat. Prag, 13. October. (Boh.) Dem Bürgermeister vr. Klaub») ist gestern im Wege der k. k. Statthalterei eine kaiserliche Entschließung zuzekommcn, welche be stimmt, daß alle jene Agenden der Localpolizei, welche bisher dem Prager Magistrate übertragen wa ren, sofort ar» die Staatspolizei zu übergeben sind und daß überhaupt „bis auf Weiteres" der swws guo »als wieder herzustellen ist, wie er vor der aller höchsten Entschließung vom Jahre 1866 bestand, mit telst welcher die Handhabung der Local- und gericht lichen Polizei dem Prager Magistrate allcrgnädigst über tragen wurde. Infolge dessen hat gestern eine außer ordentliche Stadtrathssitzung stattgefunden, ii» wel cher vor Allem beschlossen wurde, der kaiserl. Entschlie ßung ohne jede Widerrede sofort Folge zu geben. Weiter wurde beschlossen, daß für heute das Stadt- verordnetencolleaium zu einer Sitzung einzubcrufen sei, in welcher der Stadtrath detaillirte Anträge wegen der Entlassung der provisorisch angcstellten Organe der Stadtpolizei, sowie wegen der Auflösung der Com- FeuiUeton. K. Hofthrater. Dienstag, den 13. Oktober, gab Fräulein Clara Heese in der von G. zu Putlitz ge schmackvoll und erheiternd ausgeführten Blüette „Die Zeichen der Liebe" die Aline als ersten theatrali schen Versuch. Die junge Bühnenelevin führte diese Partie recht angenehm, mit natürlicher Herzlichkeit und Munterkeit auS; die Uebergänge in den wechselnden Gefühlsäußerungen drS jungen MädchenherzcnS waren hübsch gehalten, der lebhaft naive Ausdruck ohne jene zu starken Färbungen, wodurch solchen Figuren die Anmuth des Wesens verloren geht. Das Organ ist weich und wohlklingend, Aussprache und Vortraa deut lich »»nd wohlgelritet. Die Wiedergabe einer für das erste Auftreten so sorgsam einstudirten Rolle gestattet keinen Schluß auf den Grad deS Talents, aber die ziemlich ungezwungene Aneignung derselben bekundete Fleiß und Geschick und machte einen sehr gefälligen Eindruck. ES folgte neu einstudirt R. Benedix' Schauspiel „Der alte Magister". So bedeutungslos die Dar stellung unbedeutender Alltagsmenschen erscheinen mag, wenn man sie mit der Repräsentation historischer Cha raktere zusammenhält, so macht sie doch neben der all gemeinen Talenterfordrrniß Bedingungen nöthtg, welche gerade dem modernen Schauspieler schwer fallen. Wenn rS nämlich in jenem höhen» Range der schauspielerischen Aufgaben bei der Ausmalung deS Leidenschaftlichen oder drS Außerordentlichen für den Grsammtetndruck im Ganzen ungefährlicher ist, hin und wieder mehr oder minder über da- Maß der Wahrheit hi«auSzu- aehrn, so ist gerade das Jnnehaltrn desselben bei den Charakteren auS dem kleinbürgerlichen Leben durchaus nothwendig. Einfachheit und Natürlichkeit, von jeder Ucbcrtrcibung fern, muß sich mit feinen charakteristi schen Zügen verbinden, um ein individuelles, von war mer Illusion getragenes Lebensbild zu schaffen. Herr Jaffv begann die Zeichnung des kindlich gutmüthigen, herzcnswarmen und ehrenhaften Magisters Rcisland in bester beifallswerther Weise, wich aber später mit zu großer Besorgniß um die Wirkung von dieser Bchand- lungswetsc ab und nahm irritirendc Uebrrtreibungen zu Hilfe. Statt den alten Magister in treuer Lebens wahrheit wirken zu lasten, machte er gewissermaßen den aufs Publicum beabsichtigten Eindruck selbst zum Mit factor seines Spiels. So z. B. wurde die Erzählung gegenüber seinem Pflegesohn — besten Geburt betref fend — zu sehr mit Rührung geschmückt, während ge rade eine schlichte einfache Haltung derselben solche Stimmung bei den Hörern am sichersten hervvrbringt. Der aus zärtlicher Liebe zum Sohne wieder erweckte Jugendmuth des alten Magisters — in der Duellscene — wird zwar unser Lächeln erregen, aber mit Rührung und Achtung gepaart, welche letztere überhaupt diesem Charakter immer vom Schauspieler bewahrt bleiben muß; statt dessen wurde der alte Herr in outrirter Weise lächerlich gemacht. Möge Herr Jafft die Aufgabe nicht scheuen, die Ausführung dieser Rolle noch künstlerischer durchzubtlden Für Herrn Walther erscheint die Partie deS Spie lers Rölzer an sich wenig geetanet, um so mehr ist hervorzuheben, daß er durch Kalte seine- Tons und einige gelungene Affectmomente dieselbe großentheilS recht gut charakterisirtr. Für Fräulein Wolff ist die ernste Parti: der Marie durchau- nicht paffend. Herr Stritt, Rudolph, hat leider in Ueberwindung der Erscheinungen der Anfängerschaft — betreffend Sprache, Bortrag, Gang, Bewegungen, Gesicht-au-druck rc. — noch nicht die erfreulichen Fortschritte gemacht, welche man seinen Anlagen gern zutraute. Er erwie- da- auch im ersten Stück, welches im Uebrigci» gut gegeben und in der chargirten Partie der Wally von Fräu lein Allram durch reale Charakteristik belebt wurde. An der wenig gelungenen Gesammtausführung des „Alten Magister" nahmen noch im bessern Sinne An theil: Fräulein Berg, die Herren Winger und Kramer. C. Banck. klasfikerliteratur. Die „Klassiker"-Bewegung auf dem Büchermärkte, die einer Revolution gleich kommt, hat auf den ersten Blick viel von Dem, was man Schwindel nennt, und wird demgemäß beurtheilt. Allein es muß trotzdem daran erinnert werden, wie wichtig eS ist, daß nur wirklich gute und corrrcte Aus gaben der Verbreitung theilhaft werden, dir durch die billigen Preise ermöglicht wurde. Bei dem gegenwär tigen Treiben auf dem Felde der Classicität ist nun aller dings viel Gewinnsucht im Spiel, und eS wird sich das an mancher Firma rächen und sic zu Grunde richten. Manche von den Unternehmungen verurtheilt sich selbst durch den marktschreierischen Ton der Anzeigen und wird bald untergehen. Bei vielen andern, die höher stehen, wird es darauf ankommen, ob die Unternehmer genügende Mittel haben, die Riesenkosten so lange zu decken, bi- sie genügenden Absatz erlangen, der aber auch rin Rirsrnabsatz sein muß. Die Zeitungen müssen gern oder ungern die Bewegung im Auge behalten und die Lesewelt zum Urtheilen und richtigen Handeln in dieser Sache anzuleiten suchen. Eine rühmliche Eneraie entwickelt da- bibliographische Institut inHtldburghausrn, welche-in seinen Publicattonrn mit gleiü' großer Raschheit wie Sorgfalt verfährt. Von der durch Heinrich Kurz herauSgeaebrnen „Deutschen Natioiialliteratur" liegen jetzt 40 saubcr ausgrstattete Lieferungen vor, von denen fünf die gesammelten Werke Heinrich v. Klei st's vollständig bis auf einige Klei nigkeiten bringen, während die übriaen Lieferungen der Publication der Werke Goethe's und Schil ler's gewidmet sind. Wie die 4. Lieferung eine bio graphische und literarische Einleitung zu Goethe ent hält, so bietet die 15. Lieferung cinc solche zu Schil ler, wieder aus der Feder des Herausgebers, und gleich falls durch knappe, sowie klare und übersichtliche Form sich auszeichnend. An die „deutsche Nationalliteratur" schließt sich eiu anderes Unternehmen desselben Ver lages: eine kritische Ausgabe von Schiller s sämmtlichen Werken in neun Bänden, die eben falls Heinrich Kurz besorgt. Bei der gewaltigen Ausdehnung der von» diesem Literarhistoriker über nommenen Arbeit könnte man um die Ausführung der einzelnen Theile besorgt werden; doch beruhigt darüber die Mittheilung, daß die neue kritische Ausgabe von Schiller bereit- fertig zum Druck vorlag, als das an dere große Unternehmen begann. Der „Schiller" von Kurz enthält nicht nur die m den bisherigen Ausgaben abgedruckten Schriften, sondern auch Alles, was in Zeitschriften von Schiller selbst oder nach seinem Tode von berechtigter Hand veröffentlicht wurde, und ver schiedene Bearbeitungen von Dichtwerken, wenn erheb liche Umgestaltung dadurch entstand So sollen die „Räuber" und „Fresco" in zwei, „Don CarloS" in drei Bearbeitungen gegeben werden, außerdem zahl reiche prosaische Schriften, dir in den bisherigen Aus gaben fehlen. Kurz verspricht sodann gleichmäßige Rechtschreibung und sorgfältige Correctheit de- Text«-, Die Anordnung de- Stoffes ist so: Den Anfang bilden die poetischen Werke (Gedichte, Dramen. Erzählungen); e- folgen die geschichtlichen und philosophischen Schrif ten nebst Recensionen, Vorrede« und vermischten Stücken. Innerhalb dieser Abthetlungeu find di« einzelnen Schrift
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