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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990509015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-09
- Monat1899-05
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Immerhin war Liese Neuerung ein großer Schritt vorwärts im Gebiete der internationalen Postreformen, und «in neues nationales Band verknüpfte nun Mutterland und Colonien. Wenn der deutsche 'Staatssekretär v. Stephan einmal sagte: „Mein Ideal ist, Laß wir nur einen Tarif haben und die Sätze des Auslandes auf die Les Inlandes zurückgeführt werden", so war dieses, übrigens schon vor ihm auch von Anderen er strebte Idealbild nunmehr im britischen Weltreich verwirklicht. Es giebt hier gar keinen Unterschied der Entfernung mehr für einen Penny-Brief. Ob er in London im Nachbarhause in zwei Stunden bestellt wird, oder ob er 6 Wochen unterwegs ist nach Ostaficn, das ist nun völlig gleichgiltig. Aber «s giebt bisweilen auch in Deutschland noch große angenehme Ueberrafchungen. Am Freitag, den 28. April, las man früh in einer großen Berliner Zeitung «im kurze Notiz von fünf Zeilen, die wie eine ganz bedeutungslose und gleichgiltige klein« Nachricht verständnißlos in den localen Theil eingerückt war: „Die für den Briefverkehr innerhalb Deutschlands fest gesetzten Portosätze und Gewichtsgrenzen gelten vom 1. Mai ab auch für Briefsendungen aller Art aus Deutschland nach den deutschen Schutzgebieten und von dort nach Deutschland oder nach einem anderen der deutschen Schutzgebiete." Der „Reichsanzeiger" und das Postamtsblatt haben diese Mittheilung alsbald amtlich bestätigt. Durch Verfügung des Staatssekretärs, Latirt vom 24. April 1899, gilt in der That vom 1 Mai ab — und das ist fürwahr eine hübsche Maifeier! — auch im deutschen Weltreich, im „Größeren Deutsch land" — wenn auch dieses nur eunc grano salis zu verstehen ist — ein einheitliches Porto, und zwar unverändert das Porto des inneren deutschen Verkehrs, nicht nur für g e - schlossrneBrirfe, wie das im xreator Britain der Fall ist, und nicht nur für die ersten 15 g, sondern auch für P o st - karten, Drucksachen und Waarenproben, und dabei auch in den höheren Gewichtsstufen genau den billigeren inländischen Taxsätzen entsprechend. Das ist natürlich noch ein viel weiter gehender Schritt, als der Englands! Ein Brief von Deutschland nach Deutsch-Neuguinea, z. B. von Bremerhafen nach Finschhafen (23 418 krn zu Schiffe, von Neapel allein noch 45 Tage Fahrt), der bei 15 g Gewicht bisher 20 kostete, wird jetzt für blos 10 H — also für ebensoviel wie «in Stadtbrief in Berlin — dahin befördert, und für blos 20 H sogar einer von 250 g, der bisher nach der Taxe des Weltpostvereins auf 3,40 zu stehen kam. Eine Postkarte macht die Reise statt zu 10 zu 5 H und 1 kg Drucksachen — welches Labsal für den welt- entlrgenen deutschen Colonialbewohner! — für 30 H statt für 1 cF, wie bis jetzt. Diese Tarife gelten, wie ausdrücklich bestimmt wird, im Ver kehr nach Deutsch-Neuguinea, Deutsch-Ost afrika, Deutsch-Südw« st afrika, Kamerun, Togo und nach den Marshall-Inseln, sowie Kiautschau, aber auch im Verkehr dieser Gebiete unter einander oder nach Deutschland. Nun sind auch Li« in d«r Welt zerstreuten Lande des jungen deutschen Reiches mit einem n euen nationalen Bande verknüpft und durch diese wesentliche Ver- kehsverbilligung einander bedeutend näher gerückt. Schon 44 deutsche Postämter giebt es gegenwärtig in den genannten Schutz gebieten, und wenn der Verkehr natürlich noch klein ist, so wird rr mit Hilfe dieser hocherfreulichrn und anerkennenswertsten Reform des neuen Generalpostmeisters nunmehr zweifellos in be schleunigtem Tempo zunehmen. D«r Nachrichtenverkehr aber ist es ja, der die Gütersendungen erst in Bewegung setzt, sowie die geistigen Beziehungen mit der Heimath aufrecht erhält; deshalb muß diese Maßregel, mit der Herr v. Podbielski das deutsche Reich plötzlich zum 1. Mai überrascht hat, freudig und dankbar begrüßt werden. Auch ist <s weise und löblich, daß er nicht länger damit gezögert hat, denn wenn man erst wartet, bis «in Verkehr sich zu großen Dimensionen entwickelt hat, so wird jede Portoherabsetzung durch die zu gewärtigenden Einnahmeausfälle erschwert. Es dürfte von Interesse sein, sich Li« zur Zeit aller« Lings noch sehr bescheidenen Zahlen, die der Postveikehr mit den Schutzgebieten aufweist, nach der neuestrn Reichspoststatistik (der von 1897) zu vergegenwärtigen. ' ' Briefsendungen aus dem Reich-postgebiet: nach den deutjchen Schutz gebieten in Afrika . . . in Australien . . Aus den dticki. Schutzgebieten nach dem Reichspostgebiet: aus Afrika . . . . auS Australien Summa Brlkfc Postkoitm Drucksachen u.G,>chäst«- vapbrc Aaaren- proben 73 500 14 400 124 700 1200 3130 390 6 200 170 58 860 24000 5100 270 1900 510 570 10 137 390 39 «0 186 570 1650 Wenn wir bei diesen Sendung«« durchweg einfaches Gewicht annehmen und bei Briefen je 10, bei Postkarten je 5, bei Druck sachen je 2 H, bei Waarenproben je 10 H pro Stück an den jetzigen Portoeinnahmen abziehen, so läßt -sich der sogenannte Einnastmeausfall auf 13 739-s-1965-s-2731-s-165 gleich 18 600 c« berechnen, und wenn man mehrfach doppeltes und drei faches Gewicht rechnen will, so sind es vielleicht 30—40 000 die in Frage kommen. In der Gesammteinnahme der Reichspost« und Telegraphen verwaltung von 324,8 Million«« Mark im Etatsjahr« 1897/98 spielt dieses winzige Sümmchen natürlich gar keine Rolle. Auch würde die zweifellos folgende Verkehrssteigerung Len Ausfall sehr bald wieder wett machen. Durch Einführung Les vollen internen Tarifs für diesen intercolonialen Verkehr hat das neue alldeutsche Reichsporto nunmehr auch Las Imperial Benozr Bostaxe de- xreater Britain überflügelt. Es fehlt nur noch, daß auch für den höchst wichtigen P ost - packetverkehr — wenn nicht anders möglich, wenigstens sofern er über die deutschen Dampferlinien geht — dieselben Er mäßigungen auf das Niveau des internen Tarifs vorgenommen werden, denn zur Zeit ist ein 5 - Kilogramm - Packet nach den Schutzgebieten noch sehr theuer: nämlich 3,20 <?/?! Der Packet- verkehr dahin und von da war 1897 folgender: Packltk Gcsamml-( stUckjahl Ncsammt Gesamml ohne L-crih- anzade angade*^ g'wichk Werth Aus dem Neichspostgebiet nach Deutsch-Afrika. . 1031 3660 18000 951 28 52 nach Deutsch-Neuguinea 44 110 —. 44 —— <— Nach dem Reich-postgebiet an- Dcutsch-Afrika . . 460 2000 2100 420 40 — au- Deusch-Neugutnea . 50 160 -— 50 —- — Was LenZeitungsverkehr anbetrifft, so wurden durch Vermittelung Les Reichspoftamtes 1897 bezogen: in Deutsch-Afrika 498 für das ganze Jahr durchschnittlich be rechnete Zeitungsexemplare mit 78154 Nummern, und in Deutsch-Australien 54 Exemplare mit 4790 einzelnen Nummern. Auch dieser Verkehr, der für die Theilnahme am geistigen Leben und an der Entwickelung der deutschen Heimath so wichtig ist, verdient besondere Förderung und Fürsorge. Wie auch die Meinung«« über die Post- und Telephonvorlage auseinandergehen mögen, hier, bei dieser bedeutsamen Neuerung zur Förderung des Verkehrs mit 'den deutschen Cvloni««, werden wohl Alle einig Larin sein, daß dem Staatssekretär v. Podbielski warmer Dank und Beifall gebührt. Erinnerungen an Graf Caprivi. Im neuesten Hefte der von d«r Deutschen Derlagsanstalt herausgegebenen „Deutschen Revue" veröffentlicht Or. von Schulte in Bonn auf Grund persönlichen Verkehrs Er innerungen an Graf Caprivi, aus denen im folgens«« Einiges mitgetheilt sei. v. Schult« schreibt: „Vom 6. November 1894 bis zum 4. April 1895 wohnt« ich zu -Montreux in der Pension Lorins mit meiner Frau; unser Zimmernachbar war in d«n ersten Wochen Graf Caprivi. Wir haben täglich miteinander verkehrt und öfter in Caprivi's Zimmer unter vier Augen lange Unterredungen gehabt, auch noch bis ins Jähr 1898 ab und zu Briefe gewechselt. Es ist mir Bedürfniß, meine Auffassung 233. 93. Jahrgang. Dienstag den 9. Mai 1899. DaS Einheitsporto im „Größeren Deutschland". L.. T. Viele Dinge, deren wir uns gegenwärtig alltäglich er freuen, kommen uns so selbstverständlich vor, daß wir denken, es müsse immer so gewesen sein, und daß wir uns kaum «ine Vorstellung davon machen, welch« Schwierigkeiten zu überwinden waren, um Len jetzigen Zustand «ist herbeizuführen. Weit tragende Neuerungen, die ihn dann zu noch höherer Vollkommen heit entwickeln, werden ruhig und kühl hingenommen und oft nicht einmal besonderer Erwähnung für Werth erachtet. Das zeigt sich wieder einmal beim Verkehrswesen und im Besonderen beim Postwesen. Wer Lenkt heute daran. Laß zu Anfang der vierziger Jahre ein Brief von z Loth (12 ^) Gewicht von Aachen nach Königsberg noch 17 Silbergroschen, von Berlin nach Magde burg noch 4 Silbergroschen an Portogebühren kostete? Wer weiß darum, Laß noch im Jahve 1839 in Großbritannien jeder Brief bogen eines Briefes bei «iner Entfernung von 500 englischen Meilen auf 14 Pence, d. h. 1,20 zu stehen kam? Wer er innert sich heute des Wirrwarrs, den die 16 verschiedenen deutschen Postverwaltungen mit lauter eigenen Tarifen noch im Jahre 1846 Larstellten? Es war ein für jene Zeiten außerordentlicher Fortschritt von beispielloser -Kühnheit, als Großbritannien im Jahre 1840 auf die Anregung Rowland Hill's, des gewesenen PrivatschullehrerS und Auswanderungsagenten, plötzlich zum billigen Einheitsporto von einem Penny (8^ Pfg.), ohne Rücksicht auf die Entfernung, überging, während bisher ein 13stufiger Zonentarif geherrscht statte, dessen weiteste Entfernung bei einem einfachen Briese 16 6 (1,36 v-k) kostete. DaS Beispiel Englands wurde maßgebend für alle Länder der Erd«, und einer nach dem andern beeilte sich, ihm zu folgen. Deutschland hat mit am längsten gezögert. Erst seit dem 1. Januar 1868 trat hier das Einheitsporto von 1 Sgr. für Briefe von 1 Loth (seit 1872 15 e) für jede beliebige Ent fernung in Kraft und besteht unverändert noch heute. England hatte vor allen anderen Staaten einen großen Verkehrsvorsprung errungen und hat diesen im Briefverkehr bis auf den heutigen Tag behauptet; denn es kommen hier auf den Kopf der Bevölkerung jährlich 46,7 befördert« geschloffene Briefe, im deutschen ReichS-postgebiete dagegen nur 27,6. Anfangs be trug das einfache Briefgewicht in England Z Unze (14,17 «), später 1 Unze (28,35 x) und seit Weihnachten 1897 — dem Jahre Les 60jährigen Jubiläums derselben Königin, die 1840 auch das Pennyporto inaugurirte — sogar 4 Unzen (113,4 x). Aber die Engländer wissen, was dem Handel frommt, und so trat denn s«it Lem 25. December 1898 auch für den überseeischen Verkehr des Mutterlandes mit seinen Colonien und zwischen diesen untereinander eine bedeutsame Tarifreform in Kraft. An Stelle des Weltpostverrinsportos von 2H ck (25 Centimes) gilt von diesem Zeitpunkt ab im greater Britain das Impe rial ksnll^ kos tage, das britische Weltreichspenny- Neues aus der Technik. Vom W. Berdrow (Berlin). »lachtruck »erboten. Erfindungen zur Luftverbesserung. — Marconi's neueste Triumphe. — Ein Schmerzenskind der Elektrotechniker. — Das Elektricitätswerk von Gibraltar. — Akkumulatoren in Central st ationen. — Die Elektricitätswerk« als Wärmelieferanten. Ein« ganze Anzahl von technischen Arbeiten machen Li« andauernde Beschäftigung von Menschen in abgeschlossenen Räumen nöthig, deren Inhalt an Athmungsluft schnell ver braucht wird und einen Ersatz nöthig macht. Die häufigere Ausführung von Tunneln unter Wasser, von unterseeischen CaissongrünLungen, die Bestrebungen, brauchbare unterseeische Fahrzeuge zu construiren, die Tauchevarbeiten zur Hebung ge sunken«! Schiffe und anderen Zwecken haben den Wunsch nach einer einfacheren Lösung dieser Aufgabe hervvrgrrufen. Bisher hat man Len verbrauchten Sauerstoff solcher abgeschlossenen Arbeitsräume entweder durch unmittelbare Luftzufuhr oder ourch mitgenommenen ausgespeicherten Sauerstoff ersetzt, jetzt sind fast gleichzeitig mehrere Verfahren aufgetaucht, welche nicht Len Ersatz, sondern Li« Wiederherstellung der verbrauchten Luft zum Zwecke hoben. Eines Lkser Verfahren gehört Lem Con- structeur deS in Liefen B«richten früher erwähnten neuen Tauch- apparateS, v. Hoffmann, an. Bei feinem dis zu Tiefen von mehreren hundert Metern versenkbarem Tauchbaiffon war die unmittelbare Zuführung frischer Luft schon auS Gründen der Bewegungsfreiheit ausgeschlossen, -die Mitnahm« cvmprimirtrn Sau«rstoff«s erfordert aber zu viel Raum, weshalb sich der Erfinder für ein Verfahren zur Regeneration der verbrauchten AthmungSluft -entschloß. Dieselbe wird durch einen Ventilator in den RrgenerakionScylintder gedrückt, in welchem sich eine große Cylinderbüchse, ununterbrochen mit concentrirter Aetzkalilaug« beträufelt, rasch dreht. Durch di« innig« Berührung der Luft mit dieser Lauge wird ihr die durch den AthmungSproccß bei- gemrngte Kohlensäure fast völlig entzogen, und sie verläßt den Cylinder nahezu rein und nur um einig« Procent ärmer an Sauerstoff. Dafür wird ihr «in Ersatz in Gestalt eines dünnen Strahl«» von concentrirkm Sauerstoff, der in kleinen geschloffenen Behältern mibaeführt wird. Daß e» dabei auf geringe Abweichungen im Gauerstoffgchalt der zu athmenden Luft nicht ankommt, haben Versuche -b«vies«n. Ein ähnliches Verfahren, in geschlossen«« Räumen die AthmungSproducte, Kohlensäure, Wassrrdampf u. s. w., zu beseitigen und die Luft zu regeneriren, hat kürzlich der französische Chemiker Laborde erfunden, doch wird di« Zusammensetzung des dazu benutzten chemischen Präparate- noch geheim gehalsten. 4 Kilogramm der Reinigmrgsmafle sollen genügen, den Aufenthalt eine- Menschen in einem hermetisch abgeschlossenen Raum« (leider wird nicht gksagt, welcher Größe) 24 Stunden lang zu er möglichen. Di« Bedeutung derartiger Verfahren für di« Ge sundheit der Arbeiter in Tunneln, Bergwerken, Canalisations- ränmen, Dampfkesseln, in raucherfüllten Räumen bei Feurr- löscharbeiten und ähnlichen Dingen liegt auf der Hand. Von größerem Werth für die Allgemeinheit würde vielleicht dasselbe Princip noch werden können, wenn es sich auch zur ständigen Luftverbesserung in Schlafzimmern von unzureichender Größe oder anderen einer hinreichenden Lüftung entbehrenden Räumen an-we-nven ließe. In England und Frankreich haben die ersten Marconi'schen Depeschen, Vie in den letzten Märztagen über den Canal hinweg zwischen beiden Staaten gewechselt wurden, viel Aufsehen erregt, lieber eine Entfernung von 36 Kilometern, Lurch «ine Atmo sphäre von dicht«« Schneeflocken und heftigem Wind, von dickem Nebel, der über hochgehenden Wellen brütete, -haben -die elektrischen Aetherschwingungen ohne metallische Leitung so «xact auf den Saiten d«r Marconi'schen Instrumente gespielt, wie nur je der Morfestrom auf Len Tasten klappernder Apparate. Auf eng lischer Seite war «s der South-Forceland-Leuchtthurm oder vielmehr seine elektrische Kraftstation, auf französischer Seite das Chalais L'Artois, beide Häuser auf hochragenden Felsenufern und bei klarem Wetter mit weitem Blick über das Meer, wo di« Signale abgegeben und ausgenommen wurden. Die Funken erzeuger und Zeichenauffänger befanden sich im Innern der Gebäuive, di« Oscillatvren zur -Entsendung der elektrischen Wellen einerseits auf der Höhe des Leuchtthurmes, andererseits auf rin«m besonderen Signalgerüst. Ein Condensator von 50 Leydener Flaschen lieferte «die Funken, die mit starkem Knall zwischen Len Knäufen des Marconi'schen Sender'S übersprangen, während gleichzeitig in dem anderen Hause jenseits der grauen Nebelbank des Aermelcanals die Stromimpulse in Lem Marconi- scden „Kohaerer" sich widerspiegelten. In der Minute konnten etwa 15 Worte übermittelt werden. Schon kürzlich konnte mit Hilf« der drahtlosen Telegraphie Mischen einem Leuchtthurm der englischen Küste und L«r GooLwin-Sandbank die Rettung eines Schiffes während der gewaltigen Aequinokialstilrme des März bewirkt werden. Die nächste telegraphische Verbindung soll von Marconi zwischen Dieppe und New Haven, auf eine Entfernung von üb«r 70 Kilometern, hergestellt werden. Di« Wunder der Elektrirität nehmen ket-n ENoe, aber be harrlich versagt sie ihren Jüngern die Lösung der größten Aufgabe, die man noch von ihr erwartet. Was bedeuten draht los« Telegraphi«, was Kraftübertragung, Telephon und elek trisches Licht gegen die directe Erzeugung der Elektricität aus der Kohle, jene» Problem, dar di« Technik seit «inem Jahrzehnt ebenso sehr äfft als beschäftigt? Erst dann, wenn die größte Energiequelle der Erdballes nicht mehr mit 90 Proc. Kraftverlust in Kochherden, Zimmeröfrn und Kesselfeuerungen unökonomisch und unhygieimsch verschwelt wird, und wenn nicht mehr lausend Säulen von schwarzem Qualm in den Städten Marmordenk mäler und Haussteinfaqaden schwärzen rmd auf dem Lande Saaten und Wälder zerstören, wird di« Technik ihren größten Erfolg zu feiern haben! Dann wird die leis« und mächtig« Kraft der Chemie den zu Staub gemahlenen Kohlenreichthum der Erdrind« in die ebenso stille, gewaltiger« und allseitige Kraft der Elektrirität umwand«ln; «lekttische Ströme werden dann unser« Fabriken treiben, unser« Erze scheiden und unser« Wohnungen Heizen, Elektrirität wird unsere Speisen kochen, unsere Straßen beleuchten, unser Wasser pumpen, und keine himmelragen-de Esse, keine trübe Rauchwolke wird nöthig sein, um die Wunder der Technik zu unterhalten. Nur schade, es fehlt uns noch immer das Geheimniß, von dem die große Umwälzung abhängt, die unmittelbare Erzeugung "der Elektricität aus dem Kohlenstoff. Daß Li« Steinkohle trotz aller verwertheten und dcrwerthbaren Wasserkräfte Skandinaviens und der Alpen, trotz der noch völlig schlummernden Energie der großen Ströme, trotz Wind und Wetter, trotz Ebbe und Fluth doch auf Jahrhunderte, wenn nicht für immer Las erste Mittel zur Erzeugung indu striell verwerthetrr Elektricität bleiben wird, steht außer Zweifel. Aber man würde sechs Siebentel Les heutigen Kohlenverbrauchs für dir kommenden Geschlechter sparen können und «in ungeheuren Apparat an Maschinen und Vorrichtungen überdies, wenn es gelänge, Len umständlichen Verwandlungsmechanismus der Dampfmaschine und Dynamomaschine zu ersparen und die Kohle, sei rs allein, sei es in Verbindung mit anderen Elementen, auf einem directeren Weg« in Elektricität umzufetzen. Die Pfade, auf denen man bis jetzt dieses Ziel zu erreichen gesucht hat, zielen zum Theil in der Richtung L«r alten thermoelektrischen Säulen, zum Theil laufen sie auf «in chemisches Verfahren hinaus, die Kohle in einem Bad von flüssigem Kalisalz oder in einem anderen Reagenzmittel unter Entwickelung elektrischer Ströme oxydiren zu lassen. Wie gesagt, es hat bis jetzt noch keiner dieser Wege zum Ziel geführt, und für bloß« Versuche und gute Absichten hat uns das Problem, so wichtig es ist, schon zuviel Raum gekostet. Wenden wir uns also zu anderen Leistungen der Elektricität, die, wenn auch bescheidener in ihrem Endzweck, doch insofern mehr bedeuten, als si« eben schon Leistungen und nicht mehr bloße Projekt« sind. Eines der jüngsten und merkwürdigsten Elektricitätswerke wurde zum Wekhnachtsfrst des vergangenen Jahres auf dem Felsen von Gibraltar eingeweiht, um, zwischen bombenfesten Kasematten und gähnenden GeschützschlüNden ent standen, wenigstens sein« ersten Leistungen der Freude zu widmen und mit seinen ersten Strahlen LaS Fest des Friedens zu beleuchten. Hier, wo jede neue Anlage, bedeut« sie ein Wasser bassin oder eine Proviantkammer, durch ihre Lage oder Panzerung dem denkbar schwersten Bombardement gewachsen fein muß, hätte man schwerlich die Petroleumbeleuchtung dem elektrischen Licht mit seinen leicht verwundbaren Fernleitungen geopfert, wenn nicht das Bedürfniß, sich der weitdringenden Kraft elektrischer Scheinwerfer zu Spähzweckrn bedienen zu können, jede Mühe und jeden Aufwand gerechtfertigt hätte. In bombensicheren Felsenhöhlen, in drei Terrassen steil empor steigend, sind unten die Kessel, dann 'die Maschinen für 10 000 Lampen, zu oberst die Apparate mrtergebracht. DaS Wasser für di« Dampfkessel muß mir S«wass«r destillirt werden, in Felskanälen ziehen sich die L«ikmgen, mit 2000 Volt gespeist, zu den verschiedenen Fort» empor. Da» Ganze ist ein W«rk, dessen Schmierigkeiten große Kosten «rforLerten, wie man sie eben stets nur den Künsten der KriegSfiihrung »der Lande-, vertheidigung pflegt zu gut« zu hotten. Auch eine kleine deutsche Stadt hat kürzlich «in ElektricitätSweek erhalten, da, in seiner Art einzig Lasteht. E, werden nämliL in Lahn bei Lwgnitz einige Grundstücke von einer klein«« Privat centrale, der sog. Bobermühle, mit elektrischem Licht versorgt, und um jeden Cvnfumentrn von den Stromschhocmkungen der Centrale völlig unabhängig zu machen, ist jede HauSleitung an «ine eigen« kleine Accumulatorbatterie angefchloffen, deren Leistung dem stärksten Strombedarf zweier Wintertaze angepaßt ist. So unabhängig von etwaigen Betriebsstörungen in oer Centrale sind die Consumenten nun selbst in Len größten Städten gemeiniglich nicht. Ueberhaupt spielt die Accumulator- batterie bei den neueren Elektrizitätswerken ein« sehr erhebliche Rolle. Besonders die zum Betriebe von Straßenbahnen dienenden Centralen stattet man gern mit einer Sammlerbatteri« aus, die den unvermeidlichen Schwankungen im Stromverbrauch wett besser als die complicirteste Dynamooerdmdung unL Wider- staudsregulirung gerecht wirL. Die Mafchinenanlage wird als dann so stark gewählt, daß sie geraL« den mittleren Strombedarf zu Zeiten normalen Verkehrs zu befriedigen vermag. Wird di« Centrale durch das Anhalten mehrerer Wagen, durch das Be fahren langer Gefälle unv aus anderen Gründen plötzlich vor übergehend «ntkastet, so fließt der überflüssige Strom ohne Weiteres in die Sammelbatterie, wirb umgekehrt beim Berg auffahren, bei starker Belastung der Wagen oder beim gleich zeitigen Anziehen mehrerer Gefährte mehr Strom verbraucht, als in der Leitung ist, so verstärken di« Akkumulatoren die Netz spannung automatisch. Ebenso wird in den Stunden schwachen Verkehrs der Dynamostrom auf die Sammler geschaltet, während bei andauernd stärkerem Verkehr di« gesummte Accumukator- batterie in Thätigkit tritt. Eine merkwürdig«, bei uns wohl noch nirgends probirt« Nebenleistung hat man den Elektricitätswerken einiger mittlerer Srädte in Amerika neuerdings aufgebürd«t. Bekanntlich ist es, trotz all«r vortrefflich construirten Heizvorrichtuugen, noch ein frommer Wunsch, mit Hilf« der Elektricitätswerk ein« elektrische Centralheizung ganzer Städte öder Stadtheile zu ermöglichen. Die technisch« Möglichkeit ist wohl La, aber Li« Strompreise sind noch immer der Art, daß Lem Geschäft die Consumenten fehlen würden. Die oben erwähnte direkte Erzeugung der Elektricität aus Kohl« wird auch diesen Wunsch mit hundert anderen be friedigen, aber darauf zu warten haben die schlauen Amerikaner keine Zett. Sie haben Leshalb Las System der Dampfcrntral- heizung mit der Elektricitätslieferung gang gkücklich vereinigt. Beim Legen der elektrischen Hauptkabel ist Li« Gelegenheit, rintge hundert oder tausend Meter von Dampfleitungen billig zu ver legen, ohne Weiteres gegeben; Mittel, um solche Dampfrohrr wirksam gegen Abkühlung zu schützen, giebt eS heute genug, und dir Hauptsache, Len wärmehaltigen WasserLampf selbst, hat man beim Betriebe der Elektricttätswerke kostenlos, man läßt einfach den Abvampf der Betriebsmvschinen in die Rohrleitungen, an statt m den Condensator, treten und erhöht dafür die Betriebs spannung um einige Atmosphären. So können die Consumenten solcher Centralen mit Elektricität beleuchten, Maschinen treibe« und kochen, mit Dampf Heizen und haben al-dann da- heiße, zu manchen Zwecken gut verwendbar« CondenSwasser -de- Heiz dampfes noch gratis obendrein. E» fehlt« nur noch. Laß der artige Centralstationen auch di« Wasserleitungen kleinerer unv mittlerer Orte in ihre Verwaltung Nähmen, so hätten die Kon sumenten fast sämmtliche Bedürfnisse, Lie sich bi- jetzt in da- VertheilungSprincip haben einfSgen lassen, a«S «iner Hand.
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