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Wilsdruffer Tageblatt : 28.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192511286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19251128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19251128
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1925
- Monat1925-11
- Tag1925-11-28
- Monat1925-11
- Jahr1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 28.11.1925
- Autor
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MsdrufferTageblatt Aaftonale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D«» Ta,-bl»lt- rrlchei»« t!,Nch »ach«. S Uh« fit« d«» Laa. : »<i «btzol»»« i» Ä« »„ch«p«»eu, »- l> den Au«,« d-stelt» r Wd. im Ma»«, dej Lajt^L»», «--ch »« »«er« d,» »k., »ri P»»de,l-Lm.« k Mt. p^»,Uch «drr»,> ,, . — ,, . xadth«. «de^l-e»»«««» «Ps,. «LePastanfta te» Wochenblatt für Wtlsdrvfs s. llmgegr«d Pajtdat«»»ad»»!«»-«»». d»h»«r »»d »elchätrastrllr« — - p, Ar», V«» A«^»,e» e»t,ex-n. I» Kalle h»äeere Sewall, «rte, »dceVelri ed»»»r«-,e» »-«»-r d«l» ««»ench «al Ä^rra», a« Keita», »der Lirpl», »r» P«,»,»prri,e». — SiSchsendn», ei»,eia»dte- SchrtjtKllch» «tat« «r, »r»» Pakt, drtlie,». für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Luz^igeuprei»: die «gespaltene SrauwHeU« 20 GOldpfeLuia, die 4 gespaltene Zeile der a»tlichev Bedamrtr»ach»»-eu 4»WMw pseusig, die 3 gespaltene Siekla»e,rile t» textliche» Teike 1VV Goldpsennig. Nachweisvugegedühr 20 Svldpfennia. geschriebene Erschein»«-»- „ tage n«d P1atz»»esche4Sb» »«ri>« »ach Md,lich»r«.- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d«rllchftchli,l. auaahme ki» vor». LV UHr -- - > - ----- -— FRr dd» Nichttgpchtd« durch Fernruf kderwittelter» A»4eigen Lderuehwen Mir Kerne ^arautte. Jeder Nadatransprnch erlischt, wen» der Vetrag d«ph Klag« ei»ge-ogen »erden muß oder der Auftraggeberin Konkur» gerLt. Anzeigen nehmen alle Ber»ittln»g»fteÜen ,nt,W« Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachinrae» der Amtshauptmauuschast Weitze«, de« Amtsgericht« und Siadtrat« z« Wilsdruff, Forftreutamt« Tharaudt, Fiuauzamt» Rr 276 84. Jahrgang. Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- W i L s d ru ss - G r e s d e« PosMeck: Dresden 2640 Sonnabend, 28 November 1S2S Mumungskünste. Man muß sagen, daß die Franzosen und Belgier du Abmachung von Locarno vorläufig noch merkwürdig auf fassen. Es ist bekanntgeworden, daß z. B. die französische Besetzungstruppen, die jetzt in Bonn stehen, bei der Näw mung der nördlichen Zone nach Trier übersiedeln sollen Hunderte von Wohnungen sollen dort freigemacht werde, für die hinzukommende Besetzungstruppe, allein dre Villen für französische Generäle. Außerdem hat der Zen trumsabgeordnete von Guörard im ReichstagsauA schuß für die besetzten Gebiete mitgeteilt, daß von der bei gischen Besetzungsbehörde der Stadt Geile nkirchei mitgeteilt worden ist, es müßten für drei Bataillone bel- gischer Infanterie Quartiere bereiigestellt werden. Ebens« verlangt in Jülich der belgische Ortskommandant 14i Wohnungen für die Verstärkung der Garnison nach Räu mung der ersten Zone. Daraufhin hat die Neichsregierunk protestiert gegen dwsim Versuch, die Besetzung^ truppen der ersten Zone einfach in der zweiten oder dritter unterzubringen, wir man es in Trier versucht und vev mutlich in anderen Städten dieser Zonen versuchen wird Auch gegen die Verstärkung der Besetzungstruppen in Triei ist deutscherseits in Paris Protest eingelegt worden, uni Herr v. Hoesch hat bei dieser Gelegenheit zum Ausdruö gebracht, daß es sich weder mit dem Geist noch mit den Buchstaben von Locarno vertragen werde, wenn die Trust Pen der ersten Zone jetzt einfach in der zweiten oder dritter Zone uutergcbracht würden. In diese überaus ernsten Dinge spielt aber eine faf überamüsante Angelegenheit hinein. Vor kurzem sind aus dem Rheinland ein paar hundert französische Offiziere uni Unteroffiziere nach Syrien und Marokko versetz! worden. Vermutlich hat es sie nicht gerade mit große, Freude erfüllt, daß sie die schönen Nheinlande mit jener doch reichlich unangenehmen, vor allem stark „eisenhaltigen' Wegen vertauschen mußten. Ihre Angehöriger blieben im Rheinland zurück, und nun haben ihnen da englischen Quartiermacher in Wiesbaden auch noch dii Wohnungen weggenommen. Der französische Kriegs Minister hat Wohnungen nicht bereitgestellt, diese Ange hörigen sind auch noch nicht abtransportiert worden uni nun — sind sie obdachlos. Man denke: diese Augehö rigen Frankreichs sind obdachlos im besiegten Deutschland! Da kann man es verstehen, wenn das „Echo de Paris' von „unerhörten Zuständen" redet. Es herrscht für die Deutschen eine derartige Woh nungsnot im besetzten Gebiet infolge der maßlosen An sprüche der Bcsetzungsbehörden, daß es dem Herr» Tirard, dem Präsidenten der Rheinlandkommission gar nicht darauf ankommen wird, ein paar hundert deutsch, Familien aus ihren Wohnungen hinauswerfen zu lassen damit jene Angehörigen ungesehen ihren Schmerz übe, die Trennung von den Ihrigen beweinen können. Abe, natürlich in einer Sechs-Zimmer-Wohnung. Im Ncichs- tagsausschuß für die besetzten Gebiete ist einstimmig ei» Antrag angenommen worden, die Negierung aufzufcrdern die Stärke der Besetzungstruppen feststellen zu lassen. Mar hätte diesen Antrag noch dahin erweitern sollen, daß auck die Anzahl der französischen Angehörigen (mit und ohm Anführungsstriche) sestgestellt wird. Wie ein Heuschrecken schwärm haben sich Tanten und Nichten, Kusinen und solche die es zn sein behaupten, im Gefolge der französischer Vesetzungstruppen über das Rheinland ergossen, und fü, alle, alle mußten Quartiere besorgt werden. Grundsätzlich hat die französische Regierung eine stark, Herabsetzung der Zahl der Besetzungstruppen zugesagt ^Leider ist ohne weiteres damit zu rechnen, daß man sick ifranzösischerseits an die Bestimmungen des Versailler Ver- !trages nicht hält, wonach die Zahl der Besetzungstrupper chicht größer sein soll als die Zahl der früheren deutscher ,Truppen, die im Rheinland standen. Beispielsweise ha! !vor dem Kriege in Trier ein einziges Kavallerieregiment igestanden, jetzt soll eine ganze französische Kavallerie idivision hinkommen. Und natürlich mit Sack und Pack unl angehörigen „Kusinen". Drei Infanterieregimente! unl -ein Feldartillerieregiment standen vor dem Kriege ir iTricr; jetzt soll etwa ein halbes Armeekorps in diese, Stadt uutergcbracht werden, und zwar zu den Truppe» Hinzu, die dort schon in großen Massen garnisonieren Es ist also überaus notwendig, daß die deutsche Re gierung mit allen Mitteln dafür sorgt, die Besetzungs- rruppen auf eine wirklich unbedingt notwendige Zah zurückfuhwn zu lassen, damit die bisherige Wirtschaft an Rhein endlich einmal auf das Maß zurückgeführt Wied das vernünftig erscheint, wenn man glaubt, an der Be setzung überhaupt festhalten zu müssen. Vie Lage in evinZ. Eigener Fernsprechdirnsi des „Wilsdruffer Tageblattes" Peking. Der Versuch des Generals KuosungNng, Mukden zu besetzen und Tschanatsolm gefangenzunehmen, iß offenbar bisher nicht geglückt. Zuverlässigen Nachrichten zu- olge hat jedoch Kuosungling 100 000 Mann seiner Gegner ge- angengenommen; er gilt als einer der fähigsten mandschuri-- chen Generäle. Tschangtsolin hat nur noch 50000 Mann »u einer Verfügung. Die Lmm-MliHe in L AsW MMM. Mischer Reichstag. (126. Sitzung.) W. Berlin, 26. November. Nach interesselosem Tage von gestern war heute die Stim mung im Reichstage wieder auf ziemliche Höhe gestiegen, denn es begann die zweite Lesung der Locarnogesehe. Das Haus ist gut besetzt und die Tribünen sind überfüllt. Als erster Redner führte der Abg. Dr. Landsberg (Soz.) aus, daß seine Partei das Werk von Locarno begrüße und sich zum Pazifismus bekenne. Die Deutschnaiionalen hätten zuerst alle auf den Abschluß des Locarnopaktes zielenden Schritte unterstützt, aber im letzten Augenblick die Regierung verlassen, aus Furcht vor der Verantwortung. Jetzt, nachdem der Ver trag paraphiert sei, würde ein Scheitern geradezu eine Kata strophe bedeuten. Denn es würde Deutschland zu der Last des Versailler Vertrages noch das denkbar größte Mißtrauen in die deutsche Politik bringen. Auch die Sozialdemokraten stimmten nicht mit voller Begeisterung dem Locarnopakte zu. Er würde für sie erheblich an Wert gewinnen, wenn die Be freiung des Rheinlandes möglichst schnell vollzogen werden würde. Das Mißtrauen der Deutschnationalen tn die Ver sprechungen der Vertragsgegner sei bei ihnen begreiflich, aber sie sollten lernen, daß es auch Leuts gibt, die ihr Wort halten. Die Sozialdemokratie dächte nicht an irgendeine Feindselig keit an Rußland. Auch die Regierung denke sicherlich nicht daran, denn lein Krieg könnte in Deutschland unpopulärer sein, als der gegen Rußland. Der Redtier meinte dann, daß eine Zweidrittelmehrheit für diese Vorlage nicht erforderlich sei. Abg. Wallraf (Dn.) meinte, wenn der Abg. Landsberg die deutschnationale Politik ungerügt als unsittlich bezeichnen dürfe, so sei das bezeichnend für das jetzige Niveau des Reichs tages. Abg. Dr. Scholz hätte den Deutschnaiionalen die bei den Straßenbahnplakate empfohlen: „Nimm Rücksickt aus an dere" und „Springe nicht während der Fahrt ab". Das erstere akzeptieren sie gern. Es sollte in den Zimmern aller Fraktio nen hängen. Die Deutschnaiionalen seien ausgestiegsn an der Haltestelle Locarno „unabänderlich". (Lebhafter Bei fall bei den Deutschnationalen.) Was als Vorteil aus einer Annahme des Vertrages geschildert werde, sei doch recht zwei felhafter Natur. Man sagt, Deutschland werde einen Sitz im Völkerbund erhalten. Ein gleicher Sitz solle aber auch Polen zugebilligt werden. Jetzt werde Deutschland das zugemutet, was man nach Bismarcks Ausspruch Frankreich für den Frank furter Frieden nicht zumuten konnte, nämlich dide freiwillige surter Frieden nicht zumuten konnte, nämlich die freiwillige Anerkennung. Aus dem Deutschland geraubten Eupen seien der Partei Zuschriften zugegangen, in denen vor der Annahme des Vertrages gewarnt werde. Das Deutsche Reich dürfe keinen Vertrag unterzeichnen, der auch nur die Deutung zu lasse, als ob damit ein neues Anerkenntnis des Versailler Diktats und eln frei williger Verzicht auf deutsches Land iusgesprochen werde, über die Gegensätze in der Interpre tation hätten sick die deutschen Unterhändler mit den Ver tretern der anderen Vertragsmächte auseinandersetzen sollen, ehe sie den Vertrag unterschrieben. Wenn ein alter Rhein- läuder, wie der ehrliche und mutige Justizminister Dr. Frenken, die Regierung verlassen habe, weil er mit Locarno unter keinen Umständen einverstanden sein könnte, so müsse das zu denken geben. Die Deutschnationalen wollten nicht durch die Annahme des Locarnopaktes der Jugend die Freibahn in eine bessere Zukunft des Vaterlandes versperren. (Händeklatschen bei den Deutschnaiionalen.) Abg. Schneller (Komm.) führte aus, die deutschnationale Opposition gegen Locarno beruhe nur darauf, daß der deutsch- nationalen Bourgeoisie.das Geschäft zu ungünstig erscheine. Das Versailler Diktat hätten die Deutschnaiionalen schon mit ihrer Zustimmung zum Dawes-Pakt anerkannt. Nur von den Kommunisten würde konfeguent und ehrlich der Kampf gegen den Verfailler Vertrag und gegen das imperialistische Finanz kapital Westeuropas und Amerikas gesuhlt. Dr. Dernburg (Dem.) führte aus, die Deutschnationalen trieben heute eine Politik, die bedenklich an die verhängnisvoll« Außenpolitik Hollsteins erinnere. Wie auch dre Abstimmung aussallen möge, ob positiv oder negativ, in der Wage liege das Schicksal Deutschlands. Die Welt nach Locarno sei nicht mehl die Welt vor Locarno. Locarno bedeute einen Umweg, der sich hätte vermeiden lassen, wenn Deutschland rechtzeitig in der Völkerbund eingetreten wäre. Die Bedenken über den Völker bund würden am besten zerstreut werden, wenn Deutschland erst gleichberechtigtes Mitglied des Völkerbundes sei. Die Befürchtung, daß Deutschland damit eine Option füi den Westen gegen den Osten Europas vornehme, sei durchaus unbegründet. Auf Bismarck könnten sich die Deutschnationalen nicht berufen. Der wollte den Faden zu Rußland nicht zer- schneiden, hatte aber gleichzeitig die Verbindung mit West europa gesucht. Die Deutschnationalen trieben eine Politil der Isolierung Deutschlands, die der Bismarckschen Politil durchaus widerspräche. Abg. Hampe (Wirtsch. Vereinig.) folgerte aus der Debatte, daß keine Fraktion aus vollem Herzensgründe dem Locarno abkommen zujuble. Auch in seine: Fraktion beständen Mei nungsverschiedenheiten. Die darin befindlichen Deutsch hannoveraner und der Bauernbund, für die ei spreche, hätten immer gefordert, daß die Politik der Gewast durch die Pcklitik des Rechtes ersetzt werde. Sie hegten abei gegen den Locarnopakt das große Bedenken, daß er als ein« neue Bestätigung des Versailler Distates gedacht werden könnte Weil sie die gewaltsame Annexion deutschen Landes auch im Weste» nicht anerkennen wollten, darum hätten sie gegen di« Entsendung von Unterhändlern nach Locarno gestimmt Nach den Erklärungen der Gegenseite aper seien die Bedenken i m dem einen Punkte zerstrent, daß nämlich die Unterzeichnung i als eine neue Anerkennung des Persailler Diktates betrachtet s werden könne. Große Enttäuschung hätte aber die ungenügend» Verwirklichung der Rückwirkungen bedeutet. Di« ! Idee des Völkerbundes sei ihnen grundsätzlich durchaus sym- i -^athisch, aber sie wollten nicht jetzt, wo man noch gar nicht wisse, 'wie die künftige Regierung aussähe, eine solche Ermächtigung geben. Sie möchten daher ihre Zustimmung zu der Vorlage davon abhängig machen, daß der Eintritt Deutschlands in den Völker bund durch ein besonders Gesetz zu erfolgen habe. Der Redner verneinte schließlich die Frage, daß es sich bei der Locarnofrag« um ein verfassungsänderndes Gesetz handle. I Abg. Dr. Bayersdörser (Bayr. Vp.) i betonte: Die Pfalz gleiche augenblicklich einem ungeheuren Ma- > növergebiet. Erschütternd wirke insbesondere auch -die Anwer- ! düng der deutschen Jugend auf deutschem Gebiet für die fran- i Zösische Fremdenlegion. Essei Pflicht der Reichsregierung, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Falls das Vertragswerk von Lo carno überhaupt Zweck haben solle, müsse die Aufhebung der Be satzung oder wenigstens eine klare Festsetzung der Fristen ein- treten. Abg. Henning (Völk.) warnt vor der Locarno-Psychose, die i uns in das Unglück bringe. Von wahrer Gleichberechtigung ist ! im Völkerbund keine Rede. Der Entente ist in ihm der maß gebende Einfluß garantiert. Damit schließt die Aussprache. In der Abstimmung die auf Antrag der Deutschnationalen namentlich ist, wird Artikel 1 des Gesetzes, der die Annahme des Sicherheitspaktes und der Schiedsverträge fest stellt, mit 271 gegen 159 Simmen angenommen. Dagegen haben die Deutschnationalen, die Kommunisten, die Völ- - kischen, die Nationalsozialisten und ein Teil der Wirtschaftlichen : Vereinigung gestimmt. Vor der Abstimmung über den Artikel 2, -der Deutschlands i Eintritt in den Völkerbund ausspricht, beantragt Abg. Leicht ! (Bayr. Vp.) die Annahme der folgenden Entschließung: Die Reichsregierung wird ersucht, von der Ermächtigung des Artikels 2 -nur Gebrauch zu machen, wenn sich durch weitere Tatsachen die Auffassung der Regierung bestätigt, daß die Gegenseite in den schwebenden Fragen, insbesondere den Fragen der Rheinlande, eine Politik der friedlichen Verständigung verfolgt. Abg. Leicht ! erklärt weiter, seine Fraktion werde sich bei der jetzigen Ab- ! stimmung -über den Artikel 2 der Stimme enthalten. Die Ent- ; schließung kann erst in der dritten Beratung am Freitag zur Ab- l stimmung kommen. Namentlich wird darauf abgestimmt über einen Antrag der Deutschnationalen, ! der dem Artikel 2 folgenden Absatz ansügen will: Zum Eintritt s Deutschlands in den Völkerbund bedarf es eines besonderen Ee° - setzes. Der Antrag der Deutschnationalen wird mit 242 gegen 169 Stimmen bei 19 Enthaltungen abgrlehnt. ! Der Antrag der Wirtschaftlichen Vereinigung, der inhaltlich bas- s selbe besagt, wie der eben abgelehnte Antrag der Deutschnatio- s nalen, wird in namentlicher Abstimmung mit 245 gegen 179 ! Stimmen bei 19 Enthaltungen abgelehnt. Artikel 2 wird in einfacher Abstimmung angenommen, ebenso Artikel 3. s wonach das Gesetz mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft tritt. Damit ist die zweite Beratung der Vorlage erledigt. Gegen 8 U-Hr vertagt sich das Haus auf Freitag 12 Uhr. Dritte Be- ratung der Locarnovorlage. Lotarno-Merzeichming burch Minister. Die Abreise der deutschen Delegation. Es steht nunmehr fest, daß die Unterzeichnung des Paktes von Locarno nicht von den Botschaftern in Loudon, sondern von de» verantwortlichen Ministern der am Patt beteiligten Länder vorgcnonnncn wird. Der tschechisch« Außenminister Dr. Benesch reist am 28. November, de» polnische Ministerpräsident bereits am 27. November nach ! London. Auch Briand wird nach London reisen, «in di« Verträge von Locarno zu unterzeichnen. Für Deutschland werden Reichskanzler Dr. Luthe» und Außenminister Dr. Stresemann die Unterzeichnung des Paktes vornehmen. Die deutsche Delegation, die nur aus wenigen Köpfen bestehen wird, wird sich spätestens am Sonntag nach London begeben. Briand wieder aus der Ministersuche. Paris, 26. November. Nachdem Herriot die Bildung des neuen Kabinetts abgelehnt hat, ließ der Präsident der Republik Briand zu sich bitten und trug ihm wieder die Regierungsbil dung an. Briand hat den Auftrag angenommen. Wie er er klärte, habe er angesichts der gegenwärtigen Lage nicht geglaubt, seine Unterstützung versagen zu können. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß Briand versuche» werde, ein Kabinett ohne Beteiligung der Sozialisten zustandezubringen.
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