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Dresdner Journal : 24.06.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-06-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185906246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-06
- Tag1859-06-24
- Monat1859-06
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1859
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»142 Freitag/ dm 2t Inn! 18S». ^«o«>e»r»t»»rrist: akkrliU,: k 11>I,. jUür^r. iu d Im X«SS»S« '/»Mrl . I „ 10 ,, ., „ I tritt kost- uoS UaaaMck in vr—S«: 1K k'xr. 1 8t«mp«lru- k!tnr«In« Kumm»rl>: 1 btxr. I ,<riil»x kluev. »»stratrvreisr: kür <I»o 8»om «ioer »"patteocn Xrile: 1 Xxr. Vater ,,Liaxs»»oat " äis Leite: 2 kxr. »rschet«,: 1'lzliek, mit >usnakms äer 3oon- voll keiertass«, ^keaS» für äea solz-ncten 1»x. Dres-mrHoimml. Verantwortlicher Redactenr: I. ß). Hartmann. Laftratenannahme auswärts: l-«ip»ia: tzli. liiltKvsrürriiii, k.'oinm>L»i»»iir So, I-rvrtänvr.tonru»!»; ebeackaeelbet: II. ^ltoaa: IItX»LXort!l» L Voocra; LerUa: 6«orlv<-ctie liuekk-, ItüiLULr»»'» Uureau; Lreaiea: I'. 8eur.oii»:; kr»alrfurt a. H.: Ite urn'»cl>« ttuetitlunüt.; Laaaover: LlLiic.riiari«» » Uu rean; Lola: ^voi.v Iiiiv»>ct:a; kari»: v. Qöcvirl>ral.s (28, ry« 6es Kon» ensavs); kr»z: 1«. Lual-icu» Üuekkauälunx. Herausgeber: Koiiixl. Lrpsäitiou <Is» Oresäaer.lourvLl«, OiesUea, Itl«^ii>»,trn»»o Xr. 7. I! i I . 7H— . Äbonnkmenk- Einladung. M de« 1. Juli beginnt ein neues Abon nement auf das „Dresdner Journal". Be- stkll«mgen für auswärts find an die nächst- geleaenen Postanstalten, für Dresden an die k Expedition des Dresdner Journals z« richten. — Der Preis beträgt vierteljähr lich i« Dachsen 1 Thlr. 10 Rgr, in Preußen 2 rhlr., in Oesterreich Al. 42 Kr. österr. Mhrmg. Inserate im „Dresdner Journal" wer de» unter „Eingesandt" mit 2 Rgr, im In- üralentheilc mit 1 Rgr. für die Zeile oder deren Raum berechnet. Amtlicher Theil. Dresden, 20. Juni. S, König!. Majestät haben dem Webermeister und Hausbesitzer Karl Friedrich Bern- dard zu Chemnitz auf Anlaß sein,- staltgrfundrnen bOjährigen Jubiläum- al- Mitglied der Ckemnitzer Schützrngesrllschaft die silberne Verdienstmedaille zu ver leihen geruht. Dresden, 22. Juni. Se. Königliche Majestät Kaden altergnädigst geruhet, dem Oberförster auf Fischkäuser Resiei im Fsrstbezirke Dresden, Adolph Friedrich Con stantin au« Anlaß seine- liOjährigrn Dienstjudiläum« da« zum Verdienstorden gehörige Ehrenkreu; zu verleihen. DreSden, 22. Juni. Se. Königliche Majestät haben demCautwnS- undDepositen-HauptkasstrerErnst Christoph Moritz Schuster da« Ritterkreuz d,S Berdienst-OrdenS allergnädigst zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Ueberstckt. Tele-raphische Nachrichten. äeitnugtschau. (Preußische Zeitung. — Patrie. — Sonstttutionnel. — Limes. — Frankfurter Postztg.) IlIlSGSschtch^- L, » « « » a r. Di« FrenvUtigeutuerdung^i» chrgarn. — Berlin: Prinz Peter v. Oldenburg. Aras Bernstorff. Oe. D'Efter Die Kaiserin-Witne »,n Rußland. ArmeeoberdefthlShaber. Die Marsch bewegung der 6 ArmeecorpS betr. Auslandspässe für kanbwehrleute. Stettin: Beschlagnahme. —Mün chen: Der HilfSverrin für da« Heer ronstituirt. — — Vietbaden: Mittel für die Kriegsbereitschaft be- wiilitt. — Paris: Leere Gerüchte. Die Situation in Italien. Kossuth. Dir Bildung der Rhkinarmee. UnrerstüdungSauSschuß. Ausfall in den Aolleinnah- mea —Brüssel: Die französische Ostarmee. Außer ordentlich« Kammersession. Festungsbauten. Vermischte«. Rom: Truppen nach Perugia. — London: Sub marine Telegraphenverbindung mit Gibraltar. Vermisch tes. — St. Petersburg: Teuppenmanövrr«. — von der türkischen Grenze: Truppenbewegungen in der Hrrzogewina. — Bombay: Meuterischer Geist «ater de« Truppen der ostindischen Compagnie. Ls» Kriegsschauplätze. Sn,r»«ungen, Versetzungen re. im vffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. (Stadtverordnetensihung.) Prvvinzialnachrichten. (Chemnitz. Radeburg. Au« der sächs. Schweiz. Bautzen. Kamenz. Borna.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Liffntschaft, Kunst und Literatur. BSrsnlaachrichten. Inserate. TageSkalruder. Telegraph ische Nachrichten. Wie», Mittwoch, 22. Juni Nachmittags. Die „Oesterreichische Correspondenz" tbeilt mit, daß die französische Negierung daü Beurkmcn des Admirals vor Venedig wegen v'aprrei von Fischerbooten ent schiede» gemißbilligt habe AuS Verona wird gemeldet, daß der Kaiser den Oberbefehl über die Armee übernommen hat. (Vgl. unter „Kriegsschauplatz".) Man meldet der „Oest. Corr." ans Innsbruck vom gestrigen Tage: Heute ist die trefflich aus gerüstete Studentencompagnie, bei 200 Köpfe stark, in bester Haltung unter außerordentlichem LvlkS- zusammenlaufe nach der Grenze abgezogen. Bis jetzt sind aus dem Kreise Innsbruck schon drei Schützencompagnien, auS Kufstein, Schwatz und Fügen, abgeganaen. Bis Ende d. M. werden aus diesem Kreise allein 10 Schützencompagnien, jede ISO bis 2OV Mann stark, ausgezogen sein, desglei chen aus dem Kreise Briren. Die Landesgrenzen sind bis jetzt vom Feinde unberührt geblieben. Ganz Tirol ist in lebhaftester Sclmhenbewegung. Paris, Mittwoch, 22. Juni Nachmittags *) Ein Börsenauschlag meldet aus BreScia, daß die französische Armee gestern Lonato, Eastiglionc und Montechiaro besetzt habe. *) Bereits in einem Tbeile der Auflage des gestrigen Blattes mitgetbrilt. AuS Athen wird vom 14. d. Mts. berichtet: Folgende Modifikation des Eabinets bat statt gefunden : Generalmajor Spiro MylioS wird Kriegs- Minister, Niga Palamideü erhalt daS Innere, Kon- duriottis das Aeußere, Zainis den Cultns und die öffentlichen Arbeiten. Dresden, 23. Juni. Die ofsiciöse „Preußische Zeitung" bringt heute folgenden neuen Artikel über die preußische Politik: „Al di« Regierung von der Vertretung de- Lande« bedeutende Geldmittel forderte, wurden derselben die politischen Zwecke nicht verschwiegen, für welche diese Summen bestimmt seien. Die Vertretung de- Landes hat diese Zwecke ein stimmig gebilligt. Der Gang der Ereignisse hat seitdem näher zur Ausführung dieser Zwecke kingeführt. Die Aufgaben der Lag» müssen rechtzeitig begriffen werden, wen» di« Folgerichtigkeit der Entschlüsse, der Nachdruck de« Handeln-, die Geltung de« preußischen Staat« in der verwickelten Krisis, in welcher sich Europa befindet, ge wahrt werden sollen. Die französisch - sardinische Armee bewegt sich nahe an den Grenzen Deutschland«. Die preußische Regierung hat wiederholt unter Zustimmung der LandeSvertretung erklärt, daß sie die Sicherung Deutschlands al« ihrer Sorge anvertraut betrachte. Dec Conflict in Italien dehnt sich täglich weiter au«, er nimmt immer größere Dimensionen an. Die demselben am weitesten entfernt stehenden Mächte England und Rußland rüsten in einem großen Maßstabe. Welcher Preuße von einigem Baterland-gefühl könnte wollen, daß Preußen einem solchen Conflicte und solchen Rüstungen gegenüber in einer nicht schlagfertigen Stellung verharre k Die Regierung würde ihrer Pflicht wie dem Sinne der Nation untreu werden, wenn sie darauf verzichten wollte, dem Geiste gemäß zu handeln, durch welchen Preußen groß geworden ist. Preußen ist frei von jeder Verpflich tung. Es gehorcht nur den Verpflichtungen, welche der innersten Natur seine« Staatsinteresse« entspringen. Es hieße die Grundlagen der Kraft diese- Staates verkennen, wenn sich die Regierung Preußens außerhalb der natio nalen Richtung bewegen wollte Deutschlands Interessen sind Preußen« Interessen, und eS wird sich bald zeigen, ob die Initiative, welche Preußen ergriffen hat, von den deutschen Staaten und Stämmen mit dem Nachdruck unterstützt werden wird, welcher zu ihrer Durchführung nothwendig ist. Die deutschen Bevölkerungen sind von dem Wunsche erfüllt, die einem so großen und begabten Volke zukommend, Geltung in Europa zu gewinnen. Preußen ist bereit, das Gewicht Deutschland« in dir Wag schale der Entscheidung fallen zu lassen. Die Regierung rechnet auf den Patriotismus des preußischen, dcS deut schen Bolte«. Der Gang ihrer Politik steht fest Die jenigen, welch« dems«lden Hindrrnisse in den Weg zu legen suchen, mögen bedenken, daß sie den Gegnern des Vaterlandes Dienste leisten." Nach diesem Aufsatze zu schließen, wäre nunmehr die preußische Politik zu einem Abschlüsse gekommen. Wir vermuthen, daß der lehl, Satz diese« Aufsatzes gegen eine Partei, die wir nicht näher zu bezeichnen brauchen, gerichtet ist, und besorgen durchaus nicht, daß die Erwartung Preußens aus di« Mitwirkung der übrigen deutschen Staaten bei Verfol gung einer echt deutschen Politik irgendwie getäuscht wer den könnte. Die französischen ofsiciöse» Blätter bespreche» nu« auch die preußisch, Modilisiru ng. Die „Patrie" führt'au«, daß dir Bewegung in de» kleinern deutschen Staaten und die Absichten der Majorität d»S Bundes tages Preußen in die Alternative verseht hatten, entweder den Bund zu sprengen und einen Bürgerkrieg in Deutsch land zu entzünden, oder durch friedliche Mittel die poli tische und militärische Leitung der deutschen Angelegen heiten zu erlangen, dann aber auch den übrigen Staaten durch seine Machtentfaltung die Bürgschaft zu geben, daß daß deutsche Interesse in der italienischen Frag, nach drücklich werde wahrgenommen werden. Sollte eine blose Demonstration beabsichtigt sein, so erklärt die „Patrie" Nicht« dagegen zu haben; würde aber Preußen demnächst mit FriedenSvorschlägen hervortreten und dies, eventuell mit den Waffen durchzuführen sich anschicken, so müsse man eben die Formulirung dieser Verschlüge adwarten. Auch der „Constilutionnel" sucht die Modilisirung des ChqrakterS einer gegen Frankreich feindseligen Maß regel zu entkleiden; er ritirl dann die Artikel derjenigen preußischen Blätter, welche sich gegen dieselbe auSsprechrn. Ueber die Pläne der ungarischen Emigration und deren Benutzung durch die französische Regierung äußert sich di» „Time«" ungefähr folgendermaßen: Kossuth ist mit einem französischen Passe abgrreist, und gleichzeitig geht uns eine vom General Klapka im fran zösischen Hauptquartirr erlassene Proklamation zu. Bei der Absicht gestaltet keinen Zweifel. Es soll die öster reichische Monarchie auch außerhalb ihrer italienischen Umgrenzung angegriffen werden. Es soll der Krieg sich auch »ach ten anSern Erdtan den de« österreichischen Kai serhaus»« verpflanzen; für- Erste allerdings nicht vermit telst der französischen Armee, sondern durch die revolutio näre, vom französischen und vielleicht auch vom russischen Hofe unterstützte Propaganda. Vergeben« wäre e«, woll ten wir dieser neuen Entwickelung der russisch-französischen Politik gegenüber Gleichgiltigkeit erheucheln. Ihre Fol gen könnten gar zu große Bedeutung haben. Angesichts der jetzigen Zustände in Deutschland einer- und jener in den Donaufürstenthümern andererseits, könnte au« einer zweiten ungarischen Revolution leicht rin Krieg entbren nen, der alle Länder zwischen der Ostsee und dem schwar zen Meer umfaßte. Der abstracteWerth der von Kossuth vertretenen Sache geht uns zum Glück Nicht- wciter an. Auf da« englische Volk wird dieser neue Schachzug keine große Wirkung au-üben; England ist zu einer strengen Neutralität entschlossen, und unsre Regierung wird eben so wenig in Ungarn wie in Italien für den österreichi schen Besitzstand auftreten dürfen. Doch folgen au« die ser neuen Thatsache manche wichtige Betrachtungen. Bis her hat e« Deutschland an einem Vorwand gefehlt, auf dem Kampfplätze aufzutreten. Deutsche« Bundesgebiet wurde nicht verletzt, Triest wurde von der Blokade au«- geschlossen, und an beruhigenden Versicherungen hat ,s der Kaiser nicht fehlen lassen. Wenn aber Kossuth uud Klapka allen Ernste« beauftragt sind, die Flamme der Revolution in einer entlegenen Provinz Oesterreich« zu entzünden, dann wäre den Deutschen damit vielleicht ein carn» Keill geboten. Gewiß ist es jedenfalls, daß durch ein, derartige Ausdehnung de« kaiserlichen Programms die Erkaltung de- allgemeinen Friedens mit viel größer» Schwierigkeiten verknüpft sein würde. Die weitern Pläne Louis Napoleon« sind vorerst noch ein Rälhsel. Sollte ec den Plan, auf den Klapka's Proklamation und Kos- sulh'S Reise kindeuten, weiter verfolgen, so wird dies ein Zeichen sein, daß er bereit ist, die tiefsten Strömungen einer europäischen Erschütterung zu durchwaten. Da« neue englische Cabinet wird keineswegs auf dem Contincnle al« eine Bürgschaft für eine kräftige und selbstständige Haltung England« begrüßt, und gewiß nicht ganz ohne Grund ist schon in mehrern deutschen Zei tungen darauf hingewiesen, daß in dem Augenblicke, wo dieser Cabinet-wechsel vor sich ging, Preußen den erste» Schritt unternahm, durch den seiner Politik eine von der bisherigen englischen Neutralitätspolitik abweichende Richtung angebaknt wurde. In der Thar Haden die Debatten, welche jüngst im Parlamente geführt wurden und die mit dem Rücktritte de« Cabinet« Derby endeten, so wenig Klarheit darüber gegeben, wie Lord Palmerston England« Aufgabe in dem herrschenden Conflicte erfass,» will, daß da« Vertrauen zu einer kräftigen englische» Politik sehr heradgestimml werden mußte, und nimmt man dazu die Haltung, welche mehrere für Lord Pal- merston seil vielen Jahren unbedingt eingenommene Blätter, z. B. „Times", neuerlich beobachten, eine Hal tung, der zufolge die englische Anerkennung aller franzö sischen Waffenerfolge befürwortet wird, so kann man in Deutschland wenigsten« nicht ander«, als zunächst bei der Bestimmung seiner eignen Politik auf die England« keine Rücksicht mehr zu nehmen. Ohnehin vrrsprichl das Pal- merston'sche Cabinet kein« lange Dauer. Die „Frank furter Postzritung" führt die« sehr einleuchtend aus, indem sie schreibt: „Da« Ministerium Derby ist einer Coalition der verschiedenen Untrradtheilungen der libe raten Partei unterlegen. Lord Palmerston und Lord John Russell Haden eine neue Verwaltung zu bilden. Aber wo sind die Elemente, auf welche sich ihre Verwaltung stützen soll, um wirklich «ine kräftige zu sein, — eine solche, deren Nolhwendigkeit sie selbst für England al« erstes Bedürfniß erklärt Hadens Die Mehrheit, mit wel cher sie den Sieg im Unterhaus» davon getragen, ist an sich schon »ine sehr geringe: sie beträgt nur 13 Stimmen. Allein diese Mehrheit ist noch dazu aus sehr ungleich artigen Elementen von sehr losem Zusammenhalt zusam mengesetzt. Sie wurde mühsam zur Durchsetzung des nächsten ParttizweckS, de« Sturze« de« Ministerium« Derby, zusammkngebrachk. Ob fie auch dann noch eine compact« bleiben wird, wenn die unter sich selbst schon nicht« weniger al« vollkommen einigen Häupter der ge genwärtigen Coalition im Amte den Grundsätzen ihrer Politik praktische Anwendung und Geltung zu verschaffen suchen werden, ist noch sehr zweifelhaft. Außerdem hat Lord Palmerston vor mehr al« einem Jahr schon einmal die Erfahrung von der Macht der in der Masse de« eng lischen Volke« doch vorherrschend entschieden antisranzö- sischen Gesinnung gemacht. Dazu kommt aber noch der wichtige Umstand, daß da« neuzubildende Wbigcabinet auch im Oberhaus« auf die entschiedenste Opposition so gewichtiger Stimmen unter seinen eignen Parteigenossen, wie die der Lord« Brougham, Normanby u. A. m. sind, zu stoßen sicher ist, sobald r« »ine Schwenkung zu Gunsten Frankreich« machen wollte. E« kann also auch da nicht einmal auf den Beistand aller seiner eignen Freunde rechnen. Schon au« diesen Gründen also wird ein Ca binet Palmerston-Russell mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn e« eine von der de« bisherigen Cabinet« wesentlich verschiedene Richtung in der auswär tigen Politik rinschlagen will. Nun kommen wir aber erst auf den Hauptpunkt. Da« Cabinet Palmerston- Russell wird in allen Hauptfragen eine compacte Masse von mehr al« 300 Stimmen der conservativen Partei, mit welcher die katholischen Mitglieder aus Irland ge meinschaftliche Sache machen, gegen sich haben, welche die Tendenzen des Cabinet« Derby unterstützten und Eine Mozart-Geschichte.*) Der Schulmeister in Kritzendorf gehör»« zu den leiden schaftlichsten Verehrern Mozart'«. Kritzendorf ist ein kleine« Dorf, ungekannt in der großen Welt, e« liegt aber »ur ein Stündchen weit von dem weltbekannten Klosterneu burg bei Wien, dessen Wein sowohl unter die feinen Keller- deiicateffen gezählt, wie auch von profanen Trinkern seiner Süssigkeit wegen sehr kehlengeläufig befunden wird. Dieser Schulmeister nun trieb, wie da» bei seinem Ge- schifte erklärlich, die liebe Mufica au» HrrzenSpasfion, und besonder« an Sonn- und Feiertagen, wenn der Kirchensegen und die LehrjungSerborten vorüber waren, da gab'« in dem Gtttiein an seinem Hause ungeheure Heiterkeit, ein Fidrln und Blasen, daß die Dorfjugend an der Hecke lauschte nnd sich nicht wenig erlustirte an den weltlichen Weisen. Der Schulmeister producirte nämlich an solchen Tagen „galante" Musik, wie man'« damals nannte, jedenfall« aber darunter ein paar „Deutsche", d. i. Walzer. An einem Sonntage im Hochsommer muficirte unser Kritzendorfer Maestro mit seinen Dorfgetrruen eben in sei- ne» Gärtchen im Freien, al« nach Abschluß eine« Tonstückr« drei Herren durch dir Gartenthür traten und einer von ihnen freundlich die Bitte stellte, in der Nähr bleiten zu dürfen, da sie «ü Leit und Seel' Musikfreunde wären. Der Schul- meister, der in den Herren nach ihrer Haltung al«bald Wiener, also Leut» au« der Stadt, erkannte, fand sich nicht wenig geschmeichelt, daß solch» Gäste bei ihm eingetreten, und hieß dieselben mit vieler Freude willkommen. Es währte nicht lange, kam bi« Gruppe auf Mozart zu sprechen, der damals auf aller Leute Lippen lebte. Der Schulmeister klagte rech« bitter, daß Ihn seine BerufSgeschäste gar so streng an« Hau», an di« Schule und Kirche bänden. Er müsse alle di» *) Xu« „Mozart« Schnuspteldtrector" von R. Hirsch. eckpstg, H. «Mttzes. l«^. die KE in Ar. >87.) Geschäfte allein versehen, könne nicht einen Tag im Jahre sein nennen ; nach Wien sei'« zu Fuße drei Stunden, und drei Stunden zurück, da« gäbe sechs Stunden, und so sei e« denn gekommen, daß er, der bedauernSwenheste Schulmeister in ganz Niederösterreich, noch nicht einmal den Herrn von Mozart, den kaiserlichen Kapellmeister, von Angesicht zu Angesicht gesehen habe, nach dessen Bekanntschaft er sich un aussprechlich sehne! Die fremden Herren sprachen Allerlei von Musik, zeigten Verständniß der gespielten Stücke und spendeten den Produktionen der Kritzendorfer so vielen Bei fall, daß unser Schulmeister sogar in die Tasche griff, den Kellerschlüffel herau«zog und Wein au« seinem ohnehin sehr knapp doiirten Keller herauftragen ließ. Die Abendglocke von der auf dem Felde zwischen Ober- und Unterkritzendorf gelegenen altdeutschen Sankt VeitSkirche war längst verhallt, e« dunkelte, doch Niemand dachte an den Aufbruch. Die Herren gingen, al« e« finster geworden, in die Wohnstube de« Schulmeister« — der dirigirende Maestro in der glücklichsten Laune der Welt, nachdem er auch beim Trinken den Andern mit bestem Beispiele vorangegangen war. Zn der Stube wurde da« musikalische Gaudium fortgesetzt, bei einem Clavicembalo und allerlei Streichinstrumenten. Da nahm einer der Wiener Herren da« Wort und meinte, er habe seit langem keinen so prächtigen Sonntag verleb»; auch er habe sich einmal mit der Musik abgegeben, und e» kribble und krabble Ihn heute ordentlich in den Fingern, so daß er'« gar zu gern versuchen möchte, wa« ihm denn wohl au« der Schul zeit her noch in der Haut stecken geblieben. Der Schulmeister bot dem Fremden dir Violine nnd dieser nahm alsbald bei der AnSführung einer Mozart'schrn Gavotte vor dem Diolin- pulte Platz. Kaum jedoch hatte da« Tonstück begonnen und der Fremde den Bogen geführt, al« unser Schulmeister un- ruhig wurde ; der Fremde schabte und kratzte auf den» In strumente so schülrrmäßiq, so nich««würdig, daß der brave Kritzendorfer alle« Gastrechte« vergaß, aufsprang und rief: „Mein lieber Herr' da« geht nicht, Sie malträtiren mir meinen göttlichen Mozart zu arg . . . aufhiren!" Der Fremde hörte nicht auf diese Worte, zeigte sich vielmehr in da« Notenblatt versenkt und strich die Violine auf wahrhaft niederträchtige Art weiter. Die andern Stimmen schwiegen längst, während der Kritzendorfer in seinen Haaren herum- fuhr und in der Zimmerecke von einem Beine auf da« andere wie unsinnig übersprang, und in der Thar spielte der Fremde so abscheulich, daß man sich hätte davor fürchten können! Endlich sollte sich da« Chao« klären. Der Fremde hielt in seiner entsetzlichen Begeisterung inne; er schien wie zu Sinne» gekommen, die falschen Töne verstummten, e» wurde piano und pianisstmo und der Fremde begann nun ganz schulgerecht, einfach und klar eine Melodie und zwar die au« der Oper „Don Juan": „Reich' mir die Hand, mein Leben!" Dann ging der Fremde nach einigen kühnen nnd den Meister verrathenden Griffen in Variationen de« anfang« aufgr- nommenen Thema« über, daß unser Kritzendorfer de» Stau nen» nicht Herr werden konnte, und al« endlich der Fremde da« Thema: „Der Champagner treibt XllcS im Kreise!" in dithyrambischer Lust von den Saiten klingen ließ, da schrie unser wacker bezechte Dörfler wie »oll darein: „Der Klosterneuburger treibt Alle« im Kreise!" ließ dann wieder die Arme finken und schluchzte und bekreuzte sich und rief endlich: „Ach du lieber Gott! wa- ist da«? Hererei und Zauberei! Sie sind entweder der Mozart selbst oder ein Teufel au« Wien — aber nein, nein, Mozart find Sie nicht, -S treibt also der Teufel hier sein Spiel!" Der Geiger aber und dir Seinen hohnlachten auf theatralisch satanische Weis». Musik und Wein, diese zwei zündenden Faktoren, hatten e« unserm braven Manne arg angethan , er befand sich in einer Aufregung, dir ihn wenig dir Worte und ihren Sinn bedenken ließ. „Ein Teufel! ein Teufel!" schrie er, „ist hier und treibt seinen heillosen Spuk mit un«. DaS kann kein Mensch, jetzt so spielen und dann wieder so" — dabei strauchelte er zwischen den Stühlen und Notenpulten, stolperte, fiel auf die Nase , und al« der Schwerstehende wieder auf seinen Beinen balancirte und umgeblickt hatte, da waren seine drei Wiener Gäste schon bei der Thür hinau« und von ihnen weiter keine Spur zurückgeblieben. Al« der Morgen ange brochen war und mit ihm der Mozartianer hell und klar sah, da fielen ihm wohl die geäußerten Bedenken puncto de« Teufel« ein — und er sollte bald über den mysteriösen Abend ganz in« Reine kommen. Der Fremde von gestern war in der That Mozart mit zweien seiner Freunde gewesen. ES war in dem letzten Jahre seine« Leben«, daß seine ursprüngliche Heiterkeit »och einmal aufgeflackert und er mit zwei fröhlichen Kameraden einen AuSflng auf« Land gemacht. Von Klosterneuburg nach gründlichem Kellerbesuche weiter in« Grüne schweifend, hörten sie au« dem offenen Gärtchen bei de« Schulmeister« Be hausung Mufik schallen; sie traten in fest angelobtem In kognito ein, um vielleicht «in lustige« Abenteuer zu bestehen. Dir Mystifikation, sich sogar in seiner eignen Gavoitemusik so unbarmherzig zu verhunzen und zu verstümmeln, glückte Mozarten auf da« Trefflichste, denn bekanntlich wußte Mo zart mit der Violine sehr gut umzugehen- ES war daher kein Wunder, wenn der ehrsame Kritzendorfer, nachdem auch der Klosterneuburger da« Seine gethan, der Mozart'sche» Schelmerei erlag und am Ende gar glaubte, den leibhaften Gottseibeiuns in seiner Stube zu sehen und zu hören! Um dem guten Manne nachträglich eine Freude zu machen, sandte ihm Mozart rin paar Tage darauf die „Ehampagnerarie" au« „Don Juan" handschriftlich. Aus da« Tittelblatt hatte M ozart eigenhändig geschrieben: „Zum Andenken an den Teufel au« Wien".
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