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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.11.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-16
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071116027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907111602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19071116
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907111602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-16
- Monat1907-11
- Jahr1907
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Diese» «l«»» wird »rn Lesern vo» Dreddr» »ugestelli, wahrend e» die Poft.«bon»enlen am »ad Uworduna «» Lag« oorhrr dercit» «l» »ivrgeu »a «tu« Eksauu.msgadr crhal,«^ 32. Jahrgang, 318. vri«g»g,»»tr «» rn« d«n lxi t«,ltch t»x,. m<U,,»rZu»»,un, kon S«»n- und Mo,»«,«, nur kixmaii L LU MI , durch «ulworr^r «om- «,»>«»«« H.LU «I. v« riumckliger Zu» I»llun« durch die Potz 3»l°dn, «e«iea,eld> lu den Leiern »on Ireiden u Umgebung om luge »»rder >u» zeileille« «dend-«ui- geden erhalten die au«» waniaen ve,i«her mit der Morgen»«»«gade .uiammen pigesleM. Nachdruck nur n»l deut licher Ouellenangad« j..D,eid Nachr."» ju- IWg — Unoerlaugte xlanullrtpte werde» nicht auföewahrl. Telegramm-Adrefle: Nachrichten Dresden. Geg^rrSel 18SK Druck und Verlag von Liepsch L Rcichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasre 58/W. Sonnabend, 16. November 1W7. Anzeigen-Tarif Zunahme von Lnkuu- D»igunge» Vt4 nack)m 3 Uhr. Lonntoar» uu» Ltarlerrstraßc 38 nou Ll bt<. »/U Uhr L»e entspaltine Grund/»elle ica 8 LUbens 23 Hz, Kamillen ^laÄrichtcn Ä) Hs j 0»c,chätt2 ?lu. zeigen aus der Hriuai se>tc.^eilc 30 Ps . die- -welspattige -^erle nus Teztleitk 60 Ps. ^ln und Helerragr": d,o emwaltiftr Olrund .e, 30 Pf , aus 'Hrwaijcnc 40 Ps . ,>anttlle»inact! richten die <4 und.zc.le 23 Pt. — .'iu-zwartlge Äusrrage nur gegen Jcdcs Belegbiai? tosrei 10 Pjeninge. Hvluttvrt? DLIlllM L.5ÜM 0 «8 » LIV. 2 kr»-«r Strasse 2. Loks Vaiseudsilsstrsssv. 8srrvL-M»1vr-kalvial8 §i0ävll-^OAPSU Kats kalter. von Jlork !5,— bis 73,—. krlms Lükimo. von Zla,ik 4,50 bis 36,—. ------- Zi<rr7 srtrc^o Losov. Die Königin-Witwe verbrachte eine unruhige Aacht; die anhaltend gesteigerte Körpertemperatur und ge ringe Nahrungsaufnahme beeinträchtigen den Krästezustand, Oberlandesgcrichtspräsidcni Lohn «her tritt am 1. Ja iiuar in den Ruhestand. Die Wahlrechtsvorlage gelangt erst am 2. Dezem ber oder an einem der folgenden Tage auf die Tagesordnung Lei Zweiten Kammer, Die „B, Z. a, M," teilt mit. der englische Kehlkopf - spezialist Sir Felix Semon sei zu einer Besprechung mit dem Leibarzt des Kaisers ins Schlaf; Windsor berufen worden. Der König von Italien hat anläßlich der Geburt der Prinzessin Giovanna eine Amnestie erlassen. Der Präsident der amerikanischen Knickerbocker Company hat Selbstmord begangen Neueste DrahtmelduiM» com!5> Noocmbor. Zum Kaiserbesnch in England. Berlin. (Pr,-T,) Die „B. Z, a, M." schreibt: Aus Windsor wird berichtet, das; der K c h l k o p f j p e z i a l i st Sir Felix Lemon zu einer Besprechung mit dem Leibarzt des Kaisers Dr. Jlberg ins Schloß beraten worden sei. Bei dieser Meldung tauchen Schatten einer Vergangenheit ans, die noch nicht allzu lange hinter uns liegt und deren Narben in der Erinnerung des deutschen Volkes noch fortdanern . . . Man übertreibt doch entschieden, wenn man immer wieder ver sichert. daß dem Kaiser auch nicht das geringste fehle, daß er sehr munter und guter Laune sei und das; er seine Stimmittel wie immer beherrsche. Es versteht sich ganz von selbst, dag die Erkrankung ziemlich ernster Natur sein must, denn sonst würde der Monarch es vermutlich verziehen, gerade jetzt in Deutsch land zu bleiben. Mit dieser Auijassimg iit ja noch gar nicht gesagt, daß es sich um lebensgefährliche Erscheinungen handelt; man sollte aber bedenken, das; gerade aber die Metbodc, alles abzuleugnen, unwirksam ist. weil sie Misttrauen erwecken must. Es wäre entschieden klüger gewesen, schon vor acht Togen darauf hinzuweisen, daß der Kaiser Sir Semon konsultieren wolle. Be schlossen war diese Konsultation gcmist schon vorher, vor allem ober mustte eine amtliche Aufklärung über die allgemein be- ftemdende Wahl des Kuraufenthalts gegeben werden . , , Me es in solchen Fallen zu gehen pflegt, widersprechen sich null' die Berichte solcher Personen, die den Kaüer in der letzten Zeit i» der Nähe gesehen und seine Stimme ge'wrt haben. Die einen behaupten, sic sei klar und weithin tönend, die anderen, sic sei leise aber ungetrübt; die dritten, sie sei rauh und belegt. Alle diese Meldungen haben vielleicht recht, denn das Organ wechselt vermutlich seine Stärke und seine Farbe, Austerdem werden wohl die meisten Berichterstatter insofern an einer gewissen Voreingenommenheit leiden, als sie von vornherein den Kaiser entweder für gesund oder für krank halten und die Exaktheit ihrer Eindrücke nicht zu kontrollieren vermögen. Wir geben uns natürlich alle der Hoffnung hin. das; es sich um eine vor übergehende Affektion handelt, möchten aber den verantwort lichen Ratgebern empfehlen, im Interesse des ganzen Landes die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Das ist das beste Mittel, um die Schatten der Vergangenheit zu beschwören. London. lPriv.-Tel.l Heute enwsing der Kaiser iin Schlosse zu Windsor eine Deputation der Universität -mir Oxford, die ihm das Eürcndvltorat über reichen wird, Ten übrigen Teil des Tages verbringt der Kaiser wieder ans Jagden in den »inliegenden Wälocrn. Abends findet iin Schlosse ein Bankett statt. Die Oxsordcr Würde gestal tet dem Kaiser, sich Dr. os Civil Law zu nennen. W i n d s o r. Krie-gsnunislcr Her ldane und Sir Ernest Cassel begaben sich henie früh nach London, Später sichren mehrere Mitglieder des kai'crlichcn Gefolges dort hin, Auch der Staatssekretär v. Schocn gedenkt, nach Lvnoon zu toinuien und abends wieder hierher znrückzn- kehrc». Heute sollen Lord Curzon und Merlan hier cin- i reuen. M n n ch e n. Die L c i eh c deS P r inze n A r n n l f «ras heute früh ans dem Hanptbahnhvse ein. begleitet von der Prinzessin Arnulf, dem Prinzen Heinrich und Prin zessin Therese. Nach der Cinlegnnng durch die Geistlichkeit wurde die Leiche nach dem Wfttclsbachcr Palais überführt, ivo bis Aufbahrung stattiindet, München, (Priv Tel.) Aus eine Anfrage hinsichtlich seines angeblich bevorstehenden Rücktrittes von der Hos- theaterintendanz erwiderte Herr v, Speidel: „Die Stelle des Oberhosmarschalls kann ich immer habe». Ich werde gehen, wenn mir im Theater die Geschichte zu dumm wird. Jetzt srcut's mich noch," P eine. Gestern abend kurz vor 0 Uhr liefen ans nn- ansgellärter Ursache iin benachbarten Grostbülten vier G r » b e n a r b e i t e r in einen in Bewegung bei in blichen Erdzng hinein. Drei Mann wurden sofort getötet und der vierte schwer verlebt. Esse n. Heute früh ü Uhr ist der vvm hiesigen Schwur gerichte wegen Ermordung und Beraubung der Ich uh eigen Wilhelinine Bleckmann znin Tode verurteilte Arbeiter Mnckcl ans dem Gcftingnishofc hinge richtet worden. Bromberg. Die ^Ostdeutsche Presse" meldet anS Lobscns: Honte vormittag wurde hier die Witwe Knopf mit ihrer Tochter mit durchschnittenem Halse und durchschnittenen Pulsadern tot aiisgcsnndcn. Die Kästen »ab Behälter waren burchwühlt. Es liegt jedenfalls N a n b m ord vor. Budapest. Abgeordnetenhaus. Die vier kroatischen Abgeordneten, die nach Beschluss des Hanies wegen ihrer gestrigen Widersetzlichkeit gegen den Präsidenten Abbitte leisten sollten, haben sich diesem Be schliche gefügt und unter allgemeiner Zustimmung die feierliche Abbitte geleistet. P a r i s. (Priv.-Tel.) Ullmo hat gcstonde n, dast er sich zuerst an den Mnrine-Attachö in Paris, Konter admiral Siegel, gewandt habe. Dessen Adresse hatte er im Pariser Adrestbnch gesunden. Siegel, so behauptet llllmo. habe ihn veranlasst, sich an den deutschen Spionage- Agenten zu wenden. Ullmo verlangte im Laufe der Ver handlungen für leine Dokumente 980 000 Frcs., was durch das bereits bekannte Telegramm abgelebtst wurde. Die Post miifste 77 480 Telcgrammtcxte vergleichen, bis sic die verschiedenen Depeschen Uttinvs hcraussand. Seit dem 12. Anglist wird er polizeilich überwacht. Cr erzählt, eines Nachmittags, Ende Mai, habe er in seiner Schlas- kammcr. wie gewöhnlich. 38 bis 40 Pseiien Opium ge raucht und goldene Träume gehabt. Er habe jedoch damals keinen Ecntimcs besessen, und da sei ihm der Gedanke ge kommen, Verrat zu begehen, ohne dast sich sein Gefühl dagegen gesträubt hätte. An diesem Abend noch habe er sich an den dcnlschen Marinc-Attach! gewandt, Ullmo bleibt dabei, das; er keine Dokumente geliefert habe, da er mit dem deutschen Agenten nicht einig geworden sei. Cs ist beschlossen worden, in den Prozeßakten Dentichlan c nicht zu erwähnen und die Namen der Unterhändler durch Buchstaben zu ersetzen, Paris. Nach einer Meldung aus Casablanca ist Major Santa Olalla nach Tanger abgrreist, London, lPriv.-Telh Der Gciiindhcitsznstand des Ministcrpräiidcnien Sir Henry C a m pbeIl Banne r in a n Hai sich lehr genessen, Tic Aerztc veröffentlichen keine wetteren Bulletins. London, iPriv,-Del» lieber den Selbstmord d e s M i l! i o n ,i r s B a r n c y, des Präsidenten der Knickerbocker Trilst-Comvany, wird noch ans Ncwyori gemeldet, dast er durch Spekulationen 1'ö Millionen Pfund Sterling verloren habe. Zwcimol in letzter Zeit hatte er versucht, sich ans dem Fenster eines hohen Stockwcrts hiiiaiiöznstlirzen. Pcterb u r g. Der Finanzmnttstcr brachte gestern im Reichsrate und in der Rcichsdnma die Budgetvorlage für 1008 ein. Die Ausgaben und Einnahmen balancieren mit -2818 818 800 Rubel im Voranschläge. Laut Mitteilung des Fgnanzminiiters an den Senat wurden nach Tilgung der 100h ansgegebenen tnrzsristigen Schatzicheinc im <Ac iamtbctrage von 111480 000 Mt. — 82 017800 Rubel in der zweiten Heilste des Jahres 1007 abermals kurzfristige Schatzscheine in vorstehend erwähntem Gesamtbeträge be geben, Petersburg, Heute früh brach aus der Bal- t i s ch e n 29 e r ft auf der Helling, wo sich eine Anzahl Ka nonenboote im Ban befand, Feuer aus, Tie größere Hälfte der Helling wurde zerstört, zwei Kanonenboote ver brannten, zwei wurden stark beschädigt und die übrigen ge rettet, Die Ursache des Brandes ist noch nicht ermittelt. Der Schaden wird auf mehr als N2 Millionen Rubel ge schätzt. sächsischer Landtag. Zweite Kammer In der heute vormittag stattgesundencn 20. öffent lichen Sitzung aab vor Eintritt in die Tagesordnung Vize präsident Opitz folgende Erklärung ab: „Mit Rück sicht aus eine Aeiistcrnng, die bei der gestrigen Debatte gegen mich getan worden ist. mochte ich die Erklärung abgeben ^ Wenn ich von dieftm Platze aus spreche, so geschieht das n,c in meiner Eigenschaft als Vizepräsident, sondern als Ab geordneter, wie jeder andere Abgeordnete. Infolgedessen unterstehe ich in dieser Beziehung durchaus jeder Kriti! und unterwerfe mich ihr gern, bitte aber auch, mir das Recht der freien Kritik nicht beschränken zu wollen, wie dieses Recht auch von meinen Borgängern für sich in An sprnch genommen morde» ist." Redner bemerkt weiter, er sei bei leinen gestrigen Ausführungen von der irrtümlichen Meinung ansgegangen, dast der Ahg, Kickelhahn es gewesen sei, der der konservativen Partei gegenüber behauptet habe, das; nicht sic, wildern die ngtivnalliberalc Partei die Füh rung linternviinnen habe bei den Anregungen ans grnnd sätzlichc Regelung der Beivldnngsverhältnisie unserer Beamten, Nach Einsichtnahme in das Stenogramm berich lüge er, dast Abg. Kickelhayn diese Aenhernng nicht getan habe. Kunst und Wissenschaft. b* Königl. Hofopcr. Als Vertreter der Titelrolle in „Figaros Hochzeit" stand gestern Herr Ermold vom Stadttheater in Zürich auf dem heißen Boden unserer Hos- bühne. Wohl bringt Herr Ermold mancherlei mit, was für einen Vühnensänger im allgemeinen spricht: eine wohlgewachsenc mittelgroße Figur, ein angeneh mes Gesicht mit freundlichen Augen, eine zum min desten nicht ungeschickte, wenn auch nur schablonenhafte Gestik und Mimik, ein von Natur iynivathischcs Organ von ziemlicher Volubilität und — große Jugend. Der letztere Vorzug insbesondere entschuldigt manchen der jetzt bemcrk- lichen Mängel und läßt von der Zukinist deren Beseitigung erhoffen. Indes — jelbst abgesehen davon, daß die König liche Hosoper viel zu hoch steht, um sich für erste Rolle» erziehungsbedürftige Ausanger zu verpflichten — könnte nach dem gestern gewonnenen Eindrücke Herrn Ermolds Engagement um deswillen nicht befürwortet werden, weil dem Gaste gerade die beiden wesentlichsten Eigenschaften eines Baßbufsos — einen solchen sucht doch wohl die König liche Gcneraldirektion als Ersatz für den wieder scheiden den Herrn Erwin — zu fehlen scheinen, nämlich die sonore Kraft der Stimme, zumal nach der Tiefe hin. und der Humor. Selbst neben einen weniger begnadeten Stimm krösus wie Herrn Plaschke (Graf Almavivaj gestellt, hätte Lei Herrn Ermold der Mangel an gesunder Fülle deS Organs aussallen müssen, da man in den Ensembles fast nichts mehr von den dem Gaste zufallendcn Fundamen ten der Harmonien hörte. Fast noch schlimmer als mit der Tiese des Sängers scheint es mit leine» höheren Kvpstönen bestellt zu sein, die gestern bald völlig, bald zur Hälft« ver sagten. Und nicht minder bedeutsam sällt der obenerwähnte zweite Hauptmangel ins Gewicht: die Abwesenheit natür- lichex humoristischer Veranlagung, Daß Figaro von Haus anS «in übermütiger Schelm ist, der olle sich ihm enigcgcn- stellenden Hindernisse mit lustigen Streichen pariert, wußte der Gast aus dem Schweizcrlande doch nur recht andeu tungsweise zum Ausdruck z» bringen. Ob andere Nolle» dieses nach den gestrigen Wahrnehmungen zu fällende Urteil korrigieren können, bleibt abzuwarten. Schon die heutige „Wildsch>ltz"°Vorstellnng, in der Herr Ermold als BaenlnS sein Gastspiel sortsetzt, wird Gelegenheit hierzu bieten. Die sonstige „Figarv"-Aiisführiing von gestern, -die im übrigen die gewohnte Besetzung aufwics, führte auch eine neue Susanna ins Tressen: Frl. Serbe. Musika lisch in allem so sicher bcsch'agcn, daß man kaum etwas von einer erstmaligen Anssührnna der Partie spürte, darf Frl. Lccbe für den geianglichen Teil ihrer Ausgabe volle Anerkennung beanspruchen. Daß die Darstellung vor läufig dem listig-verschlagenen, schalkhaften Wesen einer Snsaiina noch wenig entsprach, kann allerdings nicht über sehen werde». Ueberhaupt trat gestern abend so mancher lei recht schwerblütig und flügellahm in Erscheinung, was sich Mozart und noch mehr der für den Geist der Nolle» in erster Linie maßgebende Beaumarchais wohl ganz anders »nraesiellt haben, —ckt. -f* König!. Schauspielhaus. Die ästhetische Erzieh«»^ die wir empfangen haben, lehrt, in Shakespeare die Erscheinung verehren, in der sich germanische Kraft, durch das höchste Genie geadelt, am glänzendsten offenbart. Die Verehrung, durch die wir uns selbst ehren, bat gerade das deutsche Publikum zu guten Cchatzhütcrn gemacht. Wie schön und bereichernd ist das Bemühen, die Vermächtnisse erlauchter Genies so zu verwalten, wie sie sie hinterließen. Bei der Oede in der modernen Pro duktion ist es für den Kunstfreund geradezu erquicklich, wenn versucht wird, in einsamer Schönheit liegende Gipfel zu er obern, Shakespeare ist es gegeben, sein Publikum mit starker doch so leichter Hand in die L 2ande der Phantasie und Grazie zu führen, wo es Befreiung und Erholung von Alltags- miihen gibt. Wer hier die Ausführung des „Kaufmann von Venedig" betrachtet, wird zuerst von der szenischen Ausstattung angenehm berührt sein, illunonsfördernd« farbige Bilder von guter dekorativer Wirkung Der Nahmen ist ein solcher, wie man ihn von einer Bühne, die den Rang des Dresdner Schauspielhauses hat. erwarten darf. Leider schloß dieser würdige Rahmen ein Bild ein. dem es trotz des Reich tums an fesselnden Einzelleistungen, an Geschlossenheit des künstlerischen Stils fehlte. Neben Leistungen, die den Stempel modernen Geistes tragen, solche allerältester Schule mit Brust ton und Neigung zum Arienvortrag, neben bewegten Volks- ftencn wieder solche, in denen dir Menge in teilnahmsloser j Statisterie erstarrt ist. Die letzte reine Freude, die man an !dem gelungenen Ganzen haben könnte, wollte sich nicht ! entstellen, — Blieben Genuß und Anregung, die durch Einzel i lcistungen vermittelt wurden Da ist der Shylock Froböses Es gibt wohl kaum einen anderen bedeutenden Darsteller dieser Rolle, der so wenig daraus ausginge, das Mitgefühl des leicht gerührten Publikums zu kaptivieren, Tradition, von Schau spielern geschaffen, sieht in diesen, Juden einen Träger des Fluchs, der Ahasvers Hauvt traf, hinter der Fratze die tragische Miene des Verfolgten und Unterdrückten, Dadurch wurde die Situation immer zu Ungunsten des königlichen Kaufmanns, des Bassaiüo, Lorcnzo und der Jessica verschoben. Gekränkte Men schenwürde und beleidigtes Batergesühl sind Faktoren, die sicher j lich starke Wirkungen auslösen, sobald sic aber dominieren, bleibt die innere Absicht des Dichters unerfüllt. Shylock muß , der Teufel sein, der die Berachtung Antonios, die Flucht der holden Jessica und die Ahndung durch das Gesetz verdient. EPon diesem Gesichtspunkt ausgehend, packt Herr Froböse den Shylock an. Dieser Jude ist ei» Rechner mit kaltem Kops unö grausamem Herzen, der sich im Gerichtsakt bei einem faulen Ge schüft ertappt. Mit großen Akzenten ist er sehr sparsam, darum wirken die wenigen doppelt. Wenn sich in diesem Shylock die i Gier nach Besitz aufrcckt, wenn des Hasses heiße Flamme aus- züngelt, so spürt man das Grausen, das von rhm ausgeht, und ahnt die Möglichkeiten, deren er fähig wäre. Unter ^em barocken Humor, dessen sich der Darsteller gelegentlich mit künst lerischem Takt bedient, lauert etwas von alttestamentarischer Unerbittlichkeit. Die große Natürlichkeit dieses Darstellers und seine anregende, von fever Schablone entfernte Art. Rollen onzufnssen, lassen es bedauerlich erscheinen, daß das Repertoire ihm so selten Gelegenheit zur Betätigung gibt. Neben dem fesselnden Shylock stand in Frau Salbach eine Porzia, vo» allen guten Geistern, holder Anmut und gewinnender Liebens würdigkeit umschwebt. Sie ist eine echte Interpretin liebens würdiger Shakcspearescher Fraucngestalten, Ne hat in Wahrheit die schöne plastische Ruhe, die es. wie Otto Ludwig einmal sagt, nie zu einer gewaltsamen Aufregung der Eemiitskräfte kommen läßt, die der Schönheit den Abschied gibt. Frau Calbachs Diktion ist edel, ihr Empfinden warm, und, was die Haupt lache ist. sie gibt vcm Wort des Dichters, was ihm gebührt. Die Schalkhaftigkeit und Koketterie der Nerissa erfordern eme hier nicht vorhandene Sonbrcttenbcgabung, Frl. Verden, die lebhaft an die Ines im „Troubadour" erinnerte, liegt die
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