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Deutsche allgemeine Zeitung : 19.02.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-02-19
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185402198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18540219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18540219
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-02
- Tag1854-02-19
- Monat1854-02
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 19.02.1854
- Autor
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Sonntag. LetPhiG. Die Zeitung erscheint >mt Ausnahme de« Montag« täglich und wird Nachmittag« -1 Uhr au«< gegeben. Preis für da« Viertel jahr I'/, Lhlr.r jede ein zelne Nummer 2 Ngr. Nr. 43. 10. Februar »851. Deutsche Mgeuiciuc Zeitung. «Wahrheit und Utecht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des Zn- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). HnserttonSgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Der Stand der Unterhandlungen über die orientalische Frage. Au« Berlin vom 14. Febr. schreibt man der Allgemeinen Zeitung: „Ich will Ihnen nichts als Lhatsachen berichten, die ich aus guter Quelle geschöpft habe. Ich denke, diese werden am meisten zur Beruhigung der Gemüther beitragen, weil sic die falschen Gerüchte widerlegen, welche über die orien talische Frage in deutschen wie in auswärtigen Blättern, namentlich auch über die Sendung des Grafen Orlow, verbreitet sind. So viel steht fest, daß Rußland mit seinen Foderungen an die Türkei gegenwärtig als isolirt zu betrachten ist, daß die vier Großmächte Fronte gegen dasselbe gemacht und die türkischen Vorschläge acceptirt, als Basis künftiger Friedensvorschläge ac- ceptirl haben. In den letzten Vcrhandlkmgcn zu Wien trat Oesterreich mit bestimmten Erklärungen der Ansicht Preußens bei: daß die durch die Natur der Dinge bisher gebotene Neutralität der deutschen Großmächte und des Deutschen Bundes eben diese Staaten nicht binden könne, sie unter allen Eventualitäten für die Zukunft aufrechtzuerhalteu, daß diese Staaten viel mehr sich freie Hand vorbehielien, um namentlich auch in ihren gleichen Ucber- zcugungcn mit den Westmächten von der Billigkeit der türkischen Vorschläge eben diese zu unterstützen und sie gehörigen Orts in Petersburg zu vertre ten. Preußen und Oesterreich sind vollkommen eines Sinnes, sind beide in Petersburg sür diese Ansichten eingestanden, haben die letzten türkischen Vorschläge als geeignete Basis zu Fricdensverhandlungen dringend empfoh len und auf die Gefahren sowie auf die Möglichkeit eines Einschreitens oder Mitwirkens mit den Westmächten von ihrer Seite gegen Rußland aufmerk sam gemacht, wenn dieses die letzter« Vorschläge zurückwiese. Da diese Unterhandlungen auf dem ordentlichen Wege der Gesandtschaften und No ten geführt wurden und noch keine bestimmten directen Aeußerungcn, we der Annahme noch Ablehnung, von Petersburg auf gleichem Wege erfolgt sind, so darf man noch immer die Hoffnung auf Frieden nicht aufgebcn. In dessen so viel ist sicher, daß die Aeußerungcn des Grasen Orlow in Wien derart waren, daß man eine Ablehnung der Vorschläge mit ziemlicher Wahrschein lichkeit erwarten muß. Eine Wendung zum Guten, d. h. zum Frieden, könnte vielleicht nur durch den Umstand herbcigeführt werden, daß der Graf Orlow eine treue Schilderung der gänzlich fehlgeschlagenen Versuche mit bringen wird, Oesterreich zu einem festen Versprechen seiner Neutralität für Rußland zu bewegen; denn gewiß wird Graf Orlow Dasjenige wissen, was man hier bestimmt weiß: daß Oesterreich erklärt hat, vollkommen mit Preußen einverstanden zu sein, und daß die Versuche einiger mittler« Staa ten Deutschlands, es ohne Vorverhandlungen mit den deutschen Großmäch ten zu einer Art von Neutralitätserklärung untereinander und beim Deut schen Bunde zu Gunsten Rußlands zu bringen, an der festen Haltung Baierns gescheitert sind, welches richtig cinsah, daß in dem Moment, wo die Unterhandlungen auf dem Punkte stehen, eine entschiedene Wendung aller Großmächte gegen Eine zu nehmen, es nicht an der Zeit sein könne, der Welt das Beispiel der Uneinigkeit oder verschiedener Auffassungen der Frage unter den deutschen Mächten zu geben oder sich selbst freiwillig die Hände zu binden. Die türkischen Vorschläge bestehen aber, wenn ich recht unterrichtet bin, in folgenden Hauptpunkten: Zurückziehen der russischen Truppen aus den Donaufürstenthümern in einem bestimmten Termin von der Zeit des ersten Eingehens auf die Friedcnsunterhandlungen an. Diese Unterhandlungen sollen in einer Stadt neutralen Bodens geführt werden, entweder mit den vier Großmächten überhaupt von beiden Parteien gemein sam oder, wenn es Rußland vorzieht, über seine Foderungen zuerst allein mit den türkischen Bevollmächtigten zu unterhandeln, doch so, daß sie ihren endgültigen Abschluß und ihre Annahme von den vier Großmächten erhal ten. Die Verträge mit Rußland sollen wiederhecgcstellt oder wiederaner kannt werden, sowie auch der Vertrag von 1841. Der Sultan wird das Tansimat aufrechterhalten und erweitern, alle Privilegien der türkischen Christen unter die Garantie der Großmächte stellen, und verspricht endlich, alle diejenigen Rechte und Vorzüge, welche einzelnen christlichen Religions gesellschaften zugestanden sind, auch gleicherweise allen andern zuzugestehen." — Der Wcser-Zcitung wird untcrm 14. Febr. vom Main geschrieben: „Es scheint als wenn sich in der neuesten Zeit bei den deutschen Staa- ten zweiten Ranges in Bezug auf die russisch-türkische Frage Einflüsse geltend gemacht haben, welche dieselben veranlassen, von Preußen und Oester reich hierauf Bezug habende Erklärungen zu sodern, die diese bisher in der von ihnen beobachteten zurückhaltenden Stellung zu geben vermieden haben. Die eigentlichen Motive, welche hierbei vorherrschen, möchten wol fürs erste schwer zu ermitteln sein. Ist es nun wirklich der russische Einfluß, wel cher sich jetzt, nachdem seitens der beide« deutschen Großmächte die letzten von Petersburg aus gemachten Vorschläge abgclehut worden sind, bei den deutschen Mittelstaaten geltend macht, oder herrscht bei denselben, wie von ihnen angegeben wird, wirklich die Ucberzeugung vor, daß sic die orienta lische Frage nach der gegenwärtigen Lage derselben zu tief berühre, um noch länger in einer blos zusehenden Stellung zu beharren: genug, die That- fache steht fest, daß sie sich namentlich an das preußische Cabinet mit dcm Verlangen gewendet habe«, dasselbe möge sich zu der Erklärung veranlaßt finden, welche Verpflichtungen nach außen hin die beiden deutschen Groß mächte eingegangen seien und welche Anträge von diesen infolge dessen etwa bei dem Deutschen Bunde zu erwarten ständen. In dem einen oder dem andern Falle bittet man entweder um directe Mittheilungen oder sieht den betreffenden Eröffnungen unmittelbar am Deutschen Bunde, als dem Organ der Gcsammtheit, entgegen. Als Grund wird angegeben, daß seit der Abreise der russischen Gesandten aus London und Paris und seit der verfehlten Mission des Grafen Orlow sich die Lage der Dinge in der rus- fisch-türkischen Frage völlig geändert habe und zwar so, daß es nunmehr den deutschen Mittelstaaten nicht mehr länger möglich werde, in der seithe rigen zusehenden Stellung zu beharren." Deuts chlanv. Preußen, t Berlin, 17. Febr. Bei der hier nicht mehr bezwei felten Erfolglosigkeit einer weitern Thätigkcit der Wiener Conferenz in der russisch-türkischen Streitfrage tritt für die beiden deutschen Großmächte der bereits angedeutete Fall der nähern Verständigung unter sich ein. Von Oesterreich war Preußen, wie in den hiesigen diplomatischen Kreisen angc- deutet wird, im verflossenen Monat zu einer Verständigung in Betreff der Wahrung der gemeinsamen deutschen Interessen, etwaigen ernstern Ereignis sen gegenüber, aufgesodert worden. Preußen halte seine Bereitwilligkeit an den Tag gelegt, auf eine solche Vereinbarung einzugehcn, im Falle die Wiener Conferenz ihre Thätigkeit infolge der bisherigen Erfolglosigkeit einstellen sollte. Der letztere Fall scheint nunmehr thatsächlich eingetreten zu sein, so daß die nähere Verständigung unter den beiden deutschen Großmächten nun mehr Platz greifen dürfte, um so mehr, als man im hiesigen wie im wie ner Cabinet von der Bedeutung des Zusammengehens Preußens und Oester reichs gerade im gegenwärtigen Augenblicke tief durchdrungen sein möchte. Wenn etwas noch im Stande sein sollte, die infolge der orientalischen An gelegenheit eingetretenen Verwickelungen örtlich zu bannen und dieselben nicht wie einen allgemeinen Brand über alle europäischen Lande sich wälzen zu lassen, so ist cs das innige Zusammengehen Preußens und Oesterreichs, das gegenwärtig so von den Dingen selbst in ihrer unbestreitbaren Wucht geboten wird, daß es als der einzige Rettungsanker, welcher der Wahrung des Friedens in Mitteleuropa geblieben ist, erscheint. Jede Reibung und Eifersüchtelei unter den für Preußen oder für Oesterreich mehr eingenom menen Parteien und Richtungen in Deutschland muß in dem gegenwärtigen gewichtigen Zeitpunkte, wo es sich um die Geschicke Europas handelt und wo gerade dcm festen Zusammenhalten der beiden deutschen Großmächte gleichsam die Entscheidung über Friedensglück und namenloses Elend der europäischen Völker anvertraul ist, als durchaus unstatthaft zurückgewiescn werden. Mit Genugthuung hört man hier auch von solchen Männern, die den Bestrebungen Oesterreichs in mancher Beziehung mit großer Entschie denheit cntgegengewirkt haben, die Ansicht aussprechen, daß gegenwärtig Fest stellungen zwischen Preußen und Oesterreich, kommenden gemeinsamen Ge fahren gegenüber, unumgänglich seien und auf solche Feststellungen um so eher cingegangen werden könne, als Oesterreichs Haltung in Rücksicht auf die jüngsten russischen Vorschläge eine eines unabhängigen und sclbstbestim- mendcn Staats würdige gewesen sei und die von Preußen bisher mit Be harrlichkeit behauptete Freiheit des Handelns, von welcher es nicht abweichen könne und dürfe, auch ferner gewahrt bleibe. Es handelt sich gegenwärtig um ein gemeinsames Auftreten Preußens und Oesterreichs, welches im In teresse des Friedens in Mitteleuropa seine Wirkung auf Rußland wie auf die beiden Wcstmächte nicht verfehle. Wer in diesem Augenblicke auf eine Spaltung zwischen Preußen und Oesterreich hinwirkt, handelt im russischen Interesse, sei es nun bewußt oder unbewußt. Jetzt dürfte gerade die gün stige Zeit gekommen sein, wo die Eintracht der deutschen Großmächte Deutsch land dem bisherigen ungebührlichen Einflüsse Rußlands auf dasselbe entziehen könnte, zumal es sich durch den Gang der russischen Politik in der rus sisch-türkischen Streitfrage als unzweifelhaft herausgestellt hat, daß Rußland keineswegs als Schirmvogt der völkerrechtlichen Verträge Europas, wie es sich so gern selbst dargestellt hat, noch viel weniger aber als die Schuh macht der conservativen Interessen angesehen werden könne. Die Erschüt terung der völkerrechtlichen Verträge Europas sowie der conservativen In- teressen Hal vielmehr vor den Augen aller Nationen da ihren Ausgang ge nommen, wo man bisher irrigerweise eine Grundvcste für dieselben gewähnt hatte. Die ganze Schwere und Wucht der Verantwortung für die ctwai- gen Ereignisse fällt einzig und allein auf Rußland, wie sehr man sich auch gegenwärtig bemüht, diese schwere Verantwortung andern Mächten zuzu- schieben, namentlich dieselbe auf England wälzen möchte. Die Macht Ruß-
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