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Deutsche allgemeine Zeitung : 11.03.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-03-11
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185403115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18540311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18540311
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-03
- Tag1854-03-11
- Monat1854-03
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 11.03.1854
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Sonnabend. Nr. 6«. 11. Marz 1854. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetzt» Preis für da« Viertel, jahr l'/, Thlr.; jede ein zeln» Nummer 2 Ngr. HM Deutsche Allgemeine Zeitmg Zu beziehen durch alle Postämter deS In- und AuSlunde», sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). «nfertionsgebühr für denRaum einerZeile 2 Ngr. Preußens Pflicht und Deutschlands Interesse bei dem gegenwärtigen Conflict. ---Leipzig, 10. März. Die Politik, welche der Verfasser der Broschüre „Zur Neutralitätsfrage" der preußischen Regierung anempfiehlt, ist eine sehr schlau berechnete, eine solche, bei der nichts eingesetzt und doch viel ge wonnen werden soll; aber eine kühne und tapfere ist sie nicht, eine „wahr hast deutsche" ebenso wenig, und aus diesem doppelten Grunde auch keine „wahrhaft preußische". Preußen soll die Westmächte und nöthlgenfalls Oester reich die Sache mit Rußland ausfechten lassen, für sich selbst aber und für den Deutschen Bund eine neutrale Stellung bis. aufs äußerste zu behaup ten suchen. Aber kann man wirklich glauben, daß die andern Mächte dar auf eingehen werden, in dem Bereiche ihrer Operationen eine so bedeutende Kraft, wie die des vereinigten Preußens und Deutschlands, in einer so un entschiedenen und für die Handelnden so bedrohlichen Stellung zu lassen? Und wenn sie selbst dies thäten, aus Furcht, durch zu großes Drängen diese neutrale Kraft dem Gegner in die Arme zu werfen, würden sie dann nicht wenigstens bei dem schließlichen Arrangement nach beendetem Kampfe mit vollstem Rechte Preußen und Deutschland von der Theilnahme an die sem Arrangement ausschließen? Der Gedanke: Preußen und Deutschlayd solle seine Bundesgenossenschaft solange als möglich offen halten, um sie je später desto theurer loszuschlagen, beruht, wie uns scheint, auf einer Illu sion und zwar einer sehr gefährlichen. Wenn man zugibt, ja als beinahe gewiß voraussctzt (wie in jener Broschüre geschieht), daß Oesterreich über kurz oder lang zu einer activen Betheiligung am Kampfe gedrängt werden wird, so ist nur Zweierlei möglich. Entweder Oesterreich schließt sich den Westmächten an (wie jene preußische Stimme zu wünschen scheint) — dann ist kaum zu zweifeln, daß das Gewicht dieser Tripelallianz Rußland zum Wei chen bringen werde, und in solchem Falle würde Preußens späterer Bei tritt, wenn auch gewiß noch immer erwünscht, doch keineswegs von so aus schlaggebender Bedeutung sein, um diesem Staate einen besondern Anspruch auf Berücksichtigung bei dem endlichen Arrangement zu verschaffen. Jeden falls hätte Oesterreich dann einen solchen Anspruch in viel höherm Maße voraus, und wir wüßten nicht, warum cs nicht davon Gebrauch machen und nächst einer Verstärkung an der untern Donau auch eine solche in Deutschland verlangen, warum nicht ferner die Wcstmächte, zum Dank für die geleisteten Dienste und um es fester an ihr Interesse zu ketten und stär ker gegen Rußland zu machen, dieses Verlangen erfüllen sollten. Oder Oesterreich tritt zu Rußland über — dann (dies hat der Verfasser der Bro- schüre selbst gesagt) müssen die Westmächtc um jeden Preis Deutschland und Preußen zu zwingen suchen, sich mit ihnen zu verbinden. Dann wird also von einer freien Entschließung schwerlich mehr die Rede sein: Preußen wird den Krieg an seinen eigenen Grenzen, am Rhein, an der Ostsee, haben und froh sein können, wenn es nicht selbst die Kosten desselben bezahlen muß. Denn auch bei einem Siege der nordischen Mächte (falls Preußen sich dann gleichfalls auf diese Seite schlüge) wäre doch für Preußen schwerlich etwas zu gewinnen. Rußland und Oesterreich möchten sich in der Türkei, vielleicht auch in Italien an den Bun desgenossen Englands und Frankreichs schadlos halten — würde etwa Preußen für sich Belgien erobern oder gar ein Stück von Frankreich? Wir zweifeln, ob dazu ihm Oesterreich und Rußland behülflich sein möchten. Haben sie ihm doch «ine solche Vergrößerung selbst damals nicht gegönnt, als dieselbe mit einem Federstrich, ohne weiteres Blutvergießen, zu bewerkstelligen war, im Zweiten Pariser Frieden! Die Rolle eines in der Mitte stehenden und den ^lus- schlag gebenden Schiedsrichters, wie man sie für Preußen in Anspruch nimmt, hätte nur dann einen Sinn, wenn es sich um die Entscheidung zwi- schen zwei Mächten handelte, deren jede durch ein zu großes Uebcpgewicht über die andere zugleich die Rechte der übrigen Staaten und das Gleich- gewicht Europas bedrohte. ES hatte einen Sinn, wenn England im Spa nischen Erbfolgekriege sich auf die Gegenseite Oesterreichs hinüberneigte, als durch den Tod Joseph's die Gefahr einer Vereinigung der ganzen österrei- chisch-spanischen Macht in Einer Hand entstand. Im vorliegenden Falle ist «ine solche Gefahr der unverhältnißmäßigen Vergrößerung eines Staats aus Kosten aller andern nur nach Einer Seite hin vorhanden; hier also fällt der Nutzen einer solchen ausgleichenden und darum zuwartenden Stellung im Interesse des allgemeinen Gleichgewichts hinweg; im Gegentheil fodert dieses allgemeine Interesse von allen den Mächten, welche darüber einver standen sind, daß man Rußlands weitere Machlvergrößerung aufhaltcn und sich Garantien gegen eine Erneuerung der jetzigen Friedensstörung verschaf fen müßte, das schleunigste und kräftigste Zusammenchirken, um den gemein samen Zweck so schnell als möglich zu erreichen und den allgemeinen Kriegs zustand (unter welchem die neutralen Länder ebenso gut und kaum viel we- Niger leiden werden als die unmittelbar kriegführenden) so bald als möglich wieder zu beenden. Dies ist die Pflicht, welche aus dem allgemeinen europäischen Inter ¬ esse des Gleichgewichts, der Unverletzlichkeit des Statusquo, der Erhaltung des Friedens und dcSj ungestörten Fortgangs der Civilisation für Preußen als europäische Großmacht, als Mitgarant der europäischen Verträge, als einen auf die Fortschritte der Civilisation gegründeten Staat entspringt. Nicht minder entschieden wird dasselbe aber auch auf den gleichen Weg hingewie sen durch seine Pflicht als deutsche Großmacht, durch das deutsche Inter esse, welches zu vertreten es berufen ist und von dem Verfasser der Bro- schüre für berufen erklärt wird. Wenn Oesterreich wichtige deutsche Inter- essen im Süden zu vertheidigen hat, gibt es denn nicht auch solche zu ver- theidigen im Norden, wie dort an der Donau und am Schwarzen Meere, so hier an der Nord» und Ostsee? Wenn cs, zunächst für Oesterreich, in zweiter Linie aber auch für Deutschland, von höchster Wichtigkeit ist, daß Rußland nicht dort unten zu mächtig werde und Oesterreich und Deutsch land vom Süden her umklammere, ist es nicht ebenso nothwendig, seinen; Vorschrciten hier oben einen Damm entgegenzusehen, wo Deutschland noch viel unmittelbarer dadurch gefährdet erscheint? Wenn man es für nölhig hält (und die preußische Broschüre selbst deutet an, daß es nölhig sei), nicht blos Rußlands Machtvergrößerung im Augenblicke aufzuhaltcn, sondern auch dahin Fürsorge zu treffen, daß ihm die Macht und die Gelegenheit ge nommen werde, zu anderer, vielleicht günstigerer Zeit ähnliche Plane wie- deraufzunehmen, wird es dann genügen, Oesterreich an der untern Do nau zu verstärken und damit einen Riegel vorzuschiebcn gegen Rußlands weiteres Verrücken nach dieser Seite hin? Oder ist es nicht vielmehr schlech terdings nothwendig, eine gleiche Schranke auch nach einer andern Seite hin zu errichten, und wird nicht Preußen es sein müssen, welches den Schlüssel dieser Position ebenso in feste Hand nimmt, gleichsam als der Wächter des Niesen, wie Oesterreich den der südöstlichen? Um es kurz zu sagen (was nicht ungesagt bleiben darf, weil es ein deutsches und ein euro päisches Interesse von dringendster Wichtigkeit betrifft): wir hoffen, daß die selben Schwerter, welche die Verträge von Kainardschi, Baltaliman und Adrianopel vernichten sollen — nachdem Rußland zuerst die Schranken der Verträge niedergerissen hat —: Verträge, welche die Türkei beinahe zu einem Vasallenstaate Rußlands und das Schwarze Meer zu einem russischen Bin nensee machten, auch jenes Londoner Protokoll zerreißen werden, welches Rußland eine nicht minder wichtige und viel weniger mühevolle Erwerbung im Norden verschrieben hat: die Anwartschaft auf die dänischen Inseln und die Cimbrische Halbinsel, die Anwartschaft auf den Besitz des Sundes und der beiden wichtigsten Positionen an der deutschen Ost- und Nordsee: Kiels und Altonas, die Anwartschaft auf die unmittelbare, nicht blos politische, sondern militärische Beherrschung Deutschlands und Skandinaviens von die sen Punkten aus. Wir hoffen, daß man nicht das Schwarze Meer und die Donaumündungen der einseitigen Suprematie Rußlands entziehen und der freien Schiffahrt, aller Nationen zurückgeben, aber die Ostsee sammt allen ihren Häfen und Flußmündungen unter dieselbe Suprematie fallen lassen werde. Preußens Beruf aber ist es, dies zu verhindern; Preußens Beruf ist es, sich in dem nun einmal entbrannten allgemeinen Kampfe (den es nicht hervorgerufcn, den es lange genug zu verhindern gesucht hat) in die erste Linie der Kämpfenden zu stellen, um an dem Ziele des Kam pfes, an dem Arrangement nach dem Kampfe einen entscheidenden Antheil zu haben und diesen im Interesse Deutschlands benutzen zu können. Preußen möge immerhin, gleich den Wcstmächten, indem es sich am Kampfe gegen Rußland betheiligt, auf jede Gebsetsvergrößerung für sich und füs Deutsch land verzichten; aber cs soll sich ausbedingen, daß bei der »lach beendigtem Kampfe unzweifelhaft bevorstehenden allgemeinen Neugestaltung der Däats- rechtlichen Zustände Europas keine Erneuerung jener Verträge stänfinde, durch welche legitime Rechte eines deutschen Fürstenhauses aufgehoben, zwei der schönsten und durch ihre Lage wichtigsten Länder für immer von Dettssch- land abgerissen und Erbansprüche zu Gunsten Rußlands begründet 'chotden sind, welche Deutschlands Sicherheit und Unabhängigkeit aufs höchsss ge fährden. Die Westmächte werden eine solche Bedingung um so'lgewisscr eingehcn, als man sich in der neuesten Zeit auch dort von der GeMttich- kcit jener Stipulationen und von der Nothwendigkeit überzeugt hat, Deutsch lands Unabhängigkeit von Rußland auf jede Weise zu kräftigen/, Oder könnte Preußen müßig zusehen, wie Oesterreich als deutscher Markgraf im Osten seine Schuldigkeit gegen Deutschland eifrig und kräftig erfüllt (wie wir hoffen, daß es sie erfülle»» wird), und nicht den heißen Drang fühlen, auch seinen Pflichten als deutscher Markgraf im Norden gerecht zu wer den? Könnte Preußen wirklich (wie ihm in jener Broschüre angesonnen wird) sich damit begnügen wollen, inmitten des ringsumher tobenden Kampfes unthä- tig dasitzend und die Verwickelung der andern Mächte in diesem Kampfs be nutzend, sein Machtgebiet innerhalb Deutschlands auszudehnen und zu befestigen, vielleicht auf Kosten Oesterrcichs, während Oesterreich draußen vor dtz« Tho ren Deutschlands mit eigener'Äefahr dessen Sache verficht und dessettMacht- gebiet zu erweitern sucht? Und glaubt der Urheber jenes Raths", die Jung-
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