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Dresdner Journal : 04.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-04
- Monat1893-05
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.05.1893
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102. vernxsprelsr rar vre»6ea viertolMbrUcb * LlrrL bv?e, dm «le» Kutrert. 6«ut»edeu Lostunotuttsu viertol- MuNcb 3 ^lLrll; uusrerbuld äo» «jeuvsedeu Itmcd«» tritt kost- unä ^tempelruocdlrk biuru. Liarelns Xummero: 10 lk. X n» U u <t i xn u xsxv b küren r kür «len Liium einer ^oepultenen Leite üü-inor Lcüritt LV kf. tlnter ,,kinx«s»n»lt" cki« Leite LV lck. Lei 'Pedellen- uud Litteruz»tr entspr. ?.utsctL»8. Lreeüviuenr Uzticü mit Xusniibive äer Lonn- u. kvierts^s »buuci«. I'ernspreeü-Xnrcüluos: Kr. tävö. Donnerstag, den 4. Mai, abends. DreMmLomMl. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: L)ofrat Gtto vanck, Professor der (Literatur- und Kltnstgeschichte. , «8M. Xnoakwe van Xntciiii'ti^m^on niwivurl^r dviprisk! /,. /,',a»</«i«!ltr, Lommi^siuulir Nor Lresüuer ^eurnuts; Usmdarx Lorlm Vien l-riprix Lsiül Vre-lLU rrLUlcturt ». N : V/aascii«t<nn <t to-//^. Lerüa-Visu-NLiudurg kr»x l-oiprig -rrLukturt a. U. LlüurU«»: Nuck. ' kart» rvLäoo Lsrlin - kr»»klurt » «.- Lw'.rxsrt: />a«tü» «t (7o., Lsrlm: /nk u/i<te,ict«»U, Lr«»I»u: /.mit U»Lllovsr: L.'. N»Us L. S : «/. /turc/k <0 t-d. Ileruuzxeüerr KöniAl. Lrpeüition üe» Oresäoer Journal». Drosäeo, Lvin^er8tr. 2V. korusprocü-Xoseülus»: Kr. 1285. Ämttlcher Teil. ZZnUetin. . 4. Mai. — Se. König!. Hoheit Prinz Max haben in der vergangenen Nacht wenig geschlafen und viel gehnstrt Der Masernausschlag bat sich in normaler Weise entwickelt. Tas Fieber ist etwas geringer. l)r. Fiedler. Die Nürnberger Lebens - Versicherungs- Bank zu Nürnberg hat ihren Sitz im Königreich Sachsen von Elsterberg nach Dresden verlegt. Dresden, am 1. Mai lttRl. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Roscher. Gersdorf Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Machrichten. Berlin, 4. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser fuhren gestern abend uack der Ankunft im Neuen PalatS alSbald mittels SovdrrzugeS nach Berlin, verweilten längere Zeit beim Reichskanzler und kehrten als dann nach dem Neuen PalaiS zurück. Krakau, 3. Mai. (D. B. Hd.) Die in der Zahl vou etwa 4000 streikenden Arbeiter beharren auf Zubilligung de» Achtstunden-Arbeitstages und Erhöhung der Löhne. St. Petersburg, 3. Mai (D. B. Hd.) AuS Anlaß der Arier deS 25jährigen Bestehens deö panslawistischen Vereins „Blagotvorlyne" wird »ür den 23. Mai ein großer Panslawistentag ein- berufen, zu welchem auS fast allen slawischen Ländern Deputationen eintreffcn werden. Man glaubt, der Verein werde sich vornehmlich in Be- ,ug auf die letzten Ereignisse in Serbien und Bulgarien äußern. Ehristiania, 3. Mai. (W. T. B.) Zn der heutigen StorthingSsitzung verlas der neuernannte Ministerpräsident Stang eine Erklärung, welche im Wesentlichen folgendes besagt: Der König habe nach der Demission deS Ministeriums Steen vergeblich versucht, ein neues Kabinett zu bilden, welches in Bezug auf die allgemeinen politischen fragen mit der DtorthingSmehrbrit übereinstimmte. Stang und seine Kollegen hätten eS für eine patriotische Pflicht gehalten der Aufforderung kes Königs Folge zu leisten. Daä neue Ministerium habe als einziges Ziel daü Wohl Norwegens im Auge. Es strebe im Innern die Entwickelung der verschiedenen Gewcrbezweige an. Betrests der Konsulatsfrage und der aus wärtigen Vertretung werde es jeden präjudizieren- den Schritt zu vermeiden suchen, wenn rö nicht auf eine Unterstützung seitens deS Ttorthings rechnen könne. Von seiner Seite werde nichts unternommen werden, was dem durch die Ver fassung bestimmten Zusammenarbeiten ter gesetz gebenden Körperschaften hinderlich sein könnte. Ter Deputierte Horst entgegnete darauf, die Auf rassung der Linken betreffs der Ministerverant- wortlichkeit stimme mit der Auffassung deö zurück- getretenen Kabinetts überein. Latzse.be betrachte das gegenwärtige Kabinett alS ein durch außrr- vorwegische Einflüsse zu stände gekommenes. Horst beantragte schließlich eine Tagesordnung, welche auSspricht, daö Storthing billige völlig die Stellungnahme deS zurückgetretenen Kabinett- und erkläre gleichzeitig, dem Ministerium Stang fehle daS Ansehen und der Rückhalt bei dem norwegischen Volk. Die Beratung dieser Tages ordnung wurde auf Freitag festgesetzt. — Zehn Mitglieder der Linken beantragren alS nationale Ane kennung für Steen einen Ehrensold von 6000 Kromn jährlich. Die Verhandlung über diesen Antrag wurde aufgeschobcn. Ehristiania, 3. Mai. (D. B. Hd.) Wie nach träglich bekannt wird, hatte dir Polizei vorgestern einem Haufen Anarchisten die Entfaltung ihrer Fahne verbot:«; rin Anarchist schlug drm Polizei- insprktor in das Gesicht; eS erfolgte ein Hand gemenge; die Polizei konfiszierte die Kahne und nahm mehrere Verhaftungen vor. Stockholm, 3. Mai. (D. B. Hd.) Die erste Kammer hat mit 80 gegen 30 Stimmen alle An träge wegen Reformierung d:S kommunalen Wahl rechts verworfen; die zweite Kommer nahm ohne Abstimmung den Antrag an, daß daS kommunale Wahlrecht für einen Wahlberechtigten auf aller Stimmrn zu beschränk,« sei. Havana, 3. Mai. (D. B. Hd.) Zn den östlichen Provinzen breitet sich die aufständige Bewegung immer mehr aus. Die Hauptführer sind nach Milas an der Nordküste aufgebrochrv, wo sie mit einer Anzahl Anhänger auS den Bereinigten Staaten zusammenzutreffen hoff««. Truppen bewachen die öffentlichen Gebäude, Schiffe befinden sich auf der Ausschau nach Flie- bustier Booten. New-Dork, 4. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ) Im Staate Ohio dauern die Ueberschwemmungen an. DaöWasserreservoir bei Lewistone ist gestern morgens geborsten, die ausströmenden Wassermassen haben in der Umgegend große Verwüstungen ungerichtet; zwanzig Mensche» kamen um daö Leben. Auch der südliche Teil des Staates Ohio, woselbst aus gedehnter Getreidebau betrieben wird, ist durch Ueberschwemmungen schwer heimgesucht. Dresden, 4 Mai. Kaiser Franz Joseph in Buda-Pest. II Jenen unserer Leser, welche im letzten Halbjahre die Vorgänge im Nachbarlande nicht verfolgten, muß die Überschrift dieser Zeilen auffällig erscheinen. Kaiser Franz Joseph hat im Lause seiner langjährigen Ne gierung, dem eigenartigen Oganismus sewes Doppel- reiches gern Rechnung tragend, so ost in der Haupt stadt Ungarns geweilt, daß man den Nachrichten über seine dorthin unternommenen Reisen nur geringe Auf merksamkeit zuwandte. Als im Vorjahre die Erhebung Buda-Pests zur zweiten Residenzstadt verlautbart ward, mußte man annehmen, daß die so bethätigten wohl' wollenden Gesinnungen des Monarchen für die rasch emporblühendc Donaustadt nun auch durch noch häu sigere Besuche deS Kaisers und Königs im Zentrum des politischen Lebens Ungarns zum Ausdrucke gelangen würden. Diese Annahme hat sich als eine hinfällige erwiefen. — Monate sind verflossen, ohne daß die schwarz-gelbe Standarte vom Giebel der Ofener Königs burg wehte, ohne daß Ler Jagdsitz im nahen GödöUö hohe Gäste beherbergte. Zum ersten Male feit Halbjahrsfrist hat Kaiser Franz Joseph nun wieder die Fahrt nach Buda-Pest angetreten. Die Bevölkeiung der zweiten Residenz hat dem Herrscher einen begeisterten Empfang bereitet und dieser Empfang hat deutlich gezeigt, daß die Bewohner der Hauptstadt die Wiederkehr des Monarchen als ein Ereignis von besonderem Werte frohen Herzens feiern. Kunst und Wissenschaft. Lverialberichte über die Verwaltung der König!. Sammlungen im Jahre 1892. (Fortsetzung.) Der Zuwachs der Sammlung an Neuerwerbungen mar wiederum ein beträchtlicher und erstreckte sich auf alle ein zelnen Abteilungen derselben. Namentlich ist die erfreu liche, weil seltene Thatsache zu verzeichnen, daß der Bestand an antiken Skulpturen ansehnlich vermehrt werden konnte Es befindet sich darunter ein Originalwerk aus der zweiten Blütezeit der attischen Plastik, ein nicht ganz lebensgroßer Frauen köpf ausKyzikoS, der m.Schönheit und Feinheit der Er- 'mdung und Ausführung der Kunst des Praxiteles außerordentlich nahe steht. Em zweites griechische» Original- wcrl ist ein Weihrelief aus Milet, daö an Fein heit der Ausführung zwar nicht auf gleicher Höhe steht, wie der eben genannte Kyzikener Kopf, das aber dafür aegenständlich von Interesse ist. Es ist augenscheinlich ein Wühgeschenk für einen im musischen Wettkampfe errungenen Sieg Wir sehen Apollon im langen Gewände des Sän ger», in der linken Hand die Leier haltend und in der rechten eine Schale vorstreckend, in welche ihm seine Schwester Arteml» aus erhobener Kanne eine Spende ein gießt. Hinter Apollon steht seine Mutier Leto, weiter nach hinten folgt eine langgewandcle weibliche Figur mit bren nender Fackel, die durch eine über ihrem Kopfe angebrachte Inschrift als KurotrophoS bezeichnet rst. Auch Leto, Apol lon und Artemis sind inschriftlich b.zeichnel. Hinter Ar temis steht in beträchtlich klrineren Verhältnissen eine männliche Figur, offenbar das Bild dessen, der da» Weih- geschenk dardrachte. Zieht man in Betracht, wie selten Orig'nalwerke griechischen Meißels in die europäischen Museen gelangen, so muß die Erwerbung dieser beiden Stücke als besonders erfreuliche Thatsache bezeichnet werden. Die übrigen Skulpturen sind römische Nachbildungen griechischer Werke, aber auch darunter sind manche kunst- geschichtlich interessante Stücke. Wir lassen die Liste der übrigen hervorragenden Erwerbungen hier folgen !. Originale. Unter den monumentalen Marmor skulpturen ist von besonderem Interesse der überlebens große Torso eine» Herakles, der unter dir linke Achsel seine Keule stützte, während die rechte Hand auf der Hüfte ruhte. Das Stellungsmotiv gemahnt somit an die be kannte Statue des sogenannten „Farnesischen Herkules", doch weisen Stil und Technik unseres Torso in beträchtlich ältere Zeit als die Farnesische Figur, nämlich in das 5. vorchristliche Jahrhundert zurück. Auch ist mit Sicher heit zu schließen, daß unsere Figur ursprünglich ren Helden jugendlich und unbärtig darstellte. E» ist un» also hier das um wenigstens ein Jahrhundert ältere Vor bild des Farnesischen Typus erhalten. Ein weiterer Jünglingstorso ist, obwohl mangelhaft erhalten, deshalb interessant, weil er eine in der Formgebung etwas modi fizierte Wiederholung einer bereits in der hiesigen Samm lung befindlichen Figur bildet Es ist das Standbild eines siegreichen Athleten, der aus hocherhodenem Olfläschchen das Öl zum Salben des Körpers in die vorgehaltene linke Hand träufeln läßt. Derselben Zeit, d. h. dem 5. vorchristlichen Jahrhundert, gehören einige Jünglingsköpfe an. Der eine stammt wohl von einer Statue des Apoljon, welch: den Gott in ähn licher Weise darstellte, wie eine schöne Bronzestatue aus Pompeji nn Neapeler Museum und deren Wieverholungen in Mantua und Paris. Ein zweiter giebt einen ebenfalls mehrfach erhaltenen Athletentypu» wieder, dessen bekannteste Wiederholung die Figur des Stephanos m der Villa Albani zu Nom bildet. Ein anderer, mit der Siegerbinde geschmückter Athletenkopf läßt uns den Stil des Polyklet erkennen Einige weitere männliche und weibliche Köpf« Man würde eine zwecklose Schönfärberei versuchen, wollte man die Thatsache hinwegleugnen, daß die Jubel- grüße der Buda-Pester mittelbar auch das Schwinden einer Entfremdung bezeichne», welche in einem feit Jahren nicht gestörten Einvernehmen aufgetaucht war. Über die Ursachen und die Einzelerscheinungen dieser Entfremdung ist im Nachbarlonde vieles, wohl allzu vieles gesprochen und geschrieben worden. Die be rufenen und unberufenen Zeichendeutcr haben durch ihren Eifer nur die klare Erkenntnis der wirklichen Vorgänge erschwert. ES war überflüssige Mühe, wenn man erst nachweisen wollte, daß bei Kaiser Franz Joseph keineswegs eine plötzliche Sinnesänderung in Bezug auf das Verhältnis des Hofes zur tranSleithanische» Reichshälfte Platz gegriffen habe. Wer das Wirken dieses Monarchen verfolgte, mußte ohnedies wissen, daß die Fürsorge des letzteren für seine Völker niemals von Gefühlen und Stimmungen des Augenblickes be einträchtigt werden konnte Ebenso überflüssig war aber auch das Bemühen mancher angeblich wohlunter richteter Buda-Pester Blätter, das Vorhandensein der ein getretenen Enifremdung kurzweg in Abrede stellen zu wollen. Solche Äußerungen wurden in der Öffentlichkeit auf Winke der ungarischen Regierung zurückgesührt und sie gaben, da ihr sachlicher Inhalt leinen Glauben fand, Anlaß zu der Deutung, daß eben die leitenden Staats männer Ungarns durch die bedauerliche Entwickelung zunächst getroffen wären Dadurch wurde nur das Spiel der Opposition erleichtert. Diese hat seit dem unerwartet rasch erfolgten Abbruche des vorjährigen Kaiserbesuches in GödöÜö immer wieder die Behauptung verbreitet, daß der Monarch den Boden Ungarns ver meide, weil er die Haltung der dortigen Regierung mißbillige — eine Behauptung, die zwar sinnlos war, aber trotzdem von den Gegnern des Kabinetts Wekerle ebenso ohne lange Prüfung hingenommcn ward, wie alle anderen Gebilde der erregten Einbildungskraft gewisser, in der Wahl ihrer Mittel keineswegs behut samer Politiker. Jeder Vernünftige mochte sich sagen, daß der Kaiser und König durch seine streng ver fassungstreuen Grundsätze wohl gebunden sein konnte, die Leitung der ungarischen Staatsgeschäfte nur einem auf die heutige liberale Mehrheit gestützten Ministerium zu überlassen, daß der Monarch jedoch sicherlich nicht gezwungen wäre, die Vertretung seiner Person an Männer zu übertragen, deren Gebaren ihm ein leb haftes, angeblich offenkundig geäußertes Mißfallen einslößt. Über derartige naheliegende Erwägungen hat sich aber die ungarische Opposition rasch hmweg- gesetzt; ihr war es bequem, das Fernbleiben des Königs als Anzeichen der crschütti.rteu Stellung des Kabinetts zu deuten und sie hat daher diesen Weg beharrlich eingeschlagen. Damit meinen wir die sogenannte Nationalpartei des Grasen Apponyi. Die äußerste Linke hat tabci wacker Hecrcssolge geleistet und zwar aus besonderen Gründen, welche für das Verhalten der Apponyischen Streiter nur in zweiter Linie maßgebend waren. Die äußerste Linke hatte nämlich ein ganz be sonderes Interesse daran, daß die wirklichen Ursachen der eingelrcteneu Entfremdung verhüllt oder geleugnet wurden. Diese Entfremdung war vor ollem das Werk jener Gruppe und der nichtparlamentarischen Anhänger derselben — womit nicht behauptet sein soll, daß die „gemäßigten" — Freunde Apponyis von jeder Mit schuld loszusprechen wären. Man braucht die wahren Gründe der Verstimmung des Monarchen nicht auf Umwegen zu erraten, nicht an der Hand gekünstelter Kombinationen zu erforschen, denn sie liegen klar zu tage. Die Männer, die in Ungarn in rücksichtsloser Hartnäckigkeit und zum Nach teile des eigenen Vaterlandes auf eine Erschütterung des heutigen staatsrechtlichen Gebäudes der Gesamt monarchie hinarbeiten, haben in letzter Zeit das zeigen den Stil der zweiten Blüteperiode attischer Plastik im 4. vorchristlichen Jahrhundert, darunter befindet sich der gut gearbeitete und vortrefflich erhaltene Kopf eines jugend liche' Herakles mit Pappelkran; im Haar, ein Werk, das mit der Kunstweise des Skopas in direkte Beziehung ge setzt wird. Ein weiblicher Kopf mit einem dichten Kranz von Epheublättern im Haar stammt von einer Wieder holung der bekannten schönen Statue einer sitzenden Muss im Vatikan. Sieben Köpfe und vier Statuetten aus ver schiedenen Kunstepochen bilden den Rest de» Gesamt- ankause», zu dem die eben einzeln aufgesührten fünf Köpfe gehören. Eine kleine marmorne Doppelherme ist aegenständlich interessant, weil sie un» die Bildnisse des Sophokles und Euripides vereinigt zeigt, und endlich verdient noch eine kleine Marmorgruppe der von einem Triton begleiteten Aphrodite Anadyomene besondere Erwähnung, weil sie aus Alexandria stammt und zu den verschwindend wenigen Skulpturwerken zählt, welche uns aus diesem Mittelpunkt der Kultur de» späteren helleni schen Altertums erhalten sind. Spuren ehemaliger Be malung erhöhen das Interesse an diesem Werk. Auch die Sammlung der Terrakotten konnte ansehn lich vermehrt werden, und es war dies um fo erwünschter, als die Werke der Kleinkunst durch ihre Ausstellung in den tiefen Fensternischen der Antikensammlung und also in bestem Licht zu vortrefflicher Wirkung kommen und di: Aufmerksamkeit de» Beschauers auf diese naive und liebenswürdige Seite antiker Kunstübung lenken, sodaß eine Vermehrung des Bestandes geboten erschien. Aus Tanagra stammen zwei reizvolle schwebende Erotfiguren ron großer Feinheit und Sauberkeit der Ausführung. Eine Seitenheit unter den tanagräischen Figuren, die in überwiegender Mehrzahl Frauen- und Mävchengestalten in unendlicher Mannigfaltigkeit der Typen darstellen, bildet die Statuette eines bärtigen Mannes, der in s:men Mantel gehüllt ruhig dasteht, im Motiv nicht unähnlich der be rühmten Sophokleöstatue im Latsranischrn Museum zu Schwergewicht ihrer traurigen Thätigkeit auf ein Ge biet verlegt, auf welchem der oberste Kriegsherr Österreich. Ungarns solche Eingriffsversuche nicht länger dulden konnte. Im Buda-Pester Reichs tage wurden unter den nichtigsten Vorwänden offene und versteckte Angriffe gegen das gemein same Heer gerichtet nah das Bestreben, den eng herzigen Parleigcist hinsichtlich der militärischen Fra gen zur Geltung zu bringen, kam in greller, ver letzender Weise zum Ausdrucke. Die Forderung nach der Errichtung eines eigenen ungarischen Heeres wurde immer wieder erhoben und in Ermangelung von Be weisen kurzweg durch Ausfälle gegen den bestehenden Organismus gestützt. Diese Umtriebe übten schließlich ihre Wirkung auch außerhalb ter Hallen des Ab geordnetenhauses. Es ereigneten sich die bekannten skandalösen Vorgänge, welche mit der Angelegen heil der Honved Gedenkfeier verknüpft waren und außerdem wurden die sogenannten „nationalen" Un abhängigkeitsbestrebungen durch die Kosfuth-Demon- strationen in den Vordergrund gerückt. Die Buda Pester Stadtvertretung erörterte den Vorschlag, daß eine der belebtesten Promenaden der neuen „zweite« Residenz", die Straße, welche der Monarch bei seinen Besuchen in Buda-Pest stets berührte, den Namen Kossuths trage und so ward jeder Anlaß von einer kleinen Schar gewerbsmäßiger Hetzer zu tiefbedauer lichen Schritten und Kundgebungen ausgenützt. Dieses Gebaren konnte von dem Monarchen, der neben seiner gewissenhaften Erfüllung aller Pflichten eines friedliebenden Herrschers auch der Entwickelung der Wehrmacht Österreich-Ungarns stets die regste Sorgfalt widmete, nicht mehr übersehen werden. Die Verstimmung Kaiser F-anz Josephs mußte schließlich in der wirksamsten Form zum Ausdrucke kommen, nachdem mildere Hinweise nichts gefruchtet hatten. Der König mied die Stadt, in welcher sich die er wähnten Vorgänge abgespielt hatten, und dieser Ent schluß hat nicht nur die Urheber der peinlichen Stör ung ernüchtert, sondern auch die vernünftigen, ge mäßigten Politiker Ungarns, sowie die weiteren Kreise der Bevölkerung zu einer entschiedenen Stellungnahme veranlaßt. Der durchsichtige Täuschungsversuch, die liberale Kirchcnpolitik der Regierung als Ausgangs punkt der Entfremdung zwischen Wien und Buda- Pest zu bezeichnen, ist kläglich gescheitert, nachdem Kaiser Franz Joseph eben jetzt die Einbringung zweier Gesetzesvorlagen billigte, die sich in das kirchen politische Programm des Kabinetts nnfügen — ein Vorgang, welcher die Haltlosigkeit der betreffenden Gerüchte auch den blindgläubigen Lesern der ungarischen Oppositionsblätter darlhun muß. Die Frage, wie und unter welchen Bedingungen die weitere Durch führung jenes Programmes nach den Absichten des Monarchen erfolgen soll, entzieht sich heute noch jeder Beurteilung — gewiß aber auch der Kenntnis solcher Persönlichkeiten, die schon nach ihrer Parteistellung am allerwenigsten über diese intimen Einzelheiten unterrichtet sein dürsten Die ungarische Nation hat sich daher weder von den Verehrern Kossuths, noch von den Gegnern des gemeinsamen Heeres in der Gruppe Apponyis dahin belehren zu lassen, daß die Kirchenpoliük des Ministeriums Wekerle die Keime der nun geschwundenen Trübung, sowie künftiger Krisen gleicher Art rn sich getragen habe. Die Ver antwortung für Lie jüngste Zeit fällt einzig und allein auf die Schultern der Männer, welche diese Unwahr heit zur eigenen Deckung geflissentlich verbreitete». Sollte man an nächstbeteiligter Seite darüber noch im Zweifel sein, so kann man einen völlig aufklärenden Wink in der Thatsache finden, daß Kaiser Franz Joseph nach der amtlichen Angabe die Reise nach Buda-Pest nur ontrat, um — der FrühlingSparadc der dort liegenden Truppen beizuwohnen. Rom. Die kleine Gruppe einer Frau, welche ein Kind auf dem Arme hält, ist interessant und wichtig wegen der besonders gut erhaltenen Bemalung; die Statuette eine» tanzenoen Mädchens durch den Reiz des Motiv» wie die minutiöse Feinheit der Technik gleich anziehend. Die in Tanagra nicht häufigen Karikaturen sind durch die Statuette einer alten Frau von schwammigen Formen ver treten, welche einen Kranz haltend neben einem Weinkrug steht. Lie Gruppe einer Frau, wahrscheinlich Aphrodite, welche auf einem Schwan sitzt, nimmt ebenfalls unter den. böotischen Terrakotten eine Sonderstellung ein und ist al» mythologische Darstellung besonders interessant. (Fortsetzung folgt) Der Bienenvetter. Erzählung vou C. Crome-Schwieniug. l > (Fortsetzung.) Der irrende Mann sah und hörte eS nicht. Er riß die Kleider auf, daß der Nachtwind besser an seine Brust dringe, als könne der das vernichtende Feuer lindern, daS darinnen brannte. Er sah zum sternklaren Himmel auf und sah nur das Dunkle. So schritt er vorwärts, in der Irre vorwärts, bis gegen Morgen ein falbes Licht am Horizonte erschien und die Schleier der Nacht zu weichen begannen vor dem siegreich aussteigenden jungen Tage. Der erste Sonnenstrahl fand ihn heimwärts wandernd, müde, mit wankenden Knien, als sei cfliS den Muskeln die letzte Kraft entwichen. V. Die Uhr über dem Steinportal im Herrenhause der Domäne schlug klingend elfmal. Mane saß im schlichten Hausgewand auf dem grünen Bänkchen neben
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