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Sächsische Dorfzeitung : 05.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189909059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990905
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-09
- Tag1899-09-05
- Monat1899-09
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 05.09.1899
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Exped a. Redaktion rressrn-NeuftOdt L Meil,ncr Gasse 4. Vir Zcilung erscheint Itenfta«, Vvnncrsta« und Evnnabend früh. »»««nements- Prei». »ierteliährl. M. 1,bO. Kl beziehen durch die kaiserlichen Post ochalten und durch unsere Boten. Sei freier Lieferung KI HauS erhebt die «oft noch eine Ge bühr von 2L Pf. äch fische D «Heilung. Lin unterhaltendes Blatt für dell Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Musser in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und losten: dte1spalt.getle15Pf. Unter Eingesandt: SO Pf. Inseraten- Annahmestelen: Invalidendank, Haasenstein L Vogler, Rudolf Mosse, V. L Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Sohl, Kesselsdorf, Hugo Müchler, Lötzschenbroda u. s. w. Ar. 104. Dienstag, den 5. September 1899. 61. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsche- Reich. Die KönigreicheSachsen und Baiern, sowie die preußische Provinz Schlesien, al- Nachbarländer Oesterreichs, werden naturgemäß durch besten innerpolitische Wirren in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere trifft die- zu hinsichtlich Baiern, das ja mit seiner ganzen Süd- und Ostgrenze an öfter, reichische-Gebiet anstößt. Während einerseits daSCzechen. thum vielfach auf baterischeS Gebiet überzugreifen und sich auch dort breit zu machen beginnt, suchen andererseits die Deutschböhmen gelegentlich auf baierischem Gebiete Versammlungen abzuhalten oder durch Reden und Vor- träge Sympathien zu gewinnen. Die österreichische Regierung ist in allen derartigen Fragen äußerst empfindlich. Die baterischen Behörden aber thun, sei eS wegen deS BundeSverhältnifseS zu Oesterreich, sei eS wegen des nahen VerwandtschaftSverhältniffeS der beiden Herrscherhäuser, ihr Möglichste-, um dieser Empfindlich, leit Rechnung zu tragen. Versammlungen, die der öster reichischen Regierung unangenehm sein könnten, werden, Venn eS irgendwie angeht, verboten und alle Sympathie, Sicherungen mit den Stammetverwandten jenseits der Srenze soweit als thunlich verhindert. ES erstreckt sich da- selbst auf Kleinigkeiten, wie z. B. da- Verbot, deutsche- Pilsener Bier vom nationalen Standpunkte auS zu empfehlen. Auf eine hierauf bezügliche Anfrage deS deutschvölkischen Verein- Odin hat die Münchener Polizeidirektion erklärt, daß da- Hereintragen politischer SchchtSpunkte bei Geschäft-empsehlungen nicht zugelasten werden könne. Die überseeische Auswanderung aus dem deutschen Reiche über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam, Havre und Cherbourg belief kch nach den Zusammenstellungen deS kaiserlichen statistischen Amte- in den Monaten Januar bis Juni 1899 auf 11,544 Personen. Hiervon kamen aus der Provinz Pofen 1257, Brandenburg mit Berlin 1068, Hannover 928, au- Baiern recht- deS Rheins 794, der Provinz Schleswig-Holstein 732, Westprrußen 682, aus dem Königreiche Württemberg 596, Königreich Lachsen 533, au- der Provinz Rheinland 490, Pro, Vinz Pommern 389, Großherzogthum Baden 387, Provinz Westfalen 317, Echtesten 301, Ostpreußen 299, HesienNassau 283, auS der Rheinpsalz 265, Provinz Lachsen 253, auS dem Reichslande Elsaß Lothringen 161, Großherzogthum Oldenburg 160, Hessen 159, Mecklenburg Schwerin 114. Der Rest von 1376 Per sonen entfällt auf die übrigen GebietStheile deS Reiche-. In der Beförderung düser Auswanderer find die deutschen Häfen mit 9838 Personen betheiligt und -war gingen über Hamburg 5171, über Bremen 4667. Von Antwerpen reisten 1380, von Rotterdam und Amster dam 203, von Havre und Cherbourg 123. Ueber deutsche Häfen wurden außer den 9838 Deutschen noch 71,370 Auswanderer aus fremden Staaten und zwar über Bremen 39,196, Hamburg 32,174 befördert. Ueber Unruhen im Hinterlande von Kiau- tschou kommen schon wieder und zwar auS englischen Quellen Nachrichten. Deutsche Mittheilungen darüber find noch nicht eingegangen; indtssen tritt die englische Nachricht so bestimmt auf, daß man ihr wohl Glauben beimeffen darf. Da- Nähere enthält nachstehende De pesche auS London vom Freitag Abend: Die »Central News" berichten au- Schanghai, der »Ostafrikanische Lloyd- melde, daß ernste Unruhen im Htnterlande von Kiautschou au-gebrochen find. Sech- Chinesen wurden bei den Kämpfen erschossen. Der deutsche Gesandte Freiherr v. Kettler sandte ein Ultimatum an die chtne- fische Regierung, in dem er auf Wiederherstellung der Ordnung dringt und androht, daß andernfalls Deutsch land seine Interessen selbst schützen werde. Oesterr.« Ungar. Monarchie. Die jetzigen Manöver in Böhmen, denen — wie mitgetheilt — der Kaiser Franz Josef beiwohnt, haben nicht allein ein militärische-, sondern insofern auch ein historisch, politisches Interesse, als die den Uebungen zu Grunde gelegte Idee dem böhmischen Kriege von 1866 ent nommen ist. Das Manövergebiet ist dasselbe, in welche-, über da- Laufitzer und da- Isergebirge kom mend, die Armee de- Prinzen Friedrich Karl und die Elbarmee eindrangen. Weihwasser und Hühnerwaffer, beide blutigen Angedenken-, liegen im südlichen Theile de- Manövergeländes. Der Erzherzog Thronfolger als Kommandant des Prager Armeekorps hat die Aufgabe, das den eindringenden Feind darstellende Josephstädter Armeekorps über die Grenze zurückzu werfen. — Fast alle Blätter der Monarchie erörtern die Thatsache, daß der erfahrene Parlamentarier Frhr. v. Chlumecki letzthin zum Küfer nach Ischl berufen worden war. Aus Pest liegt hierzu folgende be« merkenSwerthe Nachricht vor: »Der „Pester Lloyd" veröffentlicht eine Wiener Depesche, in welcher alle an die Berufung deS BaronS Chlumecki an da- allerhöchste Hoflager geknüpften Kombinationen al- Erfindung erklärt werden. »Vor Allem", sagt da- Blatt, »sei konstatirt, daß Graf Thun von der Berufung de- Baron- Chlumecki genau unterrichtet war, daß also dessen Reise nach Ischl sür die Regierung absolut nicht- UeberraschendeS hatte." Im Uebrigen hänge diese Berufung mit der Aktion einer Verständigung zwischen den nationalen Parteien zusammen, die in der Zeit zwischen der Promulgirung deS Zollbündnisse- und dem Zusammentritte de- Parlament- versucht werden solle. ES sei nur die Wohlmeinung Chlumecki'- darüber eingeholt worden, ob die geplante Verständigung mit oder ohne Intervention der Regierung versucht werden solle und welche Modalitäten überhaupt dabet einzu schlagen wären, da von dem Gelingen dieser Aktion die Arbeitsfähigkeit des Parlament- bedingt ist. Jndeß handelt eS sich da auch um die Frage der Delegation-- Wahlen. Jedenfalls zeigt aber die Berufung de- BaronS Chlumecki, daß an entscheidender Stelle keine Geneigtheit bestehe, die verworrene Lage etwa durch Verfassungsänderung zu entwirren, sondern daß man an dem Gedanken und an der Möglichkeit einer Ver ständigung nach wie vor festhalte." — In Brüx fand dieser Tage eine große Volksversammlung statt, in welcher der deutsche ReichSrathSabgeordnete Hofer auS Eger über die gegenwärtige politische Lage sprach. Der Redner kam im Verlaufe seiner AuSsührungen auch auf die Vorgänge in GraSlitz zu sprechen und erstattete über seinen dortigen Aufenthalt während der kritischen Zeit folgenden Bericht: »Wenn einige Blätter berichten, da- Volk hätte angesangen, zu demonstriren, Steine und Holzscheite geworfen und damit die Gen darmen gereizt, so erkläre ich als Abgeordneter der Stadt GraSlitz zur Steuer der Wahrheit, daß solche Berichte Lügen und Verleumdungen find. An jenem Tage hatte in GraSlitz kein Mensb die Abficht, zu demonstriren, dafür haben wir Beweise und wir werden wegen dieser Vorsälle auch die Klage einbringen. Auf der Gasse waren lediglich kleine Kinder zusammen- gekommen, die sich gegenseitig mit »Heil" begrüßten. Da- hat einen dieser StaatSretter und StaatSschützer, natürlich einen Czechen, derart in Erregung gebracht, daß er mit dem Gewehrkolben auf die Köpfe der kleinen Knaben und Mädchen lo-schlug. Da hat eS angefangen. ES kamen immer mehr Leute zusammen, die Menge, welche ob de- Vorgehen- de- czechischen Gendarmen tief entrüstet war, wuchs immer mehr. Auf die Menge wurde dann ein Bajonettangriff unter nommen, der gleich da- erste Opfer forderte, indem ein in die Seite Gestochener nach wenigen Augen blicken seinen Geist aufgab. 68 Schüsse krachten in die Menge hinein, 21 Schüsse weist da- Hotel »Herren haus" und 15 Schüsse die Kirche auf. Als dann vr. Krtegelstein den Kommissar fragte, ob er noch geneigt sei, diese Sonntageschteßerei sortzusetzen, antwortete er, nein, er könne da- nicht thun, weil jeder Gendarm nur vier Patronen mitgebracht habe. Wenn also noch mehr Munition vorhanden gewesen wäre, so hätte man diese- Experiment weiter fortgesetzt. Nicht genug daran, daß man in die Menge geschossen hat, man hat auch in den Saal de- »Herrenhauses* hinauf Ieuilleton. Ei« Grafengeschlecht. Roman von B. Corony. (Nachdruck verboten.) (1. Fortsetzung.) »Gut! Lassen wir fie als Heilige gelten", entgegnete Lonja, „aber dann ist fie jedenfalls eine, zu der ich nicht Kr Mir find diese kalten, nüchternen Naturen, die sich imn so vortrefflich zu beherrschen wissen und sowohl im Echverz als in der Freude stet- die schnurgerade Linie ein- Halim,über welche Htnau-Iman beileibe keinen Schritt thun darf, zuwider. Sie gehört zu denen, welche weder lieben noch hassen können, sür die eS kein namenlose- Glück und keine Verzweiflung gtebt, weil fie da- ganze Leben > al- rin Rechenexempel betrachten. »Für so und so viel Liebe und Treue hast du genau eben so viel wieder zu geben*, heißt eS da und »in dieser Waagschaale be findet sich Dein Rang und Dein Name, Du mußt Dich ckso in Acht nehmen, daß die andere, in der Deine Musche und Neigungen liegen, nicht etwa tiefer finkt." - Mir find Männer und Frauen, die so denken, un- sh«pathisch - „Ich glaube, daß Sie sich gegenseitig nicht verstehen, richt richtig beurtheilen und sehe als ganz Unparteiischer vielleicht klarer. ES würde mich glücklich machen, könnte L eine Annäherung herbeiführen, die sicher für beide ! Heile von Vortheil wäre." I Der Bojar war aufgestanden und legte mit über- Ilautem Lachen seine große Hand auf Görner'S Schulter: »Mein verehrter Herr Professor, gewiß ist Ihnen schon manches schwierige und lehrreiche Experiment gelungen, aber Wasser und Feuer in Eins zu verschmelzen, bleibt nun einmal eine Unmöglichkeit. Al- solche widerstreitende und absolut unvereinbare Elemente müssen Sie die Besitzer de- Schlosses und die Bewohner deS Gutes betrachten. Da ist nichts zu machen. Die Gegensätze hören niemal- auf, sich zu bekämpfen. Nun, wir können die Ungnade ertragen und befinden un- trotz de- Kriegszustände-, in welchem wir leben, leidlich wohl." Die Ankunft verschiedener Gäste gab dem Gespräch eine andere Richtung. Der große Saal deS Herren- Hause- flammte im Lichterglanz, farbige Lampen hingen Edelsteinen gleich im Garten und warfen ihren bunten Schein über Wiesen und Wege. Der Springbrunnen schien schillernde Perlen in da- moosbewachsene Becken zu ergießen. Immer wieder rollten Wagen vor von den benachbarten Gütern und dann trafen mit dem letzten Zuge noch viele Personen auS Leipzig und Berlin ein, meistens Russen, welche Wortkaja geladen hatte und sür welche die Fremdenzimmer in Bereitschaft gehalten waren. Eine schöne, elegant gekleidete Person, Lilly KrauS- mann, de- Verwalter- Tochter, die sich in einem Pen sionat oberflächliche Bildung erworben hatte, wa- an gediegener Erziehung fehlte, durch Mutterwitz und an geborene Unterhaltungsgabe ersetzte und deshalb al- RepräsentationS-Dame sungirte, empfing die An kommenden; denn Sonja hatte sich etwas verspätet infolge deS unerwarteten Besuches und machte jetzt Toilette. DaS war eigentlich ungezogen, man nahm aber offenbar der Gutsherrin nicht- übel. Es herrschte überhaupt ein sehr ungezwungener Ton auf Warwitz und in Görner'S Kopf begann eS zu wirbeln. Der Professor sah und hörte da so vieles, was ihm bisher fremd geblieben war, obschon er auch zu den Männern gehörte, die ihr Leben genossen hatten. Aber jede Spur von Idealismus war ihm doch noch nicht ab handen gekommen und hier schien man gar nicht zu wissen, was dieses Wort bedeutet. Der matecklle Genuß, die ausgelassene Fröhlichkeit führten da- Wort. Sonja trat ein. Eie sah wie eine Fürstin au-. Ihre Toilette war eben so reich al- phantastisch und die schöne Frau glänzte wie eine Sonne in dem Kreise, der fie sofort umgab. Witzworte, sarkastische Einfälle sprühten umher, wie jäh aufschießende Raketen. Man lachte, vermittelte den ferner Stehenden jede- Wort und die gaben e- wieder weiter. »Sie ist reizend, entzückend!" — »Ja, ein Raffeweib erster Sorte!" hieß es. Dem Luxus wurde fast in erschreckender Weise gestöhnt. Wenn irgendwo, so waren hier die Worte am Platze: »Lukullus speist bei Lukullus." Vor allem aber erfüllte eS Görner mit miß billigendem Erstaunen, ja, sogar mit Betrübniß, daß die Kinder an dem wüsten Treiben theilnahmen. Die beiden Knaben standen bald bet Diesem, bald bei Jenem, tranken und aßen und wischten sich in vorlauter Weise, die man freilich belachte und bejubelte, in jede- Ge spräch. Auch die kleine Alexandra lief hin und her, ließ sich Leckerbissen in das rosige Mäulchen schieben und blickte mit großen neugierigen Augen in das blendende Lichtmeer. Ein Abend, gleich diesem, mußte Tausende kosten
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