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Dresdner Journal : 24.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187406245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-06
- Tag1874-06-24
- Monat1874-06
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 24.06.1874
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O143. Mittwoch, de« 24. Juni. — - —- .... > — — — ... , - > — Xvs»usmsut»prs1»r Dres-mrZoumal. Lr»vl»e1uv»» Verantwortlicher Red-ctcur: I. G. Hartmann. I» »,i«d«! 1 tritt Mrliok - - if i 1'Ur 8U>wp«L«bat»r, aiorli«» « ) »«„rdKldcl« 6eut»ol>«v ^jilürlicti! I l'KIr. lk ti«r t Kvioüv» kort- vvä ki»ie»!u«Aomw<,rv: I bl^r. , 8tswp«l»u»ot>litS tu«»", Iuser»1«oprel8v, Kktr clev Laaw einer ^«p^tvusi» kvtittvil«: L kgr Unter „Lio^esnnclt" äis Lells: b Nxr. 1874. l»8er»ten»»n»t»»s F'r. /tra»»l<«<«tter, Oomnuvsiootr <is» - Oresäaer )onrn»1»; et>«näm! : LnAen n L F>e^e^, L»md<u^-Lm-U»- Vt»a-L«tpit^-L»»«I-Sr»tt»v-I'r»nilearr» N: ^an»«net«»^ <s ^o-irr, S»rUL Vt«ll-S»mdLrs.rr»,.I.«ip,is-rr»L»- tnrt».»-ttü»rd«o: Nuci. L«ri1» F , // Fkörcc^e, L-m»«»: L Sc^/otte, »re, l»n: N.LtnnAcn', öürv»n; VLewnit,: /'r P<»A< rr»L>- tarl» H.: /!.' )«^A?r^c:k<>u F 6?. /7err»ta,in'dtüis stuodk., 71auöe<1 Oo./ üürlit«: /nv D., Lennover: §e^ü«»ker,' k»ri, )/n,a«. /.«M«, Luttier F L'o., Slvll^ert: LauLe t?o., - Lüreau Visu: Uernusxvbei-r Künlel. Lxpeäition 6«» I)re«6aer )ournnle, OieLÜen, lilnr^iU-ettrenSLsee Xo. 1. Nich!l!^iÜ!cher TheU. Uebersicht. Telegraphische Rachrichteu Tageögeschichle. (Dresden. Berlin. Fulda. München. . Karlsruhe. Buda-Pest. Haag. Bern. Rom. Madrid. London. Manchester. Washington.) DerK völkerrechtliche Couventioutentwurf für die Brüsseler Conferenz. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Chemnitz. Mittweida. Frei ¬ berg.) Vermischte-. Statistik und BolkSwirthschaft. EingesandteS. BetriebSüberficht der k.sächs. StaatSeisenbahnen pro Monat April d. I. Beilage. Sitzung der evangel. LandeSMode vom 22. Juni. Statistik und VolkSMirthschaft. Feuilleton. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphilchc Nachrichten. Posen, Montag, 22. Juni, Nachmittags. (W. T. BZ Den Administratoren der Diöcesen Posen und Gnesen, Landräthen v. Maffenbach und Nollau, ist nunmehr durch Verfügung des CultuSministerS auf Grund deS Gesetzes, betreffend die Verwal tung erledigter katholischer Bistbümer, die Ver waltung und Aufsicht über das gesammte kirchliche Vermögen in beiden Diöcesen übertragen worden. Karlsruhe, Montag, 22. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Die Erste Kammer hat heute das früher von der Zweiten Kammer angenommene Einkom mensteuergesetz mit v gegen 8 Stimmen abgelehnt. Versailles, Montag, 22. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte heute dir Berathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Organisation der Municipalbehörden, fort. Ein Amende», ent der Linken, welches der Regierung die Befugniß verleiht, die Dtunicipalräthe auszulöjen, und ihr zugleich die Verpstichtimg »fittögt, tu eine« solchen Falle die Neuwahlen nach einem halben Jahre vornehmen zu lassen, wurde mit 368 gegen 3ll Stim men abgelehnt und daraus beschlossen, demnächst die dritte Lesung des Municipalgefetzes vorzunehmen. Für morgen steht die zweite Lesung deS Gesetz entwurfs über dir politischen Wahlen auf der Tages ordnung. Die Dreißiger-Commisfion war in ihrer heutigen Sitzung mit der Prüfung deS Antrages Casimir Pürier beschäftigt. Der Deputirte de Tarteron (Legitimist) trat für die Nothwendigkeit der Wiederaufrichtung der Monarchie ein, wobei er besonders und in längerer Ausführung die Ansicht entwickelte, daß durch Verhandlungen zwischen dem Könige und der Volksvertretung eine Constitution zu vereinbaren sein werde. In dem Auftreten Tarteron's dürste, wie die „Agcnce Havas" bemerkt, ein Anzeichen dafür zu erblicken sein, daß der Graf v. Chambord künftig eine mehr constitutionelle Haltung einzunehmen gedenkt. — Der Deputirte de Ventavon befürwortete darauf den Antrag Lambert de Sainte-Croix. Die Com mission hat noch keine Entscheiduna getrosten. Santander, Montag, 22. Juni, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Carlisten haben Con- tributiomn an Geld und Pferden in Agnera, so wie in Dörfern an der Grenze Asturien» erhoben. Der Carlistenchef Dorregaray hat Verstärkung und Kanonen aus der Provinz Guipuzcoa erhalten. Der Carlistenchef Paradates ist von den Regie- Feuilleton. Redigirt von Ltto Banck. Mrndozza und die Herzogin von Savoyen. (Fortsetzung auS Nr. 142.) Durch den Sinn und den Ton dieser Worte erkannte der Graf mit einem Male, daß ihm hier ein durch Tu gend und Pflichttreue unüberwindliches Gemüth cntgegen- stehe, und aus dieser Hoffnungslosigkeit sog seine Leiden schaft jenen Haß, der sich des Verschmähten bei einer wilden, heftigen, egoistischen Seele so leicht bemächtigt. Und dazu kamen Furcht und Argwohn. Sein Leben schwebte in Gefahr; wenn nun dereinst in irgend einer übel gelaunten Stunde die Herzogin ihrem Gemahl sein Betragen entdecken würde? Diese Furcht brachte feinen Haß zu einem verzweifelten finstern Vorsatz. Um sich zu rächen, ja um einer Nothwehr zu dienen, beschloß er, das junge Leben der schönen Frau dem Tode zu opfern. Aeußerlich aber verbarg er jenen schrecklichen Hintergedanken und verkehrte mit der Gebieterin in gleißnerischcr Freundlichkeit. Sein Plan war so fein, als entsetzlich, so verwegen als gewissenlos, aber es war nicht die erste Bosheit, welche in jenem Zeitalter mit solchen Mitteln ins Werk gesetzt wurde. Der Graf suchte seinen Neffen vertraulich zu machen; er wies ihn bei Schmaus und Wein auf die Freuden der Jugend, der Liebe und dann endlich unvermerkt auf die Schönheit der jungen Herzogin hin, und als er bei dem unbefangenen Jüngling kein verschlossenes Ohr für solche Gespräche zu finden glaubte, sagte er endlich zu chm: „Du solltest es längst wissen, mein Neffe, daß ich Dich wie mein eignes Kind von ganzem Herzen liebe; nimm es wohl aus, was ich Dir sagen werde, denn be folgst Du meinen Rath, so wirst Du es als der glück- rungStruppen bei Miranda mit Verlusten zurück- geworfen worden. (Vgl. die „Tagesgeschichteunter Madrid.) London, Montag, 22. Juni, Nachts. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Unterhaus hat soeben i» dritter Lesung die, den Verkauf alkoholartiger Getränke betreffende Bill mit großer Majorität angenommen. Der Verein der ländlichen Arbeiter beschloß, den Aussperrungen der Arbeiter feiten der Arbeit geber durch möglichste Förderung der Auewa» derung nach Canada entgegenzutreten. DaS Telegraphenkabel zwischen hier und PM» nambuco (Brasilien) wird morgen dem Publicuch überaebev. Heute ist daS erste Kabeltelegram» aus Pernambuco hier eingetroffen. Lagkögeschichte. Dresden, 23. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin beabsichtigen, wie bereits gemeldet am 29. Juni eine sechstägige Reise über Freiberg durch den Zwickauer Kreisdirectionsbezirk anzutrcten. In Nachstehendem theilcn wir die Hauptpunkte der Reise dispositionen Ihrer Majestäten mit. Erster Tag (Montag, 2t). Juni): Von 'Nieder sedlitz nach Freiberg und Chemnitz. Absahrt in'Nieder sedlitz per Eisenbahn Vorm. 9 Uhr (.6 Min., Ankunft in Freiberg Vormittags l l Uhr, Absahrt daselbst Abends 6 Uhr nach Chemnitz. Zweiter Tag (Dienstag, 30. Juni): Aufenthalt in Chemnitz. Dritter Tag (Mittwoch, l. Juli): Von Chemnitz nach Zwickau: Abfahrt in Chemnitz per Bahn Vorm. 8 Uhr 58 Min., kurzer Aufenthalt auf den Stationen Hohenstein-Ernstthal und Glauchau, Ankunft in Zwickau Vorm, gegen hll Uhr. Vierter Tag (Donnerstag, 2. Juli): Von Zwickau über Plauen nach Elster. Abfahrt in Zwickau per Bahn Vorm. K Uhr 5 Min. nach Plauen, 'Nachmittags 4 Uhr Abfahrt von Plauen zu Wagen über Oelsnitz und Adorf nach Elster. Fünfter Tag (Freitag, 3. Juli): Von Elster über Falkenstein, Auerbach, Eibenstock nach Schneeberg. Ab fahrt von Elster Vonn. 8 Uhr 4o Miu. (zu Wagen bis zur ErjeubahuMivu Elster-Mühlhausen). Lochst« Tag (Sonnabend, 4. Juli): Von Schnee berg nach Annaberg und Dresden. Abreise von Schnee berg Vonn. '-ßlO Uhr zu Wagen über Aue, Schwärzen de» g, Scheibenberg, Schlettau und Buchholz nachAnna- derg. Abfahrt von Annaberg Abends 6 Uhr mit der Bahn an Wiesenbad, Wolkenstein, Zschopau und Oe deran vorüber nach Dresden und Pillnitz zurück. 1.. Dresden, 23. Juni. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung der evangelischen Landessynode be fand sich der Erlaß des Kirchenregiments, die Frage der Einführung eines Bibelauszugs in den Volksschulen betreffend. In diesem Erlasse wird die Synode aufge- fordrrt, über die Zulässigkeit und Zweckmäßigkeit der Einführung eines Bibelauszugs in den Volksschulen, bejahenden Falls über die Art und Weise der Herstellung eines solchen Auszugs sich zu erklären. Beigefügt sind sieben Gutachten (worunter vier von Pädagogen her rührend), von welchen sechs mehr oder weniger entschie den die Einführung eines Bibelauszuges bekämpfen und nur ein einziges unbedingt dafür sich erklärt. In der Discussion sprachen nur Bürgerschullehrer Gesell und Stadtrath Heubner für die Einführung eines Bibelaus zugs, die übrigen Redner erklärten sich sämmtlich dagegen, indem sie theils die Zulässigkeit, theils wenigstens die Zweckmäßigkeit und Nothwcndigkeit eines Bibelauszugs bestritten. Die Synode beschloß, den» Krrchenregimente zu erklären, daß, soweit es sich nur um das didaktische Bedürfnlß beim biblischen Religionsunterrichte han delt, diesem Bedürsnifse durch die gewissermaßen als Bibelauszug anzusehendcn, schon jetzt üblichen Lehr- lichste der Menschen nicht zu bereuen haben." Der Neffe, welcher zwar seinen Oheim verehrte, aber wenig gewohnt war, in so liebreichen Tone angeredet zu werden, kam dem Grafen freudig entgegen und gelobte, jeden seiner Winke zu befolgen. Und der glcchnensche Verräther sprach weiter: „Ich bin der festen Uebcrzeugung, mein lieber Sohu, daß unsere einsame, schöne Herzogin über alle Maßen in Neigung und Liebe zu Dir sich entzündet hat; aber sie muß Schmerz darüber empfinden, daß Du keine Ahnung davon hast, kein Entgegenkommen wagst; sie liebt wie alle Frauen am Maune die verwegene Ent schlossenheit und nur die höchste Kühnheit würde Dich am sichersten zum Siege führen. Turch Zaghaftigkeit verlierst Tu ihr Herz und somit Tein Glück. Ich kenne die Frauen und rede aus Erfahrung. Ich rathe Dir daher, Dich ohne Zaudern und Besinnen gleich in dieser Stacht hinter den seidenen Vorhängen der Wand nische zu verbergen, «die im Schlafgemach der Herzogin ist. Von dort kannst Tu ihr, wenn sie eingeschlafen ist, ein Liebeslied zur Mandoline singen, und erwacht sie, so legst Tu ihr Tein Herz, Teine Liebe zu Füßen. Erschrick nicht vor diesem Plane und führe ihn aus, wenn Du Deinen Vortheil verstehst und Dir und Dei nem Oheim, dem Tu Tank schuldest, als Günstling der hohen Frau zu nützen den Muth hast." Zuerst von Zaghaftigkeit überfallen, glaubte der ein fältige junge Diann doch endlich den Vorschlägen seines Oheims; und war es nicht sogar möglich, daß derselbe halb und halb im Auftrage der Herzogin redete? Er führte also in blöder bebender Angst, sich selbst Muth einsprechrnd, dir schändlichen Rathschläge des Grafen aus und nahm unvermerkt sein Versteck rin. Ohne von diesem Verrath eine Ahnung zu haben, begab sich um 11 Uhr die Herzogin zur Ruhe. Der mütel: die biblischen Geschichten, den Katechismus und das Spruchbuch, vollständig genügt wird, daß aber die Einführung eines eigentlichen Bibelauszuges, welcher dazu bestimmt wäre, die Stelle der vollstän digen Bibel in der Schule einzunehmen, unzulässig und unzweckmäßig sei. Ferner wurde beschlossen, an das Kirchenregimcut das Ersuchen zu richten, die abgegebe nen Gutachter» auf geeignete Weise in weiteren Kreisen speciell der Lehrerwelt zu verbreiten und hierdurch die Klärung des öffentlichen Urtheils über diese Frage zu fördern. * Berlin, 22. Juni. 'Nachrichten aus Ems zufolge wird Se. Majestät der Kaiser einer Einladung des Fürsten Wied folgen und sich am 27. Juni nach Wied begeben, um den daselbst stattfindenden Tauffeierlichkeitcn beizuwohnen. In der künftigen Woche gedenkt Se. Majestät der Kaiser sich zum Besuch nach Jugenheim zu begeben. — Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kron prinz traf gestern 'Nachmittag 6 Uhr von Bremen zu rückkehrend hier wieder ein. — 'Nach offtciösen Mit- thcilungen wird der Bundesrath heute Mittag zu seiner letzten Sitzung vor den Ferien zusammentreten und seine Arbeiten in der zweiten Septemberwoche wie der beginnen, welche sich dann nur auf die Reichstags- sefsion beziehen sollen. Letztere wird, so weit bis jetzt disponirt ist, in den ersten Lagen des Octobers beginnen und nicht vor Mitte Deccmber schließen. — Die „St.-Z." berichtet über die heutige Bun- desrathsjttzung, wie folgt: Nach Feststellung der Protokolle der beiden letzten Sitzun gen, in denen cs sich um die Justizgcsctze gebandelt hatte, wurde die Vorlage betreffend den Emivurs emeS Gesetzes wegen Er richtung der deutschen Seewarte, an tue Ausschüsse für Ma rine und Rechnungswesen, eine zweite Vorlage, betreffend den Abschluß eines FrcundschaftS-, SchifffahrtS- und Handelöver träges mit Peru dem HandelsauSichuß übernuesen. Sodann wurde der Bericht der Eommission zur AuSarbeituug eines Planes für die deutsche Forststatistik vorgelegt, einer Arbeit, welche infolge eines vor mehreren Jahren tlngegangenen An trages in Anregung gekommen war. Der Plan wurde zu wei terem Befinden de« HaudelöauSschuß übergeben. Hieran reihte sich der Beschluß, den Anträgen, betreffend die ärztliche Unter fuchung der in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in Rumänien lebenden militärpflichtigen Deutschen durch zwei in jedem dieser Staaten lebende deutsche Aerzte zuzustlinmen Ferner wurde nntgetheilt, daß durch eine in Eanada erlassene Verordnung die Zulassung deutscher Schiffe zur Küstenfahrl erfolgen kann und Gegenseitigkeit bezüglich canadischer Schiffe eiutreteu soll. Daran reihte sich eine Berathung über die Fest stellung der Formulare sllr die nächste, bekanntlich l»7ü statt- findende Volkszählung. Man verständigte sich dahin, daß das statistische Bureau deS Reiches im August d. I hier die Vor stände der sämmtlichen statistischen EentralsteUcn Deutschlands versammeln soll, um daS Nähere über die Volkszählung, wie auch über die Feststellung der Formulare zu vereinbaren und dann dem Bundesrathe zu unterbreiten, der sich im Herbst damit zu beschäftigen haben würde. Dann folgte der Bericht des JumzauSschuffes über Plan und Methode für Ausarbei tung des bürgerlichen Gesetzbuches und Reform der Ge setzgebung über dasActienwcsen. Die kürzlich nutgetheilten Anträge des Justizausschusses wurden unverändert mit der Maßgabe angenommen, daß der Justizausschuß beauftragt werde, Vorschläge zur Ernennung jener il Juristen zu machen, aus denen die mit Ausfühiung der Vorschläge betraute Eommission best.hcn soll. Es solgtcn dann mündliche Ausschußberichte, be treffend die Uebersichl der Einnahmen und Ausgaben der elsaß-lothringischen Landesverwaltung für l87v und Iv7t, woran der Bundesrath nichts zu erinnern fand, und be treffend die bei der Pensionirung mehrer clsaß lothnngenschen Beamten in Anrechnung zu bringende, im Gcmeindedienst zu- rückgclcgte Dienstzeit. Der Bundesrath beschloß, dav den Be treffenden die Dienstzeit im französischen Gemeindedlenste an- gercchnet werde. Außerdem wurde dem Bundesrathe mitgc- theilt, daß es in der Absicht liege, mit Rußland einen Eon- sulatS- und Nachlaßregulirungsvertrag aus Grund der mit Frankreich kürzlich vereinbarten ähnlichen Verträge abzuschlie tzen, wozu die Zustimmung der Regierungen eingeholl werden möge. Ob vor den Ferien noch eine Plenarsitzung stattfin den wird, ist, nach der „N.-Z.", zweifelhaft; dennoch dürs ten die reftirenden Geschäfte des Bundcsraths, nament lich wegen der Ernennung der Civilgesctzbuchscommission, welche vor der Vertagung erfolgen soll, diese bis zum 1. Juli verzögern. — Zu Ehren des in den nächsten Tagen von Berlin scheidenden amerikanischen Gesandte», Mr. George Ban- nichtswürdige Oheim aber war bereits mit der Schloß- wache und einigen Rächen des Herzogs im Corridor und ging mit ihnen gegen das Gemach der Herzogin; feine Begleiter wußten nicht, was sich begeben sollte. Aus feinen Befehl erbrach man die Thür und mit Lich tern und Fackeln trat die bewaffnete Wache ein. Ter Graf trug einen entblößten Degen in der Hand. Die erschreckte Herzogin war sprachlos über diesen Frevel, aber ihr boshafter Feind ließ seinen 'Neffen aus der Nische hervvrziehen und ehe dieser Arme ein Wort der Entschuldigung hervorstammeln konnte, rief er: „Du bist des Todes, Verräther I" und stieß ihm den Dege« durchs Herz. Ohne den Todten zu beachten, sprach er mit gleiß» erijcher Entrüstung zu den Rächen: „Meine Herren! Diese entehrende Liebe Hadelich schon seit vielen Tagen bemerkt, zu gut ist ein solcher Tod, eine solche Strafe für den Verbrecher; er hätte von Pferden zerrissen und über den Markt geschleift werden sollen. Es liegt nicht in meiner Macht und Pflicht, auch an die Herzo gin Hand zu legen. Ihr aber wißt es besser, wie ich, daß ein Gesetz in Savoyen besteht, Kraft dessen jede treulose Frau, welche solche Frevel begeht, öffentlich den Feuertod erleiden soll, wenn sich nicht binnen Jahr und Tag ein Vertheidiger stellt, der den Kampf mit ihrem An kläger zur Rettung ihrer Ehre wagt. Noch heute melde ich ihrem Gatten und dem Könige, ihrem Bruder, diese schändliche Begebenheit. Die Herzogin bleibt indessen mit ihren Zofen unter strenger Bewachung die Gefan gene ihrer Gemächer!" Während alle Anwesenden bei diesem fürchterlichen Auftritte bebten und keines Wortes mächtig waren, be- theuerte die verrathcne, tödtlich gekränkte Frau ihre Un schuld und rief den Himmel und alle Heiligen zum Zeu gen an, daß der arme, von ihr nie beachtete Jüngling ohne ihr Wissen sich in ihr Gemach geschlichen habe. croft, hatte sich am Sonnabend eine auserwählte aka demische Vereinigung zu einein Festmahle in dem Saale des „Englischen Hauses" versammelt. Die Akademie der Wissenschaften mit ihren Vorsitzenden Secretären, die Universität mit ihrem Rector und Senat, und andere dem Gesandten persönlich nahe stehende Notabilitäten der Wissenschaft und Kunst hatten sich zusammengefun den, um dem Vertreter Amerikas mit dem Ausdruck ihrer Verehrung ein Lebewohl zu sagen, welchem der Prorector der Universität, Professor 1». Gneist, Ausdruck verlieh. Dir. George Bancroft dankte mit einem in deutscher Sprache auSgebrachten Hoch auf die Stadt Berliu. Kulda, 22. Juni. (Tel.) Die hier ftattfindende Conferenz der preußischen Bischöfe beginnt, wie ver lautet, am Mittwoch den 24. d. und wird am Freitag den 26. d. Di. zu Ende gehen. — Wie der „Köln. Ztg.", fo wird auch dem „Fr. Journ." aus angeblich guter Quelle versichert, daß sich die „vertraulichen" Verhandlungen der Bischofsconferenz auf die Modalitäten eines Friedensschlusses mit der Re gierung, oder doch auf d»e Möglichkeit des Eintritts einer Waffenruhe beziehen werden. Tie Conferenz war ursprünglich auf Mute April dss. Js. festgesetzt, wurde aber verschoben und soll nunmehr »n dieser Woche nach geholt werden, und zwar als ein „gemeinsames Gebet", wie sich der Fürstbischof von Breslau in dem Ein- ladunasschreiben ausdrückt. München, 22.Juni. Eine Privatdepesche der „AUg. Ztg." meldet: Hofequipagen und Hofpferde mü dem bcnöthigten Dienstpersonal sind heute Morgen nach Kis singen abgegangcn, uin dein Reichskanzler Fürsten Bismarck zur Verfügung gestellt zu werden. Karlsruhe, 20. Juni. Die Versassungsrevision, schreibt man dein „Fr. I.", ist von der Tagesordnung dieses Landtages abgesetzt. Die Zweite Kammer hat gestern folgenden Antrag der Commission, welcher s. Z. der Initiativantrag wegen Einführung einjähriger Land tage zugewiesen worden war, einstimmig angenommen: „Es sei m Anbetracht der sehr vorgerückten Gejchäftszeit des gegenwärtig tagenden Landtages und im Hinblick auf die vielfach zwischen der Mehrheit dieses Hauses und de.« Ersten Kammer, sowie der grotzh. Regierung über diesen Gegenstand hervorgctretenen Meinungsverschiedenheiten den in diesem Hause ergriffenen Schritten zur Revision der Verfassung m der Er wartung, daß dem nächstzusammcntretcnben Landtage ein die ganze Frage m der Form eines Gesetzentwurfes umfaßender neuer Initiativantrag unterbreitet werde, vorerst eine weitere Folge nicht zu geben." Staatsminister IN-. Jolly äußerte sich bei der De batte nur kurz unter Bezug aus feine früheren Aus lassungen. — In der Sitzung der Zweiten Kammer vom t7. d. stellte der Abg. Kieser, Mitglied des Gene ralsynodalausschusses unserer evangelischen Landeskirche, den Antrag, es möchte mit Beziehung auf den Beschluß vom lO. d. M. die Petition um Einführung der obli gatorischen gemischten Schule als Motiv im Hause zu behandeln, eine Adresse an den Grvßherzog erlassen wer den, in welcher für den nächsten Landtag um Vorlegung eines Gesetzentwurfs wegen obligatorischer Umwandlung der bestehenden Volksschulen in confessionell gemischte und um Ausdehnung dieses PrincipS auf die Lehrer seminare gebeten werde. Daß man diesen Weg und nicht den des GesetzcSvorschlags aus der Mitte der Käm mer gewählt hat, dazu scheint die nicht besonders freund liche Stellung deS Staatsministers or. Jolly zn dem Vorhaben der liberalen Kammermajorität daS Ihrige bcigetragen zu haben. Es verlautete schon neulich, der leitende Minister wolle nur zu derjenigen Umwandlung der bisherigen Bestimmung (wonach nur dann Einfüh rung der gemischten Schule gestattet ist, wenn jede de- theiligte Confesjionsgemeiude an dem betreffenden Otte zustimmt) sich bequemen, daß die Einsührung der ge mischten Schule vvu der Majorität der polttijchen Ge meinde abhängig gemacht werden solle. In der Kam mer sprach er sich aber unumwunden dahin aus: er habe Bedeukeu gegen den Antrag Kiefer's; eine ovjectivc Betrachtung sühre zu Gründen für und wider denjelben; ein Nothstaud liege nicht vor, solider» nur Mißstände in den kleinen gemischten Gemeinden, und auf die Ab- Aber ihre Versicherungen waren vergeblich. Ani Mor gen begrub mall des Grafen Neffen in der Stille und die Herzogin saß voll Verzweiflung verlassen in ihrem streng verwahrten Schlosse. Voll den Rächen protokol larisch unterzeichnet, wurde diese Begebeuhcit dem Bru der uud dem Gemahl berichtet Der Herzogin kam cS in dieser 'Noth zu Gute, daß sic über alle Maßen vom Volke geliebt und geehrt wurde, denn sie that allen Gutes und hatte 'Niemanden während der Zeit ihrer Ehe gekränkt. Ihr Unglück erweckte tie fes Beileid. So waren ihr denn auch die Wachell er geben ulld ließen den Arzt Appiano aus- und cmgchen, wodurch es möglich wurde, daß die Herzogin diesem all ihr Geld und ihre Juwelen einhändigen und Appiano diese Schätze in seinem Hause verbergen konnte. Unendlich war die Entrüstung des Königs von Eng land bei Empfang des verhängnißvollen Schreibens und ohne Grenzen die Wuth des Herzogs, der ebensowenig, wie sein Schwager, an der Schuld seiner Gattin zwei feln zu können glaubte, da ja der Graf seinen eignen Neffen, in der festen Uebcrzeugung von desjem Ver brechen, im heiligen Eifer moralischer Entrüstung mit eigener Hand getöktet hatte. So wurde denn dem Statt halter und seinen Räthen Ordre gegeben, daß das alte grausame Landcsgefctz auch in diesem Falle Geltung be halten müsse, da es auf eine Reinigung der gekränkten Ehre des herzoglichen Hauses ankomme. Außerhalb der Brücke über den Po wurde an einer hohen Marmor säule die Anklage des Grafen v. Pancalieri gegen die Herzogin, auf Pergament geschrieben und von den Re- aierungssiegeln beglaubigt, öffentlich angeschlagen. Die Herzogin sollte der Strafe des Verbrennens verfallen fein, wenn nicht ein Kämpfer durch Streit und Sieg ihren Ankläger Lügen strafe. Der finstere, erbarmungslose Entschluß ihres Gt->
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