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Erzgebirgischer Volksfreund : 12.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192308129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19230812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19230812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1923
- Monat1923-08
- Tag1923-08-12
- Monat1923-08
- Jahr1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 12.08.1923
- Autor
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I 7«ruspr«chi, «»« »1, eikul, <rimt«u«)440, 0»«««»«r, W. Sch»arr«-d«r, z». Drahtanschnst, «vlk»fr«un» «u««r,,«»k-«. f^§L»«r«t>er» Ar. 186. Sonntag, den 12. August 1923. 76. Iahrg. «verkehr mit Edelmetallen, Edelsteinen, Perlen und mil vnedlen Melallen belr. I. Aach 8 1 des Neichsgesehes über den Verkehr mit Edelmetallen, Edelsteinen und Perlen oom 1l. Juni 1923 (R. G Bl. S. 368) bedürfen diejenigen der behördlichen Erlaubnis, die gewerbs- mäßig mit Edelmelallen, edelmelellhaltigen Legierungen und Rückständen hiervon, Edelsteinen, Kalbedel» steinen, Perlen sowie Gegenständen aus den gennanlen Stossen, auch in Verbindung mit anderen Stoffen, Landet treiben oder gewerbsmäßig Edelmetalle und edelmelallhallige Legierungen und Rückstände hiervon schmelzen, probieren oder scheiden oder aus den Mengen und Verbindungen von Sdelmetallabfällen mit Stoffen anderer Art Edelmetalle wieder gewinnen wollen. Auch Stellvertreier bedürfen der Erlaubnis. Es werden hiermit alle in Betracht kommenden Personen und Firmen ausgefordert, die er forderlichen Erlaubnisgesuche, soweit dies nicht bereits geschehen ist, bei der zuständigen Gemeindebehörde zwecks Weiterleitung an die Amtshauptmannschast einzureichen. II. Ebenso haben um die erforderliche Erlaubnis nachzusuchen diesenigen, die unker das Ge setz über den Verkehr mit «neölen Metallen vom tt. Juni 1923 (R. G. Bl. 366) fallen. Auf Grund dieses Gesetzes bedarf der Erlaubnis, wer im Inland Altmetall, Metallbruch oder altes Metall gerät ohne besonderen Kunst- oder Altertumswert aus unedlen Metallen oder unedle Metall« in rohem oder umgeschmolzenem Zustand zur gewerblichen Weiteroeräuherung auch nach Be- oder Verarbeitung erwerben will. Auch Stellvertreter bedürfen der Erlaubnis nach diesem Gesetz, ebenso Wandergewerbe» treibende. Itl. Sämtliche von diesen Gesehen betroffenen Personen bzw. Firmen werden aufgefordert sich eingehende Kenntnis der Bestimmungen zu verschaffen. Auf die zu den Gesetzen ergangenen 2 sächlichen Ausführungsverordnungen vom 26. Juni 1923 (Sachs. Gesehbl. S. 1L9 u. 161 ff.) wird verwiesen. Schwarzenberg, am 10. August 1923. Die Amlshaaplmaaafchaft. Mtlchpreise. .. . Auf Grund der Verordnung des Wirtschastsminiskeriums vom 8. August 1923 werden unter Aufhebung der Bekanntmachung vom 8. August 1923 für den Kleinoerkauf von Milch mit Wirkung vom 12. August 1923 ab folgend« Köchstpreise festgesetzt; 1 .) Für den Kleinoerkauf durch den Erzeuger ab Stall an den Verbraucher: für Vollmilch 1890« Mk. für Mager- ober Buttermilch 986« Mk. 2 .) Für den Kleinverkauf im Laden, ab Wagen oder frei Kaus: für Dollmilch 23 306 Mk. sür Mager- ober »attermilch 1» 366 Mk. Megen der Köchstpreise des Erzeugers an den Kändler sowie für Butter und Speisequark wird auf die vorgenannte Verordnung verwiesen. Die Preisprüsungssietten -er «mlshaaplmannschast Schwarzenberg aab ber Stiidtt Löbnitz, NeuslSblel» Schneeberg an» Schwarzenberg, am 10. August 1923 Monlag, den IS. Angas» 1923, vorm. 10 Ahr, sollen im ^^*»*^*»^**»**8* Dersteigerungsraume des hiesigen Amtsgerichts 1 Paar goldene Ohr ringe «il rolen Steinen meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Schneeberg, den 10. August 1923. Der «erichlsoottzieher »es Amtsgericht». Jahrmarkt in Grünhain. Sonnlag und Monlag, den 12. und IS. August 1023. Aufruf des Reichspräsidenten an das Deutsche Volk! Zn schwerer Bedrängnis, rückblickend auf ein Jahr des Leidens und Dulden«, vovwärtsschauend in dunkelverhangene Zutunst, be geht heute Deutschland seinen Verfassungstag. Jeder von uns kennt das ungeheuere Ausmaß unserer Not und Bitterkeit. Und dennoch: Wir wollen den besonderen Sinn dieses Tages nicht vergessen. Das deutsche Volk hat sich seine Verfassung gegeben, einig in feinen Stämmen und von dem Willen beseelt, sein Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuen und zu festigen, dem inneren und dem äußeren Frieden zu dienen und den gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern. Diesen Willen wollen wir heute aufs Neue bekunden und bekräftigen. Gerade auf den Tag sind heute sieben Monate vergangen, seit FranzosenunLBelgierinunserLandeingebrochen sind. Sie haben unsere fleißige Arbeit stillgelegt, schuldlose Men schen, jung und alt, verjagt, gepeinigt, gemartert und getötet. Sie haben unser redliches Bemühen, Unerfüllbares erfüllbar zu machen, in tiefe Erbitterung verwandelt. Etwas Gutes für sich und für Europa haben sie nicht erreicht. Es sei denn, daß sie dies «ine er reicht haben: Nie noch so felsenfest, nie noch so innigen Glaubens wie jetzt, sind wir Deutsche unserer Stammeszugehörigkeit uns be wußt geworden. Unglück verbindet: Mannesfaust schlagt ein in Mannesfaust, Frauenhand faßt Frauenhand: Deutsch sind wir und deutsch wollen wir bleiben! Wir blicken vergeblich in die Ferne, Schutz und Hilfe kommen nicht von dort. Die Begeisterung für das Recht scheint draußen schlafen gegangen zu sein. Wo sie wach ist, fährt sie willkürlicher Gewalt nicht in den frevelnden Arm. Wir müssen uns sel ber helfen. D e u t s ch e a n R h e i n, R u h r u n d S a a r: Ihr seid uns ein Beispiel, das uns immer wieder erheben soll. Verzagt nicht: Noch nie hat ein Sieger im Rausche seiner Macht Recht behalten. Das lehrt die Weltgeschichte. Deutsche an allen freien Strömen des Vaterlandes: Laßt euch nicht von Kleinmut niederdrücken und von Selbstsucht leiten. Für Genußsucht und Luxus läßt die Not des Volkes keinen Raum; fort daher mit all den häßlichen, heute besonders verächtlichen, die Dar benden aufreizenden Erscheinungen gedankenlosen Taumels. Seid euch stets bewußt, daß der Kampf um Rhein und Ruhr auch von euch z« st e i g e r t« O p f e r k r a f t, -aß die Not der Stunde vor allen Gliedern unseres Volkes selbstlose und große Leistungen verlangt! Regierueng und Reichstag sollen Mut und Tatkraft zeigen und Ent schlüsse finden, um durch eigene Kraftanstrengungen die Not dieser Tage zu meistern. Verzehrteuchnichtingwietracht,im Kampf der Sonderinteressen, in Markten und Feilschen, sondernhelft! Für eure Brüder und Schwestern an Rhein und Ruhr ist heute eine große Sammlung vorbereitet. Gebt auch hier mit vollen Händen. Bedenkt, daß mit Geld wenigstens um ein Geringes unseren gequälten Volksgenossen geholfen werden kann. Deutsche, laßt das Ergebnis dieses Tages mitten in der Not ein unerschütterliche» Bekenntnis sein, ein Bekenntnis zum einigen, un- teilbaren, der Zukunft trotz allem ungebeugt entgegengehenden Deut schen Reiche, zur Deutschen Republik. Das deutsche Volk hat in seiner harten Geschichte schwerer« Zeiten bestanden, es wird auch diese trüben Stunden überwinden, wenn es standhaft bleibt in treuem Zusammenhalten, in Demeinsinn,Ordnung,Arbeit und Opferwi^lig- keit. i Derlin, am Derfassungstage 1923. . , Der Reichspräsident, Ebert. ' ' " ' - Berlin, 10. August. Der Reichspräsident hüt anläßlich des Verfaffungstages aus Mitteln, die ihm von privater Seite zur Ver- ügung gestellt sind, den Betrag von einerMilliarde bewilligt ur Linderung der Not erwerbsunfähiger und gebrech. icheralterLeute. Die Spende wird durch die örtlichen Wohl- ahrtsausschüffe zur Verteilung gelangen. Finanz- «n- Sienerfragen. Berlin, 10. August. Im Reichstag erhob heute vor Eintritt in die Tagesordnung Abg. Koehnen (Kom.) Einspruch gegen die Verfügung -es Präsidenten, die de» Zulaß zum Reichstage unter strenge Kontrolle stellt. Präsident Löbe erwidert, daß der Zutritt von Deputationen zum Reichstage keineswegs verhindert werden soll. In den letzten Tagen sei der Andrang aber so stark gewesen, daß er sich zu der Anordnung genötigt geschm habe, -aß jeder Abgeord nete auf einmal nur drei Gäste empfangen dürfe. Abg. Müller- Franken (Soz.) stellt fest, -aß infolge der vor dem. Reichstag«, er zeugten Unruhen der Dollar an der Berliner Börse schon wieder auf 4 Millinom gestrigen sei, während er aus NeuyoLk heute schon mit IF Millionen gemeldet wurde. Der Redner billigt die Verfügung des Präsidenten durchaus. Di« Aussprach« bei den Steuergesetzen wird La- rauf fortgesetzt. Abg. Petersen (Dem.) stimmt den Ausführungen des Abg. Dr. Stresemann zu. Die letzte deutsche Note bedeutete die Grenze des Möglichen. Sie enthielt schon ein Angebot, das weit über die Verpflichtungen des Versailler Vertrages hinausgeht. Don England und Italien verlange Deutschland nicht Freundschaft, sondern -ie Haltung des Versailler Vertrages, den diese Mächte auch unterschrieben haben. (Deif.) Auch Amerika habe die mora lische Pflicht, über Lie Einhaltung des Vertrages zu wachen, den Wilson in erster Linie mit geschaffen hat. Hoch anzuerkennen sei der tapfere Widerstand der Rhein- und Ruhrbevölkerung. (Lebh. Beif.) Schnellste Durchführung der neuen Steuervorlagen sei erfor derlich. Es gebe Millionen Deutscher, die bereit wären, Opfer für den Staat zu bringen, wenn sie sähen, daß diese Opfer Sinn und Zweck haben. Der Redner verlangt nicht nur einen, sondern viele starke Männer in der Regierung. Man solle ihnen nicht nur die Stellen, sondern auch die Möglichkeit geben, ihre Ideen durchzufüh- ren. Zum Schlüsse versprach der Redner, daß die Demokraten die Politik der Regierung, welche Dr. Cuno und Dr. v. Rosenberg dar gelegt haben, mit aller Kraft unterstützen würden, -aß sie aber auch verlangen müßten, daß diese Politik mit aller Rücksichtslosigkeit zum Heile Les deutschen Vaterlandes Lurchgeführt würde. Abg. Böhm (Bayr. Dpt.) glaubt, -aß jeder gerecht Denkende die schwierige Lage der Regierung würdiaen werde, wenn auch die Rede des Kanzlers nicht alle befriedige. Der Redner bedauert, daß zwi schen Amerika und Europa eine Eisberglust herrsche und daß auch in England sich kein Verständnis für Deutschlands Lage zeige. Leider zeige sich auch noch kein Anfang zur Selbsthilfe. Deutschland sei Las Land ohne Währung. In allen Kämpfen müsse die Einheit gewahrt werden. Der Redner versichert als bayrischer Ab geordneter im Namen aller seiner Feunde, daß Bayern am Reichsge danken festhalten werd«. (Beif.) Abg. Frölich (Kom.) erklärt, daß Millionen deutscher Arbei ter auf dem Sprunge ständen, vom passiven Widerstand gegen die Cunoregierung zum Generalstreik überzugehen. Der Redner stellt die Veröffentlichung von Dokumenten in Aussicht, nach denen sich eine Reihe hochangesehener Firmen den Franzosen verpflichtet hätten. (Hört, hörtl) Inzwischen ist folgender Mißtrauensantrag der Kom munisten eingegangen: »Der Reichstag wolle beschließen: die Ausführungen des Reichskanzlers entsprechen nicht den Anschauungen des Reichstages. Der Regierung wird das Vertrauen entzogen." Abg. v. Gräfe (D. Dp.) erklärt, daß er angesichts Lieser Reso- lutionscrklärung seine Angriff« gegen die Regierung Luno vertag«. Der Redner ruft Ler Regierung zu: Kanzler, werde hart! Denn wir brauchen einen harten Kanzler. Au« Ler Red« des Reichs kanzlers klinge eine Umkehr heraus, aber auch «in entsagungsvolles Klagelied. Tief bedauerlich sei die Verurteilung verbrecherischer An- schläge, wie sich der Reichskanzler ausgeLrückt habe. Es sei wieder wie beim U-Bootkrieg. Die Halbheit führe zum Mißerfolg. Die Deutschvölkischen könnten niemals mit den Kommunisten zusam- m^gehen. Oer Redner protestiert dann gegen die Behandlung Roß bachs und anderer in Leipzig, die geradezu zum Himmel schreie. Er schäme sich, Laß ein« derartige Regierung eine nationale Firma trage. Er könne die Juden nur warnen, Len Bogen nfcht zu überspannen. Au» dem Surnvle heraus könke uns nur ein« Diktatur führen. Abg. Ledebour (bei keiner Partei) behauptet, v. Gräfe sei ein offener, der Reichskanzler aber ein verschleierter Nationalist. Nichts habe die Politik Poincares so sehr gefördert, wie die bis herige Haltung der offiziellen deutschen Negierung. Reichsernährungsminister Dr. Luther erklärt, daß die Schwie rigkeiten in der Lebensmittelversorgung auf dem Gebiete des Zah lungsmittel- und Kreditwesens lägen. Für die notwen dige Einfuhr besonders von Kartoffeln hätten die erforderlichen De visen gefehlt. Dieser Mißstand werde aber jetzt behoben werden. Die Einschränkung der Kredite dürfe nicht auf Kosten -er Lebensmittel versorgung geschehen. Durch die Schaffung wertbeständiger Anleihemöglicheiten werde auch der Lebensmittelankauf er leichtert werden. Ueber eine schnellere Versorgung der Städte werde noch heute zwischen den landwirtschaftlichen Organisationen und Kon sumgenossenschaften verhandelt. Heute müsse sich jeder einreihen in die Einheitsfront zur Bekämpfung der Not. Die erste Lesung der Steuervorlagen wird erledigt. Angenom men wird noch ein Gesetzentwurf, -er die Ausprägung von Ersatz- münzen nicht nur bis zum Nennwerte von 1609, sondern bis zu einer Million Mark zuläßt. Hierauf wird die Sitzung unterbrochen, damit die Fraktionen noch einmal zu den Steuergesetzen Stellung nehmen können. In -er neuen Sitzung gaben -ie Parteien von den Deutschnationalen bis zu den Demokraten einschließlich Erklärungen dahingehend ab, daß sie die Steuergesetze annehmen wollten. Die Sozial demokratie gab eine gleiche Erklärung ab, fügt« aber einig« belang lose Sätze als Verfolgung vor der Strafe hinzu. Die Kommunisten erklärten, sie würden dagegen stimmen, und suchten die Abstimmung durch Dauerreden zu verhindern. Um 9 Uhr abends wurden -ie Steuergesetze nach den Vorschlägen der Regierung gegen die Kom munisten angenommen. Der passive Widerstand. Man kann es nur dankbar begrüßen, daß gerade jetzt, da da« diplomatische Spiel zwischen Paris und London auf seinen Höhe punkt gelangt zu sein scheint, die deutsche Regierung sich zu einer energischen Erklärung in der für den Ausgang des Ruhrtampfes entscheidenden Frage -es passiven Widerstandes entschlossen und mit aller Deutlichkeit betont hat, daß Deutschland den passiven Wider stand nicht aufgeben könne, ohne positive Garantien sür die Räu mung des Ruhrgebietes durch die Franzosen zu haben. Die bisher in französisch-englischen Presseäußerungen übermittelten Garantien, die im wesentlichen auf die französische Zustimmung zur Bildung einer internationalen Sachverständigerckonferenz über Deutschlands Zahlungssiihigkeit herauskommen, können von niemandem, Ler die Lage einigermaßen übersieht, ernst genommen werden, denn -ie Zu stimmung der Franzosen zur Bildung eines derartigen Gremiums hat praktisch nicht die mindeste Bedeutung. Die Franzosen könnten die Entscheidung einer solchen Konferenz ohne Mühe sabotieren und inzwischen infolge des Abbaues des passiven Widerstandes die Be setzung produktiv gestalten, um dann bei den Verhandlungen allezeit alle entscheidenden Trümpfe auszufpielen. Es ist nicht gerade schmei- cheHaft für die deutsche Diplomatie, -aß man ihr die Erwägung eines derartigen Vorschlages im Ernst auch nur zumutet. Dagegen läßt sich über einen Abbau des passiven Widerstandes von deutscher Seite durchaus reden, da dieser passive Widerstand kein ethisches Prinzip und kein Selbstzweck, sondern lediglich ein taktisches Mittel, um die Räumung der Ruhr zu erreichen, darstellt. Einer Formel zum Abbau des passiven Widerstandes wird Deutschland zu stimmen können, wenn Liese Formel geeignet ist, zu einer allmählichen Entspannung der Lage im Ruhrgebiet beizutragen und zugleich Li« Umwandlung des Ruhrgebietes in ein „produktives Pfand" zu ver hindern. Eine Verständigung dürfte möglich sein etwa auf -er Grundlage, daß die Zurückziehung der Franzosen allmählich erfolgt, und daß die Ruhrbevölkeruya unter Billigung der Berliner Regie rung den passiven Widerstand, entsprechend dem Tempo der franzö sischen Räumung, abbaut. Man könnte etwa so beginnen, daß Frank- reich zunächst die Zivilverwaltung im Ruhrgebiet wieder zuläßt un» den ausgewiesenen Deutschen wieder die Rückkehr ins Ruhrgebiet ge stattet. Danach würde die deutsche Regierung wahrscheinlich in, der Lage sein, ihre auf diese Weise gegenstandslos gewordene Verord nung vom 11. 1. 1923 aufzuheben. Dies« Verhandlungen über die Räumung wären von entsprechenden Neparationsverhanülun« gen zu begleiten, wobei Deutschland, Schuldverschreibungen auf die deutschen Eisenbahnen an die Reparationskommission übergeben un- sonstige dingliche Garantien zur Verfügung stellen würde Di« Kich» l«nlief«runaen nach Frankreich wärm alsdann wieder aufzunehmen und e» «rscheint nicht ausgeschlossen, daß nach dieser letzten un- ent scheidenden Kraftprobe beider Parteien die Reparationsverhandlun- gen endlich yuf eine sachlich bcfricdigeroe Basis gestellt würden. - Man lieht, es gibr gerade auf diesem'heiklen Gebiet viel« Wege, di« Nach Rotn sühnu- und Deutschland wird, jeder Weg recht sein,
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