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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.08.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-10
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070810023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907081002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907081002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-10
- Monat1907-08
- Jahr1907
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Liese- Blatt wird deu Lesern von Dresden «d Umgebung am Tage vorher bereit» als Abend-Ausgabe verugrgebllhn zugestellt, während eS die Post-Abonnenten om Morgen w einer Gesamtausgabe erhalten. Anrelgen-caM. hrichte« »r«»de» vaxdtoEttrsttll«: Marienstt »/«. Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. INI»«» nur Mar »L^V.I Ubr . w»kUk »ca » EU^v .nllennacbrichtm « flLan«e>,«> aal drr 4» « Pt« ^ die rtp —k LerllctL so P», ^ aL stvalchie ^cUr von Dresdner tramikdern 7b Pia . von auswSrtia« I M tzn «n»Mkn> »ach und grierta««,: I tvaltiae Brundjetle so PIg . -ui PnvaricU« «o Pi« , Prk,i» der Inierate itnd im Moraen- unt Adenddlatte dieielben Au», wdrtiae Auitiäoe nur «eacu vor- aurdciablun«. — veleoblLUer loftm 1« Pienaire. Lrrnlvnchrr: Nr. U und TOS«. Heinrich Lräerr 2 kri-er 8trm»v 2. Lek« Vslrsodsasstrsuv. Heritv ui»el 1V»lK«i»iIe — Wure»vr»»iiiM av« Svivih/ien ^«»««rvrrlentNoliv I?r«1»r«»InLlernnsvr, In »II«n ^dtellun^en. V«ßxv ^«rtsetmnnjx «Je« «r. 320. Neueste Drahtberichte. Hundeausstellung, Ti Maring 1, Johanna AmbrosiuS "'Ai LVn«°S«rS'W^ LLuZ'^' > S«>,naben». 10. August 1807. Neueste Drahlmeldmmeii vom 9 A»g»st. Zum Mordprozeß Hau. Mannheim. (Priv.-Tel.) In dem Briefe von Ltndenaus an Olga Mvlitor findet sich folgender Satz: »Diejenige Liebe ist die größte, die den Menschen noch liebt, selbst wenn er ein Verbrechen begangen hat!" Lindenau sagte, er habe die Adressatton währeird des Prozesses kennen und lieben gelernt, und seine Liebe zu ihr sei so groß, daß er, der 64jährige Mann, der noch verheiratet sei, aber in Scheidung liege, ihr zu Liebe alle Hindernisse zu über winden bestrebt sein werde. Lindenau hat angegeben, der Brief, den er auf eine Heiratsannonce erhalten habe, und in dem «r zu einem Rendezvous nach der Kaiser Wilhelm straße in -er Nähe der Lindenslusseln eingcladen wurde, sei ungewöhnlich geistreich gehalten, und während des Prozesses gegen Hau will Lindenau den Eindruck gewonnen haben, daß die Schreibern» des Briefes Olga Molitor sei. Lindenau wiederholt immer wieder, daß er an einen un glücklichen Zufall glaube, und daß man um Gotteswillen nicht Olga Molitor verdächtigen solle, einen bewußten Mord begangen zu haben. Die von Lindenau gegen seine Inhaftnahme eingelegte Beschwerde ist vom Landgericht Karlsruhe als unbegründet abgelehnt und die Fortdauer der Untersuchungshaft wegen dringender Kollisivnsgefahr verfügt worden. Lohnbewegungen. Zabrze. Nach einer Mitteilung der Bcrgwerksdirek- tion ist gestern mittag nur aus dem Ost sei de gear beitet, di« Mitlagsschicht auf dom »Marienschachte" da gegen aufgelöst und auf das Ostseld verteilt worden. Im ^r«4en sind von 840 Mann 674 angcsahrcn, davon 566 unter Zabrze. Laut Mitteilung der Bergwerksdirektion sind gestern abend von 2155 Mann der Belegschaft 1769 an gefahren. Heute früh erschien die Belegschaft der Königsgrubc vollzählig zur Anfahrt, so daß nun mehr der S t r c i k b e e n d e t ist. Im ganzen wurden wegen dreimaligen uncntschuldigten Fehlens beim Schichtwechsel 521 Mann entlassen. Breslau. Die „Schics. Ztg." meldet aus Königshütte, daß auch aus der Gräsin-Laura-Grube und der Deutschland- Grube alle Mann angcsahrcn seien. Zur Lage in Marokko. London. Blättermeldungen aus Tanger zufolge er hielten die dortige» marokkanischen Beamten vom Gou verneur von Tctuan einen Brief, worin die Mitteilung ent halten ist, das M ac l e an n i cht m c h r d e r G e s a n g e n e Raisulis sei. da der Häuptling des Stammes der Elkmas auf sein Ersuchen die Erlaubnis erhalten habe, ihn in Ge- rvahrsam zu halten. Wenn die Nachricht von dieser ver änderten Sachlage sich bestätigen sollte, sv würde die Sicher heit, vielleicht sogar die Freilassung Maeicans gewährleistet sein. London. Wie der »Daily Telegraph" vom 8. d. M. aus Tanger meldet, marschiert der Scheris Mau el a > n an der Spitze von 8000 fanatischen Eingeborenen auf die Stadt Mogador. — Dem Tangerer Korrespondenten desselben Blattes zufolge hat Mais » li seine Bedingungen setzt sehr ermäßigt. Alles, was er f ü r Ma c l c a n s F r e i- lassung wirklich fordere, sei, daß ihm der britische Schutz gewährt werde, damit er in Zukunft mit seiner Fa milie ruhig und in Frieden leben könne. London. lPriv.-Tel.) Die „Tribüne" meldet aus Tanger, der Stamm der Anghera stehe jetzt nahe bei Tanger. Man höre den Lärm eines Feuergesechts. Mael Ainin, der Grvßscherif der Sahara, rücke mit 8000 Anhängern gegen Mogador vor. Er wolle die Christen ausrotten. Die Bevölkerung sei im Ausruhr gegen deu Paschah. London. Einer Meldung des Rcuterschen Bureaus aus Mogador vom 30. Juli zufolge ist Cap Iuby von den Stämmen Aitnyusa und Addjemal überfallen und angegriffen worden. Mehrere Soldaten der Garnison sind getötet, die übrigen gefangen genommen worden. Vorräte und Proviant wurden geplündert. Der Gouverneur entkam in einem kleinen Boote nach dem Inselfort Mnlaineen. Auch eine Karawane von Adono nach Cay Iuby ist über fallen und zur Rückkehr genötigt worden Wilhelms höhe. Heute morgen unternahm das Kaiser paar einen Ausritt. Der Kaiser konferierte später mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Tschirschky und dem Gesandten v. Jenisch. Königsberg, lieber das Unglück auf dem Pregel (vergl. Vermischtes!) wird des näheren gemeldet: Um ein zwischen Arnau und Friedrichstein vor einigen Tagen gesunkenes Ponton zu heben, war ein mit dem Vizeselöwebel Gudat und l6 Pionieren der Bataillone Nr. 1 und Nr. 18 bemanntes Ponton unterwegs. Aus der Fahrt hängte das Ponton an einen Dampfer an und schlug aus unaufgeklärter Ursache um. Sämtliche Insassen sielen in den Pregel. Der Bizefcldwebcl und acht Pioniere ertranken, di« anderen retteten sich. Zur Bergung der Leichen wurden Taucher requiriert. Königsberg. Ueber den gestrige« Unfall bei Arnau wird noch mitgeteilt, daß der Ponton, als der ihn schleppende Dampfer sich etwa 100 Meter hinter MooSbude befand und Volldampf gab, in stark« Strömung geriet, voll- geschlagen wurde und in wenigen Augenblicken nytergtng. Von den neun Ertrunkenen waren bis heute früh drei Leichen geborgen. F r a n k s u r t a. M. Wie die »Franks. Ztg." aus New- york meldet, ist der Dampfer „City vs Panama" zwischen Portland und San Francisco mit dem Dampfer „Alliance" zusam menge st osten. Der erstere sank mit Passagieren und Ladung. Der Zusammenstoß scheint durch Nebel her- beigcführt worden zu sein. Nach weiteren Meldungen sind sämtliche Passagiere gerettet. Pontresina. Am Pizzo Bianca sind zwei Kurgäste aus Sils Maria, der 60jährige Kina aus Turin und der 30jährtge Albert Weber aus Wieg, abgestürzt und als schrecklich verstümmelte Leichen auf dem Tschicrvaglctscher ausgesundcn worden. Sie hatten am Montag ohne Führer die Besteigung -es gefährlichen Berges versucht. Tie Leichen sind geborgen worden. Amsterdam. Eine Depesche der Zeitung „Tele- graaf" meldet aus Batavia, daß am 10. Juli in der Land- schast Mori aus der Insel Celebes eine Infanterie- Abteilung von der Bevölkerung niedrige metzelt wurde. Neuesten Nachrichten zufolge seien wiederum 45 Soldaten und Sträflinge nebst zwei Leutnants getötet worden. Petersburg. Das Rote Kreuz bewilligte 100 000 Rubel und leitete die Entsendung von Acrzten in das CH o l e r a g e b i c t in die Wege. Es werden acht neue Cholerasüllc und drei Todesfälle gemeldet. Gestern hielt das Aerzte-Komitce von Petersburg eine Beratung über die Bekämpfung der Cholera bei epidemischem Auftreten in Petersburg ab. Vorgestern abend starb nach wenigen Stunden Kranksein in Petersburg ein Choleraverdächtigrr. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 9 August. —* Am 7. August verschied in Reichenhall Herr Major z. D. Heinrich v. Naab. Die Beerdigung findet Sonntag, den 11. August, vormittags 11Vs Uhr, in Dresden-Neustadt von der Parentationshallc des St. Pauli-Friedhofes aus statt. —* Als Vermächtnis des verstorbenen Rechnungs rats Karl Bernhard Anger sind dem Vorstande des Ver eins gegen Armennot und Bettelei 1000 Mark zugestellt worden. — Die Aunenkirche lenkt jetzt auch die Aufmerksamkeit der Passanten des Postplatzes in erhöhtem Maße aus sich. Nach der teilivcisen Ausstellung der eisernen Dachstnhl- Konstruktivn ist die Eindeckung des hohen Mansavden- Taches in Angriff genommen worden. Sie beschränkt sich allerdings vorläufig nur aus die Arbeiten am Dach- saum und die Anbringung der in Kupfer ausgeführteu Regenrinnen. Immerhin macht das weithin leuchtende Not der Dachziegel, das von dem durch die Einflüsse L« Witterung und den Nuß geschwärzten Aeutzeren des Tur mes vorteilhaft absticht, einen freundlichen Eindruck auf den Beschauer. Verstärkt wird er noch durch eine Anzahl an den Längsseiten angebrgchter Dachsenster-Einbaute«. Der Char«kter des Ruinenhaften, den dos Gotteshaus längere Zeit auswies, ist dadurch zum Verschwinde» ge bracht worden. Zunächst erstreckt sich die Dachkonstvuktiou allerdings nur aus etwa zwei Drikteile des Gebäudes. Der Rest dürste durch die mit der Lieferung betraut« Firma Kelle u. Hildebrandt in nächster Woche zur Aufstellung ge langen. Die Ausmauerung -es Chorproberaumes wird bis. dahin zu Ende geführt sein. An Ser Südseite b«S Kirchengebäudes sind Las hohe Standgerüft und die dort in Tätigkeit gewesene, mit Dampf betrieben« Hebemaschine für Baumaterialien wieder beseitigt worden. Der ober« Teil ist gänzlich frcigelegt und läßt das rund 3 Meter hohe, den Abschluß bildende Sandstcinkreuz deutlich ifervortrete». Dieses hat das stattliche Gewicht von etwa 140 Zentner und wurde von dem bauleitcnden Architekten Herrn Schlei nitz entworfen. Es weicht in seiner Ausführung von dem Hergebrachten völlig ab und wird daher schon jetzt von den Passanten vielfach einer eingehende» Musterung unter zogen. Die Anfertigung war Herrn Hofbildhauer Schreiber übertragen worden. In allernächster Zeit soll mit den Putzarbeiten an der völlig neu aufgeführten, dem Turm gegenüberliegenden Gebäudeseite vorgegangen werden. Die Dacheindeckung auf diesem Teile wird ebenfalls ihre Fort setzung erfahren. Durch die Firma Otto Pietsch erfolgt gegenwärtig am Schlußstein des Torbogens die Herstellung eines bildnerischen Schmuckwerkes. Im Innern des Gotteshauses sind sämtliche Eisenbeton arbeiten au den Emporen- und Treppenanlagen im Laufe der vergangenen Woche ferliggestellt worden. Eine geraume Zeit werben die Stückarbeiten beim inneren Ausbau des Kirchengebäu- des in Anspruch nehmen. Die Beheizung des Bauwerkes, an dessen Herstellung die Firmen Karl Äöttger und Ernst Noack beteiligt find, soll durch eine Warmwasserheizung er folgen. In Anbetracht der kurzen Frist von 8 Monaten wirklicher Arbeitszeit lassen sich nach der im Spätherbst des Vorjahres erfolgten Grundsteinlegung, wie man ficht, jetzt schon recht beträchtliche Baufortschritte konstatieren. — Ein Spezialgesctz gegen Tierqnälcr verlangt die Pferdeschiitzvcre.nigung für ganz Deutschland in einer an den Bundesrat gerichteten Eingabe. Es werden darin Kunst und Wissenschaft. Musikkritiker Theodor Göring s. Der bekannte Musikkritiker Dr. Theodor Göring ist gestern nachmittag in München plötzlich an Herzschwäche gestorben. Mit Göring ist einer der besten Musikschriststcller der Gegen wart dahingeschiede». Er genoß das höchste Ansehen, namentlich in München, dessen Mnsikentwicklnng er etwa seit 1870 miterlebt und seit 1872, zunächst als gelegentlicher, dann als ständiger Korrespondent der „Augsburger Abend zeitung" mit beeinflußte. In den Kamps um Richard Wagner in seiner heftigsten Periode hat Göring nicht mehr eingegrifsen. Später nahm er eine vermittelnde Stellung zwischen der alte» und der neuen Kunstrichtung ein. s* Bon Johanna Ambrosius. Der »Voss. Ztg." wird geschrieben: Es ist wunderbar, zu sehen, wo unter Um ständen bedeutende Aciißcriingcn von Menschen, die sich Beachtung errungen haben, gedruckt hcrvortrcten. Vor zehn Jahren etwa sprach alle Welt von der ostpreußischen Dichterin Johanna Ambrosius, besonders nachdem Hcrman Grimm in der „Deutschen Rundschau" über sie und ihre Gedichte geschrieben hatte. Seitdem beschäftigt sich die Oesfentlichkcit nicht mehr allzuoft mit der tm Stillen und Verborgenen fortlebcnden Frau. Da plötzlich tauchen nun jenseits des großen Meeres, in San Francisco, bedeutsame Auszüge aus Briefen aus, die sie in letzter Zeit an «inen dortigen, ihr nahestehenden Professor gerichtet hat, ver öffentlicht in der Zeitschrift »Neu San Francisco" vom 13. Juli d. I. Sie schreibt II. a.: „Es mögen Jahre her sein, seit ich Ihnen nicht geschrieben, gedacht habe ich Ihrer und Ihrer lieben Familie immer in treuester Verehrung, besonders im vorigen Jahre, als die Zeitungen den grausigen Untergang der schönen Stadt Francisco brachten. Wie mich die Schilderungen erfaßten und quälten, kan« ich kaum beschreiben. Sv viele arme fühlende Menschen, so viele schöne Bauten, alles vcrnichtek. alles wie Staub «errieben. Ich begreife in meinem beschränkten Verstände nicht, wie eS möglich ist, wieder eine neue Stadt da auszu- öaütn. wo das Berderben jede Stunde lauert, «Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand", wie Theodor Fontane die Stürme in einem seiner schönen Gedichte sprechen läßt. Was können Menschen gegen solche Ge malten?" Und weiter in einem anderen Briefe: „Sie haben mich nicht vergessen, obgleich ich bereits zu den Vergessenen zähl«. Es ist meine Schuld ganz allein, denn ich wollte vergessen sein, und ich bereue es nicht. Wo ich stehe, da stehe ich, da kann mir niemand etwas fvrtnehmen, noch dazutu». Ich will allein stehen. Sie und viele meiner Freunde fragen, warum ich der Welt keine neuen Lieder gebe. Mein Leben ist anders geworden. Mein Denken und Fühlen nicht mehr so gequält, aber deshalb nicht mehr so nach Befreiung strebend. Dann leide ich unsägliche körperliche Schmerzen. Die inneren Organe sind alle er krankt, Herz, Lunge, Magen und Nieren. Ich leide oft, daß mir säst die Sinne vergehen. Um ein Biid, welches mein geistiges Auge saßt, meine Seele fühlt, zu gestalten, muß auch das Herz seinen Anteil geben und gerade dieses darf ich nicht erregen, nicht ohne Gefahr des Lebens. Früher, wenn ich etwas schuf, ging ich wie aus Flügeln zur Höhe, und das Herz jubelte und weinte mit: heute muß cs tot liege», es schlügt sehr schwach, und mein Arzt hat größte Vorsicht geboten. Und nur mit dem Verstand dichten ist mir immer ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Ich muß alles erleben an mir oder an andern, und die Phantasie verlangt eine ganze Seele." Noch Folgendes: „Tie Wiuter- nionatc verlebe ich bei meinen Kindern in Königsberg. Mein Sohn ist jetzt Lehrer an einer Mittelschule. Enkcl- chen habe ich drei. Die Kindlein machen mir viel Freude. Ich könnte ja nun sagen: Herr, nimm meine Seele, denn Du hast mir alles gegeben, was der Erde Glück ausmacht. Aber ich fühle mich noch nicht reis für die Ewigkeit und möchte so gerne besser und vollkommener werden, auch den süßen Enkelchen möchte ich gern leben. Doch wie Gott will. Wir sind alle nur Christi Gnade empfohlen. Ich sitze ganz allein und schreibe. Ringsum tiefe Stille, nur die Sonne spielt um das Bild meines hochverehrten Freundes, Pro fessor Herman Grimm, welches ich mit zartem Birkcnlaub besteckt habe. Mit Maten ist auch mein Haus geschmückt und blühende Kirschenzivciac prangen auf dem Tische. Ich scheide und grüße Sic und Ihre Lieben und alle, die meiner noch gedenken, tausendmal über Las große Dlccr hinaus. Möchten Gottes Gnadenhändc alle segnen." v* Aus Mignons Spuren. Im neuesten Goethe-Jahr buch veröffentlicht Ernst Pilch folgende Bemerkungen zu Goethes „Mignon", in denen er feinsinnig ans Quellen aufmerksam macht, die für die Figur der Mignon mit in Betracht kommen: Aus die Aehnlichkoit der Schilderung der Mignon in »Wilhelm Meister" und der Stelle in der „Italienischen Reise" 7. September 1786 ist schon mehrfach hingciviesen worden. Aber Goethe selber zwingt uns, hier bei nicht stehen zu bleiben. Er tut nämlich an zwei weite ren Stellen in der Italienischen Reise" seiner Mignon Erwähnung, und daraus folgt, daß die Figur Mignons schon der älteren, uns unbekannten Fassung des Romans, die Goethe nach Italic» initnahin, angehört und nicht etwa erst aus Anlaß jener Begegnung geschaffen worden ist. (Vgl St. >Agata, d. 24. Febr. 87 : „Mignon hatte wohl Recht, sich dahin zu sehnen." Und Bericht Okt. 87: „ . . . . ein lebhaftes Streben dahin, wie cs nur Mignon aus- drücken konnte.") Wir dürfen also annehnicn, daß Goethe der Harfnertochter einige Züge sür seine Mignon entlehnt l-at, was er bei der Umarbeitung des Romans leicht tun konnte, müssen aber den Ursprung des Mignon-Gedankens in eine frühere Zeit verweisen. Es liegt nun aus der Hand, daß die Art, wie Mignon in die Handlung verwebt wird, daß vor allem ihr Verhältnis zu Wilhelm nicht erst ein Produkt jener Umarbeitung ist. So werden wir aus eine Stelle in „Dichtung und Wahrheit" geführt, die uns schildert, wie Goethe als junger Mann zu einem Harfcn- spielerknabcn in ein ganz entsprechendes Verhältnis geriet. Sic steht crm Anfänge des zwölften Buckes: „In Mainz hat mir ein harsenspiclender Knabe so wohl gefallen, daß ich ihn, weil die Messe gerade vor der Tür mar, nach Frank furt cfnliid, ihm Wohnung zu geben und zu befördern ver sprach. In diesem Ereignis trat wieder einmal diejenige Eigenheit hervor, die mich in meinem Leben so viel ge- koktLt Lat. Laß ich «Lmlüch gcr» Sehe, weru» Lch tüsger»
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