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Dresdner Journal : 08.09.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-09-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185909088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-09
- Tag1859-09-08
- Monat1859-09
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 08.09.1859
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^sssor. llbrlicb - S 1>hlr. w Kxr. «» «»ftd») l-> '/.slMttrr 1 10 „ Itin l-o« u-ä io «o»e—- 1v ftt» I ««Mpoioo- Linooio« >iio>m»r»l 1 ti»r. 1 x-bl^s bi»»u. »»serstrspreist: kilr ö«o Hovn» «rill«, se*p«lt«uen Leil«: 1 tixr. blvt«e lt>» Lkil»: - rrschrtanl- Ht^Iied, mit Xo»o»I>m« llvr itvao- 0»<i k'«>!>rt<»E^, Nir ä,u s»Ix«>ut«l Donnerstag, den 8. September. p ^.'7 s" ' . ' !— 1 NresdnerIMriml. Verantwortlicher Redactmr: I. G Hartmann. 1859 riiseratrnamiah«r auswärts: l^tpitUi b«. Ls^xosrurr»», 6owwi,»iooitr äes Orssäuer äournal»; edeockxseldst: tt. Uv»xx» , iUtoo»^ Uniixiroix L Vool.»»; LorUo: Vso^lvssebo vuobb., Hxrixk-rr»'» Loreou; Lr«w»o- 8cul.orr»; kroolrkurt ». Kl. ^»asx'scbe Luebbsiiäluue; Nötu: Xvoi-r Nivrx»»; k»ri»: v. r,ü«ox»n.s ro» äes dons enkxu»); krox: k>. Luxuivu'i 8ucbb«lläluux. Herausgeber: Niiaixl. Lipeäition ä«s vresäuer äourusls, veesäou, älxri«il»tr»sss !ir. 7. 2l«Uichrr The». BekanutmMchmla. Dem Ministerium de- Innern ist im diplomatischen Wege der Todtenschein der am 26. Juni diese- J-ihre- zu Darmstadt verstorbenen Wittwe deS Maurer- Fried rich Ackermann aus Leipzig, 8arkL»r grborne Spring pfeil, zugegangen. Da Angehörige der Verl». Ackermann zu Leipzig nicht zu ermitteln gewesen sind, so wird Solche- mit he« Be merken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß di« sich legitilnirenden Jntereffenten den erwähnten Todtenschein in der Canzlri de» Minister» deS Innern in Empfang nehmen können. Dresden, am 2. Sptember 1858. Ministerium de- Innern. Grneral-Abtheilung. ' Kohlschütter. Lehmann, S. — Nichtauttllchrr TM. Uederstch». telegraphische Nachrichten Zeituuqtschau. (Oesterreichischer Volk-fteund. — Ost- Deutsche Post. — Presse. — Weser-Zeitung.. — kon- stitutionnel. — Paps. — Siöcle. — Jnd^pendance belge. — Journal des D«batS.) Lagetgrschichte. Wien: Tagesbericht. — Prag: Taren aufgehoben. Verwendung de? ContributionS- fond». — Triest: Unterstützung der Rheder.-Ber lin: Theilweise Fortdauer der Kriegsformation. G« mesndeordnungen. Jahresversammlungen. Falschmün zer. Schloßbrückengruppen. — München: Staats - schuldenstand. — Lindau: Großherzogin von Tos cana angekommen.—E mden: Antwort de-König- an eine Emdener Deputation. — Kassel: Gewerbl. Verordn. — AuS Mecklenburg: Fürsorge deS Großherzog» für Kholera-Erkrankte. — Gotha: Schwurgericht. Birh- stand. 1>r. Feller -s. — Paris: Tagesbericht. Kaiser zurückerwartet. — Turin: ToScanische Deputation nach Mailand eingeladen. Schleifung modeuefischer Befestigungen. Römische Truppen nach Pesaro. Neapolitanische Fremdenlegion. — Madrid: Erpe- ditio« gegen Marokko. — London: Sardinische An leihe erwartet. Maßregeln gegen Sclavenhandel. — Kopenhagen: Holsteinische Sache am Bunde. — St. Petersburg: Warschauer Eisenbahn. Ladoga- caual. Der Kaiser nach Moskau. Keine russische Note. — Konstantinopel: Tagesbericht. Drrtdner Nachrichten. Provivzialnachrichte«. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Au- dem Erzgebirge. Bautzen. Löbau. Schwarzen berg. Scheibenberg. Roßwein. Schneeberg.) Wissenschaft, Sonst und Literatur. Vermischte-. Statistik und V-lttmirthschaft. Börsennachrichte». Inserate. LageSkalender. Telegraphische Nachrichten. Pari«, Dftv-ta-, st.Veptmvher. (T. d. Jnd.) Der „Eonstitntimmrl" bestreitet »ft Nichtigkeit der Behauptungen einer Corresp-ndenz »er „J«»«p. Helge" über die Beziehungen zmischen Krankreich «vd England. (Vgl. unter Zeitung-schau.) Paris, Mittwoch, 7. September. Gestern find die Bevollmächtigten der sieben Mächte zasammea- getreten, um fich mit der voppelwahl deS Fürsten Susa in de» Donaufürstenthümer« zu beschäftige». Bern, Dienstag, S. September. Zwischen den fraazöfischea und sardinischen Bevollmächtigte» hat hent« t» Zürich eine ei»stü»dtge Eouferrnz wegen der Feststellung der Grenzen stattgrfundea. Daranf folgte eine kurze Brsvrech»«g zwischen de« Grafe« Eolloredo und de« Bar»» v. Bourgueuey. — Einem Telegramm der „Jn»ep." zufolge ist Ma»»el Nance», bisher spanischer Gesandter in Nio-Iaueiro, zv« Vertreter Spanien» bei der Eid- genvffeaschaft ernannt Bern, Mittwoch, 7. Sept Die erwartete wieder holte Zusammenkunft der Kaiser von Frankreich und von Oesterreich wird ans dem Schlosse Arenen- berg stattfiaden. Die Lokalitäten desselben find bereits für dm Empfang der Monarchen hergerich- tet und daher dem Pnblimm nicht «ehr zugänglich. Bologna, Dienstag, 6. September. Der An trag auf Ausschließung der päpstlichen Negierung für die Folgezeit ist von der Nationalversammlung einstimmig angenommen, auch derselben rin Antrag ans Anschluß an Piemont, von fünfzehn Mitglie dern untirzeichuet, vorgrlegt worden. Madrid, Dienstag, 6. September. ES ist ein Eoncordat mit de« päpstliche» Stuhle unterzeichnet wordm. Dasselbe bewilligt unbeschränkt« Amor- tifiritng der geiftlicheu Güter, zahlbar durch Ein- schreibungm auf eine unveräußerliche Amte. A»S Florenz, Montag, S. September, wird der „Jodest. beige" telegraphier Gestern Abmd haben in allen Städten ToScauaS groß« Illuminatio nen stattgefnndeu. In Florenz wurde „ter dm Beifallsrufen der Menge an »m Thoren des alten Paliche», de» Palastes Pltti und der Municipalität da» Wappen de» Hause» Savoym anaehettrt. Die provisorische Negierung hat eine die Worte Victor Emanuel » erläuternde Proklamation veröffentlicht. Da» Landvolk «liumt au de« Jubel der Städte Theil. Au» Palermo schreibt «an, daßSicilim voll kommen ruhig ist. Au» Korfu vom L8. August ist die Nachricht eingttrossm, daß da» jonische Parlament bi» zum 1V. Decrmber vertagt wordm ist. Dresden, 7. September. Der „Oesterreichische Volk-freund" erhebt sich auch „gegen eine Beschuldigung", welche das „Dresdner Journal" neulich gegen die Wiener Presse ausgesprochen habe in Bezug auf ihr Verhalten der neuen gothaischen Agitation gegenüber. Da- genannte Blatt will zwar „nickt in Abrede stellen, daß auch in Wiener Blättern dir revolutionären Bestrebungen unter der Maske Deutscher Vaterlandsliebe hier und da Fürsprecher gefun den", nichtsdestoweniger gehe das „Dresdner Journal" aber im Allgemeinen mit seiner Anklage gegen die Wie ner Presse zu weit. Wir nehmen von dieser Erklärung, was den „Oesterr. Bolksfreund" betrifft, lovalerweise hier Notiz, bemerken aber, daß wir Blätter namentlich angeführt Haden: Dir „Ost-Deutsche Post" und die „Presse". Die erstere zeigt jetzt allerdings eine verän derte Haltung, und es klingt doch im Sinne einer deutsck- österreichischen Politik, wenn sie heute z. B. schreibt: „Warum will man Oefterreick von Deutschland trennen? Man nimmt zunächst die Erfahrung des italienischen Kriege- zum Vorwande. Gehen wir kurz und klar da rauf rin. Oesterreich hat einen Krieg angenommen, wel cher nach dem Urthrile aller Verständigen nicht etwa blos durch sein unmittelbare- Object, sondern durch seine weit zielenden Tendenzen gegen die wichtigsten Interessen Deutschlands gerichtet war. Deutschland hat uns ohne Hilfe gelassen, wir haben den Krieg unglücklich geführt, ihn aber doch noch so glücklich geendet, daß wir unsre und dadurch Deutschland- Stellung so gut als möglich gesichert haben. Zum Lohne dafür will man uns als deutscher Nationalmacht den Laufpaß geben! Diejeni gen aber, welche dem Kampfe wie einem interessanten Schauspiele zugrsehen, sollen an die Spitze Deutschlands erhoben werden. Man behauptet, Oesterreich u. Deutsch land kennen zu müssen, weil es in alle Ewigkeit die geistige, politische, nationale Entwickelung der Deutscken hindern, fesseln, unterdrücken würde. Das ist dem jetzt gen Oesterreich gegenüber einfach eine Lüge, und es ver- räth Uebelwollcn und Unverstand, wenn man im Augen blicke, wo der Bau der Zukunst beginnen soll, den Mo der der Vergangenheit aufwühlt, um damit die Gegen wart und Zukunft zu vergiften. Hat nickt Preußen, haben nicht Bayern, Sachsen u. s. w. ihre Verfassungen und überhaupt alle Freiheiten, die sie sich eben selber erringen konnten? So wenig nun Oesterreich das Ent stehen dieser Freiheiten gehindert hat, so wenig wird es ihre weitere Entwickelung hindern; und wenn man dies in Deutschland so ängstlich fürchtet, so verräth man da durch nur geistige und politische Schwäche. So lange e- eine Weltgeschichte giebt, hat nie ein großes Volk den desperaten Gedanken gehabt, sich selber zu zerreißen. Es rechtfertigt den auf Deutschland lastenden Vorwurf po litischer Untüchtigkeit, wenn man Oesterreich Preisgeben will lediglich aus Furcht vor Schwierigkeiten, welche eine Organisirung Deutschlands mit Oesterreich bietet." — Die „Presse" hingegen beobachtet noch heute eine Haltung, die wir un- mit dem Interesse ihres Vaterlandes durch aus nicht zusammenreimrn können. So äußert sich dies Blatt neuerdings bei Besprechung einer vom Professor Beseler verfaßten Broschüre — die in der von diesem Po litiker sattsam bekannten Weise al- Abschlagzahlung auf ein künftige- regelrechte- Kleindeutschland, dem jetzt nock zu viele Antipathien entgegenständen, die militärischeFüh- rung und diplomatische Vertretung Deutschland- mit Aus schluß von Oesterreich durch Preußen verschlägt, — daß die Reformbcwegung immer mehr sich ausbreite, wäh rend man in Preußen in aller Stille rüste. „Nirgends in Deutschland — fährt die „Presse" fort — verhehlt man sich den Ernst dieser Angelegenheit. Sobald sie einmal officirlle Gestalt annimmt, wird sie ohne Zweifel die Einsprache der europäischen Cabinete Hervorrufen, und hierin ist die ahnungsvolle Stimmung begründet, welche seit Wiederherstellung des Friedens die Gemüther in Deutschland erfüllt. Viel wird davon abhängen, wie die deutsche Frage gestellt wird. Nach streng gothaischen Be griffen ist die Broschüre Brseler's bereit- ein verwerf licher Compromiß. Aber cS ist zu wünschen, daß auf dem Wege Beseler'S weiter gegangen werde, um schließ lich jene umfassende politische Formel zu finden, welche die deutsche Frage löst ohne Krampf im Innern, wenn auch nicht ohne Verwickelung nach außen." Hier also spricht ein Wiener Blatt offen den Wunsch auS, es möge eine Politik zur Geltung kommen, für deren Bekämpfung Oesterreich 1850 Alles daranzusetzen sich entschlossen zeigte. Wir verübeln keinem Blatte die Freiheit seiner Meinung, aber es mag auck der Freiheit des MeinungsauSdrucks gegenüber frei gestellt sein, seine Verwunderung über der gleichen MeinungSvcrirrungen auszudrücken. — Im Uebrigrn hat die Hinweisung deS „Dresdner Journals" auf die merkwürdige Haltung einiger Wiener Blätter, welche von dort her, wie man weiß, nicht unbeantwor tet geblieben ist, in den gothaer Blättern eine Art Freu denrausch darüber hervorgerufen, daß „also, wie man sähe, die mittelstaatlich« Politik auch in Wien keinen Beifall find«, und daß man dort lieber mit Preußen sich vefttändigen wolle über dir deutsche Sache, al- mit den Mittelstaatrn". Der „Hamb. Eorrrsp.", die „Hambur ger Nachrichten", die .Kölner Zeitung" und die „We ser Zeitung" find seit einigen Tagen in dieser Be ziehung sehr vergnüglich gestimmt und werfen im Per ein mit der Wiener „Presse" die „Weisheit" des „Dresd ner HofblatteS" von dem politischen Markte Deutschlands ins äußerste kimbrische Dunkel zurück. Die „Weser Zei tung" ist noch so herablassend, dem „Hofblatte" eine Ertravorlesung zu halten. Sie hält ihm klärlich vor, Oesterreich könne im Grunde ja gar nicht anders, als mit den Gothanern gegen die Mittelftaateu gehen. Die Sache sei einfach diese: Preußen habe sich der Bundes verfassung nicht unterworfen in einem kritischen Mo mente; Oesterreich werde cs auck nicht thun. Folglich müßten entweder — was nicht gehe — beide Großmächte zur Befolgung der VundeSvrrfassung gezwungen werden, oder die „LückederBundesgcsetzgcbungmüsse ausgefülltwerden", und dies letztere wünsche eben die „neue deutsche Partei". An Alledem kst uns nur der Vordersatz nicht einleuchtend, daß, weil Preußen sich nicht dem Bundesrechte füge, Oesterreich dies nn gegebenen Falle auch nickt thun würde. Wenn wirklich aber kein Theil sich einem Ver fassungsrechte fügen will, so oft es nicht mit seiner Mei nung übrreinstimmt: dann mögen die „Weser Zeitung" und alle Gelehrten der „neuen deutschen Partei" nur eine deutsche Verfassung ausdenkcn, bei der Einigkeit be stehen könnte, so lange es zwei deutsche Großmächte giebt und für die übrigen deutschen Staaten nur nock der geringste Schein der Freiheit und Selbstständigkeit erhal ten bleibt. Die Antwort des »Königs von Sardinien ge gen die Deputation aus Toscana bildet einen neuen Zwischenfall in der Angelegenheit der mittelitalieni sch en Staaten, der von der französischen Presse sehr eifrig besprochen wird. Die halbosficiellen Blätter zollen der Antwort des Königs großen Beisall und preisen seine hohe Weisheit. Auck der „Constitutionnel", dessen letzter Artikel umsonst so großes Aufsehen machte, sagt: „Der König von Sardinien erklärt aus loyale Weise, daß er sich nicht berechtigt glaube, den Wunsch der Be völkerung unbedingt zurückzuweisen oder ihn zu erfüllen. In Zukunft wird eine jede Veränderung des Territorial destandes in Italien seiner Wichtigkeit halber eine euro päische Frage sein. Piemont fürchtet nicht die Inter vention Europas, cs erläßt im Gcgentheil einen Aufruf an die Unparteilichkeit desselben. Dieser Aufruf wird nicht verloren gehen. Das liberale England verbirgt nicht mehr seine Sympathien für Italien. Rußland blieb sich unter seinem liberalen Fürsten immer getreu. Es bewies zu allen Aeitr-r, wie günstig es der Unab hängigkeit eines edeln und unglücklichen Landes war. Auch in Deutschland endlich ist man weit davon entfernt, sich der Vollendung der letzten großen Ereignisse entgc gen zu stemmen. Was Frankreich betrifft, so hat man es an der Arbeit gesehen. Es nahm inmitten der Gleich giltigkeit und der Feindseligkeit ohne Zaudern die Ver teidigung eines Volkes in die Hand, und es wird ihm seine Rathschläge nicht verweigern, nachdem es dasselbe mit seinem Blute unterstützt hat. Der König Victor Emanuel, der seinem edeln Verbündeten, dem Kaiser, aus freiem Willen seine Huldigung darbrachte, bezeugte ihm also zugleich sein Vertrauen und seinen Dank. An gesichts dieser hohen Svmpathien handelte er klug, in dem er von den Völkern Mittelitalicns verlangte, mit Ruhe und Geduld die Entscheidung des versammelten Europas abzuwarten. Er hat auf edle Weise gesprochen, indem er ihnen sagte, sie könnten sich der Gerechtigkeit eines solchen Tribunals überlassen." Das „Pays" wünscht dem König Glück, daß er kühnen Rathschlägen nicht nachgegeben habe, deren Befolgung die augenblick liche Auslösung der Züricher Eonferenz nach sich gezogen haben würde. Das „Siöcle" bemerkt in Betreff der Antwort Victor Emanuel s, dieselbe scheine ihm Allem, waS die vorliegenden Verhältnisse erheischen, zu genügen, und zwar sowohl der Klugheit wie der Gewandtheit und der vollkommenen Hingebung an die italienische Sacke. Die Antwort des Königs sei, was sie sein mußte, An nahme der Wünsche Toscanas, doch Unterordnung dieser Annahme unter die Zustimmung der Mächte. Aehnlich urthrilt das „Journal des Döbats", und setzt hinzu, ein europäischer Kongreß werde jetzt immer noth- wcndiger, und ganz Europa habe nunmehr die triftigsten Gründe, den Zusammentritt desselben zu verlangen. Ein Wiener Blatt, die „Ost-Deutsche Post", be- urtheilt die Antwort des Königs in einem, von diesen Aeußerungen der französischen Presse abweichenden Sinne. Es sagt: „Vom unparteiischen Standpunkte aus muß man die Antwort des Sardenkönigs so ziemlich gemäßigt finden. Victor Emanuel spricht unumwunden aus, daß von der Züricher Friedensconferenz die Einverleibung der Herzogthümcr in Piemont, also die Beseitigung deS cnt- gegenstehenden Artikels der Friedenspräliminarien nicht zu erwarten ist. Dadurch wird der Beweis gegeben, daß sowohl Napoleon III. als auch Victor Emanuel sich durch die Unterzeichnung der Acte von Villafranca gebunden fühlen. Der Friede zu Zürich könnte demnach definitiv abgeschlossen werden, wenn er auch nur nach Maßgabe der Präliminarien das Recht der verdrängten Souveräne wahrt, ohne zugleich die Durchsetzung dieses Rechts zu normiren. Für die Beseitigung dieses Rechtes und über haupt noch für andere italienische, soll heißen picmonte- siscke, Angelegenbeiten wünscht Victor Emanuel, wie längst bekannt, einen europäischen Kongreß. Er fühlt sick aber, was wohl zu bemerken ist, nicht ermächtigt, einen solchen schon in Aussicht zu stellen, im Gegentheil muß man aus seinen Worten, wenn sie anders genau telegraphirt sind, schließen, daß für den Augenblick noch geringe Hoff nung vorhanden sei, einen Kongreß zu Stande zu brin gen. In diesem Passus seiner Rede entschlüpfte dem König ein gefährliches Wort. Er sagte nämlich, daß er sich bei feister Unterstützung des „Wunsches der Ver sammlung von Florenz durch die Rechte" gestärkt fühlen werde, welche das Votum derselben ihm verleihe. Al- legitimer Monarch hätte Victor Emanuel es vermeiden sollen, hier von Rechten zu sprechen. Die Vorgänge in Savoyen, die Adressen, welche von dort an den Kaiser der Franzosen gerichtet wurden, hätten ihn warnen sollen." Die „Jndöpendance belge" enthielt letzthin eine sehr alarmirende Korrespondenz aus Paris, welche den Krieg Frankreichs gegen England als früher oder später unvermeidlich darstellte. Es hieß darin: Die Po litik deS Kaisers sei gegenwärtig auf England gerichtet. Mandürfr sich keinen Täuschungen hingeben: Napoleon!», wolle die Verträge von 1815 zerreißen und England von dem Range herabsteigcn lassen, den es vermöge dieser Verträge einnchme. Seit 1815 sei Frankreich beinahe allen Forderungen der Politik des Eabinets von St. James ln jenen Fragen gewichen, welche die Interessen Alt Eng lands betrafen. England habe sich bei allen Konferenzen und in allen diplomatischen Unterredungen, welche dem Pariser Kongresse folgten, mit dem Wiener Cabinete ver bunden, um die Absichten des Tuileriencabinets zu durch kreuzen. In der Fischcreifrage von Neufundland ver weigerte das britische auswärtige Amt, ebensowohl die alten Verträge in Vollzug zu setzen, als in den Abschluß eines neuen auf billiger» Grundlagen zu willigen. Die An gelcgcnhcit wegen des Durchstichs der Landenge von Suez, die Occupatio» von Pcrim, das Bombardement von Dschiddah und zwanzig andere Fragen von gleicher Wich tigkeit, ohne von den Reclamationen zu sprechen, welche auf das Attentat vom 14. Januar folgten, wurden ent weder abgewiesen oder zum Nachthcilc Frankreichs ge ordnet. Dieser Zustand moralischer Unterordnung sei es. welchen Napoleon behoben sehen wolle.... Nach einem Rück blick auf den orientalischen Krieg, heißt es in der Kor respondenz weiter: „Als es Napoleon lll. schien, daß die Prätensionen Englands nickt mehr mit den wirklichen Kräften desselben im Verhältnisse standen, schloß er, ohne mit seinem alten Alliirten offen zu brechen, den Frieden mit Rußland, und das Tuileriencabinet näherte sich von diesem Zeitpunkte an täglich mehr und mehr dem St. Petersburger Eabinet mit dem festen Entschlüsse, in Bälde die Grundlagen des europäischen Staatenrechtcs mit der wahren Kraft einer jeden Macht in größer» Einklang zu dringen. Auf diese Art verschaffte der Krimkricg Frank reich Gelegenheit, nicht nur seine militärische Macht ge genüber der englischen zur Geltung zu bringen, sondern er ermöglichte ihm auch, Rußland und England zu trennen, indem cs eine Kluft zwischen die Cabinete von St. James und St. Petersburg warf. Der italienische Krieg seiner seits gestattete der französischen Politik, England von sei nein ältesten Alliirten am Kontinent, von Oesterreich, zu trennen. Es giebt in ganz Europa nur eine einzige Allianz noch gegen Frankreich, und selbst diese ist von ganz neuem Datum: die englisch-preußische. Frankreich ist freilich weder mit Rußland noch mit Oesterreich alliirt; allein diese beiden Mächte haben Unbilden zu rächen und Interessen geltend zu machen, welche unter gewissen Um ständen sie mit Frankreich verbinden werden, wenn letz teres dieser Allianz bedürfen sollte. Den Kaiser gelüstet nicht nach der Eroberung des Vereinigten Königreichs, er träumt nicht einmal von jener famosen Landung, welche die guten Leute jenseits des Kanals in Angst versetzt; er will einzig und allein keine Suprematie über sich an erkennen, undwennEnglandindieGleichberechtigungwilligt, so wird es keinen Krieg mit England geben." Die Kor respondenz schließt mit der Versicherung, daß, so lange Palmerston am Ruder sei, die Kriegsgefahr nicht näher rücken werde, wenn aber die Tories wieder ans Ruder kämen, dann könnte es leicht Krieg geben. Besiegt würde England, wie alle einmal besiegte Secstaaten, sich nie wieder erholen; aber wenn auck Frankreich zur See unter liegen sollte, so würde es in 20 Jahren doch den See krieg gegen England wieder aufnehmcn können rc. — Gegen diese Korrespondenz der „Jndöp. belge" äußert sich nun das „Journal des D' bats": „Wir wollen, sagt es, dieser Korrespondenz keine übertriebene Wichtig keit beilegen; aber cs ist unmöglich zu verkennen, daß sie eine nur zu sehr verbreitete Meinung ausspricht. Sicherlich muß man die Zeitgeschichte nicht kennen oder sie merkwürdig gcringschätzen, um zu behaupten, Eng land stellö sich heute über das gemeine Recht und übe eine gewisse Obergewalt in Europa aus. Unsre Nachbarn sind heute nickt so stolz, und sie haben während des letzten Krieges hinreichend bewiesen, daß sie weit davon entfernt waren, emcn übermäßigen Einfluß auf die Angelegen heilen Europas in Anspruch zu nehmen; sie brauchen nicht durch solche Kriegsdrohungen, wie die jenes kor respondenlen, zu demüthigcrn Gedanken gebracht werden. Aber diese Drohungen sind an und für sich bemerkens - Werth. Sic beweisen abermals, wie sehr eine Regierung, die alle Kräfte eines großen Landes in Händen hat und die unbedingte Gebieterin über seine auswärtige Politik ist, Gefahr läuft, ihr Verhalten falsch ausgelcgt zu sehen." TagLsgcschichtk. Wien, 6. September. (W. Bl. > Mit allerhöchster Gc nehmigung ist mehrern politischen Flüchtlingen auf An suchen die straffreie Rückkehr in den österreichischen Kai serslaat bewilligt worden. — Baron v. Dach macht seine Abschiedsbesuche und wird am 10. d. M. die Reise nach Rom antreten. — Der Herr Statthalter Graf Mecsery ist am Sonnabend Abend von Prag hier cingctroffen, um an einigen Bcrathnngen im Ministerium des In nern Theil zu nehmen. — Der gewesene Handelsmini ster, Ritter v. Toggenburg, wird Ende dieser Woche die Amtswohnung im Ministerialgebäude verlassen und eine Privatwohnung beziehen. Die leer gewordenen Lo calitäten werden für das Polizeiministcrium eingerichtet. — Wie man vernimmt, sollen bereits in mehrern Kron ländern die Vertrauensmänner zur Bcrathung der Einführungsmodalitäten des Gcmeindegesetzes ernannt sein und steht die Veröffentlichung ihrer Namen in der „Wiener Zeitung" demnächst bevor. — Den Pariser Zeitungen „La Patrie", „Le Pays", „Le Messager de Paris", „Le Courrier de Paris", „Le Constitutionnel" ist der Postdebit im ganzen Umfange der österreichischen Staaten wieder gestattet. — Wie verlautet, werden nun
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