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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189308220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-22
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1893
- Autor
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Riesaer j Tageblatt Frmspttchstellr Nr. 20 und Anzeiger (Meblatl md Lyel-n). Amtsötatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. 194 Dienstag, 22. August 189S, Abends. 46. Jahrg D«s MirMrr Vaorblan erscheint jede« Lag Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Biene!jährlicher Bezugspreis bet Abholung m den Expeditionen tn Nieia und Stredla, den Ausgabestellen, «»wie »» Schal,ei der kaiterl. Bostanstalten I Mart LS Ps., durch die Träger frei ins Haus I Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus I Mark 05 Pf. Anzeigen-Annahme sür di« Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 8 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich tn Rieta. — Gefchättsneve: Kastantenftrahe so. — Für die Redactton verantwortlich: Herm. Schmidt tn Riesa. Bekanntmachung. Tas Königliche 11. Infanterie-Regiment Nr. 139 wird am 24. August, Abends von 7—9 Uhr -auf dem Artillerieschießplätze bei Zeithain Rachtschieste« abhalten. Es wird dies unter Hinweis auf die in Nr. 29 des Riesaer Amtsblattes Jahrgang 1891 abgedruckte amtshauptmaunschastliche Bekanntmachung vom 31. Januar 1891 — I) t 78 —, Sicherheitsbcstimmungen bezüglich der Absperrung des Schießplatzes Zeithain und ! des zu sichernden Geländes während der Schießübungen der Infanterie und Kavallerie betr., zur öffentlichen Kenntnis; gebracht und werden die Ortsbehörden der umliegenden Gemeinden veranlaßt, die Einwohnerschaft der letzteren in der vorgeschriebenen Weise auf gegenwärtige Bekanntmachung ausdrücklich hinzuweisen Königliche Amtshauptmannschast Großenhain, am 22. August 1893. I). 1260. v. Wilucki. Zr. Die Thüringer bei Bismarck. Am 20. August kamen in Kissingen, wie man von dort berichtet, an 1000 Thüringer mit den regelmäßigen Sonder- i Zügen, um den Fürsten Bismarck zu begrüßen. Um halb zwei Uhr füllte sich der Hofraum der Oberen Saline. Die Thüringer sangen ihr altes Volkslied. Als der Fürst er schien, wurde er stürmisch bewillkommnet, Damen überreichten Blumensträuße. Baurath Fritze aus Meinigen hielt eine kurze Ansprache. Der heutige Pilgerzug aus Thüringen solle zeigen, daß auch die Thüringer das Herz auf der richtigen Stelle haben. Sie seien gekommen, dem Fürsten der Deutschen in das treue deutsche Auge zu blicken und ihm ihre unerschütter liche Treue zu versichern. Fürst Bismarck erwiderte darauf nach der „T. N": .,Es freut mich, daß Sie mich begrüßen. Sie kommen zu diesem Tage großer historischer Erinnerungen, wo vor 23 Jahren Siege erfochten wurden, welche unsere heutige nationale Existenz gesichert haben. Es ist ein Rückblick auf schmerzliche Verluste, die unsere Befürchtungen weit überstiegen. Wenn wir trotzdem den für unsere Einheit bezahlten Preis nicht zu hoch finden, wenn Jeder sagt, daß wir das Erworbene der Opfer werth erachten, daß wir es halten und schützen wollen, dann ist die große Augustwoche des Gedenkens für alle Zeiten werth. (Bravo.) Wir wollen der Opfer des Krieges auch in Friedcnszeilen eingedenk bleiben. Allerdings ist das Gefühl der nationalen Einheit nichts Materielles, das wir essen, trinken oder in Geld umsetzen können. Trotzdem wird die Einheit hoch geschätzt, dafür zeugt die Stimmung des Volkes, dafür zeugen auch die Massenbesuche in Kissingen, welche doch der Ausdruck sind für das, was ich mit erstrebt und mit geschaffen habe. (Beifall.) In dieser Auffassung ist mir eine Begrüßung wie die Ihrige von hohem Werthe, nicht blos als eine Anerkennung der Vergangenheit, sondern auch der Zukunft. Die einzelnen Personen werden ja ver schwinden, aber das von ihnen Geschaffene hat die Bürgschaft der Dauer durch die Sympathien der Stämme durch das Gefühl der Zusammengehörigkeit. tBravo.) Wir haben unsere nationale Unabhängigkeit gesichert, indem wir unsere Kräfte zusammenfassen, die stärker sind, als bei jeder anderen Nation. Seit Ludwig IV. wurde durch dn Abtrennung des Elsaß ein Keil zwischen den Norden und Süden Deutschlands hinein geschoben, wir haben dieses Bollwerk wieder erobert, doch ohne Einheit können wir es nicht festhalten. Darum bleiben wir einig. (Bravo.) Durch unsere Einheit haben wir 22 Jahre den Frieden erhalten, was selbst der heiligen Allianz aller Fürsten und Staaten Europas nach dem Wiener Kongreß 1815 nicht möglich geworden ist. 1830 ward die Ruhe Europas durch die Juli-Revolution erschüttert. 1841 wurden wir von Frankreich durch Krieg bedroht. 1848 kam die Republik und das Kaiserreich. Seit 1871 aber haben wir doch so ziemlich Ruhe vor diesem Nachbar, den uns Gott gegeben, damit wir uns wachsam erhalten. (Heiterkeit.) Die Zeit ist vorbei, wo die Franzosen dachten, ein Feldzug gegen Deutsch, land sei so eine Art Vergnügungsreise nach Berlin. Man weiß in Frankreich, welche Macht in uns steckt. (Zustimmung.) Wir sollen nicht abbröckeln und nörgeln, um etwas Anderes an die Stelle des Geschaffenen zu setzen. Ich meine die ofsiciösen Stimmen, welche den Unitarismus (preußischen Einheitsstaat) wollen. Auch die National-Liberalen von 1848 machten sich einen solchen Einheitsplan nach der Schablone zurecht. Sie rechneten nicht mit den Empfindungen, Gewohnheiten und Gedanken des Volkes, nicht mit der Macht der Dynastien und schufen auf diese Weise die größten Feinde. Ich suchte bei der Schaffung der Einheit Alles zu erhalten, was irgend mit dieser verträglich war. Die großen Kundgebungen, die mir aus den Staaten außerhalb Preußen werden, find mir ein Beweis für die Richtigkeit meiner Politik. Zu jenen Preußen aber, die damit nicht zufrieden sind und alle Anderen einsacken wollen, sage ich: Ihr seid die Partikularisten, Ihr kennt das außcrpreußische Deutschland nicht! (Donnernder Beifall.) Darum macht cs mir Sorge in meinen alten Tagen, zu sehen, wie man die verfassungsmäßigen Grundlagen untergraben und eine Kaiserliche Ccmralmacht sckaffen will. Glauben Sie, daß es ein Fortschritt ist, wenn statt der acht Fürsten in Thüringen ein Kaiser!. Oberpräsident in Erfurt residirte? (Rufe: Nein. Großer Beifall.) Der Deutsche hängt an seinen Dynastien, und die Dynastien hängen auch an Deutsch land. Das hat einen positiven Werth, und das müssen wir pflegen. Die Vorwürfe, die man mir macht, sind aus der Luft gegriffen. Wenn ich die Regierung um der persönlichen Macht willen bekämpfen wollte, dann würde ich eine Rund reise durch Deutschland machen, überall Volksversammlungen veranstalten und, was ich gegen die Regierung auf dem Herzen habe, klein zerpflücken. Nachdem ich ein Menschen alter hindurch fähig war, die Staatsgeschäfte zu leiten, habe ich doch jetzt wohl das staatsbürgerliche Recht, meine Mei nung zu haben. Ich mache ans meinem Herzen keine Mördergrube und das Lügen habe ich auch als Diplomat nicht gelernt. (Langanhallcnder stürmischer Beifall.) Als ich vor drei Jahren hier oben im Saale zu einer größeren Studenten-Deputation sagte, die Hauptsache sei, die Reichs verfassung zu Pflegen, wurde ich von Bielen nicht verstanden. Heute fängt man bald überall zu verstehen an, was ich sagen wollte. (Zustimmung.) Sehen Sie nun, meine Herren, wie man den Posten des Reichskanzlers von dem des preußischen Ministerpräsidenten trennt, wie in Frankfurt bei der Conferenz der Finanzminister ein dem Reichskanzler unter- geordneter Bureaukrat, der Reichsschatzsekretär, den Vorsitz geführt hat. Das ist verfassungs- widrig. Der Reichskanzler und der Kaiser sind nach der Verfassung nur die ausführenden Organe der gesetzgebenden Faktoren, des Bundesrathes und Reichstages. Der Reichs kanzler soll nur als preußischer Ministerpräsident Einfluß im Bundesrath durch die 17 Stimmen Preußens üben. Geht man aber darauf aus, daß der Reichskanzler außerhalb dieses Postens eine tonangebende Macht und daß seine Staatssekretäre über den Ministern der Einzelstaaten stehen, dann verletzt man die Reichsverfassung und geht darauf aus, den Einheitsstaat zu begründen. Das halte ich für ge- fährlich und zu bekämpfen. Wir sollen in der Gleichmacherei und Unterdrückung nicht weiter gehen. Die Verfassung ist gut, sie war eine schwere Arbeit und hat genug Opfer gekostet. Daß man daran rüttelt, das macht mir Sorge. (Allgemeine Erregung und Beifall.) Jeder von Ihnen soll mit den gleichen Ge fühlen sich durchdringen. Es ist zwar natürlich, daß die neuen Leute Fehler machen, aber unsere Pflicht ist es auch, diese Fehler zu rügen, denn der alte Kurs hat doch eine vierzig jährige Erfahrung hinter sich. (Bravo.) Die Regierungen sollen ebenfalls über die Erhaltung der Reichsverfassung wachen, vor Allem aber sollen sich die Landtage mehr rühren. Ich bedauere, daß diese nicht kräftiger ihre Stimme erheben. (Prof. Schweninger giebl dem Fürsten durch ein Zeichen sein Bedenken kund, bei der großen Hitze weiter zu reden.) Der Fürst mahnt nochmal, daß Jeder seine staatsbürgerlichen Rechte wahrnehme und bringt Hn Hoch auf die Fürsten des Thüringer Landes. (Alles stimmt eii^) 'Nachdem noch Herr Oberbürgermeister Schüler von Meiningen gedankt und auf die Fürstin ein Hoch ausgebvvcht hatte, zog sich der Fürst unter stürmischen, begeisterten Zu- rufen allmählich in das Haus zurück. In gehobener Stimmung löste sich die Versammlung auf. Alles strömte zum Volksfeste des Kurvcreins. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Wie der „Voss. Ztg." aus London auf telegraphischem Wege gemeldet wird, ist nach einem Drahtbericht der „Daily News" aus Reinhardsbrunn der Zustand des Herzogs Ernst hoffnungslos. Unter dem Vor sitze des Herzogs von Edinburg wurde am Sonntag Morgen ein Ministerrath abgehalten, um zu erwägen, welche Maß regeln im Falle des Ablebens des Herzogs ergriffen werden sollen. Von ter Einsetzung einer Regentschaft wurde nach längerer Erörterung Abstand genommen. Nach dem Tode des Herzogs Ernst wird der Herzog von Edinburg auf die Thronfolge zu Gunst n seines Sohnes, des Prinzen Alfred, verzichten, aber bis zu dessen Volljährigkeit die Regierung leiten. Aus Posen wird gemeldet, daß nach einer Bekannt machung des Regierungspräsidenten die russische Grenze ab 21. gesperrt worden ist. Der Uebergang ist nur in Sirzalkowo, Pogorzelik, Skalmierzice und Pvdsamtsche ge stattet, und zwar nach einer ärztlichen Untersuchung. Russische Auswanderer und sonst verdächtige Personen werden an der Grenze zurückgchaltcn. Die Gendarmerie wurde verstärkt und außerdem werden Steuerbeamte zu diesem Dienst her- angezozen. F.r Schiffe und Flösse wurden in Pogorzelik, Schrimm und Posen Kontrolstarionen eingerichtet, ebenso für den Eisenbahnverkehr in Posen, Lissa und Bentschen. Weitere Kontrolstationen in Pvdsamtsche, Ostrowo und Wreschen sind in Aussicht genommen. — Nach der „Posener Zeitung" soll die Regierung telegraphisch ersucht werden, em Einfuhrverbot für gebrauchte Leibwäsche, alte Kleider und Lumpen unverzüglich zu erlassen. Die amtlichen „Lübeckischen Anzeigen" legen in einem „Sensationsdepeschen aus und über Lübeck" überschriebenen Artikel gegen die jüngsten Nachrichten mehrerer Blätter über den Rückgang der Schifffahrt infolge des Zollkrieges Ein spruch ein. Im Laufe der letzten Wochen seien 76 Seeschiffe angekommen, darunter 31 Dampfer und 45 Segler. Aus gegangen seien 61 Schiffe, darunter 29 Dampfer. Am Sonnabend, den 19. d. M., hätten sich 61 Seeschiffe im Hafen befunden. Hiernach sei die Schifffahrt normal. Die „Kölnische VolkSztg." will zu der geplanten Reichs steuer-Reform erfahren haben, Herr Miquel verlange, daß 40 Millionen über das vorliegende Bedürfniß geschafft wür den. Dies geschehe, weil eine starke Vermehrung der Marine beabsichtigt sei. Die Marine solle so stark gemacht werden, daß sie die Ostsee beherrschen und auf der Nordsee den Angriffskrieg gegen französische Schiffe ergreifen kann. Zwischen den „Revolutionären" und den „Fractionellen" kam es am Sonnabend Abend in Weißensee wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Anarchisten hielten eine Ver sammlung ab, um den Redacteur Landauer über den Züricher Congreß zu hören. Der kleine Saal war zum Erdrücken voll, die Mehrheit harten die Fractionellen. Der Scanda! begann, fals der Einberuser erklärte, daß eine Bureauwahl nicht stattfinde, da die Versammlung eine anarchistische sei. Die Fractionellen schrien in Einem fort: „Bureauwahl!' und zur „Geschäftsordnung!" drangen aber dennoch mit ihrem Verlangen nicht durch. Der Emberufer bemerkte ihnen, die Anarchisten seien nicht gekommen, um sich majorisiren zu lassen. Wer so vernagelt sei, daß er glaube, ohne Bureauwahl nicht fertig werden zu können, der möge ruhig nach Hause gehen. Die Fractionellen er widerten diesen Rath mit einem solchen Tumulte, daß die Versammlung auf fünf Minuten vertagt werden magte. Endlich kam Landauer doch zum Wort. Neues theilie er nicht mit. Seine Ausführungen wurden fortwährend durch Zwischenrufe und wüsten Lärm unterbrochen. „Lüge!' wurde ihm einmal dazwischen gerufen. Jawohl, erwiderte er, der ^Vorwärts" Hal gehörig gelogen. Eure verbohrten ' sozialdemokratischen Ahnen können die Wahrheit nicht mehr
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