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Dresdner neueste Nachrichten : 29.05.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-05-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193705290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-05
- Tag1937-05-29
- Monat1937-05
- Jahr1937
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 29.05.1937
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Sonnabelid/Gonntag, 29 /30. Mai 1937 IS. Jahrgang N.123 ÄKiieiaeKpreise: GrundpeeiS: die Ispaltlge wm-Zelle Im An« zelgenteil 14 Rpf., Stellengesuche und privat« Aamillenan»elg«n ü Npf., die IS wm breite cüw-Zeile im T ext t e il 1,10 NM. Nachlaß nach Molstaffel I ober Mengenstaffel v. Lrlefgebllhr für Ziffer» anzeigen Z0 Nps. oujschl. Porto. Zur Zell ist Anzeigenpreisliste Nr. S gültig. Maulchrist: VreSden-A.l. Postfach»Fernruf: orttvettehr Sammelnummer risvl.Fernverle-r 27981-27-83 * Lelegr.: AeuesteVresdea«Verliner Schrlfttritung: Serlin W.3Z, Vlkioriastr.la,- Fernruf: Kurfürst-361--Z66 pastscheil: Dresden rosa - Nichlverlangte Einsendungen ohne Rückporto werden weder »urückgesandt noch aufbewahrt. -2m Aaste HSHerer Gewalt oder Lelrtebsflörung haben unsre Dezieher keinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelts Dresdner Neueste Nachrichten MLSLÄ mit Handels« und Industrie «Zeitung 0aIbm°nat1.i,v(>RM. Postbezug mvnatl.2,00RM.e>nschI.4ZRpf.postgebühren > chirrzu ZS Rpf. Zustellungsgeb.) Nreuzbandsend.: Für dl« Woche 1,00 RM. Einzelnummer Dresden und auswärts 203lpf. Schristletlung. Verlag und SauplgeschäMeüe: Vre-dea-A^ Ferdinaildflraße 4 Rote Mget bombardieren KontroMffe Spanische Bolschewisten provozieren den Aichteinmischungsausschuß - Oie Antwort auf die Hetzrede des Kardinalerzbischofs von Chilago Deutsche Warnung an Valencia Grandi protestiert gegen die Angriffe auf die Reede von Palma de Mallorca Klarheit und Reinigung! Ein Blitzstrahl in eine Stlckatmosphäre — das ist die große NedevonDr. Goebbels gestern abend geworden. In der Dcntschlandhallc hat der ReichS- propagandaminister gesprochen, zu ganz Deutschland bot er gesprochen nnd im Namen von ganz Text sch land hat er ei» ossenes und klares Wort gesprochen zn den Sittlichkeitsprozcssen gegen katho lische Geistliche und Ordensbruder, die in den letzten Woche» die deutsche Oeffcntltchkeit beschäftigt haben, lto sind um diese SittlichkeitSprozefsc VerdunkelungS- versnchc unternommen morden, die sich bis zu Ver leumdungen gesteigert haben, aus die gestern abend Dr. Goebbels die richtige und nicht mißzuverstehende Antwort gegeben hat. Als die ersten Verbrecher im Priesterrock vor den schranken des Gerichts erschienen, da wartete die deutsche Ocsscntlichkeit ans eine klare Erklärung der K i rch c n st e l l e n zu den unglaublichen Vor gängen. Sic hat bis heute vergebens darauf ge wartet. Hatten schon die katholischen Kirchenbehörden, so bat sich jeder anständige Deutsche gesagt, ihre Aus- sichlSpslicht so vernachlässigt, daß der Staat einschreiten und dem Rechte Gentige tun muhte, so hatten sie jetzt zumindest die Pflicht, zum Rechte und zur Siihne der verbrechen zu stehen und auch ihrerseits dir Schul dige» zur Verantwortung zu ziehen. Dies aber ist nicht geschehen: vielmehr erhob sich ein heimliche- Ge wisper, es handle sich hier um „Sinzelfälle", und als diele Phrase angesichts der unzähligen schwebenden Verfahren doch zu diirstig erschien, wurde der Versuch gemacht, all diese Dinge als Bedriicknng der Kirche, Verfolgung der Religion und politische» Kampf hinzu stellen. Ter Versuch, Verbrecher zn Märtyrern zu stempeln. ES sind die Methoden, die man aus der Zeit des politischen KatholiziSmns kennt: ober die Jett siir diese Methoden ist vorbei, wie die Zeit des politischen Katholizismus vorüber ist. lls handelt sich hier nicht um Religion. Es han delt sich hier nicht um Politik. ES handelt sich ganz schlicht nnd einfach um die Bcstrafung von Ver brechen, von Verbreche«, die um so schlimmer sind, als sie Verbrechen an der deutschen Jugend geworden sind, der Zukunst der Nation. Der Sprecher der deutsch en Elternschaft, die in Sorge um das leibliche und seelische Heil ihrer Kinder bangen muhte, ist gestern abend Dr. Goebbels geworden, und als Sprecher des ganzen deutschen Volkes hat er die bcnchlerische Taktik entlarvt, von Verfolgung zu sprechen, wo eS nm Gerechtigkeit geht, sich zu Splittcr- richtcrli der Sittlichkeit in Deutschland ausznwcrsen, während man den Schmutz Im eigenen Hauü nicht sehen wollte. Vor deutschen Gerichten ist die Wahr heit enthüllt worden: aber die kirchlichen Obe ren, die vor diesen Gerichten Zeugnis ablegcn soll ten, wollten keine Wegweiser zur Wahrheit werden, und die stürmischen Pfuirufe gestern in der Deulsch- laiidhallc, als Dr. Goebbels von der Aussage eines Airchcnobercn sprach, der unter Eid objektiv die Un- Wahrheit aussagtc, hallen in ganz Deutschland wider. Tic Alien dieser Prozesse sprechen eine deutliche Lprache, die Beweise sind erdrückend, die Geständnisse klar: aber dennoch hat man es gewagt, von politischer Verfolgung zn sprechen. Deutsche Richter haben Recht gesprochen: aber dennoch hat man es gewagt, von. Un recht zu Iprcchcnl Tas ist, ganz klar gesagt, Heuchelei, und der Kar- dinalcrzbischof von Ehikago, M » ndelei n, hat keine Verteidigungsrede für unschuldig« Opfer ungerechter Justiz gehalten, seine.Hetzrede imStrassenton" war der Ansschrci der Wut darüber, dah der sorgsam verbor« gene Snmps anfgedeckt worden ist, dah die Verbrechen ans Tageslicht gekommen sind. « ES geht nm die Wahrheit, die Wahrheit, dah hier der deutsche Staat Verbrechen sühnt, dqss hier die Gerechtigkeit ihren Lans nimmt, dah hier Ver suche gemacht werden, dieser Gerechtigkeit in den Arm zu fallen. Es ist eine Lüge, dah hier Unschuldige ver urteilt mürben. ES ist die Wahrheit, dah die kirchlichen Behörden die Schuldigen nicht bestraft, sondern nur an andre Stellen verschickt haben, wo sie ihr Treiben sortsctzen konnten. ES ist eine Lüge, dah vor den Ge- richlsschranken ein Kampf gegen Religion und Kirche geführt werde. Es ist die Wahrheit, dah kirchenobere Männer, die sich schwere sittliche Verfehlungen znschul» den hatten kommen lassen, wieder in die Beichtstühle, in die Schnlsäle, in die Krankenhäuser schickten. Dies» Lügen sind entlarvt, diese Wahrheiten sind in aller Klarheit gestern von Dr. Goebbels ausgesprochen worden und das deutsche Volk weih ihm Dank dafür. Das Gespinst der Heuchelei, das sich um die Prozesse rankt«, ist zerrissen. Der eiserne Wille des nationalsozialistischen Deutschlands ist unmihverständ- lich bekundet worden, durch nichts den Gang der Ge- rechtigkktt hindern zu lassen und die Seuche dieses Voltsverderbs auSzueotten, um der Gesundheit der teuifchen Fügend,'der Gesundheit des deutschen VolkeS »illtn. 4,.L * London, 2V. Mai Die spanischen Roten haben den internatio» nalen NtchteinmischungSanSschutz nnd die von ihm geschaffene Flottenkontrollorganisation an den spanischen Allsten auf das schwerste provo ziert. Erst vor zwei Tagen griffen rot« Flieger di« internationalen Kontrollstreitkräfte aus der Reede von Palma de Mallorca an und warsen Bomben ab, von denen einige dicht neben dem deutschen Torpedoboot „Albatros" in die See fielen und Doot und Besatzung auf das schwerste gefährdeten. Seitdem haben die Roten ihr ver brecherisches Treiben fortgesetzt. Deutsche Kriegs- schiffe, dir auf hoher See den Kontrolldienst aus- llben, sind neuerdings mehrfach von bolsche wistischen Flugzeugen in Angriffsform an geflogen worden. «in wir frevelhaftes Spiel das ist, «rhellt daraus, daß «in Gchsffdr» erst einmal geworfene« Bombe fast schutzlos preisgegeben ist, und daher di« Abwehr schon gegen den anfliegenden Feind ansetzen mutz. Nur der Kaltblütigkeit der deut schen Kommandanten ist es zu verdanken, datz bisher die Geschütze geschwiegen haben, obwohl die Tatsache des Bombenabwurfes vor Palma bereits vorliegt. Die bolschewistischen Militär machthaber in Daleneia sind vom deutschen See» befehlShaber nunmehr eindeutig gewarnt worden. In der gestrigen Sitzung -cS Nichteinmischungs ausschusses brachte der Vertreter Italiens, Graf Grandi, diese Zwischenfälle zur Sprache und gab dem Ausschuss einen ausführlichen Bericht über die Luft- a n g r i f s e d e r R o t e n a u s P a l m a a m 2 4. u n d 2 6. Mai 1V87. Bei diesen Luftangriffen wurden sechs italienische Offiziere getötet nnd andre ver wundet. Der Vertreter Italiens teilt im einzelnen folgendes mit: „Am 24. Mai, 18 Uhr, bombardierte» fünf Flug zeuge des Martin«Vomber«Typs von den Streit« krästen Valencias Palma di Mallorca in der ein mütigen Absick,t, die ausserhalb des Hafens veranker ten italienischen Schisse anzugreisen. Fünf Bomben Londo «, 29. Mai Das Kabinett Neville Chamberlain, das in seiner Zusammensetzung jenem Baldwins ähnelt und eben« sallS als nationale Regierung bezeichnet werden kann, wird von der englischen Oessentlichkeit herzlich und von der Morgenpresse im allgemeinen mit Wärme begrübt. Unterstrichen werden di« bemerkenswerten Einzelheiten der Kabinettsumbildung. Für das Aus land ist es am wichtigsten, z« wissen, dass das Foreign Office z« den Aemtern gehört, in denen keine Ver änderung eintritt. Eden, dessen Ansehen durch den Ausgang deS abessinischen Konflikts etwas gelitten hat, geniesst das persönliche vertrauen Neville Chamberlains, desse» kürzlich verstorbener Stief bruder Austen in dem gegenwärtigen Anssenministkk dsn .F-rtsührxr seiner eigenen anssegpoltttschen Ideen gesehen hatte, vom britischen Standpunkt auS ist di« Ernennung Str John SimonS zum Schatzkanzler viel leicht am bemerkenswertesten. Mit dieser Betrauung steht Sir John an der zweithöchsten Stelle d«S Kabi nett-, und «S scheint also, dass Str John Simon keinen Ehrgeiz, einmal britischer Premierminister z« «erden, noch immer nicht ansgegeben ha«. Im Empire wird es besonder- interessiere«, dass auch Malcolm Maedonald, der Sohn des an-geschie dene« Lordprästdrnten des StaatSratS Ramsa» Mac- donald, in seinem Amt bleibt. Infolge der Umwand lung des Empire in «ine Art engere» «Slkerbnnd kommt dem Ministerin« für die Dominion- di« Bedeutung einer dem Foreign Office nur wenig nach« stehenden diplomatischen AmtSsteve zu. Etwas überrascht hat «S, dass in den drei Wehr« l ressorts Veränderung«» vorgeuomme» worden sind. wurden rund nm den Tanker.Nevona' abgeworsen und viele Splitter sielen aus das Deck. Fünf grobe Bomben sielen in der Nähe der zur königlich italienischen Flotte gehörenden Schisse ,Quarto' und .Mirabello' und des DampserS.Bar letta' nieder, die aus der Reede vor Palma verankert lagen. Biele Splitter flogen aus die Decks dieser drei Schisse. Ich halte eS bei dieser Gelegenheit sür zweckdienlich, di« Tatsache zu betonen, dass die oben erwähnte» Schisse ,Quarto', .Mirabello', .Nevona' und .Barletta' mit der Flottenüberwachung des KontrollplauS beschästigt sind und sich i« Palma be fände«, da dies ihr regelmässiger Bunkerplatz ist. Am Morgen deS 2«. Mai um 7 Uhr unternahmen süns Bomber einen neuen Lustangrisf gegen die selben Schisse, die aus der Reede von Palma vor Anker lagen. Eine grosse Zahl vom Bomben siel innerhalb eines Radius von sieben Meter um das Schiss .Quart»' nieder und viele Splitter sielen aus seine Decks. Sin« grosse Bombe tras die Lssiziersräume des Dampfers .Barletta' nnd mehrere Lssiziere der königlichen Flotte einschliesslich des Kommandanten des Schisses wurden verwundet und sechs von ihnen getötet." Wettere Einzelheiten, erklärte Graf Grandi, könnten die Ausschussmitglieder dem Augenzeugen bericht des Konunandauten des britischen Zerstörers entnehmen, der* sich zur Zeit in der Nähe befand. Der italienische Botschafter erklärte, diese Angriffe seien gegen den N i ch t e t n m i s ch» n g S a u S - s ch u ss srlbst, gegen s e t n e A u t o r i t ä t und sein Prestige gerichtet, um den tteber- wachungsplan, der nach so langen Beratungen endlich verwirklicht worden sei, zu diskriminieren. In einer Entschliessung sprach der Ausschuss sein tiefstes Be dauern über diese Vorkommnisse aus und nahm zur Kenntnis, dass der britische Vertreter in Valencia eine Mitteilung, derzusolge ein bestimmtes Gebiet bei Palma als Sicherheitsankcrplatz festgelegt werden soll, gefordert und erhalten hat. Wieweit diese Massnahme weiteren Uebergrifsen und Provokationen der Roten entgcgenstehcn wird, sei dahingestellt. Hatte man doch bis vor kurzem vermutet, dies würde mit Rücksicht aus die Empirekonserenz und die zur Erörterung stehenden Probleme der Reichsverteidi gung unterlassen werden. An Stelle Sir Samuel Hoares, in dessen Verletzung in das Innenministerium eine Beförderung zu erblicken tst, tritt im Marine ministerium Duss Cooper, der bisherige Kricgsmini- ster. Ins KriegSministerium wurde Hore-Beltsha, der im Berkehrsministerium energisch gegen den Tod aus der Strasse gtkämpst hat, berufen. Alles unter -er Flagge -er „Nichteinmischung" X Pariö, 29. Mat. sDurch Funkspruchj Di« Zeitung „viarseille Matin" berichtet über die Gründung einer im Dienst der spanischen Bolsche wisten stehenden Schissahrtsgesellschast „France Navi gation" mit dem Sitz in Paris nnd einem Kapital von einer Million Franken. Diese Gesellschaft habe in wenigen Tagen sechs französisch« Schisse ansgekanst, deren Wert lämal höher als da- Kapital der Gesell schaft zu veranlchlagen sei. Die „Action Franyaise" weiss zn berichten, dass die erwähnte Gesellschaft „France Navigation*' die Schisse umgrtaust habe, und dass noch weitere Auskäufe in den nächsten Tagen abgeschlossen wiirb»n. Die Gesellschaft werde bald Uber mehr als 2S Schiss« verfügen. Das Blatt keilt mit, dass der Dampfer „Edinburgh", der sich zur L-est, in Rouen befinde, vor der Ausreise nach Soivtetspantrn stehe. Er habe vorher in Le Havre noch 20« Kisten Munition, die bereits in den Hallen einer Gesellschaft lagerten, deren Nam« auf Wunsch genannt werde» könne, an Bord zu nehmen. Englands neue Regierung Telegramm unsres Korrespondenten Von Sonntag zu Sonntag Was im Ausland geschah - Ein Querschnitt durch die Weltpolitik der Woche Zu einem alten Schloss gehört das Schlossgcspenst. Der Geist irgendeines Ahnherrn oder einer Ahnsrau, die keine Ruhe finden kann im Grab. To ein Schloss gespenst hat unter Umständen sogar eine gewisse wert steigernde Bedeutung siir den Besitz eines solchen glück lichen Schlossherrn. Denn manche Leute halten cS sür besonders schön oder „chic", ein Schloss mit einem der artigen Gespenst zn haben. Ebenso wie daS „Un geheuer" von Loch Ness einen den Fremdenverkehr jenes weltverlorenen schottischen Fjords ausserordent lich befruchtenden Einfluss halte. Auch das Völkcr- bundSschloss am Genfer See besitzt, obwohl eS kein alter Bau, sondern ganz im Gegenteil ein Erzeugnis modernster Architektur ist, bereits ein solches Privat gespenst. Wenigstens wirkt cs wie eine Gespcnstcr- erschcinnng am hellcrlichten Tage ans der Prager Strasse, wenn wir plötzlich hören, anlässlich der Völker- bundstagung in dieser Woche sei auch das Büro der doch längst alt und höchst lebenssatt in die Grube ge fahrenen Abrüstungskonferenz mitten in dieser Zeit der allgemeinen Hochrüslung plötzlich er neut zusammengctretcn. Zu welchem Zweck, mag der liebe Himmel missen. Tenn selbst wenn cS zu einer an sich höchst wünschenswerten Rüstungsbeschränkung in der Welt kommen sollte — Mussolini hat dieser Tage im Gespräch mit einem amerikanischen Journa listen sehr bemerkenswerte Dinge über diesen Fall gc- änssert —, dann ganz sicherlich nicht in diesem Rahmen und an diesem Ort. Mit Gespenstern kann man nicht gut Politik treiben. Auch nicht mit dem Völkerbund. Tenn der ist als Ganzes auch weiter nichts als ein gespenstisches Neber- bleibscl ans einer untcrgegangenen politischen Epoche und trottet schwerfällig und schwermütig durch eine völlig veränderte politische Welt wie ein übrig gebliebener alter Dinosaurier durch die Eiszeit. Ter Völkerbundsrat hielt in dieser Woche seine l>7. Sitzung ab, kann also bald das IW. Jubiläum seines FlcisscS feiern. Ausserdem sand eine ausserordentliche Tagung des Bundes selbst statt, deren Zweck eS war, das unab hängig gewordene Aegypten in den Kreis der VölkerbundSmächte feierlich auszunchmen, was denn auch programmgemäss cinstimnLg geschehen ist. DaS war aber auch die einzige positive Leistung dieser VölkcrbundStagung, von der man sonst förmlich ängst lich alle auch nur einigermassen - wichtigen italienisch englischen politischen Fragen sernhiclt. Der schlafende Drache: Den unglückseligen NeguS hatte man durch einen „diskreten", von England und Frankreich ausgehenden Druck dazu veranlasst, aus die Entsendung einer Delegation zu verzichten. Man hätte mit ihr gar nichts ansangen, sondern nur den Konflikt mit Italien verschärfen können. Und das wollte man sowohl in Paris wie in London im Augenblick vermeiden. In Downingstrcet schien man sogar bereit zu sein, darüber hinauszugehcn und endgültig diesen Kaiser ohne Land von der Liste der im Völkerbund vertretenen Re gierungen zu stretchen. Aber bei einigen Dominions wurde aus grundsätzlichen Erwägungen heraus gegen eine solche Politik Protest erhoben. So vertagte man stillschweigend das kitzliche Problem auf die ordentliche Vollversammlung im September. Nach dem altbewährten Genfer Rezept der Genfer Meister köche brückt man sich also mit geschlossenen Augen an einem längst zur Lösung reisen Problem ängstlich vor- bei. sPst! Pst! Weckt den Drachen nicht!) Dem pol nischen Delegierten Komarnickl wurde diese Vogel- Strauss-Politik scheinbar zn dumm, und er sagte bei der Diskussion über die Prüfung der Vollmachten sehr deutlich, was er dachte, indem er erklärte: „Meine Re gierung betrachtet auf Grund der vorliegenden Tat- fachen die äthiopische Frage als gelöst." Dieses Be kenntnis zur Wahrheit und zu den Tatsachen wurde von den übrigen BölkerbundSmitgliedern als ein ge- Waltiger „kaux ims", als eine betrübliche Entgleisung auf dem Gebiet der diplomatischen Etikette empfunden. Die französische Presse bezeichnete die Bemerkungen des polnischen Delegierten mit ernstem Tadel als „xron tuviclsnt", als einen „groben Zwischenfall". Wir sind sehr gespannt, ob im September der grotze Genfer Vogel Straub seinen Kopf endlich doch au- bcm Sandhaufen herausztehen wird. Schließlich muh selbst er doch mit der Zeit einmal merken, dah Gefahren nicht dadurch überwunden werben, baß man sie einfach zu übersehen versucht. Aber das war eins der Kardinalllbel der europäischen Nachkriegs, diplomatiel Spanischer Zwischenfall in Genf Aengstltch hatte man sich in Paris und London aych bemüht, jede allzu enge Berührung zwischen dem Völkerbund und der Hauptfrage der europäischen
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