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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930909010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-09
- Monat1893-09
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Vezug-HSreiD Al B» H>>pt>il»tzlllii» «G« dm ß» i«trk md dm Vororte» ßA^tilm «hgeh» lt otm»ltl»rl«ch^,l«c »ei »weftialiger »glich« Zustell»,, ft» He«»^»^L Lurch ft» Hast b«v»«» ftft LeutschUm» »ad Oesterreich: vterussLftlich <^l -.—. Direct» »glich« Kumzbaudieudu»« ft» Ausland: moaotlich 7chiÖ. '»WLLL'KLML?' Rr-«rtion ««4 Erre-W-»:- z»d»»»e«g,ff« L Li» knxditio» ist Wocheulag» lUunterbrocheM »»fftet — früh 8 ft« ««ch-7 Vtz^ FUi-le»: Vtt» «ft»» » ,„»1». («lft«» ««,»» UatmrMftftrot, I. . , «"»«ich«. »ach«aft«stL Ich part. mW «chch»»ft» A. Morgen-Ausgabe. rip)Mr,T>lgcblaIt Anzeiger. LWN für Politik, Localgcschichte, Handels. undGeMtsmM A«zeige»Prei- tte -gespaltme Petttzeile stv Pfg^ Nrelame» «Nr LemVedacttoo ftulteuj bO^, vor dm Famili (6 gespalten) «O/ch. Großer« Schriften laut aaierr« Prrft» «ersrichlliß. Tabellarischer and gimeujatz »ach höherem Tarif. Erkrtt-Veilage» (gesalzt), »«« «Ü ft» Lrorgeu.AuSgaft. oha« PoslftsSrftruag 60.—, mit Postftsörftruug TV.—,. Zu«ah«schluß fir Zuzrigea: >b«ad-Alltgabe: Vormittag» lO llhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Eon», »ad Festtag» früh Uhk. V«i dm Filiale» »ad «aaahmeslrüm je «ft» halft Stanft früftr. N»»et»e» stad stet« -» dt» GMstttft» »» richte». Dftck »»d Verlag »o» S. V»l» ft Leip^g. Sonnabend dm 9. September 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung.! Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 10. Septembers Vormittags nur bis VsO Uhr geöffnet. LxpvÄlttou ä«8 I-elprixer Tageblattes. AmMche Bekanntmachungen. Lekannbnachung. Hierdurch werde» die von un» mit Zustimmung der Herren Staowerordoeten vom 12. Juli 18S3 beschlossenen, durch Decret de» Königlichen Ministerium» de» Innern vom 22. August 1803 be stätigten, ort-statutarischen Vauvorschriften für den von der Carl Tauchuih-, Pestalozzi» und Echwägrichenstraß« im südwestlichen Ve bauung-plane in oer Stadtflur Leipzig «ftgrschloflenea Baublock amtlich verkündet. Leipzig, ft» 2. September 1893. la. »639. Ler Rath »er Stadt Leitzi«. l>r. Georgt. Ast. De. Rrdlich. Ort-statutarische Vauvorschriften sür de» von der Carl Tauchnitz., Pestalozzi- und SchwSgrichen Straß« ft» südwestlichen Bebauungsplau« in ftr Stadtflur Leipzig rtugrschlosseneu Baublock. » I. E» dürfe» aus dem Block« uur Lin-Familienhäuser mit ftn für dir Bedürfnisse dieser Häuser nöthigea Hintergebäuden errichtet werfta. Dir Einfamilienhäuser dürfen aftr zu Gebäuftgruppeu bi» zu »0 m Froatläug« ftrrinigt werft». r. 2. Zwischen den einzelne» Gebäuden und ftzw. Gebäudegruppen muß ein seitlicher Abstand von mindesten» 10 w verbletftn. Es ist ftthalb vom Unternehmer «t» ParcellirungSpla» einzureichen, welcher ftr Genehmiguaa de» Roth«» »»terltegt >»»h oh», diese nicht abgeiuftrt w«rdea darf. ^ I«ft» «iazelne GebSuft dieser Gruppe» darf außer rkuer Hefte» tzaurmaun-wohaung nur rft« Wohnung enthalte». Dt» Hauptgebüuft solle» bi» zur Oberkante Le» Honptflmse» oder ftr Attica dächsten» 1k w Höh«, von dem festgesetzten Straßen- Niveau ab gerechnet, uud nicht mehr al» drei Geschosse erholten, auch darf die Gesammtbauflache dieser Hauptgebäude, aulschließlich etwaiger Terrassen uud ofseuer Berandenanbautea, »icht mehr al» ftu dritte» Thetl ft» ganze» vaublock» eftnehmr». ». b Gewerbliche Anlage» der im -. 16 ftr abgeänderte» »nd durch Bekanntmachung vom 1. Juli 1883 anderweit publicirte« Gewerbe ordnung sür da» deutsch« Reich, beziehentlich i» den hierzu bereit» erlassenen und noch etwa zu erlassenden Nachtragöbestimmungen ge nannter Art, sowie solch«, welche sonst durch Entwicklung von Rauch, Ruß aftr üble« Gerüche» «ine Belästigung für die benachbarte» Grundstücke herbeiführr«, dergleichen solche, deren Betrieb mit un- gewöhnlichem Geräusch verbunftn ist (A. 27 ftr Grwerbeordnung). und Damvslessclaalageu, außer solche» »u Heizung»- und Beleuch- tung-zwecken für da» fttrrffeaft Grundstück selbst, dürfe» »icht er- richtet werden. S. 6. Dem Rothe der Stadt Leipzig wird die Genehmigung der Fagaden ftr auf dem in der Ueftrschrtft oezeichuete» Baublock« zu errichtenden GebSuft Vorbehalten. Die eiazureichenft» Fagabeuzeichnougeu müsse» im Maßstaft von 1: SO angefertigt sei». S. 7. Tie Nebengebäude dürfe» zweigeschossig, bi» Oberkante Dachfirst, aber höchsten» 9 w hoch hergestellt werft». Et» ««»gebaute» Dach gilt sür ein Geschoß. Die Nebengebäude müssen mindesten» 10 m von ftr Straße», fluchtlftie abstehen und dürfen nicht innerhalb derjenigen Zwischen, räume errichtet werden, welch« zwischen den Gebäuftgruppea nach 8. 2 iunezuhalteu sind. Auch müssen Giebel and Rückmauern ft entsprechender Weise und nach vorher vom Rath« zu genehmigender Zeichnung ftcorirt und «nterhalteo werden. S. 8. Die »icht mit Gebällden besetzten Straßenseite» sind mit Ein. friedigungen zu versehen, die kein Hol» und in ftr Regel, von dem Sockel und dessen Gründung abgesehen, kein Mauerwerk enthalten dürfen. Dieser Sockel soll ft ftr Regel Och m, die ganze Einfriedigung nicht über 2,2Ü m hoch werden. Hinter ft» Gitter» oder Stacketrrieu dürfe» Beischläge nicht angebracht werft,. S- S. Beim Anschluß der Pestalozzistraß« a» dir Earl Tanchnitz-Straße ist ftr Baublock mit Sch m Radin» abzuruufta uud ist innerhalb dieser Abrundung rft Vorgarten vo» mindesten» 7 m Ties» zu belassen. Die beide» andere» Eckt» he» Banblockr» find «benfall» ab- »»runden. Leipzig, ft» 1. J»ui 1893. L«r »«ttz »er Stadt Leipzig Die Stadtverordnete«. 1^8. l>r. Georgt. I-.8. vr. Schill. Ass. vr. «chlich. Vorstehend« „Ort-statutarische Bauvorschriften" für ft» von der Earl Tanchnitz-, Pestalozzi- «nd Schwänchen-Straße im südwest- Uchea Bebauung-plane ft der Stadtflur Leftjig eiageschlosseuen Bau block für dt» Stadt Leipzig werft» audurch ftstätigt »ad hierüber gegenwärtige» Leere» auSaeferttgt. LreSvi»» am 22. August 1893. Wittifteri«« de» I»»er». I«. 8. Für ftn Minister: v. Eh»rp»»tt«r. Müackuer. Gesucht 1861 ft Wermädorf geborene Büsfetier welcher zur Fürsorge für sein« Familie wird ftr am 10. Juni Paul Richard H-tzfch, anzuhalteu ist. Leipzig, dru 7. September 1893. Ler Rath der Stadt keidzlg. Armenamt, Adth. U. ch. L IV. 12Ü1V./2823. Ludwig-Wolf. Dolge. Zur Lage. * Alle Berichte, die an» rem Reichslande kommen, be stätigen den herzlichen Charakter des Empfanges, der dem Kaiser und seinen fürstlichen Gästen bei der lothringischen Bevölkerung zu Theil geworden ist. Selbst die Bericht erstatter französischer Zeitungen können nicht umhin, ihren Blättern, der Wahrheit gemäß, von einem zu Gunsten Deutsch land» einzrlretcnen Umschwünge zu berichten. Der Kaiser konnte in einem am 5. d». bei der Festtafel sür die Civil- bebörden in Metz gehaltenen Trinkspruch die Worte brauchen: „Mit Genugthuung ersehe ich, daß Lothringen Bcrständniß sür dcS Reiche» Größe und sür seine Stellung im Reiche gewonnen hat." So erfreulich auch alle diese Nachrichten und Kundgebungen sind, so wird man sich dock hären wüsten, allzu sanguinische Beurtheilungen an sie zu knüpfen, r» möchten sonst unliebsame Enttäuschungen nicht auSdleiben. Altdeutsche, denen die Stimmung der reich-ländischen Be völkerung durch jahrelangen Aufenthalt im Lande genau bekannt geworden ist, warnen, wie der „Schwab. Merkur" niiltheilt, eindringlich vor übertriebenen Hoffnungen. Vor Allem wäre eS verkehrt, aus der augenblicklichen Festfreude zu kühne Rückschlüffe aus die Normalstimmung der Elsaß- Lothringer zu machen. Die große Mehrzahl der Gebildeten und Begüterten, die überwiegende Menge der Geistlichen steht mit ihren Sympathien — daran ist sestzuhaltcn — durchaus aus der Seite Frankreichs. Da» ist auch ganz natürlich. Alte Familienbandc, lanagevflegtr GeschäslSverhälinisse. Beziehungen aller Art lassen diese Leute, denen auch das Französische meist die Muttersprache ist. immer wieder sehnsüchtig über die Vo gesen und über dir Mvsel schauen, und wir müssen damit rechnen, daß die» noch längere Zeit so bleiben wird. Wa» sind zwei Jahrzehnte im Laufe der Geschichte! Mindestens noch 5 weitere Dccennicn wird unsere deutsche Vcrwalluns mit Umsicht und Treue, ohne Harte und ohne Schwache in den NeichSlanden wirken wüsten, ehe von einer eigentlichen Germanisirung der neugewonnenen Provinzen wird gesprochen werden können. Immerhin dürfen wir uns des Fortschritts, der sich jetzt bei dem Empfang de» Kaiser» wieder gezeigt bar, auf richtig freuen. Diese neueste Erfahrung ist eine willkommene Bestätigung de» Eindrucks, den man von den vor zwei Monaten stattgehabten ReichStagSwahlen erhalten bat: c» aeht vorwärts mit der Annäherung der elsaß-lothringischen Bevölkerung an da» große Deutsche Reich, wenn auch mil langsamen Schritten. Wie gesagt, erkennen dir» auch die Franzosen an, aber nicht mit jener Resignation, au» der eine friedlichere Stim mung sich entwickeln könnte, sondern mit jenem Groll, der den Frieren stören möchte, so lange im RrichSlande der be gonnene Umschwung sich noch nicht völlig vollzogen bat. So schreibt ein Berichterstatter de» „GauloiS", der das mili- tairische Schauspiel in der Umgebung von Metz mit einem Ritterbilde deS Mittelalter- vergleicht: „Aber nein, e» ist Wirklichkeit, lebende, faßbare Wirklichkeit, die nn« ergreift und — un- bedroht. Nickt als ob die militairische Welt Deutschland», dieser Kaiser in voller Jugendfrische, in vollem Glauben an übernatürliche Einflüsse, bedrohlich oder herausfordernd seien. Sir fühlen sich stark, und da- zeigen sie. Aber zugleich zeigen sie sich rubia und sicher in ihrer Kraft, und wenn ich z. B. über die Lfsiciere zu urtheilen hätte, so mühte ich hervorheben, daß edle Manieren ( vollendete Höflichkeit und die Regeln gegen seitiger Etikette in ihren Reihen herrschen. Und der Kaiser legte unter den Eindrücken, die von allen Seilen aufstiege», eine Anmuth und Liebenswürdigkeit in seinen militairischen Gruß, wie man sie selten findet; es war ein eigen artiger Gegensatz, der fast väterlich wollwollende GesicktSauS- druck de» Kaiser» und die großartige kriegerische Staffage, die ihn umgab und deren Mittelpunkt er war. Diese Wirk lichkeit bedroht un- vielmehr, fall» wir sie nicht zu erfassen verstehen, deshalb, weil sie eine höhere Macht darstelll, nämlich die vollständige Verschmelzung de» Heere» mit dem Volke und die vollständige Verschmelzung diese- Volke- in Waffen mit seinem angestammten Haupte. Einige Hellseher wollen den Scklrier der Zukunft lüften und eine Revolution in Deutschland Vorhersagen, wogegen die französische Revo lution r»n Kinderspiel gewesen. Mögen sich die Parteigänger Bebel'» und Liebknecht » an dieser Prophezeiung erbauen; wenn ich nach dem Schauspiel urtheile, das ich hier sehe, so Werden bi» dahin sic und einige französische Generationen noch Zeit haben, im Frieden de» Grabe» zu schlafen." Da- Bewußtsein, daß dieser gewaltige Eindruck unwillkürlich deprimirend auf da» französische Volk wirken könnte, spiegelt sich in dem größten Theile der französischen Presse wieder und veranlaßt diese, den .bedrohlichen" Charakter der Vor gänge bei Metz zu betonen. In nervöser Aufregung klammern Mit diesem und von VeuLtenverg, - alS Skowelew, dessen Gemahlin, der Sckwrster deS Grnera ^it verweilte Großfürst AlepiS ^üenwart z russischen Land- Rücksicht darauf, daß letzterer Manövern theilgenommeu habe, bemerkt uuu * ,x, Befugnisse al- oberster ^bcs der F vermeiden, um die Mühseligkeiten der La-'tm-nvv A,"nft Ruß- aber Ler Bruder de« Kaiser» weiß, daß ^ abspielen lanb- sich mehr ,u L-nd- w.rd, und er leg, Gewicht darauf, übe ) ^ ^ Der Gewährsmann de« .Figaro' fürst AlenS einer der größten Freunde de» G-ncral-^koft e gewesen sei und daß er diese Freundschaft aus st ^ ' .die reizende Frau de» Herzogs von Leuchtenberg . übertragen habe. Dann fährt da» Blatt fort: . ^ . „Diese war die vertraute, die ^P^^ Fr-unftn ^e General» Skobelew. Sie kannte und the.lt« politischen Bestrebungen. Fra,izofin von Herzen, FranMn der Abstammung nach.Franzöfin durch >b" Sanze Geschmack richtung. gicbt -S in Rußland ke.ne glühender Palr'v„n. keine der französisch-russischen Allianz ^mehr er gebene Seele als die Herzogin von Leuchtenberg. In dem sehr eingehenden Berichte wird dann noch erzählt, wie der Großfürst Alexis au» den bei der Tafel vor tbm befindlichen Blumen blaue Kornblumen, weiße Roseu und eine rotbe Rose zusammengewundeu habe um diesen an d>e französische Tricolore erinnernden Strauß der Gräfin Beau- Harnais, der Tochter erster Ehe de- Herzog» von Leuchten- brrg. zu überreichen, die sich demnächst mit dem f.ungen Fürsten Kolschubey vermählen wird. Höchst wahrscheinlich, ja zweisello» »st kaum die Halste von dem wahr, wa- der .Figaro" hier zum Tröste und zur A rsstachelung seiner Landsleute erzählt, aber ebenso zweifellos es. daß selbst in der nächsten Umgebung de» Z-tt-en sich Einflüsse gktlend machen, die auf einen engeren Anschluß an Frankreich und eine aggresive Politik dränaen. Welchen Ton die russische Presse anfchlägt und wie sie gerade die An Wesenheit des Kronprinzen von Italien bei den reichSIan dischen Manövern auSbeuttt, um den Zaren den französischen Wünschen geneigt zu mache», ist bekannt. Nun ist allerding» an der Ansicht fest zu halten, daß der Zar persönlich wenigsten« keine Ueberstürzung liebt und einer noch engeren Verbrüderung mit Frankreich schon deshalb abgeneigt ist, weil er von bcn französischen Heißspornen sich nicht Unternehmen hineintreibcii lassen will, die im besten Falle in erster Linie seinem Verbündeten zum Vortheil gereichen würden. Aber auch die Macht und der Wille de« Zaren haben ihre Grenzen in der Stimmung seine« Volke«. Da« bat Kaiser Alexander U. vor dem letzten russisch-tttrkischen Kriege erfahren Die Tage von Toulon könnten daher leicht sehr kritische werden, zumal da in letzter Zeit wiederholt Stimmen laut geworden sind, die eine Annäherung Oefler reich» an Rußland wahrgenommcn haben wollen. So ist e« ausgefallen- daß Kaiser Franz Josef bei den deutschen Kaisermanövern nicht durch eine» seiner Erzbrrzöge vertreten ist und nicht hierdurch im Vereine mit Italien da- feste Zu sammenhalten deS Dreibundes aufs Neue darlegt. Hier und da wollte man in dem Verhalten Oesterreich« sogar eine gewisse Zweideutigkeit, ja eine Eonnivenz gegen Frankreich und Rußland erblicken. Dem gegenüber muß darauf hingewiesen werden, daß die großen Manöver Oesterreichs, denen Kaiser Franz Jose selbst beiwohnt, sich in Galizien, nahe der russischen Grenze also ebenfall» in jenen, Terrain abspielen, welches bei einem kommenden großen Kriege zunächst als Operationsfeld Betracht kommt, daß somit das Boraeben Deutschland- und Oesterreichs ein gleichartiges ist. Außerdem wird den be kannten Worten, welche der Kaiser zu JaroSlau sprach, unterrichteten Kreisen Wiens eine Bedeutung brigelegt, welche sie weit über den Rahmen der inneren Politik hinauStragcn. Man schreibt den .Münchener Neuesten Nachr." hierüber von dort: .E« wäre verfehlt, da« den Polen auS kaiserlichem Munde so reichlich gespendete Lob lediglich auf die innere Politik beziehen zu wollen. Die Worte de» Kaiser, waren auch nach Rußland gesprochen, wo ein Theil der Polen in Banden schmachtet, die denen der Knechtschaft beinah« gleichkommcn. Thatsächlich hat auch die Persönlich, keit de» Kaisers Franz Josef viel dazu beigetragen, den österreichischen Theil der polnischen Nation mit dem Theilung-acte zu versöhnen. Die kaiserliche Ansprache soll wohl aber auch die Polen daran erinnern, daß ihr im Vcr- gleich zu ihren Brüdern jenseits der Grenze so beneiden»- werthe» Loo» ihrerseits eine Anerkennung der Pflichte» der beati possickoutss fordert. Vorige» Jahr mußten die Polen ihre DecenlralisationSgelüste betreff» der Eisenbahnen fallen 'st die» auch ganz in der Ordnung, und sollten demnächst wieder im Lande ähnliche Wünsche laut werden - . . . _ . w werden sich die Polen wieder bescheiden müssen Es wird sich dabei dir Pariser Blätter an den russischen Rückhalt ihnen die« jetzt nach der kaiserlichen Ansprache wohl nickt und au die Hoffnung, daß die Touloner Kanonenschläge bei schwer fallen." Bekanntmachung. Li« letzt, dteSjLbrig Smittta«. 14. Sei ft der Gemkiaftftailei g Wir bitte,, bei Abholung ftr Karten dt» ht»tzert»e« Karte» uud dt« dte»jadri>e» Se»rl»»ette»era»ttt«»ie» «ttjubringen Leipata. 8. September 1893. Der versta,» »er IsraHttiü^r» R«>t»i«»»»e»et»»r dem Besuch der russischen Flott« da» schon hier und da zu offener Begeisterung anschwellende achtungsvolle Gemurmel, da« der deutsche Kaiser den Franzosen abnölbigt, überlöncn werden. Wir dürfen un» de-halb darauf gesaßt machen, daß die Wirkung der lothringischen Kaiserseste Aulaß geben wird, den Jubel der Verbrüderungskundgebungen in Toulon und I Pari« bi» an die äußerste Grenze de» zur Bewahrung de» Frieden» Möglichen zu steigern. Welche Mittel zur Steigerung diese» Jubel» und der Lhrtge Ausgabe von Etz»a««»e»karte»» findet I Hoffnung auf eine Revanche durch Rußland in Anwendung EHtte«»er, vOr»tttag« »^1* Uhr I gebracht werden, ergiebt sich au» einem Artikel de» .Figaro", dir Ueberschrift .Der Großfürst «l.xi» in »reu,. nach" trägt. In diesem Artikel wird hervorgehoben, daß Großfürst Alexi», der oberste Chef der russischen Flotte und ! de» Marinerrffort», gegenwärtig von den großen Manövern ! auSruhe, au vraen er zugleich mit seinem Vetter, dem He »zog Diese Bedeutung der österreichischen Manöver und der von Kaiser Franz Josef in JaroSlau gesprochenen Worte ^ ?ur Kenntnis de» Zaren gebracht werden und ledenfall« dazu dienen, wenigsten« dem russischen Uebrrschwanae de, den bevorstehenden Verbrüderung-festen in Frankreich einen Dämpfer auszusetzrn. Genügt da- noch nicht, so steh? Z'g." andeutet, «och eine .anderweite Kundgebung m Aussicht, dir den Jubelnden .wieder vor b" mternationalen Machtvertheiftng vorhanden ist, den Gelüsten de» sran- zojisch.rusjitchen Bunde» die Waage zu halten" ernstliche Verwickelung hinau-rückt. baden w.r sie,» befürchten Die nene deutsch. Hee."*reforll> stärkt und verengt von Jahr zu Jahr unsere nnlitairische Kraft; immer enger gliedert sich da« Reich-land wie der graßartrge Verlauf der «aisermaoöver beweist, au da» Reich und immer mehr wird jener bittere, nach Revanche dürstende Groll unserer westlichen Nachbarn in jene Resig- natwo sich verwaudel», zu der sie heute uoch »icht fähig sind. Deutsches Reich« N Verltn, 8. September. Einige Blätter machen sich da billige Vergnügen, darauf hinzuweisen, daß rin Theil der Gewerbeordnung-Novelle vom 1. Juni 1891 noch immer nicht zur Ausführung gelangt ist. E« handelt sich dabei um die Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk. Die Thatsache ist nicht zu bestreiten. Die letzte Gewerbr- ordnungSnovelle ist in ihren einzelnen Theileu zu verschiedenen Zeilen zur Einführung gelangt. Die neuen Bestimmungen über den gewerblichen Fortbildung-Unterricht traten am 1. October 1891 und der übrige Theil bi« aus die Vorschriften über die Sonntag-ruhe am 1. April l892 iu Kraft. Für die Sonutag»- rube ist im Gesetz die Einführung durch kaiserlich« Verord nung vorgesehen und durch eine solche ist dann auch die Sonntagsruhe für da» HandelSgewerbr am 1. Juli 1892 eingeführt worden. Die kaiserliche Verordnung sür die Sonntag»- rubc in Industrie und Handwerk steht noch au». Wenn darüber Beschwerde geführt wird, so darf zunächst darauf hiugewiese« werden, daß dis zum 1. Juli 1892 und darüber hinau« die Aut» übrungSardeiten für den einen Theil der Sonntagsruhe di, Behörden in Anspruch genommeu haben. Au den Au»- ührungsbestimmungen über deu anderen Theil wird nun mehr etwa eio Jahr hindurch gearbeitet. Boo welchem imfange diese Arbeit gewesen ist, hat Wohl die Ver öffentlichung der in Aussicht genommenen Vorschriften ür einen einzigen Gewerberweig deutlich gezeigt. Sodann ,aben aber auch die Erfahrungen, welche mit' der Sonntagsruhe im HandelSgewerbr gemacht sind, die größte Vorsicht angezeigt erscheinen lassen. Man sollte sich doch erinnern, daß hauptsächlich von den Blättern, welche gegen wärtig da» AuSslehen der Inkraftsetzung eine» Theil» der Gewerbeordnungsnovelle vom 1. Juni 1891 betonen, über die Erschwerungen geklagt worden ist, die dem Handel durch die Sonntagsruhe bereitet wordeu wären. Die Regierung hat sich 1» denn auch schon dazu verstanden, «iae Üntrrsuchung auf diesem Gebiet« anzustellen. Aehn- liche Borkommnisse sollen für Industrie und Hand werk nach Möglichkeit vermieden werden. Deshalb werde» die Verhältnisse jede» einzelnen BcrufSzweigcS für sich ge prüft und erst nach völligem Abschluß dieser Prüfungen wird die kaiserliche Verordnung zur Einführung dcS letzten ThesieS der Gewerbeordnungsnovelle vom 1. Juni 1891 rgehen. Man dient damit auch den Interessen der Arbeiter, weil diese am wenigsten wünschen können, daß durch eine nicht genügend vorbereitete Einführung der Sonntagsruhe Störung ,n die Betrieb-Verhältnisse gebracht und ihnen selbst dadurch die Arbeitsgelegenheit gemindert wird. verltn, 8. September. Es wird der Wahl- bewegung für den preußischen Landtag diesmal an starkwirkenden und zugkräftigen Wahlparolen einigermaßen fehlen. Nach den großen gesetzgeberischen Leistungen der letzten Jahre werden wir aller Voraussicht nach eine Periode verhäll- nißmäßiger Ruhe und Stille in den an die preußische Ge setzgebung herantrelenden Aufgaben vor un« haben, und da« wird Niemand bedauern, der nicht die parlamentarische Geschäftigkeit als Selbstzweck ansieht. Von größeren gesetzgeberischen Arbeiten scheint sür die nächste Zeit höchsten- ein Schuldolalion-gcsetz in Aussicht zu sieben, da« sich aber aus alle Fälle unter Ausscheidung der eigentlichen Principicn- fragen aus dir finanzielle Seite der Sache beschränken wird. Die Wahlbrwegung wird denn auch mehr von allgemein politischen Grsicht«puncten und von wirthschaftlichrn Fragen, die zum größten Theil zur Zuständigkeit de« Reich» gehören, geleitet werden. Aber der Mangel au bestimmten großen Anliegen der preußischen Gesetzgebung wird sich in einer verhältnißmäßigen Erschöpfung und Mattheit der Wahl- bewegung äußern. Es kommt hinzu, daß nach der ganzen Stimmung ii» Volk wobl überall dir Ueberzeuzung besteht, daß grundstürzende Verschiebungen in der Zusammensetzung de» Abgeordnetenhauses nicht zu erwarten sind. Die Parteien werden voraussichtlich ganz oder zum größten Theil ihren Besitzstand wahren, zumal daS neue Wahl gesetz diesmal noch nicht in Geltung treten wird. Soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, werde» auch ganz überwiegend die alten Vertreter wieder ausgestellt. Es werden auch von keiner Seite allgemeine Anweisungen über da« Verhalten der Parteien zu einander auSgegeben werden; dazu sind die Ver hältnisse nicht angethan und e» liegt kein Bedürfniß vor. Die Parteien werden in vollster Selbstständigkeit Vorgehen; örtlichen Umständen und Bedürfnissen muß e« überlasten bleiben, ob da und dort Verständigungen unter nahestehenden Parteien stattsinden. Aber wenn man auch einem verhält- nißmäßig ruhigen und maßvollen Wahlkampf wird entgegen setzen dürfen, so befreit dies doch keineswegs die Wähler von der Pflicht, rechtzeilig und tbatkräftig jetzt die Wahlvorberei- tungrn in die Hand zu nehmen, um am Tage der Entscheidung wohlgcrüstel auf dem Posten zu sein. Lässigkeit und Ber- trauenSseligkeit könnte doch manch« unangenehme lieber- raschung bringen, dir bei der auf weuigen Stimmen beruhenden Machtabgrrnzung und CoalitionSkraft der Parteien erheblich ins Gewicht fallen könnte. * Verli«, 8. September. In mehreren Blätter» ist di« Meinung au-gesprochen worden, daß der Reich«taa«- abgeordnete für den Wahlkreis Schlochau-Flatow, Bicr- Ober-Cercmonienmrister Graf v. Kanitz, infolge seiner Er nennung zum Geheimen Ober»RegierungSrath und Vor tragenden Rath im Ministerium de» königlichen Hause» den Sitz im Reichstage verloren habe. Diese Ansicht ist, wie die ,N. Pr. Ztg." nachweist, irrig. Der Artikel 2! der Reich«- Verfaffung bestimmt bekanntlich, daß ein Mitglied de« Reichstage» Sitz und Stimme im Reichslage verliert, wenn es ein besoldete« ReichSamt oder in einem Bundesstaat ein besoldete» StaatSamt anaimmt, oder >m Reichs- oder Staatsdienst« in eia Amt eintritt, mit welchem ein höherer Rang oder ein höhere» Gehalt verbunden ist. Nun ist aber da» Ministerium deS königlichen Hause» keine Staatsbehörde» die Beamten desselben beziehen ihre Gehälter nicht au» der StaatScaste, sie sind nicht Staats beamte im Sinn« der gedachten Bestimmung der Reichs»«»
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