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Dresdner Journal : 26.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186006268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-06
- Tag1860-06-26
- Monat1860-06
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- Dresdner Journal : 26.06.1860
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§ K u: ib! Avonnrmrn^rrift: -sluSiotz - - v»Us. 1Yr<L' t» »n«b—» l, ^^u»s» ^)kl»rl.: 1 10 ,. ,, ,. (tn»r Pott a»4 «onntlirb in vr»»ä«n: 15 Xgr. l t<t<>wpqleN- Ndirolnk I^umw-rn: 1 Kxr. 1 »otll»^ bineu I '. ^ . - ' . ''"«r i.'k !.: Inseratenpreise: p«r se» k»uw «ioor xt,p»It«l>«» L»u,: 1 Ur». v»»«e ,,Lu>g«»»oät" äi« L«ll« : 2 ttxr Urscht»««: Vlxllvb, mit ^un»»km« S«r 8onv - unä k'«iorr»x«, Xlxoä, kllr <i»u kotxnaäoo 7», Dres-nerIournal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nldvnirnminohmr -nnmsrl,: L«ip«tU: r». D»»»»ovrer»n, «le» vn,,änee lournnl»; kl. Hk»«,»; Ulton»; 11»»»p»»r»l» M Onveir «'«< l,e ttnolili., Nir,»,,»»'» Nili-i-Rn; Lr«n»u; k^. ^cur.oi'r«; FnuUrNu-t ». N.r .I>enr» >«e)>>« NuoUknnillun^; Lvw: XvOL» Ulvi»»»; k»rt»: V. t.ü«-«!N'Nl.i, <28. rue 6», 800» »ns»»,)-, kr»x; 1». I^»»i.ic« -i Vuobknnäluox Heransgeder: Uüvixl. Lrpoäitioo äs» I)re»äa«r ^oun»»I», Oro^non, >t»rien»<r»»»» Itr. 7. Amtlicher Thell. Dretde», 20. Juni. Et. Majestät der König haben dem apostolischen Vicar und Deran de- Domstist« St. Petri « Budtfstn, Bischof Ludwig Forwerk, da« Ritterkreuz des Verdienstorden« zu verleihen geruhet. Bekanntmachung. Nachdem zu Berichtigung der, von den Röhrichtwie- srn aufwärts bi« zur Brücke de« Meißen-Ortrandter Kom- «nnikationsweg» reichenden VI. Strecke de« Hopsenbachs, unter Vermittelung de» mit den Vorerörterungen des halb beauftragten Regierungsrath« Künzel, eine Ver einigung getrossen worden war, ist bei deren Ausführung von einem der Betheiligten Widerspruch erhoben und auf Fortstellung des Verfahren« auf Grund de« Gesetzes »am 15. August 1855 angrtragrn worden. Hierauf hat da« Ministerium de« Innern beschlossen, in Gemäßheit 8. 38 diese« Gesetze«, zur Besorgung der grsamntten, bei der Ausführung einer Berichtigung de« obbeschriebenen Wasserlauf« vorkommenden Geschäfte den Regter»ng«rath Künzel zu Dresden, al« lkmnitissar zu bestellen, und wird Solches andurch öffentlich bUannt gemacht. Dresden, de« 26. Mai 1860. Ministerium de« Innern. Arche, »um Beust. Demuth. c^l »ich,: mi Nichtamtlicher Thell. Uebersi cd t. Teleßraphische Nachrichten. Zaitttvg-scha». (Die Fürstenzusammrnkunft in Baden.) Laßesgrschichtr. Dresden: Inhalt des neuesten Ge setzblattes. — Wien: Fürst Petrullo abgereist. Neue Gesandtschaft-Hotel«. Stand der österreichische« Staats schuld. vom ReichSrathe. — Berlin: Bevorstehende Verlobung in London. Gezogene Geschütze für die Bundesfestungen. Die KüstenbesesttgungScommtsston. Der Krirgsmtntster nach Baden. Ausfall der Gene ralzoücooferrnz. Ordre bezüglich der neuen Armee formation. Handelsvertrag mit Frankreich vorbereitet- — Hannover: Der König zurück. Hohe Orden«- Verleihungen. — Baden-Baden: Keine Ministcr- conferenzen. — Meiningen: Beschickung de« stati stischen Congresses. — Frankfurt: Bericht über die BuadeStag«sitzung. Vermischte Nachrichten. — Hamburg: Die preußische Küstenbefestigungscommis- fion. — Pari«: Prinz Jörüme. Handelsvertrag mit Holland in Aussicht. Befestigung von Lille. Ge- treideankäuse. Flottenangelcgenheiten. Vermischtes. — Brüssel: Abschaffung des Octroi. — Turin: Ministrrwrchselgerüchte. Tagesbericht. — Mailand: Gin Cavour'sche« Rundschreiben. Savoyische Offiziere. — Bologna: Der Proeeß gegen Natta. — Pa lermo: Angriff auf Messina beschlossen. — Madrid: Erklärungen über die auswärtige Politik- — Lon don: PreiSschießrn. ParlamentSverhandlungen. — China u. Japan: Au« der neuesten Post. — New-Bork: Au» dem Senate. Walker abgereist. Nachrichten au« Vera Cruz. Dresdner Nachricht««. Pr*tzi»ziul»achricht<u. (Leipzig. Bautzen. Pirna. Elster. Lichtenstein.) Statistik und »olttwirthschaft. Feuilleton. Lageskalruder. Jusrrate. Börsen- »achrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Gonnta«, 24. Juni, Abend«. AuS Luria hier eingetroffene Nachrichten melden auS Palermo vom IS. d. M., daß die Räumung die- serTtadt srtteu der königlichen Truppen vollständig berudet sei und daß die Trikolore ans dem Castell wetz«. Auch die neapolitanischen Fregatten hatten de« Hafen verlassen. Nach einem aut Turin in Pari- eiugetroffrven Telegramm wäre der Fürst Torrearsa, ein Freund des Grafen Cavour, während der Abwesenheit Garibaldi'S von Palermo zum Substituten des selben in der Diktatur eruannt worden. Wien, Montag 25 Juni Bormittag«. Direk ten zuverlässigen Nachrichten zufolge, ist der Kö nig von Neapel nicht schwer erkrankt, sondern blot unpäßlich. Paris, Montag, 25 Juni. Prinz J«r»me, dessen Leben bekanntlich seit längerer Zeit durch oft wiederkehrende Krankheitsfälle in steter Ge fahr schwebte, ist in seine« 7«. Lebensjahre ge storben. — Prinz Jörüme, Bruder des Kaiser« Napo leon l., war geb. 15. November 1784. Er wurde 1807 vom Kaiser zum „Könige von Westfalen" erwählt und lebtet nachdem er 1813 jene Würde verloren, al« „Herzog von Montfort" in der Schweiz, Süddeutschland u. Italien. Schon vor der Februarrevolution von 1848 hatte er die Erlaubniß erhalten, nach Frankreich zurückzukehren. Unter der Präsidentschaft de« Prinzen Napoleon und seitdem derselbe den Kaiserthron bestiegen, wurde Prinz Jörümc zum Gouverneur der Invaliden, Marschall, zum Präsi denten de« Staatsrath» und zum eventuellen Thronfolger ernannt. Jerome war zweimal vermählt. Zuerst, 1803, mit Miß Patterson, der Tochter eine« Kaufmann« in Baltimore, au« welcher Ehe ein Sohn, Jöröme, stammt, der in Baltimore lebt und besten Sohn gleichen Namen« wieder in der französischen Armee dient. Die DeScendenz au« dieser ersten Ehe hat nicht die Rechte kaiserlicher Prinzen erlangt. Nachdem die erste Ehe 1805 geschieden, vermählte sich der Verstorbene in zweiter Eh« 1807 mit der Prinzessin Katharine von Württemberg. AuS dieser zweiten Ehe stammen drri Kinder: Jörüme (geb. 1814, gest. 1847), Mathilde (geb. 1820, verm. 1841 mit dem Grasen Demidost), Prinz Napoleon (geb. 1822, verm. 1859 mit der sardinischen Prinzessin Clotilde. D. Red.) Turin, Sonntag, 24. Juni. Die „Opi»i»n<" wiederholt dir Nachricht, der König von Neapel sei schwer krank (siehe dagegen oben unter Mten) und die neapolitanische Regierung werde die weg genommenen Schiffe, Passagiere und Maaren heraus geben. London, Montag 25. Juni. Die heutige „Mor- uing-Post" schreibt, die Regierung erörtere die Vorschläge, welche in der Thouvenel'schev Note »egen der Anneriou Savoyens in Bezug auf die neutral,firten Provinzen des letzter« enthalten seien, und werde wahrscheinlich auf die gewünschte Conferenz eingehen. Dem „Morning Chrouirle" zufolge wäre dem Könige von Neapel von seinem Ministerronseil vorgeschlagen worden, eine Constitution zu rrthei- le«, ri«e Allianz mit Piemont zu schließen und die italienische Kahn« avzunehmen. Die Fürstenzusammenkunst in Baden. Da« Zusammentreffen deutscher Fürsten in Baden und deren Begegnung mit dem Kaiser der Franzosen hat, wie aus mehrern bereit« von uns mitgetheilten officicllen Preßstimmen ersichtlich, in den regierenden Kreisen ein vermehrte« Vertrauen zur Sicherung de« Frieden« zur Folg« gehabt. Auch wir können r«, nachdem der Kaiser Napoleon den in Baden anwesenden Fürsten die frei milchigsten und bündigsten Versicherungen seiner Frie densliebe erthrilt hat, und in Rücksicht larauf, daß jene Begegnung in Baden überhaupt zur Voraussetzung die erneute Anerkennung der Integrität Deutschland- seilen des Kaiser« hatte, nur für unsre Pflicht halten, dir schon von andern officiellen Blättern ausgesprochene Erwar tung zu wiederholen, die öffentliche Meinung in Deutsch land werde den Werth dieser französischen Versicherungen nicht unterschätzen, und da- sich befestigende Vertrauen zur Erhaltung unsrer nationalen Sicherheit und dcS Fric den« werde seine wohlthätigen Folgen für Hebung des Handel« und Verkehrs haben. ' Bekanntlich war anfangs nur eine Begegnung des Kaisers Napoleon mit dem Prinz-Regenten von Preußen in Aussicht genommen, und gewiß würde, wenn auch nur dies Projrct sich erfüllt hätte, keines deutschen Vaterlands freuckdes Stimme sich erhoben haben, um die patriotische Reinheit der Gedanken anzuzweifeln, mit denen der er lauchte Prinz-Regent von Preußen an den Ort der De sprechung mit dem Kaiser Napoleon gereist wäre. Daß aber in Baden, wie es nunmehr der Fall grwcseu ist, eine größere Anzahl deutscher Fürsten, unter ihnen sammt- ltche Könige, sich versammelten, mag der öffentlichen Mei nung in Deutschland dir Ueberzeugung geben, daß die nationale Freiheit Deutschlands, welche schon in den Vor verhandlungen mit Preußen der Kaiser Napoleon nicht antasten zu wollen offen erklärte, noch eine weitere Bürg schaft ihrer Sicherstellung durch den Einmuth deutscher Fürsten erhalten hat. Abgesehen von der Begegnung der deutschen Fürsten mit dem Kaiser Napoleon haben die Vorgänge der letz ten Zeit in Baden noch eine größere Bedeutung für Deutschland dadurch erlangt, daß sich die Erwartung daran knüpfte, die dort versammelten deutschen Fürsten würden in frrimüthigem Austausche ihrer Anschauungen über in nere deutsche politische Verhältnisse eine Grundlage zu gemeinschaftlichem Streben in Dingen gewinnen, welche tn der letzten Periode zu so mancher Mißstimmung und manchem Hader Anlaß gaben und an denen namentlich auch ein der nationalen Kräftigung und dem nationalen Selbstbewußtsein nachteiliges Parteitrriben sich genährt hatte- Alle« was authentisch über die Verhandlungen der Fürsten in Baden in die Ocfsentlichkeit gedrungen ist, girbt nun Gottlob keine» Anlaß zu dem von einer gewissen Partciprcsse ausgesprochenen Urtheile, daß die Badener Zusammenkunft in Bezug auf eine Annäherung bisher getrennter Auffassungen ohne Gewinn gewesen sei. Wenn gleichwohl die Resultate nicht sofort offen zu Tage treten werden, so liegt dies tn dem Umstande begründet, daß begreiflicherweise die dort verhandelten Gegenstände zu nächst eine weitere geschäftsmäßige Behandlung erfordern. Sicher aber wird für diese letztere der Eindruck so man chen erhebenden Worte« de« Vertrauens von dieser wie jener Seite nicht verloren sein, und man kann hoffen, daß, wo auch noch nicht eine vollkommene Einigung aller Ansichten zu erreichen ist, doch darüber auf keiner Seite Bitterkeit und Verstimmung entstehen, welche erfahrungs mäßig oft den bundesgenossenschaftlichen Verhältnissen viel schädlicher sind, als die objectiv bestehenden Divergen zen selbst. Die Ansprache, welche der Prinz Regent am 18. an die im Schlosse zu Baden versammelten deutschen Für sten gerichtet hat, wird nicht anders richtig verstanden und gewürdigt werden können, als wenn man sie aus dem Geiste hervorgegangen betrachtet, welcher überhaupt zu jener Versammlung der deutschen Fürsten die Beweg gründe geboten. Es war dies der Geist der Eintracht für die großen Interessen nationaler Freiheit und Sicher heit, der Geist bnndcsgenossenschaftlichcn Vertrauens, mit dem man auf allen fürstlichen Seiten hoffte, bestehende Meinungsverschiedenheiten lösen oder mindern zu kön nen, oder, wenn dies nicht möglich wäre, doch zu ver hindern, daß nicht wegen einzelner Verschiedenheiten der Auffassungen wichtigere und größere Interessen in Mit leidenschaft versetzt würden. Einem solchen Geist« war eS entsprechend, wenn man sich von allen Griten aufs Frrimülhizste zeigte und durch derarliz« Erklärungen seiner politischen Auffassungen die Mittel bot, sie in ihrem ga» zen Umfangt zum klaren Urthril und zur Würdigung bei den übrigen Theilen zu bringen. Di« Brrathungen, welche mehrer« der Fürsten unter sich über einige Streit punkte in der innrrn Bundr«politik gehabt haben, sowie die bei der Begegnung aller dort anwesenden Fürsten ge wechselten Reden, haben diesen Charakter gehabt, und es ist deshalb zu hoffen, daß dir Offenheit der gegenseitigen fürstlichen Aussprachen nicht ohne die besten Wirkungen für die bundrSgenossenschaftliche Eintracht in Deutschland sein wird, wrnn schon auS den Reden ersichtlich sein mag, daß eine völlige Ueberrinslimmung in den schweben den Bunde-fragen sich erst noch auS dem nachwirkenden und von allen Seiten sorglich zu bewahrenden Geiste der Badener Zusammenkunft entwickeln muß. Es ist durch authentische Mittheilungen in öffentlich«» Blättern bereit« bekannt geworden, daß zunächst bei allen Fragen der äußern Sicherheit und nationalen Freiheit Deutschlands seine Fürsten sämmtlich von denselben Ge sinnungen sich beseelt gezeigt haben, und es ist gut, daß die« Resultat der öffentlichen Meinung in Deutschland sich jetzt so klar darbirtet, denn r« muß nicht wenig dazu beitragen, jene Partei-Agitationen zu schwächen, welche unter dem Vorwande, e« drohe der Sicherheit Deutsch land« durch Bündnisse deutscher Regierungen mit dem AuSlandr Gefahr, das deutsch« Volk gegen einzeln« Re gierungen aufzuftacheln versuchten. Von Seiten jener Partetpresse, welcher überhaupt daran liegt, jegliche« Resultat der Badener Fürsteneon- ferenz zu läugnen, ist mit besonderer Schärft darauf hin gewiesen, daß die Fürsten der deutschen Mittelstaaten unter sich Brrathungen gepflogen hätten, und daß von dem Einverständnisse, zu welchem sie öffentlichen Berich ten nach gelangt, nicht zu erwarten sei, r- entspreche dem preußischen Standpunkte, welchen der Prinz-Regent be haupten zu wollen in seiner Red« erklärt habe. Bei ruhiger Beobachtung und Erwägung wird man au« die sen Vorgängen nicht die Folgerung ziehen können, daß jeder Theil starr in der Entfernung seiner Auffassung von der andern beharren werde. In der Thal kann der in der Rede des Prinz-Regenten enthaltene Satz, daß der erlauchte Redner aus dem betretenen Wear seiner deutschen Politik beharren müsse, nicht al« der Au-druck der Absicht angesehen werden, seinerseits keinen Schritt der Annäherung zu thun und die letztere vielmehr allein den übrigen Bundesregierungen zuzumuthen, denn die- widersprächt dem ganzen Geiste der gepflogenen Brrhand lungen. Es ist vielmehr dieser Satz als erne wohlbr greifiiche allgemeine Verwahrung der bisherigen Stel lung Preußens tn den Bundesangelrgenheitrn zu betrach ten, und eine ähnliche Verwahrung würbe auch von an derer Seite abgegeben werden können, ja, hat auch viel leicht mit in den Worten des Königs von Württemberg und stillsckweigend in der mit Unrecht angefochtenen Vereinigung der betheiligten Souveräne gelegen, ohne daß dadurch die Hoffnung auf eine Annäherung der Auf fassungen aufgegeben zu werden brauchte. Es ist noch nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen, in welcher Weise die Fürsten der Mittelstaaten ihrerseits die Hand zu bieten sich entschlossen haben, um eine Ver ständigung aller deutschen Bundesgenossen über ob schwebende Bundesfragen am besten und zweckentsprechend sten herbeizuführen, und wir unsrerseits halten uns nicht für ermächtigt, in dieser Beziehung jetzt Aufschlüsse zu ertheilen. Die einzige bisher tn authentischer Form zur Veröffentlichung gekommene fürstliche Meinung-Manifesta tion auf der Zusammenkunft der deutschen Fürste«, die Rede des Prinz-Regenten, girbt aber bei näherer Be tracktung Anhalt genug zu der Erwartung, daß unge achtet der ausgesprochenen Verwahrung der bisherigen Stellung Preußens zu mehrer« Bunde-fragen, doch die verhandelnden Theile einander näher kommen werden und sich begegnen können. Denn wenn der erlauchte Feuilleton. Vie Ausstellung dB» Künstleruuterstützuu-s- (Forts, aut -lr. 14- ) Da« zweite Hauptwerk von Corneliu« in München find die Fresken in der LudwigSkirche. Bi« hierher hatte der Künstler sich mit den höchsten Offenbarungen der Dichtkunst beschäftigt, mit Goethe'« „Faust", mit der „göttlichen Comödie" Dante«, mit Homer und der griechische» Mythologie. Jetzt wendet er sich seinem eigentliche» Gebiete, der Bibel, der göttlichen Offen barung z«, und zwar tn ihrem tiefsten Mysterium, der Dreieinigkeit. Nach dieser Idee gliedert sich, al« rin große« Ganzes und als der GesammtauSdruck der christ lichen Weltanschauung, al» ein christliches Epos das Werk des Cornelius tn der LudwigSkirche. Die Decke über dem Altar« schildert den Vater al» Weltenschöpfer, um gebe» von den himmlische» Heerschaaren. Die Setten chöre find der Geschichte de» Sohne«, seiner Geburt und Kreuzigung geweiht. Di« Decke de» Qurrschiffe» zeigt da» walten de« heiligen Geiste«, seine Gegenwart in der Gemeind«, in den Patriarchen und Prvph«t«n, Aposteln, Mürtyrern, Kirchenlehrern u. s. w., und an der Altar wand endlich entrollt sich der Schlußgesang der heiligt« Schrift, das Weltgericht. Wir finde« hier zwei dem Semälde-Eyklu« der Lud- wi-skirch« amgrhörende Cartvn» au«gcstellt: die Kreuzigung und das Weltgericht. Während tn der Glyptothek der Einfluß der Antik« und Giulto Romano s, namrntlich . i» de» kleiner« Cartons, in den Jahres- und Tages zeiten bemerkbar ist, so greift er in der Kreuzigung mehr »ach dar Kmestwetse altdeutscher und alt - italienischer Meister zurück und zeigt im Weltgerichte viel Verwandte« von Michel Angelo, wobei man, wie wir Wohl nicht erst zu bemerken brauchen, an keine Nachahmung zu denken hat, sondern nur an ein wohlverstandene« Benutzen typisch gewordener Formen der Darstellung, an ein Be nutzen der Fortschritte, welche die Kunst diesen Meistern im Allgemeinen verdankt und die in einem so verwandten Geiste immer ähnlich sich gestalten mußten, ohne des wegen irgend der Eigenthümlichkeit zu entbehren. In einfach schlichter Anordnung baut sich die Kreuzigung auf. Au dem reuigen Schächer gesellt sich tröstend ein guter Engel, zu dem verstockten «in hohnlachender Teufel ; der Hauptmann, zu Roß, faltet mitleidig die Hände: „Dieser ist Gotte» Sohn gewesen!" Ein Pharisäer da gegen, eine echt altdeutsche, hart und scharf individuali- firte Figur, verspottet ihn mit den Worten: „Hilf Dir selber!" In der Mitte umringen die trauernden Frauen mit Johanne» da« Kreuz deS Heilande», in der einen Ecke blickt ein frecher Sadducäer empor, während in der andern Kriegsknrchte um die Kleider Christi würfeln. Hier und da kann man einen Anflug typischer Steifheit finde«; so scheint un« die Gruppe der Frauen, obwohl eine jede der Gestalten für sich groß und edel gedacht ist, nicht genug in den Strom der Handlung gezogen. Di« markigen Männergestalte« dagegen zeigen zugleich mit der Großheit der Linie die ganze Schärfe und Herbe der Charaktrrzrichnung de« Meister«, rn all' ihrer un erbittlichen Täuschungslosigkeit und Scheinlosigkeit. Da» Werk, in welchem Corneliu« wiederum die ganze Macht seine» Geniu» offenbart, ist da» Weltgericht. Die Anordnung folgt den ältern Ueberlirferungen. Hoch oben auf Wolken thront der Erlöser als Weltenrichtrr, sein Urthril über Gerechte und Ungerechte sprechend. Um ihn her sitzen die AuSrrwLhlten seiner Herrschaft und zu beide» Seiten seine- Hauptes schweben Engel, welche die Marterwerkzeuge der Welterlösung emporhalteit. Ab wärts von dem Throne des Erlösers gegen die Mitte de» BildeS erscheint der Eherub mit dem aufgeschlagcnen Buche deS Lebens und Tode». Zu seinen Füßen schweben Engel nach den vier Enden der Welt, in die Posaunen stoßend, um zu verkünden, daß der Tag des Gerichts da sei. Noch weiter nach unten zu, in derselben Mittel linie mit der Figur des Heilandes und des Cherubs, steht gerüstet der Erzengel Michael und erwartet die au« den Tiefen der Erde Auferstchenden, um sic dem Reiche de» Lichtes oder der Finsterniß zuzuwcisen. Diese drei Hauptfiguren, welche die Mittellinie dcS Ganzen bilden, stellen mit einander die unübcrsteiglichc Scheidung dar, von welcher die Schrift sagt, es sei unmöglich, von hinnen hinüber oder von dannen herübcrzufahren. ES ergiebt sich nun auch die natürliche Theilung dcS Raumes, wo nach auf der rechten Seite des Erlösers das Eingehen zum Himmelreich, auf der linken das Hinabfahren in die Hölle dargestrllt ist. Offen steht der Himmel, zu dem in langem Zuge, von Engeln geleitet, die Seligen aufschweben; sie halten sich, an den Heiden gefaßt, zart und innig vereinigt; die Richtung ihres Fluges ist eine doppelte, aufwärts und rinwärt», so daß sie sich in der Tiefe der Höhe verlieren; Aller Blicke sind in seliger Entzückung nach oben gerichtet, und doch sind sie schon Genossen de» Glückes, das sie erwartet: Anbetung und Gotte-friede ist der Hauch, der Alle trägt, und wo unser Blick nur ruhen mag, wird er selbst beseligt. Wie von kirchlicher Musik gehoben, ja gebildet, wie ein David'scher Psalmengesang, erscheinen die Theile diese» himmlischen Kranzes, dessen Linien wohllautend in unser Auge dringen und dessen Blüthenduft unS beruhigend durch's Herz zieht. Es ist kein Unterschied unter den Gestalten; wa» sie sind, sind sie durch die freie Gnade Gotte«, und wie viele Beziehungen auch die heilige Schrift erlaubte, der «ine große Gedanke göttlicher Erbarmung blieb das einzige Motiv. Dem entgegen ist nicht, daß wir Dante'« von dem Bilde dcS Himmels unzertrennlicher Gestalt be gegnen, daß wir Papst und Bischof aufgehoben erblicken, daß der königliche Herr, der das Bild und die Kirche stifte, hier seinen Platz gefunden hat, daß eine Gestalt sich hier findet, in der mir gern Goethe erkennen möch ten; wir sehen darin den leichten Schmuck eine« mäch tigen, Alle» umschlingenden Gedanken. Auf der andern Seite, wo die entgegengesetzte Bewegung von oben nach unten stattfindet, werden die Schaaren der Verdammten von strafenden Engeln niedergcschmettept, von peinigenden Dämonen ergriffen, umfaßt und hinabgrzogrn. Ver geben» würde die Feder versuchen, den Knäuel grausiger Verwirrung der Emporwollenden, Stürzenden, Geschleuder ten, Gerissenen, ihren DerzweiflungSkampf, ihre Schmerzen«- wuth und Herzensangst dem Künstler nachzuschildern. Hier tritt die Kunst in ihre Vorrechte der Unmittelbarkeit, und selbst die Untersuchung der Schuld der Einzelnen würde sich als nutzlos erweisen; c» genügt, zu wissen: „Sir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhme« vor Gott!" Unten im Bilde hat der Künstler al» Gegensatz mit dem thronenden Erlöser den Herrschersitz de» Satan» und die sen selbst, hohnlachend sein Reich überschauend und von den Heroen der Todsünden umringt, dargestrllt; als Fußschemel hat der Fürst der Hölle die Häupter des Judas und Sejan, die am Glauben und Batcrlandr zu Verräthern geworden. C. <?. (Fortsetzung folgt.) * Von Holbein'« „Vagabunden", welche» Werk mit Recht eine Lieblingslectüre geworden, hat der Ver leger E. Trewendt in BreSlau eine dritte, mit Holz schnitten gezierte Auflage für den billigen Preis von 1^ Thlr. veranstaltet.
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