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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030326010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903032601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-26
- Monat1903-03
- Jahr1903
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Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme LS H (excl. Porto). Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgeu-AuSgabe, ohne Postbrsürdernug ^l SO.—, mit Postbrsörderung >l 70.—, Iinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an di« Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. M. Donnerstag den 26. März 1903. 97. Jahrgang. Für Monat April kann das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von Mark 1,00 (Mark 1,25 bei freier Zustellung ins Haus) sowohl durch sämtliche Zeitungsspediteure, wie auch durch die nachstehenden Ausgabestellen bezogen werden. Ausgabestellen des „Leipziger Tageblattes": J»n Zentrum. Brühl 53, C F Sckuben's Nachf., Kolonialwarenhdlg. Kathartuenstr. 14 L. Löscht, Cigarrenddlg. Ritterstr. 4, Linckesche Leihbibliothek und Buchhdlg. Telephon Nr. 2935 Im Norden. Gerbcrstr 8, H. L. Kröger, Butterbdlq. 8624 Gnetsenanstr. 12, B. Uhlich, i. Fa. Ida Hartmann, Papierbdlg. Löhrstr 15, E. Hetzer, Kolonia>warenhdlg. 979 Norkstr. 32 (Ecke Berliner Straße), F. W. Kietz, Kolonialwarenhdlg. Im Osten. Johauntsgaffe 8, Hauptexpedition 222 Oirp atz 4, Alfred Elfte Ranftschr Gaffe 6, F. Fischer, Kolonialwarenhdlg. Lchützenstr. 5, I. Schilmichen, Kolonialwarenhdlg. 1178 Tauchaer Ltr. 13, E. R. Reichel, Drogenhdlg. 8341 Im Süden. Arndtftr. 35, I. F. Canitz, Kolonialwarenhdlg. 3033 Bayrische Ttr. 45, H. Neumeister, Cigarreuhdlg. 3984 Köntgsplatz 7, L. Lösche, Cigarrenddlg. 7505 Nürnberger Ttr. 45, M.E. Albrecht, Kolonialwarenhdlg. Zctyer Ttr. 35, V. Klister, Cigarreuhdlg. Im Westen. Brcthoveustr. 21, Tb. Peter, Kolonialwarenhdlg. 3901 Frantsurtcr Ttr. 22 (Ecke Waldstr.), L. SieverS, Kolonialwarenhdlg N'instädtrr Strtuweg I, O. Engelmann, Kolonialwhdlg. 2151 WalSstr. 39. G. Veiterlein, Kolonialwarenhdlg. Weftplatz 32, M. Leißner, Cigarreuhdlg. 2402 In den Vor- und Nachbarorten. Anger-Crottendorf, B. Friedel, Cigarreuhdlg., Zwei- naunborfer Str. 6, O. Oehler, Bernhardstr. 29 Eonnewttz, Frau Fischer, Hermannstr. 23 - Fritz Koch, Pegauer Straße 17 Eutritzsch, Robert Allner, Buchhdlg., Delitzscher Str. 25 820 Gautzsch, Ioh. Wolf, Ecke Ring- und Oetzschrr Str. GohliS, Robert Altner, Buchhdlg., Lindenth. Str. 6 820 - Paul Schmidt, Brüoerstraße 8 Kleinzschocher, G. Giützmann, Zschochersche Str. 7» in L.-Plagwitz - 2586 Leutzsch, Albert Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Ltiidenau, Alb. Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Möckern, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gohlis Neustadt, Paul Kuck, Annonc.-Exped., Eisenbahnstr. 1 Neuschönrseld, Paul Kuck, Annoncen-Exp., Eisenbahnstr.1 Letzsch, Carl Scheffel, Ecke Ost- und Mittelstr. 6475 Plagwitz, G. Giützmann, Zschochersche Str. 7a 2586 Probstheida, Reinbard Sachse, Buchbindergeschäft Reudnitz, W. Fugniann, Marschallstr. 1 1516 - O. Schmidt, Koblgartenstr 67 1739 - Beruh. Weber, Gabelsbergerstr. II Schleusst», G. Grüvmann, Könneritzstr. 56 2586 Sellerhausen, O. Oehler, Anger-Crottendorf, Bern- hardstraße 29, Part. Stünz, O. Oehler, Anger-Crottend., Bernhardstr. 29, p. Thonberg, R. Häntsck, Reitzenhainer Str. 58 BotkmarSdorf, Paul Kuck, Ann.-Exped., Eisenbahnstr. 1 - Georg Niemann, Konradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.) Wahren, Paul Schmidt, Brüdrrstr. 8 in L.-Gohlis. Fürst Bismarck, Graf Bülow und der Allgemeine Deutsche Schulverein. Seine neulichen Ausführungen über die Haltung unseres Reiches gegenüber den Schicksalen des Deutsch tums im Auslande, insbesondere des Deutschtums in Un garn, stellte Graf Bülow auf eine viel brettere Basis als die einer einfachen Entgegnung auf die persönliche Kritik des Abgeordneten vr. Hasse, der diese Dinge zur Sprache gebracht hatte. Graf Bülow polemisierte darüber hinaus gegen Persönlichkeiten und ganze Kreise, die mit Herrn vr. Haffe in keiner Verbindung stehen, denen der Reichs, kanzler aber, indem er sie in diesem Zusammenhänge nannte, dessen angeblichen Wünschen und Forderungen unterstellte. So wurde auch der Allgemeine Deutsch« Schulocrein in die Debatte gezogen, der cS stets sorgfältig meidet, sich in politischen Streit zu mischen. Die Gerechtig. keit fordert hier ein Wort der Verteidigung und Richtig stellung. Graf Bülow, der Kluge, sprach sich nicht selbst au» über diesen Punkt, er ließ alte vißmarcksche Schrift, ftlicke für sich sprechen, die den ganzen ^gentlfchen Inhalt dieses Teiles seiner Rede ausmachten. Diese Schriftstücke enthalten ein Anzahl abfälliger Bemerkungen über Schul verein und Schulveretnstätigkeit. Die fast unbedingte Autorität Bismarcks lieh diesen Bemerkungen Gewicht, sonst aber auch nichts. Man prüfe nur einmal unbe fangen. Die Bismarckischen Ausführungen stammen aus einer Zeit, zu der ein Außenstehender über das Wesen und Wirken des Allg. Deutschen Schnlvereins sich überhaupt kaum ein begründetes Urteil bilden konnte, da der Verein kaum begonnen hatte, zu existieren. Gar nicht möglich aber war ein treffendes Urteil für jemanden, der, wie Bismarck in diesem Falle von sich selbst gesteht, sogar die Veröffentlichungen des Vereins nur vom Hörensagen kannte. Damals standen viele einzelne und ganze Kreise der Gründung des Schulvereins ablehnend gegenüber, die sich später durch seine Leistungen und seine Haltung zu Freunden und Mitarbeitern bekehrten. Man hat später nie wieder ein abfälliges Urteil Bismarcks über den Schul- verein gehört. Sein Urteil aber über die ungarische Na tionalitätenpolitik, von der Graf Bülow jede Kritik fern halten möchte, ist in verschärfter Weise dasselbe geblieben, wie in dem vom Grafen Bülow verlesenen Schriftstücke. Was hier aber Bismarck sagt, ist eine geradezu muster gültige Festlegung der Grundsätze, die der Schulverein gegenüber den ungarischen Dingen befolgt, und die er oft genug in Wort und Schrift zum Ausdruck brachte. Es ist für den Verein programmatisch, wenn Bismarck da schreibt: „Die politische Beurteilung -er Dinge hat unS zu der Ueberzeugung geführt, daß im Gebiete der Stefanskrone die magyarischen und die deutschen Inter essen untrennbar sind. Dasselbe kann man von den slawischen und ungarischen nicht sagen. Ich mutz es deshalb mehr für eine richterliche, wie für eine staats männische Auffassung halten, wenn man in Ungarn meint, zu gleichmäßiger Behandlung aller nicht magyarischen Na tionalitäten verpflichtet zu sein, und die Deutschen mit den Slawen und Walachen in dieselbe Kategorie stellt. M a - gyaren und Deutsche sind in Ungarn auf einander angewiesen, keine von beiden Nation«, litäten aber auf die Slawen. An letzteren wird Ungarn bei seiner halb inselartig von den Slawenmassen um ringten Lage keinen sicheren Anhalt gegen panslawistische Ueberflutung finden." Man sieht, Fürst Bismarcks eigenste Ansichten decken sich hier vollkommen mit denen des Allg. Deutschen Schul- vereinS, der nie den Anspruch erhoben hat, daß man seinen Kundgebungen politische Bedeutung beilege", der das im Gegenteil mied und meidet, um seine Arbeit nicht zu schädigen, die nur auf kulturelle Ziele in deutschem Sinne gerichtet ist. Davon hätte Graf Bülow sich nach so vielen Jahren stiller Arbeit des Vereins überzeugen können. Er, „der nicht bet jeder Gelegenheit den Fürsten Bismarck zitiert", hätte es dann vielleicht hier, wo er cs doch tat, nicht in so unzutreffender, ja ungerechter Weise getan, ohne ein Wort der Berichtigung auf Grund von Tatsachen, die dem Fürsten Bismarck beim Abfassen des zitierten Schreibens eben nicht bekannt sein konnten. Den Wunsch nach diplomatischer Intervention — diese Feststellung fordert die Billigkeit — hat der Schnlverein ebenso wenig wie Herr Professor vr. Hasse, erhoben, eben weil der Verein sie mit Bismarck für schädlich und politisch unmöglich hält. Es liegt daher eine Ungerechtigkeit darin, daß unser leitender Staatsmann den Schulverein gerade in einem Zusammenhänge besprach, in dem es scheinen mußte, als stelle er jene Forderung, die Graf Bülow zu rückzuweisen sich bemühte. Da wäre «in Wort der Ein schränkung wohl angebracht gewesen, wenn dadurch auch der laute Beifall der Ofen-Pester Studenten um ein Kleines gedämpft worden wäre. Fürst Bismarck — es sei auch uns erlaubt, ihn zu Hülfe zu rufen — vergaß in diesen Dingen über der staats- männischen Vorsicht doch auch nicht die kluge Klarheit, die die geschonten Staatsmänner jenseits -er Grenzen fühlen ließ, daß man sie eben schone. Fürst BiSmarck schreibt ge- rade in dem vom Grafen Bülow zitierten Schreiben an den Generalkonsul in Ofen-Pcst, nachdem er ihm alle amtliche Zurückhaltung in den Angelegenheiten der Deutsch-Un- garn empfohlen hat: „Vielleicht werden Ew. Hvchwohl- geboren, indem Sie vergessen, daß Herr v. Trefort den Grundsatz der gleichmäßigen Behandlung (der Nationali täten) proklamiert hat, indem Sie diesen Grundsatz auf Rechnung anderer setzen, Gelegenheit finden, daß wir solche Verkennung deS politischen Sinnes als ,Freis- richterei" zu bezeichnen pflegen." Das ist doch in aller Milde ziemlich deutlich. Und hier ist doch gerade Herrn v. Bülows Lieblingsgebiet, das Gebiet der feinen, leisen, liebevollen Einwirkung und der freundschaftlichen Ueberrebung. Deutsches Reich. -H- Berlin, 25. März. (Welfische Anmaßung.) Ein von reichsdeutsch - bürgerlicher Seite letzthin unternommener Versuch, in der Stabt Hannover eine Einigung aller bürger lichen Parteien herbrizusübren, um bei den bevorstehenden Reichstagswablen diesen Kreis der Sozialdemokratie wieder abzunebmen, ist gescheitert. Bon viel giößerrm Interesse als viese vorauSzuseben gewesene Tatsacke ist die dabei zu Tage getretene Anmaßung und fanatische Gehässigkeit deS Welsen- umS. Einer der Wortführer dieser Partei meinte, wenn man die bürgerlicken Stimmen zusammenfassen wollte, so sollte man ven Kandidaten der deutsch.hannoverschen Partei unterstützen. Bei den Wahlen von 1890,1893 und 1898 sind sür reichsdeutsch gesinnte Kandidaten zwischen 3000 bis 5000 Stimmen mehr abgegeben worden, als sür die welfiscken Bewerber. Unter den reichsdeutschen Parteien wieder stand die nationalliberale Partei weitaus an der Spitze, und ihr Kandidat errang allein jedesmal mehr Stimmen, als der Welfe. Unter diesen Umständen ist eS etwas kühn, zu ver langen, daß, wenn ein gemeinsamer Kandidat ausgestellt werden solle, dies der Welfe sein müsse. Bei dieser Gelegen beil aber zeigte sich auch die Unvcriöbnlichkeit deS welfischen Hasses gegen den großen Einiger Deutschland». Der Haupi- Wortsübrer deS WelfentumS fragte, wie mau eS überhaupt sür möglich ballen könne, daß in demselben Monate, in welchem in Hannover eine Bismarcksäule errichtet werde, ein treuer Hannoveraner diese dem hannoverschen Volke widerfabrende Beleidigung beantworte mit der Wahl eines nationalliberalen Kandidaten; im Gegenteil würde der Kampf auf welfischer Seite nur noch energischer geführt werden und an der BiSmarcksäule solle dre national liberale Partei in Hannover noch zu Grunde gehen. Nun, diese Drohung wird die Nationalliberaleu in Stadt und Provinz Hannover wenig schrecken. Sie haben ja auch ohne die Säule aus ihrer großen Verehrung sür Bismarck nie ein Hehl gemacht und haben trotzdem tiefe Wurzeln im hannoverschen Volke fassen können. In einem Punkte geben wir dem welfiscken Haupiorgan aber recht, wenn eS nämlich sagt, der nationale Reichswahlverein werde die Anhänger des WelfentumS nicht wieder zu Berftändi- gungsversuchen einladen. Die Ausbrüche des welfischen Fanatismus in einer nationalen Versammlung anzudvren, bat ja doch weder Reiz noch Zweck, und eS ist nur fraglich, ob der Versuch einer Verständigung von vornherein nicht lieber hätte unterbleiben sollen. U Berlin, 25. März. (Wachstum und Ziele der Sokolvereine.) Im polnischen Vereinsleben, dessen deutsch feindlicher Cbarakler sich mehr oder weniger hinter der Maske geselliger und gemeinnütziger Veranstaltungen versteckt, spielt das Sokoltum die wichtigste Rolle. Auch aus die'em Grunde haben die Vertreter der polnischsprechenden Bevölkerung im Reichstage und die Fübrer der großpolnischen Bewegung in der Presse es fick angelegen sein lassen, die harmlosen Ziele des Sokolverbandes hervorzuheben und immer wieder zu be- tonen, daß die Aneignung körperlicher Fertigkeiten durch turnerische Hebungen der wirkliche und einzige Zweck des Sokoltums sei. Das in Posen erscheinende Organ des Ver bandes scheint aber damit nicht einverstanden zu sein, daß die Ausgabe und Tätigkeit der Vereine als unpolitisch und bedeutungslos sür die freiheitliche Idee deS Polentums hin gestellt wird, denn eS veröffentlicht in einem eingehenden Be richt über die Entwickelung der Sokolidee seit 1884 folgende Angaben über das Wachstum und das Arbeitsgebiet der Sokolvereine: „Vom Jahre 1884 bis zur Bildung deS BerbandeS haben etwa 20 Vereine die polnische Sokolidee verbreitet. Nach dem Lemberger Turnfeste im Jahre 1894 haben alle daS Bedürfnis nach einer gleichmäßigen Organisation gefühlt und dem Projekt, einen Verband und besondere Gaue zu schaffen, beigestimmt. Aus diese Weise haben sich unsere Sokolherde 1895 in eine unzerreißbare Kelte zusainmengeschloffcn, die immerfort wächst und mit der Zeit einer der mächtigsten polnischen Verbände im deutschen Reiche werden wird.... Heute zählt unser Verband 8 Gaur, 70 Vereine und nahezu 4000 Mitglieder, und wenn wir die Adepten unserer Sokol idee, die 700 Zöglinge und 300 Frauen berücksichtigen, dann be- greifen wir sehr leicht, daß wir uns auf einem sehr guten Wege befinden, auf dem wir nur auSharren müssen, um unsere Wieder- geburtsangelegenheiten einst in Stegesbahnen lenken zu können." Ueber Wert und Wirkung der Delegierten zusammenkünfte heißt eS: „Der Schlesier versteht den Auswanderer in Rheinland und in Westfalen, der Masure aus Löbau fühlt sich ein» mit dem Groß- polen, und diese» gegenseitige Sichverstehrn, diese Liebe zum Sokol- tum, diese» Hinstrrbku zu gemeinschaftlichen Zielen, zur geistigen uud physischen Wiedergeburt nimmt bei unseren Delegierteozusammrn- künsten, deren Tagesordnung und Einmütigkeit bet der Durchführung von Reformen anderen Verbänden und Institutionen al» Vorbild dienen könnten, eine hervorragende Stelle ein." Angesichts dieser Ausführungen unterliegt eS nicht dem mindesten Zweifel, daß die Tätigkeit der Sokolvereine poli tischer Natur ist und in ihren letzten Zielen die Einigung und Wehrhaftmachung der Staatsangehörigen polnischer Zunge in Deutschland, Rußland und Oesterreich-Ungarn erstrebt. Dies bestätigt auch der Aufruf des Verband-vorstandeS in Galizien zu dem am 28. und 29. Juni 1903 in Lemberg statlfinvenden „Turnfest", in dem eS heißt: „Laßt uns alle an dem Gedanken arbeiten, daß die polnische VolkSgesamtheit unser Richter sein wird, die ihr Urteil nach Maß gabe der Hoffnungen fällen wird, die sie mit un» verbindet. Wir sind «in, ihrer Wege uud Ziel« wohlbewußt« nationale Organisation, die sich zu den Gruadsä-ea bekenut, daß di« Zukunft den Kräftigen und Gesunden gehöre; möge diese» Bekenntnis nicht in Worten sein End« erreichen. E» sind Laten erforderlich, di« unserer Aufgabe entsprechen . . . Dir bild« einen Vorposten, der mit seine« treuen Losungsworte noch keinen Augenblick an dem Siege de» polnischen Gedanken» gezweifelt hat. Laßt un» die polnisch» VolkSgesamtheit zur Schaffung Hunderter, ja tausender solcher Vorposten hiuretßeu, auf welchen die polnische Arbeit nicht aufhören wird". Aus der absichtlich dunkel gehaltenen Sprache der proßpolnischen Propaganda in gemeinverständliches Deutsch übersetzt, heißt da«: Vorbereitung zum Kampf um di« Unabhängigkeit deS Polrntum». * Berlin, 25. März. Ueber die wirtschaftSpoli- tiscke Seite d»S Dreibundes wird der „Südd. ReichS- korresp." offiziös aus Berlin geschrieben: Nach Mitteilung französilcker Blätter hätte sich die römische „Tribuna" bitter darüber beklagt, daß der deutsche Reichskanzler in seiner letzten Parlamentsrede mehr vom politischen als vom wirtschaftlichen Dreibund gesprochen hat. Graf Bülow, so wird aus Rom gemeldet, hätte mittrilen müssen, ob eine in dem „alten" Bündnisverträge enthaltene Klausel über die handelspolitische Annäherung der Dreibund- staaten auch in den „neuen" Vertrag übernommen worden sei. Diese Unterscheidung zwischen altem und neuem Drei- bundvrrtrag findet sich in einem Berliner Preßtele» gramm über den Artikel der „Tribnua". Sie mag diesem Sprachgebrauch zu Liebe angewendet werden. Sachlich ist sie, streng genommen, nicht ganz genau. Dean im vorigen Jahre ist nicht rin neuer, veränderter Dreibundvrrtrag an die Stelle eines alten getreten, sondern r» ist der Dreibundvertrag verlängert worden. Daraus ergibt sich, daß ohne über den Inhalt diese- Vertrages Angaben zu machen, die der Verletzung eine» Staatsgeheimnisses gleichkämea, man doch mit Fug und Recht sagen kann: stand im Dreibund verträge eine w i r ts ch a f t S p o l i t i s ch e Klausel, so steht sie auch jetzt noch drin. Uebrigen» hat im Reichstage Graf Bülow selbst gesagt: „Der Dreibund, meine Herren, erleichtert die Aufrechterhaltung befriedigender wirtschaft licher Beziehung unter den durch ihn verbundenen Reichen, er gibt die Möglichkeit, sich vertrauensvoll auch über handelspolitische und wirtschaftliche Ansichten und Wünsche ouSzusprecheu." Eine durchaus genügende Erklärung auch vom Standpunkt italienischer WirtschaftSbedürfnisse, die einem politisch nicht Verbündeten Deutschland gegenüber doch eher zu kurz kommen könnten, alS zwischen Dreibundgenossen! Nach dem „Figaro" soll der Reichs kanzler festgestellt haben, der Dreibund habe mit den wirtschaft lichen Bedürfnissen seiner Mitglieder gar nichts zu tun. DaS ist, wie die obige Ansührung beweist, eine tendenziöse Entstellung. Allerdings würden diese handelspolitischen Interessen für sich allein nicht die Kraft haben, das deutsche Reich zum Genossen Oesterreich-Ungarn» und Italiens im Dreibunde zu machen. Ist aber das politische Bündnis auf Grund anderer Interessen dauernd gegeben, so lassen sich auf solcher Basis auch wirtschaftliche Fragen leichter behandeln al- unter politisch einander gleichgültigen Mächten. Diese Auslassung, die doch ganz zweifellos von einer dem Grafen Bülow sehr nahestehenden Seite stammt, muß ganz eigentümlich berühren, wenn man sich erinnert, daß der Herr Reichekanzler am 20 d. M. im Reichstage sich in einer sehr scharf zugesp'tzien Erklärung gegen den Abg. vr. Hasse wendete und dessen in einer Leipziger Rede ausgestellte Behauptung, bei der Erneuerung deS Dreibundes seien von deutscker Seite wirtschaft liche Konzessionen an Italien ohne Gegenleistungen Italiens gemacht worden, als vollständig unrichtig bezeichnete. Stand und steht im Dreibundvertiage eine wirtschafts politische Klausel, so wird sie doch sicherlich nicht auf dem Papiere geblieben sein. Auf jeden Fall aber stebt das Jong lieren mit Imperfektum und PräsenS, das der Berliner Osfiziosus der römischen „Tribuna" gegenüber anwendet, im schärfsten Gegensätze zu der Schroffheit, die der Reichs kanzler im deutschen Reichstage einem deutschen Abgeordneten gegenüber für geboten erachtete. (-) Berlin, 25. März. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm gestern nachmittag mit dem Prinzen Adalbert einen Spazierritt. — Heute morgen machten der Kaiser und die Kaiserin mit dem Prinzen Avalbert den gcwobnten Spazier gang. Der Kaiser empfing nach einem kurzen Besuch beim Reichskanzler im König!. Schloß von 10 Uhr ab zum Vortrage die Minister Budde und v. Goßler. Um 12^ Uhr empfing der Kaiser den Regierungspräsidenten Fromme. Zur Frithstückstasel bei dem Kaiserpaare sind geladen der Gesandte v. Bülow und der Gouverneur von Ostasrika Graf Goetzen und Gemahlin. T Berlin, 25. März. (Telegramm.) Dem Vernehmen der „Nordd. Allgem. Ztg." zufolge wird voraussichtlich der Termin für »tc RcichotagSwahlen auf den 16. Innt fest- gesetzt werden. T Berlin, LS. März. (Telegramm.) Der „Reich-anzetger" veröffentlicht da» Gesetz zur Abänderung der TermannS- Lrdnung vom 23. März 1903. 8. Berlin, 25. März. (Privattelegramm.) Heute morgen trat der Tclegierlentag der konservativen Partei zusammen. Die Lerbandlungen sollten ursprünglich im Ab- geordnetenbausc stallfinden, mußten aber deS großen Andranges der Delegierten wegen — eS waren weit über 500 au» allen Teilen Deutschland« erschienen — nach dem großen Logen saale in der Wilhelmstraße 118 verlegt werden. BemeikenS- wert ist, daß die gestern abend abgehaltene Vorversammlung beschlossen bat, die Verhandlungen streng geheim zu halten. Auch die Presse hat keiaen Zutritt. (Nat.-Ztg.) 8 Berlin, 25. März. (Privattelegramm.) In dem Telbrückfchen Prozess vor der Strafkammer deS Land gerichts I Berlin als Berufungsinstanz, von der er ab gewiesen wurde, hat der Angeklagte sich dahinter zurückgezogen, daß, wenn er den „Hakatisten" vorwarf, sie hätten «in Spiooier- und Deuunziersystem großgezogen, welche- seine unterirdischen Gange bis in die Ministerien habe, er den Ost markenverein und seine Führer nicht aemeint habe. Da« Landgericht stellte jedoch fest, daß der Angeklagte nicht nur da« Bewußtsein gehabt hab«, daß sein« schwer
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