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Dresdner Journal : 07.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-07
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Titel
- Dresdner Journal : 07.11.1902
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vtz«g»»rtt«: Vei» Bezüge durch die ch,lchäst»Nea> inuer^t» Ariden» 2,L0 M. (t,nicht. Zutraguna), durch die?uck im Deutsihen Reicht » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. »inzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksenduna der für die Dchristleitung bestimmten, aber von diefrr nicht ein- geforderten Beiträge bean- sprucht, so ist da- Popgeld beizusügen. Dresdner Hmmml Herausgegeben von der König!. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm S Uhr — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden BnkündigungSgtbützrrn: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gung-'Seite oder drrenRaum St» Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Pf. Aufschlag für die Zeile. Unterm Re- daktion-strich (Eiugefandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum LV Pf. Gebühren - Ermäßigung bei Öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi- mitlag- 12 Uhr für die nach mittag- «scheinende Nummer 1902. M 259. Freitag, den 7. November nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 7. November. Das Königl. Hof lager ist heute von der Billa Hvstcrwitz nach dem Ncsidenzschlosfe verlegt worden. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. A« t»«schäft»der«iche des Ministeriums der Finanzen. Forstverwaltung Versetzt: Günther, Forstassessor b d. Forsteinrichtungsanstalt, als Hilssbeamter aus Antonsthaler Revier — Ernannt: Wapler, Prädiz. Forstassessor, zum etatm. Forstasscssor u. Hilssbeamten aus Augustusburger Revier; Keinert, Eberlein, Bräunig, Thomas, Keller, Waldarbeiter, zu Waldwärtern auf Hirsch berger, lauterer, Fischbacher, Postelwitzer bez. Plauer Revier; Frank, Perleß, Privatexpedienten, zu Expedienten b. Forst- renlamte Pirna bez. Tharandt. — Pension irt: Zimmer mann, Wünsche, Kunzmann, Waldwärter auf Lauterer, Postelwitzer bez Plauer Revier — Gestorben: Bruhm, Forstmeister auf Naunhofer Revier; Jordan, Förster auf Ceidewitzer Revier. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Die sozialdemokratischen „Revisionisten" haben sich durch das „Gericht in München" — so bezeichnet Genosse I)r David die letzte Bernstein- Debatte -— nicht abschrecken lassen, auch weiter in den „Sozialistischen Monatsheften" ihre Meinung zu vertreten. In einem der neuesten Hefte dieser be sonders von Bebel verpönten Zeitschrift haben sich vier „Genossen" zugleich eingestellt, nämlich Arons, Heine, David und v. Elm. Bon Interesse ist nament lich, was im Anschluß an die Münchener Parteitags- Verhandlungen David ausführt. „Es ist die Aufgabe — so schreibt er — der wissenschaftlich arbeitenden Genossen, die Partei vor dogmatischer Erstarrung zu bewahren. Eine Be wegung, die die Welt erobern will, muß auch in geistiger Beziehung Bewegung bleiben. Alte, als irrig erkannte Parteilehrcn müssen korrigiert und, wenn nötig, preisgegebcn werden. Denn jeder mit- geschlcpptc theoretische Irrtum muß über kurz oder lang zum Hemmschuh auf der Bahn zu praktischen Erfolgen werden. Gewiß ist es für eine kämpfende, richtende Partei unangenehm, vor der Oeffentlichkeit das Eingeständnis zu machen, daß dieser und jener „eherne" Satz ihres Programms, dieses oder jenes beliebte agitatorische Argument ein Irrtum sei. Und doch darf sic nicht davor zurückschrccken, die veraltete Vorstellung über Bord zu werfen, sobald sie zum toten Ballast geworden ist. Mögen andere Parteien sich dem Fortschreitcn der wissenschaftlichen Erkenntnis widersetzen oder nur langsam und widerwillig hinterher- hinkcn; unsere Partei muß an der Front bleiben Es darf keine Spannung zwischen der sozialdemokratischen Theorie und der wissenschaftlichen Forschung entstehen. . . . Mag cs engbrüstige und schwachköpfige Leute geben, denen die kritische Arbeit an der Ideenwelt der eigenen Partei unbehaglich und unangenehm ist. Tas darf die zu geistiger Thätigkeit befähigten Ge nossen nicht abhalten, ihre Pflicht zu thun. . .. Ter geistige Arbeiter ist kein geduldeter Mitläufer, sondern ein unentbehrlicher Mitkämpfer in der modernen Arbeiterbewegung. In dem Bündnis zwischen Kopf arbeit nnd Handarbeit liegt die sicherste Bürgschaft ihres Erfolges. Die Gesunderhaltung dieses Bünd nisses ist aber nur dann gewährleistet, wenn der ersteren die Erfüllung ihrer Aufgabe nicht verleidet oder erschwert wird. Wir sehen auf die Münchener Verhandlungen mit Genugthuung zurück, in der Ueber- zeugung, daß die geistige Bethätigungsfreiheit ein unantastbares Gut sein muß, das höher steht als alle Autorität." Die auffällige Betonung der „wissenschaftlichen" und „geistigen" Thätigkeit der „Revisionisten" im Gegensatz zu „Schwachkopfigkeit" oder „Autorität" richtet sich ohne Zweifel in erster Linie gegen Bebel. David läßt es ohnedies an Spott gegen diesen „un entwegten" Parteiführer nicht fehlen; er wird wohl aber damit gerechnet haben, daß Bebel ihm die Antwort nicht schuldig bleiben wird. Auch der zweite Aufsatz in den „Sozialistischen Monats heften", in dem „Genosse" Or Arons sich über seinen Obstruktionsplan bei den bevorstehenden preußi schen Landtagswahlen ausspricht, ist hauptsächlich gegen Bebel gerichtet, der bekanntlich sich scharf dagegen ausgesprochen hatte, daß dieser Plan aus geplaudert worden sei, da seine Ausführung durch einen einfachen Ministcrialerlaß verhindert werden könne. Arons meint spöttisch, da nun ein mal der „Schaden" bereits da sei, erübrige es sich, auf den Bebelschen Borwurf des längeren ein zugehen. Das ist eine ziemlich geringschätzige Be handlung des Hrn. „Schriftsteller" Bebel, der sich in der Oeffentlichkeit als unfehlbar aufzuspiclen liebt. Nach David und Auer ergreift Heine das Wort. Er entwickelt ebenfalls höchst ketzerische Ansichten. Erst kürzlich hat Bebel bekanntlich fcstgestellt, daß die sozialdemokratischen Parlamentarier „dazu da" seien, im Reichstage Reden zum Fenster hinaus zu halten und das Volk zu haranguieren. Heine ist anderer Ansicht; er verlangt positive parlamentarische Arbeit. Daher mußte er auch zu dem Schlüsse kommen, daß es vor allen Dingen notwendig sei, die Etatsdebatten abzukürzen, um Raum für praktische Thätigkeit zu gewinnen und vor allem Initiativ anträge zu erledigen. Er schreibt ganz im Sinne der „Bourgeois", die Etatsreden seien nichts als Monologe und schwächten das Interesse an den Parlamentsdebatten und somit das Ansehen des Reichstages. Das ist viel „Revisionismus" auf einmal, und Bebel wird alle Hände voll zu thun bekommen, um sich wieder „Autorität" zu verschaffen. Eine große Beruhigung mag es ja für den sozialdemokratischen Führer sein, daß die „Neue Zeit", sein Leiborgan, bei Beginn ihres zwanzigsten Jahrganges erklärt, bleiben zu wollen, was sie gewesen sei. „Ihr müßt", so heißt cs in dieser Rcdaktionserklärung, „erst der „Neuen Zeit" ihr marxistisches Rückgrat brechen, ehe ihr erlebt, daß sie altert und stirbt." Diese Kautskyschc Auslassung wird den sozialdemokratischen Autoritäts gläubigen wohlthun. Inzwischen erfolgt in den verschiedenen Wahl kreisen die Berichterstattung der Delegierten über den Münchener Parteitag. Die von diesen vor geschlagenen Resolutionen, in denen das „volle Ein Verständnis" mit den Parteitagsbeschlüssen aus gesprochen wird, finden natürlich stets einstimmige Billigung. Wie könnte es auch anders sein? Mögen sich „wissenschaftliche" und „schwachköpfige" Sozialdemokraten auch noch so leidenschaftlich bc kämpfen, so läßt sich doch daran nicht rütteln, daß die in der Theorie völlig uneinige Sozialdemokratie in der Agitations Praxis und namentlich im Wahl kämpfe durchaus einig ist. Bei der Agitation ist nicht der Marxismus, sondern der Opportunismus maßgebend, und damit, nicht durch ihr Programm, haben die „Genossen" bisher die besten Geschäfte gemacht. Tagesgcschichte. Dresden, 7. November. Das Königliche Sommerhoflagcr in Hosterwitz ist heute auf gehoben worden, und es nehmen Sc. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde von heute ab im Königl. Rcsidcnzschlossc Wohnung. — Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat vom 7. bis mit 15. November d Js. der Königl. Kammcrhcrr v. Carlowitz - Maxen über nommcn. Deutsches Reich. Berlin. Aus Kiel wird gemeldet: Se. Majestät der Kaiser traf mit dem Prinzen Heinrich von Preußen im offenen Zweispänner gestern um 11 Uhr 50 Minuten mittags auf dem Exerzierplätze vor der Matrosenkaserne ein. Etwas später folgte Prinz Adalbert von Preußen. Das 3. Bataillon des In fanterieregiments Nr. 85, sowie eine Abteilung Matrosen bildete dort Spalier. Als Se. Majestät vor dem Exerzier- schuppcn den Wagen verließ, spielte die Kapelle des 1. Seebataillons den Präsentiermarsch, die Ehrenwache präsentierte. Der Kaiser schritt die Front der Matrosen, sowie der Fähnriche ab und begab Sich sodann in den mit Blumen, Guirlandcn rc. geschmückten Excrzier- schuppen. Dort begrüßte der Monarch die ausgestellten Rekruten und begab Sich nach der mit Blattgewächsen geschmückten Tribüne. Es erfolgte sodann die Ver eidigung. Der Kaiser hielt eine kurze Ansprache. Nach dieser brachte der Gencralinspekteur der Marine Admiral v. Köster ein Hurra auf den Kaiser aus. Um 12 Uhr 45 Minuten begab Sich der Monarch mit dem Prinzen Heinrich, dem Prinzen Adalbert und dem Gefolge zur Frühstückstafel in die Offizier-Spcise-Anstalt. Se. Maje stät verließ um 2 Uhr 30 Min. das Marine-Kasino wieder und begab Sich mit dem Prinzen Heinrich in offener Hofequipage zur Barbarossa-Brücke. Von dort fuhren der Kaiser und Prinz Heinrich, sowie der Staats sekretär des Reichsmarincamts, Staatsminister v. Tirpitz, zur Germaniawcrft. Auf dem Unterhose der Werft wurde Se Majestät vom Direktor der Werst, Kontreadmiral Barandon, begrüßt und auf die Werft geleitet. Kurz «urch 4 Uhr verließen der Kaiser und Prinz -Heinrich die Germania-Werft wieder und begaben Sich mit dem Ver kehrsboot „Hulda" an Bord der „Hohenzollern" zurück. Die „Hohenzollern", mit Se. Majestät an Bord, hat gestern abends 10 Uhr die Kieler Föhrdc verlaßen. Das Kaisergeschwader hat seinen Weg durch den Kaiser Wilhelm-Kanal genommen und heute früh Brunsbüttel verlaffen, um nach der Themse zu steuern. Die Jacht „Hohenzollern" geht jedoch nur bis Victoria Port. Dort wird Sich der Kaiser mit seinem Gefolge an Bord des „Sleipner" begeben und auf diesem die Reise fortsetzen. Der Aufenthalt in Sandringham wird voraussichtlich bis 15. November dauern. Alsdann bcgicbt Sich Sc. Majestät zur Jagd nach Lowther-Eastle zum Earl of Lonsdale. Ueber den Zeitpunkt der Rückreise ist bis jetzt noch keine Bestimmung getroffen worden. — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung dem Gesetzentwürfe wegen der Kontrolle des Reichshaus halts, des Landeshaushalts von Elsaß - Lothringen und des Haushalts der Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1902 die Zustimmung erteilt. Ucbcr die Besetzung der Stelle des Präsidenten des Bundesamts für das Hcimats- wescn wurde die Beschlußfassung ausgesetzt. Sodann hat der Bundesrat einer Reihe von Ausschußantrügcn zu gestimmt, so dem Anträge betreffend Gewährung der Zollfreiheit an die bei dem Deutschen Reiche beglaubigten Botschafter, Gesandten rc., dem Anträge betreffend Er gänzung der Vorschriften über die Rückvergütung der Braustencr bei der Ausfuhr von Bier, ferner dem Aus schußantrage betreffend den Zoll- und Salzsteuer-Ver ¬ waltungskostenetat für Preußen und dem Anträge über denselben Gegenstand für Elsaß-Lothringen; des weiteren den Anträgen über die Vorlage vom 10. April d. Js betreffend die Zolltarifierung von sogenannten Lurfcr Prismen, über das Abkommen mit Belgien betreffend den Verkehr mit Branntwein an der deutsch-belgischen Grenze vom 1. August 1902 sowie dem Ausschußanlrage betreffend das Abkommen mit Frankreich über die gegen wärtige Behandlung der Handlungsreifenden vom 2. Juli 1902. Auch dem Ausschußantrage über den Entwurf einer Bekanntmachung betreffend Bestimmungen für den Kleinhandel mit Garn sowie dem über den An trag des Königreichs Sachsen, betreffend die Er Weiterung der Leistungen der Landesversicher ungsanstalt Königreich Sachsen gemäß 8 45 des JnvalidcnvcrsichcrungsgcsetzcS wurde vom Bundesräte die Zustimmung erteilt. — Zu der am 14. November im Reichsamte des Innern stattfindcndcn Kartell-Konferenz sind noch eingcladen worden: geh. Kommerzienrat Arnhold-Berlin, Geh. Rat Gamp, M. d. R., Berlin, geh. Kommerzienrat Junghann von der Laurahütte, Generaldirektor Kirdorf auf Zeche Rheinclbe, Direktor Marwitz-Dresden, Vor sitzender des Verbandes deutscher Baumwollgarn-Kon sumcnten, Di- Müller, Ai. d. R., Groß-Lichterfelde, geh Baurat Rathenau, Allgemeine Elektrizitäts-Gesell schäft, Berlin, Generaldirektor Servaes-Ruhrort, Hütten besitzer Rich Vopelius-Sulzbach. Die Gesamtzahl der Teilnehmer beläuft sich nunmehr auf dreißig Herren. — Für die Nachweisungen ihrer RechnungS- ergcbnisse hat das Reichs-Versicherungsamt den Berufsgenossenschaften ein neues Formular vor geschrieben. Aenderungen sind in dem alten Formular insoweit vorgenommen worden, als sie sich entweder aus der Neugestaltung der Unfallversicherung von selbst er geben, oder ohne wesentlichen Mehraufwand an Arbeit und Kosten aus dem bereits vorhandenen Materiale zu entnehmen sind. U. a. wird man künftig bei den ge werblichen Berufsgcnosscnschaften neben den für die Bei tragsberechnung in Anrechnung gebrachten Löhnen auch die thatsächlich verdienten Löhne angegeben finden. — Das Reichs-Versicherungsamt hat neuerdings entschieden, daß durch das neue Unfallversicherungs- gesetz für Land- und Forstwirtschaft die Be rechtigung zur Sclbstversicherung nicht nur den jenigen landwirtschaftlichen Betriebs Unternehmern eingcräumt worden ist, die nicht regelmäßig mehr als zwei Lohnarbeiter beschäftigen, sondern auch allgemein und ausnahmslos solchen Unternehmern, deren JahreS- arbeitsvcrdienst 3000 M. nicht übersteigt. Die Mate rialien des Gesetzes ergäben keineswegs, daß die Absicht, entgegen dem gewählten Wortlaute, dahin gegangen sei, die Berechtigung zur Selbstversicherung zu versagen, wenn auch die eine, nicht aber zugleich auch die andre der beiden erwähnten Voraussetzungen vorlieqt. Eöln a Rh. Bei der gestern vollzogenen Erz bischofswahl wurde, wie wir bereits gestern unter Drahtnachrichten kurz meldeten, der Cölner Weihbischof und Domdechant vr. Anton Hubert Fischer zum Erzbischof der Erzdiözese Eöln gewählt Die Wahl ist also schließlich nicht nur in normaler Art vor sich gegangen, sondern auch auf denjenigen Kandidaten gefallen, der dem hohen Amt bereits am nächsten stand und somit die nächste Anwartschaft hatte. Nach den Wünschen des Eölncr Domkapitels Hütten sechs Geistliche zur Wahl gestellt werden sollen, nämlich die Herren Weihbischof vr. Fischer Köln, Kapitelsvikar Kreutz wald-Eöln, Domherr Müller-Eöln, Bischof Voß von Osnabrück, Prof vr. Esser-Bonn und Pfarrer Krichel - München-Gladbach. Von diesen der Staatsregicrung eingercichtcn Kandidatenlisten sind, wie verlautet, zwei Namen gestrichen worden, so daß bei der Wahl nur vier Herren in Betracht kamen. Das Eölner Erzbistum hat in den letzten Jahren mehrmals Wechsel in der Person seines obersten Hirten gehabt. Es trauerte im Mai 1899 an der Bahre des Kardinals Krementz, und ein Vierteljahr später trug man den infolge einer tückischen Krankheit nach glücklich überstandener Operation plötzlich dahingerafften Weihbischof Vr. Joseph Schmitz Kunst und Wissenschaft. Was ist ein Komet ? von Arthur Stentzel. Der Komet Perrine, der am 1. September d. I. auf der Lick-Sternwarte entdeckt wurde und noch vor wenigen Tagen — seit 30 Jahren wieder das erste Objekt dieser Art — als mattes Sternchen der vierten Größenklasse mit unbewaffneten Augen zu erkennen war, hat die Er örterung über die Natur der Kometen wieder zeitgemäß gemacht. Wenngleich man heute bei den staunenswerten Hilfsmitteln der modernen Optik bedeutend mehr über die Kometen weiß, als etwa zur Zeit des älteren Her schel, so befindet man sich doch trotz der Anstrengungen der Spektralanalyse und Astrophysik noch nicht ganz im Klaren über das eigentliche Wesen dieser Himmelskörper, vor allem nicht über den Teil, der ihnen besonders eigentümlich ist, den Schweif. Nach Photographien, die A Senouque auf der Sternwarte zu Meudon vom Ko meten Perrine ausgenommen hatte, besitzt das Gestirn «inen Schweif von 12 Minuten Länge sowie zwei schwache Nebenschweife, es gehört also zu den weniger entwickelten Körpern dieser Klaffe. Der Gnmd davon liegt einmal in der geringen Masse des Kometen, nament lich aber in dem Umstande, daß er der den Schweif erst bildenden Sonne in einer Sonnennähe nur bis auf 8 Mill. Meilen nahe kommt. Nicht selten und meist nur dann, wenn die Kometen teleskopisch bleiben, also sehr weit stehen, fehlt die Schwcifbildung gänzlich, und die Wandelsterne besitzen dann lediglich die Form eines runden oder länglichen Nebels. Andere Kometen hingegen und ins besondere diejenigen, denen sowohl eine große Masse als besonders eine starke Annäherung an die Sonne zukommt, machen sich oft durch ungeheure Schweife bemerkbar und wurden deshalb im Altertum unv Mittelalter, als man über das Wesen der Haarsterne noch völlig in Unkenntnis war, immer zum Schrecken der sündhaften Erdenkinder. So besaß der Komet von 1744 einen Schweif von 7 Mill. Meilen, der von 1769 einen solchen von 10, der von 1680 einen solchen von 20 und der Komet von 1811 sogar einen Schweif von 22 Mill. Meilen Länge, d. h. einen Lichtstreif, der die Erde mit der Sonne ver binden und noch 2 Mill. Meilen darüber hinauSrcichen könnte. Auch die Köpfe mancher Kometen haben eine außerordentliche Größe, beispielsweise fand man den Durchmesser des Kometen von 1811 zu 140000 ge ographische Meilen, also von einem körperlichen Inhalt, der das Volum unserer Erde 510000 mal übertraf. Erwägt man nun, daß viele Kometen in der größten Sonnmnähe mit ihrem Kopfe der Sonne sehr nahe kommen und mit großer Geschwindigkeit fortschreitcn, dann wird man sich einen Begriff davon machen können, zu welch rasender Bewegung das der Sonne stets ab gewandte ferne Schweifende angetriebcn wird. Das beste Beispiel bietet in dieser Beziehung der Komet von 1680, der einer der bedeutendsten Schweifstcrne aller Zeiten genannt werden muß, soweit uns die Geschichte von Kometen Kunde giebt. Dieses von Kirch entdeckte Gestirn, besten ungeheurer Schweif den ganzen Himmel überzog, näherte sich nach Enckes Berechnung der Sonne am 17. Dezember 1680 bis auf 121700 Meilen, war also von der glühenden, flammensprühenden Sonncnober fläche nur noch 32000 Meilen entfernt und legte zu gleicher Zeit in der Sekunde 7358 Meilen zurück, während die Erde bekanntlich in der Sekunde kaum 4 Meilen in ihrer Bahn fortrückt Tie Folge davon war, daß der riesen hafte Schweif am Abend des 17. Dezember nach der Sonne unterging und am 18. Dezember schon wieder vor der Sonne aufging, er hatte also in einer Nacht den ganzen Sonnenball umkreist, besten Durchmesser nach en neuesten Messungen fast 180 000 Meilen beträgt. Man vergegenwärtige sich nun einmal, welche Geschwür bigkcit das Schweifende während des Pericheldurchgangs gehabt haben muß. Der Kopf bewegte sich nämlich zu jener Zeit, von der Sonne aus gedacht, in einer Stunde durch 118,3 Grade, infolgedessen muß das 20 Meilen entfernte Schweifende in demselben Zeiträume einen Ab stand von mehr als 20 600000 Meilen oder in der Sekunde genau 5735 Meilen zurückgelegt haben! Es leuchtet sofort ein, daß eine derartige Schnelligkeit für einen so feinen Stoff, wie cs der Komctenstoff ist, zur Unmöglichkeit gehört; aber da sic doch thatsächlich vor handen war und bei anderen Kometen mit langen Schweifen oft nicht viel geringer ist, so hat man bei einer Erklärung des Wesens der Kometen unbedingt mit ihr zu rechnen Da sich die Masse der Kometen stets als sehr klein, ihre räumliche Ausdehnung aber als sehr bedeutend er weist, so ist auch ihre Dichte außerordentlich gering, und nach Dr. W. H. Meyers treffender Bemerkung verhalten sie sich zur Erde etwa wie ein Papierschnitzelchen zu einer Kanonenkugel. Prof. Schiaparelli gebührt das Verdienst, zuerst auf die innigen Beziehungen von Kometen und Sternschnuppen hingewicsen zu. haben, indem er den Perseiben - Schwarm (die August-Meteore) als einen Be standteil des Kometen 1862 III und den Leoniden Schwarm (die Novcmber Metcorc) zusammen mit Peters und Oppolzer als Bestandteil des Kometen 1866 l er kannte! Obwohl also dcr Zusammenhang von Kometen und Meteoren fcststcht, wird man erstere doch nicht als einfache Komctenanhäufungen betrachten dürfen, sondern sic, wie Prof. Weiß meint, als die Urkörper aufzufasten haben, durch deren Zerfall innerhalb unseres Sonnen systems sich erst die Stcrnschnuppenschwärmc bilden Jedenfalls können sie sich aber nicht wesentlich von den Mctcorschwärmen unterscheiden Donati hat durch die Spektralanalyse nachgewicsen, daß bas Licht bcr Kometen teils ein von festen Körperchen wicdergespicgeltes Sonnenlicht, teils Eigen licht phosphorcScicrendcr Gase ist und einerseits dem glühenden Kohlenwasserstoff, anderseits dem glühenden Natriumdampfe Ühncjt; cs zeigt sich aber im Apparat ein schwaches kontinuierliches Spectrum mit einigen dcr dunklen Fraunhofcrschen Linien, das überlagert ist teils von drei Hellen Bändern im Gclbgrün, Grün und Violett, die nach dcm Rot hin scharf abgcsetzt sind, teils von dcr gelben Doppcllinie I). Man hat bei den den Kometen 1882 I und 1882 II festgcstcUt, daß bei starker Annäherung an die Sonne das Kohlenwasserstoff spectrum verschwindet und das Natriumspcctrum aus leuchtet, bei Entfernung des Kometen aber wieder das Natriumspcctrum vergeht und das Kohlenwasserstoff spcktrum von Neuem auftritt. Diesem Vorgänge ent sprechend sicht man auch beim Experiment mit elektrisch glühendem Kohlenwasserstoff die drei Hellen Streifen so fort verschwinden, wenn man Natrium darin verdampft Prof. Vogel wies ferner ebenfalls durch Versuche nach, daß Meteorsteine, die in einer Röhre erhitzt werden, während gleichzeitig ein elektrischer Strom durch sic hin durchgeht, ebenfalls das eigentümliche Kohlenwasserstoff Spcktrum gebcn, wodurch die Gleichheit oder größte Ähnlichkeit von Kometen und Meteorschwärmcn zweifel los bewiesen ist. Jedenfalls sehen wir nach alledem die Elektrizität in der Kometencntwickelung neben der Wärme die Haupt rolle spielen. Schon OlberS vermutete an dcm großen Kometen 1811 I elektrische Rückstoßkräfte, und Bessel fand beim Hallcyschcn Kometen 1835 ebenfalls elektrische polare Kräfte wirksam In neuerer Zeit haben Prof Zöllner (1872) und zuletzt Bredichin die elektrischen Vorgänge an Kometen noch eingehender besprochen Eine weitere Stütze findet die Theorie auch durch dic ost plötzlichen LichtauSbrüche bei vielen Kometen, denen durch bas Porhanbcnsein der mehrfachen von einander ge trennten Lichthüllen (der Koma), sowie durch dic leuchten
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