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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190311152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19031115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19031115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-15
- Monat1903-11
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.11.1903
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Vez«i)S Prei- U» dir Ha»-t«xp«dttt»» oder deren AuSgabe- ßelle» ob,,holt: vierteljährlich ^l 8.—. bet zw«tmali-«r tägliche, Anstellung i»» Han« ^8 8.7k. Durch vt« Poll vezoar« für Deut ch> laud ». Oesterreich oterteljührltch ^8 4.-0, für dt» übrige» Lände, laut Z«üm>g»pr«i»list«. Nr-allttov and Ln>edlttoar JohanntSgaffe 8. Ferufprecher lbä,«d WL. Ft1tul»vv«ditt-«e» r WlfiwßHcth«, v«chhandlg„ UuwersttätSfir.^ N. K-schch Rtttzurtueustr. Ich n. Küutgüpl. 7. Haapt-Fillale Vrerden; Marteastraß« X A«r-sp«cher Amt 1 Nr. 171», Haupt-Filiale Serlin: Eatk Druuker, Herzgl. Vahr. Hosbuchhandlg, Lützowstraß« 10. Fernsprecher «ml VI Nr. «SOS. MMtr TaMM Anzeiger. NmlsvM des Königlichen Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aates «nd des Nolizeianrtes der Ltadt Leipzig. Druck und Verlag vou S. Pol- tu Leipzig. Srlra-Beilagen (gefalzt^ »u, mtt der Morgen-Ausgab«, ohne Poslbesörderung 60.—, mit Postbesürderuug 70.—» Iiunahmeschluß flr Inzeigen: Abeud-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeige« siad stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi» abrud» 7 Uhr. Anzetgen'Prei- die S gespaltene Petitzeile SV H, Kellam«, uuter demRedaMontstrich (»gespalten) 7V vor den Famlllenaach- richten («gespalten) V0 H. Tabellarischer »nd Aifferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenauuahm« LS (excl. Porto). Nr. 581 Sonntag den 15. November 1903. 97. Jahrgang. Aus -er Woche. »Ich Lin sehr fest überzeugt, daß vielleicht jede andere Armee für einen leichtsinnigen jungen Mann eine Schule der Torheit nud Untugend, daß hingegen da« preußische Heer eine Schule strammer Tugend ist". Der Zufall will, daß diese Worte de» Grafen Christian Stolberg un« beim Durchblättern der soeben erschienenen Biographie Ludwigs v. Gerlach in die Augen fallen zu derselben Zeit, da in Metz der Prozeß Bilfe sich abgespielt hat. Nahmen wir die dort enthüllten Zustände als die Regel, so müßten wir den aus dem Jahre 181S herrührenden Ausspruch in sein Gegenteil ver- lehrea. Denn eine Schul« der Torheit und Untugend da« Milieu zu nennen, in welchem die Offiziere jenes Train bataillon» ihr Wesen getrieben haben, wäre fast noch eine zu milde Beurteilung. Der Kommandeur glaubt sich durch die taktlose Bemerkung einer Apothekersfrau berechtigt, seinen Offizieren de» Besuch ihres Hauses zu untersagen. Zuwider handelnde bestraft er. Ein Rittmeister hat so wenig Gefühl der Würde, daß er sich von der Frau aus dem Wirtshause holen laßt. Offiziersgattinnen leben in den unlautersten Beziehungen zu den Kameraden ihrer Gatten. Auf diesem Sumpfboden ist die Giftpflanze deS Bilseschen Romans emporgewachsen zu einer schweren Anklage gegen diejenigen, die vermöge ihrer leitenden Stellung für den Geist dieses Ofsizierkorps verantwortlich sind. Ihre Schuld soll keineswegs betont werden zur Milderung de« Eindruck«, den der Angeklagte de« Prozesses hervorgerufen hat. Durch Tendenz und Form seines Angriffes auf die bisherigen Kameraden hat er die Ehre des Standes schwer verletzt. Noch so große Entrüstung über de« Erlebt« und Beobachtete gibt nie und nimmer die Berechtigung, die intimen Vorgänge einer Gesellschaft, der mau aagehörte, in welcher Form auch immer, der Oeffentlich- keit preiSzugebeu. Aber dq« Wese« diese« Prozesses liegt nicht in der Tatsache, daß ei« deutscher Offizier so treulos an seinen Kameraden gehandelt hat. Den Schwerpunkt muß mau erblicke» in der Häßlichkeit deS Bildes, das nicht der Roma», sonder» der Prozeß von den Zuständen eines Offi zierskorps der Welt geboten hat. I-, der Welt. Denn auch englische und französische Blätter — diese mit ganz besonderem Wohlgefallen — haben täglich spaltenlange Berichte über die Metzer Verhandlungen veröffentlicht, sie gar mit den Por träts Beteiligter ausgeschmückt. Da hat sich uns aber die Frage aufgedrängt, ob denn wirklich dieser Prozeß notwendig gewesen ist. Leutnant Bilse stand im Begriff, aus dem Heere auszuscheiden, dem länger anzugehören er weder würdig noch auch geneigt war. Konnte man sich da nicht auf ei« ehrengerichtliches Verfahren, auf eine Ent lassung mit schlichtem Abschiede beschränken? In Forbach hätte sich die Aufregung über das nur den Forbachern verständliche Buch bald gelegt, ja schneller, als jetzt zu erwarten ist. Den höheren und höchsten Instanzen hätte, damit sie mit eisernem Bese» in die Mißwirtschaft dreingefahren wären, der Tat bestand ebenso gut au« den Akten eines Ehrengericht- zur Aeautuis kommen können. Der öffentliche Prozeß mit der, wie zu erwarten stand, verhältnißmäßig milden Strafe war nicht nur kein Bedürfnis, er war vom Uebel. Denn man kann nicht einmal sagen, daß er eine richtige Gesamtschilderung gebe. Die Häufung zahlloser unwichtiger, aber unsympathischer Züge macht das Bild noch schlimmer, als es ohnehin war. In jedem Gesellschaftskreise, der seine Mitglieder so nahe zusammendrängt, wie das Garnisonstädtchen For bach, fallen Bemerkungen unfreundlicher Art über die Mit menschen und ihre kleineren Fehler. Vor der Oeffentlichkeit wachsen solche unbedachte Worte zu schweren Anklagen, die Schwächen zu schweren Fehlern. Schlimmer aber ist, daß selbst der Patriot dazu geführt werden kann, nach Maßgabe der Korbacher Enthüllungen den Stand sittlicher Anschau ungen im Offizierskorps ganz allgemein zu beurteilen. DaS ist aber ein großer und ungerechter Irrtum. Weder der betreffenden Waffengattung, die ohnehin unter manchem Vor urteile zu leiden hat, noch viel weniger aber dem Offizierstande im Allgemeinen dürfen wir da- Unrecht antun, ihm vorzuwerfen, waS in Forbach gesündigt wurde. Geschieht das trotzdem, so tragen auch dafür die Verantwortung die Urheber jene- Prozesse«. Sie hätt-n sich vor Augen halten sollen, daß nicht jede Tat, die uns mit Empörung erfüllt, Gegenstand strafgerichtlicher Ber- haadlungea zu werden geeignet ist. Die Sozialdemokratie wäre nicht die Hochburg der Klaffen- und Stände-Verhetzung, wenn sie sich den Metzer Prozeß nicht zu nutze gemacht hätte, so wenig auch der Dresdner Parteitag und ihr Führer Singer ihr da- Recht gegeben haben, sittliche Entrüstung zur Schau zu tragen. Aber sie spekuliert gleichzeitig auf die Vergeßlichkeit der volkSmaffe«. Dem preußischen Heere einen Makel anzuhängen, paßte ja vortrefflich in den Rahm«» ihrer Agitation für di« preußischen Landtags wahlen. Unberührt von der tiefen loyalen Erregung, di« de» Mouarchist« h«i d,r Erkrankung des Kaiser trotz tz«r beruhigenden Auskunft der Aerzte bewegte, hat sie mit dem Rufe „LoS von Preußen" ihre Genossen an die Urne getrieben. Um so mehr ist es zu bedauern, daß wenigsten« in einem kleinen freisinnigen Kreise an ihre Unterstützung gedacht wurde. Freilich haben gerade die Konservativen am wenigsten Ursache, sich darüber zu ereifern oder gar dem gesamten Liberalismus deshalb bittere Vorwürfe zu machen. Denn wer trägt im Grunde die Hauptschuld daran, daß ein Teil der Partei genossen deS vr. Barth nicht durch Befolgung der offiziösen Sammlungs-Parole seiner Staat-Pflicht zu genügen vermeinte, sondern durch Begünstigung eines Sozialdemokraten, der in seiner Vereinsamung im preußischen Abgeordnetenhause jedenfalls dieser Körperschaft den Stempel einer Umsturzkammer nicht aufzudrücken vermag, während eine konservativ-klerikale Mehrheit ihm den Charakter einer reaktionären Körperschaft anfprägt? Doch nur die preußischen Konservativen, die durch ihr skrupellose« Ein treten für den KlerikaliSmuS und seine Forderungen eine Gefahr heraufbeschwören, die selbst der gemäßigtste Liberale nicht verkennen kann und darf. Nur infolge dieses Ein tretens drängt sich dem gesamten Liberalismus die Front stellung gegen Reaktion und KlerikaliSmuS gebieterisch auf durch die Sorge um die Schule. Wir haben da einen charakteristischen Unterschied zwischen dem preußischen und dem badischen Zentrum. Auch die stockkath olischen Gegenden Badens, wo zu unsrer Freude die Nationalliberalen auch nach den jetzigen Wahlen die stärkste Partei bleiben, fühlen sich mit der konfessionell gemischten Schule wie verwachsen Ein etwas hitziger Dekan hat vor Jahren in der badischen Ab geordnetenkammer sich einmal die Prophezeiung entschlüpfen lassen, daß nach den Klöstern die Volksschule an die Reihe kommen würde. Aber daS Wort ist von seinen Parteifreunden später abgeleugnet worden. Wacker hat in dem soeben be endeten Wahlkampfe wiederholt erklärt, daß man an der Schule nicht rütteln wolle. Selbstverständlich beruht kiese Zurückhaltung nicht auf einem Prinzip, sondern auf der taktischen Erwägung, daß andernfalls die Wahlaussichten für daS Zentrum sich recht sehr verschlechtern würden. Denn Baden hat keine konservative Partei von irgend welcher numerisch oder faktisch in Betracht kommenden Stärke. Im Landtag wird sie künftig überhaupt nicht mehr existieren. Da ist also nicht viel anzufangen. Um so günstiger steht der Weizen in Preußen. Wir haben erst vor wenigen Tagen gezeigt, mit welcher Ungeniertheit das rheinische Organ der Zentrumspartei für den Kampf um die Volksschule viel größere Aufmerksamkeit gefordert hat, als für die Bekämpfung der Sozialdemokratie. Stärkung des „kirchenseindlichen Libe ralismus" wurde den Eltern, „welche wollen, daß ihre Kinder in den Schulen konfessionell-christlich erzogen werden", als diejenige Gefahr bezeichnet, die selbst schlimmer wäre, als ein Anwachsen der Sozialdemokratie. Der „Köln. Volksztg." verdanken wir daS vom gesamten Liberalismus verständnisvoll aufgefaßte Wort, daß für die Schule „Viel auf dem Spiele stehe." Hält man sich gleichzeitig die schneller, als wir dachten, hervorgetretene Gegnerschaft des KlerikaliSmuS gegen die Posener Akademie und den erfolgreichen Uebermut des bayerischen UltramontaniSmuS vor Augen, so sind gerade die mit den schroffen preußischen Ultramontanen jetzt so eng verbündeten Konservativen die letzten, die sich darüber wundern dürften, daß ein einzelner Sozialdemokrat nicht von allen mo narchisch gesinnten Liberalen als der Uebel größtes angesehen wird. Noch viel weniger ist eine Verwunderung oder gar ein Vorwurf von konservativer Seite am Platze jener überwiegenden Mehr zahl von Liberalen gegenüber, die jedes Paktieren mit den Sozialdemokraten zurückweisen, aber die Stärkung der libe ralen Gruppen im preußischen Abgeordnetenhause für nötiger trachten, als eine Verstärkuug der klerikal-konservativen Majori tät. Papst PiuS X. hat gerade jetzt einem französischen Besucher die Ansicht ausgesprochen, daß dort, wo er in der Mehrheit ist, der Katholizismus verfolgt werde, wo er die Minder heit bildet, Freiheit uuv Ruhe genieße. Sagt unS da« nicht mit schärfster Deutlichkeit, daß der Katholi zismus al« politischer Faktor, sobald er nur die Macht hat, so unerträglich wird, daß seine Anhänger selbst sich gegen ihn wenden? Die Gegnerschaft gegen die Sozialdemokratie darf nicht blind machen gegen die Gefahren, die Kleri- kalismus und Reaktion drohen. Bei noch so scharfer Frontstellung gegen Rot müssen wir die Sicherheit zchaffen, daß un« nicht Schwarz überwältige, zumal es sich gern in das Gewand äußerer Friedfertigkeit hüllt und auf Gönner Hinweisen kann, die den Loyalen nur zu leicht über sein wahres Wesen täuschen. Deutsches Reich. Berlin, 1». November. (Luther« .galante Aben teuer" und Freiherr von Berliching«».) Die Schmäh- schrift „LutberS galante Abenteuer" ist letzthin selbst von der klerikalen Presse als solche gewürdigt und zurückgewiesen worden. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn selbst der sattsam bekannte Freiherr Adolf von Berlichingen di« Vaterschaft diese« Machwerke« ablrhnt. Di« Art aber, wi« die« geschieht, ist «in« so »»«gesucht jesuitisch«, daß sie beleuchtet werden muß. Der Freiherr von Berlichingen läßt sich nämlich u. a. folgendermaßen vernehmen: „Ich erkläre ... auf da« Bestimmteste, daß ich diese« Buch und seinen Verfasser nicht kenne und in gar keiner Verbindung damit stehe. Ich erkläre aber (!) zugleich, daß es mir nie im Traume eiufallen wird, Luthers galante Abenteuer in Wort oder Schrift zu behandeln. Ich habe von Anfang an in meinen histo rischen Borträgen... erklärt und erkläre immer wieder, daß ich nicht Luthers Skandalgeschichten vortrage, sondern daß ich Luthers neue Lehre und seine Handlungsweise bei der Gründung seiner neuen Religion untersuche." Ein „feiner" Kopf, dieser Freiherr Adolf von Berlichingen, ein „politischer" Kopf! In demselben Atemzuge, in dem er jede Gemeinschaft mit einer Schmähschrift wider Luther ab lehnt, unterstellt er denInhalt dieser Schmähschrift, Luthers „galante Abenteuer" und „Skandalgeschichten", als richtig! Und nicht genug damit: Freiherr Adolf von Berlichingen deutet auch zart darauf hin, daß er in seinen Vorträgen den Mantel christlicher Liebe über Luthers galante Abenteuer und Skandalgeschichten gebreitet habe. Wie diskret-zurückhaltend! Wie tolerant! Nur die Intoleranz eines „Romhasscrs" und „Iesuitenfeindes" kann aus solcher Erklärung den Schluß ziehen, daß Freiherr Adolf von Berlichingen die Gemeinschaft mit der oben genannten Schmähschrift deshalb so lebhaft ablehne, um die Schmähung selbst an den Mann zu bringen! U Berlin, 14. November. (Schüler - Unfall versicherung.) Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat den Regierungspräsidenten eine Verfügung zu gehen lassen, in der er es als empfehlenswert bezeichnet, daß diejenigen Schüler von staatlichen und staatlich unterstützten Fachschulen oder Fachschulklassen, welche sich an Vorlesungen, praktischen Hebungen, Unterrichtskursen oder wisienschaftlichen Ausflügen be teiligen, bei denen sie einer erheblichen Unfallgefahr ausgesetzt sind, einer Zwangsversicherung gegen Unfall auf ihre Kosten unterworfen werden. Die Versicherung wird zweckmäßig als Kollektiv-Versicherung derart zu erfolgen haben, daß die Direttion der Schule den Vertrag schließt, für di? Schüler die Anmeldungen rornim.-ut, die t. ige mi> dem Schulgelde einzieht und an die Versicherungs gesellschaft einzahlt und etwaige Unfallmeldungen erstattet. Zur Beseitigung der Schwierigkeiten, welche sich an manchen Orten für die Veranstaltung von Besichtigungen daraus ergeben, daß die Fabrikbesitzer oder Bauleiter im Hinblick auf die Vorschriften des Haftpflicht ¬ gesetzes die Erlaubnis zur Besichtigung verweigern, ist von einzelnen Schulen mit Erfolg folgendes Ver fahren angewandt worden: Nach Abschluß der Ver sicherung wird von den beteiligten Schülern, oder im Fall ihrer Minderjährigkeit von ihren gesetzlichen Vertretern, eine schriftliche Erklärung deS Inhalts beschafft, daß sie „für den Fall, daß der Schüler bei den durch einen Lehrer geleiteten und beaufsichtigten Besuchen von Betriebsstätten sich eine Verletzung zuziehe, auf Forderungen aus dem Haft pflichtgesetz ausdrücklich verzichten". Sofern Schüler oder deren gesetzliche Vertreter diese Erklärung abzugebcn sich weigern, werden erstere bei den wissenschaftlichen Ausflügen ausgeschlossen. Den Inhabern oder Leitern der Betriebs stätten, die besichtigt werden sollen, wird in Fällen dieser Art mitgeteilt, daß nur Schüler, welche gegen Unfall ver sichert sind und die die vorbezeichnete Erklärung abgegeben haben, an den Besichtigungen teilnehmen würden. Eine Be teiligung des Staates an den Kosten der Zwangsversicherung findet nicht statt. Die Entscheidung der Frage, ob, in welchem Umfange, unter welchen Bedingungen und bei welchem als zuver lässig anerkannten Gesellschaften die Zwangsversicherung ein zuführen sein möchte, hat der Minister den einzelnen Schulvor ständen oder Kuratorien bezw. den Direktionen im Einvernehmen mit den Kuratorien überlassen. Dagegen, daß, abgesehen von der Zwangsversicherung der Schüler, eine freiwillige Versicherung der Lehrer und anderer in betracht kom menden Angestellten der Schule, wie Laboratoriums oder Schuldiener gegen Unfall und Haftpflicht stattfindet, bat der Minister Bedenken nicht zu erheben. Jedoch können auch für diese Versicherung staatliche Beihilfen nicht gewährt werden. * Berli«, 14. November. (Bismarck-Legenden.) Die „Braunschweigische LanüeSzeitung" bringt in An knüpfung an einen Artikel über Bismarck-Erinnerungen folgende Auslassung: ,Lllan kann sich nicht darüber wun dern, daß um einen weltberühmten Mann, wie den vcr- ewigtcn Fürsten Bismarck, sich allerlei Legenden und Phantasicgebilde wie Ncbclwolkcn lagern, denn nach dem Hörensagen erzählt mancher Geschichten in gutem Glauben weiter, die bei einiger Kritik als vollständige Erfindungen erkannt werden konnten. E« ist eine alte Erfahrung, daß die Kritik in solchen Fällen selbst bei leidlich klugen Leuten vollständig versagt. Zu der Gattung von Klatschgeschichten, di« bei nur einiger Kritik sofort in ihrer ganzen Unwahr- hett erkannt werden können, rechnen wir eine Erzählung, welche ein Herr Wilhelm Schwenert unter der Uebcrschrift „Der deutsche Kaiser" in Roseggers angesehener Monats- schrift „Der Heimgarten" den Lesern austischt. Dieser Herr, der offenbar sehr »venig von den Ereignissen der neuesten Zeit weiß, erwähnt, es sei sehr wenig nach dem Geschmacke der Junker und Großindustriellen ge wesen, daß der junge Kaiser kurz nach seiner Thron besteigung die Abiicht gezeigt habe, ein «rbciterkai'er zu werden. „Sic liehen Mine auf Mine sprriigcn, als der Kaiser sogar das Sozialistengesetz aufgab. Ja, der Be- zwinger Frankreichs, dem der Kaiser bis dabin eine un- begrenzte Verehrung und Liebe erwiesen hatte, begann ohne Borwisscn seine« Herrn mit dem verschlagenen Führer des Zentrum-, dem kleinen Windthorst, um eine neue Negierungsfigur gegen die gefürchteten Sozis für sein politisches Schachbrett zu verhandeln. Natürlich er- fuhr der Kaiser davon, und in seiner offenen und ehrlichen Weise eilte er sogleich selbst znm „Alten" und stellte ihn zur Rede. E» kam zu erregten Auseinandersetzungen, der- art, daß e» als unmöglich erscheinen mußte, Bismarck ferner in der Regierung zu behalten. Hatte er sich -och hinreißen lassen, daS TintenglaS im Zorne gegen seinen kaiserlichen Herrn zu erheben! Wenn Maximilian Harden in seinen Intimi täten aus den kritischen Tagen un-d damals hierüber nicht erzählt und auch Bismarck in seinen Denkwürdigkeiten davon schweigt, so hat doch der Kaiser selbst seinem Freunde, dem König Albert von Sachsen, darüber berich tet, der seinerseits unfern Moritz von Egidy rinweihte, von dem ich es einst in einer vertrauten Winterabendstunde er- falnen habe. Ich sage daS hiermit zum ersten Male öffent lich, um alle Legenden über die ungerechtfertigte u-nd un dankbare Behandlung des ReichSfchmivd» endlich einmal ins rechte Licht zu rücken, und nenne dazu die Namen, um allen Zweifeln an -er Echtheit dieser Scene von vorn herein die Spitze abzubrechen." Schon was der Schreiber über die angebliche Rolle Windthorst» faselt, verrät eine ganz krasse Unkenntnis der Tatsachen. Ebenso ist auch alles falsch, was er über das Sozialistengesetz schwatzt. Daß der Mann, „der bis auf die Knochen monarchisch war" und stets von sich bekannte, daß er dem Hohenzollernhause sein ganzes Leben gewidmet habe, eine so respektwidrige Hal tung sich hätte zu Schulden kommen lasten, muß als absolut unwahr erklärt werden, trotz der angeblichen Gewährs leute. Egidy ist tot und kann darüber nicht befragt wer den — so bleibt nur übrig, anzunehmen, daß derselbe ent weder falsch gehört oder — falsch erzählt habe, wenn nicht etiva dem Verfasser hier seine Phantasie einen Streich ge spielt hat." Die „Ha-mb. Nachr." bemerken dazu noch: Wir können die kurze, aber treffende Kritik, welche die „Br. L.-Ztg." an den vorstehenden Schwindeleien Übt, aus un serer Kenntnis vollauf bestätigen. ES ist nicht das erst« Mal, daß der Versuch gemacht wird, die alberne Erfindung von dem Tintenfaß, das der Fürst BiSmarck gegen seinen kaiserlichen Herrn erhoben haben sollte, in Umlauf zu setzen, und es ist deshalb dankenswert, baß unsere Braun schweiger Kollegin der Wahrheit in starken Worten die Ehre gibt. Daß alle diejenigen, welche sich nach dem März 1890 von dem Fürsten Bismarck abgewandt hatten, ein Interesse daran haben, zu ihrer Entschuldigung böswillige Verleumdung gegen ihn zu verbreiten, liegt auf der Hand; nm io mehr ist es die Pflicht aller wahrheitsliebenden Deutschen, solchen Tendenzen, die sich von selbst richten, entgcgcnzutreten. Unter allen Dorwürfen, welche die Feinde und Verkleinerte des Fürsten BiSmarck gegen ihn erheben möchten, ist derjenige gewiß am wenigsten berech tigt, daß er es jemals an Devotion und Ehrerbietung gegen seinen allerhöchsten Herrn hätte fehlen lasten. (9 Berlin, 14. November. (Tel.) Die „Nordd.Allg. Ztg." ge denkt des 40jährigen NcgierungSjubiläumS des Königs von Täucmärk, dessen Regierung für Dänemark eine Zeit stetig fortschreitender Entfaltung der in dem begabten Volke lebenden Kräfte sei. Auf den Gebieten der geistigen und der materiellen Kultur habe eine Aufwärtsbewegung stattgefunden, deren Seg nungen in allen Teilen deS Landes sich fühlbar gemacht hätten. Auch außerhalb Dänemarks, namentlich in Deutschland, nehme man an dem Feste der dänischen Herrscherfamilie, die zu unserem Herrscherhause in eng freundschaftlichen Beziehungen steht, warmen Anteil. Mit dem Kaiser, der für den greisen König die Gesinnungen ausrichtiger persönlicher Verehrung hege, weiß sich unser Volk eins in dem Wunsche, daß eS dem Könige vergönnt sei, auch fürderhin zum Segen des Landes zu regieren unv die Wohlfahrt de- dänischen Volkes zu mehren. (9 Berlin, 14. November. (Telegramm.) Ter Staats sekretär des Reichsmarineamts, Vizeadmiral v. Ttrpttz, ist heute zum Admiral befördert worden. D Berlin, 14. November. (Telegramm.) Bi« 4 Uhr nachmittags waren 393 Wahlergebnisse der Preußischen Wahlmänncrwahlcn aus 241 Wahlkreisen bekannt. In elf Wahlkreisen mit 20 Abgeordneten ist der AuSgang der Wahl unsicher. Gewählt sind: 129 Konservative, 49 Freikonservative, 90 vom Zentrum, 78 Nationalliberale, 22 von der frei- sinnigen Volkspartei, 7 von der freisinnigen Bereinigung, 13 Polen, 2 Dänen und 5 Fraktionslose. Unter anderen sind gewählt die Konservativen v. Kröcher nnd vr. Irmer, v. Kardorff (freikonservativl und Sieg (natlI G Berlin, 14. November. (Tel.! Ter „Reichsanzeiger meldet: Brr. liehen wurde dem Geheimen r?bennedizinalrat Krieger-Straßburg im Elsaß der Rote Avier-Lrden 2. Klasse mit Eichenlaub, dem württcmbergischen Generalmajor V. Mnrchtaler, bisher Militär bevollmächtigter in Berlin, und dem bayerischen Ministerialdirektor und stellvertretenden Bundesratsbevollmächtigten V. Geiger der Stern zum Kronen-Lrden 2. Klaffe, dem württembcrgiichen Ministerialdirektor und stellvertretenden Bundesratsbevollmächtigten v. Schneider der Kronen-Ordea 2. Klaffe mit Stern. — DaS soziald emokratische Zcntral-WablcomitS läßt jetzt für die preußischen Abgeordneten-Wahlen folgende Parole auSgeben: „In Wahlkreisen, in denen zwei oder drei Abgeordnete zu wählen und in denen unsere Wahlmänner zwischen Freisinnigen und weiter rechts stehenden Parteien ausschlaggebend sind, haben wir für unser Eintreten zu Gunsten der Freisinnigen dir Wahl eines sozialdemo- kratischen Abgeordneten zu verlangen. Wird diese Forderung ab gelehnt, so haben sich unsere Wahlmänner bei Stichwahlen der Stimmabgabe zu enthalten." Auf die Befolgung dieser Parole wird, davon muß man überzeugt sein, in schärfster Weise gedrückt werden. Ader ogar die „Nat.-Ztg." meint, die Neigung der Frei innigen, ihr nacbzukommen, sei bei der herrschenden Zu- pitzung der Gegensätze gleich Null. D Posen, 14. November. (Telegramm.) Der ver leger de- Blatte« „Praca", Generalagent Biedermann, der unter dem Verdachte der Bestechung eine« Beamten ver haftet worden war, ist gegen Kaution (wir eS heißt von LO 000 .-e) aus der Haft entlassen worden. A. Posen, lt. November. (Privattelegramm.) Der jüngst ausgcwiescnc Direktor deS Posener polnischen Kunst- vereinS, KrzyzanvwSki, ein galizischer Pole, wurde beute bei seiner unerlaubten Rückkehr aus Warschau polizeilich sistiert. Er wird unter Gendarmrn«ded«ckuog über die österreichische Grenze «bgeschoben werde».
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