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Sächsische Dorfzeitung : 17.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-17
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189901177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990117
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-17
- Monat1899-01
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 17.01.1899
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Exprd. L Redaktion Dre-Vcn-NeuftaVt L Meißner Basse 4. Die Zeitung erscheint Tteuftag, D»nnerstag und eonnahcu» früh. Elbonuement«- Preis: vierieljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pj. älhsislhe DarhelluG Lili unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate werden bi- Moniag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die 1 spalt. Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt: 30 Ps. -nscratcn- -Innavmestcllcnr Tie Arnoldijche Buchhandlung,- Znvalidendank, Haaienstein <H Bögler, Budols Mosse, G. L. Taube L Co. in Trcsden, Leipzig, Frankfurt a M., G. Kohl, AesjclSdors u. s. w. Wr. 7. - Dienstag, den 17. Januar 1899. 61. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Reichstag setzte am Freitag die Verathung der Militärvorlage fort und überwie- dieselbe schließlich der Budgetkommisfion. Au- dem Lause der Verhandlung ist noch Folgende» hervorzuheben. Zunächst erhielt Abg. Bebel (soc.) da» Wort. Er machte aus den auffälligen Unterschied auf merksam, der zwischen der Haltung de- Redner- der Reichspartei, Freiherrn v. Stumm und der de- konser. vativen Redners, v. Levetzow, zu Tage getreten sei. Die Erklärung liege darin, daß die Konservativen von der neuen Heeresverstärkung eine weitere Vermehrung der Leutenoth auf dem Lande befürchten. Seine Partei vermag ein Bedürfniß nach einer neuen HeereSvermehrung nicht anzuerkennen. Dem FriedenSmaniseste des Tzaren stehe er sehr skeptisch gegenüber, wenngleich die Ver- urtheilung deS Militarismus durch den russischen Kaiser von großer Bedeutung sei. In der Thronrede werde das Czarenmanifest gefeiert, aber die Militärvorlage sei geradezu eine Verhöhnung der FriedeSkundgebung. (Präsident Graf Ballestrem erklärt diese Wendung für nicht parlamentarisch.) Abg. Bebel erwiedert, sie möge nicht parlamentarisch sein, aber sie sei wahr. (Beifall bei den Socialdemokraten.) Präsident Graf Ballestrem ruft darauf den Redner zur Ordnung. (Lebhafte Unruhe links.) Sodann geht Abg. Bebel über zu einer Schilderung der politischen Weltlage und kommt zu dem Ergebniß, daß kein europäischer Staat in der Lage sei, einen ernsthaften Krieg anzufangen. Insbesondere habe Rußland alle Ursache, sich vor einem Kriege zu hüten und alle Kraft auf den Zusammenhalt und die kulturelle Hebung des ungeheueren Reiches zu verwenden. Ebensowenig sei Frankreich in der Lage, einen Krieg mit Deutschland allein aufzunehmen. Auf fällig sei eS, daß trotzdem in Deutschland die Friedens kundgebung deS Ezaren sehr kühl ausgenommen sei. Eine ernsthafte Agitation zu Gunsten deS russischen Vorschlages sei nur in England hervorgetreten. Die deutsche Arbeiterschaft denke jedenfalls anders ; in einem VertheidigungSkrieg würde sie ihre Schuldigkeit thun, aber für politische Mätzchen, wie sie vielfach als Kriegs gründe erachtet werden, sei sie nicht zu haben. KriegS- minister v. Goßler verweist gegenüber der Aeußerung Bebel'S über da- Friedensmanifest auf die Verhand lungen deS Stuttgarter Parteitages, wo von Lieb knecht und anderen Rednern die Kundgebung als eine Farce bezeichnet worden sei, die Niemand täuschen werde. Die Vorschläge Bebel'S auf Einführung einer Miliz würden eine Verstärkung der bewaffneten Macht auf 8 Millionen zur Folge haben Hinter den Bebel- schen Forderungen blieben die Forderungen ^>er Heeres verwaltung weit zurück. (Heiterkeit rechts.) Auch die Kosten der socialdemokratischen Organisation würden wesentlich theurer sein. Gegen die militärische Erziehung habe er nichts einzuwenden, aber man dürfe keine Spielerei daraus machen. Eine solche Jugenderziehung böten die Kadettenar.stalten; er hoffe, daß tie Socialdemo kraten diese Anstalten nunmehr unterstützen würden, (Heiterkeit recht-.) Nicht ganz im Einklänge mit Bebel'S Ausführungen ständen die Verhandlungen deS Stutt garter Parteitage-. Dort sei gefordert worden, die Armee zu demokratifiren. Dem werde die Heeresver waltung mit Energie allezeit entgegentreten. (Beifall recht-.) Abg. Freiherr v. Hertling (Ctr.) betont, daß die Vorlage im Wesentlichen eine Konsequenz deS 1893 beschlossenen Gesetzentwurfes sei. Seine Partei werde die Vorlage lediglich sachlich, nicht parteitaktisch behandeln. Verhehlen könne er nicht, daß die Ein bringung der Vorlage auch bei seinen Freunden Ueber- raschung hervorgerufen habe. Man war dir Meinung, daß nach Annahme der Flottenvorlage nicht sofort neue starke Militärforderungen kommen würden. Die politische Lage biete keinen Anlaß dazu. Der Drei- bund bestehe nach wie vor, man könne nur wünschen, daß die Wirren in Oesterreich bald ihre Lösung finden und daß in Italien die klaffende Wunde, die Römische Frage, bald Heilung finden möge. (Beifall im Cen trum.) Dem FriedenSmaniseste deS Czaren stehe er kühl abwartend gegenüber; der Gedanke sei zu schön, als daß an seine Verwirklichung in absehbarer Zett geglaubt werden könne. Die Vorlage sei kein einheit- licheS Werk, sondern enthalte ein Bündel von Fragen, von denen einige mit Ja, andere mit Nein beantwortet werden könnten. An der zweijährigen Dienstzeit wollten seine Freunde unbedingt sesthalten. Abg. Sattler (natl) spricht namens seiner Parkei für Bewilligung der Vorlage. Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Antisemit) hofft auf weitere Aufklärung in der Kom mission. An der zweijährigen Dienstzeit sei festzu halten. Sein- Freunde würden für die Vorlage ein treten, in die aber eine Bestimmung ausgenommen werden müsse, daß ihre Kosten nicht auf die Schultern der ärmeren Klaffen fallen. Abg. Rickert (fr. Vg.) tritt entschieden für die zweijährige Dienstzeit ein. Damit schließt die Erörterung. — Nächste Sitzung Dienstag. Anläßlich der Jubiläumsfeier des preußischen Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regiment zu Berlin haben Kaiser ' Wilhelm und Kaiser Franz Joseph besonders herzliche Telegramme aus- getauscht. Da- osficiöse Wiener „Fremdenblatt" schreibt bei der Besprechung deS Festes: Alle, die demselben beigewohnt haben bis zum einfachen Grenadier und bi- zum schlichtesten Mann in der Menge, tie sich zu dem militärischen Schauspiel gedrängt hatte, Alle müssen den Eindruck mitgenommen haben, daß der Kaiser durch die Art, in der er da- Jubiläum vollziehen ließ, seinen hohen Verbündeten ganz besonder- ehren wollte. Die Gesühle, die, wie man weiß, Kaiser Wilhelm unfirrm Monarchen zollt, sind durch den großen Styl, in dem sich die Veranstaltung vom Anfang bis zum Ende be wegte, in für alle Welt deutlicher Weise neuerdings bekundet worden. Die Telegramme, welche die beiden Herrscher mit einander wechselten, haben den Eindruck noch vertieft. Kaiser Franz Joseph ist in Deutschland, Kaiser Wilhelm in Oesterreich-Ungarn eine populäre Gestalt. Man weiß bei den großen Eigenschaften de- Monarchen, der an der Spitze deS verbündeten Deutsch lands steht, seinen raschen und sicheren Blick, seine That- krast, seine Unermüdlichkeit, wohl zu schützen. Mit sym. pathischer Theilnahme verfolgt man den Weg, auf dem er sein Reich dahin geführt hat, wo e- jetzt steht. In dem schönen Verhältniß zwischen den beiden Kaisern symbolifirt sich das Verhältniß zwischen dem deutschen Reich und unserer Monarchie, die in unlöslichem Bunde zusammenstehen. Interessante Einzelheiten werden noch aus der Unterhaltung deS Kaiser- mit dem Reichs tagspräsidium bekannt. ES wird darüber berichtet: „Der Kaiser hat sich, wie bekannt, über die Mtltär- Vorlage geäußert. Er wie- auf Rußland hin und bemerkte bei Erwähnung der dortigen Heere-reformen, in wie ungleich günstigerer Situation sich doch der Czar ihm gegenüber befinde. Der Czar befehle einfach und dann würde ohne Weitere- auSgesührt, was er im Interesse seine- Landes für nützlich und nothwendig erachte; er aber könne da- nicht, er müsse erst den Reichstag fragen, ob er auch au-führen dürfe, was er für Deutschlands Größe und Machtstellung sür er forderlich halte. Da Hütte der freisinnige zweite Vice- Präsident, Reinhart Schmidt, bemerkt, daß in Bezug auf die Opferbereitschaft fürHeereSzwecke die nationale Ge sinnung bei allen (?) Parteien de- Reichstage- die gleiche sei, keine Partei könne einen besonderen Vorzug hin- sichtlich deS monarchischen Bewußtseins und ihrer dynastischen Anhänglichkeit in Anspruch nehmen, aber er erachte e- für dre Pflicht de- Parlaments, gewissen- hast zu prüfen, ob das Volk die geforderten Lasten auch tragen kann." — Ueber die Beziehungen zwischen Frankreich, England und Rußland soll sich der Kaiser solgendermaaßen geäußert haben: die Truppen anhäufungen Rußlands an den deutsch-russischen Grenzen seien ohne jede Bedeutung und lediglich die Folge deS Bemühens des russischen Finanzminister» Witte, Keuilteton. Schwer geprüft. Roman von Georg Gertz. (Nachdruck verboten.) (7. Fortsetzung.) „Da haben Sie mich auf einen ganz neuen Ge danken gebracht; jedenfalls werde ich in Zukunft recht vorsichtig sein/ Leutnant Wessel entfernte sich bald und ließ Faber mit seinen Gedanken allein. „Sollte eS möglich fein, daß Rabe falsche- Spiel mit mir treibt?" dachte er bei sich selbst. „Er war doch stet» so zuvorkommend und freundlich zu mir." Hier wurde er in seinem Sinnen unterbrochen. E» wurde geklopft und auf sein „Herein" trat Rabe in da» Zimmer. „Nun, mein Lieber, wie geht e» Ihnen?" begann er nach gegenseitigem Gruße. „Haben Sie den gestrigen kleinen Unfall verschmerzt? Ich muß ge stehen, e» war recht fatal, so mitten in der Gesellschaft vom Weine übermannt zu werden. Mein Onkel ist ganz verstimmt darüber, auch Martha war ganz ent rüstet, um so mehr, da sie von Ihnen im Fallen mit zur Erde gerissen wurde, wa» Ihnen vielleicht gar nicht «ehr erinnerlich ist." „Nein, ich kann «ich in der Thal auf gar nicht» besinnen. Allein da» kann ich Ihnen versichern, daß ich absolut nicht betrunken war, wie Sie vielleicht an zunehmen scheinen", antwortete Faber ernst. Rabe lächelte verschmitzt und erwiederte dann, I Faber anblinzelnd: „Nun ja, ich werde dem Onkel und Martha schon sagen, daß e» ein „plötzliche» Unwohl, sein" war, allein unter uns brauchen wir doch nicht Verstecken» zu spielen. Sie hatten wahrscheinlich ein wenig hastig bei Tische getrunken und der kalte Sekt darauf, sowie die Hitze im Saale — da- Alle» zu sammen bewirkte da» Unwohlsein. Jedem Andere« hätte da» auch passtren können. Nun, da» ist ja auch weiter nicht schlimm, nach ein paar Tagen spricht Niemand mehr davon. Wenn ich Ihnen übrigen» rathen soll, halten Sie sich einige Zett vom Hause de» Onkel- fern, bi» fein erster Aerger verraucht ist. Ich will Sie schon entschuldigen." In Reinhold lohte der Zorn auf, al- er Rabe so sprechen hörte, aber er hielt an sich und ließ ihu ruhig zu Ende kommen, dann sagte er scharf jede» Wort betonend: „Ich gebe Ihnen wein Ehrenwort, daß ich nicht betrunken gewesen bin. Uebrigen» mußten Sie da» wissen und ich bedaure, mich in Ihnen getäuscht zu Haven. Statt mich in Schutz zu nehmen, stimmen Sie in da- verleumderische Gerücht mit ein." „Aber, ich bitte Sie, ereifern Sie sich de»»egeu doch nicht so, so böse war meine Bemerkung ja nicht gemeint." Er erhob sich und ging. Den Wunsch seine» OukelS, sich nach Faber'« Befinden zu erkundigen hatte er ja erfüllt, aber den Auftrag, Faber die Theilnahme de» Onkel» aa-zudrücken und ihn feine» Wohlwollen» zu versichern, hatte er gerade io» Gegentheil verkehrt und ihm gesagt, daß der Onkel böse sei. So hoffte er, Reinhold für einige Zeit vom Hause de» Kom- merzienrath» fern zu halten. „So, nun ist Alle» gut vorbereitet", murmelte Rabe vor sich hio, „nun kann ich den Hauptschlag auf den verhaßten Nebenbuhler führen, der ihn ver nichten muß." Langsam schlenderte er dem „GambrivuS" zu, wo er hoffen durfte, Officiere von Faber'» Regiment zu treffen. Er hatte sich nicht getäuscht, auch Wessel war dort. In feiner Nähe ließ er sich an einem Tische bei mehreren jungen Kaufleuten nieder. Einige von ihnen waren ebenfalls auf dem gestrigen Balle gewefro und so war e» natürlich, daß sich die Unterhaltung bald um die Einzelheiten desselben drehte. Auch Fader » Unfall wurde berührt und mit Genugthuung bemerkte Rabe, daß feine Bemühungen, ihu zu di»kreditireu, schon von Erfolg gewesen, denn allgemein war man der An sicht, daß Faber de» Guten zu viel gethan und sich sinvlo» betrunken habe. Natürlich stimmte Hermann dem zu und sprach absichtlich so laut, daß man auch an den NebknUschen jede» Wort hören mutzte Leutnant Wisset war empört über solche Hand lungsweise. Eine Zeitlang hörte er da» Gespräch ruhig an, al» dasselbe aber kein Ende nehmen wollte, sondern einen immer gehässigeren Charakter annahm, ja, al» Hermann sich nicht scheute, Faber al» eine» Menschen hmzustellen, der nicht ein Mal sein Ehrenwort hielte, stand Wessel auf» trat an Rabe'» Tisch uud sagte za diesem: „Mein Herr, Sie haben soeben über einen Kameraden ehrenrührige Aeußerungeu gethan, die Sie
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