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Dresdner Journal : 21.07.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-07-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186707215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18670721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18670721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1867
- Monat1867-07
- Tag1867-07-21
- Monat1867-07
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Journal : 21.07.1867
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Hst« «Name» dun» ant bis« ihr« «der» hi», raute», r, ihr z« kamen s e in de« gleich i» er» oder seu Lebe» »erikret« rhalb der lbeu Ge- >a soweit ist. Der »e» sendet N - Lehr- S Jasti- »ri»n» 'i,e. «epsel; Ht. l» ?o»r- -a d«- 2HUr. 3 rdlr. U Bel- lg und eit« ab V. «aäo- , S. ligr., thold liauu a» 5 . A. kgr.» u 5 hra- »ie- M. -gr.. «r., «r), >lr.. de» blr. te» »ng er- lr., L »er ra- ! S uw !» der ittete» gebe«: )ast,r- Rath N. N- öaron 10 st. Adv. u der Thlr. k?' Ngr» «er lü kubitz rnold Eie- i «ler 5 Hase äbritz u» litz m r., ». fi. er S. s ^167. 1867. Sonntag, den 2t. Juli. tritt ?o,t a. 8t«mp«I- «u»oki«U kill»». ^IdrUod: s'?ttlr. — Itgr. ^MrU°k. t .. 1» gtovUtliok:— „ IS „ xl»«io« Kummern: t „ »nsrratrnprrisr: kür a«o 8»llll> einer xeepelrenen Letl«: 1 Kgr. Vater „Llnxeeenät" <ii« Aelle: S Kgr. Erscheine»: IRglivd, wir Xnenekm« äer kenn- nnä keiertag«, Lt>»n<le kür äen kolgenäen kex. DresdnerMml al. »ulekatenalliiahmr ausviicto. 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Schewe. — Kiel: Zum Univerfität-bau. — Altona:Wahl angelegenheiten. — Wiesbaden: Zur Gpielfrage. — Gotha: Militärisches. — Rudolstadt: Wic- dererhebung der Klaffensteuer. — Wien: Neuer bra silianischer Ministrrrestdent. Ritter v. KomerS. Re form der ZertungS- und Jnseratensteuer. Reichsraths- Verhandlungen. Kaiser Napoleon nach Wien. Der Sultan und der Kaiser von Rußland. Dementi. De fraudation. Judenverfolgungen in Galacz. — Triest: Die Kaisnin Charlotte. — Lemberg: Die Ueber- schwemmungen. — Agram: Ausweisung. AuS Por- tors. — München: König Ludwig I. Sammlungen sür Lugau. Die Brodvergiftung in Würzburg. — AuS Oberfranken: Rinderpest erloschen. — Pa ris: Der kaiserliche Prinz. Dementi-. — Madrid: Neduction der kirchlichen Feiertage. v e i l » , e. E. Nennungen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienst. Chemnitzer Gewerbe- u. Industrieausstellung. XIII. vermischtes. Statistik und BoltSwirthschast. Frequenz sächsischer Bäder. Inserate. LtirgraMsche Nachrichten Pari», Freitag, 19. Juli, Abends. (W. T B.) Wie da» „Jaurual de Pari»" wissen will, herrsche in den Miliiärwerkstättrn von Godillat eine außer ordentliche Thatigkeit. Die „Epoque" sagt: Frankreich sei geneigt, eine italienische Anleihe zn begünstigen, wofern Italien seine gegenwärtigen Rüstungen beibehalte. Der Grosisürst Konstant!« von Rußland sowie die Könige von Dänemark und Griechenland werden in Pari- erwartet. E« wird versichert, daß es zweifelhaft sei, ob der Prinz Napoleon nach Kopenhagen gehe. (Vgl. unter „TageSgeschichte".) London, Freitag, 19. Juli, Nachts. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Oberhause» stand aus der Tagesordnung ein Antrag de» Lord» Stratford de Redrliffr: „daß eine ergebene Adresse an Ihre Majestät ge richtet werde, um Ihrer Majestät das Beileid des HausrS zu bezeugen über den betrübenden Tod von Ihrer Ma jestät nahem Anverwandten, dem Kaiser Maximilian, und um die tiefe Entrüstung des HauseS auSzudrücken über die Verletzung der Menschlichkeit und des völker rechtlichen Herkommens, welche durch die barbarische Hinrichtung jene» höchst unglücklichen heroischen Prinzen begangen worden ist." Graf Derby ersuchte den Antragsteller, seinen Adreß- antrag zurückzuzirhen, da eine solche Meinungsäußerung ungebräuchlich und unersprießlich sei. Earl Russell unterstützte den Premier, worauf Lord Stratford seinen Antrag zurückzog. Hundert Mitglieder de« Oberhause» haben dem Grafen Derby ihre Unterstützung für die Reformbill versprochen. Die belgischen Freiwilligen reisen nächsten Mon tag, der Sultan wahrscheinlich nächsten Dienstag ab. Kopenhagen, Freitag, 19. Juli, Abend». (W. T. B.) Die „Brrlingske Tid." glaubt in der Nach richt von einer Mission de» Prinzen Napoleon nach Kopenhagen dru Wiederhall unverbürgter Pariser Zruuttgtlgerüchte zu finden. Der Prinz Napoleon be finde sich vorläufig in Gpithead. .. «ew-tzark, Freitag, 19. Juli. (W.T.B.) Beide Häuser de» Congressr» haben trotz de» Veto» de» Präsidenten die Bill, betreffend die Machtauidrhanng der Militärrommandeure in den Südstaaten, ange nommen. Dresden, IS. Juli. Die „Neue Preußische Zeitung" mahnt an gesichts der bevorstehenden Wahlen für den Nord deutschen Reichstag, daß auch die konservative Par tei dieselben näher in» Auge fasse, „um Position zu der dermaligen Lage der Dinge zu nehmen." ES würde als ein traurige- Zeicheik der Zeit zu betrachten sein, sagt sie, wenn au» dem Grunde, daß das seit 1861 begonnene Sturmlaufen auf das preußische Königthum gescheitert, die Verfassung für den Norddeutschen Bund glücklich unter Dach und Fach gebracht Word n ist, und die Fortschrittspartei des Jahres 1861 sich wieder in ihre ursprünglichen Elemente zersetzt hat, auf konser vativer Seite wieder ruhig die Hände in den Schooß legen und daS Weitere vertrauuugsvoll dem königlichen Regimente überlassen könne! Freilich sei cs zunächst richtig, daß man glücklicherweise in Preußen keine parla mentarische Regierung, keine Parteiregierung habe; aber man möge doch auch nicht außer Acht lassen, daß daS Königthum, welches so lange unbeschränkt und nach bestem Wissen und Gewissen in Preußen regiert und dieses mächtig und groß gemacht hat, — daß diescs Kö nigthum in dieser Form und mit dieser Machtfülle seit dem Jahre 1848 nicht mehr vorhanden ist. „Ein preußisches Ministerium der Gegenwart — natürlich auch der Zukunft — muß, es mag wollen oder nicht, es mag dieser oder jener Partcirichtung zugethan sein, mit den gegebenen Verhältnissen rechnen. Ist im Ab geordnetenhause oder ist auf dem Reichstage die kon servative Partei nicht vertreten, nun so darf sie sich auch nicht wundern, wenn man von Seiten der Re gierung ihren Interessen nicht in der gewünschten Weise gerecht wird. Niemandem, am allerwenigsten einem Ministerium, wächst ein Kornfeld auf der stachen Hand. Auch noch ein anderer Umstand sollte die Consrrvativen zur regen Theilnahme speciell bei den Wahlen sür den Norddeutschen Reichstag anspornen. Die Demokratie hat sich in den Jahren von 1861 bis 1865 alle erdenk liche Mühe gegeben, die sür die Existenz Preußen- er forderliche MachtfüU« unser» Königthum» zu brechcr; wenn sie aber damit gescheitert ist, so verdanken wir da- nächst dem Könige und seinen Räthen dem Herren hause, das in der langen Zeit teS heftigen Kampfes sictS treu zur Regierung gestanden hat und dieser eine Stütze gewesen ist, al- die konservative Partei so gut wie gar nicht im Abgeordnetenhause vertreten war. Der Norddeutsche Reichstag aber kennt kein Herr end aus. Wenn die konservative Partei nicht durch ihre Wahlen dafür sorgt, daß sie auf demselben vertreten ist, nun, so ist sie auf demselben überhaupt nicht vertreten, und die Regierung muß allein sorgen, wie sie mit den Li beralen und den Männern des Fortschritts fertig wird. Was endlich die Zersetzung und Zerbröckelung der Fort schrittspartei anlangt, so ist allerdings nicht in Abrede zu stellen, daß diese Partei nicht mehr die alte com pacte Einheit bildet, daß die Preßorgane der sogenann ten Nationalliberalen und der eigentlichen Fortschritts partei zur Zeit eine unerhörte Sprache gegeneinander führen und sich gegenseitig mit Vorwürfen und In vektiven überschütten. Aber was folgt daraus sür die bevorstehenden Wahlen, welcher Vortheil erwächst dar aus den konservativen Interessen? Wir meinen: der Vor theil ist sehr gering und darf obrnein bet dem Wahlüberschlag nur als „unsicherer Posten" in Rechnung gezogen werden." — In einem zweiten Artikel schreibt dasselbe Blatt über den Streit der fortschrittlichen und national liberalen Preßorgane mit Rücksicht auf die bevor stehenden Wahlen: „Dieselben sind zunächst vollständig einig darüber, daß bet den bevorstehenden Wahlen die Feuilleton. K. Hoftheater. Freitag, den 19. Juni, ging Ri chard Wagner'- „Tannhäuser" übermal»vor einem, in allen seinen Räumen reichbesetztrn Hause in Scene. Wir finden diese Theilnahme begreiflich, gilt sie doch nicht nur einem Werke, da- hier entstand, hier seine Mission begonnen hat, und in allen Schichten de- Pu blicum» eingebürgert ist, sondern zunächst auch dem Re präsentanten der Titelrolle, welcher in dieser musikalisch und dramatisch so unüberlegen durchgearbetteten Partie die höchstmögliche Wirkung de» dramatischen Gesänge» auf» Glänzendste veranschaulicht. Wir haben die Wie dergabe de- „Tannhäuser" erst vor wenigen Tagen an dieser Stelle besprochen. Auch die- Mal war Herr Ttchatscheck vortrefflichz bet Stimme und sang und spielte mit der gewohnten Liebe und Begeisterung. Al» Wolfram eröffnete Herr Hauser vom großherzoglichen Hoftheatrr in Karlsruhe ein Gastspiel an unsrer Hof bühne. Der Vertreter dieser Rolle hat sich, wie Ri chard Wagner in einer Mitthrtlung an die Dirigenten und Darsteller de- „Tannhäuser" über die Aufführung dieser Oper („Neue Zeitschrift für Musik", Ld. XXXVlll., S. 17) bemerkt, fast nur an die Sympathie de- fein- fühlrndern Theilr» unser- Publicum» zu wenden, um de» Gewinne» seiner Theilnahme sicher zu sein. Er ist vorzüglich Dichter und Künstler, wogegen Tannhäuser vor Allem Mensch ist. Wagner räth in dem ettirten Artikel, di« Aufgabe de» Wolfram durchaus nicht für so leicht zu halten, al» r» oberflächlich den Anscheta hat; namentlich wird deffe« erster Gesang im „Sän gerkriege", der die Eatwtckelung-grschichte der ganzen künstlerisch - menschlichen Lebensanschauung Wolfram» enthält, für den Vortrag mit der feinfühligsten Sorg- falt und genauesten Erwägung de- dichterischen Ge genstände» von ihm durchdacht werden müssen, und der größten Uebung wird e- bedürfen, da- Organ zu dem nöthigen mannichfaltigen Ausdrucke zu stimmen, der einzig dem Stücke die richtige Wirkung verschaffen kann. Eine solche Forderung an den Sänger diesmal zu stel len, wäre ungerecht gewesen; denn eine Anzeige der köntgl. Generaldirektion meldete: „Um die heutige Vor stellung nicht zu stören, wird Herr Hauser, ungeachtet eingrtrrtener Heiserkeit desselben, die Partie de- Wolfram von Eschinbach fingen, we-halb um Nachficht für den selben gebeten wird." Herr Hauser war in der That sehr indi-ponirt, zuletzt sogar gänzlich heiser, wr-halb im dritten Act die zweite Scene (Lied an den Abend stern) wegbleiben mußte. Trotzdem ließ sich der künst lerisch-musikalisch gebildete Sänger nicht verkennen. Im Ganzen scheint freilich die erste Jugendfrtsche der Stimme vorüber zu sein; doch find, bevor ein definitive- Urthril statthaft, erst weitere Leistungen de» Gaste» abzuwarten. Schließlich können wir nicht umhin, bei dieser Ge legenheit nochmal» auf den Matter de» Herrn Schild zurückzukommen. So stimmlich schön und musikalisch correct der Vortrag unser» neurngagtrtrn und von un gewiß nach Gebühr geschätzten Bühnenmitgliede» ist, so wenig läßt sich läugnen, daß sein Wattek an einer ge- wiffen Langweiligkeit leidet. Ihm, sowie allen seinen Kunstgraoffen kann kaum oft genug da- Wort Wagner'» in» Gedächtniß zurückgerufen werden, daß derjenige Sänger, der seine Partie nicht zurrst al- Schauspiel rolle der Absicht de» Dichter» gemäß mit entsprechendem Ausdrucke zu rerittren im Stande ist, jedenfalls auch nicht vermögend sein wird, sie der Absicht des MnstkerS gemäß z» fingen, geschweige denn überhaupt de« Cha rakter darzustellen. Fortschrittspartei und die national-liberale Partei stets Hand in Hand zu gehen hätten, wenn etwa die kon servative Partei die Uneinigkeit für sich zu verwer- then suchen werde. In diesem Sinne spricht sich aus die „National-Zeitung", die „Kölnische Zeitung", die „Breslauer Zeitung", „Danziger Zeitung" rc. — alle jetzt Organe der National-Liberalen. Etwas mehr ver- clausulirt sich die hiesige „Volkszeitung", da» Organ der Fortschrittspartei. Männer, wie Schwerin, Lette, Forckenbeck, Simson rc. mag man wählen, aber nur ja nicht Männer wie Twisten, LaSker, v. Unruh, Michaelis u. A. Programme, ruft die „Volk-zeitung", sind zu nicht» nutze, wir bedürfen der „Charaktere". Man fleht hieraus, daß die Feindschaft nicht sowohl eine sachliche, al» vielmehr eine persönliche ist. Das erhellt denn auch aus der Sprache, die die beiderseitigen Zeitungen gegen einander führen. Die „Volkszeitung" wirft ihren Geg nern vor „Unverstand", „böswillige Verleumdung", eine „Politik der Denunciation", „verwirrte Sprache de» bösen Gewissen»", „schleichende, verschämte Gou- vcrnementalität", „Renegatenthum" rc., spricht vom „Narrcnthum" der „National-Zeitung", dir „sich schlim mer geberdert, wie jemals die „Kreuzzeitung" und schließt mit der Anrede an die „National-Liberalen": „Geht, wo Ihr hingehört! Verschont uns mit Euern Pro grammen, die Ihr eben so wenig halten werdet, wie die früher». Werdet ganz gouvernemental, wonach Euer Herz sich sehnt, und corrumpirt nicht noch das Volk, daS Ihr so würdevoll vertreten habt!" Die „Berliner Reform" bezweifelt dagegen im Namen der „National- Liberalen", daß die „Volkszeitung" noch „bei rechtem Verstände" sei, wirft ihr „reinen Blödsinn" vor, „Un verschämtheit" rc. und sagt: „Sie (die „Volkszeitung") hat jetzt alle Fehler des GreisenalterS an sich. Sie keift und belfert, sie schilt und schimpft, weil ihr nicht überall Recht gegeben wird, und stößt sogar um sich und weist früher Befreundeten die Thür, indem sie ihnen die nie drigsten Schmachnamen nachruft." Schließlich droht die „Reform" mit dem „Jrrcnhause". Al- Curiosum fügen wir dieser kleinen Blumenlese noch die interessante Notiz hinzu, daß auch die Tante Voß an dem Streite Theil genommen hat und noch nimmt und, was eben das Interessanteste ist, sich als „Charakter" auf die Seite der „Volkszeitung" gestellt hat, um mit dieser gemein» Ichastlich die National-Liberalen zu befehden." Sehr beachtenSwerth sind die Auslassungen der amerikanischen Presse über die neuesten politischen Acte in Mexico, da zwischen den Zeilen eine mög liche Juterveutto» der Vereinigten Staaten nicht un deutlich hrrvorleuchtet. Die „New-Bork Times" namentlich, die dem gefallenen Kaiser einen ehrenvollen Nachruf widmet und besonder» seinen guten Willen, sowie seine persönlichen Eigenschaften rühmend hervor hebt, knüpft daran folgende Bemerkungen: „Der Triumph des Kaiserthums wäre ein harter Schlag für die Sache des Republikanismus gewesen; aber vom Kaiser konnte man weder Begeisterung für die Monroe'sche Lehre, noch für die republikanische StaatSform, die cr nicht aus eigener Anschauung und Erfahrung kannte, ver langen. Er hatte auch keine Verpflichtung gegen irgend eine der Parteien, die in Mexico um die Herrschaft kämpften; er kam ins Land auf den dringenden Ruf des anarchicmüden Volke-. Er hatte Grund, zu glau ben, daß die Majorität des Volke» ihn erwählt habe, und er suchte nach besten Kräften für die Wiedergeburt des Landes zu wirken. Sein Tod ist eine furchtbare Anklage gegen Mexico; er zeigt, daß das mericanische Volk der Selbstregierung weder fähig, noch würdig ist. Menschen, die ihren Sieg durch Blutthaten feiern, ge hören nicht in die Reihe der Civilifirten." Tagesgeschichte. Berlin, 19. Juli. (B. Bl ) Ihr: Majestät die Kö nigin ist gestern früh von Paris in Koblenz ein getroffen. — Wie die „Kötbensche Zeitung" meldet, ist die Militärconvention zwischen Preußen und An halt abgeschlossen und tritt am 1. October in Kraft. —r— Leipzig, 18. Juli. Vorigen Sonntag wohnten wir einem Concerte de» Riedel'schen Gesang vereins in der Nikolaikirche bei. DaS interessante Programm war auS folgenden Musikstücken zusammen gesetzt: Passacaglia für Orgel von I. S. Bach; Mi serere, 5-, 4- und 9stimmig für 2 Chöre « v»polle von Gregorio Allrgri (1640, altrömische Schule); der 13. Psalm, Duett für Sopran und Alt von Giovanni Maria Clari (1669—17.., Bolognesische Schule); zwei alt deutsche geistliche Gesänge (vierstimmiger Chor); Prä ludium und Fuge X woll für Orgel von I. S. Bach; der 50. Psalm für Altsolo mit Orgelbeglcitung von E. F. Richter in Leipzig; zwei geistliche Chorgesänge von Johanne» BrahmS (4stimmiger Chor, op. 30) und Robert Volkmann (Soloquartett und -stimmiger Chor, op. 38); religiöser Gesang für Tenorsolo mit Orgel begleitung von W. Stade in Altenburg; „Die Selig keiten" für Baritonsolo und gemischtem Chor vonF. Liszt; religiöse» Lied von Spitta für Soloquartett und -stim migen Chor von M. Hauptmann. Die Soli wurden au-geführt von den Damen Natalie Schilling, Clara Schmidt, sowie den Herren Ernst Glieder und Paul Richter. Di« Orgelvorträge hatte Herr Musikdirektor W. Stade au- Altenburg übernommen; in der Orgel begleitung theiltcn sich die Herren E. F. Richter und Papier au- Leipzig. Di« ganze Aufführung hat un< in hohem Grade befriedigt. Dieselbe trug in allen Theilen den Stempel de- musikalisch-künstlerisch Fertigen und Abgerundeten. Herr Musikdirektor Stade bewährte seinen wohlerworbenen Ruf al» trefflicher Orgelspieler, unter stützt von der herrlichen Ladegast'schen Orgel in der Nikolaikirche. Die Grsangsolt waren in den Händen stimm- und kanstbegabter Persönlichkeiten; namentlich -«tchnete sich dir Altistin, wenn wir nicht irren, Fräul. Schmidt, a»S. Den Schwerpunkt deS ConeertS bildeten Gemäß derselben bleibt daS anhaltsche Regiment in An halt in Garnison, erhält preußische Uniform, auf den Achselklappen mit dem NamcnSzuge Er. Hoheit deS Her zog- versehen. — Im Februar d. I. fand bekanntlich bei dem Literaten Kuhn hier eine Haussuchung statt, infolge deren sich Kuhn von hier entfernte, nach Wien und später nach Paris ging. Die Haussuchung war eine Folge von Correspondenzartikeln des Kuhn, welche in der in Paris erscheinenden Zeitschrift „le Monde" veröffentlicht wurden. Zwei dieser Correspondenzartrkel sind Gegenstand einer Anklage geworden. Der eine dieser Artikel enthielt lügenhafte Behauptungen über religiöse Intoleranz in Preußen, der andere bezog sich auf die preußischen Einverleibungen. DaS Criminal- gericht verurtheilte den Angeklagten in seiner heu tigen Sitzung zu 2 Monaten Gefängnißstrafe. — Der Oberstaatsanwalt hat, wie die „B. A. C." meldet, gegen das kammergerichtliche Erkenn«niß in der Twesten'schen DiSciplinaruntersuchung die Berufung an das Obertribunal eingelegt, da nur auf Verweis und Geldstrafe, nicht auf Amtsentsetzung erkannt ist. — Der mehrerwähnte Staatsvertrag zwischen Preußen und dem Fürsten von Waldeck ist nach der „Darmst. Ztg." so gut wie abgeschlossen. Wie dies Blatt mittheilt, sollen sich die Verhandlungen, welche vom geh. RegierungSrath Klapp in Berlin gepflogen werden, nur noch auf präcisere Fassung im Einzelnen beziehen. Auf volle Einverleibung der Form nach, während sie dem Wesen nach vollzogen wird, soll man in Berlin nicht eingegangcn sein. Es wurde bei sonst ganz voller Mediatisirung deS Fürsten von Waldeck die Bestimmung ausgenommen, daß die Beamten neben dem dem Könige von Preußen zu leistenden Diensteide den Eid auf die waldecksche Verfassung leisten sollen und ohne Einwilligung des Fürsten an derselben nichts ge ändert werden darf. Dies gilt als die dem Fürsten belassene Souveränetät, um ihn als Souverän in der Eigenschaft eines norddeutschen Bundesfürsten seine Stimme führen zu lassen. AlS Bezeichnung für Ge- bietSerwerbung in solcher Form ist der Ausdruck „Ac- cesston" in das diplomatische Wörterbuch eingetragen, da der Vertrag als „Accesflonsvertrag" den Ständen in Waldeck vorgelegt wurde. — (N. A. Z.) Aus dem Umstande, daß in der Ver sammlung deS Reichstages zur Bcrathung der Ver fassung des Norddeutschen Bundes eine größere Anzahl von Ministern als Bundekcommissare fungirt hatten, ist nicht der Schluß zu ziehen, daß die Minister auch in dem auf Grund der in Kraft getretenen Verfassung nunmehr zu bildenden Bundesrath eine Stellung haben werden. Vielmehr ist wohl als wahrscheinlich an zunehmen, daß, da nach dieser Verfassung die Verant wortlichkeit nur in dem Bundeskanzler ruht, der Bun- desrath andere Minister außer dem Bundes kanzler nicht in sich schließen wird. — In einigen Blättern findet sich die Notiz, daß unmittelbar nach dem Schluffe der Zollconferenzen zwischen den Bevollmäch tigten noch Verhandlungen oder Verabredungen wegen der Salzfrage oder, wie Andere meinen, wegen der Beseitigung der Tabakssteuer startgefunden hätten. Dies beruht auf einem Jrrthum. Es haben allerdings einzelne Bevollmächtigte, namentlich der süddeutschen Staaten, kurz vor ihrer Abreise von hier noch Be sprechungen gehabt, wobei vielleicht auch jene Fragen berührt worden sein mögen. Preußische Bevollmächtigte haben an diesen Zusammenkünften nicht theilgenommen, die nur einen Privatcharakler hatten und über deren Bcrathungen auch nichts Schriftliches ausgenommen wor den ist. — Die „N. B. N." schreiben: Verschiedene Zei tungen brachten die Nachricht, daß der Leutnant v.Schewe nach der Festung Magdeburg abgeführt sei. Nach den von unS eingezogenen Erkundigungen befindet sich der Leutnant v. Schewe noch immer hier, und zwar noch immer in der Militärarrestanstalt in der Lindenstraße, da die allerhöchste Bestätigung des kriegsgerichtlichen Erkenntnisses noch nicht erfolgt ist. Im Uebrigen wird unS mitgetheilt, daß die von den Zeitungen angegebene die Chorgesänge, welche mit überraschend sinnlich schöner Klangwirkung, reincrJntvnation und musikalischer Sicher» heit ausgeführt wurden. Der Vortrag des so berühmten Miserere von Allegri war rin außerordentlich stimmungs voller, nicht minder gelangen die altdeutschen geistlichen Gesänge, zwei wundervolle Stücke, durchweht von innigster religiöser Empfindung und kindlich treuem GlaubenS- muthe. Da- erste („Es floß «in' Ros' vom Himmel herab") war der Melodie nach dem Münchner Gesang buche von 1586 entnommen und ist von dem verstor benen F. W. Arnold in Elberfeld in dessen verdienst voller Sammlung deutscher Volkslieder au- alter und neuer Zeit (7 Hefte) mitgetheilt worden. Der Tonsatz für Chor unter Benutzung der Arnold'schen Harmonien war von C. Riedel. Die Melodie des zweiten Liede» („Süßer Christ und Herre mein") ist in dem, zuerst von obengenanntem F. W. Arnold in seiner vollen Be deutung erkannten, Locheimer Liederbuch enthalten, wel ches im Jahre 1450 von einem Musikliedhaber „Wölfle" im niederbayerschen Dorfe Lochcim angelegt wurde. F. W. Arnold und nach seinem Tode Prof. H. Beller mann in Berlin haben e» zur quellenmäßigen Heraus gabe vorbereitet. E» findet sich im 2. Bande von Chry- sander'S „Jahrbücher für musikalische Wissenschaft" mit dem nicht anzupaffcnden lateinischen Texte: „Virxmal», tlo» raruali," »w. Der bei der Leipziger Aufführung untergelegte Tert war einem Gottfried v. Straßburg (um 1200) zugeschriebenen Lobgrsang auf Maria und Christ«» entnommen, der Lonsatz von E. Riedel. Letz terer, der wackere Stifter, Förderer «ad Dirigent de» Ver ein», verdient hohe und volle Anerkennung für seinen uner müdlichen Eifer und für seine künstlerischen Intentionen. Freilich beruht die Existenz der Genossenschaft, in dieser hervorragenden Weise wenigsten», nur in seiner Person. Sollte sich Riedel einmal von der Leitung zurückzichcn,
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