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Dresdner Journal : 17.06.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187306170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-06
- Tag1873-06-17
- Monat1873-06
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 17.06.1873
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137.Dienstag, de« 17. Juni.1873. . . 6 -rklr. z^LUrUcU: 1 l^lr. 15 Ngr. Lwcbv» kost- uoU Li»»«!»« HunuLsrv: 1 Kxr^Ktswpslruncdls^ bwru. Ldonvemevtspret»« r l»^»«»»«» tntt^Lkrlick » 'Niw 8tewp«I^«babr, »»««rviäd 6s» llsuwvde» - l»^r i«»Wr»l»«r « ü«v K»vi» «wer ^«»p»tt»o«» 2«Us: 1^ U^r. v»wr „Ling«»»» 3t" äis 2«I« 3 X^r. Lrsel»»t»«»r » I^Ueb, mit ^.ww«bw« 6sr 8om>- rwä ksiert^o, Kr äe» folxsoüe» '1^- DresdnerÄourlml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. k»««r»tev»vll»bm? »u»„>rt»: l^tp^ F>. LranUitetter, Commi«»ionär 6ee * Vrsiüvsr ^ouiuLi»; «d«»cl»s.: /?»A«n ^'oe/ u. L. />>«^^, L»wdllr^-L«rlt»- wll-krukNirl» » : ^/aa»en«te»n </ VoAier, N«rUo -Vt»o - 8»ll>dar^ kr»z - - kr»»K- türt ». H-Niwodell: /(uck ^Ko««e, L«rUo: ^ekeme^er, /»vat,6en6ant, // ^1/5ree5t, >r«w«L: L 8c5istte, Lr»»- 1»»! /,.§ta-»A«n'«8ärvl»u; vk«w»it»: />. ^siot, rr»iUl- e«rt».U.: /»«Aee'sebv u. / (,'.//«ema»n'»eo« 8»obb., /)»«-«<- 6o;VSrUt,: 6.A/ä//sr/»»ovovor: O.Scb«^!«-,- knrt»! //ava«, /x>/itte, St»ttx»rr: /laude «s Oo , AüUU. Annoncen - L»!r«au,' Vien: ^1/ Opxettt. U«r»usxed«rr * L-mgl. Lipväitio» äs, vresünsr louroali, Orsiäen, 1t»r^»rsttieu^L»ss Xo. I. Amtlicher Theil. Dresden, 12. Juni. Se. Majestät der König haben dem pensionirten Controleur bei dem Haupt steueramte Plauen Johann Gottlieb Alimer daS Ehrenkreuz des Albrechtsordrns allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil, llehersicht. retegraphtsche Nachrichten. «agei geschichte. (Dresden. Berlin. Mühlhausen. Mün chen. Darmstadt. Wien. Pesth. Paris. Amsterdam. Solothurn. Thurgau. Rom. Madrid. St. Petersburg. Konstantinopel. Aden.) Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichten. (Leipzig. Groitzsch ) Vermischtes. Statistik und D»lkS»irthschast. EinaesaudteS. Aevmetv«. Inserate. LageSkaleuder. »örseunach- richten. Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 14. Juni.) Inserate. TeltyrophMt Nachrichten. Wien, Montag. 16. Juni. (W. T. B.) DaS „Trlrgraphrvkorrrsponbenzbureau" meldet: Die in den letzten Tagen hier und nach auSwärtS verbrei teten lügenhaften Gerüchte über großiudustrielle Firmen und Bankhäuser rühren, wie nunmehr coustalirt ist, von einer gewissen Clique her, welche bestrebt ist, unlautere Contreminen und Opera- tionen zu ermuntern und zu fördern. (Vgl. unter „Statistik und Volkswirthfchaft.") Ein anscheinend osficivser Artikel der „Mon tags Revue" über die Wiener Börsenlage und die von Seiten der Regierung getroffenen Abhilfe- ma-rrgrlu führt auS, die Regierung bade die Urber- zrugung gewonnen, daß die Suspension der Bank acte den eigentlich berechtigten Kreisen nicht zu Gute gekommen ist, und sie wolle deshalb neue Crrditquelleu erschließen für drc von der Bank- belehuuug ausgeschlossenen reellen Werthe. Die Regierung, welche eine dauernde Besserung und Consoltdirung der Creditverhältnisse infolge ihrer Maßnahmen erhoffe, sei entschlossen, alle Mittel anzuwenden, um die derzeitige, in ihrem Umfange unberechtigte Krisis zu bannen und deren Uebrr tragung auf andere Gebiete zu vrrhiuderu. Lag^clchichZc. Dresden, 16. Juni. Sc. Majestät der König werden Ems morgen (17. Juni) früh 9 Uhr verlassen, nach genommenem Nachtquartier in Eisenach am 18. Juni Nachmittags '-K2 Uhr in Leipzig und von da mit Extrazug ^3 Uhr in Riesa eintreffen. Von Riesa begeben Sich Se. Majestät der König, ohne an die sem Tage nach Dresden zu kommen, mit Ihrer Maje stät der Königin nach Jahnishausen, wo am 18. Juni die Tafel statlfinden wird. V. Berlin, 14. Juni. Der größte Theil der heu tigen Reichstagssltzung wurde ausgefüllt mit dem Schluffe der dritten Lesung des Gesetzentwurfs über Errichtung eines Reichseisenbahnamts. Die Debatte drehte sich fast ausschließlich um die in dem vom Abg. I>r. Lasker eingebrachten neuen Entwürfe enthaltene Bestimmung, nach welcher das Reichseisenbahnamt über Beschwerden, die gegen seine Verfügungen einlaufen, selbstständig in collegialischer Berathung entscheiden soll. Emen großen Theil der dagegen geltend gemachten Bedenken entkräftete Präsident Delbrück durch den Ein wand, daß es unbenommen sein werde, für solche Fälle das Reichseisenbahnamt durch richterliche Beamte zu verstärken, ein Gedanke, welchen Abg. vr. Schwarze aufnahm und in einem Amendement zum Ausdruck brachte, das sodann auch die Billigung des Hauses fand. Die restü enden drei Paragraphen des Entwurfs wurden übrigens mit einigen unerheblichen Abände rungen in der vom Abg. Ur. Lasker beantragten Fas sung angenommen. Die übrigen Berathungsgegen- stände waren von minderem Belang. (Vgl. die Bei lage.) — Nach dem „St.-Anz.* wird Ihre Majestät die Kaiserin am 23. Juni in Karlsruhe eintreffen, um am 24. daselbst der Eonfirmarion des Erbaroßhrr- zogs von Baden, im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers beizuwohnen, und von dort in demselben aller höchsten Auftrag zum Besuch Sr. Majestät des Kaiser- von Oesterreich und Königs von Ungarn und Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich und Königin von Ungarn auf einige Tage nach Wien zu reisen. — Der Kronprinz wird morgen in Vertretung des Kaisers nach Darmstadt zum Jubiläum des Groß- Herzogs abreisen; dann Ems zur Begrüßung des Kaisers Alexander und zuletzt Karlsruhe zur Confir- mation des Erbgroßherzogs besuchen. — Die Fürstin von Rumänien ist nach drei und einhalbjähriger Abwesenheit von Neuwied daselbst zum Besuche Ihrer Mutter, der verwittweten Fürstin v. Neuwied eingetroffen. Von Seiten der Bevölkerung wurde der Fürstin ein ebenso glänzender wie herzlicher Empfang zu Theil. Ihre Hoheit nimmt ihren Wohnsitz auf dem Landscblosse Monrepos, woselbst auch der Fürst Karl noch im Laufe dieses Monats erwartet wird. Mühlhausen, 12. Juni. Nach der „Neuen Mühlh. Zig." wurden gestern die Redemptoristen-Klöster zu Landser und Riedieheim amtlich geschlossen. München, 14. Juni. (A. Z.) Der Kronprinz Erz herzog Rudolph von Oesterreich ist mit dem heuti gen Morgencilzug aus Wien hier eingetroffen und hat sich alsbald zum Besuch seiner Großmutter, der Frau Herzogin Max in Bayern, nach Possenhofen begeben, woselbst sich im Laufe des Tages auch Prinz Leopold und Prinzessin Gisela einfinden werden. — Die in den jüngsten Tagen vorgcnommcnen Wahlen zur dies jährigen Generalsynode der unirten Kirche der Pfalz sind überwiegend im Sinne der rationalistischen Partei, d. h. im Sinne des Protestantenvereins, aus gefallen. Es dürften die Anhänger dieses Vereins mit einev Mehrheit von drei Viertel der Stimmen in der Ge- ncralsynode vertreten sein. Darmstadt, 15. Juni. Die Adresse, welche gestern anläßlich dcS am 17. d. M. stattfindenden 25jährigen Regierungsjubiläums des Groß- Herzogs von der Zweiten Kammer einstimmig an genommen wurde, hat nach dem „Fr. Journ." folgen den Wortlaut: „AlltrdurchlauäNi.ster rc! Der beatige Tag, an welchem dis Hksfinland die hohe Freude erlebt, deu 25 JahreSiaz d«S denkwürdigen RegierungsLu:ritts Ew k. Hoheit zo begrüben, sieht die Vertreter des Lande- versammctt, um durch ihren Mund die Wünsche des treuen Volkes an den Stufe» dl- Thrones nicderzulegeu In tr fbewegter Zeit wurden Sw. k Hoheit zur Regierung beruseu. AllerböchUdeoselden war eS während Ihrer Regierung vergönnt, durch alle Wechsel der Geschicke hrndurch iu unveränderter laudesväterlicher Hingebung au da> Wohl des Volkes daS Glück d s Laubes zu fördern Heute sehen Ew k Hoheit auch das Hesicolaud im Glanze eines, von den Gliedern de- durchlauchtigsten Hauses mit- erfochtenen Waffenruhws Theil nehmen an den E^ruagen- schaftcn der Zerr, die bestimmt war. Deutschlaud auf eine hohe Siufe naüonaler Kraft und Gröhe zu erheben. WaS das hessische Volk be> dem Regierungsantritt Ew k Hoheit erhofft, bat sich nach wechsilvoüen Zeiten erfüllt. Mit innigem Dank erkennen wir die iu dem langen Zeitraum vou 25 Jah ren dem Lande erwiesene Huld und Treue So wird wenn dieser Tag dankbare» und freudevollen Rückblicks auf die ver flossene RegierungSzeit für die versammelten Vertreter deS Landes zum Tage der froheu Hoffnung, daß es Ew. k Hoheit noch lange vergönnt sein möge, der Früchte eine- segensreiche» Wirken- und der unwandelbare» L'eb« und Anhänglichkeit de- h ssischeu Volkes sich m Frieden zu ers eueu. Möge der Himmel diesen uvsereu Wünschen eine gnädige Gewährung schenken! Jo tiefster Ehrfurcht Vw k Hobelt alleruntenbänigste treugehorsamste die Zweite Rammer der Stände. Darmstadt, de» ,7. Juni 1873 " Bei der Vorbcxathung waren alle Cchattilungen der Kammer zugegen, wie aus den Namen der Antrag steller: George, Becker, Franck, Greim, Goldmann, Leinzerling, Küchler, Landmann, Metz erhellt. — Die Kandstande haben gestern das Finanzgesetz auf 6 Monate prorogirt. Wien, 14. Juni. Die (telegraphisch gemeldete) Einsetzung eines technisch-ökonomischen Administra tiv nsraths für die Weltausstellung ist kein Miß trauensvotum gegen die AusstcllungSdirection oder die Person des Gencraldirectvrs Frhrn. v. Schwarz Sen born ; denn sie ist von der Regierung mit ihm verein bart, ja gewissermaßen auf seinen Antrag und sein Andringen geschehen. Ohne Zweifel wird sich der Ad- ministrationsrath ganz vorzüglich mit der Kassengebah- rung zu beschäftigen haben, und es ist nicht zu läug- nrn, daß diese bisher eine schwache Seite in den Lei stungen der Direction war. Die Geschäfte derielben sind sehr vielseitig und erschöpfen die ganze Arbeits kraft Desjenigen, welchen sie in Anspruch nehmen. Zu ihrer Besorgung stand dem Generaldirector nur ein beschränktes Beamten- und Arbeiterpersonal zu Gebote, dessen Leistungsfähigkeit ohnehin auf das Aeußerste an gespannt war. Beweis dessen ist der Umstand, daß die Amtsstuben der Beamten in der Ausstellung von 7 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends ohne Unterbrechung bemessen sind und die regelmäßige Dienstzeit der Ar beiter sich sogar auf 13 bis 14 Stunden täglich be läuft. Dabei giebt es keine Rubetage; der Dienst und die Arbeit setzt sich an Sonn- und Feiertagen eben so fort, wie an Wochentagen. Begreiflich ist, daß unter solchen Verbältnissen der Kasiendicnst, die Geldwirth- schaft, die geschäftliche Rentabilität der Ausstellung zur Nebensache herabsank; Nebensache ist die letztere aber gerade für die Negierung nicht, welche für die Art und Weise der Verwendung der für die Weltausstellung von dem Reichsrathe bewilligten ansehnlichen Summen die Verantwortung und ohne Zweifel die Pflicht und den Willen hat, einen möglichst großen Theil des zu Ausstellungszwecken verausgabten Kapitals durch die Eingänge und die verschiedenen Ertragsquellen der Ausstellung selbst wieder zur Rückzahlung zu bringen. — Die gestern bei dem Finanzministcr Baron Pretis abgehaltene Conferenz von Vertretern der Banken und Bankhäuser über die Lage dis Marktes endete in später Nachtstunde mit Beschlüssen, die wesentlich dahin gehen, man dürfe der Calamität nicht ruhig zu- schaucn, sondern müsse rasch Ausreichendes und Zweck- Wäßigrs tvun, um ihr zu steuern. Zunächst wird ein Fond gebildet werden, um die durch die allgemeine Muth- und Creditlcsigken hervorgcrufene weitere Ent- werthung guter und sicherer Effecten, die zum Theil bereirs unter ihrin wirklichen Werth herabgedrückt wa ren, durch Ankauf derselben zu hindern, Wechsel zu escompftren, Werthpapiere zu belehnen u. s. w. Zu diesem Ende werden die hüsigen Finanzkoriphäen die nöthigen Fonds einschießen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Maßregel auf die Beruhigung des Marktes und Herstellung regelmäßiger Geschäfts- und Verkehrsverhältnisse einen kräftigen und hoffentlich ge nügenden Einfluß üben wird. (Vgl. unter „Statistik und Volkswirthschaft".) * Wien, >4. Juni. Heule Vormittag wurde der Grundste in zum Rathhause der Stadt Wien durch Se. Majestät den Kaiser in Gegenwart der Erzherzöge Albrecht, Wilhelm und Rainer, des Prinzen v. Wasa, der gemeinsamen Minister, der Mitglieder des diessei tigen Cabinets u. s. w. gelegt. Die Feier fand unter Betheiligung der Spitzen der Behörden und lebhaftem Antheile der Bevölkerung statt. Bei dem Eintreffen auf dem Bauplatze wurde der Kaiser unter den Klän gen der VolkShymne von dem Bürgermeister, den bei s> Feuttletöll. (Redigtrt von Otto va»ck.) A. Hoftheater, 15. Juni: „Götz von Ber- lichingen," Schauspiel in fünf Acten von Goethe. Je älter dieses geniale Jugrnddrama Goethe's, dieses letzte auf der Bühne lebendig gebliebene Ritter stück, wird, je mehr entfremdet cs sich der Masse des Publicums. Es liegt das aber keineswegs am Stofflichen drS Gegenstandes selbst; die Zeit des später» Mittelalters mit ihren hochwichtigen kirchlichen und politischen Kämpfen, mit ihren socialen Reformen, die im kühnen Anlauf stecken blieben, um erst vier Jahr hunderte später in ihren Zielen weit übe.holt zu wer den, — ja die abenteuerliche Romantik der Ritterzrit selbst wird dem Publicum immer als eine merkwürdige Epoche höchst dramatischer Contraste interessant genug bleiben. ES bedürfte nur eines gelungenen Bühnen stückes, um hierfür den Beweis zu liefern. Dem Götz von Berlichingen schadet seine durch keine Bearbei ung rettbare Form, in welcher überaus bühnenwirk ame Scenen mit epischen abwechseln und jeden plasti chen Aufbau der Dramatik durch diese bunte Mosaik nach- thrilig zersetzen. So lange die Zuschauer an diesem Drama noch ein literarisch frischere- Interesse nahmen, kam man über jene Mängel hinweg; gegenwärtig müß ten sie verdeckt werden durch einen, charakteristisch alter- thümlichen, echt genrebildlichen Localton der Aufführung und die» gerade ist eine technische Force, die unsern Schauspielern mehr und mehr abhanden kommen mußte. Je mehr die Phantasie der Künstler genithiat wird, sich mit dem Ton de- modernen Leben» zu beschäftigen, je schwerer muß ihrer JllusionSkraft da- Wesen der frühdeutschen Zett zugänglich werden, während sie sich in die Geschichtsperiode fremder Nationalitäten viel leichter und objektiver, viel unbrirrter von aller heimi schen Subjectivität hinrinfinden kann. Abgesehen von diesem mittelalterlichen Colorit, in welchem noch bis zu Anfang der fünfziger Jahre bei uns, in Berlin und auch in Wien Hierhergehörige Werke vorgetragcn und ab und zu treu historisch aus- gcstattet wurden, zeichnete sich unsere Vorstellung durch Wärme, Eifer und Fleiß der Künstler aus. Es war eine befriedigende Besetzung möglich, die sich in einzel nen Rollen zu vorzüglichen Leistungen erhob. Dazu gehört besonders Frl. Ulrich' s Adelheid v. Walldorf, eine Partie, bei welcher der buhlerisch coquctte, innerlich sittenlose Charakter uur durch den Hauch einer poetischen Auffassung d.r egoistischen Sinn lichkeit vor dem Anschein gerettet werden kann, als ge- höre diese Dame lediglich in das Gebiet der Intri gantinnen. Frl. Ulrich betonte sehr glücklich mit vielem Schwung die Frische des genießenden Lebens; die Sce nen mit dem Knappen Franz — von Hrn. Hanstein oft sehr gut gespielt — gelangen trefflich. Die Künst lerin trat in der Sprache außerordentlich maßvoll auf, harmonische Momente und feine Uebergängr, in welchen ihr Organ den vollen Zauber der Jugend entfaltet. Und diese schöne Darstellung wurde durch ihren Ge nossen und Widerpart, den Weißlingen de» Herrn Dettmer auf daS Erfreulichste erleichtert. Der Künst ler gab rin vorzügliche» Charakterbild, männliche Kraft, die sich, durch Sinnentaumel und Welteitelkeit ver weichlicht, zu spät auf sich selbst und vie Rittrrrhre besinnt. Der Götz de» Hrn. Hellmuth sand durch die Kraft de» Organ» und die Natürlichkeit in Spiel und Sprache al» eine markige Leistung den vollen Beifall der Zu schauer, zumal bet den gelungen arrangtrtrn Scenen vor dem Rathscollegium. Auch das erste Zwiegespräch mit Weißlingen wirkte durch treuherzige Derbheit des Gemüths. Frl. Theiscn sah in der Rolle der Marie sehr günstig aus und sprach maßvoller als sonst. Frau Bayer's Elisabeth ist eine tüchtig nach allen Seiten hin durchgearbeitcte Charakterrolle, und nicht minder läßt sich das von Hrn. Jaffs's Selbitz sagen. Diese, in der Wirklichkeit deS Lebens vorhandenen, der höher» poetischen Genremalerei angrhörenden Gestalten, die in jeder Bewegung, in jedem Ton abgstimmt werden müssen, um ein Ganzes von Fleisch und Blut zu werden, ge hören der eigentlichen Domäne und unschätzbaren emsig studirenden Künstlerkraft des Hrn. Jaffs zu. Da» humoristische Talent deS Hrn. Dessoir fand eine sehr zweckmäßige Verwendung im Hauptmann v. Wanzenau, und als wichtige Stützen deS Stückes seien noch hervorgehoben die Herren Karl Porth, Kramer und Hagen als Sickingen, Lerse und Georg. Otto Banck. LUder auS der Culturgeschichte. Von der deutschen Frau im Mittelalter. (Fortsetzung -u- Rr. lös.) Sv war die Frauenarbeit nach allen Seiten groß genug. Für die Kirche, die ein große Vorliebe für gestickte Prachtstoffe hatte und deren für den Altar, für den Leib der Priester, al- Rück- laken an Wänden und Stühlen bedurfte, sorgten vor Allen die Nonnen, aber auch manche- schöne Geschenk dieser Art kam au- weltlicher Damen hand. Aber die Ritter zeigten nicht minder Lust den Bürgermeisterstellvertretern, dem Magistratsdircctor und den Mitgliedern des Baucomitäs ehrfurchtsvoll empfangen. Hierauf begrüßte der Bürgermeister Se. Majestät im Namen der Stadt Wien mit folgender Ansprache: „Ew. kaiserliche und königliche Majestät! Mit Ehifurcht und muigem Daotaesüble begrüßen die Vertreter der Bürger schaft Wien- Ew Majestät auf dieser Stätte. Mit tiesgefühl- »em Danke, denn in unsern Heizen bleibt eS uvvergebUch, daß der Gcmeiude, welcher Ew Majestät das Rech» der Selbstbestim mung gegeben, nur durch da- duldreiche Wohlwollen Ew Ma- jestät mög ich geworden, das Wahrzeichen deS BürgertbumS hier würdig erstehen zu taffen, inmitten einer weiten, der öffent lichen Benutzung gewidmeten Anlage auf dem Platze, den die Zukunft deu größten und schönsten der Reich-Hauptstadt ueuuea wird. Was dem Krieger die Beste, war und ist dem Bürger das Stadthaus. Dorthin sührt ihn sein Beraf, dort sieht er die schaffende Macht deS Zusammenwirkens, das Band der ge setzliche» Ordnung, dort übt er seinen Gemeivsinu, sein Recht, ferne Pflicht Der erste Stein, den Ew. Majestät dem begin nenden Baue eiozufügeu geruhen, bat deshalb hohe Bedeutung. Er bedeutet die erhebende Würdigung und W'rthschotzuug des BürgertbumS: er ist ein neuer Bewer-des kaiserlichen Schutze- und Schirmes, den Ew. Majestät diesem kräftigen Kerne de- Slaat-wcsens, den Ew. Majestät der segenbringeudeu In stitution der freien Gemeinde ru hochberzigster Werse augedei- ben zu lasten nie-' als versagen Möge das gewaltige Werk deutscher Baukunst nuumebr rüstig vorschrerteo, zum Frommen, zur Ehre, zum Horte der Bürgerschaft, die zo atleu Zeiten treu ergeben sesthrelt und sefthalten wird an Dynastie und Reich. Gott schütze unsre Vaterstadt! Gott schütze, Golt segne, Gott erhalte Ew Majestät." Am Schluffe der Ansprache des Bürgermeisters er tönte ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser. Sc. Ma jestät erwiderte auf die Ansprache deS Bürgermeister- Folgendes : „Gerne bin Ich selbst hierher gekommen, um den Beginn eines Werkes zu feiern, welches bald den Mit «lpuakt eine- seg-usieich wirkendeu Gemeiudeleb-nr bilden soll. Als Ich die 8 seiiiguug der Stadtmauern b.wllligl«, war es Me ne fette Ueberzeuguug daß die sich-rste Schntzarehr de- TbroueS, sowie des Landes die Liebe und Treue seiner Bürger sei, und mit Stolz könoen die Bürger Wiens eben de« Ort dieser Anlage» betrachten, iu deren Nähe sich einst ihre Vorfahren durch ihre muthvolle Aufopferung um die Stadt und bas Reich so große Verdienste erworben haben. Möge der jetzt eiugkfügte Grund stein dem daraus entstehenden G-bäude eine Stütze biete», so fest und so unerschütterlich, al- di« Treue und der echte Bür- gersiun, welche iu den Herzen der Wiener Bürgerschaft schon seit undenklichen Zeile» als feste Grundlage» wurzeln. Bald wird sich in der Nähe dieser, den Trägern deS GemeiudewohlS gewidmeten Stätte noch ein anderer Prachtbau für dre Ver tret r weitcrgreiseoder Interessen erheben. Möge dano Jede-1»- nerha-b der Grenzen seines Kreises nutzbringend wirken uud insbesondere diese Stätte hier auch die alte» Tagende» des BürgerthumS stets erue»ert und veriüagt fortleben sehe» zum Segen der Stadt und dadurch zu Meiner dauernden Freude, welche mit dem Gemeindewohle so innig verburdeu ist. Em pfehlen wir so»och daS gedeihliche Fortschreilea de- Baue- der Vorsehung, deren Schutz uud Segen die gelammte Bevölkernug Meiner geliebte» Residenzstadt Wie» stets begleite» wolle." Die Worte des Kaisers wurden wiederholt mit stür mischen Hochs begleitet. Nun richtete der Bürgermei ster an Se. Majestät die Bitte, dte in den Grundstein einzulegende Urkunde unterzeichne» zu wollen. Nach Unterzeichnung der Urkunde, welche Unterzeichnung auch von Seiten der anwesenden Ehrengäste vorgenommrn ward, wurde die Urkunde in eine Glashütte geschlossen und der Act der Grundsteinlegung vor dem Fundamente des Thurmes vollzogen. Wahrend dieses Acres trug der Wiener Männergesangvcrein die für diese Feier ge dichtete und componirte Frstcantate vor. Der Kaiser führte hierauf zum Steinverschluß die ersten Hammer- fchläge. Sr. Majestät folgten die Herren Erzherzöge, fämmtliche Minister, der Statthalter und der Landmar- fchall. Unter den Klängen der VolkShymne und leb haften Zurufen der Anwesenden verließ der Kaiser, geleitet vom Bürgermeister, den Fcstplatz. — Der Han delsminister hat aus Grund erhaltener allerhöchster Er mächtigung den Scctionschef vr. Fierlinger als Leiter, dann den Hofrath vom obersten Rechnungshöfe Ritter Fellner v. Feldegg, dcn Sccftonsrath vom Finanzmini sterium Auerhammer und den Rrgierungrrath vom Han delsministerium Bornutzky als Mitglieder in den dem Generaldirector der Wiener Weltausstellung für die technisch-ökonomische Verwaltung brigegebenen Ad- und Belieben danach, nicht nur um sich damit zu schmücken, sondern auch weil, was sie erhielten, zu gleich als Zeichen der Gunst zu betrachten war. Da gab cs dcn» reich mit Perlen, Seide und Goldfäden gestickte Schapel, Binden und Hauben, destzl. Gürtel, Handschuhe, Schuhe und andere Kleidungsstücke, Wap penröcke in dcn Farben und Zeichen des Wappens, und ebenso Fähnlein für die Lanze und ganze Decken über das Pferd, die denn auch wohl ein A und ein ^1, d. h. Amor, oder sonst andere sinnbedeutende Buch staben trugen. Zu jeglichem Turnier wenigstens hatte die Dame ihrem Ritter, der für ihren Namen kämpfte, rin solche- Dankzeichen mitzugeben, oder er rrhieU es al- Preis nach Beendigung desselben. Auch die ritterliche Wohnung mit ihren nackten Wänden und harten, einfachen Möbeln verlangte sehr zur Ver schönerung und Erwärmung nach solcher Ausstat tung, sei eS als Wandlaken, al- Thür- und Frnster- vorhänge, sei es als Decken und Kissen. So gab es für da- ganze Leben Veranlassung, die Thätigkeit der Damen in dieser Bcziehung zu wecken und rege zu halten. Weniger anmuthig, aber fast nützlicher noch war eine andere Beschäftigung, die den Damen zufiel. Sie hatten nicht bloS für ihre eigene Garderobe zu sorgen, sondern auch für die der Herren und ihrer Knappen selbst, wenn e» eine besondere Gelegenheit galt. So sehen wir Siegfried'- Mutter, die Königin, und Chriem- hlld, die Königstochter, mit großer Schaar von dienen den Mädchen wochenlang geschäftig, ihre Angehörigen und deren Gefolge mit reichen Gewändern zur festlichen Rittersahrt au-zustatten. Auch hierzu erhielten die Damen in ihrer Jugend die nithige Anleitung. Wir sehen, die sorgende und waltend« Hau-ftau findet in der Erziehung ihre vylle Berücksichtigung,
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