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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-25
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1888
- Autor
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. »»> LrPititi»» JohauueSgaff» 8. SPrech-unie» irr Uedarttou: Bormlttagl 10— !> Uhr. Nachmittag« L—6 Uhr. -* - s»»»«», »«, s», »t, »t«ftk»I,e»», N»mme, »eßtt««te» I «srr « tr «, E»-che»to,e» »t» L Uhr RachmMatz«. «» E»»»-»»« Drktuge» früh dt«'/,» Uhr. 2n dr» /Malen für 3us.-A»»ah«e: Ott« Kl«««» UuiversttätSftraß« 1. v-ui» Lösche. Kuthariueustr. 83 pari. u. König-Platz 7, n»r bi«'/,- Uhr. rwnMr und Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nndGeMtsverkehr. Slbon«<MO«t4pr»i» ^ vierteljährlich 4V« Mk iucl. Brlngerloha 5 Mk., durch dt« Post bezöge» 6 Mk. Jede eiazetne Nummer -0 Hf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren tur Extrabeilage» (tu Tageblatt-Format gefalzt) «>I»r Postbesvedernag M Mk. m»t Postbesörderuug 70 Mk. Inserate ögespaltenr Petitzrilr SO «. Größer« Schriften laut uul. PreildtmetchukK. Tabellarischer». Aifserusa» »ach höyerm Tartk. Urelamen uuter dem diedacttousftrtch dt« «aejpslt. 8etlev0Vk..vorde»Famtltr»»,ch,«cht», dt« Sgespalteu« Zeile 40 Pf. Juseratr stad stet» a» dt« Expe-ttt«» z» seudeu. — Rabatt wird utcht gegebeu. Zahlung prusuumorunsto oder durch Post, uachuahme. 14K. Freitag dm 25. Mai 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. Menntmachms. Da» 8. Stück de« diesjährigen Gesetz- und Verordnung«, blatte« für da« Königreich Sachsen ist bei uns eingeaangrn und wird bi« zu« tt. Juat dS. I». auf dem Rathhau«« faale zur Einsichtieahme öffentlich auehänge«. Daflelbe enthält: Nr. 30. Gesetz, die Fürsorge für Beamte infolge von Betriebs unfällen betreffend; vom 9. April 1888. » 31. Beiordnung, die Gebühren für Erhebung der Ein« kommenstener und für Besorgung der übrigen, den Gemeindebehörden bei der Einkommensteuer ob« liegenden Geschäfte in den Jahren 1888 und 1889 betreffend; vom 14. April 1888. » S2. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthum für Erweiterung der Eisenbahnstation Remse be treffend; vom 18. April 1888. » 33. Bekanntmachung, eine Anlech« der Aktiengesellschaft ..Bautzener Brauerei und Mälzerei" betreffend; vom 25. April 1888. - »4. Gesetz, die Herabsetzung de« Zinsfüße« bei der Landeskultur« Rentenbank belr.; vom 1. Mai 1888. » 35. Verordnung zur Ausführung de« Gesetze« vom 1. Mai 1888, die Herabsetzung de« Zinsfüße« bei der Landeskultur «Rentenbank betreffend; vom 2. Mai 1888. « 36. Bekanntmachung, eine Anleihe der „Actien-Bier- brauerei Meißner Felsenkeller" betreffend; vom 5. Mai 1888. Leipzig, den 23. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumdtegel. Vcbannlmächäng. Der Rath beabsichtigt, in dem aus dem neuen Schlacht» >ofe hierfeldst errichteten Kühlhaus«, in welchem durch -«sondere Einrichtungen eine für die Aufbewahrung von fleisch geeignete Temveratur hergestellt werden soll, einzelne durch Drahtgitter umschlossene und mit Haken zum Aushängen de« Fleisches bezw. ganzer Tbirrtörper versehen« Zelle» etn- zurichten und solche an Fleischer z« vermiethen. Die Anzahl der zunächst einzurichtenden Zellen soll von der Stärke der Betheiligung abhängig gemacht werden, auch ollen rechtzeitig zu erkennen gegebene Wünsche bezüglich be» timmtrr Größen lhunlichst berücksichtigt werden. Dagegen kann bei Unterlassung der hierdurch erbetenen Meldung nur rechtzeitige Berücksichtigung später ausgesprochenen Mieth- vrrlangen« nicht gewährleistet werden. Der nach Maßgabe der regeren oder geringeren Be» thriligung erst nachträglich definitiv sestzusetzenve MiethzinS ist aus 25 bi« höchstens 30 für den Quadratmeter pro Bahr angenommen worden. Die Grundflächen der Zellen betragen theil« 8,85 qm, tbeilS S qm; außerdem ist eine kleine Anzahl größerer, von 12,5 qm vorgesehen. Näbere Auskunft über die Zelleneiorichtung u. s. w. rr- theilt Herr Architekt Moritz, welcher in den GeschLslSstunden im Ban-Bureau aus dem Schlachthosr anwesend ist. Ebendaselbst liegt ein Exemplar de- Entwürfe- der Kühl« Hausordnung au«, welcher der Miether ebenso wie etwaigen noch nothwendigen Ergänzungen oder Abänderungen derselbe» ich zu unterwersen hat. Meldungen wegen Ermiethung von Zellen werden schrift lich oder mündlich im Schlachtho>baudureau bi» zum 31. Mai Nachmittag 4 Uhr entgegengenommen. Leipzig, den 17. Mai 1888. I» 1635 Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgs. I)r. Krtppendorff. Bekanntmachung« E« wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Laß der Plan Nr. nach welchem von un« mit Zu» »Ovo stimmuna der Herren Stadtverordneten vom 28. Mär» d. I. die im südwestlichen Bebauung-plane gelegene Wächter- Kratze in ihrer Strecke von der Simson« bi« zur Ferdinand» Rhode-Straße aus 20 m Breite sestgestelll worben, dom 16. April d. I. ab vier Wochen lang öffentlich auSgrleaen und nunmehr, da ein Widerspruch von Niemandem erhoben worden, Gütigkeit erlangt hat. Leipzig, den 19. Mal 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2053. Dr. Georgi. Wilisch, Aff. Ausschreibung. Der Anstrick sämmtlicher Straßen» und Hoffronten de« LeihhauSgebäudeS soll vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen hierzu können im RathSbau- amte, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Er> legung von 0,50 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt mit der Aufschrift „Abpatz deS LeihhauSgebäudeS" bis zum 2. Juni qr. Abends 5 Uhr an vbenbezeichncler Stelle einzureichen. E« bleibt die Auswahl unter den Bewerbern, sowie di« Ablehnung sämmtlicher Angebote Vorbehalten. Leipzig, den 23 Mai 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Id 2088 Baudepeetatto«. Vekanntmachung. Au« den Beständen der Leipziger BerufSfruerwehr sollen nachstehende »och brauchbare Löschgcräthe und Ausrüstungs stücke freihändig verkauft werden: 4 (115 mm) Karren-Druckspritzen, 1 Druckspritzen werk ohne Hebel, 4 alte Wagen von Spritzen alter Construrtion, 23 einbolmige Hakenleitern, 1 zwei rädriger und 5 vierrädrige Requifitenwagen, 1 GesimS bock, t GesimSbrücke, 6 Dachleitern, ca. 1700 lsd Meler divrrse alte Hansschläuche, 1 Austhauapparat» 29 Steigergurte mit einholmigen Earabinerhaken, 26 einholmige Earabinerhaken, 48 Lederhelme, 4 div. Sprachrohre, 19 Armbinden, 72 messingene Signal- pseisenkelten, 24 Paar Fausthandschuhe, div. OsficierS sterne und messingene Zahlen, 3 lederne Schwamm laschen. Nähere Auskunft ertheilt da- Commando der Leipziger BerufSseuerwehr. Fleischerplatz 7 Leipzig, den 22. Mai 1888 Der Rath der Stadt Or. Id. 2024. der Stadt Leipzig. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Die AuSsiihrung 1) der . 2) der i 3) der it««erarhette», .khieferdeckerarbeite«, lleuepuerarbeiten für da« ReiuiqungSgebaade, da« Regeneriraebäude das ReHuliruaqSgebäude, das Wagehä»S«hen und da« PfortuerhäaSkhe» bei dem Erneuerungsbau der I Gasanstalt sollen ,n Accorv verdungen werden.! Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Eonnewitz au- und können daselbst eingescben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift »ä 1: „RetntguagSgebäade re. Zimueerarbette» xl 2: . Sehieferdeckerardette», «l 3: Kle«p«erarbette» kür dt« I. GaSamstalt" versehen in der Nuntiatur de« Ralhe». Rathhau«, 1. Etage, und zwar bi« zum Momtag, de« »». J,»i ». I., Raehaeittag« » Uhr einzureichen. Der Rath behalt sich jede Entschließung und insbesondere da« Recht vor. sämmtlich« Offerten abzulehaen Leipzig, am 24. Mai >888 De« Raths de« Stadt Letpzt» Deputats»» z« de» Sa«a»stalte». Brkannlmachnng. Di« Lieferung der Steinkohle» und Braunkohlen ür den Betrieb der Dampfkessel im Naunhoser Wasserwerke aus da« Jahr vom 1. Juli 1888 bis 30. Juni 1889 und zwar: bi« zu 110 Deppelwagen sächsischer Pechkohle, bi« zu 40 Doppelwagen Meuselwitzer Braunkohl« ist aus dem Wege der öffentlichen Ausschreibung zu vergebe». Bewerber wollen die Bebingnißdeste hierfür bei der Ver waltung der Stadtwafferkunst, Obslmarkt 3, eotnehmen und Angebote, vorschriftsmäßig vollzogen, in versiegeltem Umschlag« und mit der Aufschrift: „Kohleultrserung für Wasserwerk Raoahof' bi- spätesten» den 5. Juni 1888, Vormittag« 10 Uhr. an unS n der Nuntiatur de« RathhauseS zur Ablieferung bringen. Leipzig, am 18. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi.Rother. Bekanntmachung. Die Ausführung der Trottoirlegung auf der westlichen Seite der JohanniSallee von der äußeren HoSpitalstraße an aus ca. 112 m Länge soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14. auö und können daselbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirlegung in der JohanniSallee" versehen ebendaselbst uuv zwar bi« zum 3l. Mai 1888 Nachmittag- 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich vaS Recht vor, silmmtliche Ange bote abzulehnen. Leipzig, den 19. Mai 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 1920 Stratzenbau-Drputation. Submission. Die für den Neubau hiesiger Bürgerschule erforderlichen Stein, mrtz-, Iloliruna«., Granit-, EisenconstruciionS-, Lementgiiß-, Be- dachung--, Glase», Tischler-, Schlosser-, Klempner-, Maler- und BiitzableitungS-Arbeiten sollen im Submission-Wege, jedoch mit Aus wahl der Submittenten, vergeben werden. BlankelS sind gegen Erlegung der Lopialgebühren während der gelt von Mtttwuch, de« dS. Mai. bis Dienstag, den Mat o. bei Herrn Getreidehändler Alb. Schirre ißer hier zu eninehmen und sind Offerte» mit der Ausichrist „Submiision: Schulbau beir." bl« spätesten« Dien»tag, den 5. -unt. Nachm, v Uhr versiegelt und porlosrel an den Unterzeichneten wieder eiiizujeiiden. Markranstädt, den 18. Mai 1888. Der Schulvorstand. I- A Hugo Beyer. Nichtamtlicher Theil. Zur bulgarischen Frage. Die in Aussicht gestellte große Action Rußland« zur Lösung der bulgarischen Frage hat immer noch nicht ihren Anfang genommen, im Geaentheil befestigt sich die Stellung de« Prinzen Ferdinand von Coburg als Staatsoberhaupt Bul gariens zusehends. Die Befriedigung, welche der Prinz über da« Ergebniß seiner Rundreise nn Lande empfindet, ist zur Kenntniß desselben gebracht worden durch einen Erlaß von dem Ministerpräsidenten Slambulow, und für die nächste» Tage ist eine Fahrt nach Kasanlik beschlossen. Der einzige dunkle Punkt in der gegenwärtigen Sachlage ist die Be stätigung deS UrtheilS gegen Major Popow durch den Eassa- tionShof, weil damit daS Siegel aus ein Shstm gedrückt ist. welche« dem Fürsten und der Regierung de» Lande« Gefahren bringt. L« ist dasselbe System, welche- dem Fürsten Alexander den Thron gekostet hat und welche« darin besteht, persönliche« Verdienst nur so weit auskommen zu lasten, al» dadurch enl» gegrnstehenve ehrgeizige Pläne nicht vereitelk werten. Die daran« entstehende Gefahr ist um so größer, al» Ruß land in der gegenseitigen Eifersucht hochstredender Per sönlichkeiten die beste Handhabe für die Durchführung seiner Politik gewinnt. Die wirksamste Waffe gegen russische BestechungSversuche gewahrt ans der anderen Seite die wachsende ^nd NnÄbängigk"eit. ihr starker Trieb nach politischer F v „ Meinung in den maßgebenden Kreisen ,lt P P l> „ Instanz welcher Popow der gegen ihn erkannten «Nschrtnoen «ira r ZUZMMs: nung der unbefangen Urtheilenden sehr gewinnen würde^ Doch daS sind D.nge, die nicht akademisch behandelt werden können, sondern für welche allem praktische Gründe maß gebend sind. Nirgend» ist falsche EmpAdsamkcit übler an ge Tracht al» in der'Politik, aus diesem Gkb>ele können persön liche Regungen niemals da» entscheidende Wort beanspruchen, d'7 G-samm-wohff 'st die alleinig. R.ch.schnu^ und m Bulgarien gilt eS heute vor allen Dingen. d>- Ssktigkei und EntwickclungSsäbigkeit der bestehenden Verhältnisse mit der Thal zu beweisen. Jeder Fehler, der in dieser Beziehung begangen wird, kann leicht für die Zukunft de« l»ngeu Staat«- wesen« verhängnißvoll werden. Die neueste Kundgebung der russischen Politik in Bulgarien ist in einem Artikel de« ..RegieruiigSboten" enthalten, welcher sich gegen einen Angriff Tatistschcw'S vcrtheidigt Dann ist al« Haupt.,rsache der Vergeblichkeit »er russischen Be- mitbungen, Bulgarien zu gewinnen, die Ueberstürzung der staatlichen Umformung Bulgarien« hervorzuheben. Der Uebergang auS dem Zustand« staatlicher Unterjochung zum BersaflungSstaote habe politische Leitenschasten geweckt und diejenige Unbeständigkeit in da« bulgarische StaatSleden ge« bracht, welche Bulgarien abgehalten haben, den wohlwollenden Absichten der russischen Regierung vertrauen und Leiden- schasrslosigkeit entgcgcnzubringen. Darin ist da» Bekenntniß ausgesprochen, daß Rußland vorläufig in Bulgarien nicht» ciusrichlen kann und die Zeit für weitere Eingriffe abwarten müsse, aber eS ist auch zugleich rückhaltlos zugestandcn, daß die bulgarische Sache von Anfang an verpsuscht worden ist. Bulgarien mußte nach der russischen Auffassung absolut re giert werden, der Grundfehler liegt in der Einmischung deS VerfassungSslaate«. Rußland würde e» zufrieden gewesen ein, wenn Bulgarien nach Befreiung vom türkischen Joch unmittelbar unter da- russische Joch gezwungen worden wäre. Aber gerade DaS war eS, waS die europäischen Mächte ver hindern wollten. Bei solcher Bcränderung der Sachlage konnte Von einer Verbesserung der bulgarischen Verhältnisse nicht die Rede sein. Und doch war e« gerade die Befreiung der christlichen Bevölkerung Bulgarien- von dem Joche der mohammedanischen Regierung der Türkei, welche für den Krieg deS Jahre« 1877 den Vorwand lieferte. Damals wurde auch die Türkei in die auf der Balkanhalbinsel sich entwickelnde Bewegung für den Eintritt i» daS VersaffungSlcben West- und Mittel-Europa- hineingeriffen, auch ein türkische« Parla ment hat kurze Zeit hindurch nach der Ermordung de« Sultan- Abdul Aziz getagt, aber bald ist die alle Ordnung wieder in Kraft getreten und die türkischen Lanvboten wurden wieder nach Hause geschickt. Gerade die Bildung von VerfasinngSstaaten im Gegensatz zu den absolut regierten beiden großen Reichen, der Türkei und Rußland, hat der Entwickelung der staatlichen Verhält nisse aus der Balkanhalbinsel den Stempel anfgedrückt. Nur Montenegro stellt eine Ausnahme von der Regel bar, und de-halb besteht auch zwischen Rußland und Montenegro daS beste Einvernehmen. Die übrigen Balkanstaaten haben sämmt- lich eine mehr oder weniger selbstständige Entwickelung ge nommen, und der Gegensatz, welcher zwischen Serbien, Bul garien und Rumänien einerseits und Rußland andererseits besteht, ist offenkundig. Griechenland hat besondere Gründe, eS mit Rußland nicht zu verderben, weil es an dieser Macht eine Stütze sucht und gefunden hat. um sich aus Kosten der Türkei zu vergrößern. Jedoch schon bei dem letzten Streit mit der Türkei hat sich gezeigt, daß Griechenland auch noch andere Mächte zu berücksichtigen hat, und deshalb wird eS sich wohl hüten, feine BergrvtzerungSpläne unabhängig von den europäischen Centralstaaten zu verfolgen. Rußland hat durch seine vergeblichen Versuche, Bulgarien unter seine Serrschaft zu zwingen, eine sehr sühlhare mora- tische Niederlage erlitten, weil e« sich dabei hat beruhige» muffen, daß genau da- Gcgentheil von dem in Bulgarien geschehen ist wa« Rußland wünscht. Zuerst hat Rußland die Regenlschast mit seinen, Haß verfolgt und die Nnter- werfung unter Rußland- Willen verlangt, dann hat e» geacn den Regierungsantritt de« Prinzen Ferdinand Einspruch erhoben und endlich die Abdankung desselben gefordert. Alle diese Forderungen sind unerfüllt geblieben. Bulgarien säbrt fort, sem Swiasal selbst zn bestimmen, und kümmert sich nicht darum, ob Rußland darüber ungehalten ist ober nicht Am ,5. August vollendet sich daS erste Jahr der Regierung des Prinzen Ferdinand. und wenige Tage später. a», 7. Sep- tembcr sind zwei Jahre fest der Abdankung de« Fürsten .Ilexander vergangen. I,, dieser verbältnitzmaßig langen Zeit hat Rußland kein Mittel unversucht gelassen. um Bulgarien seinem Machtbereich ein,»verleid,», aber b,S heute s.^'ü^'blich. Da« Hauptergebniß der russischen An- nd M a Erhöhung der Widerstandskraft der Türke tiewcse»' Numänien, Serbien. Aul- Griechenland und bl. unter Oesterreichs Verwalt.,»a Herzegowina mußten sich nst !in » «"8r,ss- gewärtig halten, und dadurch R..ü,nn? , »r,eg«bere,tschast erreicht worden, welcher nun Leipzig, 25. Mai 1888. » Der bevorstehenden Vermählung de« Prinzen Hein rich von Preußen mit der Prinzessin Irene von Hessen widmet der „Standard" einen Leitartikel, der mit folgenden Betrachtungen schließt: ,Ja diesem Auaeubück, wo ein Sohu de« Kaiser« tm Begriff ist. ich mit einer Lnkeliu der Herrscherin diese- Reiche« lLroßbrltaanien) u vereinige», ist daS Einvernehmen zwischen Deutschland und knalant» absolut vollkomme». Da» -wische» lhuea bestehende Band wird noch Wetter befestigt durch den Umstand, daß unsere Beziehungen gleichzeitig höchst iuuig stud mit Deutschlands treuesten Bundesgenossen. Oesterreich.Uagarn und Italien. Die Grundlage dieser Innigkeit ist kein Geheimniß. Dieselbe enthält kein Element, welche» mit Wahrheit als eine Drohung oder eine Gcsahr für den Frieden der Well bezeichnet werde» kau». Es ist ia der Thal der friedfertige Charakter de« Bunde-, gepaart mit setuer Stärke, welche e» sür jeue Mächte, bereu Gedanke», Energie und Wünsche onzweiselhast ans einen Krieg gerichtet stud, o ichwtertg macht, einen solchen zu wagen. Es ist kaum hinreichend bemerkt wordea, daß zum erste» Maie i» der Geschichte Europas Mächte, bereu vereiutgte mllitairischeo und Fiottcnstrelikräsle sich al« durchaus uuwlderstehllch l» einem Loaflict erweise» würde», für keinen andern Zweck zusammeawirkea, als Europa di» Fortdauer der Segnungen de« Friedens zu sichern. Unglücklicherweise müssen ihre Anstrcngnugen bewaffuele Bemühnuge, sein. Wen» sie sich nur moralischer Argumente bedienten, würde ihnen sicherlich von Jenen, welche ihres Nachbar« Gebiet begehren, nicht 24 Stunden länger Gehör geschenkt werde» .... Es ist jedoch gauz natürlich, daß Staatsmänner, weiche verpflichtet sind, vorwärt« und rückwärts u schauen, hin und wieder die Frage an sich richte» sollte», wie ange diese Periode kostspieliger Vorsicht sortdauern soll. Wen» sie dauernd gemacht werden könnte, würde es uns Allen in der Ihat obliegen, die Tugend unerschgpslicher Geduld zu Pflegen. Es ka»a jedoch nicht ln Abrede gestellt werden, daß die Frage eine andere Seite ho«. Es giebt Mächte, welche entschlossen sind, einen Krieg zu einer »der der anderen Zeit zu führen. Soll die Wahl der Zeit ihnen überlasten werden? Wir stellen diese Frage oder richtiger, wir bemerken, daß sie von Anderen gestellt wird, ohne es zu übernehmen, dieselbe zu beantworte». D r deutsche Kaiser ist ein Fricden-srennd, desgleichen der Kaiser von Oesterreich und un- zwcisclhast auch die Königin von England. Juzwilche» geben jedoch andere Mächte nicht« von jenen Prätensioneu aus, weiche die sried- - liehen Staaten unfehlbar veranlassen werden, zu kämpfen, wenn auf diese Ansprüche thalsächlich gedrungen wird. Daher die unablässige Besorgniß, an der zu leiden Europa gezwungen ist. Unser letzter Trost liegt in der Betrachmug, daß das Gleichgewicht der Kampfes, tärke aus Seite der Mächte ist, die keinen Wunsch hegen, überhaupt zu kämpfen." * Zn den deutsch-französischen Beziehungen schreiben die ossiciösen „Berliner Politischen Nachrichten": Deutschlaads Antwort aus die französischen Grenz» Plackereien ist nunmehr ertheilt und ist. deutscher Art entsprechend, ebenso kurz als bündig ausgesallcn. Vom 31. d. M. ad muß jeder auS Frankreich kommende Reisende, che er die Grenze überschreiten dars. einen verschriftsmSßi ien Reisepaß mit dem B>s»m der deutschen Botschaft vorzeigen, widrigenfalls ihm der Grenzeintritt verwehrt bleibt. Ausgenommen von dieser Borschrist sind nur die sranzö- Ilschen Grenzbewohner, welche diesseits geschäftlich zu thuu haben und sich vor den coutrolirrnde» denijcheu Behörden persönlich auSzuweiien vermögen. Daß dem Grcnzvcrkehr durch Auferlegung solcher Formalitäten eine ucue Belagimg erwächst, ist zweifellos, aber nicht Schuld Deutschlands. Den deutschen Intentionen wäre viel bester gedient gewesen, hätte die sranzösische Regierung den Lhauviui-mu« ihrer Beamten und Slaal-angehörigen hln- relchend lm Zaume gehalten bezw. de» fortgesetzten Wühlereien derselben in Eisaß-Lothringen gewehrt. An langmülhigrm. gedul- dlgem Zuwarlea bat man eS diesseits nicht fehle» lasten. DaS be weisen die seit Abschluß deS Frankfurter Friedens verflossenen, sieben- zebn Jahre zur Genüge und ttebergenüge. In dieser ganzen Zeit bat Deutschland um de- lieben Frieden« willen »ad in der Hoffnung, daß nach und nach die wilden Leidenschaften de- sranzösische» BolkS- tempcramcnIS einer ruhigeren Anschauung der Thatsachea den Platz räumen würden, die vielfachen Ausschreitungen von französischer Sette mit einem Gleichmnth hingenomme», vor dessen falscher und sür uns Deutschr demütdigender Deutung uns nnr daS notorische Uebergewicht unserer militairlschen Stärke über diejenigen Frankreichs sicherte. Auch die neuesten Grenzplackeretea hätte man bet unS viel« Icicht ruhig »4 »et» grlegt, wäre nicht von der Pariser Hctzpresse der Versuch erneuert worden, znm Schaden noch den Hohn zu fügen, und mit Wahrbast phänomenaler Unversroreu- heit zu bi'yauplen, der incriminirte Borgang sei nur die Antwort cus vorhergegangene Plackereien (vairntloos antgrieures), denen Fran zosen, die sich nach Elsaß-Loibringen begeben wollten, seitens der Deutschen ausgesrtzt gewesen seien. Und damit bei dieser Gelegen heit auch das herausfordernde Moment nicht fehle, kam ein anderes Hetzblatt und stellte das Besitzrccht Deutschlands aus Elsaß-Loth ringen kalt lächelnd in Abrede —- ohne daß die sogenannten ge mäßigteren Kreise sich veranlaßt gesunden hätten, gegen ein der artig unqnalificlrbare- Treibe», um der Ausrechterhollnng eines leidlichen mmiuu vivsuü, zwischen den benachbarten Rationen willen, energische Berwahrnng einznlegen. So blieb denn den Deutschen nichts übrig, als sich selbst zu Helsen. DaS geschieht durch den Eingangs erwähnten Erlaß, dem kein patriotisch enipfindender NilchsangehSrlger seine rückhaltlose Zustimmung versagen wird. Denn radical, wie dt« in Rede stehende Bersügnng z» Werke geht, ent spricht sie durchaus dem in Deutschland allgemein verbreiteten Gefühl, daß endlich etwas Durchgreifende- geschehen mußte, um die Franzosen zum Bewußtsein des folgenschwere» Charakters ihrer Grrn-voiitik der Nadelstiche zu bringen. Zu wünschen wäre, daß da- in vollstem Umsange der Fall sein und unsere westlichen Nachbarn veranlassen möchte, sich nunmehr gewqse Lehren gründlich elnzuvrägc», welche sie lchon an- dem vorjährigen Zwischenfall Schnäbele und anderen Affairen hätten ziehen sollen, aber damals nicht gezogen haben. * Wir lesen in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung": Zur Strafverfolgung der freisinnigen „Ncuruppiner Zeitung" erfahrt die ..Freisinnige Zeitung" auch »och. daß der unter Anklage erwähnte Artikel nicht blvS wegen Beleidigung der Kaiserin Victoria und der Kronprinzessin Victoria, sonder» auch »och wegen Beleidigung de- Reichskanzlers Fürsten BiSmarck und des Minister« v. Pnttkamer mit Beschlag belegt ist. Der Artikel der „Ncuruppiner Zeitung" druckte jenen Schmilhartikel „Keine Frauenzimmerpolllik" nach und gab dem Abdruck die lleberscbrist „WaS die amtiichen KreiSblätter sich nnter dem Ministerium V>Smarck-Puttkamer sUr eine Sprache gegen unser Kaiserhaus erlauben dürfen". Die Beleidigung der Minister wird in dieser Uebcrscürift und außerdem in einer Schinßbemelkuiig gefunden, welche in »och viel drastischerer Weise die Pcisönlichkeiten der Minister mit jenem Pamphlet in Zusammenhang bringt. Aus diesen Mittheilungen de« Richler'schen Blattes wird erst die Tendenz der Publikation in dem Ncuruppiner Blatte ersichtlich, welche die ersten An gaben der Frcisinn-blättcr mit gewohnter und bekannter Fingerfertigkeit zu verhüllen gesucht hatten." «> « « * Die „Politische Eorrespondenz" eerbält den folgende« Bericht zur Lage an« Konstantinopcl, 10 Mai: Die englisch.jkanzösische Tuezconal-Lonvention ist rndlich unter Dach gebracht »nd da« Jrad«, durch weiche« dieses
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