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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-12-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186212272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18621227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18621227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-12
- Tag1862-12-27
- Monat1862-12
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1862
- Autor
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' Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 361. Sonnabend den 27. December. 1862. Bekanntmachung. Die Erholung der Markm für Hunde auf das künftige Jahr ist gegen Erlegung von 3 Thlr. für die Marke, als dem jährlichen Betrage der Steuer, bis Ende dieses Monats zu bewirken, was wir hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung bringen, daß vom 2. Januar k. I. an der Caviller täglich die Straßen begehen und Hunde ohne Marken einfangen wird. Leipzig, den 23. December 1882. Der Rath der Stadt Leipzia. Ro vr. Koch. tothe. Weihnachtsbtl-er. (Fortsetzung u. Schluß.) Wir gehen weiter und jetzt endlich schimmern uns einzelne Lichter entgegen, die aus den Fenstern der vom Feuer verschonten Wohnungen herüberscheinen. Auch huscht wohl hier und da ein menschliche- Wesen über unfern Weg, aber fröhliche Gestalten sind e» nicht, die uns begegnen, lautlos und gebeugt ziehen sie rasch vorüber. Wir wenden uns endlich an einen alten Mann, den die Last der Jahre zwingt, langsamer einherzuschreiten, und auf unser Befragen theilt er uns die schauerlichen Einzclnheiten des Brandes mtt. Was sind all die geschriebenen Schilderungen jene- Unglück- gegen diese einfache und doch so herzergreifende Dar stellung und wie beredt sprachen die Thränen mit, welche dem Greife über die gefurchten Wangen rollten. „Mir ist «och jetzt alle- wie ein Traum/ spricht der Alte, „und dennoch war es furchtbare Wirklichkeit. Ich wäre fröhlich gestorben, wenn ich nicht all diesen Jammer hätte mit ansehen müssen, aber wohin ich jetzt auch sehe, mag eS bei Tag oder bei Rächt sein, immer ist es mir, als sähe ich überall noch die gräß lichen Flammen und wenn ich allein bin, däucht eS mir immer noch, als schlüge der Feuerrus und da- Heulen der Sturmglocke an mein Ohr. Und ich war so glücklich, lieber Herr, eS konnte fürwahr auf der ganzen weiten GotteSwelt keinen glücklicheren alten Mann gebe», wie ich e- war. Da drüben jenseit»der Straße stand mein Häuschen, das mein Stolz und meine Freude war, denn ich hatte fünfzig lange Jahre hart arbeiten müssen, ehe der letzte Schuldthaler darauf abgelöst war. O, eS war ein nette- Häuschen, und ich hätte eS nicht unter dreihundert Thalern Herstellen können, wenn ich eS mit einem Male wollte anfrichten. Go hatte ich ja aber fünfzig Jahre daran gebaut und gespart, bi- ich endlich sagen konnte: Nun erst ist eS auch ganz mein Eigenthum! Meine gute Frau hat dies freilich nicht erlebt, denn schon seit zehn Jahren ruht sie draußen auf dem Gottesacker; aber meine einzige Tochter, mein Schwiegersohn und drei Enkel wohnten mit nur in dem Häuschen. Eng genug ging es freilich zu, aber wir wußten unS schon zu behelfen, denn wo Friede und Eintracht walten, da finde« Biele Platz auch zwischen engen Mauern. Ich habe dort seit meiner Jugend hinler dem Webe stuhle gesessen und rüstig geschasst, bi- endlich meine Auge« aar zu schwach wurden. Da hat mich aber meine Tochter treulich itzt in der Arbeit und der älteste Enkel fing auch schon an, eberschiffchen zu regieren. Mein Schwiegersohn arbeitete Flammen von einem Hause zum andern. Was von den Hab seligkeiten der am meisten Bedrängten mit Anwendung Über menschlicher Kraft in die nächsten Straßen zu Freunden oder Ver wandten geschleppt worden war, da- ergriff dort bald darauf die wüthende Flamme, die in wenigen Minuten sorgenfreie, glückliche Menschen zu Bettlern machte. Das Jammergeschrei der Unglück lichen übertönte noch das Prasseln der Flammen und herzzerreißend war eS, wie hier Mütter nach ihren Kindern und dort Kinder angstvoll nach ihren Aeltern riefen. Wir konnten des Jammers damals gar nicht so achten, denn der Kampf mit den wüthenden Flammen nahm unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Da vernahmen wir plötzlich, daß durch Flugfeuer auch die Gegend des Städtchens, wo mein kleines Haus lag, in Brand gerathen fei und wehklagend zog ich meinen Schwiegersohn mit fort, da unsre Hülfe jetzt dorr nöthiger war, wo meine Tochter und deren Kinder vielleicht in Gefahr schwebten. Trotz meiner siebenzig Jahre bin ich damals mit meinen! Schwiegersohn um die Wette gelaufen, denn eine furchtbare Ahnung trieb mich vorwärts und die böse Ahnung hatte nicht gelogen, denn als wir bei unserer Wohnung anlangten, stand» mein ganzer Reichthum, mein Häuschen bereit« jn vollen Flammen. Ich stand wie angewurzelt, der Schreck hat mir alle Kraft genommen und laut geweint und gejammert habe ich, wie ein kleines Kind, denn eS ist wahrlich ein grausames Geschick, lieber Herr, wenn man die Frucht eines fünfzigjährigen Fleißes vor seinen Augen in Flammen auflodern sieht, ohne auch nur die geringste Hülfe dagegen anwendeu zu können. Mein Schwiegersohn verlor zum Glück seine Besinnung nicht so wie ich; mutbig entschlossen stürzte er in da- brennende Hau-, um nach Weiv und Kind zu sehen, aber von den Nachbarn erfuhr er bald, daß meine Tochter mit den Kindern und einigen geringen Hab seligkeiten wehklagend weiter hinein in die Stadt geflohen sei. Cr rief.mir zu, baß ich ihm folgen solle, aber ich achtete nicht auf seine Worte; der Jammer um mein liebe- Häuschen batte mich für alle- Andere taub gemacht. Ich bat den Himmel um ein Wunder, das den Flammen Einhalt thun und mir wenigstens einen Theil meiner Habe retten solle, allein umsonst — das Feuer zerstörte immer mehr und weder göttliche noch menschliche Hülfe erschien. An Löschen dachte Niemand mehr ; e- galt ja jetzt bloS noch da- nackte, erbärmliche Leben der armen Menschen zu retten. Da erschien mit einem Male mein Schwiegersohn wieder und händeringend folgte ihm meine Tochter. Aus den verworrenen Reden Beider erfuhr ich, daß sie ihr jüngstes Kind vermißten und andere Leute riefen, daß sie den Kleinen hätte» wieder in das brennende Hau- zurücklaufen sehen. Ach, ich Unglückseliger! Mich hatte der Verlust mttner Habe so blind gemacht, dass ich nicht de- armen Kinde- geachtet, welche- vielleicht vor meinen Augen in die Flammen geeilt war. Trotz der Warnungen aller Umstehenden^ stürzte mein Schwiegersohn in die über und über Leute konnten gut abrathen, sie hatten bei einem Tischler und mußte sich'- auch brav sauer werden lassen» wenn er für Weib und Kinder ordentlich sorgen wollte. Harte Arbeit waren wir alle miteinander gewöhnt, aber trotzdem kannten wir keine Unzufriedenheit, denn wir hatten genug, um nicht Hunger leiden zu müssen. Ich selbst betrachtete mich sogar al- einen reiche» Man«, denn mein Hau-chen hatte ich mir ja redlich ver-1 brennende Wohnung. Die dient. Aber wie rasch sollte unser bescheidene- Glück vernichtets' ^ ^ Verde»! Die fnrchtvare Feuer-bruust brach damals weit von nuferer Wohnung entfernt aus und ich eilte sogleich zur Brand stätte al- die Feuerglocke ertönte; nicht etwa au- müßiger Neu gierde, sondern Helsen wollte ich den Unglücklichen, so weit meine schwachen Kräfte »och reichten. Auch mein Schwiegersohn giva «tt nur, und vir haben wahrlich an jenem Tage gearbeitet nach das veran-te Kind tragend. Kaum aber hatte er die Schwelle beste« Vermögen, über «tt furchtbarer Schnelligkeit sagte« die l überschritten, so stürzte auch da- kleine Gebäude krachend zusam- Alle- rief angstvoll nach dem muthrgen Vater — meine Tochter war bewußtlos an meiner Seite nieder gesunken — da endlich er schien er am Au-gang de- brennenden Hause-, auf den Armen da- betäubte Kind tragend^ Kaum abe^hmie^er die Schwelle
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