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Dresdner Journal : 17.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-17
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1887
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M241 V«»a8»pr«t»i Lo»»« r5»1d Uv» äouttvp«» ttvicü«, tritt l'oot »to«1 8tvu>pvl»u»vkl»8 KiQRU. ILNrliot», .... »8 ö1»rk. ^jLürlieü: 4 5t»rtc 50 bt Liorsla« Kuuunvr»! 10 bk. ^ür äso K»uw «u»«i 8«»p»ltvii<m 2«ils kl«»o«r 8oNr»tt SO bk. Ontsr „i-N >«v»iu»ckt" «tiv 2vil« 60 bk. v«i Ubsllva- uock ^ui«> «ottpr. ^ukueyl«^. LrsokoiQvut irr^Iicd mit ^unruttuu« <t«r 8vQo m»ä t'«i«kt»»z» »b«uck». b«rll8prsvk-AL»t:NIu»»; dir. 1295. Montag, den 17. Oktober, abends. 1887. DresdMrIMrnal. Für -1« törsamUewurg orranvoorUtch: Otto Banck, Professor der Litteral ur« und Runstgeschtchte. L»»ÜMe V» L»N»»ülUW»«« LttPtt», F> Sr«-t4<4«4r, 6oiLi»i«i»Q»i -4» l>r»»<kll«r 4»anuü»j S»»d»rU - 8«rN» - Vt« HtPrlA >»»«i->r»«^»i 7r»»>ckir» ». ».: k/a««nK«« «0 bo-i«-, v«rU»-Vt«»-S»»dar, kr», Lstxtt, 7r»»U»rt N. -NL-e^»»! L»»ck äto««,' k«rt» Looäo» - »»rw» - » H. - St«U»»N: Da-ö« <» 6»»«ritt: /^val»<i«^«1a«t, S»rUtt. v. Lt»Üj«r« S»»Lor«r: O. L»U« ». 8.1 /. L-«^ «» O» K«p»»^s»v«r» Tüni^t Nrpsüitioo <1« i>r»»<l»«r Scmnuit», Drssäsa, L viir^oritr. »o. b«r»,pr«ot»Nr. 1«». Amtlicher Leit. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst zu genehmigen geruht, daß der BahnhofSinspector Ed mund Otto Abendroth in Leipzig das von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe ihm verliehene Ehrenkreuz 3. Klasse des Fürstlich Lippischen HauSordens annehme und trage. Aeröot. Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat die Druckschrift: „Der Kampf gegen die bestehende Ordnung von Otso Spielberg. Zürich l887. VerlagS-Magazin (I. Schabelitz)." auf Grund von 8 1l des ReichSgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemocratie vom 2l. October 1878 verboten. Dresden, am 17. October 1887. Königlich Sächsische Kreishauptmannschaft. von Koppenfel-. Plotz. Nichtamtlicher Teil. Kelegraphiscye Wachrichten. Siegmaringeu, 17.Oktober. (Tel.d.Dresdn. Journ) Ihre Majestät die Königin von Sachsen ist hier zu längerem Aufenthalt eingetroffen. Dublin, 16. Oktober. (W. T. B ) O'Brien, welcher sich heute Nacht nach Woodford (Galway) begeben hatte, wohnte um Mitternacht einem Meeting bei, welche» in dem Hause einer seiner Anhänger veranstaltet war, trotzdem die Polizei dasselbe für heute verboten hatte. Bei seiner Ankunft in Woodford war die Stadt illuminiert. Nach dem Meeting dielt O'Brien auS einem Keuster deS Hauses heraus eine Ansprache, in welcher er sagte, daß, wenn die Meetings für Mit tag verboten würden, man sie um Mitternacht halten muffe. Unter lebhaften BeifallSbezeuguvgen der Menge verbrannte O'Brien sodann die Pro klamation, durch welche daS Meeting verboten worden war. Der anwesende Polizrikommiffar sah diesen Vorgängen zu, ohne einzuschreiten. Die Versammlung ging dann ruhig auseinander. New-Dort, 17. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nachricht von der Inbrandsetzung deS HolzwerkeS der ArkansaSeisenbahn, welche der Präsident Cleveland am 14. d. Mts. passierte, stellt sich alS unbegründet heraus. Dresden, 17. Oktober. Der morgende Tag. In 29 erledigten Wahlkreisen werden morgen die Ergänzungswahlen für die Zweite Kammer der Ständeversammlung vot sich gehen. Wir haben diesem Ereignisse bereits vor einigen Tagen eine Besprechung gewidmet, heute am Borabend der Wahl wollen wir nochmals mahnend unsere Stimme erheben, warnend vor Lauheit und Sorglosigkeit. Wohl ist es wahr, daß die Einigkeit der Ordnungsparteien fast allerorten eine höchst erfreuliche ist und daß denselben bei reger Teilnahme ihrer Anhänger an der Wahl der Sieg in keinem Wahlkreise fehlen kann. Aber diese Zuversicht darf — wie wir es schon neulich hervorhoben — keinen Wahlberechtigten zu thatenloser Sorglosigkeit verleiten. Denn wenn auch der Deutschsrrisinn Richter« scher Observanz in Sachsen jedenfalls al» Gegner kaum mehr in Frage, kommt, so ist doch in der Sozial demokratie ein Feind zu bekämpfen, welcher mit einer Parteiorganisation so straff, wie sie nur der durch rührige, in der Auswahl der Mittel nie verlegene Agitatoren genährte Haß gegen die bester gestellten Mitmenschen und das unbedingte geistige Übergewicht der Füher über die ihnen folgenden Masten ru schaffen vermag, ausgerüstet lst und bereit- de- öftern dar« gethan hat, daß er die Vorteile dieser Parteiorgani sation trefflich auSzubeuten versteht, wo die Lauheit der Gegner ihm erfolgreichen Kampf verfpricht oder wo die Siegeszuversicht derselben eS ihnen unbedenk lich erscheinen läßt, unter sich im Kampfe die Kräfte zu messen. Man muß dabei in Betracht ziehen, daß nach unseren gesetzlichen Bestimmungen der zur Stimmberechtigung er forderliche Lensus von 3 M. im Vergleich zu anderen Staaten ein sehr geringer und daß eS nach denselben genügt, wenn ein Kandidat bei relativer Stimmen mehrheit wenigstens ein Drittel der abgegebenen Stim men erhalten hat, ein Umstand, der den Sozialdemo kraten unstreitig großen Vorteil gewährt. Infolge dieser Verhältnisse würde eine laue Wahl beteiligung der Ordnung-Parteien beispielsweise im 23. ländlichen Wahlkreise (Leipzig-Land, Gericht-- amt I), im 4. und 10. städtischen Wahlkreise (Schan dau - Königstein - Pirna, bez. Hainichen - Frankenberg- Mittweida) und — vergessen wir in dieser Hinsicht unser gute- Dresden nicht — im Wahlkreise Dresden« Antonstadt für den Sieg der guten Sache verhängnis voll werden können. Was insbesondere den hiesigen bei der morgenden Wahl in Frage kommenden Wahl kreis betrifft, so hat man vor einigen Tagen in der öffentlichen Besprechung die Aussichten der beiden gegnerischen Vertreter unter Zugrundelegung des Re sultats der letzten Wahl von 1885 abgewogen. Nun wurden bei dieser Wahl abgegeben von 2638 giltigen Stimmen für Hrn. Bartholomäus 1071 für Hrn. Or. von Heyden 402, für den freisinnigen Kandidaten vr.Minkwitz 247 und fürHrn.Liebknecht908 Stimmen. Man hat nun gemeint, vaß die 247 fortschrittlichen Stimmen bei der morgigen Wahl doch keinesfalls ge schloffen für den sozialdemokratischen Kandidaten ab gegeben werden dürften, daß aber die 402 Stimmen, welche sich damals auf Hrn. v. Heyden vereinigten, ohne Zweifel dem jetzigen alleinigen Vertreter der Kartellparteien zufallen werden. Das mag richtig sein, aber ebenso richtig ist es, daß die Stärke der Wahlbeteiligung sich nie im Voraus mit Sicher heit bestimmen läßt und daß bereits die letzte Wahl eine starke Anzahl sozialdemokratischer Stimmen und besonders ein bemerkenswertes Anwachsen derselben ergeben hat (481 auf 908) und deshalb halten wir eS für ersprießlicher an die Thatkrast der Wähler als an ihr Verständnis für Wahrscheinlichkeitsrechnung zu appellieren. Gegenüber den Anstrengungen der So zialdemokraten hat ein jeder Anhänger der Kartell parteien die nnabweisliche Pflicht, das Gewicht seiner Stimme in die Wagschale zu werfen für den Sieg der Ordnung und des Rechts über Umsturz und Ver gewaltigung. Der treffliche Verlauf der jüngst hier abgehaltenen Versammlung der Kartellparteien, die begeisterte Einstimmigkeit derselben und der reiche Beifall, welcher dem Kandidaten Hrn. BetriebSingenieur Bartholomäus zu Teil wurde, lasten hoffen, daß am morgenden Tage eine rege Wahlbeteiligung den Sieg an die Fahnen der Kartellparteien heften wird, aber hier — wie im ganzen Lande — wird dazu erforder lich sein, daß ein jeder Freund der Ordnung dem Wahlspruche, den er so ost begeistert ausgesprochen, auch die nächstliegende Folge der Teilnahme an der Wahl gebe, dem Wahlspruche „Mit Gott für König und Vaterland". Tagesgeschichte. Dresden, 17. Oktober. Se. Majestät der König empfing gestern nachmittag in der König!. Villa zu Strehlen den akademischer Studien halber zu Leipzig sich aufhaltenden Herzog von Sparta, Kronprinz von Griechenland, woraus Se. König!. Hoheit an der König!. Familientafel Tei! nahm. Dresden, 17. Oktober. Nach der der Redaktion der biSber vorliegenden Nachrichten sind nunmehr in allen erledigten Wahlkreisen Kandidaten definitiv ausgestellt. Jndetz bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß noch in letzter Stunde einige sozialdemokratische Kandi daturen erstehen. In den städtischen Wahlkreisen sind die fol genden Kandidaten zu nennen: 5. Wahlkreis in Dresden (Antonstadt): Ingenieur Bar- tholomäu- (Sartellvarteien), Liebknecht (soz.). 8. Wahlkreis m Leipzig: 0r. jur. Heine (K.-P.), Lieb knecht (soz). Stadt Zwickau: Oberbürgermeister Streit (N.-P), vebel (,«.). 4. Wahlkreis (Pirna-Schandan): Rechtsanwalt Schreck (K.-P.), Schneidermeister Lehmann (soz ). 6 Wahlkreis (Freiberg-Lharan d): Stadtrat a. D. Müller (K.-P), Liebknecht (soz.). 7. Wahlkreis (Meißen-Roßwein): geh Regierungsrat v. Bosse (K -P), Restaurateur Börner (soz ). 8. Wahlkreis (Oschatz.Wurzen): Bürgermeister Härtwig (K.-P), Kaufmann August Walter (deutschsreis ), Restaurateur Peter» (soz.) t0 . Wahlkreis (Frankenberg-Mittweida: Fabrikbesitzer Katt Starke (K.-P ), Bebel (soz.). 14. Wahlkreis (Meerane-Waldenburg): Fabrikbesitzer Oehmig (K.-P.), Preuß (so,). 17. Wahlkreis (Stollberg-Zwönitz): Baumeister Uhl mann (K.-P), Lehmann (soz ). 18 WahlkreiS(Oderan-Zschopau): Fabrikbesitzer Werner (K.-P.), «asthossbentzer Münch (soz ). t». Wahlkreis (Annaberg-Buchholz): Kaufmann Erü- well (K-P.), Stadtrat Wagner (kons ). 87. Wahlkreis (Mylau-Treuen): Rechtsanwalt Opitz (K.-P.), Musikdirektor Stolle (soz ). In den ländlichen Wahlkreisen sind ausgestellt: S Wahlkreis (Reichenau-Ostritz): Fabrikbesitzer Prei bisch (K.-P ), Friedensrichter Wenzel (deutschfi.). 8 Wahlkreis (Kamenz): Gutsbesitzer Kockel (K.-P). 18. Wahlkreis (Dippoldiswalde): Gutsbesitzer Steyer (K-P). 17. Wahlkreis (Nossen): Rittergutspachtcr Horst (K-P). 22. Wahlkreis (Markranstädt-Zwenkau): Gutsbesitzer Kökert (K.-P ). 28. Wahlkreis (Leipzig.Land): Fabrikbesitzer Müller (K.-P ), August Bebel Loz.). 2b. Wahlkreis (Borna-Geithain): Gemeindevorstand Rößner (K.-P ). 2«. Wahlkreis (Döbeln-Mügeln): Gutsbesitzer Uhle mann (K-P). 28. Wahlkreis (Mittweida-Rochlitz): Gutsbesitzer Sey del (K.-P.). 84 Wahlkreis (Bnnaberg): Regierungsrat v. Kirchbach (K-P). 86. Wahlkreis (Stollberg): Spinnereibesitzer Drechsel (K. P.), Liebknecht (so,.). 87. Wahlkreis(Hartenstein-WildenselS): Bürgermeister Berger (K.-P), Liebknecht (soz.). 88. Wahlkreis (Hohenstein): Gutsbesitzer Gelbke (K.-P ), Otto (sozA 89. Wahlkreis (Lrimmitschau-Werdau): Gcmeiudevor- stand Leithold (K.-P ), Musikdirektor Stolle (soz ). 43 Wahlkreis (Auerbach): Amt-Hauptmann v. Polenz (K.-P) 4b.Wahlkreis (OelSnitz-Adors): Rittergutsbesitzer Jahn (K.-P.1, Rittergut-Pachter Wehner (K.-P.) Es sind danach aufgestellt feilens der Kartell parteien 30, seitens der sozialdemokratischen Partei 17 und seitens der deutschfreisinnigen Partei 2 Kan didaten. * Berlin, 16. Oktober. Se. Majestät der Kaiser wohnte gestern abend in Baden-Baden mit der Frau Großherzogin von Baden der französischen Theater vorstellung bei. Heute nachmittag machte Se. Majestät eine Spazierfahrt und beehrte den Gesandten v. Eisen decher mit einem Besuch. Danach fand Familien- täfel zu 8 Personen statt. Ihre Majestät die Kaiserin wird mit den Groß- herzoglisch badischen Herrschaften bis Ende dieses Monats in Baden Baven verbleiben und sich dann zu mehrwöchigem Aufenthalte nach Coblenz be geben. Von dort dürfte Ihre Majestät die Kaiserin erst Ende des Monats November oder Anfang des Dezember wieder nach Berlin zurückkehren. Das All gemeinbefinden der Kaiser!. Majestäten ist gegenwärtig ganz vortrefflich. Der hiesige französische Botschafter Her bette ist gestern abend hier eingetroffen, um seinen hiesigen Posten wieder zu übernehmen. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgendes: „Der deutsche Botschafter bei der französischen Republik, Graf zu Münster, hat am 7. d. Mts. dem franzö sischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hrn. F tourens, folgende Note überreicht: Paris, 7. Oktober 1887. Herr Minister! Nachdem die Kaiser!. Regierung ihrem lebhaften Bedauern über den Vorgang von Donon Ausdruck gegeben und sich bereit erklärt hat, den durch die Folgen desselben unmittelbar Be ttoffenen eine Entschädigung zu gewähren, erlaube ich mir den Bettag derselben — so ooo M (fünfzig Lausend Mark) — Ew. Excellenz hiermit zur Verfügung zu stellen. Ob die bei jenem beklagenswerten Vorfall diesseits beteiligten Militärs und Be amten ein Verschulden trifft, wird die sofort eingelritete Unter suchung ergeben Immerhin steht so viel schon jetzt fest, daß die bedauerlichen Vorgänge ei»erseits kein Ergebnis de» bösen Willens unserer Beamten, anderseits aber die Folge der dies seitigen Institutionen sind, unter denen französische Staatsange hörige ohne ihr Verschulden zu leiden gehabt haben. Infolge dtssen glauben wir, daß dem deutschen Reich die moralische Ver pflichtung obliegt, für die durch seine Organe und seine Gesetze ungerichtete Beschädigung französischer Privatinteressen einzu treten und, wenn auch das Geschehene nicht ungeschehen zu machen ist, doch die Versorgung der Hinterbliebenen sicher zu stellen. Zu diesem Behufe ist die Kaiser!. Botschaft ermächtigt, eine Summe zu zahlen, deren Zinse, den Hinterbliebenen de pp. Brignon dasjenige Einkommen gewähren, welches letzterer seiner Familie bei seinen Lebzeiten verschaffen konnte. Genehmigen Ew. Excellenz die Versicherung meiner aus gezeichnetsten Hochachtung u. s. w. Gras Münster. Aus den amtlichen Mitteilungen der Jahresberichte der mit der Beaufsichtigung der Fabriken be trauten Beamten pro 1886, welche nunmehr im Verlage von Bruer u. Co. erscheinen, haben wir den Inhalt der Einleitung zur Kenntnis unserer Leser ge bracht. Des weiteren teilt die „Nordd. Allg. Ztg." aus diesen Berichten folgendes nnt: Ueber denStand der Industrie und des Arbeitsmarktes wird bemerkt, daß in manchen Bezirken die Lage im Jahre 1886 der des vorhergehenden Jahres ähnlich gewesen wäre. Der aus der Landwirtschaft lastende Druck habe sich ebenfalls in gleicher Weise geltend gemacht, so daß der Gesamtausdruck unsern In dustrie, wie es in dem Bericht für Potsdam-Frankfurt a. O. heißt, noch immer einen krankhaften Zug behalte. Die gestei gerte Konkurrenz habe wieder erhebliche Kosten an Neuanlageu und Vnbesserungen der Belriebseinrichtungen gefordert, so daß auch im günstigeren Falle der Gewinn im allgemeinen über be scheidene Grenzen nicht hinauSgcgangen sei. Die Klagen beträfen jedoch nur noch einzelne Industrien, bei anderen mache sich eine bereits eingetretene oder sich anbahnende Besserung geltend. Der Bericht für Potsdam-Frankfurt a. O. spricht direkt au», daß der allgemeine Stand ein günstigerer gewesen sei als 1885, weil die hervorragenden Gewerbszwcige, welche die meisten Arbeiter ge brauchen, bei lohnenden Preisen teils befriedigend, teils sogar stark beschäftigt gewesen seien. Hierzu seien zu rechnen: der Braunkohlenbergbau, die Braunkohlenbriquette-, die Ziegel-, GlaS-, Feineisen-, Optische-, die Papier- und Pappen-, die Holz leisten», Bilderrahmen-, Korbwaren-, besonders aber die Tuch industrie, welche gegen Schluß des Jahres einen sehr bedeuten den Aufschwung genommen hätte. Der Aufsichtsbeamte für Küln-Coblenz konstatiert ebenfalls eine bemerkenswerte Wendung zum bessern. Die PrciSrichtung sei eine steigende und Aufträge gingen reichlich ein, und die Gelegenheit zur Arbeit habe m letzter Zeit zweifellos zugenommen. Feuilleton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 15. Oktober: „Die MauS", Lustspiel in 4 Akten von Otto Girndt. (Zum ersten Male.) Wie nicht selten bei unseren modernen, mehr oder minder schwankartigen Lustspielen war auch bei diesem Stücke der Erfolg ganz besonders der geschickten Dar stellung anvertraut und diese hatte denn auch bei un» durch sehr ansprechende, ost allerliebste Eindrücke, welche verschiedene Mitspielende darbrachten, der neuen Gabe die besten Dienste geleistet. Die Girndtsche Arbeit, die im sehr flüchtigen Ge wände harmloser Plaudereien austritt, es mit den Forderungen der Wahrscheinlichkeit und der dra matischen Abrundung der kleinen Handlung gar leicht nimmt und ohne Bedenken 3 Akte behaglich, doch schließlich ermüdend zu vieren ausspinnt, beruht aus den erheiternden Wirkungen der Situationskomik. Dabei kommen nicht gerade neue Motive und feine Erfindungen zur Geltung, aber man erfreut sich dock an der Lächerlichkeit von drolligen Vorgängen und vergißt eS bei so guter Aufführung, daß diese Jrrun- aen und Verwirrungen lediglich durch die Einfältig keit der handelnden Hauptperfon möglich geworden sind, aber dadurch eigentlich ihr Interesse verlieren. Diese Hauptheldin des LcherzeS ist die Frau Felgen treu, die von Frau Wolfs mit großer Natürlichkeit, maßvoll in den vom Stück beabsichtigten and durch den Dialog nicht selten grob genug gezeichneten Effekten und warm im Herzenston gespielt wurde. Diese treffliche Leistung fand allgemeinste Anerkennung. Aber auch alle übrigen Rollen wurden durch ein rasches und gefälliges Zusammenspiel für die Dar stellung deS Stückes überaus nützlich gemacht. Ganz besonders gilt die- von den drei jungen Mädchen Gisela, Werra und Therese. In der ersteren gab Frl. Diacono eine durch Feinheit der Darstel lung und Laune des munteren jugendlichen TonS überaus angenehme Leistung. Sprechender GesichtS- auSdruck und schauspielerischer Tak verdienen darin warm hervorgehoben zu werden. Auch Frl. Tul« lingerS Werra zeichnete sich durch frische Munterkeit au». Therese, auf welche sich des Stücke» nichts- bedeutender Titel „die MauS" bezieht, wurde von Frl. Bastö mit zwangloser Naivetät gegeben; ihr Spiel in der Konditorei und im dritten Akt war voll An mut und zugleich erheiternd durch da» sinnige Er fassen der komischen Wendungen. Die anderen Aufgaben deS Stücke» sind ohne alle» Gewicht für leidlich geübte Darsteller. O. B. Der Komödianten Ratz. Eine Geschichte au- den bayerischen Bergen. Bon Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) ,,Wa» hast Dir eingebildet?" fragte der Alte und sah ihm fest in das verzerrte Gesicht. „Nein, net eingebildet", rief Bitu», „fest überzeugt war ich, daß sie mich verklamperl» würden bei Dir und ich hab' mich auch wirklich uet geirrt. Aber nix is ihnen geschenkt und eingetränkt soll's ihnen werden, wenn sie kommt, die zahlende Zeit." „Das ist ein Gered', daS keine Heimat hat", sagte der Alte unwillig. „Wem willst Du 'was eintränken? E« hat Dick niemand verklamperlt —" „So? Meinst ich müßt' net, daß es der Sepp und die Kuni gethan haben?" unterbrach ihn Vitus wild. „O, mir kannst Du nix weißmachen und was ich mit meinen Augen gesehen und mit meinen Ohren gehört hab', daS laß ich mir net abstreiten I — Aber eS macht nix", brach er plötzlich ab, „daß Du mir den Stuhl vor die Thüre gesetzt hastl Ich hält' so den Leuten nimmer länger einen HanSwürstel machen mögen. Weil Du aber gar so gut Freund bist mit den zwei Leuteln da draußen, so kannst ihnen eine Botschaft auSrichten von mir —" „Richt' Du Deine Botschaften nur selber aus", unterbrach ihn aber der alte Natz, der jetzt die Ge duld verlor, „und jetzt sei so gut und laß mich auch einmal zu Wort kommen. WaS ich Dir g'sagt hab', daS weißt, da braucht's weiter keinen Lisputat mehr d'rüber. Nimm Dich aber ein bissel zusammen in der Zukunft und schrei net alleweil vom Emtränken und schon noch zusammen kommen, denn da- sind gar ge- sährliche Wort' und sie könnten leicht gar Dich selber inS Unglück bringen. — Und dann will ich Dir noch ein» sagen, Vitu»", fuhr er leifer fort und trat dicht vor den Burschen hin, „eS hat Dich einer gesehen, wie Du damal» mit den Welichtirolern verhandelt hast, droben auf dem Kühzagel, und Welschtiroler sollen'- gewesen sein, die eingebrochen haben drüben —" Bitu» fuhr zurück, wie von einem Skorpion ge stochen, und starrte dem Alten mit weitaufgerissencn Augen in das ernste Gesicht. „Wer hat mich gesehen, keuchte er dann. „Wer kann sagen, daß ich mit den Räubern einverstanden bin?" „Schrei net so", sagte der Natz, „wenn Dir 'was daran liegt, daß die Sach' net weiter auseinander- kommtl Cs wissen nur drei Personen d'rum und die wollen Dich net in Verdrießlichkeiten und Ungelegen heiten bringen, wenn Du sie durch Dein Betragen net dazu zwingst. So, jetzt hab' ich Dir alles g'sagt und jetzt muß ich wieder hinaus aus's Theater!" Er ging und Vitus blickte ihm einen Augenblick wie versteinert nach. Dann aber raffte er sich plötz lich auf, drückte den Hut in die Augen und eilte die Treppe hinunter in den Wirtsgarten. Am Ende des Gartens befand sich eine kleine Laube, in der lachend und plaudernd einige sremde Herren saßen. Vitus setzte sich >n der Nähe derselben an ein kleines Tisch chen, ließ sich einen Krug Bier bringen, stützte den Kops in beide Hände und starrte in finsterem Stach- sinnen aus den Tisch. E' sprach dem Bierkluge, den er sich in kurzen Zwischenräumen immer wieder srisch süüen ließ, so stark zu, daß er bald darauf urii Kopf und Armen auf dem Tische lag und fest schlummerte, oder doch wenigste»» zu schlummern schien. Die fremden Herren verließen bald darauf die Laube und entfernten sich aus dem Garten, aber der Bursche rührte sich nicht und niemand achtete weiter aus ihn. Jetzt war die Vorstellung zu Ende. Tie Zu schauer drängten sich lachend und plaudernd zum Tanzsaale hinaus und begaben sich hinunter in den Garten, wo die meisten sich noch einige Zeit aufzn« halten gedachten. Im Tanzsaale aber wurden die Fensterladen geöffnet, die Kerzur ausgclöj^t und die
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