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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930109012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893010901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893010901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-09
- Monat1893-01
- Jahr1893
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vez«gS.PretS t, der Hauptexpedittoa oder den im Stadt» ktirk und den Vororten errichteten Aus. gadesrellen abgeholt: vierteljährlich.4 4.50, sei zweimaliger täglicher Zustellung in» ho,r >l 5.50. Durch die Post bezogen für reatschlaud und Oesterreich: vierieliährlich >4 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung ia» Au-Iand: monatlich »i 9.—. DieMorgen-AuSgabr erscheint täglich '/,7 Uhr, die «deud-Aulgabe Wochentag» 5 Uhr. Ledaclion und Erpeditioa: J«hanncSgaffr 8. Lie Ervedilion ist Wochentags ununterbrochen gebsfuet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Ott, Klcmm'S Lortim. lSlsrcd Hahn), Morgen-Ausgabe. ttmigcr.ÄMlilait Anzeiger. Auzeigen-PretS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Redocttonsstrich (4 ge spalten- 50^, vor den Faimlieonachrichtt» (6gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis» verzeichuib. Dadellanscher uud Zisfernsatz »ach höherem Tarif. Ertro-Vkilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbesörderuug ^ 70.—» Avnahmeschluß für Anzeigen: Adend-Ausgabe: Bormittag» lO Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittag« »Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen uud Annahmestellen j» ein» halb« Stund« früher. Anzeige« fiad stet» an di» Expeditia« Loni» Lösche. gothannenstr. 14, parl. und KönIgSplatz 7. Liga» für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd GcMtsverkelir. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^-14. Montag den 9. Januar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lkkanntmachung. Wir haben mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten be- schlossen, die für «inen Theil der Soiomonskrab« hier bestehenden Bau- und Slraßensluchtlinicn in Gemäßheit de» Plane» ^ ^ 6050 auch aus die Strecke dieser Straße von der Kreuzung der Karl- siraße biS zur Marienstraße anSzudebnen. Dieser Plan liegt in unserer Tiesbauverwaltung (Rathhaus, II. Stock, Zimmer Nr. St) vier Wochen, von, Ablaute des TageS nach der Ausgabe der die Einrückung dieser Bekanntmachung cnt- haltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht auS. Widersprüche gegen den Pion sind innerhaib dieser Frist bei deren Vertust schriftlich bei uns anzubringen. Leipzig, den 4. Januar 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ie. Lü. I)r. Georg». Oe. Rd. Ltkaiilitlnachung, -ie Anmclduni der Ostern I8V:i schulpflichtig wrrdkiiden Kinder betrrssrnd. Zu Ostern 1893 werden olle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bi» dahin daS 6. Lebensjahr erfüllt haben. Außer diesen können ober auch solche Kinder Ostern 1893 mit Ausnahme finden, welche bi- zum 30. Juni 1893 das 6. Lebensjahr vollenden. Alle diese Kinder, die gesetzlich schulpflichtigen sowohl wie die zuletzt erwähnten Kinder, dasern diese schon Ostern 1893 in die Lchule rintreten sollen, sind demnächst zur Schule onzuinelden und zwar bei dem Director der Schule, in deren Bezirk sic wohnen. Eltern und bez. Erzieher, welche zur Bezahlung von Bürger- schulgeld vermögend sind, haben ihre Kinder in eine Bürgerschule zu schicken, dasern sie in einem Bürgerschnlbezirke wohnen. Die Anmeldungen haben für jämmtliche hiesige Volksschulen in der Zeit vom S. bis 11. Januar 189L vormittags IV blS IS Uhr und Nachmittags S bis 4 Uhr zn erfolgen. Bei der Anmeldung ist für jedes anzumcldende Kind eine stände», amtlich« Geburtsbrscheinigung oder daS vom Standesamt beglaubigte Familien-Stammbuch, sowie ein Impfschein und außerdem für alle der christliches Religion angekörendsn Kinder auch ein Taiiszeugniß, dasern durch daS etwa vorgelcgle Famiileii-Slammbuch die Taufe nicht nachgewiesen ist, sowie sür die Kinder von solche» Dissidenten, welche keiner Religionsgrsellschast angehören, eine schriftliche Er- klarung darüber beizubringen, in welcher Neligionslehre diese Kinder unterrichtet werden sollen. Die Eitern und bez. Erzieher solcher Kinder, welche, wenn auch nach ihrem Alter schulpflichtig, doch wegen Kränklichkeit oder sonstiger körperlicher und geistiger Gebrechen einer Schule nicht oder nicht rechtzeitig zugesührt werde» können, werden hierdurch ausgcsorderl, hierüber unter Beifügung eines ärztlichen Zeugnisses binnen obiger Frist Anzeige an uns zu erstatten, Leipzig, am 31. December 1892. Der Schulalisschiih der Stadt Leipzig. Walter. Lehuert. Lrennholz-Auctiou. Frritaa, den IS. Januar d. IS., sollen von vormittags 9 Uhr an im Korstrrviere Eonnrwitz auf den Mmelwald schlügen in Abth. 17» ,c., dem sogen. Strcitholzr ca. 100 Stück harte starke Abranmhausr» und » 250 - - - Laiighausrn, sowie . 400 Bund Dornen unter den im Termin öffentlich auSHSnaendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: aus der Wiese, den sagrnannten Füllrn- weidrn, hinter dem Strritteiche bei Eounrwttz und an der neuen Linie. Leipzig, am 3. Januar 1893. Des RathS Forstdrputation. Huk- und LltmiliolMurtion. Dienstag, den IV. Januar 1893. sollen von Vormittags ',1V Uhr an in, Forstrevirrr Ärasvors: 8 Eichen-Nltlzklötzc von 16—32c>» Millenslärke Ii. 2—5mLäng», 8 - » - 54—09 - - 4-9 - - 6 Buchen- - - rro-41. - »3,5—6 « - 1 Aborn- » - 49 . - 8 - - 2 Linden- - 52-53 - - - 7-9 - - 2 Birken- - - 28—34 - - » 5—0 « 12 Ekler- - - 22 - 36 - - » 3—5 » 1 Kirschbaum- fcrner * 26 - * - 5 - 20'/, rm vrennschcitr und 37 W»rzell,n»scn unter den im Termine öffentlich anSbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle a» de» Meislbielendkn verknust werden, Zujailimenkunst: auf den, Holzschlage tin sogen«,inlen Staditz, Leipzig, am 28. December 1892, Des Rath» ForstSepntatio». 11ll1;1>ol;inlttioil. Montag, de» 16. Januar 1893, sollen von vormittags V Uhr an ans dem Miltelwaldichlage in Ablk. IO» des Burgauer Forstreviers im iogenanntcn Mockcrnschr» Winkel zwischen der Luppe und der Fliirhrinne 30 Eichen-Klötze von 17—i>6 cm Mitlenstärke »nd 2—7 m Länge 20 Buchen- - - 23—36 - - 3—7 - 23 Rüster- - - 21-45 - - 3-10- 10 Linden- - - 37—57 - - - 7—IO- - 4 Ahorn« - - 24-27 - - 6—7 » - 3 Eichen- « - 25-28 - - 4—7 - - 3 Masholder- - 24-33 - - - 4—6 » 7 Ellern- - - 22-23 - - - 5—8 . - und 18 Schirrhülzrr unter den iin Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung a» Art und Stelle an den Meistbietende» verkauft werden. Zufammentnnst: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 30. December 1892. DcsRatüS Forftdeputation. LeklinnlinachlUlg des Leipziger Vrivatschutlekrervereins, Aufnahm« »»« Schülern an» SchStertnnrn Petr. Ja, Auftrag des vorgenannten Vereins ersuchen die Unterzeichneten, die tdrrn Lehnte» LstkNi 18VS rnzusührrnvc» LiuVcr baldigst anmclden zn loolien. Tie >m Verein vertretenen Knaben- und Mädchenschule» ent- sprechen den städtischen Realschule» (bez. mit Progvmna'ialelaffc») und höheren Mädchenschulen und sind außerdem mit Eleincnta» klaffe» verbunden, in tvelche nach den gesetzliche» Bestimmungen Kinder ausgenommen werden, die vor dem t. Inli Las tl. Juhr vollendet haben, Tie Mädchenschule» haben Einrichtung und Lehrziel der öffent- lichc» höheren Mädchenschulen; sie sind also, mit Einschluß der Elemeiilarclasse», zchnclassig. Die berechtigte» Knäbeilschnleit führen ihre Zöglinge vom Beginn des schulpflichtige» Alters bis zu der durch das Gesetz voin 15, Februar 1884 sür die öffentlichen und privaten Realschule» vor- gcschriebrnen Reifeprüfung, so daß eia Knabe hei normalen Anlage» bereits iin vollendeten >5. LebenS,abr eine abgeschlossene Schulbildung und den Besitz des Freiwilligenzeugnisses erlangen kann; zugleich bereiten sie sür die entiprechenden Clasjcn der öffentliche» höheren Lehranstalten vor. Im Interesse der Einheitlichkeit der Bildung, zur Erleichterung der Lern- und Lehrarbeit und zur schnellen und sichere» Etreichung der Schulziele ist es wünichciiSwertk, daß auch der Privätschulc dir Kinder möglichst mit vrgiii» drs schulpstichngrn Alters zngrsührt wcrvr». — Tie Unterzeichncien sind zur Enlgegcn- iiahme von Anmeldungen »nd zur Eribeilung jeder gewünschten Auskunft täglich ianszcr Sonntags) zwischr» 11 n»d ' «1 Uhr bereit. Dir. De. <L. Vartli, Bcrechiigle Realschule mit Elemenlarclassen jL-ucritraße I9b Dir. W. Metz (Teichmann'jche Schule, Mädchciiabth), Höhere Mädchenichiile mit Celecla- und Semiiiarclaffen (Univcrsitäls- I straffe 2G, Fernsprecher Nr. 2i>59. Dir. I>>. Roth <Teich,»a»n'sch, Schule, Knabenadlb V Berechllgt« Realschule mit Prognmnasial. und Elementarklaffen,Ecke der IlnivcrsitälS. und «chillerjiraffe'. Fernsprecher Nr, 2059, Dir. I>r. Wtllri» Smitt, SinilOschc Höhere Töchterschule (Au der Pleiße 4l. Dir. I»r. Schilitrr, Proaymnasinm mit Realschulclaffen (Kleine Biirggaffe 0: von Juni ad Sidoniensiraße 59). Dir. O. Toller. Brrechiigie Realschule iEentralsiraßc 1). politische LiMSschiill. * Leipzig, 8. Januar. Ucberniorgcn tritt der Reichstag wieder zn- saniine». Sem Schwerpnncl wird aber in nächster Zeit nicht in den Plcnarü^imgcii, sondern in den Veihantlungen der Miliiaircoiiimisfto» liegen. Selten dürste sich ein NcichSlagSauüschnß in einer so schwierigen und vcvanlwvrluiigS- reichcn Lage defiinden haben. Man wird nicht erwarte» dürfen, daß sich jetzt mit einem raschen Schlag alsbald die Entscheidung vollzieht; man wird wochcnlangen Verhand lungen und Uiilcrsnchuiigc» ciitgcgciiscbc» dürfe» und vielleicht wird sich erst bei der zweiten Plenarbcrall'iiiig der Verlauf der Eulwickelulig übersehen lasse». NockiiialS vor Vegin» dieser bedeutungsvollen Verhandlungen seien alle zn einer positiven Losung der Ausgabe bcrnscnen Factorc», die fltcichSrcgicriing einerseits, die Parteien des Reichstags, deren Unterstützung in solchen Fragen überhaupt in Vctrachk kemnit, ankererscilS auf die oft erörterten, viel leicht sekr verhängnißvollc» Folgen eines unlösbare» Strcilcö über die Mililairreform lftiigcwicsc». Es ist über die priucipielle und allgcnicin politische Seite der Frage nach gerade genug geredet worden: Vcrstcisl man sich ans beiten weiten, bei der Regierung und dem Reichstag, ans Slellmige», die sich schroff und unvereinbar ciilgegciislchcn, dann muß eben daö Vcrhäiiguiß seinen Laus nehme», und die Ncicks- lagssessio» kann unter Umstände» bald zu Ende gehen. Wir wollen noch immer hoffen, daß cS ander» kommt. Außer den allerradicalsten Richtungen Kat im Grund keine Partei ein Interesse, eine allgemeine Verwirrung in unserem politi schen Leben bervorzurusni. Möge ein guter Geist über dem jetzt bei schweren Gewillerzeicheu zusamuicntrctendcn Reichs tag schweben! Die Annahme, daß man es bei den „WelfcnfondS- f?. Ultimi ge»" dcS „vorwärts" mit einem dreisten Schwindet zn tdn» habe, wird durch eine Veröffentlichung dcS „Reichs anzcigcr«", deren wesentlichen Inhalt wir bereits in der gestrigen "Rümmer mitibeilcil konnten, durchaus bestätigt. Ten» wenn der „ReickSailzcige»" ausdrücklich er klärt, daß OuittuiigSformiilare zum Wclfcnsontü niemals epistirl habe», wäbrcnv dem Scerclair der tenische» Ge sandtschaft in Bern, Herr» Jordan, vor der schein baren Verbreitung ei» solches L?.»illungssormular vor- gelcgt worden ist, so crgiebt fick» daraus mit voller Klar- beit, daß dieses Formular eine freie Gründung des großen Unbekannten in Verli» gewesen sein muß, welcher Herrn Hanptnian» a. D. Miller zum Instrument seiner Zcttelnngen auScrscben balle. LLclchc Absicht Miller, bekannt durch wnlbciidc Broschüren über die Vcrprcußung LLürtlcmbcrgS, bei der Verbrennung angeblicher Weljcnsvndö-Quitlungcii, sür die er sich einen ossie>clleii Zeugen verschaffen wollte, gehabt, darüber kann inan verschiedener Mcinniig sei». Wäre der Gesandte von Bnlow aus da« Ansinnen cin- gkgangen, selbst oder durch einen seiner Beamten die stalt- gekablc „Berbreiiniing" der angeblichen S.iiittiiiigc» — die ihm nicht vorgclcgl wurden — bescheinigen, so konnte biutcrher behauptet werden, daS vorbaiideiiscin solcher OUlit- tiingeil sei amllich anerkannt worden; eine Veröffentlichung, wie sic nach der „Verbrennung" und trotz derselben in Paris versucht wurde und jetzt im „vorwärts" ersolat ist, Kälte dadurch natürlich ei» Relief erhalten. Möglich ist aber auch — wofür die amtliche Publication einen gewissen Anhalt bietet —, daß Herr Miller sich gegenüber den Regierungen in Berlin und Stuttgart durch seinen zur Schau getragenen „Patriotismus" rehabilitiren wollte. Endlich ist auch die Absicht, Geld bcrauSzuschlagen, keineswegs ausgeschlossen. Doch daS Forschen nach den Beweggründen de« Schwindels ist überflüssig; cS genügt, daß dieser srstgestellt ist. In der Geschichte de» deutschen Parlamentarismus ist eS kaum je vorgckommen, daß au« den Kreisen einer geschlossenen Partei gegen die Beschlüsse eines Parteitage« so vielfältiger und nachdrücklicher Widerspruch erhoben worden ist, wie dies seitens der Gonservativen im Reiche gegen die Beschlüsse des deutschconservariven Parleitage« geschieht. In Schleswig Holstein, in Rheinland-Westfalen, im Königreich Sachse», in Wcstprcußcn und Posen und ebenso in Süd- dculschland, von den „Dcclaraiilen" der RcichStagöfraction zn schweige», babcn sich sehr gewichtige Stimmen gegen den RcuconscrvaliSmnS erhoben. Zwar werden auch einige zu- stimmende Kundgebungen laut, aber man muß sie »nt der Laterne suche». Unter solchen Umständen schien rS den neuen Führern crwünschl, die Bolschasl des Parteitage- persönlich in die Provinzen zu tragen. So Halle man eine Versammlung »ach Barmen cinbcrusc», aus deren Tagesordnung an erster Stelle daS neue Programm und die politische Lage stand. Außerdem sollten noch die „Sammlung und Organi- salion der deulschceiiservaiivcn Glcmcnle in der Rheinprovinz und in der Grafschaft Marl" und „ei» deutsch.conservatioer Parlcilag sür Rheinland und Westfalen" erörtert werden.' Der Versuch, den rheinländischcn Gonservaliven die Tivoli« beschlösse anszudrängc», hat aber tcine Gegenliebe gefunden. Der Vorsitzende des conservalive» Vereins für die Rhein» Provinz, Freiherr von Plettenberg-Mehrum, veröffent licht aus Anlaß der Versammlung in der conservativen „Wcstd. Ztg." eine Erklärung, in der eS beißt: „Ich erkläre, daß ich weder als Vorsitzender de- conservativen»«. Verei»« sür die 8!he>»vrovinz, noch al« Mitglied de- Vorstände« de» WahlvereinS der deulschen Eonservaiive» hieran Theil Hab« oder hierüber verständigt worden bi». E» bandelt sich also offen bar um den Versuch eines Einbruchs in di« bestehend« Organi- salivn der conjeroalive» Partei des Nlicinlande«. Ich constalirr somit, daß nicht diese die Schuld trifft, wenn der Bürger krieg in die conjcrvative Partei hiueingetragen werden sollte. Tic Redaktion des Blattes fügt dieser Erklärung noch hinzu, daß auch kein einziges Mitglied der aus etwa siebzig Personen bestehende» Vorstände der sreiconservaliven Vereine von Barme» »nd Elberfeld, die sayungsgemäß alle Schatti- rungen der Eonservativen in sich vereinige», an der Ein berufung der Versammlung belhciligl sei. Die Versammlung i» Barmen selbst, die zahlreich besucht war, schloß gleichfall- init einer Niederlage der aiiti>emilischcu Eonservaliven. Es wurde folgender Beschluß gesaffl: „Tic Verjamiiilung, geleitet von dem Wunsche, daß die Zu« saniuicusassuiig aller couiervaliveu Elemente verschiedener Schal- lirungen in der Rheinprovinz auch sür die Zukunft bestehen bleibe, beschließt, vorläufig >edensalIS von der Bildung einer deulschcouservative» Partei für Rheinland und Mark, im Gegensätze zu der bestehenden Organisation der rheinischen Eon- servaliven. Abstand zu »ebmen und dir Ergebnisse de« in Aus sicht genommenen Parteitages resp. die Modisicaiio» de« alle kon servative» Schaltirungen umsasienden Programms abzuwarten. Zur Verständigung über diejenigen Puncle, in welchen da» Programm der rbeiiilichc» Eonservaliven eine Abänderung «rsahren soll, wird eine Eomni iss ioii, bestehend au» Mitglieder» der rheinischen Vereine der verschiedene» Richtungen ernannt." Die Antisemiten Hallen vor der Abstimmung den Saal verlasse». Es läßt sich hieraus einigermaßen ersehe», was Feuilleton. Ans alten Apotheken. Eine kulturhistorisch-medictitische Skizze. Nachdruck «krtoten Bor mir liegt eia wunderliches altes Büchlein in klein Luart, betitelt: E. E. und Hochwciscn NathS der Stadt Leipzig Bor die Apotheken daselbst aufsgcrichtcte Und von Churs. Durch!, zu Sachsen Gnädigst contirmirlo Ordnung und Taxa. Leipzig. Diesem Titel gegenüber ist ein Kupferstich, nach damals beliebter Art von oben nach unten drcitbcilig: oben links HippokratcS mit einem Durban auf dem Kopfe, in der linken Hand mit einem Lorbecrzweig, während die rechte aus einem Buche mit der Jnsckrisl „tute, — sicher"' ruht, recht« sitzt Paracelsus auf einer Truhe, bat in der Reckten eine Feder, in der Linken ein Stück Papier mit der Inschrift: „jncuncks — lieblich", fast wie unser Hahnemann auf seinem Denkmal. Die zweite Etage dcS drcigelbriltcn Bilde« zeigt u»S drei Biznettcn. Links „liLtio — die Vernunft", sich selber Beifall klatschend, «chiS „Llelkockus — das Verfahren", von der drei verschiedene Wege ausgehend zu einem gemeinsamen Ziel, einem Tempel auf ferner Höhe, führen, und in der Milte sitzt „LxperientiL — die Empirie oder Erfahrung", eine Dame von gewissem Alter. Ihre eine Hand hält ein Winkelmaß, die andere stützt sich auf einen Stab, der von einem Bande mit der Inschrift ..rerum magirer» — Lehrmeisterin im Bc- stebenden" uniwunden ist. Die unterste Abtheilung de« Siiche« zeigt nnS die Contra- faclur, wie man vor Zeiten sagte, der drei damals in Leipzig vorhandenen Apotheken, wunderlich genug anzuschauen. Rechter Hand di« Lfficin „all regem 8»lomooem" — die „SalomoniS- apotheke" — Thür und Ladenfcnster sind wie henke, nur haben letztere runde Butzenscheiben uud vor denselben bcsiutct sich ein Kausbrctt, aus dein König Salomo unter einem Baldachin daS Sccplcr schwingt, und oben quer über die Fenster weg verlaust eine Guirlandc von sieben Sterne» mit dem Bildnis; dcS weisen jüdischen Königs. Alle drei Apotheken bade» natürlich »och keine Rollläden, sondern nach außen aus- schlagende Klapplätcn (zugleich für die Tl'ürcn mit), die speciell bei der SalomoinSapolhekc bemalt sind, recklü mit den» Biltniß de« König» ^alomo und linl» mit dem einer käthsclbastc» Persönlichkeit in langem Gewände, vielleicht de» alten weise» Herr» einzige platonische Liebe, die Königin von Saba, wahrscheinlicher Galen oder Hippolrates darstellend. Tic Löwcnapotbeke (vtliein!» u«l Ivnnom) ist ähnlich, nur hcsiiidct sich, wie de»te, die Tbüre recht» und die Fensterguirlante beliebt auö sieben Löwentöpsen Der Löwe seklt selbstver ständlich nickt aus dem Kausbrctte, zu seinem Eceptcr hinan windet sich AcScularS Schlange. Die dritte Apotbckc .uul Xethiapom — zum Mobrcn" — (heutigen Tages die Engelapvtheke) ist ein Eckladen (Ecke Markt »nd DvomaS- gäßchcu) und hat tcmzusolge natürlich zwei Dbüren und Schaufenster, jedes mit einer siebensonnigen Guirlandc und mit je zwei Mobrcnköpscn aus den beiden Kausbrcttcr». Das erste Blatt des Büchleins nach dem Titel enthält die kurfürstliche Bestätigung vom 5. November lV98, und da»» folgt ein weitläufiger Erlaß des Bürgermeisters und RatkeS der Stadt Leipzig vom ll. Februar 1009, in welchem den Herren Apothekern nachdrücklickst in» Gewissen geredet wird; besonder« wird ihnen eingcschärst, sie tollten „mit keinem derer Herren >le«liconim aber zum Nachtbell des andern einige heimliche lntvlligvntr, pact ober Bündniß machen". — Der eigentliche Oulalngm mecti«»ment«nn» umsaßt 105 Seilen, jede zu zwei Rubriken, deren linke die lateinischen, deren reckte aber die deutschen Benennungen der Mittel cnibält, dahinter sichen die Preise i» Tbalern, Groschen und Pfennigen, meist pro Lokb, seltener für Unze »nd Quentchen. Es ist die ganze Materie in zwei Abschnitte, die wieder in Sektionen und weiter in Capikel zerfallen, eingetheilt. Der erste Abschnitt umfaßt die rohe» Maaren, der zweite die irgendwie zubereiteten und seien sie auch nur pulverisirt oder zu Ai'chc gebrannt. Mich interessirten nun lediglich die all dem Tbierreiche entnommenen Medikamente. Daß darunter au« einer Zeit, in der man e« liebte, da» „Widerliche zusam- menzugießen", allerlei Wunderlichkeiten zu finden sein würden. erwartete ick, aber meine Erwartungen wurden noch bei Weitem ilberlrosien. Ich bemühte mich ans andern alten Schmökern in Er- fabrung zu bringen, gegen wa» besagte Medicamciitc helfe» sollte» und habe ideilweisc auch Ersolg gehabt. Es »lögen einige der interessanteren Mittel in zoologisch-systematischer Anordnung folge». Wenn ich dabei die aus mciisch- lichcn Körperibeilcn gewennciicn Stoffe mil »ulcr den tbicrischeii aussübre, so bitte ick zartbclailelc Gcmülher um Entschuldigung, muß aber dem Leipziger Bürgermeister und Rath von Anno lOOl) die Schule davon beimesscn. da ich ihnen hierin bloS folge, klebrigen« leiinlc ich nicht culdcckc», gegen welche Gebrcste gerade die Mcdicamciile llu corpore Iiuinnno nütze» sollten. Doch zur Sache! — Am iiicistkn benutzt scheint die meiischlichc Hirnschale ge wesen zu sein, sie wird roh »nd gebrannt geführt, man hat an» ihr bereitetes Ocl und Gallerte, ja selbst daö aus einer solchen gewachsene Mcoö spielt cuie Rolle in der zwei Jahr hunderte allen Pharmakopoe und slchl hoch im Preis, 2 Thaicr daS Lotb. Tann konnte man weiter kauscn: Riemen aus Menschenhaut, da» Stück, wohl nach der Größe, zu 2 bis 3 Tbaler, Menschcilzähne, Mcuschcusctt unk Mark, auch ein „köstlich (d. h. soviel wie „flüchtig") Urinsalz" und selbst i-ocuiullnu-i i>rii»ipi>i-.»o, die mau, nach ähnlichen Verhältnissen bei einigen Naturvölker» zu »rtkcilen, wahrscheinlich als Mittel gegen die Stcrililäi benutzt haben wirk. Die allen Egyplcr müssen mit ihren Mumien herdalten, von denen die Apotheken außer dem Rohmaterial auch Essenzen und Erlracte führten. Dem Affe» gewann man seinen Schmalz ab, z» welchem vebufe, weiß ick nickt, vielleicht zur Pomade oder zu irgend einem anderen CoSmeticnm. Denn man verfuhr damals in der Anwendung von Stoffen zu Metieamciftcu u dcrgl. vielfach noch »ach sog. „Signaturen", L. h nach gewissen körperlichen und geistigen Eigenschasle» der betreffenden Tluere, denen sie entnommen waren: so sollte der Genuß von GemShirn schwindelfrei macken, der Absud der goldgelbe» Ständer der Sperber galt sür ein bewährtes Mittel gegen die Gelbsucht u s. w. Auch unsere Tape bat äbnliche Mittel: äbnc de- WolsS, wahrscheinlich al« Amulett zu tragen, zur rleickterung des Zahne»« der Kinder, allerdings auch gegen die Mondsucht. Die WolsSleber, da« Loth zu 4 Groschen, reichte man gegen Lcberkrankheiten. Eine große Rolle spielte vormal« da« »Ilmm jznrecum (Hundekolh), den jetzt noch die Fabrikanten von Handschuh- lcdcr kerwc».ccil. Man richtete die Hunde ordentlich auf die Productio» dieser Substanz zu, »idem man ihnen bei wachsendem Mond 3 bis 4 Tage lang bloS Knochen zu fressen gab. Die betreffende Materie benutzte man äußerlich zu llmschlägcn gegen Warzen und Halsbräune, 'iiiicrlich gegen Häiiivrrholdaldcschlverdcn. Auch der Fuchs liefert allerlei Spccisioa: aus ibm bereitetes Oel hals gegen da» Podagra, seine Zunge verkauften unsere Apotheken zn dem billige» Preis von l Groschen da« Stück zum Auf legen ans cingcstoßcnc Splitter u dcrgl., die durch dieselbe berauSbcsörtert werde» sollten. Galt hier vielleicht die au« uralten Sagen bekannte Überredungskunst de» Fuchse» al» „Signatur" ? Der Hauskatze kaufte man damals, entgegen dem Sprich- worle, den Schmeer nicht ab, doch wohl der Wildkatze, denn er war ein auSgczeichnckeö zerlhcilcnbeS Mittel. Bären- schnlalz war sür und gegen mancherlei Tinge aut: wie bc stigcn TageS galt er als ein haarerzcugende« Mittel und linderte eingcricben Hüftweh, Podagra und Brandwunden, erwärmt aber in da» Ohr c>ngeträ»felt vertrieb er den Lbrenzwaug. Merkwürdiger Weise sigurirt in dem Katalog da« Fett de« Bären und da« der Bärin getrcnnk, jedoch zu tc>» »änilichcn Preis l Groschen da» Lotb. DachSselt war rin seines Mittel gegen bösartige Fieber, Nierenschmerzen und Steiiibeschwerdeii. Vom Igel und vom Maulwurf konnte man vor 200 Jabrcn die Asche lim ein Billige« beziehen; mit Honig an» gemacht und äußerlich benutzt war die erstcre eine vortreff liche Mcdicin gegen die Wucherungen de« sogenannten wilden Fleische», die letztere aber gegen Aussatz, Kropf und blöde Augen. Murmellbierschmalz diente zum Einreiben bei Sebnciivrrbärtung, und au« dem de» Hasen machte man Umschläge, iin». wie durch die Fuchsrungc, eingestoßrne Splitter »nd andere Frciiidkörper auS der Haut zu entfernen. Freund Lampe war überhaupt eine reiche Bezugsquelle von allerlei gule» und gesunden Dingen. Haare mußte er lassen» die gebrannt zu 2 Groschen daS Lotb gegen Steinleidrn innerlich und Frostbeulen äußerlich verabreicht wurden. Sein ge brannter Hirnschädel war gut gegen ta-AuSaehrn der Haare »nd gegen die Earie« der Zähne, und da- Herz de« März- basen war, auch zu 2 Groschen da» Lotb, ein beliebte«, jeden falls barmloseS Aphrodisiacum und hals desgleichen gegen Hysterie. (Schluß folgt.) »
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