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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189508097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-09
- Monat1895-08
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1895
- Autor
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Meiner Z TagebiM und Anzeiger Meblall und Anzeiger). Trlegramm-Adresie „Tageblatt", Riesa. Amtsblatt Fernsprechstelle Nr. 20. der König!. Amtshauptmarmschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zn Riesa. 184 Freitag, S. August 18SS, Abends. 48. Jahr«. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends nm Ausnahme der Sann- und Festtage. Pierteliayrlicber Bem-zemreis bei Abgaiung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstaltcn 1 Mark 2ö Pf., durch die Träger frei in» Haus I Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Pf. Anzcigcn-Annahmc für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kasianienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Die Grundsteuer auf den 2. Termin wird am 1. August c. fällig und ist mit 2 Pfg. pro Steuereinheit baldigst, längstens aber bis zum IS. August laufenden Jahres an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Riesa, am 29. Juli 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stdtrth. Rdl. Englische Ueberhebung. Recht übel vermerkt wird in allen deutschen Kreisen ein Artikel des englischen „Standard" (des Organs des gegen- wärtigen englischen Ministerpräsidenten), der sich in seinem diesjährigen Begrüßungsartikel zur Anwesenheit des deutschen Kaisers in England in die hohe Politik verirrte und dabei Ansichten zu Tage förderte, die um so weniger unwidersprochen bleiben dürfen, als sie auch in unziemlicher und verletzender Form zum Ausdruck kamen. Das Organ des englischen Premierministers begiebt sich zunächst völlig außerhalb des Gebietes guter S tte, indem es sich dem „jungen" deutschen Kaiser als Rathgeber ausdrängt und ihm dabei begreiflich zu machen sucht, „daß er zwar nie daran denken dürfe, die Kö nigin Victoria an Scharfsinn jemals zu übertreffen oder sie in der Liebe und Ehrfurcht, die sie einflöße, zu erreichen, daß er aber immerhin am englischen Hofe bei der Königin von England eine Lektion in politischer Weisheit nehmen könne und im Uebrigen seine Anwesenheit auf englischem Boden benützen solle, um mit der nationalen Meinung Eng lands Fühlung zu nehmen." Ganz abgesehen davon, daß nur nicht wissen, bemerkt die T. R. sehr richtig, was es nützen sollte, wenn der deutsche Kaiser mit der englischen Rational meinung Fühlung nehmen sollte, da er als deutscher Kaiser sich doch nur um deutsche Interessen und also um die deut sche Nationalmeinung bekümmern kann, sehen wir uns auch am Hose der Königin Victoria vergebens nach Len Männern um, vei denen ein deutscher Kaiser eine „Lektion in politischer Weisheit" nehmen könnte. Die Salisbury, Balfour, Cham berlain sind ganz achtenswerthe Staatsmänner, die in Zeiten, da keine Bismarcks wachsen, ihren vollen Kurswerth haben mögen, aber für den deutschen Kaiser kommen sie um so weniger in Betracht, als er noch den gewaltigen Rathgeber seines Großvaters und Vaters in nächster Nähe hat und sich ein Gang nach Friedrichsruh für ihn doch unendlich mehr lohnen möchte, als eine Fahrt nach London. Wenn man den Schmied haben ka>,n, soll man nicht zum Schmiedle gehen, meint ein süddeutsches Sprichwort. Die Schätzung der Liebe und Ehrfurcht, die sich Kaiser Wilhelm in Deutsch land erworben hat, mag bas englische Ministerblan ruhig uns Deutschen überlassen, wie wir überhaupt das Begönnern des „jungen" Kaisers, wie es in jenem Artikel zum Ausdruck kommt, als eine lästige Ueberhebung bezeichnen müssen, die man auch als Unverschämtheit charakterisiren könnte. Das englische Blatt betont sodann mit einer auffallenden Häufig keit und Eindringlichkeit die verwandtschaftlichen Beziehungen Kaiser Wilhelms zur englischen Königsfamilie, woran sich die — englische Bemerkung reiht, daß es für Kaiser Wilhelm und sein Volk genügen würde, wenn er sich seiner mütter lichen Abstammung würdig zeige. Kaiser Wilhelm ist Kaiser von Deutschland kraft seiner väterlichen Abstammung und regiert Deutschland nicht als Enkel der Kömgm Victorta, sondern als Enkel Kaiser Wilhelms I. und bas deutsche Volk ist völlig zusrieden, wenn er sich dieser seiner väterlichen Abstammung allzeit „würdig zeigt", d. h. nach unserer deutschen Anschauungs- und GefühlSweffe gesprochen, wenn er in die Fußstapfen seiner ruhmvollen Vorfahren tritt. Es ist über haupt ein merkwürdig thörichteS Beginnen des englischen Blattes, den Kaiser vermöge seiner verwandtschaftlichen Be ziehungen für englische Interessen einzufangen. Die Familien beziehungen zweier Herrscherhäuser können niemals bestim mend sein für die Politik der Völker und Kaiser Wilhelm kann auch nicht, wie der „Standard" anzunehmen scheint, Persönliche auswärtige Politik treiben, sondern er ist durch seine Pflicht, durch die Interessen seines Volkes und durch die Verfassung gebunden. Er kann keine andere als deut sche Politik treiben, und wenn er wirklich am Hofe der Königin Victoria eine Lektion in politischer Weisheit nehmen wollte, so könnte er dort nur lernen, daß der nationale Egoismus die oberste Pflicht eines Volkes sei. UebrigenS scheint sich der Politiker des „Standard" noch wenig mit dem Charakter Kaiser Wilhelms beschäftigt zu haben, sonst hätte er sich sagen müssen, daß solche Zudringlichkeiten in s solcher Sprache das geeignetste Mittel sind, um ihn von et waigen englischen Liebhabereien zurückzubringen. Es ist dankenswerth, wenn der „Standard" zugesteht, daß englische Minister stets wünschen müßten, die möglichst besten Beziehungen zu unterhalten, aber es bedarf sehr des Beweises, wenn er weiter behauptet, daß die deutschen und englischen Interessen zusammenfielen, und es ist ferner in die Luft behauptet, daß das englische Wohlwollen" — auch das ist eine lächerliche Ueberhebung — für Deutschland werth voller sei, als eine Verständigung mit Rußland oder Frank reich. Wie die Dinge in Europa liegen, könnte die Inan spruchnahme des englischen „Wohlwollens' von Seiten Deutsch, lands uns in viel größere und häufigere Verwickelungen führen, als die deutsche Freundschaft England. Der Interessen- gegensatz Englands und Rußlands drängt über kurz oder lang zur Entscheidung, und Deutschland kann um so weniger Neigung haben, für England in Aegypten oder in Asien oder auf dem Balkan die Kastanien aus dem Feuer zu holen, als es von dem Entgegenkommen Englands „m kleinen, wie rn großen Dingen", von dem der Artikel weiter spricht, i bisher herzlich wenig verspürt hat. Kräftige Worte der Abwehr brauchen die „Hamburger I Nachr." Das Organ des Altreichskanzlers schreibt: „Wenn dem Artikel des „Standard", wie es scheint, die Absicht zu Grunde liegt, den deutschen Kaiser persönlich für die eng- lischcn Interessen Rußland gegenüber zu kaptiviren, so hoffen wir, daß dieser Erfolg mchc nur nicht erreicht wird, sondern wir sind aus psychologischen Gründen überzeugt, daß das Gegentheil erzielt wird. Es ist eine Anmaßung sonder gleichen, w.nn der „Standard" die Erwartung auszusprechen sich erlaubt, Kaiser Wilhelm werde hoffentlich seine Anwesen heit benutzen, um Fühlung mit der öffentlichen Meinung in England hinsichtlich der maeedonisch - bulgarischen Frage zu nehmen. Wenn der deutsche Kaiser bezüglich der Behand lung auswärtiger Fragen mit der öffentlichen Meinung eines Landes Fühlung zu machen hat, so kann dies Land nur Deutschland selbst sein, ebenso wie der deutsche Kaffer nur deutsche Interessen vertreten darf und kann. Die Erwartung des „Standard" läßt den deutschen Kaiser gleichsam als Vasallen der Königin von England und die deutsche Politik verpflichtet erscheinen, eventuell auch gegen die eigene Ueber- zeugung und die Interessen Deutschlands dem englischen Kabinet antirussische Dienste zu leisten. Eine ähnliche Ueber hebung liegt in der ferneren Behauptung des „Standard", das Wohlwollen Englands, das Deutschland lange genossen habe, sei für uns von größerem Werthe als die Freundschaft Rußlands. Wir sind der Ansicht, daß, wenn Deutschland sich die Beweise des „Wohlwollens" vergegenwärtigt, die es von England z. B. während Les deutsch-französischen Krieges im Gegensatz zu der Haltung Rußlands empfangen hat, diese Erinnerung ebensowenig dazu beitragen wird, die nationale Entrüstung über den Artikel im „Standard" zu mildern, wie di- Freundschaftsdienste, die uns England in Afrika und sonst, wo es konnte und wußte, später erwiesen hat." Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Ansprache des Kaisers an die Mannschaiten des Panzerschiffes „Wörth", wobei auf Wunsch des Kaisers auch der deutsche Botschafter Graf Hatz feld zugegen war, hat ungefähr folgenden Wortlaut: Er innert Euch, daß Ihr die Mannschaft eines Schiffes bildet, das nach einer Schlacht benannt ist, in der Euere Landsleute sich höchst wacker benommen haben. Heute ist der 25. Jahres tag der Schlacht bei Wörth, weshalo Ich es für angezeigt gehalten habe, dem nach dieser Schlacht benannten Schiffe einen Besuch abzustatten und einige Worte an die Mann- schäft zu richten. Hoffentlich werden die Thaten, welche Euere Mitbrüder bei jenem Anlaß vollbracht, eine Aufmun terung bilden für Euch, wenn jemals die Gelegenheit für ähn liche Dienste entstehen sollte. Solltet Ihr zumzKampfe be rufen werden, so beschwöre ich Euch, mit Herz und Muth für Gott und das Vaterland;-» kämpfen.^ Der preußische Kultusminister ist der Auffassung bei getreten, daß die Möglichkeit des Ausbruchs echter Pocken bei dem aus Russisch-Polen oder Gclizien stammenden und in Preußen zugelassensn Arbeiter nicht in jedem Falle aus geschlossen erscheine, wenn uur eine einmalige erfolgreiche Impfung bei den betreffenden Personen im Kindesalter aus geführt worden ist. Mit einer derartigen Impfung wird deshalb die Voraussetzung für die Annahme von ausländischen Arbeitern nicht erfüllt. Hierzu bedarf es vielmehr des Nach weises, daß die betreffenden Personen im arbeitsfähigen Alter innerhalb der letzten zehn Jahre erfolgreich geimpft worden sind. Diese Vorschrift ist seitens der Arbeitgeber oder^ Werkverwaltungen, die ausländische Arbeiter in land- wirthschaftlichen oder gewerblichen Betrieben beschäftigen, strengstens zu beachten. Bei den bereits angenommenen Arbeitern wird, sofern die wirksame Impfung in den letzten 10 Jahren nicht ausgeführt worden oder nicht etwa eine Erkrankung an echten Pocken vorausgegangen ist, die Impfung nachträglich anzuordnen sein. Das preußische Ku tusministerium veranlaßt infolge der Mariaberger Ereignisse, wie der „Börs.-Ztg." geschrieben wird, jetzt überaus häufig unvermuthete Visitationen von Privaiirrenanstalten. Bedeutsam ist dabei die Thatsache, daß diese Visitationen von den höchsten Beamten selbst vor genommen werden und sehr eingehend zu sein pflegen. Die socialdemokratische Parteileitung hat für die Fest veranstaltungen zum 25 jährigen Gedächtnißtag der großen Tage von 1870/71 einen besonderen Ueberwachungsdienft eingerichtet. Aus Arbeiterkreisen wird der „N. 8. K." aber zuverlässig mitgetheilt, daß die mit dem Aufpasser! beauf tragten „Genossen" mehrfach sehr übel angekommen sind, als sie von älteren Arbeitern gewissermaßen Wort und Hand schlag darauf verlangten, daß sie jedweder Gedenkfeier fern-, bleiben würden. Rumänien. Die rumänische Gesandtschaft in Paris theilt der „Agence Havas" die nachfolgende ihr aus Bukarest zugegangene Depesche mit: „Entgegen den in gewissen Blättern aufgestellten Behauptungen ist es durchaus unrichtig, daß Rumänien Rußland herauszufordern suche. Es ist falsch, daß 150 russische Unterthanen aus der Dobrudscha ausge- wiesen worden wären. Die rumänische Polizei mußte infolge der Vorgänge in Macedonien einige Aufwiegler ausweisen, aber keiner von diesen ist russischer Unterthan. Die Nach richt von der Zusammenziehung eines Armeecorps in der Dobrudscha ist vollständig erfunden. Kein beurlaubter Sol dat ist einberufen worden. Der Kriegsminister setzt seine Kur in einem Badeorte fort. Die Beziehungen zwischen dem Minister des Aeußern Lahovmy und dem russischen Gesandten von Fonton tragen nicht allein das Gepräge der offiziellen Korrektheit, welches den zwischen den beiden Ländern bestehenden ausgezeichneten Beziehungen entspricht, sondern auch den Charakier der persönlichen Freundschaft, welche sich seit dem Aufenthalte von Fontons in Bukarest gebildet har." Bulgarien. In Sofia sind die Verhältnisse so un unklar und verworren, wie nur möglich. Die leitenden Minister waren in diesen Tagen sür niemand, auch für das diplomatische Corps nicht zu sprechen. Niemand von den nichloffiziellen Politikern, mit Ausnahme von höchstens drei oder vier, vermag irgend eine Auskunft zu ertheilen. Oftafien. Nach einer der Pol. Corrcsp. aus Peters burg zugehenden Meldung wird die Ergänzungsforderung im Benage von 50 Millionen TaslS, welche Japan bezüg lich der von China zu leistenden Kriegsentschädigung stell!, in den russischen Regierungskreisen sür exorbitant hoch er achtet. Rußland erwartet, daß die japanische Regierung sich veranlaßt sehen werde, diese Ziffer um ein Erhebliches zu reduziren. Was die Frage der Räumung von Liaotong be trifft, so betont man m Petersburg, daß dieselbe mit der deftmiiven Regelung der EntschäLigungSfrage nicht verquick: werden dürfe, da Japan die Verpflichtung, seine Truppm von der genannten Halbinsel zurückzuziehen, unabhängig von einer derartigen Bedingung übernommen habe. Das Peters burger Kabinet, welches an seinem bekannten «tanvpunkre
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