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Dresdner Nachrichten : 27.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187701276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-27
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.01.1877
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«r. 27 »stch-tnt «»,!«» fr«, 7 U»r tn de, «xdkdtt«»» M»rik»>lr»ßi IL. «b»»« nemeiilddrrs« vterteljiilir- u<h 2 Marl L0 Vs,e..durch »lc'polt 2 Mark .» V ge. tziutel.NuuimerulüPsge. »»ff«»« 32000 ^r»i. Für die Rückgabe etnge- landter Mauulcrtpie «acht sich die Redactto« »ich» verdtaditch. Jnseraieei-iilniiahmc au«, »iirt»! HaalenN«»« u«d »««»«rill Hamburg, Ber- Nu. wie», Leipzig. Batzl. Brerlau, granksurt a. M., - «u». Siast« in «erlin, LeiVita. A!i«n, Hamdurg. ffeaukfttrl a, M., Mün chen. — »a«b« t Sa. i» granliurt a. M. — Sr. Vota» in Cbemnid.- llarau, ballt»,., Nulller L Uu. i» Paris. Sonnabeuv, 27. Januar. Tageblatt fürMlitik, Mnterhaltung, Heschäftsverkchr. ^ Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lltpsch K Rtlchar-t in Dresden. Verantiv. Nedacteur: Fr. Got-scht in Dresden. XLll. Jahrgang. Ä»,eraie «e>den Marien, «ailiiie m bis kid. s I»>r «r.gknonlUlkN, bouniag» »a> Mittag» 12 Unr » liruiladi: giaße Kiajttl« . «atz« a biS biachiu.L »!>r. - re, Uianui einer rin- Iraiugeu PclNicile lal't >a Ptge Sn gesandt dt» stliic ät) Pfge. Sun Gavanue Zur da» N nchinä g>ge Sischenien der Hnicruic wird Nicht gegeben. ktuiwartige Auuaucen» biusirägc von un» uube, lamttcutzttmk» und Pr,, tauen luseiircn wir nur gegen !t>ra»ur»«ra»»o- ^jailluttg dn,U> S>r,„. nmrkcu aber tziatzciUMl, lung. eicht Lilbru lajw» I., Pige. i^uieiaie für kw 'itzoiu.-.g- S.uttttuci: bder nag, cu»u> Acittag» die Peiii.ejir P' r Mttredacteur: vr Lmti »t«r«ze. Für daS Feuilleton: l,n«lvt»r Dresden, 1877. PoltttscheS. Binnen wenigen Tagen wird das Stimmenverhältniß wie die Physiognomie des künftigen deutschen Reichstages bekannt sein und feststehen. Alle Stichwahlen sind mit heute beendet, es erfolgten »ur lrvenige Doppelwahlen, welche Nachwahlen nöthig machen. Allem Anschein nach wurden zweimal gewühlt: Hünel in Kiel und Breslau, Laster in Meiningen und Breslau, v. Forckenbeck in Berlin und Wolmirstädt, Herz in Berlin und Ansbach, Hasenclever in Berlin und Altona. Ob auch Bebel —wissen wir zurZeit noch nicht ; eine spätere Spalte dieses Blattes giebt darüber Ausschluß. Mit Ausnahme Altonas, das höchst wahrscheinlich den Socialdemokraten verloren geht, weil deren Gegner ihnen einen in Holstein äußerst populären Name», Professor Karstens, cntgcgcnstcllcn, wird die Partei, die in zwei Wahlkreisen siegte, diese Sitze in den Nach wahlen behaupten und einen ihrer Parteigenossen sicher durch- bringcn. Diese wenigen Fälle verändern also die Zusammensetzung des Reichstages, wie wir sic am Dienstag, spätestens Mittwoch kennen werden, nur höchst unbedeutend. Die Stichwahlen selbst haben einige ganz interessante Thatsachen zu Tage gefördert. Die eine ist der Rückschlag gegen die Socialdemokratie. Nach dem überraschenden, verblüffenden und Biele geradezu entsetzenden Bordringen der Socialdcmolratcn bei den Urwahlen am 10. Januar ist deutlich ein Stillstand, ja Rücklauf eingctrcten. Von den 16 socialdemokratischen (Kandidaten, die sich einer zweiten Wahl zu unterziehen hatten, ist bisher nur einer: der bekannte volksthümliche Dichter Nittershaus, gewählt. Sonst sielen die Vertreter dieser Rich tung überall durch: in Ploen (Holstein) der Eigarrenarbeiter Reimer gegen den cons. Grafen Holstein, in Waldenburg der Maurer Kapell gegen den freicons. Fürsten Pleß, in Nürnberg der Expedient Gril- lenbergcr gegen den fortschr. Advocatcn Frankenburger, in Offen bach-Dieburg der Nedacteur Liebknecht gegen den nat.-lib. Nedacteur Dernburg. Selbst wenn in dem einen oder anderen Wahlkreise noch ein Socialdemokrat dnrchdringcn sollte, wird sich die Zahl der Abgeordneten dieser Partei nicht zu jener Mandelziffer erheben, die nach der Geschäftsordnung des Reichstages nothwcndig ist, um selbstständige Anträge cinzubringen. Die Socialdcmolratcn haben damit den einen, nächsten, praktischen Hauptzweck der diesmaligen Reichstagöwahlen gründlich verfehlt. Sie hofften unbedingt, in einem Fähnlein von 1b Mitgliedern auf dun Turnierplatz« zu Berlin erscheinen zu können. Damit ist cS zunächst nichts. Wollen sic einen Antrag z. B. auf die Wiederherstellung Polens ein- und zur Bcrathung bringen, so sind sie auf den guten Willen anderer Parteien angewiesen, die sie um ihre Unterstützung anzugehen haben. Versagt inan sie ihnen (was iir den meisten Fällen wahrscheinlich), so verbleibt den Socialdcmokraten als wichtigstes Agitationsmittcl das bisher schon verivcrthete: die fulminante Rede von der Tribüne ans. Trotzdem der erste Anlauf der Socialdemotraten abgeschlagen wurde, wäre cS leichtsinnig, die Ziffern von Wählern zu übersehen, die für sie auch da abgegeben wurden, wo sie in der Minderheit blieben. Für die siegreiche Partei erwächst gerade aus der großen Mehrzahl, über die sie verfügt, die Ehrenpflicht, die Quellen zu ver stopfen, aus denen die Socialdemokratic ihre besten Kräfte zog. Keine Polizei- und Gewaltmaßregeln, die erfahrungsgemäß das Bebel vergrößern; wohl aber Hebung des Wohlstandes. Verbesserung der Arbeiterverhältniffc, eine Gesetzgebung zum Schube der Frauen und Kinder in den Fabriken, und vor Allem: Bruch mit der jetzigen nationalliberalen Gesetzefabrikation! Eine zweite charakteristische Lehre der Stichwahlen ist die aus gesprochene kirchlich-conservative Gesinnung mancher siegreichen (Kandidaten. In Pforzheim schlug der Holzhändlcr Katz, ein Führer der badischen Orthodoxen, den früheren nationalliberalen Muster- minister Jolly; in Essen der christlich-sociale Nedacteur Stötzel den Obcrtribunalrath Forcade de Bioix, nachdem in Westfalen bereits vorher drei strenglutherische Conservative gewühlt worden waren. Die beiden Erscheinungen, das Unterliegen so vieler Socialdcmo- lraten und der Machtzuwachs der kirchlich gesinnten Geistlichkeit, stehen, wer wollte cS übersehen? in einem engen ursächlichen Zusam menhang. Einerseits schaartcn sich gegen die grundstürzenden Lehren der Socialdemokratic alle staatScrhaltcndcn Elemente zusam men, andererseits erkennt das Volk, das; mit dem bloßen Abwehren Nichts gethan ist. Die Kirche, die evangelische wie die lutherische,- hat eine hohe Mission: „Die erhabenen Gedanken der Bruderliebe zu verwirklichen!" Leider wissen wir aus Erfahrung, wie engherzig mancher Geistliche diesen Beruf auffaßte und daß kirchliche Herrsch sucht ihm die Hauptsache seines edlen Berufs erschien. Erinnern sich jetzt die Geistlichen in höherem Grade als seither der praktischen An wendung der hehren Lehren des Christenthums, verweisen sie die Armen, Elenden, Geknechteten und Entrechteten nicht blos auf das Jenseits, sondern legen sie selbst Hand an, ihnen das Diesseits besser einzurichtcn, predigen sie auch furchtlos gegen die Ungerechtig keit, wenn sie sich bei den Mächtigen der Erde zeigt, gegen die Herzenshärtigkeit so vieler Reichen, geben sie selbst in Duldsamkeit und Liebe leuchtende Exempel, dann darf man von dem Hcrvor- trsten des kirchlichen Elementes bei den Wahl-Ergebnissen für die Zukunft des Volkes nur Heilsames erwarten. Nur lasse man libc- ralerseits alle Heuchelei! Es macht sich drollig, wenn Leute, die sich das ganze Jahr nicht um Kirche und Geistlichkeit kümmern, auf einmal, am Wahltage fromm werden! Wenn in Frankreich der ultramontane Veuillot in seiner drastischen Schreibweise wie ein praktischer Geschäftsmann behauptet, „daß Gott jetzt in der Armee seinen Weg mache und bei allen Waffm-Gattungcn, besonders beim Gcncralstabe, prospcrire", wenn in Deutschland eine ähnliche Er scheinung sich dem nicht bloS an der Oberfläche haftenden, sondern nach de/Tiefe forschenden Auge in allen Gesellschaftsschichten dar bietet. dann bilden jedenfalls die lirchenseindlichen Elemente, welche auf einmal, ihre bisherige Gottlosigkeit vergessen, die wunderlichsten Kostgänger unseres Herrgott. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Paris, 26. Fanuar, Morgens. Das „Journal officiel" veröffentlicht ein Ein- und Durchfuhrverbot für alle Arten von Horn-, Schaf- und Ziegenvieh, die aus Deutschland, England, Oesterreich, Rußland, den Donausürstenthümcrn und der Türkei kommen. Für das aus anderen Ländern zur Ein- oder Durchfuhr gelangende Vieh wird die strengste Prüfung des Gesundheitszustan des angeordnet. Konstantinopel, 25. Januar, Abends. Lord Elliot ist heute nach Brindisi abgercist. Graf Zichy, von Ealice und von Werther werden am Sonnabend nach Triest abreisen. Locale- and Sächsisches. — Ihre Majestät die Königin Carola besuchte gestern Nach mittag das Lokal des Näh Maschinen-Vereins, Landhaus straße im Harmoniegebäudc. — Bei der gestrigen Reichstag-Stichwahl wurden von 28,776 eingeschriebenen Wählern 20,757 Stimmen abgegeben. ES erhielten:DrechslcrmeistcrBebel IV,83V undProf.Mayhoff OSLO Stimmen. Somit ist Drechslermeister Bebel gewählt. — Bei der Wahl am 10. Januar hatten erlangt: Bebel 6940, Mayhoff 4375, Känffer 3697, Minckwitz 2023 St. Die social demokratischen 6940 St. standen also 10,095 antisocialistischen gegen über. Es waren im Ganzen 17,035 Stimmen abgegeben worden. — Bei II. kk. M ajestät et» bat vorgestern der zweite dieöjabrige Hosball (Kammerbatt) stattgesmidcn, z» welchem 30t) Einladungen erlassen worden waren. — — Ein schneidender Ostwind, der gestern bis zum Nach mittag webte, verringerte bis gegen 3 Uhr die Bctheiligung an der hiesigen Stichwahl zwischen Bebel und Mavhoss beträchtlich. Statt der gesteigerten Thcilnabme zeigte sich ge raume Zeit in einer Anzahl Wahllokale eine auffällige Ruhe. Später, als die Witterung milder wurde und eln leichter Schnce- sall die Straßen weiß kleidete, regte sich die Wablbetheitlgung in höherem Grade. Bor den Wahllokalen sanken durchaus keine Ansammlungen statt und nach Ausübung seines Staatsbürger- rechtes entscrntc sich jeder Wähler rasch. Eurios war cs. baß die Stimmzettel-Bertheilcr für Bebel weiße, die sür Mavboff rothe Schilder angestcelt oder umgcbängt hatten. Umgedrebt wäre sinnlcitcnder gewesen. Noch in de» letzten Stunden ver suchten die Parteien durch letzte Anstrengungen ihre Reserven ins Gefecht zu führen. Aus den Straßen wurden Vorübergehende von Agenten beider Parteien gefragt, ob sic gewählt. Die Pla katsäulen und leeren Wände bedeckten sich mir Anschlägen, in denen jede Partei von der andern in kräftigen Schlagwortcn ein Bild entwarf, wie cö aus de» noch schwankenden, mientichloiiciicil Wähler wirken soll. Schmeichelhaft war nalürlich für die Gegen partei niemals hie Pinselsührung des Andern. Gegen 3 Uhr überklebten Bcbeüancr andere Plakate, meist die gelbe Bekannt machung dcö Stadtraths, mit ihren rotben Aistchcn, woraus zu lesen: Hoch Bebel! Mahhossiancr rissen cö an einzelnen Stellen wieder herunter. — Im Zschopaucr Wahlkreise siegte Buchhändler 1)r. Brockhaus tnat.-lib.) mit 8434 Stimmen über Expedient Wiemer (Soc.-Dciii.), der 5038 erhielt. 3 noch fehlende Döricr könncn an diesem Wahlresultatc Nichts ändern. Im »Amia- berger Kreise siegteFabrikbes. Hoitzmann <nal. lib.) mit 0084 Stimmen über Fabrikbes. Brcitieid (cvn!.), dcr 0224 erhielt. — Aus dem 14. Kreise liegen nur Thciicrgcbnissc vor. Hier be kämpfen sich Bürgermeister Heinrich (coni.) und Nedacteur Geller (Soc.-Dcm.). Es erhielten ln Borna H. 405, G. 205. Rochlitz H. 438, G. 374, Geithain H. 200, G. 205, Eolditz H. 250, G. 200. »Altstadt Borna H. 48. G. 57. Lob'tädr H. 34. G. 58, Wechsclburg H. 55, G. >47, Lunzcnan H. 00, G. 422. E vmmichau H. 58, G. 40. >n den Dörfern Zschirla. Erlbach, Bockwitz. Tanndvri, Hausdors. Eollme» und Großsermulb H. 250, G. 305. — In »Nossen, Waldhcim, Gcringswaldc, Roßwcin, Döbeln und Lcionig erhielten N i e t ha in m e r 2884, W althcr >1508 Stimmen. — In zwei »Lokalen gleichzeitig wollten am vorgestrigen Abend die beiten fficick'ötagsabgcordnctcii B cocl und H a scn - 'clever zu einem Theilc der Dresdner Wählerschaft vordem entscheidende» Tage der Stichwahl svrccbcn. »Bebel, welcher im ,.Odcum" als Redner auitrat. ist »nnmcbr ans »Anlaß kcr diesmaligcn RcichStagswahIcn das sechste Mal in Dresden ausgetreten. Wie an den übrigen Orten, wo der Führer der Sozialdemolratic auitrat, waren auch hier lauge vor Beginn des Vortrages der Saal und die angrcnzeudc» Lokalitäten schon üdcrsülit und Hunderte mußten wieder abziebcn, nachdem sic die Unmöglichkeit cinzudringe», Ungesehen, da die Vassagc nach dem Saale völlig versperrt war. Nachdem »Bebel seine» »Bortrag unter großem Belialt beendet, begab er sich per Droschke nach dem „Bellevue" in Friedrichstadt, wo den Plakate» zufolge Hasciiclevcr, der in Berlin gewählte Abgeordnete, das Referat haben sollte. Dock, der angekündigte Redner war nicht am Platze, statt seiner ergriff der Rctactcur Kaiser das Wort mit dcr Er- kläruna, daß Haienclcver an seinem Encheincn gebindert worden sei, weil er zur Unie-stützung der Stichwahl zwischen dem erkrank ten Parteigenosse» Bracke mit v. Unruh beute in Magdeburg thätig sein müsse. Die Versammlung tröstete sich hiermit lind folgte dem »Bortrage Kaiscr's, dcr bis zu dein ErscheinenBcbcl'S sprach. Mit einer »Ansprache Vcbcl'ö endete die Volksversamm lung I» Friedrichstadl. — Ein Stimmzettel mit Bebel lm 20. Bezirk enthielt gestern folgende Inschrist: „O Bebel, bekehre Dich, denke an das ewige Gottesgericht, bekehre Dich! Lieber Freimb Bebel! Dieses Mal hast Dü noch meine Stimme, aber wen» Du wieder nach Dresden kommst, so lege den Pelz ab. gehe im blauen Kittet wie wir anderen Arbeiter, es schickt sich gar nicht, von dcr Roth der Arbeiter predigen und selbst im große» Pelz zu stolzircn. Glaube Du auch an Gott und Icsnm Christum, nur her kan» helfen, aber wir Social-Dciiiokratcn nicht. Ei» pcrnüintigcr »Arbeiter, dcr früher ganz und gar ein Social-Demokrat war." — Sachsen hat zu der im vergangenen Jahre von dcr „Allg. Dcnlschcn Lchrerz." veranstaltete» Vrci Sbcw crb n»g an »Preisgekrönten übcr.'iOProc. gestellt. »Preisrichter sind disHrii.Gcb. Schiilrath I>, .Borncmann in Dresden, ScmiiiarobnlchrcrAöhme In Berlin, Rector Bartholomäus in Ha»»», Sck'Ultirectc r Richter in Schloß-Eheiimitz und Oberlehrer Bräunlich in Ateiinar. Die prämiirtcii sächs. Lcbrcr sind: Sclmldircctor Gesell in Ebenmitz. I. Preis: Schultlrector Kruschwitz in Bcrnstatt. I. »Preis: Scbuldircctor Kirsten in Hartenstein. 2. »Breis, und Sclmldircctor Bachmann in Marknclikirchen, 3. »Preis. Mit lebhaftem Bedauern vernehmen wir, daß eines dcr popu lärste» »Mitglieder dcS StadtraihS, Herr Schornstcliisegermcistcr »Anger a» einer Lnngcncntzündung scvr scvwcr darnicdcrlirgt. — Durch die telegraphische» Verbindungen gewinnen die WitterungS berichte aus anderen Stadien und Landern sür die Zeitungoleicr alle, besonders aber für Gewerbe, Handel und Schifffahrt erhöhte Bedeutung. »Nicht minder wichtig ist die Beobachtung deS gewesenen Minimums an Kälte und des Maxi mums an »Wärme binnen einer Nacht. Wir haben jetzt cin solches Meßinstrument (von Herrn O. Besold) vor unseren RedactionS- fenstern ausgestellt; eö heißt T c r in o»,ctrog ra ph nack, Reaumur (Wärme- und Kälte-Selbstsixirer). Das Instrument hat eine mit Weingeist »nv eine mit O.necknlber gefüllte Glas röhre. Durch siniireiche Einrichtung schiebt die Onccksilber- und Weingeiststulle die in dein Röhrchen tbcils im Weingeist, theüs a u s dcr Quecksilbersäule liegenden sichtbaren schwarzen Stahl stiitchen bis zu jenem Stand, den die Temperatur binnen einer gewissen Frist erreicht bat. Der Thennoinctrograpl, wird jede» Lag durch Seitwärtsncigen s o gestellt, daß die Stahliliitche» die in o me» taue Temperatur anzeigen. Leben wir nach 24 Stun den den Tberiiionietrograph a». so rinden wir z. B., daß das Stäbchen dcr Weingeiströhre etliche Grad unter dem jetzt sicht baren Thermomctcrstandc liegen geblieben ist und dadurch an- giebt, wie niedrig in diesem Zeiträume die Temperatur ge wesen ist, während von dcr Quecksilbersäule das Stahlstiitchen bis zur höchstgcwesenen Temperatur hinaiilgcschoben worden und dort liegen geblieben ist, so baß man wisten kann, welches die höchste Tcmperatur ln diesem Zeiträume war. — Ilcdcr den von hier ans steckbrieflich verfolgten und hier bei cingclicfcrtcnGrafen Emich v. Leiningcn-Wcstcrburg sind uns folgende Notizen zugcgangcn: Graf Emich v. L. ist cin Neffe des gleichnamigen Fürsten, welcher zu den 13 ungarischen Generalen gehörte, die im Jahre 1840 in der Festung »Arad den Tod durch den Strang erleiden mußten. Er trat 1863 in das österreichische Linicn-Infanteric-Regiiiient Fürst Liechtenstein, welches damals in Verona lag, als RegiincntScadctt cin und wurde 1805 dem Jnfauterie-Negiinciitc Franz Ferdinand d'Estc, welches zn jener Zeit von seinem Onkel, dem heutigen Feld- marschalt-Lieutcnant Graf L.. commandirt wurde, als Lieutenant zweiter Classc cinvcrleitt. Er war dazumal erst 10 Jahre alt. Von Hause aus ohne Vermögen, durch seinen Stand und als Träger eines bocharistokratischen Namens glaubte er sich ge zwungen, auf großem Fuße zu leben und noblen »Passionen aller »Art zu stöhnenz cs kan» daher nicht »Wunder nehmen, daß dcr jnngc Ossicicr mit seiner 30 Gulden betragenden Moiiatogage, zn welcher er nur eine ganz nnbedentendc Zulage erhielt, nicht reichen konnte und alizuschncll in die Hände von »Wucherer» stcl. Er mußte in Folge dessen bereits im Jahre 1807 laut ehren- gerichtlichen Spruchs seinen »Abschied ans der Armee nehmen, inib von nun an sank Grai Emich von Stuic zu Stufe. Seine Familie sagte sich natürlich gänzlich von ihm los. Im Iavrc 1808 in »Pest durch eine schwere Krankheit dem Tode beinahe verfallen, erbarmte sich sein Onkel, der Fcldiiiarschalllientcuant. nochmals des Gesunkenen »nd beschwor ibn, sich zn bessern, was der »Patient für den Fall, daß er gesunden werde, auch hoch und heilig versprach. — Er wurde gesund und. mit nötbigein Geld versehen, nach Amerika geschickt: aber er kam blos bis London. Dort am seine tbatstichlich cristircndc Verwandtschaft mit der königlichen Familie von England pochend, erhielt er bei Hole Zutritt und - Geld. In Wien, wohin er spater zunickgctehil war, hciratbctc er cin reiches, ehrliches Bnrgcrkind der »Boiffadt Gmnpcndors — sein leichtsinniges und uniallhcrcc'Treiben führte indes: schon nack» wenigen Monaten einer unglücklichen Ebe zur Scheidung. — Seither stcl't er durch ehrenrührige »Vergehen ge brandniarlt in den schwarze» Registern der »Polizei wiederholt verzeichnet und dcr jetzige Gang ins Gefängnis: ist nicht sein erster. Mit dem Grast» Emich ist zugleich cin ruisisch-polnischcr Ekclmann ststgcnoiiimcn worden; wir wissen nichr, ob es Hippoivt v. Baratowokh ist, der bekanntlich ebenfalls aus Dresden wegen »Betruges steckbrieflich verfolgt worden ist. — Nachträglich hören wir noch, daß am Abend des 18. ds., Donnerstags, in dem »Augenblicke, in welchem sich aui der Fricdrichsstaße der mchrerwähntc Mann in der Droschke enchoß. ein Herr nach dcr Tblir derselben sprang, sic amriß und sich des Tcrzcrols bemächtigte. Seine »Absicht, womöglich noch zn rette», gab z» einer Irrung Anlaß, die sehr gefährlich werden konnte. Herr Kaufmann Ticbcl, welcher in dieser Straße wohnt, sprang gleichfalls hinzu und in dcr sehr leicht begreiflichen »Annahme, daß cs sich hier »m einen Mort- oder Raiwaniall handele, fasste er lräitig de» am »Wagcnici'lage stehenden Herrn und war, il n zu »Beden. »Natürlich setzte sich der Herr zur Wcorc und datzei entlud sich noch ein Schuß, der in die Wand des Kitticherbo-lcs drang und kickst am Kopie des Herrn Ticbcl vorbcistlbr. Erst darnach verständigten sich die dcidcn, von gleich guter Absicht dlirchdrmigciicii Männer. — Im vorige» Iabrc haben in Dresden nicht weniger alö 27,000 gcrichtlichc Erckutionc n zur Eimrcihmig von Fordenmacii vorgcnommcn werden müssen. Wie viele von diesen schmerzlichen ^lsslcistmiacn erfolgreich, wie viele vergcd- lieh waren, darüber fehlt uns die Ziffer. »Ader auch ohne diel!: lehrreiche Untcrzisfcr crgielst die Hauptiummc als solche einen überaus traurigen Einblick in den Rückgang dcö Wohlstandes u»c der Erwcrbspcrhältnissc. Wie tick ist dcr Wohlstand gesunken! Wie verheerend wütbct der Krach in breiten Schicksten der Be völkerung ! Wahrlich, wer die Vermehrung tcr Socialdeiiiokratie bloS als eine gewissenlose »Aufhetzung dcr Massen ansicbt. den sollten solche Thatsacben eines Klügeren belehren. Es ist > eckst wobt erklärlich, daß Leute, die zmn Tbcil ohne ilst Verschulden, durch den Schwindel »nd den Krach verarmten. cin willigeres Obr den Einstüslcrnngen jener Agitatoren leiben, die ihnen von dem Umsturz dcr bestehenden Verhältnisse goldene »Berge ver sprechen. Daß durch die Herrschaft dcr Soclaldemokratcn nur das Elend noch größer würde, wird verschwiegen. Aber gesund sind die jetzigen Verhältnisse gewiß nicht, zumal wenn man hört, daß. während im vorigen Jahre in den ersten 14 Tagen 700 gerichtliche Exekutionen vorgcnommen wurden, heuer In gleichem Zeitraum die Ziffer schon am 1200 stieg. - S ch i f s c rv c rc i n. Am 24. ds. stütz, tagte im weißen Saale von Hcibigs ei» »Verein, dcr seit 32 Jahren im Januar jeden Jatzreö in Dresden zmaminciikommt, von dem aber bis jetzt Wenig oder Nichts i» die Oeffentlichtcit gedrungen ist; wir meinen den «chifferbrrein dcr Eibe. »Bescheiden in seinem Am- trcten, hat derselbe bis dato unendlich viel Gutes sür die Schiff fahrt fertig acbracht und zwar hauptsächlich durch die »Person unseres vielseitig geachteten Mitbürgers Herrn Moritz Gasse, welcher dem Verein seit 32 Jahren als »Vorsitzender Vorsicht und von dcr köiiigl. sächs. Wasscrbau-Bchördc sich stets dcr liebend« würdigstcn Bereitwilligkeit bei Gesuchen und Anträgen au dieselbe zu erfreuen bat. »Anwesend beider diesmaligen Generalversamm lung waren einige 50 Mitglieder, auch hatten sich Herren aus Hamtziira, Böhmen.'c. ipeciell dazu ciiigcimideii. Die hiesige Schifffahrt war tzanptiächlich mit durch die Dircetorc» unserer Dampf- „nd Scgclffolte» vertreten, und zwar durch die Herren Höiiack, Bcllingratb, Rcinschmitt, Pviiipp und Küntzcimann.
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