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Dresdner Journal : 18.05.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-05-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186605188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660518
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-05
- Tag1866-05-18
- Monat1866-05
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 18.05.1866
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DreädtN, 14. Mai. St. Königliche Majestät haben nllrrgnädigst geruht, dem Director der Militair-Vor- rathS-Anstalt, Obersten vv n Kirchbach, d«e nach einer fast 53jährigen vorzüglichen Dienstleistung erbetene Ent lassung aus allerhöchsten Kriegsdiensten, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform, zu bewilligen. , Hiernächst haben Se. Majestät geruht, den Wrrth- schastS-Chcf des Arlillerie-Corps, Major Schmiedt, zum Direktor der Militair-VorrathS Anstalt, den Ma jor Schörmrr de» Fuß-Artillerie-Regiment- zum Wirth-' sebaftS-Ches de» Artillerie-Corps und den Hauptmann Oertel von der Brigade reitender Artillerie zum Ma jor allergnädigst zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. llebersicht Telrgrnphischr Nachrichten. geituntztschau. (Breslauer Ztg. — Kölnische Ztg. — Leipziger Tageblatt. — Sonst. Oesterreichische Ztg.) Tagrsgeschichtk. Wien: Preußische Miltheilungen be züglich der Elbherzogthümerangelegcnheit. Abmarsch der Garnison. — Verona: Erzherzog Albrecht. Kliegsstimmung. — Berlin: Die Rüstungen Preu ßens und Hannovers. Versammlung aufgelöst. Zur schlcswig-holsteinschen Frage. Die Neuwahlen. Prinz Karl von Hohenzollern. — Düsseldorf: Friedens- Petition. - Essen: Arbeiter vom Militärdienste diS- pensirt. — Gumbinnen: Beschlagnahme.— Mün chen: Königl. Erlaß bezüglich der Jubelfeier der Pfalz. Kriegsschule aufgelöst. — Hannover: Berich tigungen. — Kassel: Entlassung deS Kriegsministers. Karlsruhe: Der Gesetzentwurf über Ministerver antwortlichkeit. Kammerverhandlungen. — Frank furt: Zur BundeSrefvrmsrage. — Paris: Prinz Napoleon. General Almonte. — Brüssel: Prinz von Oranien angekommen. Graf ». Flandern zurück. — Florenz: Vom Senate. — London: Cholera- kranke in Liverpool. Selbstmord des Obersten Hobbs. Rinderpest in Irland. Das Bombardement von Val paraiso.— Kopenhagen: Keine Allianz mit Oester reich.— Bukarest: Kammerverhandlungen. — New- Bork:Congrcßverhandlungen. Fenierbcwegung.Bank- deraubung. — Merico: Militärische Kämpfe. Be urlaubte Diplomaten. Schleswig-Holstein. (Tagesbericht.) Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Zwickau.) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Statistik und volkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Dagrskaleuder. Virfrunach- richten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 17. Mai. Wie die „Ost- Deutsche Post" vernimmt, sind mehrere hiesige Abge ordnete gesonnen, an dem am 20. d. in Frankfurt stattfindenden deutschen Adgrordnetentage theilzuneh- men, und zwar unter der Voraussetzung, daß auch Abgeordnete anderer deutsch-österreichischer Länder dort erscheinen. Darmstadt, Mittwoch, 16. Mai, Nachmitt. Tie dollständigr Mobilmachung der hcsscn-darmstädtischen Armeedivision ist heute brschlofsen worden. FeuULeton. K. Hoftheater. Mittwoch den t6. Mai gastirte Herr Theodor Wachtel in seiner renommirtesten Rolle, als Postillon von Lonjümeau in der gleichnamigen komischen Oper A. Ädam's. Bieten auch die beiden bisher gehörten ernsten Partien noch mehr Gelegenheit, um die Schönheit seiner Stimme musikalisch effcctuircn zu lassen, so entzückte doch vor allen sein khapclou durch die einheitliche Vollendung in Ausführung und Ausdruck des Gesangs, Spiels und Dialogs. Esprit, Geschmack und frisch belebende Accentuation des Vor trags, elastische Behendigkeit der Stimme und der Aus sprache, gewandte Mischung de- Gesangs- und Sprech- tonS, Feinheit und Eleganz in den Coloraturpassagen und Fiorituren des zweiten Act» zeigten die künstlerische Beherrschung und treffliche Ausbildung seiner Mittel; dem derben, muntern, naturwüchsigen Wesen des Po stillons im ersten Acte trat der Opernheld in seinen mit kecker, dünkelhaft frivoler Gewandtheit nachgcahm- ten Cavaliermanieren voll scharfer Unterscheidung ent gegen, auch charakterisirt durch die feinere Behandlung des Gesangs und den in höherer Stimmlage gehaltenen gezierten Redeten. Hin. Wachtel'- Durchführung dieser Partie ist im Gesang und in der Darstellung so virtuos meisterhaft, lebenswahr und natürlich, dabei so voll Humor, Temperament und Liebenswürdigkeit, daß dem strengsten Urtheil kein Wunsch übrig bleibt. Die Leichtigkeit und Sicherheit seiner Production, von den schönsten Stimm- effecten bis herab zur geschickten Handhabung der Pritsche, vollendet da- Wohlthucnde des Genusses. Alle Milwirkende beeiserten sich, die ganze Reprä sentation der Oper, deren heiter leichtblütige und pi kante Musik sich noch den Keffern Productionen der französischen komischen Oper anschließt, möglichst aus- «itl, Mittwoch, 1«. Mai, Abend,. Die „Kieler Zeitung" meldet, daß nach einer Verordnung der holsteinschen Landesregierung bei den holsieinschen Zoll-, Post- und Dtlegraphenstatiovskaffen preußische Kassenanweisungen nicht mehr als Zahlung angenom men werden sollen. Paris, Mittwoch, 16. Mai, Abend». Der heutige „Abrud-Moniteur" sagt in seiner Wochenrundschau, indem er aus die deutschen Anarlegenheitrn zu sprechen kommt: „Die Aussicht aus Erhaltung de» Friedens hat eher zu- al» adgenommen." Auch andere Jour nale melden, daß Frankreich, England und Rußland vereint sich bemühen, die Eröffnung einer diplomati schen Verhandlung herbcizusühren. Dir „France" sogt dagegen: Ter Prinz Napoleon habe rS offen aus gesprochen, daß Italien in seiner argenwärtigrn Lage Krieg führen muffe, sollte es auch allein in diesem Kampfe bleiben. „Payr" befürchtet, daß diplomatische Verhandlungen erfolglos bleiben würden, tröstet sich aber damit, daß dieselben während de» Kriege» fort- grsetzt werden dürsten. Aus Konstantinopel vom v. Mai wird gemel det, daß der Sultan dem Bicekönige von Aegypten die Erblichkeit der Thronfolge bewilligt habe. Paris, Donnerstag, 17. Mai. Der heutige „Esn- stitutionnel" enthält einen von Paul Limayrac unter zeichneten Artikel, in dem r«, unter Hinweis auf die zwischen Oesterreich, Preußen und Italien obwalten den schweren Zerwürfnisse, heißt: Die neutralen Mächte könnten nicht bestimmen, daß »ine der Par teien sich den Forderungen der andern unterwerse. Ebenso wenig sei es rathsam, dir Aufrechthaltung des <zu» zu empfehlen; sie könnten aber mit Er folg Transactionen al» Mittel zur Einigung Vor schlägen. Florenz,Mittwoch, 16.Mai,Abends. Zn der heu tigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde der die Ren- tenbesteuerung betreffende Gesetzentwurf, nachdem De- preti» für den Eommijsionsvorschlag gesprochen und der Finanzminister Scialoja wiederholt da« Wort er griffen hatte, zur nochmaligen Prüfung an die Com mission zurückverwiesen. Bukarest, Mittwoch, 16. Mai, Abend». Der Ministerpräsident legte heute auf dem vüreau der gesetzgebenden Versammlung einen neuen Verfaffung«- entwurf vor, der vom StaatSrathe auf liberalster und breitester Grundlage auSgearbeitrt worden ist. Dresden, 17. Mai. Der von uns mehrfach erwähnte, in seinem Fache so Ausgezeichnetes leistende Dresdner Lügenfabrikant der „Nordd. Allg. Ztg." hat jetzt in einem Correspon- denten der „Breslauer Zeitung", welcher seine Nachrichten „Von der sächsischen Grenze" datirt, einen würdigen Concurrenten gefunden. ES wird unsern Le sern genügen, wenn wir ihnen auS dem Geschreibsel dieses Herrn nur folgende kleine Proben mittheilen. Derselbe berichtet an das genannte Breslauer Blatt: „Von Handel und Verkehr ist (in Sachsen) keine Rede mehr, und welche Furcht sich der Bevölkerung bemächtigt hat, davon zeugt das massenhafte Ange bot von Grundstücken, die um jeden Preis ver käuflich sind. Ein einziger Agent der Residenz macht in öffentlichen Blättern allein 346 Häuser in Dresden namhaft, deren sofortiger Verkauf ihm über tragen worden." Es nimmt uns nur Wunder, daß dieser „gutunter richtete" Correspondent die „Breslauer" nicht zugleich ausfordert, bei dem jetzt in Preußen ohne Zweifel vor handenen Ucberfluß an großen Capitalien diesen Dresdner gezeichnet herzustellen. Fräul. Hänisch trat nach län gerer Krankheit wieder zum ersten Male al» Magdalene auf, die sie sehr ansprechend mit graciösem Vortrag und angenehmer Stimmwirkung sang. Namentlich vom zweiten Acte an, nach wiedergewonnener Sicherheit, hob sich ihre Leistung in sehr lobenswerther Weise, und die Spielscene im dritten Act gelang vortrefflich. Möge das Talent der Sängerin, nach langer unliebsamer Un terbrechung seiner Thätigkeit, jetzt durch vielfache Be schäftigung in seiner Strebsamkeit gefördert werden. Der Schmied Biju gehört, von einiger Uebertrei- bung abgesehen, zu den bessern Partien Hrn. Freny's; Hr. Schloß bemühte sich möglichst, den lächerlichen Marquis v. Corcy zur Wirkung zu bringen; auch die gute Mitwirkung des Hrn. Weiß und des Frl. Qu an ter sei noch erwähnt, welch' Letztere in ihrer kleinen Partie doch sür den Dialog der Oper eine angenehme Hilse bot. Leider wird Hr. Wachtel mit der Wiederholung dieser Oper schon sein Gastspiel schließen. Gewiß aber würde durch baldige Wiederholung desselben ein allge meiner Wunsch des Publikums erfüllt werden. C. Banck. Literatur. Die Bibliothek ausländischer Llas- siker (Hildburghausen, bibliographisches Institut) ist jetzt bis zur Ausgabe de- 33. Bandes vorgeschritten. Band 29 und 30 bringt die au-gewählten Dichtungen Shelley s, diese- so unglücklichen englischen Dichter- von idealer humanistischer Weltanschauung, der infolge seiner eigenthümlichen Meinungen und Ueberzeugungen von seinem Vaterlande verkannt und mißachtet wurde. Die Uebersctzung ist eine treffliche Leistung von A. Strodtmann, der dabei mit richtiger Erkenntniß und ohne unselbstständig zu werden, da» Beste in den Ar beiten seiner Vorgänger benutzt hat. Band 29 ent- „Häuserverkauf um jeden Preis" zu einer ebenso wohl feilen al- gcmüthlichen Erwerbung sächsischen Terrain» zu benutzen. In einer andern Korrespondenz der „Br. Ztg." heißt es: „Die ersten Opfer de» bevorstehenden Kampfe» sind bereit- gefallen. Zwei Italiener suchten von Bo denbach aus nach Preußen zu entfliehen, wurden aber, der eine in Perna, der andere in Dresden fest- grnommen und an Oesterreich ausgeliesert. In der Festung Theresienstadt büßten vor wenigen Tagen Beide ihr Unternehmen mit dem Tode durch Pulver und Blei." Wir wissen aüerding» nicht, was in der Festung Theresienstadt geschieht; daß aber in jüngster Zeit we der in Pirna, noch in Dresden, noch in einem andern Orte Sachsens österreichische Deserteure festgenommen worden sind, können wir aus Grund eingezogener Er kundigungen auf da- Bestimmteste versichern. Es kr- ledigt sich durch diesen Umstand hoffentlich auch sür den Correspondenten der „Breslauer Ztg." die Frage der Au-lieserung an Oesterreich von selbst, wie uns hier nach denn auch der oben von ihm erwähnte Opfertod der „Au-gelieferten" in der Festung Theresienstadt etwas mehr als fraglich erscheinen will. Dagegen wol len wir nicht verschweigen, daß in den ersten Tagen dieses Monats im Preußischen, in der Gegend von Wittenberg, allerdings e«n österreichischer Deserteur (ein Jäget) festgenommen und von dem t. preußischen Fe- stungscommando zu Wittenberg auf Grund der Bun- descartelverträgc zur Auslieferung an Oesterreich durch Sachsen dirigirt worden ist. Ein dritter ebenbürtiger Correspondent au- Sach sen (oder sollte ein und dieselbe Persönlichkeit sämmt- liche preußische große Zeitungen versorgen?) beehrt die „Kölnische Zeitung" mit „zuverlässigen" Mitthei- lungen. Wir haben von dessen Ausstreuungen bisher so gut wie keine Notiz genommen, weil deren Inhalt sich gewöhnlich schon an sich als tendenziöse Faselei charakterisierte. Heute wird nun aber diese- Treiben selbst dem „LeipziLer Tageblatt" zu arg und das selbe sagt: „Die sonst so gut unterrichtete „Kölnische Zeitung" hat mit ihren Correspondenten in Dresden ganz entschiedenes Unglück, denn cs ist kaum glaublich, welche — Unrichtigkeiten und Lächerlichkeiten dieselben der entsernten und mit den hiesigen Verhältnissen wenig vertrauten Redaction des großen rheinischen Blatte aufbinden. So schreibt ein solcher Berichterstatter, der bezeichnend genug ein ? als Correspondenzzeichcn führt, in der letzten Nummer der „Köln. Ztg." allen Ernstes Folgendcs: „„Welche Vorstellungen sich Herr v. Beust über die Sicherung der commerziellcn Beziehungen zu Preu ßen bei einem Kriege macht, darüber läßt sich Nichts sagen. Der Minister hat vergessen, daß alle (!) Ab fertigungen von Waaren nach Sachsen über preu ßische Zollämter gehen und daß Sachsen jährlich Sü den Revenüen des Zollvereins erhebliche Summen empfängt." " „Daß Sachsen alljährlich bedeutende Summen aus seinen Zolleinnahmen hcrauszahlen muß, scheint dem Berichterstatter nicht bekannt zu sein." Die „konstitutionelle Oesterreichische Zei tung" «eist die in mehrer» Zeitungen (namentlich der „Weser-Zeitung") zu lesen gewesene Anschuldigung, Oesterreich habe mit einem Angebot deutsch- preußischenGebictesumdieFreundschaftFrank- reichs geworben, mit der größten Entrüstung auf das Entschiedenste zurück. Wir lassen den betreffenden Ar tikel des officiösen Wiener Blattes hier seinem »ollen Inhalte nach folgen. Er lautet: „Wir zweifeln nicht, in der preußischen Armee, wenn der traurige Kampf wirklich nicht mehr sollte abgewendet werden können, ehrlichen Soldaten »nd scharfen Schwertern zu begeg nen, aber mit verächtlichen Mitteln und mit »ergiftetcn Klingen tritt inzwischen die preußische Regierungskunst hält die tiefsinnige Elegie „Alastor" und die „Königin Mab" Letzteres Gedicht ist auS Shelley s >8. Lebens jahre; mit heißer Sehnsucht nach einem Reiche des Frie dens und der Liebe spricht er darin gegen die Urheber verderbenbringenden Kriegs mit schärfsten Worten seine Verdammung aus: Band 30 enthält lyrische Gedichte und da» Trauerspiel „Die Cenci", welches, obgleich von Byron in gerechter Schätzung das bedeutendste eng lische Drama seit Shakesspeare genannt, dennoch infolge seine- Stoffs noch auf keiner Bühne gegeben wurde. Die Bände 3l — 33 liefern die dramatischen Werke Björnstjerne Björnson's aus dem Norwegischen von Edm. Lobedanz übertragen. Der weit greifende Um fang de- Unternehmen-, bei welchem möglichst alle Li teraturen vertreten werden sollen, verleitet Natürlich zu einer sehr willkürlichen Ausdehnung des Begriffs „Clas- siker". Geschäftliche Zweckmäßigkeit und Interesse des Publicum- sind dafür entscheidend. So ist denn auch Björns»» ausgenommen, der letztere- »ollkommen ver dient und dessen dichterische Begabung und Production für seine eigene Nation allerdings eine ungewöhnliche Bedeutung hat. Die übersetzten Dramen sind: „Hulda", „Zwischen den Schlachten" und eine Trilogie „König Sigurd". Wir finden in diesen Dichtungen Phantasie, poetische Conception, Kraft, dramatische Bewegung und schöne Einzelnheiten, namentlich leben-volle Schilderung de- nordgermanischen Charakters und de- historisch- nationalen Clements in Sitte, Land und Sage; aber in künstlerischer Hinsicht zeigen sie Mangel an Reife und Läuterung; die Komposition der größern Dramen ist zerrissen, Au-gesührle- und Skizzenhafte- wechselt miteinander, und die originelle Frische und Kraft, dir un« durch ihre Gesundheit, Energie und Selbstständig keit anzieht, ist noch zu ungezügelt und naturalistisch wild, um eine künstlerisch durchgebildete, harmonische Gestal- in den Streit ein. Wenn Oesterreich je das deutsche Recht auf seine Fahne geschrieben, so ist eS diesmal, wenn eS je für das deutsche Interesse eingestanden, so ist es diesmal, wenn es je alle selbstsüchtigen Rücksich ten und Hintergedanken von sich geworfen, so ist es diesmal. Nicht Oesterreich zunächst wird von Preußen in d n Herzogthümern und in Frankfurt geschädigt — Oesterreich bleibt Oesterreich, auch wenn die Hcrzog- thümcr vergewaltigt werden und wenn das Bundes recht zerrissen am Boden liegt. Aber Oesterreich ist sich der hohen Pflicht bewußt, die seine Stellung als erste Bundesmacht ihm anweist, und nicht mit seinem Willen und mit seinem Gcschchenlassen soll der Deutsche Bund ausgestrichen werden als mächtiges Glied der europäischen Staatenfamilie und herabgedrückt werden zur Domäne partikularen Ehrgeizes. Und dieses Oester reich wagen preußische Stimmen, dieselben Stimmen, die mit fast andächtiger Spannung aus die Resultate von Biarritz gelauscht und die den Bund mit der frem den Revolution als einen glorreichen Erfolg der Po litik Bismarck gepriesen, dieses Oesterreich wagen die selben Stimmen anzuschuldigen, daß es mit dem An gebot deutsch-preuß ischenGebietrs um die Freund schaft Frankreichs geworben! Wir verschmähen es, auf solche Anschuldigungen mit Gegenbeschuldigungen zu antworten, deneil cs an positiven Anhaltepunkten wahr lich nicht fehlte, herab von den Verhandlungen einer herbstlichen Badereise bis zu der Geheimzeschichte deS Saarbrückener Kohlenbeckens. Aber mit Entrüstung und mit Verachtung weisen wir die schmähliche Anklage zurück, welche man Oesterreich ins Angesicht geschleu dert. Nicht ein deutsches Dorf darf Deutschland ver loren gehen — nicht Oesterreich hat das Wort ge sprochen, aber Oesterreich wird es wahr halten, selbst dann wahr halten, wenn gegründete Zweifel vor liegen sollten, ob cs noch in demselben Augenblicke sür Preußen Geltung habe, wo dieses Preußen neben Ita lien gegen den deutschen Bundesgenossen seine Waffen zu kehren sich anschickt." Tagesgeschichte. Wien, 15. Mai. (Boh.) Baron Werther soll hier gestern — ich sage soll, obgleich ich Grund habe, mei ner Quelle Glauben zu schenken — in Ergänzung der preußischen Antwortsdrpesche auf die österreichische De pesche vom 26. April mündlich eine Eröffnung gemacht haben, welche noch in der zwölften Stunde eine Wen dung hcrbeiführen könnte; er soll die Bereitwilligkeit Preußens erklärt haben, die Verhandlungen in der Herzogthümerfrage wieder aufzunehmen. Ich kann nicht behaupten, daß diese Erklärung zu spät kommt, aber ich besorge es. Denn Preußen schlägt, wenn mein Gewährsmann recht berichtet ist, al- die Grundlage den Wiener Frieden und den Gasteiner Vertrag vor, und wenngleich Oesterreich sicher nicht willens ist, eine bindend abgeschlossene Uebereinkunft zu ignoriren oder zu brechen, so wird es sich doch in der gegenwärtigen Sachlage der Nöthigung nicht entziehen können, betreffs der eventuell mit Preußen zu vereinbarenden Lösung dem Bunde diejenige Mitwirkung zu vindiciren, auf deren Berechtigung eben es seine letzten Schritte gebaut. — Die „N. fr. Pr." meldet: Der Esterhazy'sche Generalpächter Schulhof wurde nach erfolgter Haus durchsuchung und Beschlagnahme seiner Papiere in Ver wahrungshaft abgeführt. — (O. P.) Der Rest der hier in Garnison ge legenen Regimenter verließ gestern tagsüber die Resi denz. War schon vorgestern und ehevorgcstern der Ab schied des Publikums von dem abziehenden Militär ein überaus freundlicher und herzlicher, so erreichte er gestern beim Ausmarsche der eisernen Brigade und des unga rischen Infanterieregiments Graf Jellachich im wahrsten Sinne des Worts den Kulminationspunkt. Auf die Nachricht hin, daß die Belgier und Jellachich Morgen- von hier abrücken werden, war die Franz-Joscphsca- serne schon um 5 Uhr Morgens mit einer großen Men- tung möglich zu machen. Form und Kolorit dieser Dra men werden übrigens in ihrer Eigcnthümlichkcit durch die in der Sagenzeit spielenden und den nordischen Sagaen entnommenen Stoffe begünstigt, so daß die Lektüre der in ihrem Heimathlande erfolgreichen und für uns fremdartigen Dichtungen charakteristisch inter essant, poetisch anregend wirkt. Die Uebersctzung ist offenbar fleißig gearbeitet, fließend und gewählt im Ausdruck und giebt den des Originals wahrscheinlich öster veredelt wieder. Uebrigens geben wir zu bedenken, daß die bisher bei diesem Unternehmen ausgcübte Bevorzugung der dramatischen Poesie nicht zweckmäßig erscheint; derselben sind 15 »er jetzt edirten 33 Bände gewidmet. Wün schenswerther wäre eine verhältnißmäßig größere Be rücksichtigung der erzählenden Literatur. Namentlich be durfte eine neue Verdeutschung Shakesspeare'S keiner Beeilung; vielmehr würde es die Thrilnahme des Pu blicum- erhöhen, wenn vor Allem jene Werke auslän discher Dichter gewählt würden, von denen noch keine vorzüglichen Uebcrsetzungen vorhanden sind. —v— s Dem zweiten Bande von O. Hübner's „Verglei chende Statistik Europas" entnehmen wir folgende in teressante Daten über die europäischen Theater: Es giebt in Europa 1180 Schauspielhäuser (doch nur 298 stehende Truppen); davon hat Frankreich 337, Ita lien 296 (mit Venetien 348), Spanien >68, Groß britannien «59, Oesterreich 152, das eigentliche Deutsch land 1l5, Preußen 76, Rußland 44 (Polen lO), Bel gien 34, die Niederlande 23, die Schweiz 20, Schweden 10, Norwegen 8, Portugal 16, Dänemark 10 (Schles wig-Holstein 5), Griechenland 4, Türkei 4, Rumänien 3, Serbien 1 Theater. Stehende Truppen hat Frankreich 61, Kleindeutschland 46, Großbritannien 39, Oester,
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