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Dresdner Nachrichten : 12.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-12
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189412127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18941212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18941212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-12
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.12.1894
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s«ie»r.tt für S.kttt», ll«trr»altu»ii. «A^ck»r,l»vu«elir. vörKndenck«. »remLentiür vdr vstrleliahrliL«. »-bo. Lmr^ dl, Vott M 27S. im Knslailü qK r»t<vrichri»«g» RoGtumIao. dmt von 2>»ku»di««Me»: ir^»v.«v«mi.»-3w>l4!ciäim. maas p ««» u-i MiiMinaa« «timadl» »"> Sloürru .L mir au lieiiiaaku di» L llbr^atmiiia«». 'r »a«1> NkiilL-ktt SU Pis rnn Lur««vc»-e>1 3ei>r«,Psa. Äiiküntii-unäeq au» tvr Privalicilc Ariic su Pis. AurwLililic Äuirnis' »»r «kam Vorauadkuiiilmia Aiitüntlauiiskii »M»lk» »ii»mll>a>« »ainiiquc Kcw»UcIu»stIlkUk» a>> zur Ouckaap« kin«r>a»dier ^.chriit- tluckc keim Lrrt»>«dl>ckl«'» 4>»rns«nr»«tift»U»Utr. >1. iaa« 39. Jahrgang I'orsi'lliiiilutu'lluur,' Hl uN« >»-. All'-iinorlmut tür ,iiv I'ur- sslluositdnl» >>. X'iii k i». W«8 »ie« »«. ^ » " »e i iZio^artl^v ^RISSR«IIl»>8 dvrrllvdor Vetdoacktr-Headoitsn. Dresden, 189^. . I I k ^ ^ < Lerrea-Lroalvaedter < -UsiKlIllNA kortlkus a. 6. Uurktlutllü HI»x: ItUIIAtll, ^VriNsßr. 8. ko«I»n»nn '>» 25 ü»ui«t>tr. 2', I-rv««Iei»-IV. 25 IliMptritr. 25 § vmptjelilt i>i»iisst„<Is! k« uU<; jd ju Xui/-, skulant'-rio-. k.e<Ic>>-. st„r/olbi»-, 8tyiu^ut-, OIrr8- K >i»ul kpil'I«iu,riu. ^ Au«I> U«»izrl. 5l,-i88in>r 1'uiv.vIIii» I k. ^Viilil X« i«chc>I»iU8tc.r. llelaried > klsul, :i I)re8ävi», *» V^aUstr. 28. > Steller » lür Icia» I oraets / v»iti : naue 'o l'Lrisr'r, s)rü>?«1»r un i Vrenvr Ao«jvNo. De!oi.1i..X. 1,107. Lv8vll8ek1rmv ju KrÄ8«t«r 8cIiiiinki»blR 6. A. ?vt8vkke, ^il8<!> 1?. -i e,ui«,iss - Englisch.' Snmvathien siir Rußland, Bvncnvvrrgtivne». Hosnnchrichke». Wahl ;„r Trtötranleiibisse.! Vcrmiithliche Witterung:' Gesannntrathssitzung, Bastei, Pirna« Baiitvcrci». Weilniachtsscha». Geiverbeverein. Kainniernmsikabcnd. t «olttische-. Tic Krankenstubcnatmosphärc, die Monate lang drückend über der europäischen Politik infolge der Ereignisse in Livadia gelagert hatte, ist noch immer nicht ganz vmvchl, trotzdem der kräftige Pulsschlag eines neuen Gebens sich bereits durch mancher lei kleine Anzeichen von Petersburg a»S fühlbar gemacht hat. Ter Dreibund läßt sich zwar durch den russischen Thronwechsel in seiner gleichmäßigen, durch die innere Ausrichligkcit einer wahrhaft friedliebenden Politik vorgezeichncten Haltung nicht beirren. Er fährt noch wie vor mit mäßigem Tamps ans den, alten Gleise weiter. In Frankreich und England dagegen hat sich der össcnt- liehen Kreise eine hochgradige Nervosität bemächtigt, die eine Ab nahme vorläufig noch nicht erkennen läßt. Ganz besonders auf fällig ist der Stimmungswechsel in England, dessen ureingeborencs Phlegma über Nacht einer krampfhaften Lebendigkeit gewichen zu sein scheint. Das Russensieber, diese sin «Io 8ic!«o Influenza der modemen Kulturwelt, ist auch in die sonst so nüchternen und zu geknöpften Lords und Gentlemcn gefahren und hat — die Influenza wird so häufig mit einem bischen Alkoholismus bekämpft — in ihren Köpfen einen förmlichen Rausch erzeugt, der ihnen die Tinge der wirklichen Welt mit einem allgemeinen rosafarbenen Licht überstuthet erscheinen läßt. Einen kräftigen Ausdruck hat diese beseligte Laune in dem Empfange gefunden, der dem Prinzen von Wales bei seiner am Ende der vorigen Woche erfolgten Rückkehr aus Petersburg zu Thcil geworden ist- Im Allgemeinen ist es nicht englische Gepflogenheit, mit souveränen Perjönlichtcitcn über mäßige Umstände zu machen. Von einem wirklich entwickelten monarchischen Gefühl ist in England keine Rede. Tas Volt geht an den Mitgliedern des königlichen Hauses für gewöhnlich mit Gleichgiltigkeit vorüber und hält das Kvnigthum mehr für eine .englische Institution" als für einen nnentbchrlichcn, lebenspenden den Nährboden der nationalen Wohlfahrt, sich eine Verkörperung deS nationalen TenkcnZ und Empfinden? und einen historischen Ausdruck des nationalen Werdeprozesses. Tas Königihnm trägt in England mehr repräsentativen Charakter, und begeisterte Ova tionen werde» ihm nur bei ganz ausnahmsweise» Gelegenheiten alle Jubeljahr einmal dargebracht. Vollends der englische Thronfolger ist nicht der Mann danach, um unter solchen Verhältnissen den gefeierten Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit zu bilden. Er tritt so wenig hervor, daß im vorigen Jahre die englischen Blätter ein: große Neuigkeit entdeckt zu haben glaubten, als sie meldeten, der Prinz vonWnles habe — in seiner Hofhaltung eine Acndcrung der Tagesordnung eingcsührt und u. A. die Dinerstundc auf eine spätere Zeit verlegt. Ter Prinz wird daher selbst nicht wenig überrascht gewesen sei», als er bei seiner Rückkehr aus Rußland den Bahnhof in London von einer vieltausendköpfigen Menge rimlagert fand, die bei der Fahrt des Thronfolgers nach seinem Palais Spalier bildete und nicht enden wollende „Ehcers" aus ihn ausbrachtc. Und warum das Alles? Weil die englisch-russische „Entente" angeblich durch das höfisch-diplomatische .Geschick" des Prinzen in die Wege ge leitet worden ist. Du lieber Himmel! Man muß das nnanSlösch- lichc Phlegma, die hypochondrischen Allüren des Prinzen kennen, n m den Werth dieses „Verdienstes" aus sein richtiges Maß zuriick- zuiühren. In Wirklichkeit ezistirt die englisch-russische Freundschaft nur aus englischer Seite. Tas Verhältnis; zwischen der« beiden Staaten ist ähnlich, wie wenn ein Trunkener in der Ehampagncr launc seinen« nüchtern gebliebenen Nachbar um dcn HalS fallt und ibn zu dessen größtem Verdruß seiner zärtlichsten Frcniidschast ver sichert. TaS Herz des russischen „Freundes" ist kalt wie eine Eisbärschnouze, und die russische Presse hat bereits spöttisch an- gcftagt, wie viel denn eigentlich die erstrebte Freundschaft für die Engländer „werth" sei. Ta liegt der Hole im Pfeffer. Sobald cs sich in der Praxis um den Austausch von Leistung und Gegen leistung handelt, wird auch de» Engländern die Erkenntnis: kommen, daß trotz des Prinzen von Wales und trotz der „englischen Prinzessin Alix, jetzigen russischen Kaiserin, Rußland sämmtlichc fetten Happen snr sich beanspruchen und England auf die von dem russischen Tische fallenden Brosamen beschränken wird. Einst weilen aber macht sich bei den Engländern noch der ErfahrnngSsatz geltend, daß man gern glaubt, was man wünscht, und daraus er klärt sich die zur Zeit spukende Fataniorgana einer „uneigen nützigen" russischen Freundschaft. Ta dies Phantasirgebildc nun einmal cxistirt. so mußte cs auch „Einer gewesen sein". Auf diese Weise ist der Prinz von Wales zu der nnvernmtheten Ehre ge kommen. als Retter des Vaterlandes bei seiner Rückkehr aus Petersburg begrüßt zu werden. Er selbst wird insgeheim herzlich über die Naivität scinerLandsleute gelacht hoben. TieEngländer sind von dem Russensicbcr nur angesteckt worden, weil sic momentan dazu dispvnirt waren aus Grund der kolonialen Hypochondrie, die An gesichts des russischen Thronwechsels mit verstärkter Heftigkeit dos englische Publikum ergriffen hat. Lange pflegen solche plötzlichen pathologischen Erscheinungen in der Politik nicht vorzuhalten. Deshalb wird auch die nervöse Beweglichkeit, die augenblicklich an der Thcnrsc herrscht, bald wieder dem gewohnten brütenden Phlegma Platz machen, und nrit der englisch-russischen Freundschaft wird es gehen, wie der geistreiche Ausspruch eines unbekannt gebliebenen Philosophen besagt: „ES lonnnt meistens anders." Während die hohe Politik noch zuni Thcil im Dunkeln tappt, scheint sich die Börse in ihrem dunklen Drange des „rechten" Weges, d. h. desjenigen, der sicher zum Gewinn führt, wohl be wußt zn sein. Tie vikfgcriihinlc Grldflnssigkeil hält noch immer an, und bis letzt sind die von manchen Seiten erhobenen Warnun gen vor einem plötzlichen Rückschläge unbestätigt geblieben. Frei lich ist der vielfach erhoffte Aufschwung von Handel und Wandel im Allgemeinen bis jetzt auch »och nicht cingrtrcten. Es gewinnt vielmehr de» Anschein, als ob ausschließlich der baut» tinuuco das lebhafte Geldangebol zu Gute kommen sollte. Tic „großenEomp- toirs" angeln bereits allseitig nach einer fetten Beut«', und dcr Rcslcr ihrer Bemühungen spiegelt sich in den, regen Leben wieder, das plötzlich über die Finanzministerien zahlreicher Stauten gekommen ist. Ter russische Finauzchef hat mit dem Pariser und Londoner Hause Rothschild einen Aulcihcverlrag über Mi Millionen Francs abgeschlossen: Testen eich sicht sich nach KO Millionen Gulden zum Zweck der endgiltigen Turchsührung der Valulareforni um: Ungarn fahndet ans L> Millionen Gulden: die Vereinigten Staaten von Amerika wollen einen Pump von 7,0 Millionen Tollars rislirc». Tazu „hosit" man in finanziellen Kreisen auf eit« unmittelbar be vorstehendes Bittgesuch Ehinas in Höhe von 5,0 Millionen Pfund Sterling, und endlich gelüstet cs auch Serbien nach der Bagatelle von KO Millionen Francs. „Kleinigkeit", sagt die Börse, „mir gelingt Alles", und ohne Säumen geht sic aus Werk, um zwei Milliarden Mark — >o viel beträgt nach einer Zusammenstellung der „Neuen Börsenzcitung" die Gcsammtsiimme der augenblicklich zur Begebung stehenden Anleihen in deutscher Reichs-Währung — flüssig zn machen. Svstrn die Anleihen sicher sind, liegt kein zwingender Grund vor, die Belheiligniig des dcut'chcn Kapitals daran abzulehnen. Ter slüisigc Gcldstand ist weientlich mit aus de» Umstand zurück-,ii'ühren. das; das mittlere und kleine Kapital keine Neigung und vielleicht auch bei der ungünstigen Geschäfts lage leine genügende Gelegenheit hat, sich an Unternehmungen von größerem Risiko zu bethciligen. Es sucht daher eine weniger verzinsliche, aber sichere Anlage in gut snndirten Staatspapicren, und soweit der einheimische Staatskredit dadurch nicht gefährdet wird, mag eine z» solcher Anlage sich bietende Gelegenheit, soweit sie „reinlich und zweifelsohne" ist, immerhin benutzt werde». Wo aber die Großen sich mästen, wollen die Kleinen auch Etwas haben, und so ist denn die Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die siiinnzicllen Flibustierstaaten veriuchcn werde», ans der allgemeinen Goldkripvc mitziisrcssen. Serbien bat sich bereits mit heran gedrängt. Angesichts dieser Gefahr dürste es an der Zeit sein, von Neuem die Forderung z» stellen, das; die Emissionshäuier für die fremden Emi'sionen den Gläubigern gegenüber haftbar gcmachl werden. Heiter, trocken. Frost. Aeruschreib- imd Hernsprtch-Venchte vom 11. Dezember. Bcrli n. tlc cichsta g. Eingegangen ist das Schreiben des Ersten Staatsanwalt? am Landgericht b zn Berlin, der die Er mächtigung der strafrechtlichen Venolgiiiig der Abgeordneten Lieb knecht und Genossen wegen Mgicstätsbeleldigmig. begangen in der R'cichstagssitzimg vom 7. dZ. M.. nacbsuchl. Ans Vorschlag de? Präsidenten gcl» das Schreiben zur ichlennigcn Berichtrrstattnng an die Grichästsordnnngskomiiiissio». Eingegangen ist ferner eine Interpellation der Nativriallibemlcn wegen der Einrichtung von Handwertertammer». Vor der Tagesordnung nimmt das Wort Reichskanzler Fürst zn Hobrntobc, »in seine Ansicht über einige Fragen darzutegen. welche de» Reichstag in der folgenden Zeit bclchästigcn werde». Es bandle sich beim Reichstaiizlcrwcchi'el nun auch '.n erfüllen. Tic Verhältnisse zwischen Reich und Einzel- stnaten müßten geordnet werden, damit nicht die Matrikickarbeiträge wie bisher über die Ucberweisnngcn hinausgehen. Fni Zusammen hänge mit linieren Finanzen steht unsere Koloninwerwallniig. Wenn Tciitiehland ans dem Wcltiiiarlle seine Machtstellung be- wahren will, so müssen sich neue Absatzgebiete erichließcn. Tie Kl'lonialsragc ist aber zugleich eine nationale und eine religiöse: national imoscrii, da duceb sic der Enrheitsgedankc gefördert wird. Wirksam wird aber die Kolonialvolitik nur gefördert werden können durch eine geeignete Marine: das bot man auch setzt wieder ge sehen in den ostasiati'chen Gewässern. Tic Lage der Landwirth- jchast ist eine bedrängte und man »mß rilgeben, daß die Gesetz gebung der letzten Jahre mehr der Industrie als der Landwirth schast zn Gute gekommen ist. lBravo! rechts.» Wir haben den guten Willen, die Schäden aus diesem Gebiete zu heilen. »Wieder holtes Bravo!) Tic zn Gnnsicn der arbeitenden Klas'c-!'. ergrinencu Maßiialnnen bedürfen der Ergänzung zn Gunsten auch der Arbeit gcbcr. Mit der Reform des Bvricnwcscns sollen schädliche Aus wüchse beschnitten werden. Redner bcrübrt dann noch kur; die vor gesehenen Ergänzungen des Strafrechtes in der Umsturzvorlage. Man habe in gewissen Kreisen gewisse Besorgnisse aus seiner früheren Stellung zum Kulturkämpfe hcrgclcitct. Mit Unrecht! Seitdem habe sich Vieles geändert und heute erfordern die Auf gaben der Zeit ein freundliches und verständiges Zusammenwirken der staatlichen und kirchlichen Autorität: er werde dasselbe zu fördern bemüht sein. »Bravo!> — Tas HnuL tritt sodann in die erste Berathung des Etats ein, wobei der Präsident die Bitte auSsvricht. die Umsturzvorlage außer Erörterung zu lassen. Staatssekretär Gras v. Posadowsty: TaS Jahr 189301 hat mit einem Ueberschus; von 14 Millionen abgeschlossen, während man mir ans 1 Millionen rechnete. Im lausenden Jahre kosten die Kolonien 1,200.000 Mk. mehr, als der Etat erfordert. Aber so be dauerlich das ist. nachdem wir einmal Kolonien besitze», müssen wir uns auch diesen Besitz sichern. Auch das Reichsheer erfordert Mrbrausgabcn. Bei dem Verkauf der österreichischen Thal« «- girbt sich ein Verlust von 4'/- Mill. Mk. Bei der Post, wo im vorigen Jahre der Einnahnieonsak erhöht wurde, setzt der Herr Staatssekretär v. Stephan einen Minder-Ueberschuß von 1-M Mill. Mk. an. Auch die Reichscisenbahnen dürsten eine» Minder-Ueberschuß ergeben. Jnsgesnmmt glaube» wir, das; das Jahr 1891 93 eine Mchrcinnahmc von 5, Millionen über de» Etat «geben wird, der dann also dem Jahre 189ä !X> zn Gute kommt. Was die Url'nwrisuiigcn anlaiiat. so können ivir bei de» Zöllen trotz d« bisherigen günstigen Ergcviiisse doch nur nuf rin schlicßliches Mehr von 9—10 Millionen gegen den Etat rechnen. Im Ganze» rechnen wir ans: Mehr Ueberweisnnqen von26' eMill. Mk., sodaß Mittwoch, 12. Trzl». die im Etat aus :iO Millionen angenvinmcne Spannung zwilchen Malrikularveitdägc» und Uebclwcisungcn sich aui I Millionen rednziren dürste. tLinll-: Hiftt! Hört!) Redner geht dann ans den vorliegenden Etat von 1K95 96 ei». Mehrausgaben seien hicc vorgesehen bei dem Kolonial«»». Bei dem Hccrcsetat dagegen entstehe bei dem Militaretat allein eine Minder AilSgabe von 15, Millionen für Natnrnwerp-cgnng. Es ist das ein klaisiichc Beweis snr die Nothlagc der Landwirtbschaft. Mehrbeträge sind ferner eingestellt bei der Marine iiisgciammt für Schiffsbau in- > Arniirung 7 Mill. Mt. Bei den Einnahmen sind die Ergeh»in der letzten 24 Monate einschließlich August zn Grunde gclcgi. Nur bei den Zöllen ist der dreiiahrigc Durchschnitt gewählt worden und da ist man zn einem Mindcransatz von 2 Millionen gegen den vorjährigen Etat gctvinme». Bei der Post- und Telegraphen- Verwaltung ist auf einen Minder-Ueberschuß gerechnet wegen einer Anzahl neu zu errichtender Poststellen und wegen Einführung des Diciistallcrsslnscn-Systcms. TaS Grundergebniß des Etats sei, das; die Matrikularbeiträge die Ueberweisungen um 333 Miliio neu überschritten. Tie Schulden und Schuldzinsen seien so gestiegen, daß man endlich einmal an die Tilgung denken müsie. Der Etat-Entwurf gebe folgendes Bild: Wir stehen erstens vor steigenden Ausgaben, zweitens vor schwankenden Anforderungen an die Einzclstaaten und drittens vor einer starken Verschuldung. Ta müsse man doch mehr als bisher der Gegenwart die Deckung' ihrer Ausgabe» auserlcgen und auf Tilgung dringen, man miisic! die Einzelnaoten schlitzen vor wechselnden Ansprüchen des Reiches.: Er habe sich an die Minist« der Einzclstaaten gewendet. Ueücrall sei die Antwort crthcill worden, die Regelung der Verhältnisse de? Reiches zu den Einzclslnaten sei im Interesse der letzteren eine Notbwendigkcit; erfolge leine Fiiianzrewrin. so gericthcn die Einzcl- slggtcn in große Bedrängnis:, denn auch sie könnten nur bis zn einer gewissen Grenze angespannt werden. — Abg. Bachem sCentr.):! Seine Freunde erwarteten, der Reichskanzler werde die religiösen Gefühle mit derselben Schonung behandeln, wie « es in Elsaß- Lothringen gcthan. Wir würden alsdann tcinen Anlaß haben, dem Reichskanzler anders cntgcgcnzntrctcn als seinem Vo> ganger und dem ersten Reichskanzler: ab« natürlich werden wir seine! Handlungen cibwartcn nnd wir honen, daß diese seinen Worten! entsprechen werden. Was den Etat anlangt, io hat das Ergebnis;! des letzten Etatighres die von uns vorgenommenen Erhöhungen' verschiedener Etatpositionen gcrechtsntigt. Auch setzt wird cs Parole der Bndgctkommission sein, die Balgneirimg des Etats! hcrhcizuft'ihrc». ohne neue Stenern. (Hört! Hört!« Tic Zoll . cinnahmen seien zu niedrig veranschlagt. »Widerspruch rechts. , Ebenso wie voraussichtlich im nächsten Jahre die Gc-trcidcprciic wieder steigen werden, chemo mich die Zolleiniighincii. Bis jetzt bleibt im Etat ein Plus von 33 Millionen, welches die Einzel-; staateii an das Reich hcrmiszahlc» sollen. Wenn cs mm uns hier i gelingt, diese Snimnc auf ko Millionen herabzusctzcn. was doch dem Herrn Filimiziniiiislcr nicht mehr so bestliwerUch sei, würde eine TabMeiiervorlagc dann nicht mehr nöthig sein. Ebenso wie wir liier ans Sparsamkeit bedacht sein müssen, ebenso auch > müssen es die Negierungen sein. Sic müßten solch große Etat ! Überschreitungen verhüten, wie sie der letzte Abschluß zeigt.» 26 Millionen! Daß der Rcichsichatzsclretär die Verschuldung des Reiches hervorhob, berührte mich wohlthuend, aber er hätte die Verschuldung mir auch bei der Militärvorlagc so sehr hcrvorhcbeii sollen. <Sel>r richig!> Ersrenlich ist der Verzicht in der Thronrede ans Mchriiverwesiiingen an die Cinzclstaatcn über die Matrikular beitrage hinaus. Bei der Marine darf das Tempo icdcnsallS nicht so gewählt werden, daß wir in Schwierigkeiten kommen. Ta'sclbe gilt hinsichtlich des Kaicriirnhanes. Bei der Marine »vollen wir nichts als eine ausgiebige Vertheidigililg unser« irüstcn. gleich wohl «scheint im Etat, naccideni er in den letzten Jahren ein Trocken dock abgelchnt hat, diesmal sogar »och ein zweites. Beim Post ctat finden wir wieder viele lostspicligc Bauten, aber tcinc Am bcsscrimg der Untcrbeamten. (Beifall., Mclmvrdcrungcn finden wir weiter im Kolonial«»». Wir sind weit entfernt, innere Nuter- (' . ) ' . 0 - rr >!i x «s nicht »m einen Systemwechsel. wie man wohl hat behaupten stützungen für die Kolonien znrnckzuziebcn: bei »ns ist die lultnrelle wollen. Er werde beinöbt >em. alle vlnaesiindeiieii Vcrpstichtiiiigrn Seite oie Hanrstsnche. der Fall Leist zeigt aber, daß in de» Kolonien nicht so gewirthschastct wird, wie wir wünschen. D.e Neger sind soziisiigen auch Mcnichen, und habe» sie nicht solches Schamgefühl wie wir. i» müssen wir sic aus eine höhere Stufe zu ziehen suchen und nicht zu ihnen hiiiabsteigen. «Bravo!) Wie denkt man sich die 'Wirliamteit nmecer Mission, wenn Reichs beamic ein solches Beispiel geben. Während man den Sozial dcmvtraten gegenüber an' ein Ausnahmegesetz Verzicht«, stehen die Katholiken »och immer unter einem solchen. In den Kolonien würden seist zwar alle Trden zngrlasicii. in Deutschland dagegen nicht. Sind wir denn wenig« würdig als die Deutschen in Asiila? cHeilerlcit.) Ilm die sozialen Geiahre» zu beschwören, bedürfe «s vor 'Alten, der Fortführung der sozialpolitnchcn Gesetzgebung. Wie lange warten wir niur schon vergeblich ans die weiteren Ans sülmingsbestlmmnngcn zu Gunsten dcr Sonntagsruhe in der In dnstrie. Was die Landwirlhschaft anlange. so seien seine Freunde nicht gewillt, dem 'Antrag Km iß. beiz,,treten, aber den 'Weg der Bvrscnrcsorm würden sic betreten. Durchaus znstimmcn könne er scnier de» der Interpellation, betreffend die .Handwerlertammcrii zn Grundc liegenden Absichten. 'Aber aller positive Ausbau nütze nichts ohne feste christliche Grundsätze, man müsse nicht mir sagen, ..Gl«' uns das Brot", sondern „Gicb Allen das Brot". «Beifall. — Abg. Richter «weis. Volks:«- nnterschreibi 'Alle-?, was Vonediicr über die finanzvvliiische Lage gesagt bat: icdcnsallS sei dieselbe so, daß wir neuer Stenern jetzt gar nicht bcdürsten. Im lansiiiden Etatsiahr sei die Einnahme nirgends hinter den vom Reichstag er höhten Anschlägen zimickgehlichen und nicht nur sei die ganze Spannung ztvi'chen Matrikiilnriimlagcn und Uebenvcisunacn vcr schwundcn. sondern cs sei auch noch ein Etatsplus von-3Millionen da, rnSgeiainmt alio eine Besserung gegen die Voranschläge der Regierungen um ."«Millionen. Indem neuen Etat sind vor Allem die Zollciimalnnen ganz nngcreclitscrtigt niedrig veranschlagt, auch hat man die sonst aus die Anleihen verwiesenen anßerordcnllichen 'Ausgaben setzt aus daS Trdinarinin übertragen. In diesem Etat ist der Umfang «st« Vaurgten für Kasernen so groß wie noch nie, 25 Millionen gegen 1k Millionen im Vorjahre. Auch für die Marine bat man gaiu ungewöhnlich hohe Forderungen in den Etat ausgenommen. Darüber hinaus wird nun noch eine Er Weiterung der Marine angclniidigt. Durch Bewilligung dcr ge forderte» ersten Rntc für die nc-nen Schisse würden wir n»s sin 36 Millionen neue 'Ausgaben cngagircn. Wenn dem Rcichs lanzlcr io hohe Ziele vviichwebcii. so würde die Kolonialvolitil uns noch viel Geld koste». Bis letzt haben wir in de» Kolonial gebieten noch keine iicncn 'Absatzgebiete gewönne», wir setzten bis her dort nur die Millionen ob. die wir bewilligten und mit denen entlassene Lcutnonts iiiilerbakteir werde». 'Von »»irrer Kultur »»'Go» in Anika solle inan gerade setzt nicht st'rechrn. Dik Tab'il- 81 PL
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