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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-17
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1890
- Autor
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"1Z eint täglich h 6V, Uhr. Ketarlion und Lrpkditiou Iohannesgass« 8. APskchftundrn drr NedarNon: vormittags IO—12 Uhr. „ Nachmittag» 5—S Uhr. Dir tt« eln,e1«n»»er «l»»»lret»«e «acht sich t» »tedacii«» nicht «crdmdlich. Annahme »er für »1e nüchstf-lsende Nummer hefttnunte« Lnferat« an Wochentagen hi« - Uhr Nachmittag«, an Sonn- und Kefttage« früh »t» /,» Uhr. In -cn /ilialrn für Ins.-^nnahme: Ott« Klemm'« Lortim. («lfre» Hahn). Universttätsstraße 1, Louis Lösch«. tatharinenstr. 1» pari, und KSrrtgs-latz 7, nur bi« Uhr. riPMk Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Nbonnement-prei- vierteljährlich 4»/, Mk. tncl. Brtnarrlohn 5 Mk., durch dto Paß bezogen ü Mk. Jede riuz^ue Nnmma X> velegeremplar 10 Pf. Gebühren für Lxtrabrilaa«» (in Tageblatt-Format ge,atzt) ahne Poilbrsorderung SO Ml. »tt Postbefürdernag 70 Mk. ' Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Labellarischeru. Zisfernsatz nach höherm Loris. , Kerlinaea »nter demRedactionsktrich dt« «aefpalt. Z«üeüOPs.,vor den Familie »nach richten . di« «gespaltene Zeile 40 Pf. . Jnstrate find stet- au di. »r»«hitia« ,, V senden. — Rabatt wird nicht gegeben-, Zahlung prneuuwernnäo oder durch Post nachnahme. 26«. Mittwoch» den 17. September 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. de» Drrtaos keimfreier Kindermilch betr. Vom I. J«lt diese- Jahre- an wird in folgenden Apotheken: Areuz-Npotheke, hier, Bayerische Straße 2, Albert-Äpotheke, hier, Emilienstraße 1, Apotheke ,«m »eichen Adler, hier, Hainstraße S, Kurprinz-Apotheke, hier, Sternwartenstraße t2, Homöopathische Central-Apotheke, hier, Thomas- kirchhof 12, Reue Börseu-Apotheke, hier, Kallesche Straße 12, Hirsch-Apotheke, hier, Grimmaischcr Steinweg 28, Lome» Apotheke, hier, Grimmaische Straße 22, Mohren Apotheke, hier, Eutritzsch« Straße 1, Nanstädter Apotheke, hier, Ranstädter Steinweg 27, Gounen-Apotheke, hier, Südplatz 1, SalomoniS-Apotheke, hier, Grimmaische Str. 17, Germania-Apotheke, hier, Promcnadenstraße 1l, Lekanntmachung. JohanniS-Apothrke inLeipzig-Reudnitz,LripzigerStr.26, «ronen-Apotdeke, Leipzig Gohlis, . ^ ^ » Leipztg-Neuschönefeld, Leipzig-Anger-Crottendorf, Wurzener ^al ken-Apotheke, Leipzig ip >st-Apotheke m Straße 3, St. Georg-Apotheke, Leipzig-Neustadt, Schiller-Apotheke, Leipzig-Gohlis, gegen vorherige Bestellung keimfreie Milch zur Ernährung von Säuglingen nach dem Soxhlet'schen Verfahren und naö besonderen ärztlichen Anweisungen hergestellt und zu dem Preise von 5 für die Flasche, ausschließlich des Glases, käuflich geliefert werden. Bei der Bestellung ist der LebenS-Monat, in welchem das zu ernährende Kind steht, anzugebeo. Die Lieferung der Milch erfolgt von dem der Bestellung folgenden Tage an. Dem Publicum wird diese Einrichtung hiermit bekannt gemacht und zur Benutzung empfohlen. Leipzig, am 4. August 1890. Der Skath der Stadt Leipzig. I». 44S3. vr. Tröndlin. Krippendorff. Wohnungs-Vermiethung. Im Commungrundstück, Grimmaische StraPe Nr. 1, ist vom 1. Oktober d. IS. an eine in der 4. Etage ge legene kleine Wohnung zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, ent- gcgengenommen. Leipzig, am 13. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. In 4699. vr. Georgi. Pücker. Da» 9. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verord nungsblattes für das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum 0«. dss. MtS. auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 51. Verordnung, betreffend die Abänderung des der Verordnung vom 17. Juni 1887 (G - u. V.-Bl. S. 80) beigefügten Auszugs au» der Dienstvorschrift über Marschgedürnisse bei Einberufungen zum Dienst, sowie bei Entlassungen; vom 24. Juli 1890. 52. Verordnung, die am l. Deccmber 1890 vorzunehmende Volkszählung betreffend; vom 15. August 1890. 53. Verorviiung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Erbauung einer noriualjpurigcn Eisenbahn vom Bahnhöfe Gera-Pforten nach Wolfsgefärth betreffend; vom 20. August 1890. Nr. 54. Bekanntmachung, die zwischen dem Königreiche Sachsen und dem Fürstenthuine Neuß j. L. wegen Erbauung einer Eisenbahn von Schönbcrg nach Hirsckberg, sowie wegen Abtretung des Fürstlich Reußischcn ,ThcileS der Schönberg Schleizcr Eisen bahn an die Königlich Sächsische Regierung und wegen Herstellung einer Berbiiitungsbah» zwischen den Eijenbahnlimen Gößnitz-Gera und Weischlitz- WolfSgesärth unterm 26. Juli 1890 abgeschlossenen Slaatoverlräge betreffend; vom 20. August l890. Nr. 55. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stattgciiicinde Zwickau betreffend; vom 30. August 1890. Leipzig, Len 15. September 1890. Der Rarh der Stadt Leipzig. Hehler. Wagner. An jede Aeußerung herzlicher Beziehungen zwischen beiden Mächten heftet sich sofort die Verleumdung und die üble Nachrede, und, wie die Erfahrung gelehrt bat, leider nicht erfolglos. Aber bei aller Neigung zum Mißtrauen, welche bei einem so hart geprüften Herrscher wie Kaiser Alexander sehr erklärlich ist, müssen die fortgesetzten Beweise aufrichtiger Freundschaft ohne jeden Hintergedanken doch endlich ihre Wirkung lhun und auch bei ihm dem Vertrauen zu seinen Freunden eine dauernde Stätte bereiten. Die maßgebenden Kreise Frankreichs haben sicher keine Freude an dem herzlichen Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland, und benutzen ohne Zweifel jede Gelegenheit, die sich darbietet, um dieses Einvernehmen zu stören. Aber eine solche Gelegenheit ist heute nicht vorhanden, und der Versuch. Zwietracht zu stiften zwischen Deutschland und Rußland, ist daß erst die weiteren Probeveranlagungrn zu einem sicheren " -St. Ergebniß üb« die Elassenetntheilung, die Steuersätze in den einzelnen e führ gegenwärtig ganz aussichtslos. Uever die Haltung, welche Oesterreich-Ungarn Rußland gegenüber einzunehmen hat, auf Bekanntmachung. Wegen Einlegung von Gleisen der Pferdeeisenbahn der Strecke ChauffeeyauS-Möckern wird die äußere Hallesche Straße auf die Dauer dieser Arbeiten und dem Fortschreiten der GleiSlegung entsprechend für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 12. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7501. vr. Georgi. öeistner. Erledigte Liirgermeisterstelte. Die erledigte Stelle eine- Bürgermeist«- für hiesige Stadt soll möglichst sofort auf die Dauer von 6 Jahren mit einem Juristen, welcher die in 8. 84 Abs. 2 der Revidirten Städteordnung zur An. nähme eine« selbstständigen Richteramtes bez. zur Ausübung der Advocatur vorgeschriebene Befähigung besitzen muß, neu besetzt werden. Da« Einkommen dieser Stelle beträgt einschließlich de« Fixums für Verwaltung des Standesamtes, die Uebertragung der letzteren aus den »n Wählenden vorausgesetzt, jährlich 4000 ^l, wobei de- merkt wird, daß derselbe als Vorsitzender hiesiger Sparkasse eine Cautickn von 1000 zu hinterlegen hat. Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen und Lebenslauf, sowie mit der Angabe, zu welcher Zeit spätestens erfolgen kann, bis zum . . 20. September 18»0 anher gelangen lasse«. Markranstädt, den 25. August 1890. Der Stadtrath. I. B : Ronniger. Erledigung -er Stelle eines ersten Stadtraths. Laut Beschluß der hiesigen Stadtverordneten-Bersammlung soll die zum 1. Oktober d. Js. frei werdend« Stelle eine« ersten Stadt- raths der Haupt- und Residenzstadt Dessau möglichst bald für eine zwölfjährige Periode durch Neuwahl wieder besetzt werden. Mit diesem Amte wird vorbehaltlich drr La,de»herrlichen Genehmigung unter der Bedingung deS reversmSßigen Verzichts auf anderweite Erwerbsthätigkeit und gegen die Verpflichtung, das Amt innerhalb der Wahlperiode nicht ohne vorangegangene vierteljährige Kündigung niederzulcgen, ein Gehalt von zunächst 3600 ^l verbunden, dessen Erhöhung um je 30» ^l von 3 zu 3 Jabren bi« zum Höchstbetrage von 4500 von drr Beschlußfassung drr Stadtverordneten - Ver sammlung und eintretenden Falles von der Landesherrlichen Ge- nchmigung abhängt. Gemäß 8- 106 der Anhaltsschen Gemeindrordnung gebührt den besoldeten Sladträthen, falls Sie bei Ablauf der Dienstperiode nickt wiedergewählt oder bestätigt werden, nach 12 jähriger Dienstzeit die Hälfte des Gehalts als jährliche Pension, deren Betrag mit jedem weiteren Tienstjahre um 1'/, Procent deS Gehalts bis zur Höh« deS letzteren selbst steigt. Ebenso wird der neu zu wählend« Stadtrath Mitglied der Anhaitischen Mttwcncasse unter den hierfür festgesetzten Bedingungen. Bewerbungen sind an die Stadtverordneten-Versammlnna z. H. des Unterzeichneten Vorsteher« derselben binnen drei Woche» zu richten und müssen Nachweisen, daß der Bewerber die Besähst für da» Rtchteramt oder den höheren Verwaltungsdienst besitzt. lieber die etwaige bisherige Berusslhätigkeit sind besondere Zeug- nisse beizufügen. Ebenso ist mitzulheilen, mit welchem Zeitpunkte d« Bewerber da- Amt antrelen könnte. Dessau, den 14. September 1800. Der Stadtverordneten - varstehrr. Rümelin. E-Lcursverfahren. In '«r Varkschen lloncurssach« ist der Kaufmann Otta Francke definitiv zum Loncursverwalter gewählt. Veißeastld, den 12. September 1800 K-chditches A»1S«ertcht, AbttzeU«»« I. Frankreich und Rußland. Ter Beginn der großen französischen Manöver wird der Welt gleichzeitig mit zwei Aussprüchen französischer Generale kund gethan. General Gallifet, der seinen Ruhm als kühner Rcilersührer schon auö der Napoleonischc» Zeit hcrleilet, hat zuerst das Wort genommen, um zu erklären, daß Frankreich zwar keinen Krieg wolle, aber der Zukunft mit vollem Ver trauen entgegensehen könne. Ihm hat sich der ehemalige KriegSminiiier Ferren angeschlossen, um ans das Wohl der russischen Schwesterarmce zu trinken, deren unvergleichliche Eigenschaften ein Mittel darböten, um allen Coalilioi»n zu cgnen. Man könnte die Trinksprüche der beiden Generale als eine Art versteckter Drohung anfsasscn, welche sich gegen den mittel europäischen FricdciiSbund richtet, sie finden aber auch obne solche kritische Beurlbcilung ihre Erklärung in der allgemeinen gespannten Lage. Frankreich ist trotz seiner außerordentlich zahlreichen und gut vrganisirtcn Armee isolirt, und der ein zige Bundesgenosse, ans den cs im gegebene» Falle rechnen kann, ist Russland. Also ist es ganz natürlich, daß cs dieser Macht mit der größten Zuvorkommenheit begegnet, und Alles thut, um die bestehende Freundschaft zu Rußland zu erhalten und zu befestigen. Daß dabei einige Ileberschweng- lichkciten unterlaufen, wie die Bezeichnung der russischen Armee als unvergleichlich, kann nicht überraschen. Es ist über die russischen Manöver dieses Jahres w viel Vorthcilhaftes berichtet worden, cs herrscht nur eine Stimme über die Ge nügsamkeit, die Ausdauer und die gute Manneszucht der russischen Truppen, die sich im Nothfalle bis zur Aufopferung steigert, daß ein uneingeschränktes Lob der Leistungsfähigkeit der russischen Armee besonders von befreundeter Seite durch aus gerechtfertigt erscheint. Allerdings sind von General Ferron daran Schlußfolgerungen geknüpft worden, die an fechtbar sind. Die Frage, ob die vereinten Armeen Frankreichs und Rußlands wirklich im Stande sind, jeder Coalition die Spitze zu bieten, muß noch als eine offene betrachtet werden. Von Seiten der Friedenömächtc ist diese Frage überbanpt nicht aufgeworfen worden, sic wünschen, daß ihre Lösung unterbleibt, und gerade aus diesem Grunde ist Kaiser Wilhelm so eifrig bestrebt, die Freundschaft zwischen Deutschland und Rußland nicht erkalten zu lassen, er scheut die weiten Reisen nach Rußland nicht, wenn sie dazu dienen, die guten und ihr Amtsantritt I hcr-sichen Beziehungen der beiden Herrscherhäuser und mittel- ' ,Ma " bar der beiden Mächte zu pflegen und neue Berührungspuncte zu gewinnen, welche die FriedensbUrgschaftcu vermehren und der Kriegspartei in Rußland den Boden entziehen. Daß der Besuch Kaiser Wilhelm's in Narwa und Peter- Hof seinen Zweck wirklich erreicht hat, dafür bieten die Be mühungen, das Gcgentheil darznthun, den besten Beweis. Nachdem es sich herausgestcllt hat, daß die angebliche Ent fremdung der beiden Kaiser, welche die letzten Tage des Aufenthalts Kaiser Wilhelm's in Rußland gebracht haben sollten, auf Erfindung beruht, wird jetzt dem russischen Kaiser eine Unhöflichkcit gegen den Kaiser Franz Josef Schuld gegeben, die er bei Ausbringung des Hochs auf den ihm persönlich be kannten und bcfreundetenKaiser an dessen Namenstage begangen haben soll, indem er das übliche Hurrah der Anwesenden durch schnelles Niedersetzen abschnitt. Die Erfindung ist so plump, daß sie überall mit Kopsschütteln eutgegen- zenommen und ihre Denientirung als selbstverständlich ange sehen wird. Aber die friedenSfcindlichen Kräfte ruhen nicht und scheinen darin einig zu sein, daß fortgesetzte Verleum dung doch immer ihre Wirkung thue. Deshalb wird jetzt von „Reuter's Bureau" die Nachricht verbreitet, die öffent liche Meinung Rußlands erwarte von Kaiser Wilhelm, daß er sich bestreben werde, während seines bevorstehenden Ver kchrS mit dem Kaiser von Oesterreich dahin zu wirken, daß dieser seine Politik auf der Balkanhalbinscl mehr mit der Rußlands in Einklang setze. Man zweifle jedoch, ob solche Rathschlägc da» gewünschte Ergcbniß haben werden. )icS klingt wie der Widerhall der Meldung, nach welcher Kaiser Wilhelm den Versuch gemacht haben sollte, den Kaiser Alexander bezüglich seiner Politik auf der Balkanbalbinscl z beeinflussen und dadurch Mißstimmung bei seinem kaiserlichen Vetter erregt haben sollte. Der Ton der Meldung ist so er sichtlich gezwungen und der Inhalt so handgreiflich böswillig, daß man kaum begreift, wie sich .Reuters Bureau" zur Ver breitung solcher Mttibtilung vergeben konnte. Es wiederholt sich hier dieselbe Erfahrung, die schon zu Lebzeiten Kaiser Wilhelm » I. wiederholt gemacht worden ist, daß von den Feinden Deutschlands alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um ein ungetrübtes, dauerhafte- gute- Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland nicht zu Stande kommen zu lassen. sind Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef von jeher, besonders aber von der Begegnung in Narwa und Peterhcf einig gewesen, und wenn Deutschland über- banpl in der Lage ist, auf die Balkanpolitik Oesterreichs einzuivirlen, so ist diese Einwirkung nur in dem Sinne der Ausgleichung der beiderseitigen Ctandpuncte Oesterreichs und Rußland» geschehe». Oesterreichs Zurückhaltung Bulgarien gegenüber war in neuester Zeit eine vollkommene, und zumal ist dem Prinzen Ferdinand niemals die geringste Aussicht auf die Bestätigung durch Oesterreich als Fürst von Bulgarien gemacht worden. In dieser Angelegenheit hat Rußland die Initiative und daran kann selbst ein Entgegenkommen deS Sultans gegen die Wünsche Bulgarien» nicht- ändern. Rußland befolgt seinerseits die Politik der Nichteinmischung in die bulgarische Enlwicktlnng und gebt davon wenigsten- amtlich nicht ab. Aliönabinen wie die Panitza Angelegenheit kommen auf Rechnung russischer Privat-Agitationen, mit welchen das ossiciclle Rußland jede Gemeinschaft zurückweist. Das ist die gegenwärtige Sachlage, welche ihre Kraft trotz aller Schmeicheleien Frankreichs gegen Rußland bewährt. Tie Freude über den zufriedenstellenden Verlauf der russischen Manöver wollen wir Frankreich und seinen Generälen gönnen, die gute Beschaffenheit der russischen Armee mag die Hoff nungen der Franzosen auf einen glücklichen Rachekrieg stärken, aber eine wirkliche Gefabr für den »ropäischrn Frieden bildet sie nicht, wmn nicht unvorbergrsehenr Zwischenfälle die Ent scheidung herbeiführen. Wir dürfen eS mit Gtnugtkmung anSsprcchen, daß trotz des Bestehens einer starken Krieg-Partei in Rußland und Frankreich die Aussichten auf Erhaltung des Friedens seit langer Zeit nicht so günstig gewesen sind wie gegenwärtig. Die FriedcnSpartei in Europa wächst zusebrndS, eS gehören ihr vier Großmächte unzweifelhaft an, und von einer fünften liegen so bündige Versicherungen vor, daß sic ebenfalls den Frieden aufrecht zu erhalten bestrebt ist, daß wir vertrauensvoll in die Zukunft blicken können. Wenn die französischen Generale aus ihre Armee mit Zuversicht rechnen, so dürfen wir mit gleichem Recht der unsngen ver trauen. Leipzig, 17. September. * Die zur Vorlage an den BundeSrath und Reichs tag bestimmten, im ReichSamt de» Innern zusammengestellten amtlichen Mittheilungen anS den Jahresberichten der niit Beaufsichtigung der Fabriken betrauten Be amten für 1889 werden in den letzten Tagen de- laufenden Monatö zur Veröffentlichung gelangen. * Ueber die in Preuße» geplante Steuerreform ent hält der „Reicks- und Staatsanzeiger" die folgende bereit- telegraphisch signalisirtc Auslassung: Nachdem verschiedene Blätter über die in Berlin stattgehabte Probeveranlagung aus Grund der übrigens nur vorläufig aus gestellten Grundzüge zur Reform der Gewerbesteuer thrüs richtige, theils unrichtige und unvollständige Mittheilungen gebracht haben, dürste im Interesse des betheiligten Publikums eine Richtig stellung und Vervollständigung derselben rathsam erscheinen. Die Probeveranlagung hatte den Zweck, möglichst sicheres Material über die Wirkung einer Veranlagung der Gewerbesteuer aus neuen, der Entwickelung der heutigen GewerbeverhSItntsse entsprechenden Grundlagen zu gewinnen. Aehnlich« Probeveranlagungen sollen auch in anderen Bezirken stattssnden. Die Probeveranlagung in Berlin ist mit jeder möglichen Sorgfalt chaejührt und hat, von den ihre Mitwirkung aus unbekannten Gründen ablehnenden Abgeordneten einer Handelerlasse abgesehen, überall eine sehr eifrige und anerkennenswerth« Unterstützung seilen der Betheiligten gefunden, so daß die Ergebnisse wohl ans diejenige Genauigkeit Anspruch machen können, welche bei solchen Probever anlagungen überhaupt zu erzielen ist. ir sind in der Lage, einige Mittheilungen üb« dieselben zu machen. iSher waren in Berlin zur Gewerbesteuer veranlagt 74 118 Be triebe. Nach den ausgestellten Gruadzügen, und zwar bei vorläufiger Annahme der Befreiung aller einen Erwäg von 1500 ^l nicht er- reichenden Betrieb», würden in Zukunft grwerbesteuerpslichtig bleiben 47 128. Es würden also üb« »1 Proc. der bisher steuerpflichtigen Betriebe befreit werden. Die neue Beranlaguag fand ohne Rücksicht auf die Betriebs arten nach Maßgabe des Erwäge- und des Anlage- und Betriebs- capttalS in vi« Classen statt. Es ergab sich nun, daß im Berhültniß zn der bisherigen veran- lagung bei der neuen Veranlagung eine dem Wesen d« Gewerbe steuer durchaus entsprechende steigend« Entlastung von der Elasse II ab (einschließlich dies«) bi« zur Elasse IV herunter rinwcten würde. Ins besondere würden die biSh« in den Elassen 8, U und K veranlagten Kleinhändler, Handkverker und Fuhrleute re. ganz erheblich entlastet werden. Allerdings steht dein eine stärkere Heranziehung der Groß betriebe gegenüber. Dies würde indessen lediglich ein« Ausgleichung gegen die bisherige Ungleichheit bedeuten, bei welch« vielfach der Groß-Gcwerbcbemeb unverhälMißmäßig g, «ung, l Elassen und die zu wählend« BesreiungSgrenze führen können und daß dann erst hierüber Entscheidung zu wessen sein wird. * In Folge drr Beförderung de» Abgeordneten von Ell- wangen und de» Tode» derjenigen von Besigheim und Tübingen- Amt sind drei Neuwahlen für den wurttemberaischen Landtag vorzunehmen. Im ersten Bezirk steht die Wieder wahl de« bisherigen Abgeordneten fest. In Besigheim, da» bisher durch ein gemäßigte« Mitglied der Volkspartei ver treten war, ist von der letzteren Recht-anwalt Payer, ihr be deutendster Führer, in« Auge gefaßt worden, neben welchem als socialdemowatischer Candidat der Heilbronner Gemrinde- rath Kittler ausgestellt ist; während aus den anderen Parteien bis jetzt mehrere Selbstbewerber aufgetreten sind. Die Frage, ob Herr Payer, wenn er überhaupt sich zur Verfügung stellt, ür Besigheim oder etwa für den Bezirk Tübingen annimmt, cheint ähnlich wie bei der letzten ReichslagSwahl sich erst in päter Stunde entscheiden zn sollen. Der andere Candidat ür letzteren Bezirk ist Oekonom Bayha. * AnS Straßbu ra schreibt man der „Nationalzrituna": „Wie wir aus bester Quelle erfahren, sind alle in letzterer Zelt durch die Press« verbreiteten Nachrichten bezüglich der Neu besetzung de- durch den Tod des Bischofs Stumpf erledigten Bischofssitzes von Straßburg ungenau und beruhen lediglich auf Muthinaßungen. werden ec' ecretatrs Volker- gering besteuert wurde, — daß die eine natürliche Folge des Umstande», daß die bestehende Gewerbe- bcsteunung noch wesentlich auf dem ursprünglich vortrefflichen, heute ober durch die Entwickelung d« gewerblichen Verhältnisse überholten Gesetz vom 30. Mat 1820 beruht. Von einer Uebcrlastung d« Großbetrieb« — selbst bei der An nahme eines Steuersatzes von 1 Proc. des Betrieb« - Ertrages — kann übrigen- wohl kaum die Rede sein. Auch die großen Gewerbe- treibenden selbst dürften die Nothwrndigkeit einer Reform der be stehenden Gesetzgebung anerkennen, bei welch« da- Großgewerbe oft nur mit einem aningen Bruchtheil von 1 Proc. des Ertrage» belastet ist, während dos Kleingewerbe vielfach 2—3 Proc. zu zahlen hat. Hierzu kommt, daß nach d« gegenwärtigen Gesetzgebung ein« Reihe sehr leistungsfähiger Gewerbebetrieb« — wie Dampfstrahen- bahnen, Theater, Eoncertunternehmungen, Panorama u. a. — der Steuer vom stehenden Gewerbebetriebe üb7rhaupt nicht unterliegen, da sie nicht unter die bisherigen Betriebsarten fallen. Auch in dies« Hinsicht wäre wohl durch vie Reform Wandel »u schassen. Schließlich bemerken wir zur Vermeidung jedes Mißverständnisses, von einigen Zeitungen angekündiate Candidatur eines Geistlichen der Limburg« Diözese, Herrn Hilptsch, anbetrifft, so kann versichert werden, daß in den hiesigen maßgebenden Kreisen dies« geistliche Herr selbst dem Namen nach nicht bekannt ist." * * * Der Wiener Gemeinderath hat die Generaldebatte über die Frage der Einverleibung der Vororte nun mehr beendet und folgenden Beschluß mit großer Mehrheit gefaßt: „Der Gemeinderath erklärt sich mit der administra tiven Vereinigung der in da- erweiterte Wiener Linien- vrrzrhrungSsteuergebirt gehörigen Gemeinden und Gcmeinde- theile mit der Gemeinde Wien einverstanden und ersucht die Regierung, den Entwurf, betreffend ein neues Gemeindcstatut, mit thunlichster Beschleunigung dem niederösterreichischen Land tage vorzulegen. * Der im Jahre 1889 in Graz in-Leben gerufene Ver ein „Südmark", welcher diejenigen deutschen StammeS- genvssen wirthschastlich unterstützen will, die in den sprachlich cmischten Bezirken Steiermark», Kärntens, KrainS und deS küstrnlandcS bereits wohnen oder sich dort nicderlassen, bat ick. wie anS dem aus der letzten Hauptversammlung in Cilli erstatteten Berichte bervorgebt, recht günstig entwickelt. Ob wohl der Verein erst seit »/« Jahr besteht, so gehören ihm doch schon 3000 Mitglieder an, die sich auf 35 Ortsgruppen oder Zweiavereine verthcilcn. In allen größeren Orten deS üblichen Oesterreich, z. B. in Graz, Marburg, Cilli, Klagen- urt, Villach, Laibach, finden sich gegenwärtig sehr starke und iebcnssähige Ortsgruppen, welche sich rastlos bemühen, da« ZwcigvereinSnetz immer dichter zu machen. Der Hauptvor- tand richtet sein Augenmerk darauf, durch planmäßige Heran ziehung deutscher Dienstboten, deutscher HandwcrkSlehrlinge und Gehilfen und deutscher Arbeiter, durch Seßhafkmachung deutscher Kauflente und Gewerbtrcibender da« deutsche Element an der Sprachgrenze und in den kleinen deutschen Sprachinseln Steiermark« und KrainS zu verstärken und widerstandsfähig zu machen. Selbstverständlich wird der Ver ein nicht in einigen Monaten, Wohl aber nach einer längeren Reihe von Jahren beachtrnSwerthe Erfolge aufweisen und dazu wesentlich beitragen, die Städte und Märkte Marburg, Cilli, Windischgraz, Windisch-Feistritz, Rann, Rohitsch, markt u. s. w. überwiegend deutsch zu erhalten. * Bei den Verhandlungen, welche durch den Erz MilicSovic'S von Antivari, unter Assistenz Bischof Stroß- mayer'S, während dessen letzter Anwesenheit in Rom mit der Curie gepflogen wurden, bandelte es sich, wie jetzt aus Rom berichtet wird, in Ausführung deS mit Montenegro m'chlosicnen ConcordateS uni die Herstellung der liturgischen Fächer für die Katholiken der Schwarzen Berge. Der Fürst von Montenegro hatte die Forderung erhoben, daß die noth- wcndiacn Bücher nicht in altslawischer Schrift, sondern in cyrillischer hergestellt werden, »nd daß dementsprechend da- Altslawische, welche- die wenigsten Geistlichen lesen können, in da- moderne Serbo-Kroatische übertragen werde. Erzbij^of MilicSovic'S bat diese Forderung seines Fürsten mit Ent schiedenheit vertreten, aber die Curie hielt mit ihrer Zustim mung ziemlich lange zurück, da ihr dieSfalliger Entschluß als Präcedenz von großer Tragweite für die Einführung der 'lawiscken Liturgie im Allgemeinen ist. Der nachdrücklichen Befürwortung Bischof Stroßmayer'S ist e« gelungen, die Be denken der Curie zu beseitigen und deren rückhaltlose Zu stimmung zu erwirken. Demgemäß wird gegenwärtig»» der Uebersetzung und dem Druck eine« serbo-kroatischen MissaleS in Cyrillschrift eifrig gearbeitet; schon in kurzer Zeit dürste die Fertigstellung destelben erfolgen. Die Lösung dieser Frage wird als eine Entscheidung von großer Bedeutung für die Einführung der slawischen Liturgie in anderen Diocesen be trachtet. * Die „Nowoje Dremja" enthält einen hochpolitischen Leitartikel über da» Zusammentreffen der Kaiser von Deutschland und Oesterreich-Ungarn, in welchem eS nach einer Einleitung, in der der rein militairische Charakter dieses Zusammentreffens hervorgchoben wird, heißt: „Wir können von vornherein dafür bürgen, daß die russische zesellschaftliche Meinung allen Auslegungen und DurchsFhungcn (dieser Zusammenkunft) vollkommen ruhig gegen übersieht. Die wirl- liche Ursache der Aufregung der vsterreichisch-ungorischen politischen Kreise ist bei uns von allen Denen, welche sich für die europäische Politik interessiren, schon längst errathen. Niemand zweifelt daran, daß es nicht die Frage von Krieg und Frieden im Allgemeinen ist, welche jetzt die österrtichischen und magyarischen Politikaster aufregt. Sie fürchten einfach, daß Kais« Wilhelm H. aus Rußland die vollständige Ueberzeugung von der Unmöglichkeit mitgenommen hat, von uns«« Regierung irgend etwas von denienigen Loncessionen zu erwarten, welche Oesterreich-Ungarn wünscht und erstrebt, und sie fragen sich: Wird diese Ueberzeuaung nicht den jungen deutschen Kais« veranlassen, vollständig seine Hände zu waschen in der Frage der obenerwähnten Loncessionen? Bonder Reis« de» Kaiser- Franz Iosevh nach Preußisch-Schlesien und noch mehr von der im Oktober «warteten Reise des Kotfers Wilhelm II nach Steiermark erwarten sie irgend welches neue „Einverständniß' zwischen den beiden verbündeten Monarchen, namentlich hinsichtlich derjenigen Puncte der ösik«eichiich.ungarijchen auswärtigen Politik, für welche, wie sie vermuthen, die Ress« des deutschen «nser« nach Rußland sich als ungünstig erwiesen. Nicht umsonst sprechen dt«
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