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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19041124025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904112402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19041124
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904112402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-24
- Monat1904-11
- Jahr1904
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Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden ß tz )T 11LLH II ^ z»gkstrll«l. während eS die Poft.Avonnentea und Umgebung am Tage vorher bereit» al» V v am Morgen in eurer GejamtauSgabe erhalten. VrrvgsgeMn «ieri'iiSdriick I»r »r<«»en bei iSaUL »iveimattser ttutraann, dur» unlere Bolen «obc»»« uuü M»r,en». an Loun- und Montaaen nur etnmav »MI »VN«. durchaiiswiirÜakKom. «Mllonare , MI de». » MI »o Pf. Bei eiiimnlifter Nultellunn durch d>« PollSMI. lohneBrsleNaelB. im Aus land mil eniwrecheudein Zulchlaae. Nachdruck aller Ariikcl u. Oriainal- Miiieilunaeu nur mit deullicher Luellenanaabe <„Dre»d. Nackir/) iuläill». NachirSaUchr Sonorar- ainvrüche bleiben miberucklichiiol: uuverlaiiaie Mauuilrivle werde» nicht auibewadrt. 2elearamm>«dreII«: «achrichte« S>re«de«. GegvürrHet L8S8 Nvvlerg von Atepsih L Relrliavdt. -inresgen-carlf. »nnabmr von AnIitiidiilNi««» bi» nacklMitiaaS S Uhr. Soun- und Neieriaa» nur Manenltrahe » von H di» '/,l Uhr Die l ivalline Drund- »ile lea. « Silbe»« nn PI«.. 8u küudiaungen auf der Prwalieite Seile rs P>, l die r ivalüae Seile auf Ter» leite so Pi« . ul« Einaeiandi Seile w Pia In Nmumer» »,ch r,nn- und 8cieria,eu i ivalüae Wrundteilc so Pi».. au> Privalieite « DI»., sivallige Seile au, Lerlietre und als Elnaeiaudi so Pi» Ausivürliae Lai - trage nur geaen Porausvejahlun». BkicabUttler werde» mlt WM», berechuer. NernivrcLanichlu!»: Amt t Ar. U und Sie. LOS». AuA. 8<üknsckei'fs8ökne ^ukLÜZe alles' Nr. 32«. S,ik,tl: Russisch-japanischer «lieg Nrnesle Drahtberichte. Hofnachrichten. Hpsmaffchall v. Haugk ff, Geiichts- vcryaiidlnngen. II. Ptiilhaonantsches Konzelt, Levncavallv tu Tiesden. MozaitS leyle Lebens,ahre. Donnerstaq,^4. November1'.l04. Der russisch-japanische Krieg. Die Mannschaft des russischen Torpedobootzerstörers „Rastoropny" wird im Einverständnis »nt der japanischen und der russischen Regierung auf dem chinesischen Kreuzer „Haiyung" nach Schanghai gebracht werden. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Mukden gemeldet: Beide Armeen haben sv stark befestigte Stellun - gen inne, daß keine von Leisen geneigt scheint, zum Angriff .iberzugchen, wenn sie nicht eine numerilche Uebermacht hat, die sie in den Stand setzt, eine erfolgreiche Flankenbewegung zu unternehmen. Die Japaner haben wahrscheinlich mehr brauch bare Trnpvcn und besitzen größere Beweglichkeit. Sie entwickcl- teii kürzlich lebhafte Tätigkeit un Zentrum und auf dem rechten Flügel der Russen. Beide Heere scheinen ziemlich gleichwertige Verstärkungen erhalten zu haben. — Der Charakter des japa nischen Angriffs ans den P u t i l o w-H n g e l in der Nacht zum 19. d. Mts. wird hier nicht vollkommen verstanden, lieber die Organisation des Angriffs ist wenig bekannt, außer daß drei bis vier Bataillone daran teilnahmen. Man glaubt jedoch, daß der Angriff ans die Initiative des lokalen Befehls habers ohne Zustimmung des Hauptquartiers unternommen wurde. Jedenfalls war das Ergebnis das wichtigste seit der Schlacht am Schaho. Das erste Anzeichen der japanischen Be- lMUNg war ein Signal, welches man von den Befestigungen des Hügels aufblitzen sah. Der Angriff wnrde für das Anzeichen eines allgemeinen Vormarsches der Javaner gehalten; die ganze Armee war daher sofort in Bereitschaft, und die taktischen Dispositionen wurden sowohl östlich wie westlich des Putilow- Hügels prompt getroffen. Die Javaner gelangten bis auf 50 Mrds an die russischen Schanzgräben, wurden aber durch das mörderische Feuer der Russen znrückgedrängt. Am nächsten Mor gen wurden 80 japanische Leichen gesunden: die Japaner hatten 200 Verwundete sortgeschlevvt. Die Russen hatten nur ein halbes Dutzend Leute verloren. Die Russen fahren fort, die japanischen Stellungen bei Linschinpu jeden Tag zu beschießen. Die neuesten Meldungen lauten: London. Die „Preß Association" bringt die Meldung aus Cardiff, daß die Japaner neuerdings Walliser Kohlen auf kaufen. Es werden Abschlüsse von 10 000 Tons gemeldet. London. Dem ,,Tailn Expreß" wird aus Weihaiwei vom 22, dS. gemeldet.: Ein mit Lebensmitteln gut ausgcstattetes Rettungsboot, das während des heftigen Sturmes am 16. ds. ansPortArt h i> r ausgelaufen war, hat 10 Kilometer von Weihaiwei einen russischen Offizier an Land gesetzt, der Duplikate von Depeschen des Generals Stöffel bei sich trug. Das Rettungsboot und die russischen Matrosen werden in Wei haiwei festgehalten. London. „Daily Expreß" meldet aus San Francisco: Ein norwegischer und ein englischer Dampfer wur den hier gechartert, um Eisenbahnschienen nachIavan zu bringen, die zur Reparatur der mandschurischen Bahn bestimmt sind. Ferner wurde der Dampfer „Gcrmanicus" gechartert, um rollendes Material nach Javan zu bringen. Athen. Die Nachricht, oaß russische Seeleute Mordtaten an Einwohnern von Retimo aus Kreta begangen hätten, ist vollständig falsch. Es hat nur ein« Schlägerei zwischen den Seeleuten stattgcfunden, bei der ein Ruffc getötet wurde. Neueste Drahlmeldunqen rem 23. Novbr. Berlin. Infolge starken Schneesturmes im Westen iß die telegraphische Verbindung zwischen Deutschland und Eng land gestört. Tie Telegramme, di« unter Umständen per Schiss gesandt werden müssen, erleiden starke Verzögerung. Köln. (Priv.-Tel.) Die H a n d w e r ke r k a m m e r für den Regierungsbezirk Köln beschloß, gelegentlich des nächstjährigen Deutschen Handwerker- und Äewerbekammertages in Köln eine große Ausstellung von Erzeugnissen des Handwerks zu ver anstalten, die Gegenstände der Vergangenheit. Handwerkererzeug. nisse der Gegenwart und solche der Zukunft umfassen soll. Der Vorsitzende erklärte, daß zur Ausbringung der bedeutenden Geld- mittel bereits die erforderlichen Garantien gegeben seien. Die Stadt Köln werde sich hervorragend an dem Unternehmen de- teiligen, desgleichen sie übrigen Behörden. Tie Eisenbahn- Verwaltung überließ ein großes, am Rhein gelegenes Gelände zur Abhaltung der Ausstellung. Lemgo. Bei der gestrigen Stadtverordneten wahl wurden in der 8. Abteluug vier sozialdemokratische Stadt verordnete infolge regerer Beteiligung der bürgerliche« Parteien nicht wicdergewählt. Wie». Abgeordnetenhaus. Nach Verlesung des Einlaufs wird die Beratung über die Regierungserklärung sort- gefetzt. Abg. Kaiser sDeutschc Volksparteis bespricht die ties- gebende Beunruhigung der Deutschen aller Länder Oesterreichs, besonders Schlesiens, infolge der jüngsten Regierungs-Maßnahmen »nd wendet sich dann eingehend gegen die Errichtung slawischer Parallelklassen in Schlesien, wobei er schließlich erklärt, sie ganze Politik in Oesterreich sei darauf gerichtet, die Bevölkerung zu Demonstrationen zu treiben. Wien. Entsprechend einem in der Nacht gefaßten Be schlüsse traten die mit oer K o h l e n v e r l a d u n g beschäftigten Arbeiter heute früh in den Ausskand. Tie größte Zahl der Ausständigen war am Nordbahnhofe beschäftigt. Dort ruht die Arbeit jetzt vollständig. Paris. K r i e g s m i n i st e r Bertcaux Hai dem Dipisionsgcneral d'Entrcguels einen Tadel ausgesprochen, weil dieser in einem Tagesbefehl den im Prozeß Dautriche sre-ze- sprochenen Hanptmaiin Frangois als ein Opfer iinqualffizier- barcr Verfolgung bezeichnet hatte. — Wie verlautet, hat der Kriegsminister den Vorschlag des Militärgouvcrncurs, Generals Lacroix, der zwei angeblich in die Denunziationsangelegenheit verwickelte Offiziere vor ein Disziplinargericht stellen wollte, abgclehnt. Der Kriegsminister dürste sich mit der Versetzung der beiden Offiziere begnügen. — Ministerpräsident Combes Hot an die Minister ein Rundschreiben gerichtet, in dem er sic ersucht, bei Ernennungen oder Beförderungen sich ausschließlich »nd direkt an die Präfekten zu wenden, um die erforderlichen Auskünfte über die in Frage kommenden Persönlichkeiten zu erhalten. Madrid. Der König wird heute einen Gesetzentwurf unterzeichnen, betr. die U n t c r d r ü ck u n g a n a r ch i st i s ch e r Umtriebe. Der Gesetzentwurf wird morgen der Kammer »ur Beratung vorgelegt werden. Barcelona. Man nimmt an. daß ein Italiener nm ens Cyrillo Regulo, der bei dem Bombenanschläge in der Calle Fernando verwundet wurde, der Mitichnldice der beiden Aus länder Raqnena und Nada ist, die unter dem Verdacht, die Urheber des Attentats zu sein, verhaftet wurden. London. Der „Daily Mail" wird vom 22. ds. aus New- vork gemeldet: Miß Alice Roosevelt und ihre Gesell schafterin Miß Oilet wurden während einer Antomobilfahrt bei Tostow in Connecticut aus dem miiscblagenden Wagen geschleudert. Beide 'Damen kamen mit starken Ertchütterungen davon. 'Der Wagen wurde vollständig zertrümmert. Ko n sto n t i n o p e I. Gestern sind drei österreichisch- ungarische Gendarmerieosiiziere in Uesküb ein- gctrossen, sodaß nunmehr die neuen 6 Offiziere sich sämtlich dort befinden. In Saloniki trafen bereits 5 russische Gendarmerie offiziere ein: der sechste, der hier eingctrossen ist, wird sich dieser Tage dorthin begeben. — Tie Botschafter der Ententemächte haben gestern die Aufmerksamkeit der Pforte aus die Lage im Landschak Ipek gelenkt und Vorstellungen wegen des dort wieder allgemein gewordenen Wasfentragens der Mohamme dancr gemacht. Sie weisen daraus hin. baß den Christen das Wassentrogen nicht erlaubt sei, und, wenn sie mit Waffen be troffen würden, Liese ihnen abgenommen und sie selbst bcstra't würden. K o nsta n t iu o p c l. Die Pforte hat in Athen neuerdstrgs Vorstellungen erhoben wegen fortgesetzter Ba n d e n b i l dn ng in Griechenland und Sendung von Mafien noch Makedonien, sowie sonstiger Unterstützungen des griechischen. Bandenunwesens in Makedonien. Gleichzeitig bat die Pforte beschlossen, die mili tärisclien Maßnahmen an der griechischen Grenze zu verschärfen. Die Pforte hat neuerdings an ihre Botschaften im Auslände eine Zirkulardepesche beziiglich Kretas gesandt. — Vor drei Tagen wurden Oberst Arii-Bcy vom KriegSministcrinm, der Lehrer an der Kriegsschule Vizcmajor Nakir-Ben und einige zwanzig Offiziere und Zivilbeamte aus einem Schiff nach Jemen in die Verbannung geführt, angeblich wegen geheimer Zuxnnmenkünfte. Rio de Janeiro. In einer Adresse an den Kongreß erklärt-» der Präsident, daß die Ruhe überall wieder hergestcllt ist. OertlicheS unv Sächsisches. Dresden. 23 November. -* Se. Majestät der König besuchte gestern nachmittag mit seinen Prinzen-Söhnen den mashcmatffch-phyjikalischen Salon im Zwinaer. —* König Friedrich August besuchte ^ heute vor mittag tzh 12 Uhr den 2 ch ü tz e n h o s der P r i o rl. S che ib e n- s ch ü tz e n g e s e l l s ch a t t rn Trachau und verweilte dort eine halbe Stunde zum Schießen nach der Rebbockjchcibe. Anwesend waren hierbei Herr' .rrosbüch'enmacher Grundig, und der Vor stand der Privil. Scheiberischützcngildc, .Herr Stadtrat Borack. Während des Schießens trafen auch die kleinen Prinzessinnen Margarete und Alir ein, welche sich höchst vergnüglich im Garten tummelten. ^ . —* Ihre Majestät die Königi n -W itwe empfing heute in der Künigl. Villa Strehlen den preußischen Legationssekrctär Grafen v. Wedel und Gemahlin. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe kaufte fünf und Se. Königs. Hoheit Prinz Johann Georg zwei Studien aus der Rachlaßausstellung von C. W. Müller im Säch sischen Kunstoerein. - * Ihre Rias, die Königin-Witwe hat bei ihrer jüngsten Anwesenheit in Berlin Gelegenheit genommen, in Begleitung der Hofdame Gräfin Renttner v. Weyl und des sächsischen Gesandten Dr. Grasen v. Hohentlial und Bergen das Atelier des Herrn Weiche zu besuchen, um das Modell des .König Albert-Dcnkmals, welches die Stadt Neichenbach dem ^erstorbenen König Albert in dank barer Gesinnung errichten will, in Augenschein zu nehmen. Tic Königin sprach ihre vollste Anerkennung über das Werk aus. —* Heute früh ist in seiner hiesigen Wohnung an den Folgen eines Herzleidens der König!. Hoffnarschall a. D. Martin v. Haugk im Alter von 49 Jahren gestorben. Der Dahin- geschiedene, der erst vor kurzer Zeit von seinem Amte zurück- getreten war, wurde bereits vor mehreren Monaten znm Ge brauche einer Kur längere Zeit beurlaubt, und eS schien be rechtigte Hoffnung vorhanden, daß der überaus liebenswürdige und verdiente Kavalier von seinem Leiden wieder genesen würde. Hosinarschall v. Haugk, der schon seit langen Jahren Witwer war, Knust und Wissenschaft. 4°* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hos- iheater. Der Verkauf für die Sonntag, den 27, November, im 2 ch a »i p i el h o u > e in Szene gehende Bolksvor- stellung von Schillers „Wilhelm Toll" siudet aiisschließlich Sonnabend, den 26. November, abends 8 bis 9 Uhr, in der Turnhalle der 4. Bürgerschule, Tieckstraße, statt. Ein Ver kauf am Tage der Vorstellung findet nicht statt. 7* II. Philharmonisches Konzert. Die Ehren des Abends gehörten gestern — um die Sache kurz zu machen — Herrn Leopold Godowskp, dem vortrefflichen Pianisten, der sich im vorigen Jahre als Tschaikowsky-Svieler <lo pur «ans iint ganz außerordentlichem Erfolge hier cingesührt hatte. Der Künstler spielte gestern als Hauptwerk das effektvolle, bis auf das schöne Andante musikalisch sonst leider nicht sonderlich wertvolle D-ino»-Konzert von Nubinstein, glänzend in der technischen Durcharbeitung, großzügig in der Auffassung sSchluß des ersten Satzcs'j und dabei so sein und duftig im Anschlag, daß es eine Lust ioar. ihm zu lauschen. Schade, daß das Orchester, das gestern überhaupt unter keinem glücklichen Stern stand, im letzten Satz in so gründliche Differenzen kam, daß nur die Todes verachtung des Herrn Kapellmeisters Olsen und die souveräne Sicherheit Godowskys nicht aus dem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken werden ließen. Mit gleich großem künst- leriichem Erfolge spielte der Pianist später nocb einige Soloslücke, besonders schön Mendelssohn und Chopin, geradezu glanzvoll aber die schwierige O-äui-Polonäse von Liszt, auf die er, stürmisch appiandiert, noch zwei Zugaben folgen lassen muhte. Neben einem Künstler von solcher Bedeutung und Distinktion war cs dem Sängerpaar Kraus nicht leicht, in Ehren zu bestehen. Zunächst trat Herr Tr. F c l i x v o n K r a u s auf, der drei Lie der von Schumann sang. Das Beite, was man dem Künstler nachjagen kann, ist, das; er außerordentlich viel gelernt hat und mit großem Geschmack zn singen vcrstekt. Dafür fehlt cs seinem Organ an blühendem Timbre, an Größe und Kraft in den einzelnen Registern: auch hat man das lffcsiihl, das; die Vorzüge des Sängers in einem weniger großen Raum, als in dem riesigen Gewerbehansiaal, besser zur Geltung kommen würden. Warum übrigens der Künstler alle seine Gesänge mit der gleichen bitter bösen Miene vortrug, ist uns nnersindlich; cs hat ihm doch liier niemand etwas zu Leide getan. Am besten glückte Herrn Dr. v. Kraus Schumanns „Armer Peter", wenn er hier manches auch recht willkürlich im Tempo »ahm, und überdies von seinem Begleiter, Herrn Walter Psitzner, nicht in der wünschenswerten Weise am Klavier unterstützt wurde. Den stärkste» äußeren Er folg ersang er sich mit dem „Liede eines Schmiedes, das er sogar wiederholen mußte. Besser schien dem Publikum Frau Adrienne v. KrauS-Osb or ne zu gefallen, die für den !ieb-»Ävürdinen Bortrag ihrer Solo Lieder (Cornelius, Weber und Brahmss auf das lebhafteste applaudiert und zu einer Zu gabe veranlaßt wurde. Außerdem lang die Künstlerin noch mit ihrem Gemahl drei Duette von Brahms, am besten das auch musikalisch eindrucksvollste „Es rauschet das Wasser". Leider passen die beiden Stimme» nicht sonderlich gut zusammen, sodaß der klangliche Reiz bei diesen Zwiegesprächen nicht allzu berückend ist. Ter Beifall nach den Duetten war denn auch nicht beson ders reich, obwohl dem Publikum der Philharmonischen Kon zerte sonst alles andere, nur nicht Lauheit den Solisten gegen über, nachgesagt werden kann. Eingeleitet wurde der Abend durch eine sinfonische Fantasie sür Orchester „Hiob und Wir, seine Tröster und Trösterinnen", von Gerhard v. Keußler, die, trotz dem sie der Komvonist persönlich dirigierte, eS nicht einmal z» einem Achtungserfolg bringen konnte. Kann man sich schon bei dem wunderlichen Titel und seiner Erläuterung durch das Zitat ans dem siebenten Buche Hiobs nicht viel denken, so ist einem das bei der Musik Keußlcrs übcrbanvt unmöglich: der Komponist lprickit eine fast durchaus unverständliche Tonsprache, die äußere Enekte im tollen Wirbel so bäuft, daß man sehr bald das bekannte „Mühlrad", foult aber nichts im Kopfe fühlt. Z» Herzen dringc von diesem musikalischen Wirrwarr, ans dem allerdings ein gro ßes kontrapimklisches Können und ein Beherrschen des orchestralen Apparates bisweilen sprechen, kein Torr. Wozu also der Lärm?! IV. LconetUrirllo in Dresden. Leoncavaklo weilte voraestern und gestern in Dresden, I» der gastlichen Villa des ihm seit langem e>labc're»ndelcn Herrn Geh. Kommerzienrats Lingncr. Er kam direkt von Italien: heute ist er in Begleitung seiner Gattin, einer geistreichen Französin, nach Berlin weitergereist, um dort, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers solgcnd, die letzten Proben zu seinem „Roland von Berlin" zu leiten. Die erste Aiisfübruiig wird am 12. Dezem ber im Berliner Königl. Hofovernhanse stattsindcn. Vier Wochen später geht das Werk zum ersten Male in italienischer Spräche, in Neapel, in Szene. Einige 'Dresdner Herren, unier ihnen die Spitzen der Königl. Holoper, waren gestern abend nach dem Lingnersche» Musiksaalc geladen, um durch den Macstroselb st einen Einblick in sein neuestes, seit Jahren vielbesprochenes Werk zu gewinnen. Obwohl elwoS müde Mtz abgespannt von der langen Reise und der wochenlangen anstrengenden Arbeit, die er der Instrumentierung seines „Noland" gewidmet, fesselte er die Gesellschaft zunächst als «brillanter Causeur, als vollendeter Weltmann, der. mit aller liebenswürdigen Bescheidenheit eines eckten Kunst'ers, gleich souverän den gesellschaftlichen Ton der seinen Welt beherrscht, wie er Meister in seiner Kunst ist. In seinem Gespräche berührte er unter anderem die Schwierigkeiten, die ihm der „Roland" bereitete. Als der Kaiser vor sechs Jahren ihm kategorisch sagte: „Sie müssen den „Roland" in Musik setzen", hatte er, als Italiener, keine blaffe Idee, wer und was ein „Ro'and" im allgemeinen und „Der Roland von Berlin" insbesondere bedeutet. Um dem Wunsche des Kaisers zu ent sprechen, der für ihn Befehl war, mußte er sich vor ollem den Roman von Willibald Alexis „Der Roland von Berlin" ins Jtalienische übersetzen lassen. Abgesehen von der Schwicrigkeii. einen geeigneten, mit der Ge'chichtc Berlins vertrauten Ucbcr- setzcr zu finden, kostete dieser erste Schritt die .Kleinigkeit von 2000 Mk. Jetzt erst vermochte Leoncavallo das Buch zu lesen, das Studium zu beginnen, den Gang der Handlung sestzustellcii. ein Szenarium auszuarbciten, das Libretto zu verfassen. Da es ihm »nmöglich War, sich der Komposition des „Roland" aus schließlich zu widmen — die Existenzfrage sprach hierzu laut mit mußte er diese Arbeit öfter ruhen lassen, um anderen Verpsiiäi lungen nachzukommen, u. a.. um die „Bolff-me" zu dichten »nö in Musik zu iehen, den», wie gesagt, muß der Mensch schließlich auch leben! Nachdem er uns alles das und noch manche aride;e interessante Einzelheit erzählt, meinte er unter sichtlicher Erlcichtc- riing und Befriedigung: „Nun aber in der „Roland" fertig nno ich bringe ihn meinen deutschen Freunden und Kuiistgeiioffen freudigen Herzens als guter Kamerad, als mein Bestes, was ich leisten konnte. Wenn man mein Werk gleich vornrteilssrei aus' nimmt, wie ich es ohne Prätention und Ueberhebnng der Oeffeni- lichkeit übergebe, so sehe ich einigermaßen beruhigt der Premiere enlgege» — „lu plus Kollo kille «>» moocks vv pont chmoer plu« gu'elle »!" Tann setzte er sich ans Klavier, «m »ns einige der Hauptmoaicnte seines „Roland" vorzu spielen und, obgleich total heiler und stark erkältet, vorzusingeu. Was wir zu hören bekamen, war von großem Ein drücke: eine entzückende Liebcsszcne der Elsbeth, einige Szenen des Rathenow, ein einfach schönes Menuett, dramwische Momente »nd Aktschlüsse, die ilntcr Leoncaoallos Fingern von mächtiger Wirkung wurden. Während dieses Vortrags trat unaufgeforde»', gleichsam von, Maestro siiggestiert. Herr Kammersänger Perron zum Flügel, um prima vista. aus der Partitur lesend, einige Szenen des Rathenow zu singen, ein Experiment, das ganz vortrefflich oelang und außerordentlich leiseste. Später, als der Maestro sich behaglich dem Genüsse einer Henry Clay hingab. nahm Generalmusikdirektor v. Schuch die Partitur unter die Finger, und schließlich noch einmal Leon cavallo selbst an der herrlichen, im Konzertsaal ausgestellten Orgel. Alles, was wir hörten, war großzügig, melodisch voll gesättigt, temperamentvoll, dramatisch belebt, nngesiichk, wie in einem Zuge niedergeschrieben.
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