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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-07
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070207020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-07
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ment des Generals Kaulbars Wohl eia Enke nimmt? — Dem Bund des russi chen Boltes wurde von der Bebörve gestallt, leine Parleilahae am nächste« Sonntag, dem Tage cer Wahlen, zu weihen. Die Verfolgung NaisuliS ist eingeftefill Die Truppen des Sultans haben den Befehl erhalten, vorläufig die Verfolgung Raisuli» ernzustellen. Der Entschluß wird mit der bevorstehenden Negerip riove motiviert. In Wirklichkeit «st aber die Befürchtung einer möglichen Nieder lage durch Raisuli auölchlaggebend gewesen. — Auch wohl die aus 1000 Giünven berechtigte Abneigung, Raisuli etwas Ernstliches zu leide zu tun. vtngcbrochcn und ertrunken. Ja der Nähe von LeiSliag wollte gestern, wie man unS aus Halle a S. meldet, ein Bürger aus Goseck mit seiner Fiau und m,t seiner Schwägerin da» EiS der Saal« über schreiten. Alle drei brachen dabei ein. Der Mann ver mochte sich aus festen Boden zu retten, und im letzten Augen blick gelang es ihm auch, seine Frau, die schon das Bewußt» lein verloren halte, auS den Fluten herauszuholen. Die Schwäger in, ein 2o Jahre alte- Fräulein aus Frankfurt a. M., ist ertrnnlen. politisches. * Deutschland und Amerika. Nach einer Privatmeldung des „L.-A." aus New Z-ork veröffentlicht die Northkommission die Grundzuge eines wirklichen Vertrages und nicht eines Provisoriums, der der Bundesregierung annehmbar er scheint und zwischen Steinburg und Rool unmittelbar ver handelt werden dürfte. Tie Bundesregierung erwartet zwar nicht die Notifizierung dieses Vertrages durch den Senat; hält es aber für mögl.ch, daß der Vertrag ratifiziert wird, weil Norld als Hochzotlner ihn empfiehlt und weil der Ver trag keine Umwertung des Tingleytarifes erheischt. * Aus Neuß j. L. Auf eine Petition der Staats beamten, um eine Teuerungszulage, erklärte Staatsminlster von hinüber im Landtag, daß der Staat die bestehenden Beiträge der Beamten zur Witwenpensionskasse beseitigen wolle, womit den Beamten mehr gedient werbe, als mit einer einmaligen Teuerungszulage. Eine Gesetzesvorlage der Regierung, die das Halten von Tauben regeln sollte, wurde abgelehnt. Angenommen wurde ein Gesetz, das das Muten nach Kali erleichtern soll. — Der Landtag hat ferner, wie uns ein Privattelegramm aus Gera meldet, 400 000 Mark für ein neues Seminar in Schleiz bewilligt. * Ausländische Studenten. Man schreibt uns: Die Er regung in der Leipziger Studentenschaft über die un berufene Einmischung russischer Studenten in den internen deutschen Wahlkampf, und zwar bezeichnenderweise nur im Sinne einer antistaatlichen Tendenz, wächst bedenklich. Auch in Dresden haben sich russische Studenten der Technischen Hochschule in den Dienst der staatsfeindlichen Partei gestellt. In Leipzig herrscht eine besonders gereizte Stimmung gegen * Die -internationale" Sozialdemokratie. Ja der öst er reich i s ch e n Sozialdemokratie steht ein Bruch zwischen Deutschen und Tschechen bevor. Di« Tschechen beanspruchen eines der beiden Mandate im Wiener diese russischen Gäste unter den Medizinern, bei denen das russische Element stärker vertreten ist als in den übrigen Fakultäten. Man muß mit der Möglichkeit rechnen, daß es »n der Studentenschaft zu peinlichen Zwischenfällen kommt, wenn die Behörden nicht ihrerseits dafür Sorge tragen, daß die Studentenschaft von derartigen unehrlichen Ele menten befreit wird, die deutsche Gastfreundschaft miß brauchen. In der Studentenschaft herrscht leider wenig Hoffnung, daß die berufenen Behörden die Vorkommnisse in Döbeln und Dresden einer Untersuchung unterziehen, um gegebenenfalls von ihrem Recht« der Ausweisung lästiger Ausländer Gebrauch zu machen. Und doch wäre das im Interesse der Beruhigung und des inneren Friedens der Studentenschaft dringend zu wünschen. Selbst wenn man von feiten der Behörden nicht so weit gehen will, nach dem Vorgang Darmstadts die ausländischen Studenten, die in staatsfeindlicher Hilfsleistung tätig waren, als lästige Aus länder auszuweisen — so wäre es doch am Platz/ durch ge eignete Maßnahmen ähnlichem Gebaren für di« Zukunft vorzubeugen und den Schuldigen zu bedeuten, daß sie daS Gastrecht aus das undankbarste mißbraucht haben. * Der Gesamtvorstand deS Bunde- der Judastrielle» tritt zu seiner Ouartalssitzung am 12. d. M. in Berlin zu sammen. Auf der Tagesordnung steht die Ersatzwahl d«S dritten stellvertretenden Vorsitzenden infolge Ablebens deS Vorsitzenden des Verbandes Sächsischer Industrieller, Franz Hoffmann-Dresden. Der Gesamtvorftano wird sich im Hin blick auf die hoben Neichsbank-Tistontsätze mit der Ein führung eines Scheckverkehrs, eventuell Postscheckverkehrs in Deutschland beschäftigen. DaS Referat erstattet Herr Pro fessor Schär von der Berliner Handelshochschule. Ferner wird der Gesamtvorstand sich schlüssig machen über die Ver anstaltung einer öffentlichen Kundgebung gegen die Ein führung einer Umsatzstsu-r, wie sie bei der Mühleuindustrie geplant ist. * Zentralvcrband deutscher Industrieller. Wie die »Post* meldet, hat der Zcntralverbanü deutscher Industrieller au- Anlaß des glücklichen Ausfalles der ReichstagSwahlen ein« Glückwunschadresse an den Reichskanzler gerichtet und daran die Versicherung geknüpft, daß es der Zentralverband al» eine seiner ernstesten Pflichten ansehe, den Reichskanzler, wi« bisher, auch künftighin im Kamps« gegen die Sozialdemokratie mit aller Kraft ;u unterstützen. — Hoffentlich wird die gleiche Unterstützung dem Kanzler auch zuteil, wenn er versucht, sein Versprechen energischer Fortführung der So- zialrewrm einzulösen! * Deutsche Rcederorganisation. Unter dem Namen Zentralverein Deutscher Reeder ist in Berlin ein Verein ge gründet worden, der die Förderung der gemeinschaftlichen Interessen der deutschen Reedereien bezweckt. Die über wiegende Mehrzahl der gesamten deutschen Reedereien ist ihm beiaetreten. In den Vorstand wurden Vertreter der großen Reedereiplätze der Nordsee und Ostsee gewählt; zum Vorsitzenden des Vorstandes Direktor Nolze-Bremen, zu seinen Stellvertretern Direktor von Grumme-Hamburg und Kommerzienrat Gribel-Stettin. Abend-Nusaabe v MipMtrIWMatt Handelszeitrmg Ämtsvlatt des Rates und des Rotizeiamtes der Ltadt Leipzig Re-»ttt»n unv ExpevUt»»: Iodauatsgass« 8» Telephon Nr. tüÄ, Rr. 22L, Nr. 117». vrrlturr Ari>attton»-Vurraar Berit« 7, Prinz Looi« Ferdinand. Straße 1. Telephon I, Nr. SL7L. Bez«qS-Prei- für Leipzig n«d Vororte: I« der Haupt« Lrprdtttoa oder deren Antgabesielle« ab- geholt monatlich: Antgab« L (1 mal täglich) 70 Pf-, «usgabr 8 8 mal täglich) SO Pf, bet Zustellung tu» Hao» An»gade H 80 Hf., Ausgabe 8 l Mark. Durch unsere ao»- wärligeu «»»gabestrllen und durch dt, Post bezogen (1 wat täglich)tnn«rbaid Deutschland» monatlich l Maik au-icht. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungarn 5 T 4Ü d viertelfädrlich, di» übrigen Länder tour Z»ilungepr»i»listr. Diese Nummer kostet aut »4t et»? allen Bahndäfen »nd bet I II klLI den Zeitung»-Verkäufern Nr. 38. „ MM ü» > ! » 1„.M-MM-MMMMMM , —W Vas Neueste vom Lage. (Dir uach Schluß der Redaktion eingegangenea Depesche» stehen anf der S. Seite de» HanptblattrS.) König Friedrich August in Leipzig. Da» Programm für die Anwesenheit de» König» in Leipzig in der Zeit vom l8. bi» zum 21. Februar lautet: Montag, den 18. Februar: Abend» (zu noch zu bestimmender Zeit) Ankunft auf dem Dresdner Bahnhof. — Kleiner Empfaog. Dienstag, deu 19. Februar: gt/i Uhr Abfahrt vom Pal-n». 8*/»—9 Uhr Schokoladenfabrik Wilh. Felsche in Leipzig- Gobli». 9»/» llyr Fahrt durch da» Rosental nach dem Disko- nifienhause in Lripsig-Llnveaa«. -r/,—IO'/, Uhr Diakouifsenbaus. 10V»—11 Uhr Fahrt nach dem Augusteum. 12 Uhr Vorlesung de» Prorektor» Prof. Dr. Ste tiger: Die Salilchen Kai'er. 12Ve—1 Uhr Vorlesung des Geheimen Rates Professor Dr. Friedberg: Aus ver Kirchengeschlchte. »/,3—4 Ubr Buchgewerbehaus — Dolzstraße —, AuS- stelluna des Deuiscben Künstlerbunde» und Geiellschast zur Pflege der Pbotographie. 4—r'»5 Ubr Reichsbanlhauptstelle, PeterSstraße 43. Vr« Uhr Tafel. 7V, Uhr Beginn des Konzerts der Arionen im Zentral theater. 8V» Uhr Soiröe bei dem Kommandierenden General. Mittwoch, den 20. Februar: 8 Uhr 5 Min. Abfahrt — per Eisenbahn — vom Dresdner Bahnhof zur Besichtigung der Babnhofsbauten bei Engelsdorf und des Elektrizitätswerkes ver Slaats- eisendahnen in Connewitz. 11 Uhr Wiedereintreffen auf dem Dresdner Bahnhof. tN/i—12 Uhr Borletung des Geheime» Kilchenrai« Pros. Dr. Heinrici im Augusteum: AuS ver Neutestamenl- lichen BegriffSgeschichte. I2V«—1 Ubr Volt«)ung des Geheimen HofrateS Pros. Dr. Beckmann, Laboratorium in der Brüverstr. 34: D>e Anwendung der Spettralanalhse. 2 Uhr 50 Min. Abfahrt vom Palais. 3—V,5 Uhr Besuch der an der Elisenstraße nebeneinander gelegenen «. Königin Carolagymnasium, d. Neues Landgericht und Gesangenanstalt. LV, Uhr Tafel. 7Vr Uhr Neue» Theater. 9 Uhr Ähendgrsrllichaft bei dem Kreishauptmann. Donnerstag 7. Februar 1907. Donnerstag, den 2 l. Februar: l/«10—10 Ubr Kunstausstellung Pietro del Vecchio, Martgraienstlaße. lO—11 Ubr Grassimuseum. IN/.—12 Ubr Vorlesung des Geh. MedifinalratS Professor Dr. Marchand im Pathologiichen Institut, Liebig- straße: Malaria, Afrikaniiche Schlafkrankheit ulw. 12^—1 Uhr Vorlesung de» Prof. Dr. Wiener im Physi kalischen Institut, Linnöstraße: Experimente aus neu erschlossenen Gebieten der Pbystk. 1—i/,Z Uhr Besichiigung der Kellereien im Rathanse. Frühstück rar Raiskeller. »/»3 biS vielleicht V»4 Uhr Kmematographische Vorführungen de» F lotte »Vereins im Kristallpalast. 5'/, Uhr Tafel. —9 Uor GewandhauS-Konzert. Abreise vom Dresdner Bahnhöfe. Eröffnung »c» Landtag» in Württemberg. Nach vorangegangenem FcstgotteSvienst wurde deute, wie uns ein Privaticlegramm meldet, in Stuituart der neu- Landtag, der erste nach ver revidierten Verfassung, mit ver stärktem Herrenhaus und reiner Volkskammer, nm V.12 Uhr unter vem herlömmlichea Zeremoniell im Abgeorvneiensaal durch den König eröffnet. Der neue Ministerpläsioent von Weizsäcker verlas die Eides formel für die neueingctreienen Muglieeer. Fürst Winvisch- giä; leistete als eister den Eiv in des Königs Hand. Nach dem Vere digungSakl verlas der König die Thronrede, die Zunächst der G nugiuuiig über die Löiunz der Verfassung^- frage Ausdruck versieh, ivwie die Hoffnung aussprach am eine glückliche harmonische Weiierentw ckruug des StaatsobenS. Al» nächste Aufgabe des neuen Landtaia wiid der Fmanz- eiat bezeichnet, dann werden Borlagen »»gekündigt für Auf besserung der Gehalte an Benme uno L brer, ferner Eisen- bahiibauien, Schulretormen, W goiduung u,w Die Frattionen der neuen Kammer habe» sich konstituiert nnd we >en lolgeuve Stärke auf: Zentrum 25, bisber 2l; Lolksrartei 24, bisher 26; Baaerniuno 15, b,eher 9; Looatdemokraten 15, bisher 7; Deutsche Partei (national liberal) 13, bisher 10. Die Anstände in Odessa. Die Meldungen aus Odessa über offene Schlachten, die vor den Augen der Polizei von der logenannten Weißen Garde des Verbandes des ruisischen Volkes auf der Straße friedlichen Bürgern geliefert worden fein sollen, lassen alles hiiiler sich, waS bisber dcuüber bekannt ist. Die Ausichrei- lungen baben eingestandenermaßen den Zweck, die viposilio- nellen Wäbler einzuscbüchtern und zur Wabientbaliung zu zwingen. General Kaulbars gibt aus Beschwerden die stereotype Aniwort: „Wenn Sie mir die Swutvizcn hierher dringen, so werde ich sie zur Veianlworiung ziehen." Die Erfüllung dieser Bedingung ist aber nicht möglich, da die Polizei die Mitglieder des BerbandeS des russischen Volkes ziemlich unverhohlen in Schutz nimmt. Wann das Regi Anzeiaeit-Prett dte 6 gespaltene Petttzrilr tür Geschäft»- siisrrat» an» Leipzig und Umgeh«««, Lb Hs, Familien-, Wohnung»- «. Stellem-lirzeiaen, sowie Lu- nnd Verkäufe LO Pf„ finanziell« Anzeige« LO Pf„ für Inserat« von auSivärt« SO Hf. ReNamen 75 Ps„ au-wärt» 1 Mark, vetlaga- gebübr 4 Mark p. Tausend rxkl. Postgebühr. Gefchästsanzrigen an beoorzügl^ Stell« iw Preis» erkühl. Rabatt nach Tarik. FürJnserote vom AnRaade beiondererTarifi Anzrigra-Aanadm«: A«»»ft>i»plaH 8, bei sämtlichru Filialen u. allen Aaaonren- Expeditionen des In- und AuOanve». ür da» itricheinen an deütmmtru Lage» «. ilätzen wird teine Garantie übernommen. Harrpt-Filtale verlt«: LarlDunckrr, Herzg t-Bayr^osbachhaadl-, Lützowilraß« 10 iTelephoa Vl, Nr. 4S0S1 Filial»Ez^e»iti»»:Drr»»en.MarirnftrL4. 101. Jahrgang. Feuilleton. Durch einen gewaltigen Zentrum wurde die Schlacht an Die meisten fiäenschen ssnrl gerllhrt llder elrva, Lutes, cias finck «dar keine Künstlernaturen; kiünstler sinct feurig, ctte weinen nicht. Seeikoven. ^Venn 8ie eine Kunst Haden vollen, so Haden 8ie eine. Nickerä Wagner, ktnreäe an L Publikum (18. Nug. IS7»>. L» sei kabel ocker Oeschichte, clatz ciie l.Iebe clen ersten Verfuch in cken biiltencien Künsten gemacht habe; so viel ist gevip, rtap sie cken großen allen kAeisiern ckle Uanck ru führen nicht mllcke gevorcten. trrMng. va; vSre mir ciie rechte Uühe, cia au befehlen, vo ich nicht« verstehe. «oeike. Vie Entstehung dar Schwarzwälder Vorst gafchichtan".*) Die seit langem vorbereitete Biographie Berthold Auerbachs oon Anton Bettelheim wird in nächster Zeit erscheinen, und schon jetzt teilt der Verfasser, der alS Haus lehrer bei den Kindern Auerbachs dem Dichter naheg-treten war, und dem alS Verwalter d«S Auerbachschen Nachlasse» eine reiche Fülle noch ungedruckten Materials zur Ver fügung steht, ein Kapitel daraus in der „Deutschen Rund- Der S. FaLruar ist der 2b. Todestag Auerbach». das Korps in den Flanken und demaskierten damit gleich zeitig eine bis dahin unsichtbare Batterie von 72 Geschützen, welche die Franzosen mit einem Kartätschcnhagel über- sckütlcte. Das mutig vordringende Korps nahm die Ge schütze, wurde aber gleich darauf von Reiterei bis auf wenige hundert Mann niedergemetzelt. Durch einen gewaltigen Rciterangriff Murats im " . - , diesem Punkt wiederhevgestellt, während Davout, der Sieger von Auerstedt, den linken rrrssi'chen Flügel eindrückte nnd das Zentrum zu umklammern begann. Hn diesem Augen blick griff die preußische Hilfe ein. Der damals bereiks 68jährige L'Estocg, dessen strategischer Ratgrber Scharn'orst war, hatte seinen Verfolger Ney mit der rein zufälligen Unterstützung des bei Wallersdorf unerwartet in ein n un glücklichen Kampf gegen bedeutende Uebermacht geratenen Generals o. Klüchzener abgeschiiltelt. Daß Klüchz ncrS Brigade sich ausgezeichnet schlug, war wohl nur zum ge- rinasten Teil das Verdienst ihres ^ünfundachtzitzjahrioen, stocktauben Führers. L'Estocg ließ Ney durch keine Nach hut weiter beschäftigen una entzog sich ihm gänzlich in dem dichten Schneegestöber. Mit etn'a 6000 Mann von Nord westen anrückend, traf er am rechten russischen Flügel e>n und marschierte zwischen und hinter den bedrängten Bundes genossen geradenwegs aus Davout los. dem er die unter den blutigsten Anstrengungen genommenen Dörfer Kukschitken und Au,klappen wieder entriß. Nach ungeheuren Verlusten hatte Napoleon bloß Kl. Sausaarken und die Krägebcrge behaupten können. Dann senkte sich eine grausige, 'tock- sinstere Winternacht a>uf das blutgetränkte Lchneege'üte, bas etwa 50 000 Tote und Verwundete — rund 25oA. von jedem Heere — bedeckten. Die Verbündeten waren im Vor dringen, die Franzosen im Weichen gewesen. Auf frinzs- sischer Seite waren acht Generale, 275 Offiziere gefallen, 660 Offiziere verschiedenen Grades verwundetI Tas ent spricht, wie I. Hildebrand beregnet, annähernd dem Verlust der Deutschen in sämtlichen Schlachten bei Metz! Die preußische Infanterie hatte mit der nämlichen auf dem Exerzierplatz erworbenen Kaltblütigkeit und Präzision angegriffen, die schon bei Mollwitz die Bewunderung der Geyner erregt hatte und über die Leistungen der Artillerie berichtete der zu Napoleons Gefolge gehörend« württem- bcrgischc Rittmeister o. Spitzembevg: „Sicherlich waren c» die zwei preußischen Artillerievemmenter aus Se'te der Russen, die so vollendet schossen!" Nach langer Trübsolknachr daS erste Aufleuchten der Sonne von Fehrbellin und Lvuthen! 2. L PrLr,fzijch«Ly1a»». 7. und 8. Februar 1807. „Eylaiu — das scheußliche Eylaul" schreibt Zola in seinem „DebLcle". Wenn es jemals den Grenadier der Napo leonischen Leyciide gab, der als glanzumstrahlter Triumpha- kor durch die Lande zog, die recht« Hand um die Taille einer drallen Dirne geschlungen, in der Linken eine Weinflasche schwenkend — so ist er nicht an der Beresina, sondern bereits auf den Polin chen und ostpreußischen Schneeieldern zu grunde gegangen. Den Söhnen deS sonnigen Frankreichs kam es vor, a s wären sie in eine Sturm- nnd Schnkebblle versetzt. Schon während der harten und doch so ergebnis- losen Kämpfe auf großpolnischvm Boden — dem damaligen Neu-Ostpreußen — mußte der Jmverator den grollenden Zuruf vernehmen: „Sie Haden woyl einen Sparren, unS durch diesen Dreck zu Hetzen?" Und Mavbot, der hier aus- nchmsweise keine Gaskonaden vordringt, erzählt: „Wetter entsetzlich, kein Wein, Bier abscheulich, kein Brot, Quartiere mit Kühen und Schweinen geteilt. Und so etwas nennt der Pol« Vaterland!" An Ostpreußen hatten die Franzosen, die bekanntlich große Brotesser sind, alles Gebackene ra^ch vertilgt, aber Fleisch gab es wenigstens anfangs zur Genüge. Die Märsche durch Schlamm oder tiefen Schnee waren freilich nicht minder anstrengend, als in den Monaten zuvor. Viele Offi ziere kamen vier Wochen lang nicht auS ihr«, Kleidern, der Kaiser selbst hat vierzehn Tag« nicht die Stiefel auS- gczogen. DaS System Napoleons, die Verpflegung und großenteils auch die Bekleidung feiner Truppen dem be setzten FeindrSlande aufzubürden, begann sich in dem armen und schwachbevölkerten Osten zum ersten Mal bitter zu räch«,. Der -t» hechia, wenn «uh »«valttältg«, f» doch i« ganzen gehorsame und wohldisziplinierte Soldat der kaiser lichen Armee verwanv«ite sich langsam in einen zuchtlos", Marodeur und nach der Schlacht bei Preußisch-Eylau fehlten viele Tausende bei der Fahne. General o. d. Goltz schreib!: „Verwöhnt durch seine beispiellosen Erfolge, Halle der Er oberer begonnen, das Werkzeug derselben gering zu achten und das eigene Genie für das allein ausschlaggebende za halten. . . . Der Stoff des Heeres begann sich in demselben Maß« zu verschlechtern, als er verbraucht wurde und immer wieder erneuert werden mußte. . . . Umgekehrt war d«r Gang auf preußischer Seite gewesen, wo das große Unglück, nach vorübergehender völliger Paralyse des Staatswesens, läuternd zu wirken begann. Der klein« Rest des Heeres, der noch im Felde stand, besann sich auf die eigene Kraft und lernte in den Wechselfällen des Winterfeldzugcs begreifen, daß auch Napoleon nur ein Mensch sei und daß auch feinem Vermögen eine Grenze gesetzt wäre. Vom Tage von Prvußisch-Eylau ab keimte in der Seele des Mutigen wieder der Gedanke an die Möglichkeit erfolgreichen Widerstandes." Bis zum 8. Februar 1807 war die Laufbahn Napoleons eine ununterbrochen scheinende Kette von Siegen gewesen. Allerdings hatte er in den ersten Kämpfen um Mantua am 12. November 1796 bei Ealdiero eine unbestreitbare Nieder lage erlitten und auch der erste Schlachttag bei Arcole am 15. November 1796 hatte mit dem Rückzug der Franzosen geendet. Da der menschenkundige Feldherr in seinen Bulletins aber nur Siegesnachrichten verbreitet und schließ lich tatsächlich auch immer die Oberhand behalten hatte, so wußte kein Mensch etwas von den trüben Tagen, an denen shm die Glücksgöttin d«n Rücken gekehrt. Hier ver Preußisch- Eylau wurde nun durch das erfolgreiche Eingreifen des kleinen preußischen Korps L'Estocg tatsächlich zum ersten Mal in einer Schlacht allerersten Nan-ges oem Siegeslauf des WelterobcrerS ein Halt geboten. Napoleon traf in d r folgenden Nacht bereits Anordnungen für den Rückzug und ließ Fri«densvorschlöae an die Adresse des Königs von Preußen aufsetzen. Besiegt ist aber in vielen Fällen nur derienige, der seine Sache selber verloren gibt. Da der un entschlossene Bennigsen am folgenden Morgen das Schlacht feld räumte, so konnte der Imperator wieder einmal mit einem Schein von Recht SivgeSfanfaren durch halb Europa posaunen lassen. Erst als er den Vormarsch einstellte und etwa zwei Wochen später hinter die Passarge zurückzog, um eine aufgelösten unv halb zertrümmerten Sireitkräfte wieder »erzustellen, hätten seine Gegner merken müssen, wie es tat- ächlich um ihn und seine künstlich geichafsene Machtstellung tand. Entschlossen sich damals Oesterreich und Englind zu raschem Eingreifen, dann war Preußen vor d«r Schmach ein«S demütigenden Friedensschlusses bewahrt und die ent scheidende Völkerschlacht wurde vermutlich bereits im Sommer deS IahreS 1807 geschlagen. In England war aber damals da» gänzlich unfähige Ministerium Trenville am Ruder, da» «S nicht einmal verstand, da» b«i Austerlitz zu- sammengedrochen« Oesterreich durch da« bewährte goldene KrüftigunigSmittel einer Dubsidienzahlung wieder aufzu richten. Al» im März 1807 an GrenvilleS Stelle der Herzog von Portland trat und George Eanning, deS jüngeren Pitt talentvoller Schüler, daS Ministerium deS Auswärtigen übernahm, war da» englisch« Landheer so desorganisiert und suiste- verzettelt, daß es lange Zeit unmöglich erschien, ein Hilss- zuchtlosen korps auf das Festland zu entsenden. Am 17. Juni beschloß ... endlich das Ministerium, mit 20 000 Mann das scbwedi'che Stralsund zu entsetzen. Das Unglück aber wollte, daß drei Tage vorher bereits Friedland geschlagen war, und Zir Alexander jedes Vertrauen zu Englands Tatkraft verlor.n hatte. So hatten denn die heldenmütigen Anstrengungen der verbündeten Russen und Preußen bei Preußiscb-Eylau nur den einen Erfolg, daß man bereits damals die Achilles ferse der im Angriff fast unwiderstehlichen, im Mißgeschick leicht entmutigten Armee Napoleons erkannte. Das Schick sal des bei Jena und Auerstedt niödergeworfenen Preußen staates konnte nur adgewendet werden, wenn König Friedrich Wilhelm III. den wiederholten Anerbietungen des Korsen, mit ihm einen Separatfrieden zu schließen, nachgab. D e Treue und Beständigkeit seines Charakters, wohl auch ein begründetes Mißtrauen gegenüber den Lockungen des ränke vollen Gegners hielten ihn davon zurück und führten i.,n schließlich nach Tilsit. In rein militärischem Sinne ist die Schlacht bei Eylan dadurch besonders interessant, daß Napoleon, obwohl er, wie immer, die taktisch« Offensive ergriff, sich eigentlich in der strategischen Defensive befand. T:e aufreibenden Märsche auf grundlosen, durch Schlacken- und Regenwetter aufgeiveichten Wegen legten ihm den Gedanken nahe, seine Truppen in weit auseinandcrgelegten Winter quartieren unlerzubringen. Als aber scharfe Fröste ein traten, hielt Bennigsen den Zeitpunkt für gekommen, um mit seinen abgehärteten Russen einen Vorstoß nach Wfftcn zu wagen. Der 1745 in Braunschweig geborene Bennigs.n (einer der Führer der bekannten Verschwörung gegen Kaiser Paul I.) hatte bereits im Dezember 1806 an Stelle des geistesgestörten Fcldmorschalls Grafen Kamenski den Oberbefehl über die russischen und preußischen Truppen übernommen. Er gehörte zu den befähigteren rufsstchen Generalen, die damals mit alleiniger Ausnahme des Georgiers Bagration durchweg Deutsche oder Deutschruffen waren, war aber der gleichzeitig planmäßigen und impul siven Kriegführung eines Napoleon nicht «.'wachsen. A s die Franzosen zum Gegenstoß vorgingen, erschöpfte er seine Truppen, die er am Tage tLmpfelh in der Nacht unsyste matisch zurückgehen ließ, io sehr, daß noch dem von Leltow- Dorbcck mitgeteilten Brief eines deutschen Offiziers, der sich damals in Bennigsens nächster Umgebung befand, di« Nuss.» aus j«der deutschen Meile ihres Rückmarsches gegen 100t) Mann verloren. Bei Preußisch-Eylau hielt er endlich stand und als am Abend d«S 7. Februar seine Truppen auS der Stadt hinauSzeschlagen wurden, zog er sich in eine Hi'hensh'llung zwischen Schmvditten und Serpallen zurück. Er ließ, wie Pfarrer I. Hildebrand in einer lesenswerten Mono graphie festgestellt hat. seine Leute nicht einmal Wuchtfeuer anzünden, während die Franzosen am folgenden Mora-n nach einer warmen Suppe zum Angriff vorgingen. Jede» der kämpfenden Heer« zählte unaefahr 75 000 Mann, die Russen batten eine etwas stärkere Artillerie. Napoleon wollte doS russische Zentrum durchbrechen, doch geriet daS Korps Auaereau in einen Wirbelsturm, der ikm ungeheure Schneemasfen inS Gesicht trieb und die Attacken der feind- lichen Kosaken beflügelt«. UtberLi«» faßten Irrfantertrmassen
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