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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-10
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1888
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Organ silr Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. 7v. Sonnabend den 10. Marz 1888. S«r Lad Rais«» wilhelin I. 82. Jahrgang. Der Einiger Deutschland». der Diedererwecker de< deulscherl Reiche» in seiner alten Pracht und Herrlichkeit, wie sie unserer Ein« bildungSkrast an» den Zeiten de» Kaiser» Barbarossa vorschwebte, Wilhelm der Siegreiche, trotz seiner zahlreichen Siege ein Fürst de» Frieden», eia Freund der Armen und Bedrängten, der Hort von Ruh« und Ordnung in Europa, Wilhelm der Gerechte, Kaiser Barbahlanea. wie er im Liede genannt wird, ist nickt mehr, al» Sl jähriger Grei», aber ohne die Gebrecklichkeit seine» hohen Alter» jemals empfunden zu haben, ist er wie eine deutsche Eiche vom Sturme gefällt worden, der Schmerz um seinen schwer geprüften einzigen Sohn hat ihm da» Herz gebrochen. Dem Geschichtsschreiber der Zukunft, dem Dichter bleibt e» vor« behalten» den Ruhm und da- Lob de» Verblichenen den kommenden Geschlechtern zp künden; wir müssen eS un» genügen lassen, in kurzen Zügen rin Bild de» reichen Leben» zu entwerfen, da» jetzt leider seinen immer noch zu frühe» Abschluß gefunden hat. ES war von frühester Jugend aus da» Ziel de» Kaiser», den Uebrrlieserungen de» Hohenzollerschen Fürstenhauses getreu, Preußen stark und mächtig und seinem deutschen Berufe entsprechend zu gestalten. In schwerer Zeit herangewachsen und zum Bewußtsein seine» fürstlichen Berufe» gelangt, zeigten sich die soldatischen Fähigkeiten de» Prinzen Wilhelm schon, als er kaum aus dem Knabenalter herauSgrtretrn war. Bei Bar für Anke bestand er al» siebzehnjähriger Jüngling die Feuerprobe, und die Kaltblütigkeit, die er damals im Kriege gegen Napoleon I. zeigte, hat ihn auch al» 73jährige» Feldherr» nicht verlassen, wie rr sie in der großen Ent» scheibuzlgsschlacht bei Gravelotte am 13. Anglist >870 bewiesen hat. Frankreich, da- im Jahre 1806 den Staat Friedrich » de» Großen zertrümmerte, mußte 64 Jahre später «rsahren, daß Deutschland ein Rächer erstanden sei. der die nochmalige schnöde Herausforderung mit der Vernichtung de» französischen zweiten Kaiserreiche- und der Einigung Gesaminttentschland» beantwortete. Kein Jüngling hatte dem Friedeuöbrecher muthiger und thatkrästiger entgegentreten können al» Kör.ig Wilhelm. Und dock, nachvem der Sieg entschieden war, welcher Mäßigung hat sich der Sieger befleißigt! Wenn Frankreich nach der Schlacht von Sedan Frieden geschlossen hätte, dann wäre ihm wahr« scheinlich Metz erhalten worden, die KriegSkostenenIschäbigung wäre unbedeutend gewesen. Aber Frankreich setzte seinen Ruhm darein, den Widerstand bis zur Kampfunsähigkeit sortzusetzen. und dieser tbörichten Hartnäckigkeit haben wir wahrscheinlich die Erhaltung deS Friedens bis aus den heutigen Tag wesentlich zu danken. Kaiser Wilhelm hat sich al» der Hort de» monarchischen Staat- im RevolutionSjahre 1848 bewährt, er trat den Ausrührern mit der selben Kraft entgegen, die er de» Feinden deS deutschen Reiche» gegenüber enlsatlcte. aber Meinungsverschiedenheiten mit seinem anders gearteten Bruder ließen seine Absichten nicht zur vollen Geltung gelangen, und so wurde seine Reise nach England noth- wendig. E« war nicht die Vorliebe für den Absolutismus, welche die Handlungsweise de»Prinzen von Preußen im Jahre 1848 leitete, sondern der berechtigte Wunsch, die preußische Tynastie nicht zum Sckleppttägcr der Revolution zu erniedrigen, ihr da«, wa» sie den Zeilverhältnisscu zugestand, nicht al» durch Zwang abgedrungen anzuerkennen. Die Ansprache, welche der Prinzregent am 8. November 1858 kurz nach Nebernahme der Regentschaft an die Minister richtete, bildet das Programm, welchem der König und nachberige Kaiser unter allen Verhältnissen treugrblieben ist. Kaiser Wilhelm erkannte e» schon damal» al« eine berechtigte Forderung de» Belke« an. daß di« allen Zustänke engherziger polizeilicher Beaussichtigung und Beschränkung aushören müßten, und daß die Selbstverwaltung der Gemeinden an die Stelle der Patrimonialgerichtsbarkeit treten müsse. A» jenem denkwürdigen Tage sagte Kaiser Wilhelm auch: „Preußen» Heer muß mächtig und angesehen sein» um, wenn c» gilt, ein schwerwiegende» Gewicht in die Waagschale legen zu kvnnen." Die militairische Au»bildung Preußen« und Deutschland- hat Kaiser Wilhelm sich stet» und ganz besonder» seit dem Tage angelegen sein lussen, an welchem er die Regentschast in Preußen übernahm. Die Durchsührung der M>litairreorganisation. die Kaiser Wilhelm mit Recht al« sein eigenste« Werk bezeichnet hat. war ihm von An» sang an die Hauptaufgabe seiner Thätigkeit al» Preußen« König, und e« gelang ihm, in der schwersten Zeit de« Kampfe« mit der Volks vertretung um die Durchsührung der Reorganisation, einen Mit« arbeiter zu gewinnen, der durch seine Baterland«lieb, und sein Genie die Wünsche und Gedanken de» König» von Preußen zu Thaten ge- statten Helsen sollte. Kaiser Wilhelm hat e» stet« rückhaltlo« anerkannt, welche au«- gezrichueten Dienste Fürst Bi«marck ihm selbst und damit Preußen und Deutschland «wiesen hat; m»d diese» Festakten unter allen Dechselsällrn an dem ersten lebenden Staat-man» ist nicht da» ge» ringste Verdienst, welche» sich Kaiser Wilhelm um die Wohlfahrt de» seiner Führung anvertraute» deutsche» Reiche» erworben hat. Mit dem „Niemals", welche» der verblichene Kaiser einst an den Na»d de» letzten EutlassungSgesuch» de» Fürsten BiSmarck geschrieben, hat er nicht nur dem Minister, sondern auch sich selbst ein unvergäng liche» Denkmal selbstloser Pflichttreue und Vaterlandsliebe gefetzt. Tie Pflichttreue ist e» überhaupt in erster Linie, durch welche die ungeheuren Erfolge Kaiser Wilhelm'» möglich geworden sind, ein Vorbild von so unvergleichlicher Au-dauer, wie e< König Wilhelm schon «l» Prinz von Preußen, dann al» Prinzregent, al» König und Kaiser "dem preußischen und deutschen Dolle gewährt hat, wird nur selten an so hoher Stelle angrtroffcn. E» wirkt natürlich anregend und fruchtbringend aus alle Kreise der Be völkerung vom Minister bi» aus den Geringsten herab. Und dies« Pflichttreue ist e» auch, welche Kaiser Wilhelm befähigt hat, die Initiative zur Lösung der socialen Frage zu ergreifen. Die Botschaft vom 17. November 1881 enthält die Grundzüge zur Sicherstellung der Arbeiter gegen die Folge von Unfällen, Krankheit, Alter und AlbeilSunsähigkeit. und damit ist die Grundbedingung für Zufrieden stellung der arbeitenden Elasten erfüllt. Wenn wir di« Errungenschaften der Regierung-zeit Kaiser Wilhelm'» seit dem Jahre 1858. in welchem er «:» t di« Zügel der Re gierung in Preußen ergriff, kurz zusa>nme»sass-u wollen, so beruhen sie darin, daß e» Preußen al» vcrfassungSstaat aus eine feste und gesunde Grundlage gestellt hat. indem er da» Programm vom 8. November 1858, so weit möglich durchgesührt hat. Al» Reorganisator de» preußischen Heere» hat er zugleich die Grund« züge für kie Organisation de» deutschen Heere» der Gegenwart geschaffen und damit ein Rüstzeug in» Leben gerufen, Lurch welche» der europäische Friede verbürgt wird. Di« Grunvsätze. welche bei Durchsührung der allgemeinen Wehrpflicht stet» zur Richtschnur gebient haberr. daß sie nicht rin Mittel für Zwecke der Eroberung und Macht. «Weiterung, sondern nur zur Bertherkigung der deutschen Einheit und Kraft dienen solle, sind lies in da» Bewußtsein de» deutschen Volke« einzcdrungen und werden stets da» Palladium de« deutschen Reiche» Hüven. Wir sehen an der Bahre Le» tobten Helden-KaiserS Wilhelm gelrost der Zukunft entgegen. Die Grundlagen, aus welchen da» deutsche Reich ruht, sind fest gefügt und auf Generationen hin sicher gestellt. Ter Geist, welchen Kaiser Wilhelm dem deutschen Wehr- system und dem OrganiSinu» de» inneren StaatSwcsen« eingestößk hat, ist so kraftvoll und gesund, daß er al» nie versiegende Quelle für da» Gedeihen deulschen Wesens und tculschcr Art sür alle Zeiten sich be währen wird. An diesem tiestraurige» und zugleich höchst denkwürdigen Tage wollen wir alle, die wir uns als Deutsche bekennen, geloben, daß wir uns stet» al» die Zeilgencssen Kaiser Wilhelm'» und al» seine getreuen Anhänger und Verehrer würdig zeigen wollen, daß wir un» der Pflicht bewußt sind, die tcutsche Kraft und Einheit zu wahren gegen alle Feinde und Neider, so lange »och «in Tropfe» Blut» in un» ist. * * Wir knüpfen an die vorstehende Betrachtung den folgende» da» Leben de» verewigten Kaiser» näher behandelnden Artikel; Ein schwere» Berhängniß hat sich erfüllt. Unser geliebt« Kaiser ist am 9. März Vormittag« »-.-O Uhr verschiede», verschiede» nach einem langen reichgesegneten nno lhatenreicben Leben ohne Gleichen i» der Geschichte, auss Tiesüe betrauert von dem ganzen deutschen Volke, welches ihn, in Treue und Dankbarkeit «geben war und da» bi« über da» Grab hinaus sei» Andenken hoch und heilig halten wird. Wilhelm I.. Friedrich Lnvwig. deutscher Kaiser und König von Preußen, wurde al» der zweite Sob» deS König- Wilhelm IH. und der Königin Luise am 22. März 1797 in Berlin geboren. Nach der Schlacht bei Jena verlebte er (wir entnehmen diese biograpbischen Notizen der neuesten Auslage von BrockhauS' Eonversation-lexiko») mit Eltern und Geschwister» drei Iabre in Königsberg und Memel. Am >. Januar 1807 erhielt er da» OsficierSpatent. Aii Delbrück und dem Hauptmann v. Reiche hatte er treffliche Lehrer und Erzirh«. Schon in früher Jugend tbat rr sich durch «inrn praktischen Verstand, durch große Ordnungsliebe und durch einen ernsten und gesetzten Ebarakter hervor. Ai» 30. Oktober 18lS zum Capitain ernannt, begleitete « seinen Vater in den Feldzug von l8l» nach Frankreich, erwarb sich bei Bar-sur A»be am 26. Februar da» Eiserne Kreuz und den russischen Sl. GrorgSordrn, nahm Theil an dem Ei 3l a russischen St. GrorgSordrn, nahm Theil an dem Einzug >n Pari» . März und an d« Reise der Monarchen nach England. Bei .einer Eonfirmation 8. Juni 1815 sprach rr in seinen .Leben«grundsätzei, und Gelöbnissen- die denkwürdige» Worte auS: .Ich weiß, wa» ich al« Mensch und Fi,ist der wahren Ehre schuldig bi». Nie will ich in Dingen meine Ehre suchen, in denen nur d« Dahn sie finden kann. Meine Kräfte gehör«» der Welk, dem Vaterland«.' Darauf rückte er al» Major mit einem Bataillon de» 1. Garderegiment» zum zweiten französischen Feldzug au», doch war der Krieg im Wesent lichen schon beendigt; er zog zum zweiten Male mit in Pari» ein. Mit Vorliebe widmete er sich von da an dem Militairwesen und wurde »ach und nach zu de» höchsten militairischen Würden befördert; 1825 wurde er Grnerallieutenant und Commandeur de» Gardecorp«. Am 11. Juni 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin August» von Sachse,,-Weimar (geb. 30. September 18t l). deren ältere Schwester, Prinzessin Maria, mit seinem jüngeren Bruder Karl vermählt war. Dieser Ehe entsprossen: Prinz Friedrich Wilhelm (Kronprinz von Preußen und de» deutschen Reich»). oeb. 18. Oktober 1831, und Prinzessin Luise (Großherzogin von Baden), geb. 3. December 1838. Nach dem Tode seine« Vater», 7. Juni 1840. «hielt Wilhelm bei der kinderlosen Ehe seine» Bruder«, de« König» Friedrich Wilhelm IV., al« präsumtiver Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen' und wurde zum Statthalter von Pommern und rum General der In fanterie ernannt. Bei dem AnSbruch der Revolution 1848 Unter zeichnete er al» erste- Mitglied de» Staat-ministerium» da« Der- sassiing-patnit vom 18. März und verlangte angesichts der Berliner Barrikaden, daß zuerst der Aufruhr mit Waffengewalt nieder geschlagen. dann ab« mit dem coiistitutionellen System Ernst gemacht werden solle. Als der Repräsentant de» militairischen Preußen galt er für einen Reactionair und Absolntisten und hatte die Abneigung de» Volke» in vollstem Maße z« erfahren. Daher hielten e» der König und die Minister für gerathen, daß er auf einige Zelt in» Au«lano gehe. Er begab sich 22. März nach London, verkehrte dort mit dem Prinzen Albert, mit Peel. Russell, Palmerston, dem preußischen Ge sandten Bunse» und anderen Staatsmännern, verfolgt« mit Auf merksamkeit die Entwickelung d« Frankfurter Versasiungssragen unL kam bald „zur vollkommenen Klarheit über seine un» de» Königthum« Stellung". Im Juni kehrte er nach Berlin zurück und hielt 8. Juni in der preußischen Nationalversammlung, in welche er als Abgeordneter gewählt war, eine Ansprache, in der er feine con- stitutionellen Grundsätze kundgab, nahm aber an den weiteren Ver handlungen keinen Anthcil. Am 8. Juni 1849 zum Oberbefehls haber der Operationsarmee in Baden und in der Pfalz ernannt, bewältigte er. nachdem er 12. Juni bei Nieder-Ingelheim einem Attentat glücklich entgangen war, in wenigen Wochen den Aufstand iu der Pfalz und in Baden. Als Anerkennung für seine V«. dienst« erhielt er den Orden pour lo märito. Im Oktober 1849 zum Militairgouverneur von Rheinland unv Westfalen erannt. nahm er seinen regelmäßigen Wohnsitz in Eoblenz. Im Jahre 1854 er folgte feine Ernennung zum Generaloberst der Infanterie mit dem Range eines Fclbmarfchall» und zum Gouverneur der Bundesfestung Mainz. Auch wurde er Großmeister sämmtlicher preußischer Frei maurerlogen. Bei den Verwickelungen von 1850 suchte er in einer Zusammenkunft mit dem Kaiser Nicolau» unv dem Fürsten Schwarzenberg in Warschau Ersteren für die nationalen Pläne Preußens zu gewinnen, wa» ihm aber nicht gelang. Der kur- hessische Eonflict veranlaßte die Mobilisirung der Armee, zu deren Oberbefehlshaber Prinz Wilhelm ans» Neue ernannt wurde, endigte aber mit dem Tage von Olmütz. Bei der Unbeliebtheit dcS Manteusfcl'schen RegiernngSsystem», da« eine stark feudale und klerikale Färbung hatte, wnrde der Prinz, dessen nationale Gesinnung, dessen Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe erkannt wurde, von Jahr zu Jahr populärer. Tie frühere Abneigung schlug so vollständig in» Gegentheil um, daß alle liberalen und nationalgesinnlen Männer mit freudiger Hoffnung erfüllt wurden, al» er während der schweren Krankheit des König« 23. Octob« 1857 die Stellvertretung und 7. Oktober 1858 die Regentschast übernahm. Am 2«. October 1858 leistete er den Eid auf di« Ver fassung, 5. November berief er da» Ministerium der „neuen Aera", 8. November legte er in einer Ansprache an dasselbe seine Regierung-grunvsätze dar. Ec erklärte darin, daß von einem Bruch »nt der Vergangenheit keine Rede sei: daß aber aus kirch lichem Gebiet Heuchelei, Scheinheiligkeit und Neigung zu Uebergriffen nicht geduldet werven dürfen; daß Preußen» Armee mächtig und angesehen sein müsse, um. wenn eS gelle, ein schwerwiegende« polnisches Gewicht i» die Waagschale legen zu können; baß Preußen m der auswärtige» Politik sich nicht sremven Einflüssen hingeben dürfe, in Deutschland aber durch weise Gesetzgebung, durch .Hebung oller sittlichen Elemente und durch Ergreifung von EinigungSelemenlen moralische Eroberunge» niachcn müsse. „Die Welt muß wissen, daß Preuße» überall das Recht zu schützen bereit ist." Beim Ausbruch de« italienischen Krieges >859 sah sich Prinz Wilhelm von alle» Seiten umworben: Gras Eavour batte schon Jul, 1858 bei einem Besuch i» Baden-Baden den Prinzen sür Italien zu gewinnen sich bemüht; Napoleon III. ließ iki» im Februar, sali« er Frankreich in der italienischen Frage uiiterstütze, .Holstein, Hannover und Kurbeffen anbielcn; Erzherzog Atbrecht suchte ihn im April zu einer Truppen- ausstelluiig am Rhein zu vermögen. Aber der Prinz-Regent wollte sich weder zum Werkzeug der Napoleonischen Pläne, noch zum Ge hilfen der legilinnsijsch.klerikaleii Politik Oesterreichs machen lassen, und war zu einer militairischen Mediation oder Intervention nur kann bereit, wenn ihm der Oberbesebl Uber die gesammte deutsche Streitmacht und die unbeschränkte Verfügung üb« diesrlbe über lassen würde. Der rasche Abschluß der Friedenspräliminarien von Billasranca, >1. Juli, war die Antwort de» eifersüchtigen Oester reich. Die nächste» Iabre waren vollständig beherrscht von dem Bestreben Preußens, eine Reform der BundeSversossung aus Grund lage der lhatsächlichen Machtverhältnisse herbeizusühren. von de» Bemühungen Oesterreich» unv der Mittel- «nv Kleinstaaten, di« Ki bl-2 ' !
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