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Dresdner Journal : 01.07.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-07-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185907012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-07
- Tag1859-07-01
- Monat1859-07
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 01.07.1859
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Ab«nmnenttffrrlst: /»brlteb. ö Dkle. I t» >„»»»». j lw L»«U»L» '/»jiUnl. - 1 10 „ „ „ it^ttko«» »oä U<u>«Ui<ü» iu v»o«L««: 15 Xssr. I S»»»p«I»«- Lu»,I»« riwQ»«r«: 1 Lixr. ) »ckl»x tiioro. O»srr»tr»vrrtsr: kllr ä« U««m «io« «»«polienOn L«ll«: 1 !?xr. Vo»«r ,,rlax»,«o«" 61« 2 >Ur. ErsttzcOttir Iljlück, mit An»»«bw« ä«r Sonn- vnä k<i«1«A«, Ldeoä, Nir 6«n solx-oäea D»x. Dresdner Zourilal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. r«ftratrm»niah«e armvärt,: 1<«iP»iz: k«. Vnt»v»^»r^», 6omm!»»iooLr N»'» Or»,ävor ^oaroil»; «beoä»»«II»t: II. NN»»r«; Sttov»i L Vooi.»»; L«rU»; Oiorivi'icb« liucbb., ItirLoiri«', liitreou; Lrimio i L. 8<>ii.vri>l; krooil/ort N.: <1^1- o»«'»cl>v ItucIib«o6I.; L»ooov«r: Ua re»»; Nit»: ^vorr siLi>««r,; k»rtr: 7. l,8vr»«»l.« (28, ru« 60» bnns tnskNü); kr»U: k'o. I.»»l.lcu'« tt>icbd»oä!imx. Herausgeber: Uooi^I. k^epsältiv» 6«» Oreiclosr ssomn«l», vrerNoo, >l«rieo>ti-L,ss ttr. 7. Ämtlichrr Thril. BekLMttsachmrg, das Verbot der Noten der Thüringischen Bank betreffend. Stach der von dem Ministerium des Innern unteren z. August 1857 erlassenen Bekanntmachung waren in Aemäsheit der Allerhöchsten Verordnung vom 18. Mai desselben Jahre- neben anderen auch dir Noten der Thü ringischen Bank al- Zahlmittcl im inländischen Verkehr für zulässig erklärt worden. Nachdem jedoch neuerlich die genannte Bank die von idr nach 8. 1 lit. a der angezogencn Verordnung in Leipzig «nichtete Einlösung-kaffe eingezogen und auf die ihr er- rdciltr Aufforderung angezeigt hat, wie sie ihre Noten zur Zeit nur in Sondershausen zu realisiren gemeint sei, se wird — da hiernach den Bedingungen nicht mehr genügt ist, unter welchen allein die Zulassung ausländischer Noten jm Jnlande gestattet werden kann — die in der Bekannt machung vom 3. August 1857 ausgesprochene Gestattung les Vertriebs der gedachten Noten hiermit zurückgezogen und die Verwendung der Noten der Thüringischen Bank zu Zahlungen im Jnlande *»« L. J»lt dtese« Jahr«» ab bei Vermeidung der in 8- 6 der Allerhöchsten Verordnung rem 18. Mai 1857 angedrohten Strafen andurch untersagt. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in allen in 8 21 des Prrßgesetzes vom 14. März 1851 bezeichneten Krit- säniften zum Abdrucke zu bringen. Dresden, am 25. Mai 1859. Ministerium de» Innern, Fehr. »»» Bemfk. Demuth. Dresden, 30. Juni. Seine Königliche Majestät daben den Gerichtsrath bei'm Bezirksgericht Augustus burg Wilhelm Steinert in gleicher Eigenschaft zum Bezirksgericht Annaberg zu versehen und den Staatt- anwalt bei erstgenanntem Bezirksgericht Ludwig Hermann Günther al- zweiten Staatsanwalt am Bezirksgericht Chemnitz anzustellen gnädigst beschlossen. Dresden, 30. Juni. Seine Königliche Majestät haben den zeitherigen Staatsanwalt am Bezirksgericht Freiberg Benno Rudolph Löwe zum zweiten Staats anwalt am Bezirksgericht Leipzig zu ernennen, ferner »en StaatSanwalt am Bezirksgericht Kamenz Kurt Otto Wächter für die gleiche Stelle beim Bezirksgericht Frei berg zu bestimmen, auch den Actnar zweiter Klasse bei'm Bezirksgericht Leipzig Ephraim Oskar Taube zum StaatSanwalt am Bezirksgericht Borna zu befördern gnLdigst geruht. Desgleichen ist unter allerhöchster Ge nehmigung der Staatsanwalt Julius Wilhelm Roß täuscher zu Budissin bis aus Weiteres mit der Besor gung der staatsanwaltlichen Geschäfte am Bezirksgericht Kamenz beauftragt worden. Dresden, 30. Juni. Seine Königliche Majestät haben dem zeitherigen Gerichtsamtmann zu Werdau Friedrich Ludwig-Wolf die Stelle deS Gerichtsamt manns bei dem Gerichtsamte Moritzburg zu übertragen gnädigst geruht. Dresden, 30. Juni. Seine Königlich« Majestät haben den Actuar bei'm Bezirksgericht Dresden Karl Theodor Wichmann zum GrrichtSrathe bei'm Bezirks gericht Leipzig huldreichst ernannt. Nichtamtlicher Theil. »«»«»sicht. Trlesranbische Nachrichten ZritNNßsfchN«. (Oestrrreichische Zeitung. — Jndöpen- tanre. — Nord. — Neue Preußische Zeitung.) Tilgesgeschichte. Wien: Baron v. Werther. Frei ¬ willige. Thättgkeit der Feldbäckerei. Wiederbesrtzung de» Gesandtschaft-Postens in St.Petersburg. — Ber lin: Zur Mobilmachung. Beschlagnahme. Großfür stin Marie. Ernennungen von Militärgouverneuren. — Oldenburg: Da- neue Gteuergesetz. General- zollconfrrenz. — Karlsruhe: Beurlaubungen. — Meiningen: Bom Landtage. — Kiel: Da« hol steinische Kontingent. — Paris: Besorgniß hinsicht lich der Verluste in der Schlacht am Mineio. Fort dauernd« Nüstungens Einberufung der Kammern wahrscheinlich. Die Börsencoulisse. Tedeum. Liefe rungen für eine Rheinarmee. Vermischte-. — Bern: Schweizer in Toscana insultirt. Eisenbahn eröffnung. Abschied BontemS'. Die Besatzung von Lavrno. — Rom: Wiederbesetznng insurgirttr Städte. — London: Wiederwahl der Minister. Politische Erklärungen erwartet. Der Herzog von Oporto. — Warschau: Uka» bezüglich der RecrutirungSmodalität. Ko» Rrieasschauplasht. Dre-dner Nachrichten. Vrovinzicklnachrichten. Wissenschaft, Knust «nd Literatur Statistik ,nd »olkswirthschast. VSrsennachrichten. Inserat«, rageskalender. Lelr-ra-hijHr Nachrichte«. Parts, vannersta-, ZG. Ami. Der„Monitmr" drückt die Ansicht ans , daß die Schlacht nm» Sa ntana eine Schlacht fei, Ne, »en» sie anch dm »riea nicht beendig, doch Wenigstens die Lssnng nrans ahnen lasse. testirt. Die Agenten sind ermächtigt, von dieser Sirenlarnote zur Aufklärung der öffentlichen Mei- nuug Gebrauch zu machen. Nach hier eingetroffraen Nachrichten aus Mai land find dort wohnende Schweizer infolge der Vorgänge in Perugia vom Pöbel gemißhandelt worden. (Vgl. umstehend unter Bern.) Ehur, Mittwoch, 29. Juni. Einige Eompagnien tiroler Freiwillige find über StilfS m daS Vettlin, andere m das Lal-Camonica eiugedrunaen und haben daselbst angeblich den Klecken Jvcudine ver brannt. Aus Turin, DinStag, 28. Juni, Abends wird der „Jndependauce belge" telegraphisch Folgendes gemeldet: Die „Gazetta Piemontese" veröffeutlicht den Bericht über die Schlacht von Solferin», geschrie ben am Abende der Schlacht selbst. In der Nacht vom 19. zum 20. hatten hiernach die Oesterreicher ihre Positionen auf dem rechten Ufer deS Mincio geräumt. Der Kaiser Napoleon gab der sardini schen, vom Könige commandirten Armee Befehl, Poz- zolengo zu nehmen und Peschiera zu umzingeln, während die französische Armee zu Solferino und Eavriana Stellung nehmen würde. Zufolge dessen befahl der König der ersten und fünften Division, Detachements nach den angegebenen Orten zu schicke», undjder dritten, auf Peschiera zu rücken. Ist der Nacht vom 23. zum 24. jedoch rückten die Oesterreicher wieder auf dem rechten Ufer deS Mincio vor. Die Aussagen der Ueberlüufer stim men überein in der Angabe, daß 40,000 Manu auf Pozzolenao marschirtr«. Der Mar schall Baraguav d'Hilliers seinerseits begegnete zu Solferiuo unerwarteten Schwierigkeiten. Die pienwntefischen NrcognoSciruugev verkündeten eine große feindliche Streitmacht. Während der Marschall Baraguay d'Hilliers zu Solferiuo Wunder der Tapferkeit that, rückte» feindliche Massen gegen Castiglione vor. Der Kaiser erkannte nun, daß er mit der ganzen feind liche» Armee zu thun hatte. Er entfaltete in der Ebene die CorpS deS Generals Riel und des Herzogs von Magenta, befahl dem Marschall Can- robert, sich mit der in Reserve auf de» Höhen aus gestellten kaiserliche« Garde zu vereinigen und ließ oe» König Victor Emanuel ersuchen, alle Streit-' kräfte, worüber er verfügen könnte, ans Solferiuo zu dirigireu. Der König befahl den Generalen Fanti und Durando, den Franzosen Hilfe zu bringen. Ge neral Kanti hatte schon die Bewegung anbefohlen, die ihn zu unser« Alliirten führen sollte, als die Nachricht eintraf, di« von der dritten und fünften Division vorwärts geschickten RecognoScirungen schwebten sehr in Gefahr, zu Deseuzano von feind licher Uebermacht abgeschnitten zu werden. Der König, der die Division Kanti zurückberufen hatte, befahl anch der Brigade Aosta, schnell nach San- Martino zurückzukehre». Nach diesen Zwischen fällen bemächtigte sich Marschall Baraguay d'Hil liers Solferiuos und «arschirte auf Eavriana. Der König, benachrichtigt, daß die dritte und fünfte Division große Schwierigkeiten fänden, sich der Höhe« von Sa« Martino zv bemächtigen, be fahl einen allgemeine» Angriff durch die genannte» Divisionen «tt Hilfe der Brigade Aosta und der erste» vo« General La Marmora geleiteten Divi sion «nd der Brigade Piemonte. Trotz der Gr- walt des Unwetters rückte General La Marmora, von Sa» Martino herabsteigend, auf Ppzzolengo vor. Er wurde von Pozzolengo her angegriffen. Das vierte Infanterieregiment und das 9. Batail lon der Berfaglirri machten eine Schwenkung nach Links und trieben den Feind zurück, während unsre Artillerie ihm große Verluste beibrachte. Trotz der Verzögerung, welche die Division Du rando infolge deS Unwetters und der Unwissenheit der Führer erlitt, vertrieben endlich die dritte und fünfte Division, sowie die Brigade Aosta den Feind ans seinen furchtbare» Positionen und errangen einen glänzenden Sieg. Der wegen Ausgebens der Munition beendigte Kampf hatte IS Stunde« gedauert und war mit einer heroischen Ausdauer und einer bewunderns- werthen Ordnung geführt worden. Die Verluste der Piemontesen belaufen sich auf 1000 Todte und verwundete. Da sich die Franzosen der Höhen bemächtigt hatten, worauf die Oesterreicher standen, so waren diese gezwungen, sich auf Goito znrückzuzikheu? sie waren sonach auf der ganze« Linie besiegt. Es geht ans positiven Nachrichten hervor, daß 2S.000 Sardinier gegen SO.OOO brisammeostehende und sänrnttlich mit dem Vortheile der Positionen kämpfende Oesterreicher tapfer Stand gehaltm habe«. Anmerkung der Redaction. Wie man sieht, soll vorstehender Bericht nicht sowohl ein vollständiges Bild der Schlacht — er ist am Abend des Schlachttages geschrieben — sondern eine Schilderung der Großthaten der Piemontesen geben. Dies wird zur Charakterisirung desselben genügen. UrbrigenS werden sich unsre Leser erinnern, daß nach dem österreichischen Berichte (vergl. Nr. 145) die Piemontesen geworfen wurden und die Oester reicher Abend» Pozzolengo noch besetzt hielten. — Ein ausführlicher französtscher Bericht über dieselbe Schlackt ist umstehend unter „Krieg-sckauplatz" zu finden. London, Mittwoch, 29. Juni, Nachmittags. He. Eobde« sist heute hier angekomme» und hat sofort ei» Schreibe» »o» Lord Palmerston «nd Lord Messet empfange». Dresden, 30. Juni. Die in unscrm vorgestrigen Blatte enthaltene Berich ligung eines Artikels ter „National-Zeitung" war eben erschienen, als die „Oesterrcichischc Zeitung" eine Originalcorrcspondenz aus Dresden brachte, welche den Inhalt jenes Artikels Wort für Wort wiedergiebt und denselben nur mit dem Zusätze bereichert, Laß Sachsen ein von Napoleon geschaffenes kleines Königreich sei. Wir erlauben uns daher, der „Oest. Ztg." unsre oben ge dachte Berichtigung und damit zugleich zwei Betrachtun gen zu empfehlen: erstens, daß man von einem Eorre- spondenten mehr verlangen kann, als daß er Berliner Zeitungen abschrcibe, und zweitens, daß es für eine Wiener Zeitung am wenigsten an der Zeil sein dürfte, irgend einer deutschen Regierung gehässige Glossen anzuhängcn. Die „Jndöpcndance belge" enthält folgende Mit theilung : ..Gestern (27. Juni) ging in Paris da« Gerücht, Graf Wa- leivlti stehe im Begiiff, von Dresden den in Abwesenheit de« be vollmächtigten Minister«, Herrn v. Leeres, mit der Führung der Geschäfte betrauten ersten Legationtsecretär abjuberufen. Dir Leitung der fran-ösischen Interessen würde einfach einem zweiten Secrekär anverlraut bleiben. Wenn diese Nachricht sich bestä tigt, so könnte man sich binnen kurzem der Abreise Hrn. v. Ler bach « von Paris gewärtigen." Zur Würdigung dieser Mittheilung und zur Kenn zeichnung der Glaubwürdigkeit gewisser Korrespondenzen überhaupt erlauben wir uns einfach zu bemerken: 1) daß der hiesige kaiserlich französische Gesandte nicht abwesend, sondern anwesend ist; 2) daß derselbe nicht Herr v. Serres, sondern Herr Baron Forth Rouen heißt; 3) daß bei der hiesigen kaiserlich französischen Gesandtschaft nur ein Lc- gationssecretär fungirt und daß 4) an der ganzen Sache nichts Wahres ist. Der „Nord" hat schon mehrere Male mit beson derer Betonung darauf hingcwicfen, daß iu Europa trotz der Verträge von 1815 vor einem Vicrtrljahrhundert sich Etwas ereignet habe, was dem jetzigen Streben der fran zösisch-sardinischen Politik, Ocsteneichs Herrschaft dis zum adriatischen Meere hin in Italien aufzuhebcn, völlig zu vergleichen sei. Belgien sei damals von .Holland getrennt worden, die Mächte hätte» selbst dazu mitgeholfen und cs sei darüber weder ein größerer Krieg a ^gebrochen, noch das europäische Gleichgewicht dadurch erschüttert worden. In Italien, meint der „Nord", lägen jetzt ganz ähnliche Verhältnisse vor. Es sei da eine Nation, welche mit dem größten Widerwillen die Herrschaft Oesterreichs ertrage uud die sie abschüttcle, wie einst die Belgier Holland ge genüber gethan. Die Mächte Europas aber würden und müßten jetzt, wie damals, cinschen, daß cs nicht wohl- gerathen sei, cin so unnatürliches Verhältniß im Zusam menhänge zweier Staaten sortbestehen zu lassen, und sie würden, nachdemldie Oestcrreicher aus Lombardo-Venetien verjagt, den Hof von Wien zu einem Frieden auf Grund lagen hin nöthigen, die Len bisherigen Zusammenhang jener italienischen Provinzen mit Oesterreich aushöben, gleichwieman früher das holländische Cabinet durch Zwangs maßregeln genöthigt habe, dem Beschlüsse der Mächte ge mäß Belgien auszugeben. So der „Nord". Seine Ar gumentation scheint auf Len ersten Anblick etwas Rich tiges zu haben. Jedenfalls bietet sie eine feine Wendung zu dem Zwecke, die Verantwortlichkeit für das Anschüren Les italienischen Krieges von Sardiniens Schultern zu nehmen, sowie die Besorgnisse bezüglich der französischen Pläne in den Hintergrund treten zu lassen. Aber sieht man der Sache fest ins Auge, so rrgiebt sich cin anderes Resultat. Angenommen selbst, wenn auch nicht zugegeben, Laß die thatsächlichen und histori schen Verhältnisse betreffs Belgiens und Lombardo-Vene- tiens dieselben wären, so dürfte damit noch keineswegs bewiesen sein, daß die Mächte besondere Geneigtheit dazu cnlpfinden möchten, einen ähnlichen Act wie den von 1830/31 zu wiederholen. Noch ist die Meinung darüber wenigstens nicht allseitig feststehend, ob das allgemeine europäische Interesse, welches *die Vereinigung der aller dings unter sich sehr disparaten Landestheile zu einem ziemlich starken Königreiche der Niederlande, das eine Barriöre gegen Frankreich bilden sollte, 1815 bewirkte, durch die Schöpfung eines ziemlich schwachen Staates mit vollkommen französischem Zuschnitte an der Nordost grenze Frankreichs besser gewahrt ist, und ob die dem neuen schwächer» Zwischenlande garantirte Neutralität in dem Maße die Dienste erfüllen wird, welche ein doppelt so großer Staat mit seiner Kraft leisten konnte. Bisher hat Europa nur gesehen, daß Belgien wiederholt dem zügellosen Drucke Frankreichs ausgesetzt gewesen ist, und zu verschiedenen Malen ist die Besorgniß allgemein laut geworden, Frankreich würde sein Uebertrrten der Ost grenze mit einer Besetzung und Einverleibung Belgiens beginnen. Verlockend ist also der Vorgang von 1830/31 gerade nicht für alle Mächte, um ihn so bald wieder in Italien in Scene zu sehen. Aber es sind außerdem doch auch große innere und äußere Verschiedenheiten zu constatiren zwischen jenem und dem heutigen Falle. Legen wir nicht zu viel Gewicht darauf, daß erst 1815 das heutige Belgien mit Holland verschmolzen wurde und vordem nie dem Hause Oranien angehört hat, während Oesterreich seine italienischen Besitzungen zum Theil Hun derte von Jahren hat, denn auch der jüngere Rechts titel soll sein fGewicht und seine Gewähr haben; eS wird junter dem; alleinigen Gesichtspunkte des Rechts nie zu vertheidigen sein, daß Belgien von Holland ge trennt wurde, und nur die hinzutretenden Umstände machen es begreiflich, daß Europa diese Maßregel treffen konnte. Diese Umstände aber waren auch sehr berück- sichtigenSwerther Art. Zunächst ist zu constatiren, daß Belgien ohne fremde Hilfe und Einmischung sich der holländischen Herrschaft thatsächlich entzogen hatte, so dann, daß.der König Wilhelm von Holland, der die Unmöglichkeit, Belgien wieder zu erobern, erkannt hatte, sich selbst zuerst an die Großmächte wandte, ferner, daß da- holländische Cabinet die ersten von den Eongreßmächten ausgesprochenen Beschlüsse für die sTrennung-grundlage sofort mit ciner Art von Hast annahm, worauf sick spa ter allerdings die Mächte für bcrecktigt hielten, neue gewaltsame Störungen der Trennungs - FricdcnsbasiS feiten Hollands nicht zuzulassen ; endlich, daß man einen neuen Staat gründete, durch dessen Bestand und Zu sammenhang mit andern Mäckten in keiner Weise die Gefahr einer Veränderung Les curopäiscken Gleichgewichts und neuer Erschütterungen gegeben war. Wie ganz an ders liegen in dieser Beziehung die Verhältnisse in Ita lien! Die österreichische Herrschaft über die italienischen Provinzen wird von zwei Mäckten, ciner italienischen und einer der italienischen Nationalität nickt angehörigen, bekämpft, mit welchem Erfolge, ist abzuwartcn; immer aber liegt cin Gesuch Oesterreichs um Intervention der übrigen Mächte nicht vor; Oesterreich weist jeden Ge danken an Aufgabe seiner Provinzen zurück, und selbst in dem Falle, daß cs sic aufgäbc, würde nach Lage der Sache in Italien cin Zustand cintreten müssen, welckcr das europäische Gleichgewicht ernstlich bedrohte, insofern Frankreichs Einfluß in Italien tominirtc, und die un mittelbare Sicherheit der Nackbarftaaten fortwäbrend da- durck gefährdete, daß das durch die gehabten Erfolge nock mehr in Verfolgung seiner bisherigen Eroberungs Politik bestärkte Sardinien nicht ruhen würde in direc ten und indirecten Angriffen auf alle übrigen italieni- scken Staaten. Wir denken, kies ist klar genug, um den vom „Nord" aufgestellten Vergleich als ganz unzntreffend und unthunlich erscheinen zu lassen. Die „Neue Preußische Zeitung" sckreibt heute: „Was die diplomatischen Verhandlungen Preußens betrifft, so verlautet über dieselben nichts Zuverlässiges. Wir bescheiden uns, daß Herr v. Scklciniv darüber jetzt keine öffentlichen Vorlesungen halten kann; aber wir wünsckten freilich, daß, was geschehen soll, nun bald geschehe. Schon spricht man wieder von der Geneigtheit Louis Napoleon's, Frieden zu sckließcn — wer weiß, was Ocsterreick, das wieder eine große Schlacht ver loren, thut, wenn Preußen und Deutschland ruhig bleiben. Ein Friede aber, wie er jetzt geschlossen werden würde, könnte kein anderer als ein fauler sein — cin Friede, der Alles ungelöst ließe, der das Ansehen deS Kaisers der Franzosen stärkte, Ocsterreick demüthigte und erbitterte, für Preußen und Deutschland aber dem nächst von allen Seiten die größte Gefahr brächte. Wir wünschen dringend, daß die Regierung bald ein ernstes Wort spräche für die Aufrechterhaltung der europäischen Ordnung. Wäre das früher geschehen, es würde besser gewesen zrnd manckes Schlimme möchte vermieden worden sein; noch ist es nicht zu spät, aber wir fürchten, die Zeit möckte bald vorüber sei», wenn wir nicht vorwärts gehen." Tagesgeschichtt. Wien, 29. Juni. (W. Bl.) Der preußiscke Gesandte am hiesigen Hofe, Baron v. Weither, hatte gestern und vorgestern längere Besprechungen mit dem Minister des Acußern, Grafen v. Rechberg, gehalten. — Die hiesige tiroler Schützcncompagnic hat heute die feierliche Fahnenweihe und wird morgen, Donnerstag, nach Tirol abmarschiren.—Die große Feldbäckerei im Stadtgraben nächst dem Neuthore steht nun Tag und Nacht ununter-, brechen im Betriebe und ist ausschließlich mit Erzeugung von Zwieback beschäftigt, der zur Armee nack Italien ab geführt wird. Derzeit sind 10 Oefcn in Thätigkcit und es werden noch 6 neue Oefen erbaut werden. — Der „Allg. Ztg." schreibt man: In einem politisch vcrhängnißvollcn Moment, wie der gegenwärtige, ist kein Vorgang ohne Bedeutung. Ich beeile mich daher, Ihnen zu melden, daß der seit dem Tode des Grafen Valentin Esterhazy von Galantha erledigte Posten eines öster reichischen Gesandten am kaiserlichen Hofe zu St. Petersburg wieder beseht ist. Der seit dem 20. Mai 1856 als außerordentlicher Botsckaftcr in Rom accreditirte Graf Franz v. Colloredo-Wallsce ist für diesen wich tigen Posten ausersehen, und die Gutheißung seiner Wahl von dem Kaiser Alexander bereits erfolgt. Bekanntlich war Graf Coloredo schon früher mehrere Jahre lang — und zwar bis Ende 1848, wo er dann durch den Grafen Buol-Schauensteiu abgelöst wurde — österreichischer Bot schafter am russischen Hofe. Die hohe Achtung, welche er dort genoß, die Gunst, deren er sich von Seite deS Kaisers Nikolaus erfreute, haben ihm dort ein höchst gün>. stiges Andenken hinterlassen, und mit Rücksicht auf die persönlichen und staatsmännischen Vorzüge dieses Diplo maten darf man daher vollkommen überzeugt sein, daß durch ihn die Interessen Oesterreichs am Zarcnhof die zweckmäßigste Vertretung finden werden. 0 Berlin, 29. Juni. Ueber die militärischen Maßnahmen steht nunmehr Folgendes fest. Außer dem' Observationscorps am Oberrhein unter bayrischem Com- mando, werden zwei preußische Armeecorps zwischen Mainz und Würzburg concentrirt uud eine andere preußische Armee soll die Rheinprovinz besehen. In den ersten Ta gen des Juli begiebt sich ein zahlreiches Personal der Ge- neralarmee-Jntendantur nach Frankfurt a. M., um dort ein Centralburcau für die Verpflegung des preußischen Truppencorps zu errichten. Die Armeeliefcrungen an Pro viant und Fourage sind im Großen und Ganzen einem Productenhändler in Königsberg i. Pr. übertragen wor den. Am 3. Juli wird, wie man hört, der Ausmarsch des 4. Armeecorps (Provinz Sachsen) erfolgen. Hier . werden in den nächsten Tagen Regimenter des 5. Armee- corpS erwartet, welche den hiesigen Einwohnern dir erste Einquartierung verschaffen werden. Die mit dieser An-. gelegenheit betraute Commission ist von solchen Personen, welche eine anderweite Unterbringung der ihnen zugrdach- trn Einquartierung mündlich anzeigen wollen, in den letz ten Tagen so bestürmt worden, daß fortan nur schrijt-, liche Meldungen entgegen genommen werden. — In unser« , großen Maschinenanstalten werden jetzt bereit- die Säbel - der Cavalerie und Artillerie geschliffen, — Die Artillerie-.
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