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Deutsche allgemeine Zeitung : 28.04.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-04-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184404283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440428
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-04
- Tag1844-04-28
- Monat1844-04
- Jahr1844
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 28.04.1844
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Nr. US 28. April 1844 Sonntag Ueberblick. Deutschlands *vom Taunus- Die orientalische Frage- * Hannover. Die Reform der Städtevcrfassungen- — Katholische Auffassung Gustav Adolf«. * Weimar-Der Landtag. Hr-Burkhard. * Dessau-Titulatur. Preußen. *Äus Ostpreussen. Das Ehescheidungsgesetz. st Aus Westfa len. Die Landgemeindeordnung. — Oesterreichische Auswanderer nach Polen. Oesterreich. *pesth. Die jährlichen Reichstage. Die Instructionen. Kossuth. Großbritannien. Das Budget. O'Connell. Die deutschen Adressen an ihn. Frankreich. Der Constitutionnel über die Wahrhaftigkeit des Ministe riums- Die Verletzung der belgischen Grenze- Märchen und Seltsamkei ten- Die deutschen Capitalisten- Hr- de Cormcnin. Feldzug gegen die Kabylen. Belgien. Die Repräsentantenkammer. Die Zinsvcrwandlung. Italien. "Wom. Die Ereignisse in Ungarn. Cardinal Pacca. Kirchen frevel. Der Großhcrzog von Mecklenburg-Schwerin und der Erbprinz von der Lippe. Rußland und Polen. -"Warschau. Die Wohlthätigkeitsanstalten. Türkei. *Äonstantinopel. Die Reaction gegen Risa-Pascha- Ein türki scher Gesandter geht nach Spanien. Personalien- Schreiben des Bischofs von Skopia an den Patriarchen von Konstantinopel. Personalnachrichten. Wissenschaft und Munst. *Aus dem Herzoathum Meiningen. Das friedrichsthalcr Bitterwasser. *klom. Thorwalvsen's Studien- Handel und Industrie. *Serlin. Der Eisenbahnactienschwindel. "'Leip zig. Der Geschäftsbericht der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn- — Frequenz der Magdeburg-Leipziger und -Halberstadter Eisenbahn. — Berlin. Neueste Nachrichten. Paris. Pairskammer- Ankündigungen. Deutschland. *1)0M TauNUS, 24. April. Die letzten Ereignisse in Serbien und Griechenland haben uns wieder einmal recht handgreiflich aufgefodcrt, der wirrereichcn orientalischen Frage fest ins Auge zu schauen. Der Lern derselben, welcher in der türkischen Frage besteht, zwischen die al- gierische, die verhältnißmäßig-als abgemacht betrachtet werden kann, und die centralasiatische, wo vor der Hand nur die Engländer und Russen ein ander gegenüber treten, in die Mitte gestellt, breitet sich als die wich tigste Aufgabe der nächsten Zukunft vor uns auS. Keine andere greift so tief in die Verhältnisse des europäischen Staatcnsystcms ein. Hier lau sen alle Bestrebungen und alle Jntriguen zusammen, von hier aus wird allem Anscheine nach der nächste Weltkrieg aufflammen. Obgleich Nie mand in die Zukunft schauen und in der Weltgeschichte nichts willkürlich gemacht werden kann, was von Dauer wäre, so kommt es doch einem jeden Volke zu, sich über die obschwebendc Frage nach allen Seiten zu orientiren, nach seinen Kräften zum gedeihlichen Ausgange der Sache mitzuwirken, und nicht den Blick durch fremde Leidenschaften und Jntri guen verdüstern und damit auch seinen Arm lähmen zu lassen. Wie steht es nun mit dem Verhältnisse Deutschlands zu dieser schwierigen Frage? Der deutsche Standpunkt ist der rein völkerrechtliche. Der Deutsche Bund will und kann sich keine Ucbergriffc in das Leben anderer Nationen er laubcn; aber seine Vertreter nach außen können auch nicht zugeben, daß dies von anderer Seite geschehe. Der Deutsche will, daß jedes Glied nicht nur des europäischen Staatcnsystcms, sondern auch des sich immer deutlicher entwickelnden Weltstaatcnsystems die ihm von Gott verliehenen Kräfte zur vollsten Blüte bringe. Dabci gewinnt jedes dritte Volk in seinem wohlverstandenen Interesse selbst am meisten. Die Länder, welche in ihrem erschlafften Zustande den türkischen Horden anhcimfallcn muß ten, um sich unter' ihrem Drucke zu neuer Kraft zu verjüngen, müssen nicht unter Einen Sccpter gestellt bleiben, wie sic bisher zusammen er obert gewesen. Im Gegentheil, ein jedes dieser Länder und Völker kann und soll zur Ehre Gottes cm selbständiges Glied im Wcltstaatcnsysteme werden. Das Aegypten der Pharaonen und Ptolemäer ist Manns genug zu einem eignen Reiche, so wenig auch eine Wiedergeburt der Länder um Ivie östliche Hälfte des Mittclmecres vom ägyptischen Geiste zu erwarten iss. Syrien, das Land David's, der Zenobia, von Tyrus, Sidon, der Seleuciden, ist mit der Burg des Libanon auch würdig, eine selbständige Völkerpersönlichkeit aufzustellen. Ebenso Kleinasien mit seiner Halys-Me- lasstraße vom Pontus nach dem Euphrat und dem Indischen Meere, so wie bei seiner reichen Küstenentwickelung, welche die herrlichsten Häfen rarbietet. Die Balkanhalbinsel hat Raum für mehr als Einen Staat, was die früher« Jahrhunderte hinlänglich bestätigt haben. Sollte es nun nicht im Hähern Interesse des europäischen Staatensystcms sein, die Län der um die östliche Hälfte des Mittelmccrcs so viel als möglich ihrer eig nen, freien Entwickelung zu überlassen? Kein Staat gönnt sie dem an dern. Ein vorübergehender, kostspieliger Besitz wäre durch lange Kriege ru theucr erkauft. Den Sinn einer Vertheilung unter die europäischen Großmächte verstehen wir überhaupt nicht. Naturgemäße Handelsverträge , geben mehr Vortheil als alle Besitznahmen, deren Lohn am' Ende nur . klndank und Haß ist. Die einzige völkerrechtliche, d. h, vernünftige, sitt- - liche, und dadurch allein vortheilhaftc Einmischung ist die Ucberbringung einer höhern Cultur mit Einwanderung verknüpft. Nun, da ist eine schöne . Rennbahn des Wetteifers aufgethan. Wer will und darf es den Fran- , zosen wehren, in Aegypten einzuwandern, um die physischen und geistigen Kräfte des Landes zu erhöhen? Sic werden sich auch nie so mit Undank lohnen lassen wie die Deutschen in Griechenland. Sic halten auf Na- tionalehrc und haben eine Marine. Wenn die Engländer in ihren ander weitigen Colonien nicht Raum genug haben, oder es für vortheilhafter halten, mögen sie in Syrien und Kleinasien lebcnerweckcnde Pflanzungen anlegcn. Hätten die Russen in ihren Steppen nicht mehr Raum, so wäre cs ganz vernünftig und billig, wenn sie die hohe Pforte bäten, den Ueber- schüß ihrcr Bevölkerung nach dem menschenleeren Bulgarien schicken zu dürfen. Aber ihre jetzige Einmischung in die Verhältnisse der Balkan- Halbinsel ist im Widerspruche mit der Idee eines wohlgeordneten Slaatcn- systems. Es liegt zu sehr im Interesse von ganz Europa, daß die Bal kanhalbinsel mit der Stadt, welche herrschend zwischen zwei Wclttheile und zwei Meere gestellt ist, nicht in russische Hände falle. Europa wird daher die schwersten Kriege dagegen führen. Es liegt auch im wohlver standenen Interesse Rußlands selbst, daß nicht Konstantinopel die Resi denz des gesummten Reichs werde; denn was sollt? es alsdann mit der Entwickelung des nördlichen- wenig begabten Landes werden? Es ist endlich auch ganz unmöglich, daß zwei so verschiedene Land individuen, wie die gebirgige Balkanhalbinsel mit der reichen Küstenent faltung und das arm gegliederte russische Tief- und Binnenland, lange unter demselben Scepter verharren sollten. Es wäre wenigstens ein Un glück für alle freie menschheitliche Entwickelung. Bliebe nun die Bal- kanhalbinscl von fremder Herrschaft frei, wird das jetzige Königreich Grie chenland der herrschende Mittelpunkt der ganzen Halbinsel werden? Kon stantinopel kann nicht von Athen aus regiert werden; und nicht genug zu bedauern wäre es für freie Culturcntwickclung, wenn Athen als Pro vinzialstadt an Byzanz gekettet und so in seiner eigenthümlichen Entfal tung gehemmt würde. Darum bat der Frhr. v. Gagcrn den König Otto auf Schloß Schaumburg, als derselbe sich seine jugendliche Gemahlin nach Hellas hocke, er möge nicht dahin wirken, daß Griechenland noch mehr erweitert, sondern daß sein Reich von ähnlichen kleinen Staatcn um geben werde, damit die Balkanhalbinsel wieder ein Staatcnsystem bilde wie einst im ruhmreichen Altcrthum. Und in der That, Epirus und Thes salien zusammen oder einzeln, Maccdonicn und Thracicn, jedes würde ein stattliches Großherzogthum bilden, fähig, erfreuliche eigenthümliche Mcnschheitscntwickelungcn hervorzubringen. Ein einiger Staat auf der Balkanhalbinsel, herrschend zwischen drei Welttheile gestellt, könnte den Handelsbeziehungen aller übrigen Völker nur unbequem sein; ein Staa- tcnsystcm aber bietet mehr Anknüpfungspunkte. Hat Konstantinopel die ganze Balkanhalbinsel zu seiner Verfügung, so liegt es in der Natur der Sache, daß eS die gegenüberliegende Küste Kleinasiens sich zu unterwer fen sucht. Als Hauptstadt aber nur von Thracicn wird es ein selbstän diges Kleinasien sich gegenüber bestehen lassen, zum großen Vorthcil aller handeltreibenden Nationen. Vielleicht wäre auch bei der Bodengestaltung Kleinasiens und Syriens die Errichtung mehrer selbständiger Staatcn ne ben einander rathsam und förderlich Die Deutschen hatten in ihrcr Gut- müthigkcit dic Erziehung des griechischen Volks zu höherer Cultur über nommen, und sind dafür mit Undank belohnt worden. Dächten sie ein Bischen mehr an ihre Ehre den übrigen Nationen gegenüber, und hätten sie demgemäß eine Flotte auf de» Meeren, so hätten sie dafür forgcn können, daß ihre Brüder wenigstens nicht so schnöde aus dem Lande ge jagt worden wären. Beim jetzigen Stande der Dinge müssen wir uns trösten, daß dic Griechen schneller, als wir gedacht, selbständig geworden, und müssen zum schlimmen Spiele gute Miene machen. Der südliche Theil Ler Halbinsel steht uns ohnehin nicht so nahe. Unsere Beziehungen aber zu den nördlichen Provinzen der Türkei, den Donauländcrn, bilden eine wahre Lebensfrage für uns. Das Wasser, das uns an der Thür vorbcifließt, können wir nicht fremder Willkür preisgcbcn, ohne schamroth in der Reihe der Völker dazustchcn. Eine freie Donau ist nebst dem freien Rhein unsere erste Aufgabe. Nach den untern Donauländern können und ollen wir auf dem prächtigen Strom eine höhere Cultur bringen. Oder ind wir noch nicht weiter als vor 30«« Jahren, wo wir auch nach außen nichts thaten, während andere, bciweitcm geringere Nationen ganze Wclt- thcile colonisirtcn? Soll dic Welt noch einmal ohne uns vertheilt wer den? Die Wcltstellung Deutschlands foocrt, und das Interesse des euro päischen Staatcnsystcms erlaubt eine Ausdehnung des deutschen Einflusses nach dieser Richtung. Sollten wir nicht mehr so kräftig sein als damals, wo wir die so herrlich herangcblühte Colonic nach Siebenbürgen schickten, WN Dentsch« Allgemein« Zeitung. WM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»
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