Delete Search...
Sächsische Dorfzeitung : 13.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-13
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189307134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930713
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-13
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 13.07.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Gx-«-. «. Uedaktt«! N. Meißner Gasse < Die Zeitung erscheint Dtenfta», Tnnuerftag un» Taunaheu» früh. A»»«»e»entS- Preis: dirrteljährl. M. 1^0. Au beziehen durch hie kaiserlichen Post« «staltcn und durch unsere Boten. Gei freier Lieferung tu« HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Sächsische Nacheilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaftm Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlich« Redakteur und Verleger Lerruum« Müll« in Dresden. S»ser«te »erden hi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1s-alt.Zeile15Psg. Unter Eingesandt: SO Pfg. Inserate», Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendam, Haasenstein LBogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube «Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M, G. Kohl, Kegelsdorf u. s. w. Ar. 81. Donnerstag, dm 13. Juli 1893. 55. Jahrgang. An das tnserirende Publikum! Bei Ausgabe von kleineren Inseraten ersuchen Vir die geehrten Besteller von hier und auswärts, »m Betrag dafür (pro 1-spaltige Zeile —12 Silben 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken eiufeudev zu wollen. — Die Jvferate müssen am Lage vor Erscheinen dcS Blattes bis 1» Uhr mittag- in unserer Expedition fein. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Das Pläfidium der , Rüchstagk-, bestehend au- den Herrn von Levltzow, i Freiherr» von Buol - Berenberg und vr. Bürklin, I wurde Montag Mittag um 12 Uhr vom Kaiser im ! neuen Palais in Potsdam m besonderer Audienz ! empfangen. Der Monarch sah frisch und wohl aus ! und begrüßte die Herren im Garten, wo er gerade au- ! einem Pav llon heraustrat. Vor der Thür desselben s stand ern Tlsch, mit Schriftstücken und Zeitungen bedeckt, ! an dem der Kaiser vorher gearbeitet zu haben schien. - Der Monarch gab zunächst serrnr Befriedigung darüber ; Ausdruck, daß v. L.vetzow wieder als Präsident an die Spitze des Reichstages berufen worden fei und erkun digte sich sodann nach den persönlichen und Heimaths» Verhältnissen der beiden Vicepräsidcnten. Des Weiteren kam der Kaiser auf die Aufgabe zu sprechen, welche zu lösen der Reichstag berufen worden sei. Er wies auf - die militärischen Verstärkungen hin, welche in letzter Zeit i in den Nachbarreichen erfolgt wären. Zur Aufrecht erhaltung des Friedens sei es nothwendig, daß wir gleichen Schritt mit den anderen Staaten hielten; auch unsere wirthfchaftlichen Verhältnisse benöthigten dringend einer Beruhigung, welche allein die Annahme der Militär- ' Vorlage bieten könnte. Der Kaiser betonte, wie schnell in Frankreich das neue Kadregesetz alle Stadien der parlamentarischen Berathung durchlaufen habe, wie dort militärischen Forderungen gegenüber sich niemals eine Opposition geltend mache. Nach mehrfachen historischen Exkursen berührte Se. Majestät auch die Frage der Futternoth. Was möglich sei, müsse durch die Reichs und Staatsbehörden geschehen, um der Landwirthschaft zu helfen und schlimmeren Folgen vorzubeugen. Der Kaiser äußerte schließlich die Hoffnung, daß der Reichs tag seine Berathungen schnell zum Abschlusse bringen werde, >wmit bei der vorgeschrittenen Jahreszeit auch die Parlamentarier sich bald der erwünschten Erholung erfreuen könnten. Er selbst werde vor Erledigung der Militärvorlage keine Reise antreten. Die Unterredung dauerte etwa eine Stunde. Se. Majestät — in der Hufarenuniform und die Bärenmütze auf dem Haupte — stand während der ganzen Zelt und verabschiedete die Herren mit freundlichem Händedrucke. — Unmittel, bar darauf wurde da- Präsidium von der Kaiserin empfangen, welche sich besonder- mit den beiden Vice- präsider.ten über ihre engere Heimath unterhielt. Die Herren waren zur Audienz von der Wildparkstation durch königliche Hofwagen abgeholt worden und wurden ebenso wieder nach dem Bahnhofe in Potsdam zurück« befördert. Man hält es in den parlamentarischen Kreisen nicht für ausgeschlossen, daß die ReichstagSsefsion schon am nächsten Dienstag ihr Ende finden wird. Es müßte dann freilich bei der weiteren Behandlung der Militär. Vorlage fast auf jede Erörterung verzichtet werden; die Neigung, large Reden zu halten, rst aber auch auf keiner Seite groß. Von den eingegangenen Initiativan trägen kommen nur noch die, welche sich auf die Linde- rung der Futternoth beziehen, zur Verhandlung. Nunmehr endlich ist das officielle Frakiionsveizeichniß des neuen Reichstages erschienen. Danach zählen die Deutschkonservativen 68, die Freikonservatioen 27, die Reformer 10, die Ultramontanen 99, die Polen 19, die Nationalliderolen 52, die gemäßigt Freisinnigen 13, die Deutschfrersinnigen 22, die süddeutschen Demokraten 11, die Socialdemokraten 43, die Wilden 28. Ein dem Bundesrathe zugegangener Nachtragsetat beziffert die zur Durchführung der Militärvorlage für das laufende Etatsjahr erforderliche Summe auf 71,200,000 M., wovon ca. 23,000,000 M. auf die fortdauernden, durch Matrikularumlagen zu deckenden Ausgaben und 48,000,000 M. auf die einmaligen Aus gaben entfallen, welche mittelst Anleihe aufzubringen find. Die fortdauernden Ausgaben betragen für Preußen, Sachsenund Württemberg zusammen ca. 19,700,000 M., für Baiern 2,500,000 M. Die einmaligen Ausgaben deS außerordentlichen Etats belaufen sich für Preußen auf 27,900,000 M., für Sachsen auf 3,500,000 M., für Württemberg auf 2,600,000 M. Für Garnison bauten sind 6,000,000 M. ausgeworfen. Der Rest der geforderten Summe soll zur Erhöhung deS Betriebs fonds dienen. Die durch eine Anleihe zu beschaffenden Mittel dürften aller Wahrscheinlichkeit nach noch im laufenden EtatSjahre flüssig gemacht werden; damit steigt die vom deutschen Reiche jährlich aufzubringende Zinsenlast um über 1 Million M. Wir kündigten in unserer letzten Nummer an, wir würden heute auf die am Sonnabend stattgefundenen Reichstagsverhandlungen über die Militärvorlage näher eingehen. Jetzt jedoch, da uns die diesbezüglichen Reden im stenographischen Berichte vorliegen, enthalten wir uns der Ausführung dieser Absicht. Wenn euch theilweise mit anderen Worten brachten sowohl die Anhänger der Militärvorlage wie die Redner der Opposition nur dieselben Gedanken vor, welche bereit- am Tage zuvor Ausdruck gefunden hatten. Wir müßten also nur Bekanntes wiederholen, wollten wir auch jene Reden zum Abdrucke bringen. Am Sonnabend erschienen etwa 400 Einwohner deS FürstenthumeS Lippe in FriedrichSruh, um dem Fürsten Bismarck ihre Huldigung darzubringen. Der ehemalige Reichskanzler benutzte diese Gelegenheit, um an die Anwesenden die nachstehende hochpolitische An- spräche zu richten: «Meine Herren! Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Begrüßung, die von Herzen kommt und dafür, daß Sie den weiten, staubigen und heißen Weg nicht gescheut haben, um mir Ihre Gefühle per, sönlich zum Ausdrucke zu bringen; mich freut dies um somehr, als Ihr Gruß von der Stelle kommt, welche als die älteste Stätte der deutsch-nationalen Entwickelung gegenüber der Fremdherrschaft bezeichnet werden kann. Wer die damalige deutsche Geschichte studirt, der wird finden, wie gerade das Eindringen römischen Wesen- in das Familitnleben, doS Eindringen römischen RechreS in die privaten Verhältnisse unsere Vorfahren so erbit tert hatte, daß sie einig wurden, wozu schon damal viel gehörte und daß sie die römische Bureaukratie zum Lande hinauswarfen. Es ist mir eine besondere Genug- thuung, daß Sie von dort gekommen sind, wo die- ge schah. Die Gelehrten streiten ja noch über den Schau platz dieser Ereignisse, aber die VolkSmeinung ist darüber einig, daß eS der Teutoburger Wald war. DaS Fürsten thum Lippe gehört ja zu den kleinen Bundesstaaten deS Reiches, aber ich möchte Sie doch bitten, die Thatsache seiner Zugehörigkeit und seiner Stellung zum Reiche ebensowenig zu unterschätzen, wie ich da- Vorhandensein der Kleinstaaten und deren Nutzen für den nationalen Gedanken jemals unterschätzt habe. Ich kann meinen Gedanken dahin ausdrücken, daß sich zwischen wenigen mittelgroßen Staaten schwerer als bei den 25 jetzt be stehenden, unter denen 17 von der Größe find, daß sie nur eine Stimme im BundeSrathe haben, Ewigkeit erzielen und behaupten ließe. Die Kleinstaaten bilden gewlssermaaßen den Mörtel zwischen den Qua dern; hätten wir nur Staaten von der Größe wie Sachsen und Baiern, so würde die heutige Verfassung schwerer durchzuführen sein. Ich weiß nicht, ob Sie in Ihrem Lande sich die Privilegien, welche die Reichs. Verfassung gerade den kleineren Staaten verleiht, ver gegenwärtigt haben; wenn nicht, so erwarte ich eS für die Zukunst. ES wäre ein großes Privilegium, wenn Ihr Fürst einen Reichstagsabgeordneten zu entsenden hätte. Er hat aber, was als viel schwererwiegend zu Feuilleton. Durch Liebe erlöst. Original-Novelle von Carl Zastrow. (10 Fortsetzung.) Sie hatte diese Worte in steigender Verwirrung gesprochen, aber diese Verwirrung erhöhte noch den Zauber, der über ihr ganzes Wesen auSgebreitet lag. .Mich treibt mein Pflichtgefühl zu Ihnen, Fräulem Elisabeth!" begann er in bescheidenem, ehrerbietigen Tone. «Vor einigen Tagen wollte ich die Aeußerungen Ihres dankbaren Herzens nicht anerkennen. Sie werden mir verzeihen, wenn ich S e damit gekränkt haben sollte. Die NemesiS hat mich schneller ereilt, als ich zu hoffen gewagt. Heute bin ich selbst in die Nothwendigkeit versetzt, zu bitten. Ja, Fräulein Elisabeth! heute komme ich zu Ihnen, um Sie zu bitten, daß Sie mir gestatten mögen, Ihnen meinen Dank darzubringen für Das was Sie mit so edlem Muthe für mich gewagt, für die wahrhaft großartige Aufopferung." Sie sah ihn mit einem Blicke deS höchsten Er staunens an. .Ich?!" rief sie lächelnd und mit dem Ausdrucke der Ueberraschung. «Ich sollte mit Hint ansetzung meiner Mädchenhaftigkeit etwa- für Sie ge- wagt, mich für einen fremden Mann aufgeopfert haben? Sie irren, Herr Steinfels! dos ist unmöglich! gänzlich unmöglich! Ich will nicht leugnen, daß ich gethan habe, was jedes Menschen Pflicht wäre, aber das ist auch Aller. Mehr darin sehen kann nur die verwegene männliche Eitelkeit, die sich ausgezeichnet glaubt in dem Gedanken, daß Alles ihr allein zum Opfer gebracht werde." «Sie wollen Vergeltung üben, mein Fräulein!" versetzte er lächelnd, „nun wohl. Ich will Sie nicht daran verhindern. Ich bin auch übrigen- gern bereit, die Wahrheit einzusehen von dem, was Sie sagen. Sie haben Ihre Pflicht erfüllt und das hätten sie jedem anderen Menschen gegenüber auch gethan. Sie hätten jedem Andern zu Liebe bei Nacht und Nebel einen Gang durch die Straßen der Stadt gewagt, um ihn vor einem Ueberfalle zu warnen. Sie hätten, um jeden anderen Unschuldigen zu retten, sich keinen Augenblick besonnen, Ihre behagliche Häuslichkeit, Ihre Mutter, die Sie so zärtlich lieb-n, zu verlassen und sich den Mühseligkeiten einer Reise, den Peinlichkeiten eine- gerichtlichen Verhörs auszusetzen. Das ist Alles richtig und in der Ordnung. Daß Sie aber auch auf mich diesen Strahl Ihres menschenfreundlichen Wohlwollens haben fallen laffen, daß Sie für einen ehrlosen Betrüger, einen Gattenmörder gethan haben, was man im Allge meinen nur für gute, achtungSwerthe Menschen thut, das ist meiner Ansicht nach etwas, was wohl auf be- sondere Anerkennung Anspruch hat und deshalb, mein Fräulein, sehen Sie mich hier, um Ihnen meine Dank barkeit wenigstens in Worten darzulegen." Sie schien diese leise Ironie, dre in seinen Worten lag, überhört zu haben. „Sie irren sehr, mein Herr, wenn Sie glauben, daß ich einem Unwürdigen meine Theilnahme zuwenden könnte. Mein überströmende- Dankgefühl gegen Sie, dessen Güte ich die Erhaltung der Mutter verdanke, war in erster Reihe die Ursache zu dem, was ich that und wa- ich allerdings nur als einen so äußerst geringen Gegendienst ansehe, daß die - Erwähnung desselben von Ihrer Seite mir im hohen Grade peinlich ist. Dann aber — und dies schwöre ich Ihnen bei der Seligkeit meines im Grabe ruhenden Vaters — habe ich nicht einen Augenblick die Ansicht der Welt über Sie getheilt. Nicht ein Jota habe ich auf die verleumderischen Gerüchte gegeben, die über Sie cirkulirten. Ich habe Sie nie für einen wahnwitzigen Träumer oder für einen überspannten Sonderling oder für einen büßenden Klausner gehalten oder wie die Titel sonst noch heißen mögen, mit denen der große Haufe Sie so freigebig überschüttete. Von vornhercm habe ich Sie einfach für das erkannt, was Sie in der That sind, ein armer, unglücklicher Misanthrop, der die Menschen glühend haßt und — doch weder die Macht, noch die Fähigkeit besitzt, ihnen zu schaden und seinen Hatz thällich darzuthun!" Steinfels zuckle zusammen. Sein Antlitz wurde noch bleicher als gewöhnlich, wahrend sein Auge sich verdunkelte. «Ja", fuhr das Mädchen, hingerissen von ihren Empfindungen, fort, während ihr Blick strahlte, ihr Busen sich stürmisch hob und senkte und ihre Wangen von der Begeisterung angehaucht erschienen, „darin liegt der Fluch, der Sie durch'- Leben jagt. Das weiche, empfindlichste Herz! das nefe, tiefe Gewüth! Schon damals vor den GcrichtSschranken sagte ich Ihnen, daß Ihr Naturell durchaus gut, tüchtig, zu allem Edlen fähig ist. Nur die Menschen, die Ihnen auf Ihrem Lebens wege begegneten, haben sich an Ihrem Herzen versündigt. Sie haben den Glauben an die Menschheit verloren,
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview