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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895111801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895111801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe ohne Seitenzählung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-18
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Tabellarischer und Zifscrniatz nach höherem Tarif. vtztra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au«aab», ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbefördrrung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhv. Morgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Für di» Monlag«MorgeN'AuSgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di» Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^- 580. Montag den 18. November 1895. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die Kirchenvorstandswalil i» Ser Lutherkirche betreffend. Für da- Liithcrkirchspiel sind nach der Bekanntmachung des Kirchenvorstandes vom 15. und 27. Oktober dieses Jahres fünf Kirchenvorstrher zu wählen. Die Wahl soll Montag, den 18. November dieses Jahres, in der Sakristei der Lntherktrche von Vormittags 18 Uhr »iS Nachmittags 5 Uhr (ohne Unterbrechung in den Mittags, stunde») stattfittde». Stimmberechtigt sind Diejenigen, welche aus Grund rechtzeitiger Anmeldung in die Wählerliste ausgenommen sind. Die Wahl hat zu erfolgen durch persönlich zu bewirkende Ab» gäbe eines Stimmzettels. Jeder Wähler kann sein Wahlrecht nur in eigner Person aus- üben. Jeder Wähler hat fünf Gemeindeglieder, welche dem Luther- kirchspiel angehören und mindestens 30 Jahre alt sind, nach Tauf» und Familiennamen, Stand oder Beruf genau zu bezeichnen. Wir fordern hiermit die stimmberechtigten Gemeindeglieder auf, den 18. November 1885 innerhalb der obengenannten Stunden ihr Wahlrecht auszuüben und ihr Augenmerk aus Männer von gutem Rufe, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Leipzig, den 9. November 1895. Der Kircheiivorstand der Lnthcrkirche. Reg. I. 877. Hans von Seydewitz, Pfr. Die Entwickelung des Musikinstrumentenmacher - Gewerbes in Leipzig. Die Vortragsabende des Vereins fiir die Geschichte Leipzigs, welche im Wagnersaale des Gasthauses rum Thüringer Hofe abgehalten werden, haben fiir bevorstehendes Winterhalbjahr am 6. November ihren Anfang genommen. Nachdem der VcreinSvorsitzende, Herr Eduard Maugner, einige geschäftliche Angelegenheiten erledigt und die Namen der neuerlichst in den Verein aufgenomnienen Mitglieder, darunter eine Dame, verlesen hatte, wurde mit Hinweis auf den Besuch, welchen der Verein kürzlich dem Musikkistorischen Museum des Herrn Paul de Wit abstattcte, das Wort Herrn Arno Richter für seinen vom Vercinsvorstande erbetenen Vortrag ertbeilt, welcher „Die Entwickelung des Musikinstrumentenmacher-Gewerbes in Leipzig, unter Berücksichtigung der in genanntem musikhistorischen Museum noch vorhandenen Instrumente", be hanvelte. Mit der Entwickelung der Musik ging die Entwickelung des Musikinstrumentenbaues, die Vervollkommnung der Ton werkzeuge stets Hand in Hand, und das Musikinstrumenten macher-Gewerbe steht daher mit der Musik im engsten Zusammenhänge. Der deutsche Instrumentenbau der ver gangenen Jahrhunderte hat hinsichtlich seiner wirtk- schastlichen Bedeutung in unserer Literatur nnr wenig Beachtung gefunden und lange Zeit im Dunkel gerubt. Der Grund mag darin liegen, daß das einschlägige Material nur schwer zu beschaffen war. Aufzeichnungen und statistische Angaben, wie sie in den Zunft- und JnnungS- büchern anderer Gewerbe vorhanden sind, konnte man nicht beschaffen, weil das Musikinstrumenkengewcrbe eine sogenannle „freie Kunst" und nicht zum zunftmäßigen Zusammenschluß gezwungen war. Nur ganz vereinzelt finden wir an Orlen, wo sich eine größere Zahl von Instrumentenmachern vorfand, innungsartige Vereinigungen, so im 17. Jahrhundert die der Trompctenmacher in Nürnberg und der Geigenmacher in Markneukirchen. Vielfach schlossen sich die Instrumenten macher der Innung emes nahestehenden Gewerbes an, wie rum Beispiel die Orgelbauer und Clavierbauer der der Schreiner und Tischler. Unter den neueren Publicationen, die ein wenig Licht in dieses Dunkel gebracht haben, verdient die Doctor-Dissertation von Paul Küppers bei der philosophischen Facultät der Universität Leipzig — im Jahre 1886 — ganz besondere Beachtung. KüpperS hat in seiner Schrift „Ein Beitrag zur Geschichte des Musikinstrumentenmacher- GewerbeS" die Leipziger Verhältnisse auf Grund der ihm zur Verfügung gestellten alten Bürgermatrikel aus der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert namhaft berücksichtigt und manche interessante Tbatsache über das Musikinst,umeulenmacher- Gewerbe in unserer Stadt aus dem Nalbsarchiv zu Tage ge ordert. Allerdings hat ihm die damalige erste Insuu»ienten- amnilung des Herrn de Wit und die damit ver bundene Fackbibtiothek manchen Fingerzeig für diese Forschungen gegeben. Die jetzige große Sammlung des Herrn de Wir würde ihm aber ipeciell von Leipziger Meistern ein »och weit größeres Material geliefert und manche noch vorhandene Lücke ausgefüllt haben. Redner betrachtete es nun als seine Ausgabe, unter theilweiser Benutzung der archi- valischen Studien Küppers', sowie der von Herrn de Wit gemachten Entdeckungen und des in dem Museum zusammen- zebrachlen Materials eine Skizze von dem Leipziger Jn- trunieutenmacher-Gewerbe im Laufe der letzten vier Jahr- -underte zu entwerfen, um zu erweisen, wie die Forschungen des Theoretikers eine wesentliche Ergänzung und Bereicherung erfahren durch die Studien des Sammlers, dessen Objecte als unanfechtbare Zeugen der Vergangenheit die beredteste Sprache führen. Schmale Spuren deS Jnstrumentenbaues reichen in Leipzig ziemlich weit in die Vergangenheit zurück, viel weiter, als sich die Geschichte des Leipziger Musiklebens erstreckt. Daß schon im lö. Jahrhundert, vielleicht noch früher, sich in Leipzig Personen mit der Herstellung und Reparatur von Musik instrumenten beschäftigten, ist mit Sicherheit anzunehmen; besaß die Stadt doch schon früh ihre Stadtpfeifer, die die Musik in der Kirche und bei bürgerlichen Festlichkeiten be legten, sowie Kunstgeiger und viele kleinere Musikbanden. lieber die Ausübung des Gewerbes in jener frühesten Zeit läßt sich aber Bestimmtes nicht sagen, da die Unterlagen gar zu gering sind. Erwähnt sei aber hier eine Notiz in der „Uiograptiie universelle äeg iUuNciens" von Fetiö, welche einen Joachim Schund in Leipzig, der 1350 die Orgel für Sanct Thomas baute, als einen der ältesten Orgelbauer bezeichnet. Erst im Jahre 1520 taucht in den Bürgermatrikeln ein Leiermacher, Heinrich Stoer, auf, als erster bürgerlicher Verfertiger von Musikinstrumenten. Daß er einer der ersten Leipziger Bürger gewesen sein muß, die das Gewerbe der Instrumentenmacher betrieben, gebt auS dem Vermerk in den Acten hervor „Deckst nlliil propter raritatem otticiG. Welcher Art diese Instrumente waren, die er herstellte, ist genau nicht festzustellen, denn mit dem Namen Leier bezeichnte man damals sowohl ein geigenartiges Streichinstrument, als auch die Bauern leier oder Radleier. Von letzterer Gattung besitzt daS musik- historische Museum zwei Exemplare. Ein Orgelmacher wurde 1524 als Bürger ausgenommen, später, in den Jabren 1569, 1577. 1590 und 1591 erscheinen mehrere Instrumenten- und Lautenmacher und 1599 ein Pfeifenmacber. Unter „Pfeife" hat man ohne Zweifel die alte Schnabelflöte zu verstehen, von der sich im musikhistorischen Museum noch eine ganze Reihe vorfindet. Eine solche wurde vom Vortragenden vor^ezeigt. Dann finden sich 1535 und und 1543 im Leipziger Schöppenbuche auch zwei Clavichcrdien- macher erwähnt, also Verfertiger jener kleinen, primitiven Tasteninstrumente, die als die früheste Form unseres heutigen Claviers zu betrachten sind. Die Herstellung von Metallsaiten und Darmsaiten be ginnt in Leipzig ebenfalls im 16. Jahrhundert und blüht bis zum Anfänge des 17. Jahrhunderts. Als erste Vertreter dieses Handwerks wurden im Jahre 1556 Niklas Guden und Arnold Findiger in die Bürgerliste eingetragen, unv noch in demselben Jahre mußte der Rath die Streitigkeiten zwischen ihnen und der Fleischerinnung schlichten. Der Nald bestimmte in seiner Entscheidung, „daß die Fleischer eine Woche um die andere den beiden Saitenmachern die Därme, soviel sie deren nicht auf den Kauf zum Markt in die Bänke brauchten, in ziemlichem Kauf sollten zukommen lassen". Daß die Saitenmacherei in Leipzig nickt unbedeutend gewesen sein kann, geht auS einem Schrift stück vom Bürgermeister Hieronymus Rauscher vom 29. April 1575 hervor, daS dieser bei Uebersendung von 24 Rollen „mcffenen stelenen Seiten uff die Instrument" an den Kurfürsten August von Sachsen richtete, in welchem es heißt: „Demnach E. CH. F. G. mir für zweycn Monaten ezlichen stelenen und messenen auch andern seiten halber, die man uff die Geigen zu brauchen pflegen, genedigst schreiben lasten, welche aber damals nicht zu bekommen gewesen, als bab ich der seinen uff die Geigen für zween Gülden von Frankfurt bestellet, alhier aber werden die allerbesten I ge machet." Im folgenden 17. Jahrhundert erlangte nur noch ein Saitenmacher das Bürgerrecht, und zwar 1622. Später hört man nichts mehr tacon, wahrscheinlich eine Folge des Kriegselends, welch'S in Deutschland so manche gewerbliche Blütbe zerstörte. Ucberbaupt scheint das ganze Gewerbe der Instrumentenmacher während der Dauer des Krieges — 1618 bis 1648 — brach gelegen zu baden, denn von 1628 bis 1645 findet sich keine einzige darauf bezügliche Ein tragung in den Bürgermatrikeln. Von 1645 an folgen drei Geigen- und Lantenmacker, einer für Blasinstrumente, ein Lautenhändler und vier Orgelbauer. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts machte sich der Messinginstriimentenbau be merkbar, der jedoch erst im 18. Jahrhundert zur Blütbe gelangte. Aus jcnerZeit besitzt daS »insikhistorischeMuseum einBleckblas- Jnstrument von einem Leipziger Meister, das für die Er- kenntniß der geschichtlichen Entwickelung unserer Blas instrumente sehr wichtig ist, und um so interessanter, weil keine Sammlung der Welt ein zweites Exemplar in dieser Form besitzt. Es ist kies eine in Posthornform gewundene sogenannle „ Jägcrtrnmniet", von Heinrich Rickard Pfeifer in Leipzig !697 verfertigt. DaS Instrument, aus der Kirche zu Karlsfcld bei Eibenstock stammend, widerlegt durch seine Erhaltung die vielverbreitete falsche Ansicht, daß man früher nur geradaus gebaute lange Trompeten gehabt habe. Prätorins bringt allerdings in seinem l^-'IO in Braunschweig erscbienenen „Syntagma" die Abbildung einer solchen „Jägertrummete", aber man war über die Natur des Instruments doch noch im Unklaren. Erst durch die Abhandlung deS Musiksorschers Dr. Hermann Eichborn in der von Herrn re Wit herausgegebenen Zeit schrift für Instrumentenbau ist darüber völlige Klarbeit ge schaffen worden. Nachdem Dr. Eickborn das Instrument leihweise erhalten und eingehend studirt und auf seine Klangwirkung geprüft hatte, erhielt er den Beweis, daß diese sonderbar geformte Trompete im Klange so mächtig war, wie die beste und stärkste „Feldtrunimete". Aber auch für die Geschichte des Instrumentbaues ist dieses Stück von Interesse, denn es zeigt, wie die allen Instrumenten macher es fertig brachten, solche schneckenförmig gewundene Instrumente berzustellen. Die Technik, in gerader Linie ge formte Blechröhren mit geschmolzenem Blei auSzufüllen und rann in beliebige Windungen zu biegen, war ihnen unbekannt. Sie mußten daher, wie dies auch an allen alten Trompeten zu bemerken ist, das Rohr aus vielen Theilen zusammen stückeln und zusammenlöthcn. Am Ausgange des 17. Jahrhunderts findet sich auch ein höchst genialer Leipziger Holzblasinstrumentcnmacher, der berühmte Johann Christian Denn er, der sich als Erfinder der Clarinette in der Musikgeschichte einen Namen gesichert bat. Denner, ein Leipziger Kind, baute alle Arten der damals gebräuchlichsten Holzblasinstrumente, Schalmeyen, BomhartS, Scbnabelflöten, Blockflöten und Andere. Das musikhistorische Museum hat zwei Blockflöten von Denner, von denen eine vorlag, während die erste Sammlung Herrn de Wil'S, die vor acht Jabren in den Besitz der preußischen Ne gierung überging, auch eine Originalclarinette von ibm auswieS. Denner siedelte zu Ende des 17. Jahrhunderts nach Nürnberg über, das ja Jahrhunderte lang der Hauptsitz der Blas- instrumentenfabrikation war. Ob dieser Umstand Denner veranlaßte, nach Nürnberg zu gehen, oder ob es andere Be Ziehungen waren, ist unbekannt. Wohl aber ist eS von Interesse, daß genannter Paul KüpperS bei Durchsicht der alten Leipziger Bürgerverzeichniffe seststellen konnte und wie gerade hier erwähnt zu werden verdient, daß Jahrhunderte hindurch die Bevölkerung zwischen Nürnberg und Leipzig leb haft wechselte. In Nürnberg war eS auch, wo Denner um 1700 seine erste Clarinette baute. In der Mitte des 17. Jahrhunderts taucht in Leipzig der erste Lauten- und Geigenmacher des Namen- Hoff mann auf. einer Familie angrhörig, in welcher der Saiten instrumentenbau ein ganzes Jahrhundert hindurch betrieben wurde. Obgleich ihre Haupttbätigkeit in daS 18. Jahrhundert fiel, schilderte Redner die einzelnen Träger dieses Namen-, ihre Arbeiten und ihre Bedeutung für die Geschickte des Streich- instrumentenbaues. Bietet doch da« de Wit'sche Museuni eine so herrliche Collection von Erzeugnissen der Familie Hoffman», wie sie in gleicher Zahl und Vollendung der einzelnen Stücke nirgends mehr anzutreffen ist, ganz abgesehen von einzelnen Instrumenten, die sich in der früheren, nach Berlin gekommenen Sammlung, sowie in dem Instrumenten - Museum des königlichen Conserva- toriums in Brüssel und dem South Kcnsington-Museum in London befinden. Der erste Vertreter der Familie Hoffman», Beit Hoffman», kam 1654 aus Ilmenau nach Leipüg. ?on seinen Arbeiten ist wenig bekannt, umsomehr aber von einem Sohne und Nachfolger Martin Hosfmann, sowie dessen Sohne Christian Hosfmann, der durch seine engen Beziehungen zu Johann Sebastian Back ebenfalls daS Inter esse in Anspruch nimmt. Wie auf Christian Hoffmann mag Bach seinen Einfluß auf manchen anderen Instrumenten macher ausgeübt und so zur Förderung des Gewerbes bei getragen haben. Das 18. Jahrhundert brachte für Leipzig in verschiedenen weigen deS Jnstrumentenbaues einen bedeutenden Aufschwung, n gleichem Maße, wie sich das Musikwesen der Statt bob, bvb sich auch der Instrumentenbau, vor Allem aber die Her- 'tellung von Blechblasinstrumenten, wie Trompeten, Posaunen und Hörnern. Die Zabl der Instrumentenmacher nahm estänvig zn, und während der Leipziger Akreß-, Post- und Reisekalender I7l4 nur elf aufwics, führte er 1764 deren achtundzwanzig an. Dann ging die Zabl bis aus sieben »rück und siieg 1798 wieder aus achtzehn, nämlich fünfzehn Instrumenten- und Pfeisenmacher, einen Geigenbauer und zwei Orgelbauer. Der Schwerpunkt lag während des ganzen Jahrhunderts in der Blechinstrumentensabrikation. Ihre Erzeugnisse, vor Allem aber die Leipziger Posaunen, waren damals berühmt und gingen sogar weitbin in daS Ausland, wozu die durch die Messen angebahnlcn Verbindungen daS Ihrige bcigetrageu haben mögen. Namen wie Sattler, Pör sch mann, Schwabe und Crone hatten überall einen guten Klang und ihr Gewerbe uabm in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sogar ein fabrik industrielles Gepräge an. Im Jahre 1784 wird das Ge schäft von Schwabe, wie auch das von Crone unter den wenigen Fabriken genannt, die Leipzig damals besaß, und zwar mit der Beifügung, daß sie für beträchtlich gälten, ob sie gleich nur einige dreißig Leute, abgerechnet zetm bis zwölf Lehrburscken, beschäftigten. Beide traten aber zu dieser Zeit nickt nur als Fabrikanten, sondern auch als Händler aut, indem sie nickt allein ihre eigenen Erzeugnisse verkauften, sondern auch solche fremder Herkunft vertrieben unv deshalb ats „Verleger" be zeichnet wurden. Crone erscheint deebalb auch später unter der Kaufmannschaft. Erwähnung verdient hier auch der berühmte Flötist und Ccmponist Johann Georg Tromlitz, geboren 1726 in Gera unv gestorben 1805 in Leipzig, der, obgleich nicht zum Gewerbe gcbörig, die Herstellung von Flöten in bedeutendem Umfange betrieb und namenttich durch Verbesserungen im Klappensystem in musikalischen Kreisen Aufsehen erregte. — Tie Leipziger Blasinstrunienten- fabrikation, die um das Jahr 1800 noch in voller Blütbe stand, wurde durch die schweren Zeiten, die im Gefolge der Napoleoniscben Kriege heraufzogen, nahezu zum Erlöschen gebracht, und sie hat sich auch nie wieder zu einer in wirth- schaftlicher Hinsicht größeren Bedeutung erhoben. Der Orgelbau weist in Leipzig im 18. Jahrhundert mehrere Vertreter auf, die auch gleichzeitig Claviere bauten. Gleichwohl scheint der Clavierbau von ihnen in nur geringem Umfange betrieben worden z» sein. Clavier-Jnstrumente aus jener Zeit von Leipziger Meistern sind beute nickt mehr bekannt. Die Namen der drei Orgelbaumeister, die mit der Leipziger Kirchenmusik eng verbunden sind, waren Zacharias Hildebrand, Zobann Scheibe und Christian Immanuel Schweinefleisch. Erster? Beide standen zn dem großen Tonmeister Johann Sebastian Back in Beziehungen und verdienen schon deshalb unser Interesse. Zacharias Hildebrand war ein Schüler des großen Ctavier und Orgelbaumeisters Johann Gottfried Sil Hermann in Dresden, nach dessen Tode er die Orgel der Schloßkirche in Dresden vollendete und auch außerdem viele der wichtigsten Orgelbauten auSsührte. Hildebrand construirle ferner für Sebastian Bach nach dessen specieller Anweisung ein „Lauten- claviercymbat", daS beißt einen damals gebräuchlichen Feder- ticlsliigel, auf dem sich die Effecte der Laute in täuschender Weise wiedergeben ließen. Ties ist von großer Wichtigkeit, indem es zu der Vermutbring berechtigt, daß auch der noch erhaltene große zwciinanualige Kielflügel Johann Sebastian Back'S ein Werk Zacharias Hildebrand's ist. Diese kost bare musikalische Reliquie bat sich Leipzig vor fünf Jahren leider entgehen lassen. Jetzt befindet sich der Bachstügcl i» Berlin!! Eine Abbildung desselben konnte der Redner der Versammlung vorlegen. FeuiUetsii. Eine kluge Frau. «on T. F. Philip». Autorisirte Uebrrsrtzung an- dem Englischen von I. Eserhalmi- Nacbdruik verboten. „Die Advocaiur an den Nagel hängen, um Schrift steller zu werden, welche Tborheit!" brauste der alte reiche Mr. Cunningham auf. als er die unerwartete Nachricht empfing, daß sein Sohn und Erbe sich mit Haut und Haar den Musen verschrieben; aber er abonnirte nichtsdestoweniger die illustrirte Zeitschrift, für die sein Sohn arbeitete, und brummt« nur insgeheim über daS Tintenlecken. Al- aber Mr. Cunningham zun. seine jugendliche Thorbeit damit krönte, daß er Jefsy Pemberton, eine hübsche kleine Schau spielerin, al« Braut beimfübrte, da brach in dem ehrsamen Vaterbause der Sturm väterlicher Entrüstung lo-, und Mr. Cunningham sen. schwur, daß niemal- ein Heller de- sauer erworbenen väterlichen Vermögen- in di« Komödianten» Haushaltung wandern würde. Teddy Cunningham aber mirthete eine möblirte Wohnung und Jessy röstete eigenhändig die Tbeebrödchen. und statt der kostspieligen „Times" abonnirtrn sie den billigeren „Telegraph", und Abend- nach dem bescheidenen, aber gemütblichen Nacktmabl zauberten sie heitere Zukunftsbilder in die Ringelwolken der Cigarre, Bilder einer eigenen Villa in Krnsington mit dunklen Eichenmöbeln und blauem Cbina- porzrllan. Und dann kam daS Baby und Teddy mußte mit ver doppeltem Eifer arbeiten. Galt eS ja, jetzt Weib und Kind »u ernähren! Er schrieb Feuilletons, Novellen und^ Essay- für alle existirenden und nickt existirenden Blätter, Theater berichte für sein Journal, und de» Nachts, wenn Baby schlief und tiefe Ruhe herrschte, arbeitete er an dem großen Werk, daS ihm den Weg zu Ruhm und Reichlhum bahnen sollte, an einem Roman ans dem niodernen Leben. Jeden Morgen blickte er sehnsuchtsvoll auf das immer mehr anschwellende Manuskript unv legte eS seufzend bei Seite, um an da-einförmige Tagewerk zu schreiten. Während er sich in der Tretmühle der Journalistik abbetzte, las seine Frau zu Hause die zu nächtlicher Stunde geschriebenen Capitel seine- magiinm opns und schrieb mit Bleistift ihre Randglossen aus kleine Streifen Papier. Und als da- Baby vier Monate alt war, lag da- Mannscript fertig auf dem Schreibtisch und da« große Ereigniß wurde mit einem opulenten Nachtmahl gestiert. Nun kam die wichtige Frage: WaS für einen Titel geben wir dem Werk? — einen Titel, der packen, überraschen, zünden soll. Nack langem, langem Hin- und Herspeculircn verfielen sie ans dir Ueberschrift: Die schlechteste FrauinLondon; Teddy schrieb den Titel mit fetten Lettern auf die erste Seite, Jessy brachte braune- Papier und Hanszwirn berbei, und eine Viertelstunde später lag da» zierliche Päckchen adressirt und versiegelt vor ihnen. ..Wünsch' ihm Glück auf den Weg", flüsterte Teddy, daS Manuskript zärtlich streichelnd, und sie stammelte einen heißen SegenSspruch. Am Morgen trat „Die schlechteste Frau in London" ihre Reise an, um sechs Wochen später in Begleitung einer höf lichen Zuschrift zurückziikommeu. Herr N. N. sei in Folge des flauen Büchermarktes nicht in der Lage, auf daS freund liche Anerbieten einzugeben. Tedry warf das Billet enttäuscht ins Feuer. „Ach was", tröstete Jessy, „wir schicken- einem anderen Verleger." Und wieder wanderte eS in die Welt hinaus und kam getreulich zurück, und so fort die Rundreise durch alle Verlag-- anstalten, — bi» zu jenem denkwürdigen rotbangestrichenen Morgen, als ein Brief auf dem Frühstückstische lag ohne obligate Manuscriptbegleitung. „Teddy, eine Antwort von Regent und Row, und — und — acb, Teddy, da- Manuskript i'st nicht mitgekommen." ..Sei unbesorgt, Liebling, eS wird schon kommen, der nächste Postbote bringt'«." Aber seine Finger zitterten doch, als er da- Billet öffnete. Herr Regent würde sich ganz außerordentlich freuen, wenn Herr Cunningham ihm behufs näherer Besprechung de- ein- gesandten Manuskripte- an einem beliebigen Tage zwischen elf und ein Uhr da- Vergnügen schenken würde. Bleich vor Aufregung blickten sie einander an. „Soll ich gleich gehen oder ist eS angezeigter, rin bis zwei Tage zu warten?" „Geh' gleich oder — nein, vielleicht warten wir lieber, aber ich mochte so gerne wissen, ob —" Und dann fielen sie einander um den Hals und walzten durch daS Zimmer, bis ibnen der Atbem auSging. Dan» legte Teddy seinen besten Nock an, bürstete seinen Cylinder und träumte ans dem ganzen Weg von dem bevorstehenden Interview. Ein gnteS Omen! Ter stellvertretende Commis machte einen tiefen Bückling, als er die zierliche Visitenkarte in Empfang genommen und ihn in- Heiligthum des Chefs geleitete. „Herr Cunningham. sehr erfreut, sebr erfreut", begrüßte ihn der allmächtige Verleger, „der Bericht meines Kritikers über Jbr Manuskript war günstig, sebr günstig, ganz außer ordentlich günstig. Originalität, attisches Salz, Stil, scbr interessant, werde sogar selber einen Blick hinein werfen." „Sebr schmeichelhaft, Mr. Regent", erwiderte Mr. C»n ningbam zun. mit wachsendem Selbstbewußlscin, „und die Be dingungen?" „Fünfzig Pfund für die erste Auslage." Auf Teddv'S hochgespannte Erwartungen siel diese Er klärung wie Mehlthau auf schwellende KnoSpen. „Unmöglich, e« ist ein dreibändiger Roman. Hundert Pfund für di« erste Auflage und fünf Procrnt Gewinnantbeil an den übrigen." „Ja, wenn ein bekannter Name auf dem Titelblatt stände, Herr, mit Vergnügen, aber so — nun, wir wollen sehen, wenn da- Manuskript drei Bände aiebt, — ick werde mit meinem Compagnon sprechen. Auf Wiedersehen." Getragen von seinem stolzen Hochgefühl, trat Teddy i'nS Freie und eilte pochenden Herzen- nack Hause zn seiner Jessy. Zwei, drei Tage lang harrten sie unter Hangen und Bangen der Antwort. Ach wie, wenn sie ungünstig lautete! Als aber Mr. Regent am vierten Tage schrieb, er sei bereit, auf die Bedingungen de« Autor- einrngebe», fragte sich Teddy brummig, ob der Preis sich der Müde gelohnt. Freilich hundert Pfund sind hundert Pfund, aber der Ge- winnantbeil! Ter wird etwa- Rechte- sein. Kaum» daß
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