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Dresdner Nachrichten : 10.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189606102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-10
- Monat1896-06
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.06.1896
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VezugSgebühr »«MkNülrrlAi Mt r.°o, dm« dt» Lirnabm, vöilsiiNindtaiii,,«,- »arrcntnv Bonn »-»UlirN-chw. konniaadv. Bonn, n-'/.i UbiMNi. Aeutiavt- or, Motikra ^ nur an niaam d,o »UdrNachmiliaa«. » , - —- > <>. ,, L0 P tg nacti b,-tonderem Laris «uSwoniae Autlräae nur argen Bormiobeiavluna Lnkundwunae» nebmen lümmitich« namNqsle Annoncenbiireaur an vrleadlaller werden mit ro Pf,. »ür berechnet Rückgabe ringetanbler TLrrtt» Nucke keine Berbindlichkeit. tor„svr»«t,ft»Ur »lr. >1. 41. Jahrgang. Z L So., Uoslins,r»nl«u dioiosr Louix- vuu N-eil-sn. IZv-««vrti» dänrelrorlcnus 4l1m»nkt 2. Dresden. 18W. kpprrril! w ^ reiebsp-, Xurrnafil S ^lONttL-IN. -«> « i» <1-?r ,xiwll»»UdHtS6 . iK »Uk»vLr^ ^susu 2'» l'lx. »u N sjriotmnrkvu. A» -SÄWSWNS«««« INli»i1erii«t« ^ ivnvi »m <l«w derüd-lWülie<I<>l-.1telie5,?ilIsl-IlIL' ja ^Viei, lletvrlvd klaul. LoMsksravt Vzllkti.SS. I'ulL- U l t >!«»>«««an« ttliau» 1'. Uvinrieli kArtliel VzmidNWlf.Z» Uvrinipr. I. 889« r I01zr«-Ii«^ ditn«»liliutfnk, Ilt. Ikiillle lüloilelle n l l V-üaniIllM ^ MI Portikus < L. ck. IllLI-IltkLlIv . Mx: liuvAtli, ^Vrtllstr. 8. 8oll»o»8vkirmv Nr. 15S. in Krttsstvr L> ^ ^ tt«rLruirvr«tr IS V» MM» L vß»SvLLL^v, (8taMau8). Kpit«ek: Politische«. Wie bet der Ruppin-Templiner Reichstags-Stichwahl hat auch in, bayerische» Wahlkreise Ansbach-Schwabach der dcmokratisch- freisinnige Kandidat über den Konservativen den Sieg dabon- gelragen. Ter Volksparteiler Tr. Conrad, der bekannte politisch wie litterarisch radikale Münchener Schriftsteller, erhielt über 7700, der Konservative Hufnagel 7!00 Stimmen. Wie in dein erwähnten lrandenburgischen ist der Ausgang der Wahl im dritten mittcl- ffänkffchen Wahlkreise ein unmvarteter. Hier wie dort hofften die Konservativen ans Grund der Ergebnisse des ersten Mahlganges den Sieg zu erringen. Am 28. Mai waren im Kreise Ansbach- Schwabach 5008 Stimmen sür den Konservativen Huinagel, 2904 snr Conrad. 1897 sür einen Sozialdemokraten und 1584 sür einen Nationalliberalen abgegeben worden. Bei dem beträchtlichen Vor- iprungc des konservativen Kandidaten Ware dessen Wahl sicher ge wesen. wenn die Nationalliberalen in der Stichwahl sür ihn ein- getreten wären. Thatsächlich hat aber ein großer Theil der Nationalliberalen sür den Demokraten gestimmt, während nur etwa ein Tritte! ihrer Stimmen dem Konservativen zugesallen sein dürsten Tamit hat diese Partei wieder einmal eine Probe ihrer Toppelnatur gegeben. In allen großen Fragen von allgemeinem vaterländischen Interesse ist sich der Nationalliberalismus fast stets der Parole seines Führers v. Bennigsen: „In erster Linie kommt dos Baierland. in zweiter die Partei'" bewußt geblieben und hat dem nationalen Gedanken vor dem liberalen den Borzug gegeben. Aber in den Taaeskämpsen Hot leider off genug der liberale Zug des Herzens nach links hin den Ausschlag gegeben und die natio nalen Erwägungen erstickt. Hätte sich die nationalliberale Partei-. leitnng aus ihre nationalen Verpflichtungen besonnen, so hätte sie m der Stichwahl eine strikte Wahlparole ansgegeben und ihren Parteigenossen das Eintreten für den Konseivniiveu empfehlen mühen: dadurch, daß sie ihre» Anhängern vollständige Wahlffei- leit ließ, hat sie den Sieg des Demokraten herbeiaeiührt. Ihre Halinng war eine zweideutige und verdient den schärfsten Tadel. In Ruppin-Templin und in Ansbach-Schwnbach zeigt sich die gleiche Erscheinung der innigen Verbrüderung des Freisinns and der Umstürzler, der bürgerlichen und der sozialen Demokratie, der si.-h dort ein reiormerisches. hierein nationalliberales Hil'skorps j ! eiaeiellt hat. Verwunderlich ist diese freisinnig sozialdemokratische PPHeiibrüderichaff nicht: denn wenn auch Führer wie Eugen dichter das sozialdemokratische Programm in Reden und Broschüren wroretilch bekämpft haben, in der Praxis sind die Freisinnigen und l ' Umstürzler stets brüderlich Hand in Hand gegangen In Wirk- chkeit hat die freisinnig-demokratische Bvlkspartei die Sozial en» kratie niemals ernsthaft bekämpft, und der Erfolg der schriff- ' ' llrrnchen Thätigkeit ihres Führers Eugen Richter gegen die So.ialdemokratie rcduzirt sich unter dielen Umständen aus die Annahmen des Buchhändlers. Mehr als einmal sind die Frei- »nigen offen und unzweideutig für die Sozialdemokraten ein- aetreten. und diese haben sich in ollen Fällen, wo sie den Aus schlag zwischen einem freisinnig-demokratischen Kandidaten und «mein Vertreter der nationalen Parteien gaben, für den Ersteien entschieden. Schreibt doch in Erörterung des freisinnigen Sieges in Ruppin-Templin ein freisinniges Berliner Blatt: „Eins ist nothig. um der den Bündlem und aller Reaktion feindlichen Bolksstimmung zum Siege zu verhelfen: ein Kartell zwsichen Freisinnigen und Sozialdeniokraten zur gegenseitigen festen, sicheren »nd unbedingten Unterstützung bei den Reichstagswahlen." Einen ähnlichen Vorschlag bat kürzlich die „Volkszeilnng" gemacht, und auch die „Frankfurter Zeitung" steht aus diesem Stand punkte. Ein wesentlicher Unterschied besteht heute zwischen einem Richterlichen Freisinnigen und einem süddeutschen Volks- varteiler in keiner Beziehung mehr. Der soeben in Ruppin- Templin gewählte Gotthold Lessing, der Sohn des Besitzers der „Voisischen Zeitung", ist ebenso freisinnig und demokratisch wie der Schriftsteller Tr. Conrad: der einzige Unterschied ist der. daß Conrad in früheren Perioden seiner politischen Entwickelung funke antisemitische Neigungen besessen hat: von Lessing ist etwas Aehnliches nicht bekannt. Die freisinnig-sozialdemokratische Ver brüderung ist weiter in der Thotsache festgelegt, daß beinahe ein Dutzend sozialdemokratische Reich«tagsabgeordnete nur mit Hille des Freisinns gewählt worden sind, während andererieits fast die ganze Volkspartei nur auf den Krücke» der Umstürzler in den Reichstag gehumpelt ist. Ter Freisinn ist von jeher eine Vorfrucht Reichstagswahl Ruppin - Templin Gewitter. Gerichtsverhandlungen. Tagesgcschichte Fräulein Doctor, Jules Simon s Hvsuachrichteu. Geiammtrathssitzung. Ferienkolonien, I Muthmußltche Witterung: > ^»4, 1 Jules Simon j. ! Veränderlich, warm. s «Vtlllkv4". aber vor die Wohl gestellt, ob sie einem freisinnigen Demokraten, oder einem Konservative» agrarischer oder gouvernemenkaler Färb ung in den Reichstag verhelfen sollen, so treibt sie die Erbitterung über die täglich frecher sich geberdende Reaktion an die Wahlurne, um gegen diele Reaktion ihre Stimme in die Waagschale zn werten." Tie weitere Entwickelung in den beiden ietzt noch von der Volks partei veitretenen Wahlkreisen wird die sei», daß die Zahl der VolkSpartciler sich noch mehr verringert, so daß sic schon bei den nächsten Wahlen nicht mein zur Stichwahl kommen, während sich die Anhängerschaft der Sozialdemokratie in entsprechendem Maße vermehrt. An Stelle der Vollsparteiler gelangen dann die Sozial demokraten in die Stichwahl, und in nicht allzuserner Zeit werden Ruppin-Templin sowohl wie Ansbach-Schwabach sozialdemokra tische Vertreter in den Reichstag senden. Die Sozialdemokraten sind überall die glückliche» Erben der bürgerlichen Demokratie, mag diese sich den Namen freisinnige Volkspariei oder deutsch soziale Resormpartei beilegen. Sie pflücken die Früchte der Agita tionen und der Taktik eines Eugen Richter wie eines Oswald Zimmccmann. der Sozialdemokratie gewesen: ein großer Theil der Stimmen welche diese bei den Reichstaaswahlen mehr bekommt, ist gewöhn lich. wie das Tesizit bei den Freisinnigen gegen früher zeigt, von diesen zu den Sozialdemokraten übergegangen. Lange Zeit waren die Parteigruppen der bürgerlichen Demokratie, was Agitation und Organisation betrifft, das Vorbild für die Sozialdemokratie, und sie haben dieser seit Jahren und mit Erfolg die wichtigsten Schlcpperdienste geleistet. Gegenwärtig sucht das von der Sozinl- denwkrntie noch mühsam unterhaltene kleine Freisinnshäuschen an der sozialdemokratischen Taktik und an den, sozialdemokratischen Programm sich auszurichten und diesem einige Zugnummern zu entnehmen, um damit Geschäfte zu machen. Ohne thatkräfrige Unter stützung der Sozialdemokratie will das aber nirgends mehr ge lingen, n»d früher oder später wird sich der vollständige Uebergang der freisinnig-demokratischen Fähnlein in das Laaer der Umstürzler vollziehe» müssen. Das ist auch die Ansicht der Sozialdemokraten, und deren Eentralorgnn hak nicht Unrecht, wenn es jetzt erklärt: Ansbach und Nuppui sind vor Allem Erfolge unserer Sache. Den» thatsächlich wären in dem brandrnburgischei^wie in dem bäuerischen Wahlkreise In der Stichwahl die Konservativen gewählt worden, wen» nicht die Sozialdemokratie Mann für Mann sür ihre freisinnig- demokratischen Vasallen gestimmt hätte. Der ..Vorwärts" weist femer daraus hin, daß in den geiiannten beiden Wahlkreisen dievolksparieilichrn Kandidaten bei der.Hanptwahl gegenüber >898 zunächst einen starken Rückgang um Tameiide von Sllmmeii z» verzeichnen hatten, während in beiden Fällen die Sozialdemokratie zngenvmmen hat. In beiden Stichwahlen siegte der Volksparteiler mit Unterstützung der Sozialdemokratie. Für den „Vorwärts" rrgirbt sich daher aus beiden Wahlergebnissen folgende Lehre: „Tie demokratisirten Elemente wenden sich mehr und mehr von de» Parteien der bürgerliche» Temokratic ab. Zum Theil verstärken sie direkt die Reihen der Sozialdemokratie, zum Theil halte» sie sich zunächst vom Parteilebcn fern. Werden sie Acriljchrcib- unv Acntsprtch-Berichte von, 9. Juni. * Pvtsda in. An der heutigen Tafel bei dem Kaffer und der Kaiserin nabmen die Kronprinzen von Italien »nd Dänemark, iowie der Reichskanzler, der Siaatslekreiär Frhr. v. Marschall, die Offiziere der rnssiichen Deputation und Andere theil. Der Kaffer brachte einen Trinkspruch aus den Czaren aus und erinnerte daran, daß er vor 25 Jabren in das Petersburger Lcibregiment eingetreten sei: er denke mit Stolz und Freude an die damaligen Worte Kaiser Alexander II. zurück. Auch heute sei er mit Dank erfüllt gegen den regierenden Czaren. welcher ihm ein Glückwunschtelegramm aeiandt und mltgecheilt habe, daß er den Kronprinzen » la nuff« des Leibgardereginicnts gestellt. Er trinke das Wohl des Kaisers Nikolaus II.. dcn Ehcf dieses Regiments! Hurrah. hnrrah, hnrrah ! * Paris. In Erwiederung der Depesche des deulichen Kauers anläßlich des Todes InleS Simon's tclegraphirle der Präsident Faure an den Kaiser: Frankreich wird empfänglich sein snr die Geiülstc. welche Eure Majestät anläßlich des Todes eines seiner ansgczeichneisien Söhne an mich gelangen ließen. Ich bitte Eure Maicslät. de» Ausdruck meines bollslen Tankes enlgegen- znnelunen. Felix Faure. * Paris. Die Kammer bewilligte die Kreditiorderuiig für die nationale Bestattung Jules Simon v mit 851 gcaen 45 Slim- men. Im Sr»a!e hielt Lonbet eine Gedächtnißrede lür Jules Simon. Ter Senat bewilligte den Kredit sür die Leichenfeier und hob dann die Sitzung zum Zeichen der Trauer aus. Berlin. Reichstag. Zu Ehren der heuliaen hundertsten Sitzung schmückt ein mächtiger Blumenstrauß de» Präsidentcntisch. Präsident p. Buol: Ich spreche für diese schöne Ilebcrraschung meinen Dank aus und widme den Blumenstrauß den Herren vom Reichstag und allen Denen vom Bnndesrathstitch. die uns in unseren Arbeiten thäkig unterstützt haben. ^Staatssekretär v. Boetticher, der allein am Bnnbesralhstijch anwesend ist. macht dem Präsidenten eine feierliche Verbeugung. Heiterkeit.) Das Haus setzt die Generaldebatte der 8. Lesung derGewerdeordnungs- novelle fort. — Abg. Tr. Pachnickeisreis.Vp): Das intereston- keste Moment der gestrigen Debatte war, daß seitens des Prinzen Hohenlohe, eines Mannes^ der doch mit der leitenden Stelle in engster Berührung stcht, über die Vorlage in einer Weise der Stab gebrochen wurde, wie sie uns aus der Linken als das ödeste Mnnchcsterlhum ausgelegt worden wäre. Die Regierung hat die geistige Urheberschaft des Geiehentwurses gestern abgelehnt und hinter den Beschlüssen des Reichstages Deckung gelucht: schade nur. daß sie sonst nicht so konstitutionell fft. z. Ä- rn der Diäten frage. Die ganze Vorlage verdankt ihre Entstehung den Agrariern vom Ladentisch, den Künstlern des Handelsslandes, welche ver langen, daß der Staat ihre Konkurrenzen einfach tobt ichlägt. Wir werden an dem Gesetz so viel ändern, als sich ändern läßt, nachher aber dasselbe ablehnen iBeifall links). — Aba. Jacobskötter (kons.): Wir setzen keine maßlosen Hoffnungen auf dieses Gesetz. Sehr überrascht hat mich aber die Rede des Prinzen Hohenlohe, er schien noch immer aus dem Standpunkte zu stehen, daß der Staat nur die Rolle des Nachtwächters zu spielen habe. (Sehr gut! rechtst Wenn er es eine Krankheit der Zeit nannte, daß man die Gewerbefreiheit hier andauernd antastet, so sage ich da egen: Die Gewerbefreiheit hat sich eben in der Praxis nicht Versprechungen, die wir dem Lande draußen gegeben haben, kleineren, hier im Hause „Krämer" genannten Kaufte doch eine große soziale Bedeutung. Gle' gegen: Die Gewerbetreib« bewährt, darum muß an ihr herumgeackert werden. (Sehr richtig ! rechts). Am Unangenehmsten hat es mich aber berührt, daß er jenes von unserem größten Staatsmann in ernster Stunde ge sprochene Wort bei dieser Gelegenheit discreditirt hat. (Sehr richiig! rechts) Abg. Ftschbeck sprach verächtlich von Krämern, er scheint zu glauben, daß der Kaufmann erst beim Fabrikbesitzer oder wenigstens beim Millionär anfänat. Gerade im kleinen Kanfmannsstande liegt die meiste Intelligenz, ihn müssen wir ichützen. (Beifall rechts.) Tie heutige Freiheit ini gewerblichen Leben hat sich größtentheils zur Jrmzheit ausgebildet und dem wollen wir steuern. (Lebhafter Beifall rechts.) — Aba. Freiherr v. Stumm (Reichst'-): Die Mehrheit des Hauses durste auch letzt noch auf dem Standpunkte des Schutzes der Schwächeren egenüber den Stärkeren stehen. Damit halten wir auch nucdie aven. Die enannten Kaufleute haben , ^ , . eichwohl sind diese Kreije nicht allein gegen das Detail-Reisen ausgetreten. Ganz ohne mein Zilthnn hat meine Handelskammer in Saarbrücken (große Heiter keit links. Ruie: Meine! meine!), jawohl, meine Handelskammer in Saarbrücken eine Versammlung einbenifen, in der man mich zu ersuchen beschloß, hier sür bas Verbot des Detail-Reffens zu stimmen. Dort, wo das Publikum selbst es wünscht, kann man >a das Detail-Reisen bestellen lassen. — Württembergischer Regieriings- direktor v. Schiffer: Es handelt sich hier nicht um ein Verbot des Hailsirhaildels. vielmehr nur um Aufhebung eines Privilegs, unter welchem jetzt Viele den Hausirhandel thatsächlich ausüben. ohne die für denselben vorgeschnebenen Lasten: Steuern u. s. w.. zu tragen. — Abg. Richter (sreis. Volksp): Daß der Gewerbesleiß und der Erfolg der Gewerbe heute thurmhoch steht über der Zeit der Beschränkung der Gcwerbesrethcit. beweist ein Besuch der Ber liner Gewerbe-Ausstellung. Dort werden Sie Abbitte thnn sür alle Ihre Anklagen aegen die Gewerbefreiheit und Kiilturenlwickel- nng »nserer Zeit (Beifall links). Sie sagen zwar, der Detail- Reisende könne ja nach wie vor sein Geschäft betreiben, aber Sic stellen ihm die schwersten Bedingungen, die das Geschäft iiiirentabcl machen. Das Ideal der Konservativen scheint der türkische Kauf mann zu sei», der mit unlergeschlaaenen Beinen am Ladentisch Zeränderiich, warm. seine speise raucht und warte!, bis die Kunden kommen. (Heiles keit.) Ta klang doch die Rede des Abgeordneten Prinzen Hohen lohe erfrischender. Ich geböre ja nicht zu den näheren Haus freunden des Reichskanzlers (Heiterkeit), aber ich kann ihm die Freude nachsühlen, die er als Naier über diese Rede seines Sohne empfunden haben mag. (Große Heiterkeit.» Nachdem der Reiche kanzler selbst die gegen den Hausirhandel ersirebien Deichränlungcn seiner Zeit als unbegreislich bezeichne! hat, müsste es jede Autorität der Regierung untergraben, wollte er jetzt einen solchen Gesetzentwurf unterschrerben. (Sehr wakr! links.» Polizci- schcrereien und gehässige Denunciotionen würden die Folge sein, linier der Firma der Politik des Mittelstandes machen Sie ein Gesetz, wie es erklärte Feinde des Mittelstandes nicht schlimmer machen können. (Lebhafter Pcisall links.) — Aba. Gräfe <A»lff.> Ter Reichstag kann unmöglich länger der schrankenlosen Ausbeul ung der Gewerbesreiheit ruhig Zusehen. Gegenüber der höhnischen Rede des Abg Prinzen Hohenlohe kan» sich das deutsche Volk nur gratuliren, daß das Rcichskanzlecamt nicht erblich ist. Es wurde uns gesagt, aus den Detail-Reisende» rekrutirlen sich tüchtige Kaufleute. Nun, das sind solche Kaufleute nicht, das sind solche vom Schlage des Herrn Herzberg aus Anhalt, den, der Komme, zienrathtitel entzogen wurde. — Abg. Dr. Hahn (fraktionsloS) Die hohe Blüthe der Industrie ist zum Theil erkauft durch einen Rückgang unirres Handwerkes, durch Schädigung vieler kleiner Existenzen. Die Rede des Prinzen Hohenlohe hat mich nicht mit der Bejorgniß erfüllt, als könnte der Reichskanzler derselben Mein ung sein, llebrigcns hak sich >a auch der Staatssekretär des Innern in unserem Sinne ausgesprochen. — Damit schließt die Generaldiskujsion. I» der Svezialdebatte wird Artikel l debatte los genehmigt. Artikel II handelt von den Schauspielunternehm ungen und den Bedingungen der Zulassung derselben. Insbeson dere kann die Erlaubnlß versagt werde», wenn der Nachiuchende in moralischer oder finanzieller Hinsicht den Behörden nicht die erforderliche Zuversicht einflößt. — Abg. Beckh (sreis. Volksp.) wendet sich aegen diese Bestimmungen. Dieselben richteten sich gegen die kleineren Wanderbühnen, obwohl gerade diese sehc moralische, ja zumeist klassische Stücke aufführteu. — Abg. Dr. Förster (Antis.) und Geheimer Rath v. Wötlke treten sür die Vor lage ein. — Artikel lt wird angenommen und darauf die Weiter- berathung aus morgen 2 Uhr vertagt. Berlin. Die Reichstagskommission für das Bürgerliche Gesetzbuch lehnte heute den Antrag der Konservativen aus Zulass, ung der fakultativen Eivilehe ab. Dafür stimmten nur die Konser vativen und der Antisemit Jskccmt, der sofort nach der Abstimm ung das Sitzungszimmer verließ. Daraus wurde der gestern erwähnte Antrag des Cenkrums einstimmig angenommen. — Das Abgeordnetenhaus nahm heute seine Sitzungen wieder aus und herieth über die Besteuerung der Waarenhauser. Tie Kommission beantragte, daß von Waarenhäuseru. Bazaren und Bcrsandl- geschüsten eine besondere vrogressive Betriebssteuer, welche den Gemeinden zu überweisen sei, erhoben werde. Die Steuer soll bei einem lährlichen Ertrage von 20 Tausend Mark, bei einem jähr lichen Uniiatze von 300,000 M. beginnen. Der Antrag wurde nach langer Debatte der Regierung zur Erwägung überwiesen. — Der Verband deutscher Buchdrucker hat eine außerordentliche General versammlung zum 7. Juli einberufe», die über Annahme oder Ber Weisung des neuen Tarifs entscheiden soll. In hiesigen Buch druckerkreise» wird angenommen, daß bei der Urabstimmung sich doch eine bedeutende Mehrheit für die Tarifgemeinschaff erklären wird Morgen tritt hier der Deutsche Buchdruckervercin (Prinzipal Verein) zu einer Generalversammlung zwecks Berathung über den ^ ' K 2 -- - >5 §?- neuen Tarif zulammen. Auch in den Kreisen der Prinzipale sind die Ansichten über die Durchführbarkeit der Abmachungen der Tarii Kommission getheilt. — Die Meldung, daß zur Ermittelung des jenigen Beamten, der den Fall Bashford der Presse übergeben hat, ein Verfahren eingeleitet sei, wird dementirr mit dem Hinzusügen. daß eine Darstellung des wirklichen Sachverhalts demnächst er folgen werde. Berlin. Nach amtlichen Berichten aus Peking hat Unter offizier Krause in Nanking bei einem Angriff, welchen alte Truppen auf neue wegen Benutzung des Exerzierplatzes unternahmen, eine nicht lebensgefährliche Stichwunde erhalten. Im Uebrigeu sind nur Chinesen verwundet worden. Trotz Proklamation des General- gouvecncurs und trotz der getroffenen Schutzmaßreaeln kam es am 4. d. M. zu einem neuen Zusammenstoß. Der Tschuugli Osamen hat dem deutschen Gesandten umgehend strenge Bestrafung der schuldigen zugesickert. — Der Kommandant Sr. Mniestat Schiff „Prinzeß Wilhelm wird die Schutzmaßregeln des Generalgouver nements wenn nothig militärisch unterstützen. Köln. Die diesjährige preußische Bischosskonscrcnz finde! am 18. August in Fulda statt. Reich eu verg i. B. Ter neuerdings bei der Firma Neu gebaucr u. Sohn In Laugenbielau ausgebrochene Ausstaud nimmt große Dimensionen an. Es feiern über 1000 Weber und Färber. Pest. Im Budget-Ausschuß der österreichischen Reichsraths deputation gab Gras GoluchowSk» ein Exposee über die auswärtige Politik- Die Wirren in Macedonie», sowie die Vorkommnisse rn Klein-Asien hätten haupliächlich die europäische Diplomatie beschäl tigt. Beide Fragen seien geeignet gewesen, einen Brand zu ent fachen. Die erst vereinzelt austauchenden Wirren in Maecdonie» hätten sehr bald einen Widerhall in Bulgarien gesunde», wo eine weit verzweigte Organisation den Ausbruch einer auf olle Balkan- staaten sich erstreckenden Bewegung leicht zur Folge haben konnte. Erst aus die Initiative Oesterreich-Ungarns sei eine Kundgebung sämmtlicher Signatarmächte des Beniner Vertrags erfolg! und habe dem Würsten Treiben ein Ende gemacht. Nicht minder hat sich eine vom Standpunkte des europäischen Friedens angeslrebte und zuletzt erzielte Einmüthigkeit der Mächte in der armenische» Frage bewährt. Wir wollten uns nopumglich ander von England, Frankreich und Rußland inicenirten Aktion trotz der Shnipalhicn für die christliche Bevölkerung in Klein-Asien nicht bctliciligeii. da wir neben anderen Ursachen von de» eingeleitetcn diplomatischen Schritten keine ersprießliche Wirkung erhofften, vielmehr sür die Armenier Unheil vorahnten. Thaljächlich sind die bewilligten Reformen ein kodier Buchstabe »nd führten andererietks zu den bekannten Greiicllhate». Die besten Absichten des Sultans scheitern an dem unbesiegbaren Widerstand der vielfach korrupten türkische» Verwaltung. Gerade in dem Moment, da die größte Einigkeit unter den drei Aktivnsmächtc» nöchig gewesen wäre, trat eine Spaltung über die Mittel ein, welche angewandt werden sollten, und die Gegensätze Halle» sich so weit zugespitzt, daß die Gefahr eines einseitigen Eingreifens »nd somit das Ausrollen der ganze» vrieiilalischen Frage immer drohender wurde. In der Er- keiintniß dieser Gefahr gab das österreichisch-ungarische Kabinrt
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