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Dresdner Nachrichten : 09.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-09
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190002099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-09
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- Dresdner Nachrichten : 09.02.1900
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Mrt«nftr. SS v. tl —>/,l . A»»eigeutartf. L»e 1 spaitig, Grund, u« (ca. s Sllben) Lü Pf., AnMnd^gungen auf der Privat^ t-i- ^ e» «ustviUH argen var<m«t«i»hlun». B-Ie-blatt« ward mit tit P>, »> zur RüllacU,« etngeiandlir Sch ketnr Lerbmdltchkett. Kernlprachanlchluti Amt I Nr. 11 u. »r- »<>»«. Lee .Dresdner «-«richten» erlchetnea «U,ltch Morgen«. !(8lll!!l!U!8lklI8Sst (Lüslkastsnisn.Lxli-sol) » Platten« 7S I»r. ItvrivIikuniViipttunlvi' L 60 ?L vorrvs^eks, ruvsz-lSssiKv Zlitta, rur I^iaäeruax «m6 VesolUxuns äes Lsued- kustLnv. vervuntit m»ek LttSMLrtzs. l^rvspelrte «»LÜ. L. korapotdvLv, Lv8vll8vkirmv V. L. ?vt8vdk- «ciltmtr. >?. LLL" Mp 4L Lage Im Kohlenyelilet. Hofnachrlchtrn. Hosball, Landtag. Margarethenstlftung. Bnndesschicßen. I vS S» «ZO» Fzikrsirl. Wohlthäiigkeits-Bazar. Gerichtsverhandl. „Manfred". „Die Märchentante". Lehrergesangverein.! Freitag. 9. Februar 1900. Zur Lage Im sächsischen Kohlengebiet. Der langwierige Kohlenarbeiterausstand in Böbme», Möhren und Schlesien hat allmählich seine Wellen bis nach Sachsen hinüber geworfen und in den hiesigen Grenzbezirkcn ebenfalls bedenkliche Erscheinungen gezeitigt, die. wenn auch vielleicht »och nicht unmittelbar bedrohlich, doch von einer gewissen Unsiche»helt der Lage zeugen und von vornherein die scharfe Wachsamkeit der öffentliche» Meinung und der Behörden des Landes heraussordern. Eine ernste Aufmerksamkeit gegenüber der Weiterentwickelung der Dinge unter der sächsischen Kohlenarbeiterschast ist um so mehr geboten, als hier nicht blos die schweren wirthschastlichen Folgen eines derartig umfassenden Ausslands in Frage kommen, sondern zugleich das sozialrevolutionäre machtpolitische Prinzip deutlich er kennbar hineinspielt. Ein Blick aus die materiellen Verhältnisse der sächsischen Kohlenorbelker an der Hand zuverlässiger Unterlagen zeigt dem Unbefangene», daß wirthschastliche Beweggründe in diesem Falle nicht den Hebel der Ausstandsversuche bilden können, sondern daß es sich dabei um agitatorische Einflüsse von der satt sam bekannten unheilvollen Art handelt. Der Durchschnittslohn eines erwachsenen männlichen Arbeiters beim sächsischen Bergbau betmg nach den vorliegenden Ausweisen bei der Regel nach 8stündigcr Schicht im Jahre 1898 NOK Mk. 65 Pfg. Hierzu ist zu bemerken, daß beim Bergbau vorzugsweise im Akkord gearbeitet und bei einigem Fleiß ein Verdienst erzielt wird, der sich noch wesentlich höher stellt und es ermöglicht, daß der Häuer in 8slündlger Schicht 4 Mk. 30 Pfg., der Lehrhäuer 3 Mk. 75 Pfg., der Fördermann und Tagarbeiter 3 Mk. 50 Psg. verdienen kann. Thatsächlich hat, wie ans den Lohnlisten eines Werkes ersichtlich ist. der Häuer dort Im Durchschnitt noch mehr als 4 Mk. 30 Pfg. verdient. In Wirklichkeit war denn auch der alle eingesessene Vergarbeiterstamm bisher mit seiner Lage ganz zufrieden und fühlte sich aus sich selbst heraus keineswegs zu einer Gefährdung der wirthschastlichen Existenz seiner Familien durch die Anzettelung von Aussländcn aufgelegt. Eine Aeuderung in diesem ruhigen und friedfertigen Zustande trat erst ein, als man mangels genügender einheimischer Arbeiter in größerem oder ge ringerem Umfange fremde Kräfte einzustellen begann. Da fingen alsbald die Wühlereien an und namentlich thaten sich darin ge wisse Berliner Hetzapostel hervor, denen man unglücklicher Weise hier zu Lande die Thür vor der Nase zuzuschlagcn versäumt hatte. Die Hebarbeit derartiger fremder Sendlinge, die von der Ber liner sozialrevolutionäre» Centralstelle aus mit einem geradezu fürchterlichen Raffinement überall eingeschmuggelt werden, wo noch unter der Arbeiterschaft das „Laster der Zufriedenheit" herrscht, geht mit einer schonungslosen revolutionären Energie vor sich. Vor bildlich für die Art. „wie es gemacht wird", ist das Verfahren, das bei dem vorjährigen Septemberausstand im Planerischen Gmnde zur Anwendung kam. Die Löhne waren dort von der Betriebsleitung freiwillig bereits so hoch gesteigert worden, daß selbst die Agitatoren nicht mehr zu fordern wagen durften. Ein Ausstand aber sollte und mußte um jeden Preis in Scene geletzt werden, „um der Umsturzpartei Gelegenheit zu einer Parade-Excrzierübung zu geben". Man veranlaßte deshalb einige junge Burschen, ohne Grund von der Arbeit fort zu bleiben. Diese verfielen infolge dessen der statutenmäßig festgesetzten Strafe, erfuhren aber gleich wohl von Seiten der Direktion noch das ganz und gar unverdiente Entgegenkommen, daß ihnen die Strafe erlassen werden sollte, wenn sie eine entsprechende Bitte an die Direktion richten würden. Die Burschen verweigerten das unter dem Einflüsse des von den Hetzern genährten Geistes der Aufsässigkeit und die Folge war, daß die sozialdemokratischen Streikexerziertrupven zur Parade befohlen wurden. Es ist nicht leicht ein Ansstand denkbar, der in gleich frivoler Weise herausbeschworen und durchgeführt worden ist. zum Nachtheil natürlich der verführten Arbeiter, die sich bedingungslos nach erlittenem Schaden unterwerfen mußten, während die Hetzer, Aufwiegler und Anstifter, wie gewöhnlich, sich im sicheren Hinter halt hielten und sich nicht fassen ließen. Es sei hier an die un erbittliche Kennzeichnung erinnert, die der Herr Finanzminister bei der Vorlegung des Staatshaushalts in der Zweiten Kammer im November v. I. dem damaligen AuSstande zu Theil werden ließ. Der Herr Minister erklärte, daß der Ausstand erfolgt sei „trotz Lohnerhöhungen, die theils unmittelbar vorher bereits durchgesührt, theilS noch inAussicht gestellt waren, überhaupt aber ohne einen einiger maßen verständigen Gmnd. und machte im Anschluß daran folgende Ausführungen, die zur Lehr und Wehr für die jetzige Lage wörtlich Wiederholt zu werden verdienen: „Der Ausstand war offenbar einer der frivolsten, die je angezettelt worden sind. Nicht Ver weigerung einer Lohnsteigerung oder sonstiger Wünsche der Arbeiter Waren der Gmnd, sondern eS sollte das SvlidaiitätSgesühl mit an geblich gemaßregelten Arbeitern der benachbarten Kohlenschächte zum Ausdruck gebracht werden — das hat die sozialdemokratische Presse wiederholt deutlich genug zu verstehen gegeben. ES han delte sich offenbar viel mehr um eine Kraftprobe der Partei als um das Wohl der Arbeiter, und die Letzteren haben, soweit sie den an sie herantretenden Aufreizungen Folge geleistet haben, ihr Ver halten mit mehr oder minder schweren wirthschastlichen Verlusten büßen müssen, während der Staat, in diesem Falle also die Ge- sammtheit der Steuerzahler, gleichfalls erheblich geschädigt wurde. Diejenigen, di« vor jedem Schaden bewahrt blieben, waren, wie leider gewöhnlich in solchen Fällen, die den AuSstand hinter der Scene leitenden und schürenden, von den Parteigroschen der Ar beiter lebende» Agitatoren, denen das von Alters her herrschende gute Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein Dom im Auge ist und die dem ihnen so unangenehmen Zustande der „Zufriedenheit" bei unseren Arbeitern ein Ende bereiten wollen." Dieter goldenen Worte des Herrn Finanzmlnisters wird Jeder eingedenk kein müssen, der sich über die jetzige Ausstandsbewegung im sächsischen Kvhlengebiet ein zutreffendes Urtheil bilden will. Nicht wie in Oesterreich handelt es sich hier zu Lande um eine von herzlosen Magnaten unterdrückte und in ihren berechtigten Ansprüchen niedergchaltene Masse, sondern um eine wohlsituirte Arbeiterschaft, der vom Staate und von privaten Arbeit gebern die größte Fürsorge in jeder Beziehung enlgcgengebracht wird und deren begründete Wünsche an zuständiger Stelle stets ein wohlgeneigtes Gehör finde». Wenn sich in ein derartiges Ver- hältniß sozialrevolutionäre Agitatoren einmischen. um Unfrieden zu läen und Feindseligkeit zu stiften, zum größeren Ruhme der Uiiisturzpartci. zur Verherrlichung ihrer Hänvter und Führer auf Kosten der irregeleiteten und verhetzten Arbeiter, so erwächst dem Staate die aebicterffche Pflicht zur Aufwendung seiner ganzen Energie, um den Versuch im Keime zu ersticken und dadurch Staat und Gesellschaft sowohl wie die Arbeiter vor weiterem Schaden zu bewahren. Wirklich berechtigte Wünsche der Arbeiter zur Ver besserung ihrer wirthschastlichen Lage zu erfüllen, wird man hier n Lande jederzeit innerhalb der Grenzen der wirthschaftspolitilchen Möglichkeit zu erfüllen bereit sein. Sobald aber ein Ausstand gar nicht oder nur in zweiter Linie dem Zwecke der Erlangung Arbeitsbedingungen dient, sondern von berufsmäßigen G gm güustiger Agitator! en und öffentlichen Wohlfahrt keine Schwäche zeigen, sondern müssen lest und unerbittlich aus ihrem unverjährbaren Schein gegenüber der soziulrevolntionären Anmaßung besiehe». Jede unzeilige Nach- soziulrevolntionären Anmaßung bestehen. Jede unzeitige Nach giebigkeit wird in solchen Fällen zu einem sozialen Verhniigniß indem sie die revolutionäre Begehrlichkeit immer mehr anschwellen läßt, bis schließlich das Fordern gar keinen Halt mehr kennt und alle Bande der Autorität völlig gelöst werden. Wo imnier die Sozialdemokratie als Drahtzieher bei einem Ansstande ini Spiele erscheint, da darf kein Pardon gegeben, sondern cs muß noch dem Vorbild des Hamburger Arbeitgeber verbandes gebandelt werden, der seinerzeit mit so imponirender Charakterfestigkeit die revolutionären Macktgelüsle zu dämpfen verstand. Was jetzt an der sächsisch-böhmischen Grenze vorgebt, ist allem Anschein nach ein Abklatsch der Wühlereien, die im Vor jahre zu dem September-Ausstand geführt haben. Der sozial demokratische „Verband der deutschen Berg- und Hüttenarbeiter", die lokale Parteileitung und die Berliner Centralstelle wirken zu sammen. um ini Geheimen und in öffentlichen Versammlungen die Unzufriedenheit künstlich zu schüren und die Arbeiter kopfüber in den wirthschastlichen Abgrund einer sozialrevolutionäre» Macht probe hineinzustürzen. Für die Regierung und die Ordnungs parteien des Landes ergiebt sich aus diesen Vorgängen die ernste Mahnung, die Gesetzgebung im Reiche ohne Rücksicht auf zeit weilige Mißerfolge immer wieder und wieder dahin zu beeinflussen, daß endlich ein Gesetz zu Stande gebracht wird, das den gewerbs mäßigen Agitatoren, die Tausende von Arbeiterfamilien skrupellos in'S Elend hineinhetzen, selbst aber, „wenn es gilt ans die Schanze zu steigen, in des Waldes tiefstem Dunkel verschwinden", gründlich das Handwerk legt. Fernschreib- «nd Fernsprech-Berichte vom 8. Februar. * London. Unterhaus. Der Nnterstaatssekretär Wvndham stellt fest, daß 2283 Offiziere und Soldaten seit Beginn des Krieges vermißt werden. Die Regierung wisse nicht genau, wie viele davon gefangen in Pretoria sich befinden. Rede mitaetheilt, daß in befinden werden. Er habe in seiner lüngsten !ede mitaetheilt, daß in 3 Wochen 180,000 Mann sich in Süd afrika befinden werden. Seitdem sei die Absendung weiterer 17 Bataillone Miliz und 3000 Mann Aeomann, beschlossen worden, io daß die Gesammtzahl der Truppen dann 104,000 Mann betragen würde. Brodrick erklärt, der beschlagnahmte deutsche Dampfer „Herzog" sei wieder freigegeben, da in der Ladung keine Kontre- bande gefunden worden sei. Berlin. Reichstag. Aus der Tagesordnung stand heute wohl die bedeutsamste Vorlage der ganzen Session: dieVor - läge betr. Vergrößerung der deutschen Kriegs flotte. Nach den eingehenden Erörterungen in der Presse, nach den zahlreichen öffentlichen Versammlungen, deren Hauptthema eben diese Flottenvorlage war. konnte es nicht Wunder nehmen, daß man der heutigen Sitzung allenthalben mit großer Spannung entgeaenfah, handelte es sich doch um Lebensrntereffen unseres Vaterlandes, handelte es sich doch darum, wie man bei uns den Ansprüchen gerecht werden kann, die die Entwickelung unserer industriellen und kommerziellen Verhältnisse während der letzten Jahre mit sich gebracht hat. Die heutigen Verhandlungen konnten als erste Lesung der Vorlage selbstverständlich noch kein abschließen des Nrtheil über das Schicksal der Vorlage bringen, besonders da das Centrum sich die Politik der freien Hand auch in dieser Frage vorbehielt. Die Ausführungen des Centrumsabg Dr. Schädler, aus die wir weiter unten zurückkommen, lassen sich dahin zu sammenfassen. daß das Centrum zunächst eine ablehnende Haltung einnimmt, daß es aber nicht alle Brücken abbricht und ev. zu einem Entgegenkommen bereit ist. Für die Anträge der Regierung heute bestimmt die Konservativen und Nationalliberalen ein. best Das HauS selbst zeigte eine nicht zu verzeichnen gewesen war. Am BundeSrathstische: Gral Po! Thielen und zahlreiche Realerungske Anzahl von Bundesbevollmächtigten. traten heute bestimmt die Konservativen wir sie seit längerer Zelt Tribünen waren überfüllt. Tirpttz. Gras Bülow. koniniissarr. sowie eine große . . , .... , Aus der Tagesordnung steht die erste Lesung der Flottenvorlage. Staatssekretär Tirpih: Die Ereignisse der letzten zwei Jahre haben so deutlich gewirkt, daß die Nothwendtgkeit einer Verstärkung der Flotte kn den weitesten Kreisen anerkannt wird. Der Abstand zwischen unserer militärischen Stücke zur See und derjenigen anderer Länder ist so daß die verbündeten Regierungen eine erhebliche Gefahr ' ' der Verstärkung welchem Tempo Wir ' gro! darin erblicken. Ist aber die "Nothwendigkekt anerkannt, so wird eS nur darauf ankommen, in _ .. sie eckolaen soll- Jedenfalls wird eS richtig sein, wenn wir «nS gleich aus die gefährlichsten Möglichkeiten einrichten. Die Kriegs marinen lassen sich nicht improvisuen, am allerwenigsten in der Stunde der Gefahr. Je stärker die Schlachtflotte ist, desto besser läßt sich eine Blockade verhindern. Eine starke Schlachtflotte ist das einzige Mittel, unseren Seeverkehr und unseren Welthandel zu schützen. (Rufe links: Lanier!) Redner geht sodann auf die Vor läge selbst ein. Bon dem 1898er Gesetz bleibe der Schiffsersah Paragraph bestehen, ebenso der Paragraph, welcher die Besteuerung wichtiger Vollsnahrungsmittel verbietet. Materiell wolle die Vor lage eine Verdoppelung der Schlachcstotte; es würde sich nur noch um die Frage handeln, ob die Verdoppelung ausreicht. Den Nachweis behalte er sich für die Kommission vor. Die Regierung habe sich angesichts der veränderten Verhältnisse verpflichtet gefühlt, schon nach zwei Jahren nach den letzten Bewilligungen mit neuen Forderungen zu kommen. Er hoffe, der Reichstag werde sich von dieser Nothwendigkeil überzeugen. Abo. Dr, Schädler lEentr.): Ter Herr Staatssekretär hat gemeint, die Nothwendigkeil der Ver stärkung der Flotte werde in den weitesten Kreisen anerkannt und es beständen nur Meinungsverschiedenheiten über das Tempo und die Zahl der Schiffe. Auch wir wünschen eine starke Kriegsmarine, aber wir müssen in Betracht ziehen, daß wir auch zu Lande stark sein müssen — unsere Zukunft liegt aus dem Lande! Wir muffen ferner berücksichtigen die Leistungsfähigkeit des Volkes und dürfen nicht außer Acht lasse», daß wir allen Feinden zu gleicher Zeit die Spitze bieten können. Wir könne» nicht zugleich die Ersten aus dem Lande und auch die Ersten zur See sein. Es fällt daher auch unserer Diplomatie ein großes Gebiet zu. von dem wir nur wünschen können, daß das Auswärtige Amt und sein Leiter es in derselben fruchtbaren Weise bebauen, wie das bisher geschehe» ist. (Beifall.) Ter Staatssekretär sagte selbst, Kriegsmarinen lassen sich nicht improvisiren. Darin liegt das Zngesländniß. daß für das Vaterland keine augenblickliche Gefahr vorliege. Der Redner erkennt den Muth und den Opsersinn von Tirpitz an, aber der Reichstag müsse ihm jetzt mit doppeltem Mißtrauen begegnen, da der Tirpitz von vor zwei Jahren von dem heutigen Tirpitz so stark dcsavouirt worden sei. Könne man denn wissen, ob nicht »ach abermals zwei Jahren Tirpitz oder ein Anderer mit neuen Forderungen kommen werde? Die Vorlage lasse viele Fragen unbeantwortet, namentlich die über die Deckung, vor Allem darüber, was geschehen solle, wen» gegen das Erwarten der Regierung die Einnahmen des Reiches nicht ausreichen. Trotz aller Fiotlen-- vortrüge, die gehalten worden seien und noch gehalten würden, gebe es im Deutschen Reiche wohl schwerlich mehr als 200 bis 300 Männer, welche die Noihwendigkeit der Flottenverstärkniig ganz unbedingt beweise» könnten. (Heiterkeit.) Auch die Ent wickelung unseres Seehandels sei keineswegs derartig, daß damit die Vorlage zu begründen wäre; deshalb sei nach Ansicht seiner Freunde eine sehr sorgfältige Prüfung der Vorlage in der Kom mission nöthig. Wir stehen, um hier mit den Worten des Mannes zu sprechen, den wir schmerzlich vermissen und nm dessen Äieder- genesnng wir beten, des Dr. Lieber, vor einem völligen Umsturz des Jlottengesetzes von 1898 Einen solchen Umsturz können wir nicht mitmachcn. Namens meiner Freunde erkläre ich: für eine solche Vorlage, wie sie hier vorliegt, nach Form und Umfang sind wir nicht zu haben. Ueber die Anleihefrage sind uns noch nähere Darlegungen zugesagt; ich glaube, daß diese auch dringend noih- wendig sind. denn, wenn ich nicht irre, sind die schönen Zeiten miffammt der Schuldentilgung vorüber, und wir stehen vor einem Defizit. Die Vorlage freilich nimmt es mit der Deckiingssragc sehr leicht. Mit Anleihen i» solchen Summen sind wir noch nicht vorgcgangen. Es handelt sich hier geradezu um einen Millionen- vnmp. und da muß auch das größte Gemeinwesen vorsichtig Win Wer das Gesetz will, der muß auch die neuen Stenern wollen Die Deckiingssragc wird hier zur Hauptsache: sie muß erst gelöst werden, ehe man sich aufiBewilligungen einläßt. Es handelt sich hier um lOO bis 120 Millionen Mark neue Steuern, und diese müssen von den Jnieressenten getragen werden, und zwar von den leistungsfähigsten Schultern. Die Jnteresseilten dürfen sich nichtdarum berumdrncken ; keinesfalls dürfen die schwächeren Schultern durch in direkte Steuern belastet werden. Um die Flottenbegeisterung zu heben, hat man sogar bischöfliche Toaste gefälscht, man hat auch das Gespenst der Auflösung des Reichstags voraeführt. Wir fürchten sic nicht. Wir haben nur ei» Ziel, und das ist das wahre Beste des ganzen Volkes. (Beifall im Centrum.) Abg. v. Lcvetzow (kons.) erblickt in der Vorlage gewissermaßen nur eine Resolution mit daranhängendem Programm. Er selbst gehöre einem armen Lande an und man könne sich wohl denken, daß er — und seine Freundc dächten ebenso — nicht mit leichtem He«en einer neuen schweren Belastung beitrete. Aber verschiedene Erwägungen brächten ihn einigermaßen über die finanziellen Bedenken hinweg: erstens hätten wir nicht mehr Reichsangehorige blos hier im Lande zu schützen, sondern auch über dein Meere: auch haben wir jetzt Kolonien, und es würde durch die starke Flotte unsere Bündiiißfähigkeit erhöht, zweitens bandelt es sich doch hier eigentlich nur um ein Programm, den» in jedem Jahre wird bei dem Etat neu zu beschließen sein, was bewilligt werden soll. Auf die Deckungssraae wolle er nicht eingehen, wer diese zu sehr in den Vordergrund stelle, der be schwere damit die Vorlage. Die Landwirthe befänden sich in der Decadence, aber sie würden das neue Opfer bringen um des Vater landes willen. So dächten alle verständigen Landwirthe (Zurufe ^ Die armen Hungerleider!) Die Erklärungen der Regierung von 1898 seien kein Gegeiigrund. Was thue denn die Regierung weiter, als daß sic den Reichstag frage, ob er mit der Aufhebung der Vereinbarung von 1898 einverstanden sei? So stünde» seine Freunde in der größten Mehrzahl der Vorlage im Allgemeinen freundlich gegenüber. Allerdings bedürfe sie einer gründlichen Prüfung von einer Kommission, auch deswegen, damit auch der chein einer Hilrrahstlinmung vermieden werde. In einer Hurrah stimmung befinden wir uns gar nicht. (Lebhafter Beifall rechts ? Aba. Frohme (Soz.) bekämpft in einer einslündigen Rede die Vorlage und führt ans, die Flottenverstärkniig würde nur wieder mit allen ihren Gefahren zu dienen bestimmt smann (nat.-lib.) giebt im Gegensatz zu Würdigung der sozial- riner Wellpolitik ein. Abg. Bassermann (nat.-lib.) gieb «inen Vorrednern Schädler und Frohme eine »andelspolitischen Bedeutung der Vorlage, sowie ihrer . politischen Bedeutung für die Arbeiter. Schädlcr's Erklärung sei nicht gerade entgegenkommend, aber man habe doch bei ihm beranSaehbrt: Diese Vorlage nicht, aber vielleicht eme andere unter Lösung der Deckungskrage und vielleicht auf kürzere Zeit. Das Centn,m werde hoffentlich bei der zweiten Lesung eine freund lichere Haltung elnnehmen. Wir selbst, fäbrt Redner fort, sind bereit, eine Verstärkung über die l898er Vorlage hinaus zu be willige». Es gab schon 1898 Leute Im Lande, welche dir II!» L« 1 - ZT?» — s « I' L » D S»
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