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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-03-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187303240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-03
- Tag1873-03-24
- Monat1873-03
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1873
- Autor
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ßchhet-t ttglich M 6-/, Uhr. W1» «» -chmm-gaflr 3Z. . Aüatteur /r tz-tt«a. sßmchstwd« d. Redaction HMi»«« »o» n—» Uhr »ch»!" !,' 4-d Uhr. der für die nächst« Nummer bestimmten in dm Wochentagen >> llhr Nachmittags. k st» ZifrritrmnmalMt: stemm. UnivrrfltLtSstr. 22. »ttiche. Hamstr 21, part. Anzeiger Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths dn Stadt Leipzig. Montag den 24. März. Bekanntmachung. K» 10. April d. I. sind die einjährigen Zinsen von 600 Thalern. nämlich von 500 Thalern de- Herrn Stadtältesten Lrntze und von 100 Thalern Geschenk der Erken de- Herrn ktge» durch unS an arme blende Leute in hiesiger Stadt zu vertheilen. Schriftliche Bewerbungen um diese Spende sind unter Beifügung der nöthigeu Zeugnisse bis ) S1 diese- Monat- bei un- einzureichen. Urzig, am 15. März 1873. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. K 0 ch. - G. Mechler. Bekanntmachmg. die Liefen»»- der Timte für di« städtischen Schulanstalte« betresfead. Die Lieferung der für die sämmtlichen städtischen Schulen einschließlich der beiden Gymnasien Glichen schwarzen Tinte in einem Gesammtbedarf von ca. 3700 Liter soll für da- Schuljahr 74 an einen oder mehrere Lieferanten im Submission-Wege vergeben werden. Diejenigen, welche diese Lieferung zu Übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgesordert, ihre "«fferten nebst Proben in der Schulexpedition (Stube Nr. 2), woselbst auch die Submissions- llgeu einzusehcn sind, bi- zur» 28. ds-. Mo«. Abends 6 Uhr clt und mit der Ausschritt Ltmtenltefermmg versehen abzugeben. Auswahl unter den Submittenten, sowie jede weitere Entschließung bleibt Vorbehalten, -ipzig, am 19. März 1873. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Wittsch, Res. pzig, den 15. März 1873. ltirtvort für unsere Gymnasien. n.) vir haben in unserem ersten Lrtjkel gezeigt, die Stimmung, die im Stadtverordneten- gium seit Jahren gegen unsere Gymnasien rrscht hat, eine nicht- weniger als freundliche r. Heute wenden wir uns zu der zunächst »liegenden Frage, zur Gehaltserhöhung r Gymnasiallehrer, aus die Gefahr i, in der Beschäftigung mit dieser Frage den iMvrrordneten um ein Beträchtliche- voraus« ist kaum drei Jahre her, daß die Gehalte Gymnasiallehrer aufgebesiert worden sind, »Kon wieder wird an die Gemeindevertretung selbe Ansuchen gerichtet. Äst da-wohl erhört? Ln die Verhältnisse nur oberflächlich kennt, Me freilich meinen, daß diese Gymnasial er die unersättlichste Menschenrasse sind, die sich denken kann; und doch, wie ganz avdcr- > sich die Dinge bei näherer Betrachtung - Wir wollen nicht wiederholen, was in letzten Jahren hundert u»d tausend Mal Hl worden ist: daß der Geldwerth seit 1866 reißender Schnelligkeit gesunken ist, daß alle-, zu de- Leibe- Nahrung und Nothdurst gehört, 100 Proccnt theurer ist, als vor zehn », daß bei dieser Calamität unter allen en gerade der Bcamtenstand am übelsten »ist, daß die Aufbesserungen der Gehalte, > der letzten Zeit ja aller Orten voraenom- , worden sind, doch nicht im Entferntesten im "ltniß stehen zu den enormen Prei-steigerun- r Wohnung, der Kleidung und der LcbenS- l, daß besonder» der verheirathete Beamte r weniger im Stande ist, sich und seiner ilie einen anständigen Unterhalt zu schaffen namentlich immer weniger an den geistigen i Theil nehmen kann, zu denen er doch seiner Bildung befähigt und berechtigt ist, !n fich mehr und mehr daraus beschränken i, dir Existenz zu fristen und wemgstenS äußer- i de» Anstand zur Schau zu tragen, den man i munal vom „Proletarier im Frack" verlangt, sbnß der jüngere Beamte e» nicht wagen kann, «eigenen Heerd z« gründe« und folglich auf - Kneipe angewiesen bleibt, daß bei allen diesen IlUelstLnden die Frische und Freudigkeit in der ImMung de- Berufe- verloren gehen muß, eine- Idmlsr-, der. wie kein anderer, jeden Tag aufs Inae den vollen Einsatz ungebrochenster geistiger I Atzum kraft erfordert. Die- Klagelied ist in den I letzte» Jahren so oft gesungen worden, daß eS »m nachgerade Jedermann anSwendig weiß. Wir »ülen un« an den vorliegenden Fall halten. Ke» daraus, daß dxr Rath schon nach Ber- M dou drei Jahren dre Gehalte der Gymnasial- An wieder erhöhen will, eben daran- können «Stadtverordnete» sehe«, wie ungenügend die «Mige Lnsbksserung war, und wie unrecht sie thate», bei ihrer zweite« Ablehnung den «h »» eine Vorlage »,t niedrigeren Sätzen zu Ache». Der Rath hatte eine» ganz richtigen MH die Stadtverordnete» selbst sind die Ber- daß damal« bl»S et» Palliativ, aber >>«ch dt» Setzer» vH oeq-gnt. Bekanntmachung. Die WasserlcitungSarbeiten nebst Lieferung der hierzu erforderlichen Materialien für die neuen der Real- und UI. Bezirksschule nebst gemeinschaftlicher Turnhalle sollen in Submission werden. Diejenigen, welche sich hierbei bctheiligcn wollen, werden aufgesordert, die betref- l Anschlagssormulare und Bedingungen gegen Zahlung der Copialiengebühren in dem Büreau ! Vidtwafscrkunst (Rathhaus 2 Treppen) m Empfang zu nehmen und mit ihren Preisen und '»terschrift versehen bi- 24. März d. I. Abend- « Uhr und mit der Aufschrift „Real- und Bezirksschule" versehen, im vorgenannten Bureau De- Rath- Baudeputation. keine Abhülse geschafft wurde; die ganze Erhöhung war ein Tropfen aus einen heißen Stein. Da mals trug die Stadt in Wahrheit nicht- als eine alte Schuld ab, etwa- Positive- gewährte sic gar nicht. Während der Staat seine Gehalte un unterbrochen aufgebesiert hatte, war m Leipzig seit Jahrzehnten nicht- geschehen; Leipzig hatte damals die schlcchtestenGehaltedeS ganzen Lande-. Durch die 1870 bewilligte Erhöhung erreichten sie wenigsten- eine Art Mittelstellung. Nun ging aber die Regierung im vorigen Jabre «it «mer allgemeinen Aufbesserung sämmtlicycr Staatsbeamten vor, und die Erhöhungen wurden in allen Fällen vom 1. Januar 1872 an nach gezahlt. Die Folge davon ist, daß Leipzig äugen- blicklich (mit Ausnahme von DreSdcn, unter dessen Gemeindevertretung allerdings ein ähnlicher Zwist zu herrschen scheint, wie unter der hiesigen) zum zweiten Male die schlechtesten Gehalte des ganzen Lande« hat. Man sieht also, die Leipziger Gymnasien hinken fortwährend hinter den LanbeSschulen her. Dazu kommt uun aber noch Folgendes. Im vorigen Jahre petirten die Lehrer der Staats gymnasien beim Ministerium, daß sie mit den übrigen Staatsbeamten völlig gleichgestellt wür den und namentlich da- StaatspensionS- gesetz auch aus sie ausgedehnt würde. Die Leip ziger Gymnasien schlossen sich, evens» wie die Kreuzschule in Dresden, von dieser Petition aus drücklich auS, weil sie in Leipzig und Dresden zwar keine Pensionsberechtigung besaßen, aber doch die cmeritirten Lehrer jederzeit vom Rathe so reichlich pensionirt worden waren, wie die» der Staat nie tbut. Die Regierung ging bereitwillig auf die Petition ein, uud die Leipziger und Dresd ner Gymnasien wurden nun wider Willen dem Pension« gesctzc gleichfalls mit unterstellt. Wer sich bisher an einem Leipziger Gymnasium an stellen ließ, der sagte sich zum Tröste: „Du wirst zwar in Leipzig schlecht besoldet, aber vcrmuthlich einmal gut pensionirt." DaS ist nun mit einem Schlage in Wegfall gekommen, und die Leipziger Gymnasiallehrer sind mit doppelten Ruthen ge peitscht: den schlechten Gehalt beziehen sie von der Stadt und die schlechte Pension vom Staate, und die Beiträge zur PensionS- caffe, die sie früher nicht zu bezahlen brauchten, bezahlen fie jetzt. Der Rath scheint zwar, da ihm durch die Uebcrtragung der Pensionen auf die Schultern deS Staate- eine enorme Erleich, teruna seine- Budget- zu Theil geworden ist, die edle Absicht zu haben, in Zukunst zu den Staat-- Pensionen ferner Lehrer etwa- zuzuschießen und die gesetzliche Summe in nobler Weise abzurunden, aber verpflrchtet ist er durch gar nicht- dazu, die Stadtverordnete» haben für jeden einzelnen Fall da- Bestätigung-recht, und wa- da- sagen will, weiß jeder. Aber noch ein Punct verdient berücksichtigt zu werde». Bi« ganz vor Kurzem durste jeder Leipziger Lehrer ferne Kinder m eine städtische Schule schicken, in welche er wollte: sie genossen dort freien Unterricht. Da- war cm alter Brauch, der in vielen Städten exiflirt, auch in Leipzig seit alte» Zeiten hergebracht war, und der ja auch so sehr natürlich ist: denen» eleri- e»o non ctedmnt. Ein Lehrer wird sich doch r Nmflmgr 10804. vierteljährlich 1 Thlr. 7'/, R-r« incl. Bringcrlohn 1 Thlr. 10 -kg» Jede einzelne Nummer 2'/, Ng» Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbcsvrderung 10 Thlr. mit Postdeförderung 14 Thlr. Inserate -gespaltenevourgoiSzeile l'/.Ngr. Größere «christen laut unserem Prrisverzeichniß. Reklame« «ater d. Letzartloiapttch di« Spaltzeile 2 Ngr. 1873. nicht von seinem Collegen dafür bezahlen lasten, daß besten Junge mit in seiner Elaste sitzt. Auch diesen alten Brauch haben die Stadtverordneten ürzlich durch einen ihrer liebenswürdigen Be- chlüste Über den Haufen geworfen. In Zukunft ollen LehrerSkinder zwar an den Volksschulen, aber nicht mehr an höheren Bildungsanstalten (Gymnasium, Realschule, höherer Knaben- und Mädchenschule) freien Unterricht genießen — übrige»- wieder eine schlagende Illustration da für. mit melcher neidischen Geflissenheit unsere Stadtverordneten jede- Streben nach einer höhere» Bildung zu erschweren suchen. So stehen die Dinge in diesem Augenblicke, wo die RathSvorlage wegen Einführung de- vreußischcn Normaletats beim Schulaus- schuste der Stadtverordneten liegt. Mit diesem Normaletat bat eS folgende Bewandtniß. DaS preußische Abgeordnetenhaus stellte im vorigen Frühjahr an seine Regierung den Antrag, die Lage der Gymnasiallehrer in durchgreifender Weise zu verbessern. Wohlgcmerkt: die Abgeordneten beantragten die Verbesserung, nicht die Regierung; da- wäre also etwa so. als wenn in Leipzig einmal die Stadtverordneten beim Rathe eine Gehaltserhöhung beantragen wollten — na türlich ein ganz undenkbarer Fall. In Preußen ist die Gymnasialbildung außerordentlich angesehen und viel tiefer in Fleisch und Blut des Volke- eingedrungen, als in Mittel- und Süddcutschland. Was wir hier jetzt noch durch die sogenannten „Freiwilligcnprcffen" zu erreichen suchen, das er wirbt man sich in Preußen auf dem Gymnasium. Tausende von jungen Kauflcuten haben dort daS Gymnasium und nicht die Realschule besucht und sind Überaus tüchtige Kauflcute geworden. Die Grenzbolen" wiesen ja auch vor einiger Zeit einmal statistisch nach, daß Sachsen anstatt seiner 12 Gymnasien mindestens 16 oder 17 besitzen müsse, wenn eS in diesem Punkte mit Preußen ich messen wolle. Diese Werthschätzung der Gymna- ialbildung macht e- sehr natürlich, daß ein An- rag, wie der oben genannte, au» der Mitte der Volksvertretung hervorgehen konnte. Dig StaatSregierung ging ohne Weitere» auf den Antrag ein und legte im Juni vorigen Jahres den vielbesprochenen Normaletat vor, nach welchem die Gymnasiallehrer größerer Städte bis auf Weiteres einen DurchschnittSgeha.lt von 1100, die kleinerer Städte von 1050 Thaler beziehen sollten. Denjenigen Ge meinden. welche entweder nicht die Mittel oder nicht den guten Willen hätten, diesem Etat sich anzuschließen, sollte aus Staatsmitteln da« Feh lende zugeschosten werden, wogegen sich die Re gierung vorbehielt, an den Schulen, wo sich die- nöthig mache, in Zukunst die Rector- und die erste Lehrerstelle zu besetzen. Dieser Normaletat ist in einzelnen Städten durch Rück- datirung bereits vom 1. Jan. 1872, in anderen wenigstens vom 1. Jan. 1873 ab in Kraft ge treten, und er ist cs denn aucb, der j, tzt in Leipzig eingeführt werden soll. Anstatt de» bisherigen DurchschnittSgehalteS von 900 Thaler, der übri gen- dloS auf dem Papiere steht und in praxi nicht einmal ganz durchgesührt ist, soll der Durch- schnittSgehalt der kleineren preußischen Städte, 1050 Thaler, bewilligt werden. Dagegen sollen dre Accidentien, welche die Gymnasiallehrer bisher an Aufnahme- und Examengcbühreu bezogen, und die etwa 20—30 Thaler jährlich für den einzel nen Lehrer betrugen, in Zukunft der Stadtcaffe überwiesen werden. ES fragt sich nun, wa- dre Stadtverordneten über diese Vorlage beschließen werden. Drei Fälle sind denkbar. Entweder: die Stadtverord neten erklären sich mit der Ueberwcisung der Accidentien an die Stadtcaffe einverstanden, tehncn aber den Normaletat ab — man lache ja nicht! wir halten diesen Fall alle- Ernste- für denkbar — oder: sie lehnen den Normalctat ab und lasten den Lehrern ihre Accidentien, d. h. c- bleibt Alles beim Alten; oder endlich drittens: sie führen die Accidentien der Stadtcaffe zu und bewilligen den Normalctat, d. h. die Vorlage de- Rath- wird angenommen. Wenn in unser« Stadtverordneten ein Funke von dem Geiste lebte, der da- preußische Abgeordnetenhaus beseelt, dann gäbe e- freilich noch einen vierten Fall, und daS wäre der: man forderte den Rath auf, den Lehrern die paar Thaler Accidentien zu lasten und bewilligte rund und nett den Normaletat. Nach unserer unmaßgeblichen Ansicht enthält tio dritte Möglichkeit dasjenige, wa- dce Gemeinde- Vertretung allermindestens bewillige« sollte. Man überlege nur: ES handelt sich um den Etat der kleineren preußischen Städte! Leipzig soll sich nur bi- zu der Höhe auffchwingen, daß e- mit der kleinsten preußischen Provinzialstadt, die ein Gymnasium besitzt, auf gleicher Stufe steht. Heber kurz oder lang wird und muß die säck fisch« Regierung sich diese« Etat anschlreßcn; wenn also die RathSvorlage jetzt abaelchnt würde, dann könnte e- sehr leicht dahin kommen, daß Leipzig zum dritten Male den traurigen Vorzug hätte, die billigstcn Gymnasiallehrer de- ganzen Lande- zu haben, und noch etwa- Andere- könnte sich ereignen, nämlich daS: daß da- Ministerium dann der Stadt Leipzig da- freundliche Anerbieten machte, ihr behufs Einführung de- Normaletat- mit einem Zuschuß unter die Arme zu greisen und sich dafür ganz beiläufig die Besetzung der Rector- und ersten Lehrerstelle a«S- bäte. Uebrigcns aber hält man in Preußen den vielgepriesenen Normaletat gegenwärtig schon wieder für einen überwundenen Standpunkt. Bereit- geht man in einzelnen Fällen mit Woh- nungSzulagen vor; statt der 80,000 Thlr. jähr licher Zuschüsse, die die preußische Regierung zur allseitigen Durchführung de» Normalctat- gefordert hatte, bewilligte die Budgetcommission auS freien Stücken da- Vierfache: 320,000 Thaler (vgl. die Sitzung vom 26. Fror) d. I ) und in der Sitzung vom 6. März sagic der Minister de- Innern wörtlich Folgende«: „Bon Jahr zu Jahr haben wir uns überzeugen müssen, daß alle-, waS wir für Beamte, f'r Lehrer, sür sonstige Bedürfnisse de- Staatc- thun, wirklich vor der Hand nur An fänge sind, und daß, um befriedigendeZu- stänoe hcrbeizuführen, noch ganz andere Summen dazu gehören werden, als diejenigen, die mit Zu stimmung dcS Landtage- in ver diesmaligen Session bewilligt worden sind." ES hilft also alles nichts: Leipzig wird sich doch am Ende mit dem fatalen Gedanken vertraut machen müssen, auch für die Zwecke der höheren Bildung etwa- zu opfern; eS geht wirklich nicht länger so fort, wie bisher. Leider acht daS Gerücht, daß der Schulau-schuß Lvar WillcnS sei, abermals die Gehalte der Gym- nasiallehrer etwas zu erhöhen, aber wieder zu derselben Manipulation seine Zuflucht zu nehmen, wie vor drei Jahren: den Rath um eine Vor lage mit niedrigeren Ansätzen zu ersuchen! Bon anderer Seite verlautet, daß die Stadt- vcrordneten den Normaletat zwar bewilligcn wollen, aber erst dann, wenn die in Leipzig be absichtigte Steucrreorganisation durä- gcsührt sein werde! Auf diese- lctztere Gcrücit legen wir nicht den geringsten Werth. Denn wenn die Stadtverordneten eine RathSvorlage ablehncn, so sprechen sie das offen auS; Blödig keit ist eben ihr Fehler nicht. Daß sie der Ab lehnung eine so ungeschickte und lächerliche MaSte aussctzen sollten, wie diese Vertröstung auf d-m Steucrreorganisation eine wäre, da- trauen wir ihnen nicht zu. Sollte sich aber daS erstere Gerücht bewahrheiten, so wollen wir zum Schluß nur noch mit einem Worte auf die unau-bleib- lichen Conscquenzcn aufmerksam machen, die die- haben würde. Sächsische Gymnasiallehrer mußten früher, wenn sie außerhalb Sachsen- ««gestellt sein wollten, sich nochmals der dort landesüblichen Staat-Prüfung unterziehen. Diese veraltete Beschränkung ist vor einigen Jahren in Wegfall gekommen: die Gym nasiallehrer haben ihre Freizügigkeit durch ganz Deutschland. Natürlich muß diese Maß regel vor Allem Preußen zu Gute kommen. Preußen ist namentlich seit 1870 genöthiat, tüch tige Kräfte auS nichtprcußischen Landen heranzu- ziehen und wendet sich dabei vor Allem nach Sachsen. Ersten- stimmen die sächsischen Gym- nasialverhältnisse mit den preußischen weit mehr überein, als z. B. die süddeutschen, und sodann ist die Universität Leipzig augenblicklich wegen der außerordentlich glänzenden Besetzung der hiesigen Professuren der Hauptsitz sür philologische Studien in gauz Deutschland, und folglich dre Haupt- bezugSquelle für junge Gymnasiallehrer. Der Fall, daß hiesige Gymnasiallehrer in den letzten Jahren gerade nach Preußen berufen worden wären, ist zwar nicht vorgekommcn, aber weg gegangen ist doch gar manche tüchtige Krait, und der Rath hat nicht die Mittel gehabt, sie zu halten. Erst letzte Michaeli- noch haben zwei Lehrer der Nicvlaischule Valet gesagt: der eine war nach dem Elsaß, der andere nach der Schweiz gerufen worden. Für die Weggegangericn aber einen Ersatz zu schaffen, ist keine Kleinigkeit. Der jetzige Conrector der Thomasschule ist nur zu haben gewesen, nachdem mehrere Andere die Berufung nach Leipzig abaelchnt hatten, und nachdem der Gehalt der Stelle exceptionell von 1250 aus 150» Thlr. erhöht worden war! Haben da- die Stadtverordneten schon wieder vergessen? Mit welchen Schwierigkeiten es vollend« verknüpft ist, jüngere Lehrer für unsere Gymnasien zu gewinnen, wie viele junge Philologen, die in Sachsen geboren sind und hier da« Gymnasium und die Universität absolvirr haben, nach Beendigung ibrer Studien Sachsen den Rücken kehren und in preußische Dienste gehen, davon scheinen die Stadtverordneten gar keine Ahnung zu haben. ES ist eine bi- zum Ueberdruß wrederholte Behauptung, daß jebcr Lehrer gern nach Leipzig komme und sich hie» .
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